Lesezeichen
‹ Alle Einträge

KinderZEIT Bilderbuchschatz (9): Blöder Hut, kluger Kopf

 

Illustration: Hildegard Müller/ Carlsen Verlag
Illustration: Hildegard Müller/ Carlsen Verlag

In »Cowboy« erzählt und zeichnet Hildegard Müller einen Italowestern für ganz Kleine

Oh Mann, wer macht denn so was? Sitzt mit ’nem Cowboyhut auf dem Kopf im Liegestuhl am Strand. Das ist doch ganz blöd und altmodisch – wer will heute schon noch ein Cowboy sein? Findet jedenfalls Anna. Sie macht mit ihren Eltern Ferien am Meer. Das Wichtigste hat sie mitgenommen, ihren Hund Toto, weiß mit schwarzen Punkten. So lieb haben sie sich, dass beide sogar die gleichen Sachen tragen: ein rotes Halstuch mit weißen Tupfen.

Toto soll im Urlaub schwimmen lernen, deshalb geht Anna mit ihm ans Wasser. Und da sitzt er dann, der Junge, sagt nichts, guckt nicht mal, tut ganz lässig und hängt ein Bein aus seinem Liegestuhl. Der blöde Hut ist so groß, dass er fast das ganze Gesicht verdeckt. Aber als sich Toto plötzlich losreißt und in Seenot gerät, behält allein der Cowboy den Durchblick. Als Anna um Hilfe ruft, kommen zwar alle Erwachsenen angerannt. Aber sie tun bloß das, was Erwachsene immer tun: Sie quatschen nur und machen nix. Allein der Cowboy sagt: »Kein Problem.« Wozu hat er schließlich sein Lasso? Und als er Toto mit einem tollkühnen Wurf eingefangen und an Land gezogen hat, findet Anna den komischen Hut plötzlich ganz schön schön.

In ergreifend einfachen Bildern und Sätzen erzählt Hildegard Müller diesen Nachwuchs-Italowestern, der davon handelt, dass man sich nicht auf den ersten Eindruck verlassen soll. In den rasant angeschnittenen Pastellkreidezeichnungen ist das Meer zwar blau, der Strand gelb, der Cowboy trägt unter seinem braunen Hut schwarz-weiß, und alle Figuren sind mit dicken schwarzen Linien ganz eindeutig ge(kenn)zeichnet. Aber ganz oft sind die Dinge eben nicht so klar, wie sie anfangs erscheinen. Mitunter steckt unter einem blöden Hut nämlich ein ziemlich kluger Kopf. Auf den man sich verlassen kann, auch wenn es zunächst gar nicht danach aussieht. Der weiß, dass man sich inmitten all der großen Leute trotzdem manchmal selbst helfen muss. Und der erkennt, dass auch ein Hund mit Rollen dran in Lebensgefahr geraten kann.

Mit so einem coolen Typen, dessen Gesicht man im ganzen Buch nicht einmal zu Gesicht bekommt, lässt es sich ganz entspannt in den Sonnenuntergang schreiten. Und Lassowerfen üben.

bilderbuchschatz

Bilderbücher begleiten uns durch unsere Kindheit. Manche holen wir nach langer Zeit wieder hervor, um sie mit Kindern und Enkelkindern anzuschauen. Nach solchen Perlen – Klassikern und neuen Titeln – haben wir gesucht. Jede Woche stellen wir zwei Titel der neuen ZEIT-Edition vor.

1. Eric Carle: Die kleine Maus sucht einen Freund

2. Ernst Jandl/Norman Junge: fünfter sein

3. Christoph Niemann: So funktioniert das!

4. Leo Lionni: Das kleine Blau und das kleine Gelb

5. Ole Könnecke: Das große Buch der Bilder und Wörter

6. Gunilla Bergström: Gute Nacht, Willi Wiberg

7. Ali Mitgutsch: Rundherum in meiner Stadt

8. Wolf Erlbruch/ Rafik Schami: Das ist kein Papagei!

9. Hildegard Müller: Der Cowboy

10. Peggy Rathmann: Gute Nacht, Gorilla

11. Jorge Bucay/Gusti: Wie der Elefant die Freiheit fand

12. Janosch: Oh, wie schön ist Panama

Die komplette Bücherschatzkiste mit zwölf Bilderbüchern gibt es für 99,95 Euro im ZEIT Shop. Der Reinerlös geht an die Stiftung Lesen.