Götz Aly korrigiert seine Einschätzung vom letzten Montag über die Aktion der israelischen Armee auf der Mavi Marmara. Von einem Massaker spricht er in seiner neuen Kolumne heute in der Berliner Zeitung nicht mehr. Er habe sich „im Informationsnebel erregt“:
„Fest steht inzwischen, dass auf dem Schiff ‚Marvi Marmara‘ von den Gaza-Aktivisten massive, geplante und gewollte Gewalt ausging. Umgekehrt hatten die israelischen Verantwortlichen eine Spezialeinheit zur Terroristenbekämpfung als Polizeitruppe eingesetzt. Ihre unangemessene Wahl von Taktik und Mitteln führte zu einem bestürzenden Ergebnis – die Soldaten gerieten in Panik und erschossen neun Menschen. Das bestätigt eine Äußerung aus der israelischen Polizeiführung, die sinngemäß lautet: Uns wäre das nicht passiert, weil wir wissen, wie man gewalttätiger Demonstranten mit angemessenen Methoden Herr wird.“
Aly kritisert, dass die linken Bundestagsabgeordneten sich mit Islamisten eingelassen haben: „Es ist befremdlich, dass die Bundestagsabgeordneten Annette Groth und Inge Höger von der Linken sich mit solchen Leuten gemein machten und anschließend von ihrer Parteivorsitzenden Gesine Lötzsch mit Blumensträußen empfangen wurden. Die Vereine, die den Schiffskonvoi organisierten, als harmlose NGOs, als gewissermaßen gemeinnützige Menschenrechtgruppen zu verkaufen, erscheint leichtfertig. Die türkische IHH zeigt deutliche Nähe zur Hamas und zu keineswegs gewaltfreien islamistischen Aktivitäten. Frau Groth hat nichts gesehen, weil sie auf dem „Frauendeck“ eingeschlossen war. Die Tatsache, dass es auf dem Schiff des Friedensvölkchens getrennte Frauen- und Männerdecks gab, hat sie nicht irritiert.
„Die israelische Regierung hat sich keines ‚Massakers‘ schuldig gemacht. (…) Wohl aber verantwortet die Regierung eine verhängnisvolle Fehlplanung und schwere politische Fehler. Unter normalen Bedingungen müsste sie zurücktreten.“
Ich sehe das heute genauso.
Und damit ist ja noch nicht einmal der Kern der Debatte berührt, der uns in den kommenden Wochen beschäftigen sollte: Sinn, Zweck und Legitimität der Blockade von Gaza, deren Konsequenz die fatale Maramara-Aktion letztlich war.