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Mit dem Faltboot unterwegs

 

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Welcher Fluss ist der richtige? Welche Ausrüstung brauche ich? Wie kriege ich mein Boot ans Ufer? Ein paar Tipps für Abenteuerlustige
Von Hella Kemper

Vor über hundert Jahren erfand Alfred Heurich das erste faltbare Kajak, ähnlich den Modellen, die heute noch von vielen gefahren werden. Viele Kanuten wagten schon eine aufregende Fahrt. Sie paddelten auf der Donau bis zum Schwarzen Meer oder sogar einmal den Nil entlang. Roald Amundsen unternahm 1926 eine Nordpol-Expedition, Hannes Lindemann überquerte 1956 von Europa aus den Atlantik. Er ging nach 72 Tagen in Amerika an Land. Heute ist Hannes Lindemann 86 Jahre alt und sein Faltboot steht im Deutschen Museum in München.Doch das Abenteuer mit einem Faltboot kann auch ganz nah liegen. Grundsätzlich könnt Ihr Euch merken: Fließgewässer sind bequemer. Auf dem Fluss nutzen Paddler nämlich die Strömung, um voranzukommen. Auf einem See geht es ohne Strömung langsamer, darum oft auch gemütlicher zu. Der Möhnesee oder der Edersee sind gute Orte für Anfänger. Müritz oder Bodensee dagegen können wegen ihrer Größe, wegen Fallwinden oder weil sich schnell das Wetter ändert, gefährlich werden (nicht nur für Anfänger).
Rhein und Elbe sind die beiden größten Flüsse in Deutschland, auf denen gut gepaddelt werden kann. Allerdings nicht ohne Erfahrung! Und natürlich müsst Ihr die Binnenschifffahrtsordnung befolgen, also die Regeln für das Befahren von Flüssen und Seen.
Eine Rheinfahrt entlang alter Städte und sagenumwobener Orte macht Freude, ist aber sportlich anspruchsvoll. Die Elbe dagegen mäandert durch Landschaften und Städte, scheint gemächlicher zu strömen als der Rhein. Doch man sollte sich nicht täuschen lassen. Die Elbe ist ein mächtiger, breiter Fluss, der das imposante Elbsandsteingebirge durchströmt, die Städte Magdeburg und Hamburg und sich dann tosend dem Meer bei Cuxhaven öffnet.
Die Weser ist ein kleinerer, freundlich geschwungener Fluss. Sie ist für Anfänger besser geeignet und sogar im Winter zu befahren, selbst bei Minusgraden. Denn durch eine starke Strömung friert die Weser selten zu. Die Ilmenau ist noch kleiner und ein richtiger Anfängerfluss: Die Strecke von Uelzen bis zur Mündung in die Elbe auf Höhe von Geesthacht schafft man in drei Tagen. Anfänger können auch im Spreewald wunderbar auf den unzähligen Spreearmen paddeln. Im Sommer ist es dort allerdings oft sehr voll.
Auf der Oder dagegen hat man meist seine Ruhe. Es gibt selbst nahe der Stadt Frankfurt kilometerlange Abschnitte, auf denen man paddelt, ohne einen Menschen am Ufer zu sehen oder einem Schiff zu begegnen.
Auch von Stadt zu Stadt kann man paddeln: Von Berlin nach Hamburg (dauert gut zehn Tage, nur für Fortgeschrittene!), auf dem Rhein von Mannheim nach Köln oder von Köln nach Rotterdam (beides eher für Könner!).
Für jede Tour gilt: Je genauer Ihr plant, desto besser gelingt die Reise. Unbedingt mitnehmen solltet Ihr eine gute Ausrüstung und Kartenmaterial. Wer den Flussführer vor Beginn der Reise studiert, dem bleiben böse Überraschungen  erspart. Die Tagesetappen, also wie weit Ihr an einem Tag paddelt, sollten nicht zu lang sein. Strömung und Wind am besten mit einplanen und die Plätze für die Nacht sorgsam auswählen.
Wer draußen übernachten will, braucht ein gutes Zelt (besser kein Billigangebot aus dem Discounter), eine Isomatte und einen warmen Schlafsack (auch hier lieber ein paar Euro mehr ausgeben, denn eine durchgefrorene Nacht nimmt jede Freude am Paddeln). Außerdem solltet Ihr einen Campingkocher, leichtes Geschirr und Besteck und eine Taschenlampe mitnehmen. Eure Ausrüstung verpackt Ihr in wasserdichten Taschen. Auch wetterfeste und regendichte Kleidung nicht vergessen!
Dann geht es mit Eurem Gepäck und dem Faltboot zum Beispiel in den Zug. Um von Eurem Zielbahnhof ans Wasser zu gelangen, müsst Ihr vielleicht ein Taxi nehmen. Sucht Euch ein möglichst großes, damit Ihr mit den vielen Taschen hineinpasst. Am Fluss angelangt, baut Ihr Euer Boot auf, bepackt es und lasst es zu Wasser. Und nach spätestens einer Stunde paddelt Ihr schon im Rhythmus des Flusses durch die Natur.