David Grossman, der große israelische Autor, hat der taz ein Interview gegeben, in dem bemerkenswerte Sätze stehen. Grossman hat einen Sohn bei der israelischen Offensive im Südlibanon 2006 verloren – in einem Krieg also, den er selbst abgelehnt hatte. Sein neuer Roman handelt von einem solchen Verlust.
Aber mich interessiert hier vor allem, wie er die israelische Wahrnehmung des Iran beschreibt.
Etwas wird bald passieren, wenn man die Nachricht dazu nimmt, die ich weiter unter referiere.
Grossman:
Würden Sie zustimmen, dass die Auffassung, Israel sei existenziell bedroht, eher eine rechte ist?
Ich würde zustimmen, dass die Rechte paranoider ist, aber auch in der Linken gibt es längst nicht mehr die Sicherheit, dass Israel existieren wird. Von außen macht Israel den Eindruck, stark zu sein, militant, aggressiv, eine Supermacht. Wer hier lebt, weiß, wie sehr das israelische Lebensgefühl von Verletzbarkeit und Zerbrechlichkeit geprägt ist und von der Bedrohung, in 20 Jahren vielleicht nicht mehr zu existieren. Die Angst, nicht mehr zu sein, ist ein Grundpfeiler der israelischen Erfahrung. Die Angst, dass eine große Katastrophe bevorsteht. Es gibt kein anderes Land auf der Welt, das vom Iran bedroht wird, ausgelöscht zu werden. Gegen uns wurde das Todesurteil verhängt. Und mehr als das: Es gibt kein anderes Land auf der Welt, dem, wenn es einen Fehler macht oder es ein Verbrechen begeht, wie es Israel von Zeit zu Zeit tut, das Existenzrecht abgesprochen wird. Nach der irakischen Invasion in Kuwait, als Saddam Hussein auszog, um Tausende Kurden zu morden, hat niemand gesagt, dass der Irak kein Existenzrecht hat. Nur über Israel wird das gesagt, und das ist unerträglich.
Unterdessen berichtet die New York Times, dass Iran nach Berichten amerikanischer Geheimdienste, die dem Weißen Haus vorliegen, die so genannte „breakout capability“ erreicht habe – also eine solche Menge an Uran angereichert habe, dass es in Kürze eine Bombe bauen könnte.
Zwar sei Iran noch nicht den letzten Schritt gegangen, aber das Land könne womöglich wesentlich früher so weit sein als bisher angenommen – in weniger als vier bis fünf Jahren, die man bisher veranschlagt hatte.
Iran soll große Fortschritte bei der Anreicherung gemacht haben.
Es gibt einen Wettstreit der Deutungen zwischen Israelis und Amerikanern. Israel glaubt nicht an die diplomatische Initiative Obamas.
Bald wird sich zeigen, was sie wert ist. Ende diesen Monats läuft das Ultimatum des amerikanischen Präsidenten aus, der Iran seine „ausgestreckte Hand“ zu Gesprächen gereicht hatte:
Israeli officials say privately that the Obama administration is deluding itself in thinking that diplomacy will persuade Iran to give up its nuclear program. The Obama administration says it believes that Iran is on the defensive — fearful of more crippling sanctions and beset by internal turmoil. But even inside the White House, some officials think Mr. Obama’s diplomatic effort will prove fruitless.
Some administration officials insist Israel is throwing out worst-case possibilities to “shorten the timeline” to an Iranian bomb as a way to put pressure on the Obama administration. But some administration officials acknowledge that Israel’s impatience and hints of military action are useful because they might push Iran into negotiations, with real deadlines.