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KinderZEIT Bilderbuchschatz (5): Einfach schöne Wörter

 

Ole Könnecke/ Carl Hanser Verlag
Ole Könnecke/ Carl Hanser Verlag

Ein Pappbilderbuch für ganz Kleine voller Geschichten und Poesie

Von Judith Scholter

Die Grabegabel ist ein Gerät mit vier Zinken, einem langen Stiel und einem quer dazu stehenden Griff. Sie taucht in diesem Buch neben der Hacke, dem Spaten und einer Harke auf, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Grabegabel aufweist, aber die deutlich kürzeren Zinken besitzt. Die Harke wird von einem Tier geführt, das ein Beet mit Bohnenranken harkt. Man könnte zu der Grabegabel auch Mistgabel sagen, aber das wäre nur halb so schön. Und schön ist vieles in diesem Buch, auch die Wörter selbst.

Dass die Grabegabel und ihre Kollegen Harke, Hacke und Spaten von Bedeutung für unser Leben sind, macht der Kontext klar, in dem der Zeichner Ole Könnecke sie in diesem Großen Buch der Bilder und Wörter einführt: Oben links auf der Seite steht die Szene mit den Gartengeräten, darunter findet sich allerlei Gemüse und Obst, ganz unten steht ein Vogel mit Kochmütze und schneidet die Zutaten auf dem Küchenbrett. Alles hängt zusammen – ohne Harke und Grabegabel keine Ernte, die man zubereiten kann. So einfach ist die Welt.

Ole Könnecke wurde mit diesem Buch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, wohlgemerkt einem Pappbilderbuch, mit dem schon die ganz Kleinen erste Wörter lernen können. Doch Könnecke schafft mit minimalen Mitteln großartige Literatur. Jede der dicken Seiten oder Doppelseiten ist einem Thema gewidmet: Es geht um Jahreszeiten, den Haushalt, den Zirkus oder ums Spielen. Die Wörter, allesamt Nomen, stehen nackt da, ohne Verben und Adjektive, aber immer mit Artikel. »Das Blaulicht«, »das Atemschutzgerät«, »das Feuer«, das – o Schreck! – »die Hundehütte« entflammt hat. In ihrer ganzen Schlichtheit erzählen die Begriffe von einem großen Drama. Zum Glück kommt »der Feuerwehrmann« schon angerannt. Rettung ist in Sicht – im wahrsten Sinne des Wortes.

Wer die Bilder in diesem Buch betrachtet, staunt und versteht, und das ist genauso wichtig wie das Lesen und Vorlesen. Die Geschichte der brennenden Hundehütte erschließt sich auch, wenn man ein Wort wie »Atemschutzgerät« noch nicht kennt. Einfache und schwierige Nomen entfalten ihre Schönheit dadurch, dass sie für sich stehen – während sie doch Teil einer Geschichte sind.

So auch auf der Seite zum Thema Musik: »Das Cello« wird von einem Esel mit Nickelbrille gespielt, eine Maus pustet in »die Klarinette«. Ein Fuchs ist »der Klavierspieler«, mittendrin befindet sich »die Mundharmonika«, und alles kreist um »die Noten«. Wer die Begriffe liest und die Bandmitglieder betrachtet, der hört sie spielen – schöner kann sich Sprache nicht mitteilen.

bilderbuchschatz

Bilderbücher begleiten uns durch unsere Kindheit. Manche holen wir nach langer Zeit wieder hervor, um sie mit Kindern und Enkelkindern anzuschauen. Nach solchen Perlen – Klassikern und neuen Titeln – haben wir gesucht. Jede Woche stellen wir zwei Titel der neuen ZEIT-Edition vor.

1. Eric Carle: Die kleine Maus sucht einen Freund

2. Ernst Jandl/Norman Junge: fünfter sein

3. Christoph Niemann: So funktioniert das!

4. Leo Lionni: Das kleine Blau und das kleine Gelb

5. Ole Könnecke: Das große Buch der Bilder und Wörter

6. Gunilla Bergström: Gute Nacht, Willi Wiberg

7. Ali Mitgutsch: Rundherum in meiner Stadt

8. Wolf Erlbruch/ Rafik Schami: Das ist kein Papagei!

9. Hildegard Müller: Der Cowboy

10. Peggy Rathmann: Gute Nacht, Gorilla

11. Jorge Bucay/Gusti: Wie der Elefant die Freiheit fand

12. Janosch: Oh, wie schön ist Panama


Die komplette Bücherschatzkiste mit zwölf Bilderbüchern gibt es für 99,95 Euro im ZEIT Shop. Der Reinerlös geht an die Stiftung Lesen.