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Dein Problem, wenn Du so schnell wächst?

 

Es wird Frühling. Die Temperaturen steigen merklich, die dicken Winterjacken bleiben zu Hause, die Winterstiefel könnt ihr wieder gegen leichtere Schuhe und Gummistiefel eintauschen. Und endlich wieder Klamotten tragen, für die es in den letzten Monaten viel zu kalt war. Doch was passiert, wenn Ihr in die geliebten Sneaker schlüpfen wollt? Zu klein, die Füße sind im Verlauf des Winters gewachsen. Und die schöne Hose vom Herbst? Hat Hochwasser. Die Pullover- und Shirtärmel? Alle viel zu kurz.

© Getty Images

Kinder wachsen, im Schulalter rund sechs Zentimeter pro Jahr. Und Eltern müssen immer wieder für Nachschub im Kleiderschrank sorgen. Auch, wenn es nicht die coolen Markenklamotten sein müssen: Chic und passend darf und soll es schon aussehen.

Doch für viele Kinder und ihre Eltern ist es nicht selbstverständlich, mal eben Einkaufen zu gehen und neue Schuhe und Bekleidung zu kaufen. Weil ihre Eltern keine Arbeit haben sind sie darauf angewiesen, Geld vom Staat zu bekommen. Geld, das meist als „Hartz IV“ bezeichnet wird. Im korrekten Amtsdeutsch handelt es sich um Arbeitslosengeld II.

Derzeit bekommen alleinstehende Erwachsene monatlich 359 Euro Arbeitslosengeld II, Kinder bis sechs Jahren 60 Prozent davon (215 Euro), Heranwachsende zwischen 7 und 13 Jahren 70 Prozent (251 Euro) und Jugendliche ab 14 Jahren 80 Prozent (287 Euro). Mit dem Geld muss die Familie auskommen. Auch, wenn im März alle Kinder gleichzeitig neue Schuhe brauchen. Nur leider haben die Schuhhersteller noch nicht bemerkt, das Kinderschuhe günstiger als Erwachsenenschuhe sein müssen, weil der Hartz IV Satz niedriger ist. Die Schuhindustrie braucht für die Produktion eines Kinderschuhs den gleichen Aufwand wie für einen Erwachsenenschuh, also kosten die Schuhe auch gleich viel.

Eine Familie aus Nordrhein-Westfalen, die seit fünf Jahren von Hartz IV lebt, hat nun vor dem Bundessozialgericht geklagt und vor Gericht darum gekämpft, für ihre drei Kinder einmalig mehr Geld zu bekommen, damit sie auch nach einem Wachstumsschub neue Sachen bekommen können.

Die Richter haben abgelehnt – das Geld muss reichen, egal wie. So wie bei einem normalen Angestellten auch, der nicht zu seinem Chef gehen kann, wenn er mehr Geld braucht, weil seine Kinder gewachsen sind.

Doch wie kann man Kindern helfen, die aus ihren Sachen herausgewachsen sind und deren Eltern nicht genug Geld für eine neue Garderobe haben? Ihr könnt helfen, aber nicht gönnerhaft von oben herab, sondern von Herzen. Sprecht mir Euren Eltern darüber, was mit Euren zu kleinen, aber noch gut erhaltenen Sachen passiert. Gibt es in der Kirchengemeinde oder der Sozialstation bei Euch eine Kleiderkammer? Habt Ihr Familien mit kleineren Kindern in Eurer Nachbarschaft, denen Ihr die abgelegten Kleiderstücke geben könnt? Viele Eltern geben die getragenen Kleidungsstücke ihrer Kinder in ein Second-Hand-Geschäft, um noch ein bisschen Geld dafür zu bekommen. Schlagt Euren Eltern doch vor, diese Kleider direkt zu spenden.

Denn im Frühling mit viel zu kleinen Schuhen Fußball zu spielen, bringt einfach keinen Spaß.

Sandra-Valeska Bruhns