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ZEIT Kinderheft: Winterweltreise

 

Grafik: Kai Kullen
Grafik: Kai Kullen

Wo ist der Winter zu Hause? Ganz klar: in Russland! In Israel muss man dagegen die wenigen Schneebälle in der Gefriertruhe aufheben, und in Italien bringt am Dreikönigstag die Hexe Befana Geschenke. Davon erzählen ZEIT-Korrespondenten aus der ganzen Welt bei ihrem Streifzug zur Winter- und Weihnachtszeit

Foto: HOCINE ZAOURAR/AFP/Getty Images
Foto: HOCINE ZAOURAR/AFP/Getty Images

Türkei

Das ist doch ein warmes Land, sagen viele über die Türkei. Denkste, so einfach ist es nicht. Der Winter dauert für manche Türken acht Monate, zu anderen kommt er gar nicht. Im September versank die Stadt Erzurum im bergigen Nordosten der Türkei in Schneewehen. Zur gleichen Zeit sprangen die Urlauber im südlichen Antalya ins 25 Grad warme Mittelmeer. Im Nordosten heizten sie die Kohleöfen, im Süden kippten sie Eisstücke in den Orangensaft. So ungerecht ist das Leben in der
Türkei.
Eine andere Art Ungerechtigkeit besteht darin, dass der Winter in diesem Land nicht durch Weihnachten aufgelockert wird. Denn die meisten Türken sind Muslime. Sie feiern das Zuckerfest – ihren süßesten Feiertag – zu wechselnden Zeiten im Jahr. In diesem Jahr war es im August. Die Einzigen, die Weihnachten feiern, sind die wenigen Christen in der Türkei, zum Beispiel die Istanbuler Griechen. Sie werfen an Weihnachten ein riesiges Kreuz in den Bosporus. Zu Hause gibt es danach Gebäck mit viel Zimt. Das ist das Lieblingsgewürz der Griechen.
Am besten dran sind im Istanbuler Winter eigentlich die Kinder, egal ob Muslime oder Christen. Zu verdanken ist das den vielen steilen Hügeln in Istanbul. Sobald Hagel oder Schneeflocken fallen, werden die Straßen zu Rutschbahnen. Kein Auto kommt mehr hoch. Die Kinder glitschen runter, auf Säcken, Tüten oder Schlitten – Hauptsache, es rutscht. Wenn es schneit, gibt es sofort schulfrei. Das ist dann fast wie Weihnachten.

Michael Thumann

Foto: Alexey SAZONOV/AFP/Getty Images
Foto: Alexey SAZONOV/AFP/Getty Images

Russland

Wenn der Winter eine Heimat hat, kann es eigentlich nur Russland sein. Nicht gerade die Stadt Moskau, wo es nicht sehr kalt wird. Aber in Sibirien und im hohen Norden schneit und friert es wie im Bilderbuch. Erzieher gehen noch bei minus 20 Grad mit den Kindern zum Spielen raus. Der kälteste bewohnte Ort der Welt, Werchojansk, rühmt sich gar, dass man dort die Sterne flüstern höre, wenn bei minus 60 Grad der Atem in der Luft gefriert. Umfangreiches Anziehen gehört zum russischen Winter dazu. Früher, als es noch keine westlichen Anoraks und Goretex-Stiefel gab, wurden alle Kinder in Filzbotten, mehrere Mäntel und eine Pelzmütze gesteckt, bis sie wie Pinguine umherwackelten und, einmal umgefallen, kaum mehr alleine  aufstehen konnten. Am liebsten rutschen die Kinder auf Holzschlitten, Gleitplatten aus Plastik oder einfach einem Stück Pappkarton Schneeberge hinunter. Oder sie gehen  Schlittschuh laufen: Teiche, Sportstadien und die Wege mancher Parks verwandeln sich in Eisbahnen. Abends werden die Eisflächen von bunten Glühlampen beleuchtet, und aus Lautsprechern ertönen Schlager.
Das bedeutendste Fest des Jahres ist Neujahr. Dazu kam es, weil 1918, nach einer Revolution
in Russland, das religiöse Weihnachtsfest verboten wurde. Das Neujahrsfest ähnelt dem
deutschen Weihnachten mit geschmücktem Tannenbaum und Geschenken. Den heiligen Nikolaus ersetzt »Väterchen Frost« (ebenso im roten Mantel und mit weißem Bart). Ihm steht als Helferin »Schneeflöckchen« zur Seite. Das religiöse Weihnachtsfest folgt gemäß dem alten russischen Kalender erst am 7. Januar und wird bescheiden begangen.

Von Johannes Voswinkel

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