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Ägyptens reichster Mann und die Revolution

 

Den kennst du doch, den hast du doch schon mal gesehen, dachte ich in den letzten Tagen immer wieder, als der Name Sawiris fiel. Ein bisschen kramen in alten Fotoarchiven, und da ist er. Naguib Sawiris, einer der reichsten Männer Ägyptens, 3 Mrd. € Jahresumsatz, Orascom Telecom, überall in der arabischen und afrikanischen Welt aktiv, 120 Mio Kunden. Als wir ihn im Juni 2009 trafen, redete er von der Erstarrung des Mubarak-Systems und der Korruption. Einn ziemlich lässiger Typ, der reichste Mann Afrikas (12 Mrd geschätztes Privatvermögen). Heute ist er Teil des „Rates der Weisen“, der den Übergang begleiten will. Der Kopte will Mubarak weg haben, aber nicht gleich. Er scheint auf Suleiman zu setzen. Er war vor einigen Tagen demonstrativ auf dem Tahrir-Platz. Kein Wunder: Die Facebook- und Twitter-Generation ist seine Klientel.

Er steht hier in der Mitte des Bildes, mit Glas in der Hand. Ihm zur Linken der dicke Herr ist der deutsche Botschafter Bernd Erbel, heute Teheran. Vorne sitzt der deutsche Finanzminister, damals Inneminister. Schäuble war nach Ägypten geflogen, um sich für seine Islamkonferenz über die Religionen in Ägypten zu informieren. Wir trafen auch den Scheich Al-Azhar und den Mufti, ich habe das hier beschrieben. Und Schäuble hatte einen Termin mit Omar Suleiman, den man damals schon für einen möglichen Nachfolger Mubaraks hielt (natürlich ohne Beteiligung der Presse). Ja, man setzte auf Suleiman, falls sich nicht der Sohn durchsetzen würde – eine Vorstellung, die den Unternehmer Sawiris auf die Palme brachte: Ägypten ist nicht wie Syrien oder Libyen, sagte er voller Stolz.

Und mindestens damit scheint er vorerst Recht zu behalten.

Foto: JL