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Fehlkäufe, Gebrauchtes, Kurioses und Trödel aller Art

 

Howard Grey/ Getty Images

Im Juni ist Flohmarkthochsaison. Vor allem Kindergärten, Schulen und Bürgervereine nutzen das vermeintliche gute Frühsommerwetter aus, um zur fröhlichen Nachbarschaftstauschbörse zu bitten. Eltern mit größeren Kindern trennen sich bei dieser Gelegenheit (schweren Herzens?) von Kleinkindutensilien wie Windeleimer, Hochstuhl und Fahrradsitz, um in Keller und Garage Platz für Fahrräder, Einräder, Kickroller und andere Mobile zu schaffen. Bald-Eltern durchstöbern die Stände auf der Suche nach allem, was ihnen zum perfekten Babyalltag noch fehlen könnte.
Dazu kommen unglaubliche Stapel an getragenen oder ungeliebten Klamotten, Schuhe, Schlittschuhe, Sportausrüstungen längst wieder aufgegebener Sportarten, Käfigteile und Zubehör ehemaliger Haustiere, Bücher, Spielsachen, Küchenkrempel und so weiter.

Eigentlich gibt es nichts, was sich auf einem privaten Flohmarkt nicht verkaufen lässt – es muss nur der passende Käufer vorbeikommen. Erfahrene Flohmarktgänger verfolgen zwei Pläne: Entweder sie kommen ganz früh, um sich die besten Sachen zu sichern. Oder sie kommen ganz spät, um die Reste möglichst billig zu kaufen, weil sie davon ausgehen, dass die Flohmarkthändler keine Lust mehr haben, alles wieder nach Hause zu schleppen.
Neben den privaten Flohmärkten gibt es noch große, bekannte Straßen- und Antikflohmärkte. Dazu reisen meist echte Händler an, die es sich zum Beruf gemacht haben, alte Dinge zu sammeln, aufzukaufen und auf dem Flohmarkt zu verhökern. Dabei gibt es immer wieder Sachen zu entdecken, die für Eure Eltern noch selbstverständlich waren, Euch aber wie technische Dinosaurier vorkommen müssen: Schallplatten aus Vinyl, Schreibmaschinen oder Telefone mit drehbarer Wählscheibe. Billig sind die Sachen dann nicht immer, und man muss ganz genau aufpassen, dass man nicht zu viel bezahlt. Ein bisschen orientalischer Basar steckt in jedem Flohmarkt: Ohne zu Handeln bringt weder Verkaufen noch Kaufen so richtig Spaß.
Der Name Flohmarkt stammt übrigens aus dem Mittelalter. Die Fürsten überließen oftmals getragene Kleidungsstücke dem einfachen Volk, das damit auch handelte. Bei diesen Tauschgeschäften wechselte auch der eine oder andere mitgelieferte Floh unbemerkt den Wirt. Flohmärkte gibt es auf der ganzen Welt, viele Trödelmärkte sind so berühmt, dass sie sogar im Reiseführer stehen.
Wenn Ihr Euch selbst mit einem kleinen Stand auf den Flohmarkt stellen wollt, bittet Eure Eltern um einige Dinge, die schon seit Jahren im Keller liegen und eigentlich nicht mehr gebraucht werden. Außerdem könnt Ihr Eure Zimmer nach möglichen Flohmarktartikeln durchstöbern. Aber stimmt alles, was ihr verkaufen möchtet, vorher mit Euren Eltern ab. Sonst ergeht es Euch noch wie Metteborg in der Erzählung Metteborgs Flohmarkt, der Geld für das Weihnachtsgeschenk seiner Großmutter braucht, und ohne seine Eltern zu fragen, ein paar wertvolle alte Vasen und ein Schmuckkästen verkauft.