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Gecko (Vor-)lesegeschichte: Dirk Daune

 

Gecko ist ein tolles Magazin für Kinder. Ohne nervige Werbung, dafür mit schönen Kurzgeschichten, tollen Zeichnungen und einem lustigen Piratencomic. Fast wie ein Bilderbuch, nur, dass Gecko auch ein paar Bastelideen und Mitmachseiten hat. In der neuen Weihnachtsausgabe ist eine zauberhafte Geschichte über die Ente Dirk Daune – in Reimform. Und diese Geschichte dürft Ihr bei jetzt bei der KinderZEIT online lesen! Viel Spaß!

Dirk Daune

Kaum geschlüpft aus seinem Ei
wünscht sich Dirk ’ne Gärtnerei.
Andre Enten lieben Flüsse –
Er mag nicht mal Regengüsse.
Pflanzen gießt Dirk Daune gern,
selber plantschen liegt ihm fern.
Wasserscheu steht er am Strand,
setzt Radieschen in den Sand.
Mama bittet: »Kind, lern tauchen!«
»Muss das sein? Ich werd’s nicht brauchen.«
»Und wie sieht’s mit Fliegen aus?«

»Lieber bau ich mir ein Haus,
ganz aus Glas, das schützt vor Wind.«
Papa schimpft: »Der Junge spinnt,
spielt herum mit Menschensachen.
Hör nur, wie die Leute lachen!«
Beide fragen, was jetzt werde.
Söhnchen buddelt in der Erde,
will statt schwimmen, fliegen, flattern,
fremde Namen runterschnattern.

»Erbsen, Böhnen, Mohren?
Wie? Wir haben’s an den Ohren?
Karbis, Karschen, Kahl, Karotten?
Nie gehört. Karierte Motten?
Worum geht’s? Um Patesile?
Dich hol’n noch die Krokodile!

»Denkt nicht an den Bösewicht,
freut euch an Vergissmeinnicht!
Löwenzähnchen: zart und friedlich!
Lila Tulpen: lustig, niedlich!
Rosen: himmlisch, doch bescheiden!
Selbst die Zwiebel kann mich leiden.
Papa, gärtnern – das ist toll!«

Doch der schnattert sorgenvoll:
»Wer nicht fliegt, ist leichte Beute
für die Panzerechsenmeute.
Sieh, wie sie am Ufer lauern!
Schon ihr Anblick lässt erschauern.«

Dirk im Glashaus stört das wenig.
Er lebt sicher wie ein König,
watschelt nur zum Fluss fürs Gießen,
dann zurück ins muntre Sprießen.
Bis an einem neblig Morgen
liegt der Feind im Schilf verborgen.
Entenfresser ist sein Name,
gern verschlingt er Flügellahme.
Ahnungslos füllt Dirk die Kanne,
im Visier vom Raubtiermanne.

In der Stille plötzlich Blubbern,
Wellenglucksen-gurgeln-gluggern.
Wasser spritzt. Ein Riesenkrach.
Dirk sieht Zähne, tausendfach,
schreit! Jetzt wird das Biest ihn schnappen,
schießt schon vor, ergreift den Happen,
doch erwischt die Kann aus Blech.
Dirk kann flieh’n. – Tja, Kroko: Pech!
»Nochmal hat der nicht so’n Glück,
wird gefressen Stück für Stück.«
Skeptisch ist die Entenschar.
Dirk ist, wie noch keiner war.
Niemand wünscht ihm Schlechtes, nein.
Aber Freund von dem da sein?
Freunde hat Dirk, und zwar viele,
haben nur statt Füßen Stiele.

Lange lebt er so, allein.
Keine will sein Weibchen sein.
Erpel meiden ihn erst recht.
Dirk ist anders. Aber schlecht?
Monate vergehn am Fluss;
jeder tut, was er so muss.
Alle guten Entchen gründeln,
nur der Dirk tut Schnittlauch bündeln.
Winters steigt der Wasserstand,
schlammig wird das blaue Band.
Regen peitscht kalt auf die Wiesen,
Pfützen wachsen an zu Riesen.

Kaum ein Plätzchen bleibt mehr trocken
und nun schneit ’s noch dicke Flocken.
Nur das Glashaus steht allein,
hat ein Fundament aus Stein,
bietet Schutz für Dirk und Pflanzen,
leuchtet grün im grauen Ganzen.
Auch die Krokos sind gelassen,
kriegen schneller was zu fassen.
Wohin soll’n die Enten gehen?
Nirgendwo kann man mehr stehen,
nirgends schlafen, ruhen, rasten.
Futter fehlt. Im Sturm heißt ’s fasten.

Da lädt Dirk sie alle ein:
»Keine Scheu. Kommt nur herein!
Meine Pflanzen freuen sich
und ganz nebenbei: auch ich.«
Eine nach der andern traut sich,
staunt und schaut. Dirk gilt als kauzig.
»Was sind das? Rhaberberstangen?«
Jetzt hat’s Fragen angefangen:
»Das ist Porree, darauf wett ich.« –
»Tut mir leid. Das nennt sich Rettich.« –
»Sind die Knollen dort Karotten?« –
»Nein, das will ich doch nicht hoffen.
Dafür sind sie viel zu groß,
außerdem so grün wie Moos.« –
»Aber klar, das sind Molonen!« –
»Darf ich bei den Bohnen wohnen?« –
»Ich bevorzug den Salat.
Darin liegt es sich so zart.«

Bald herrscht richtig gute Laune
im Gewächshaus von Dirk Daune.
Alle feiern, essen Samen,
schnattern fröhlich hier im Warmen.
Und die Leute denken um:
Dirk ist weder falsch noch dumm.

Ringsherum die Krokos lungern.
Diese sollen auch nicht hungern.
Dirk rollt Fleischtomaten raus:
Vegetarisch sei der Schmaus.
Sagt der freche Entenfresser:
»Schmeckt mir auch, wenn auch nicht besser.«
Ende gut, im Reich der Fluten
für die Bösen, wie die Guten.

Autorin Kristina Dunker, Jahrgang 1973, studierte Kunstgeschichte und Archäologie in Bochum und Pisa. Ihr erstes Buch veröffentlichte sie mit 17. Seitdem hat sie mehrere Romane für Jugendliche veröffentlicht und schreibt seit einiger Zeit auch für Kinder (und für den Gecko). Ihr aktuelles Buch ist die in Reimen erzählte Geschichte »Drache Max macht Rabatz«.

Illustratorin Julia Dürr, 1981 in Frankfurt am Main geboren, brachte ihre Freude am Zeichnen über Leipzig und Köln an die FH Münster. Dort studierte sie Design und machte 2009 ihr Diplom. Ihre Liebe gehört dem Bilderbuch und dem Wasser. Heute lebt und arbeitet sie als freischaffende Illustratorin in Leipzig und Berlin.

Diese Geschichte und andere tolle Erzählungen kannst Du im neuen „Gecko“ nachlesen. Dazu gibt es in der aktuellen Ausgabe für kleine Forscher eine Anleitung für ein Mini-Gewächshaus auf der Fensterbank.

Exklusiv für die Leser der KinderZEIT:

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Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen!