Der deutsche Prediger Pierre Vogel möchte am Samstag in Frankfurt für Osama bin Laden beten. Das Thema wird sein: „Osama bin Laden wurde hingerichtet. War das wirklich Gerechtigkeit?“ Man muss sich die Einladung zu Gemüte führen. Es findet offenbar in der Salafistenszene eine scharfe Radikalisierung statt unter dem Eindruck der Tötung bin Ladens. Und Pierre Vogel möchte davon profitieren. Er gibt dem Affen Zucker.
Es gehe nicht um eine Verteidigung des 11. Septembers, sagt er eingangs, denn solche Taten seien „unislamisch“. (So wie auch die Tötung von „Zivilisten in Afghanistan“ durch Amerikaner vor Gericht gehöre, was ja nun auch geschehe.)
Bin Laden hätte die Chance verdient gehabt, zu den „Vorwürfen“, die ihm gemacht werden, Stellung zu nehmen. „Im Zweifel für den Angeklagten“, fordert Vogel: Das bedeutet hier, man müsse darüber reden, „welche Beweise es gebe, dass Osama bin Laden hinter dem 11. September stecke“.
In anderen Worten: Vogel nährt die Verschwörungstheorien über die ungeklärte Urheberschaft des Anschlags. Seine Distanzierung und Verurteilung der Anschläge hat er damit selbst als bloßes Lippenbekenntnis entlarvt.
Die Tötung bin Ladens, so viel steht offenbar schon fest, sei eine ganz grobe Ungerechtigkeit. Je größer die Ungerechtigkeit, desto eher die Revolution, sagt Vogel, dabei kurioser Weise Friedrich Engels zitierend.
Bin Laden habe doch „nur einen Terroranschlag gutgeheißen“ (und das Band mit seinem Bekenntnis war aber auffällig zusammengeschnitten) – also wie könne man diesen Menschen als schuldig betrachten?
Ihn mitten in der Nacht mit seiner Frau zu erschießen! Und Barak Obama und die anderen Mitglieder der Sicherheitsteams schauen sich das auch noch an – „pervers wie sie sind“ (Vogel). Dann geht es in dem zunehmend wirre Vortrag um die „2000 Vergewaltigungen pro Tag“ in Amerika – und „diese Leute nehmen sich heraus, den Weltpolizisten zu spielen“. In ihm hingegen „brenne die Wahrheit“, so Vogel, und die müsse raus. Dazu dient das Frankfurter Happening. Die Amerikaner, sagt er, hingegen haben die Neigung, solche Leute, in denen die Wahrheit brennt, zu eliminieren:
„Diese Leute (bin Laden und seine Entourage, JL) sind als Muslime gestorben, und sie haben verdient, dass man für sie betet.“
Das Band ist ein erstaunliches Dokument: Wenn Pierre Vogel den Sicherheitsbehörden Gründe liefern wollte, seinen Auftritt zu verbieten, dann war diese Ankündigung ein voller Erfolg.