Der Historiker Götz Aly, einer der führenden deutschen Spezialisten für die NS-Zeit, der sich derzeit in Israel aufhält, schreibt eine Kolumne in der Berliner Zeitung. Ich halte Alys Schärfe trotz der hier dokumentierten Gegengewalt der Aktivisten auf dem Schiff für voll gerechtfertigt:
„Das Massaker, das himmelhoch überlegene israelische Elitesoldaten gestern an wehrlosen Zivilisten angerichtet haben, ist ein feiges Verbrechen, das kein Recht, kein Kriegsvölkerrecht deckt. Bei aller Liebe zu Israel und seinen Bürgern halte ich die Formel „Unverhältnismäßigkeit der Mittel“ für deutlich zu schwach. Das israelische Oberkommando behauptete gestern, die Friedensaktivisten seien mit ein paar Beilen und Messern bewaffnet gewesen. Lächerlich. Eine faule Ausrede. Mögen die Aktivisten tatsächlich diese ‚Waffen‘ gehabt und sogar geschwungen haben, sie bedeuten nichts für Spezialeinheiten, die sich monatelang auf solche Einsätze vorbereiten, mit den modernsten Kampfmitteln ausgerüstet und darauf trainiert sind, zum Beispiel israelische Gefangene unverletzt zu befreien. Verantwortlich ist nicht eine wildgewordene Soldateska, sondern allein die israelische Regierung. Sie hatte tagelang Zeit, eine solche Kommandoaktion angemessen vorzubereiten. Ihr Verhalten spiegelt die Ratlosigkeit eines in sich blockierten Landes und die hinter Hyperaktivismus und starken Sprüchen schlecht verborgene Konzeptionslosigkeit des Kabinetts Netanjahu.“
‹ Alle Einträge