Der Rheinische Merkur berichtet über die Forschungen des amerikanischen Historikers Jeffrey Herf zur NS-Propaganda in der arabischen Welt:
In bestem Arabisch produzierte ein Kurzwellensender in Berlin eigens für Nordafrika und den Nahen Osten zugeschnittene Programme mit Musik, Nachrichten und Kommentaren.
Und das die gesamte Kriegszeit über. Zwischen Herbst 1939 und März 1945 entstanden so 6000 Stunden an Hörfunkmaterial. Der vom Leiter des Orientreferats, Kurt Münzel, geführte Stab in der Propagandaabteilung des Reichsaußenministeriums war nach dem für die Ostfront zuständigen der mitarbeiterstärkste. (…)
Lange galten die Tonbandaufzeichnungen der Sendungen als verschollen. Dass Berlin Propaganda in den arabischen Raum sendete, war bekannt. Doch was genau ausgestrahlt wurde, konnte nur erahnt werden. (…)
Aus den von Herf zitierten Dokumenten lassen sich immer wieder Grundmotive herauslesen: ein unbändiger Judenhass, der Appell an die Größe des Islam und der arabischen Nation und das Abschütteln des britischen Jochs. (…) In der massiven und mit hohem technischen Aufwand betriebenen Propaganda liest sich aber zugleich die Überzeugung der Nazis, ideologisch eine Brücke zum Islam schlagen zu können – eine Verzahnung von Nationalsozialismus und radikalem Islamismus.
„Ordnung“ und „Stärke“ seien jene zwei Grundprinzipien, auf denen das neue Deutsche Reich fuße. Und, so der Kommentar des Rundfunksprechers an seine arabischen Zuhörer, sei dies nicht auch von alters her dem Islam immanent? Dreh- und Angelpunkt war die in den Sendungen massiv geschürte Agitation gegen die „jüdische Weltverschwörung“. Sich gegen die Juden zu erheben sei die heilige Pflicht eines jeden Muslims. Juden hätten nicht nur Schandtaten jeglicher Art zu verantworten, sondern erst recht das Niederhalten der arabischen Nation. Briten und Amerikaner seien nichts anderes als willfährige Büttel in deren Händen. Das Übel mit der Wurzel auszurotten müsse daher mit gleichem Eifer durchgeführt werden wie in Europa.