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Der prominenteste iranische Blogger verhaftet

 

Hossein Derakhshan, genannt Hoder, ist in Teheran verhaftet worden. Man wirft ihm nach einem Bericht der Londoner Times vor, er habe „für Israel“ spioniert. Was das heißt, weiß man: Hochverrat.

Hossein ist ein Freund, mit dem ich mich in den letzten Jahren zwar oft gestritten habe. Er war nach meiner Meinung politisch auf Abwegen. In den letzten Jahren hat er immer mehr die Position des Regimes verteidigt.

Gerade darum kommt die Nachricht von seiner Verhaftung als ein niederschmetternder Schock. Nach Auskunft einer regimenahen Website soll Hossein „zugegeben“ haben, für Israel spioniert zu haben.

Das läßt nur einen Schluß zu: Er ist gefoltert worden. Oder man erpreßt ihn, wie schon andere Unangepaßte in den letzten Jahren, über seine Familie.

2005 habe ich ihn in der ZEIT vorgestellt. Hossein hat das Bloggen im Iran populär gemacht. Er hat das Land verlassen müssen und einige Jahre in Kanada gelebt. Dann war er als globaler Netz-Nomade unterwegs, lebte eine Weile in London und ging vor einigen Wochen in den Iran zurück. Er schrieb in seinem Blog, er sei glücklich, wieder in seiner Heimat zu leben. 

Hossein Derakhshan letztes Jahr in Berlin  Foto: J.Lau

Nun haben ihn die Machthaber verhaften lassen, wie schon so viele kritische Intellektuelle. 

Die grausame Ironie: In den letzten Jahren hatte sich Hossein immer mehr zu einem Verteidiger des Regimes gegen andere kritische Dissidenten und (in seiner Sicht) masslose Angriffe von außen entwickelt.

Es hat ihm nichts genützt. Die Machthaber interessieren sich scheinbar nicht für solche feinen Unterschiede. Sie verhaften alle, die nicht zu kontrollieren und einzuschüchtern sind. 

Und Hossein hat etwas getan, das als die größte Frechheit von allen gilt. 2006 fuhr er für einige Zeit nach Israel, als selbst ernannter Botschafter der Verständigung zwischen den beiden Ländern.

Er wollte den Israelis zeigen, dass nicht alle Iraner (in Wahrheit die wenigsten) von Judenhass getrieben sind. Und er schrieb in seinem iranischen Blog seine Eindrücke aus Israel auf, einem widersprüchlichen, aber alles in allem liebenswerten Land. (Ein Bericht der Jerusalem Post hier.)

Wer das tut, kann offenbar nicht vom Regime kontrolliert werden. Er hatte damit die rote Linie überschritten. Und so haben Hosseins sehr israelkritischen Kommentare aus der letzten Zeit offenbar nichts mehr zu seinem Schutz im Iran beigetragen. Und selbst die Verteidigung des iranischen Rechts auf Atomwaffen (das ja noch nicht einmal das Regime selbst offiziell für sich in Anspruch nimmt) hat ihm keine mildernden Umstände gebracht. 

Auch hat es ihm nichts genutzt, andere Intellektuelle, wie etwa Ramin Jahanbegloo (als der ebenfalls verhaftet worden war unter vorgeschobenen Spionage-Vorwürfen) anzugreifen. Hossein hatte über Ramin gesagt, dessen offenbar erpreßtes Geständnis (er habe für ausländische Kräfte gearbeitet und eine „samtene Revolution“ geplant) müsse man für bare Münze nehmen. Ich habe mich über diese Deutung mit ihm zerstritten. 

Nun ist er selbst in die Mühle gekommen und hat „gestanden“. 

Es ist menschenverachtend und unerträglich, wie der Iran seine besten, freiesten Köpfe zerstört.

Die Bundesregierung und die Europäische Union müssen gegen diesen Terror protestieren.

Keine Gespräche mit Iran, ohne dass dieser Vorgang auf den Tisch kommt.

(Gobal Voices)

(Dank an y.p.)