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Bin Laden, die Burka und die Pornos

 

Dass Osama bin Laden nach amerikanischen Berichten „große Mengen“ pornographischen Materials in seinem Schlafzimmer gehabt haben soll, kann niemanden überraschen, der die Geschlechterkämpfe in der arabischen Welt in den letzten Jahren mitverfolgt hat. Natürlich ist die Bigotterie augenfällig: der große Kulturkämpfer gegen den dekadenten Westen offenbar ein heimlicher Handwerker vor dem Herrn. Wundern würde es einen ja nicht mal mehr, wenn es amerikanische Pornos waren. Der Terrorpate, munter fiddelnd zu Pamela Anderson, während die Gerechtigkeit in Form der Navy Seals anklopft – das ist ja noch besser als die Dschihadi-Deppen aus „Four Lions“. Was wohl seine drei Frauen dazu sagen?

(Und selbst wenn er nicht selber der Konsument war, ist die Sache interessant: Sein Sohn oder die anwesenden Kuriere würden wohl auch von sich in Anspruch nehmen, dem Islam verpflichtet zu sein, für den der Chef steht.)

Aber dies ist nur die erste offensichtliche Pointe der Geschichte. Die inner-islamische Rückwirkung ist womöglich viel interessanter.

Seit vielen Jahren kommen die radikalen Islamisten (nicht nur die Dschihadis unter ihnen) immer weiter voran bei ihrem Kampf gegen die Selbstbestimmung der Frau. Das sichtbarste Zeichen dafür ist der Vormarsch der Nikabs in Ägypten, der Burkas in Afghanistan. Zugleich hat es eine Flut von gewaltsamen Übergriffen junger Männer auf Frauen gegeben. Nicht einmal mit Kopftuch und Nikab sind ägyptische Frauen an vielen Orten in Kairo vor extremen Formen der sexuellen Belästigung sicher.

Eine amerikanische Reporterin, Lara Logan von CBS, entkam während der Revolution knapp einer Massenvergewaltigung.

Diejenigen, die den Nikab und die Burka propagieren, sehen darin göttlich vorgeschriebene Mittel gegen die aufwühlende Wirkung der Frau in der (Männer-)Gesellschaft. Die Frau ist der Grund für den Kontrollverlust der Männer, darum muss sie aus der Öffentlichkeit verbannt werden – und wenn sie schon in der Öffentlichkeit auftritt, total verhüllt werden. Erst langsam kommt der innerislamische Kampf gegen diesen sexistischen Totalitarismus in Gang: Es gibt Gutachten der  Al-Azhar gegen den Nikab, der keine Vorschrift des Glaubens sei, sondern nur „ein Brauch“.

Das Opfer für die Tat zu beschuldigen, ist keine islamische Besonderheit. Erst vor wenigen Jahrzehnten haben wir im Westen Abschied genommen von dem Prinzip „blaming the victim“: Vergewaltigungsopfer konnte auch in unseren Gesellschaften lange keine Gerechtigkeit erwarten, es überwog der Verdacht, die Frau habe die Gewalt herausgefordert.

Der Wunsch, Pornographie anzuschauen, ist offensichtlich nicht nur ableitbar aus der Verhüllung der Frau in der Gesellschaft. Sonst wäre Pornographie