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Sag schön Danke!

 

Auch eine Art, Danke zu sagen: Jugendliche im Stadion des HSV/ © Getty Images
Auch eine Art, Danke zu sagen: Jugendliche im Stadion des HSV/ © Getty Images

Diesen Satz hast Du bestimmt schon eine Million Mal gehört. Es gibt sogar eigene Tage fürs Dankesagen – etwa den Muttertag. Aber was ist das eigentlich: Dankbarkeit?

Von Ines Schipperges

Mach mal den Test und zähl einen Tag lang, wie oft Du Danke sagst! Es gibt so viele Momente, in denen wir es tun: wenn uns jemand die Tür aufhält, wenn uns jemand einen schönen Tag wünscht, wenn uns jemand hilft, uns etwas schenkt, gibt, zeigt, bringt, leiht oder erklärt. Erwachsene ermahnen auch gern: »Sei dankbar, dass Du genug zu essen hast!« – »Sei dankbar, dass Du zur Schule gehen darfst!« Oder: »Sei dankbar, jemanden zu haben, der sich darum sorgt, dass Deine Zähne, Ohren und Füße sauber sind.«

Das ist doch seltsam: Wir sollen dankbar sein. Selbst dann, wenn wir vielleicht gar keine Lust auf den Spinat, die Hausaufgaben oder die Zahnbürste haben. Muss man nicht vielmehr dankbar sein wollen?

»Es gehören immer zwei dazu«, erklärt der Philosophie-Professor Thomas Nisters. Wenn uns jemand etwas Gutes tut, freuen wir uns darüber. Wir wollen ihm dann auch etwas Gutes tun – und danken. Erklärt uns ein Freund die Matheaufgaben, leihen wir ihm dafür vielleicht unser Mountainbike – zum Dank für seine Hilfe. Wenn aber einer ständig sein Buch vergisst und, ohne zu fragen, beim Tischnachbarn reinschaut, ist der irgendwann genervt. Hätte sich der Buchvergesser bedankt, hätte der andere vielleicht sein Buch in die Mitte gelegt, ganz ungenervt.

Wenn man Danke sagt, sagt man damit auch: »Ich sehe, dass Du etwas für mich getan hast, und das bedeutet mir etwas. Ich sehe, dass etwas nicht einfach selbstverständlich ist.« Man zeigt dem anderen außerdem, dass man sich freut, und das wiederum gibt ihm ein gutes Gefühl.

Es gibt aber auch Leute, die genau das einsetzen, um etwas zu bekommen. Viele Firmen verschicken zum Beispiel Dankeskarten an ihre Kunden. Das ist ziemlich schlau, denn Studien beweisen, dass die Kunden dann nicht nur wiederkommen, sondern beim nächsten Mal noch mehr kaufen. Ein anderes Beispiel: In Amerika kritzeln die Kellner thanks, also »danke« auf die Rechnungen, weil sie hoffen, dass die Leute ihnen dann mehr Trinkgeld geben.

Mit richtiger Dankbarkeit hat das wenig zu tun. Richtige Dankbarkeit geht tiefer. Sie macht nicht nur andere glücklich, sondern vor allem uns selbst.

Denn je dankbarer wir sind, entdeckten Wissenschaftler, desto besser geht es uns. Wir finden leichter Freunde und haben öfter gute Laune und mehr Spaß. Wenn jemand dankbar sein kann, heißt das nämlich, dass er die guten Dinge im Leben erkennt und nicht immer nur an das denkt, was gerade schlecht läuft. Rainer Reisenzein erforscht menschliche Gefühle und hat festgestellt, dass wir zum Beispiel auch weniger aggressiv sind, wenn wir uns für Dinge bedanken. Jedenfalls wenn wir das Danke ernst meinen. Wer dagegen immer nur immer mehr haben möchte, statt sich für das zu bedanken, was er hat, ist meistens schlecht drauf.

Damit die Dankbarkeit nicht untergeht, gibt es in Religionen und Kulturen verschiedene Rituale und Feste, die uns daran erinnern sollen. Zu besonderen Gelegenheiten, zum Beispiel beim Erntedankfest, bedanken sich Völker seit Jahrtausenden bei ihren Göttern. Auch mit Bräuchen wie dem Muttertag drücken wir an festen Tagen unsere Dankbarkeit aus. Am kommenden Sonntag ist es wieder so weit, viele Mamas bekommen Bilder, Blumen oder ein Frühstück ans Bett, zum Dank, dass sie sich um ihre Kinder kümmern.

Dankbarkeit wird in jeder Kultur etwas anders und zu sehr verschiedenen Gelegenheiten gezeigt. Auf dem Flug nach Spanien klatschen alle Deutschen Beifall, wenn der Pilot das Flugzeug gelandet hat. In Irland ist es üblich, sich beim Aussteigen aus dem Bus zu bedanken. Beim Piloten oder beim Busfahrer hier in Deutschland bedankt sich dagegen keiner, wenn er uns heil am Ziel abliefert. Ganz schön unfair eigentlich…

»Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen«, fand schon der römische Philosoph und Politiker Cicero. Deshalb: Danke, dass Du diesen Text gelesen hast.

Danke heißt…
dziękuję (Polnisch)
thank you (Englisch)
kiitos (Finnisch)
hvala (Kroatisch)
chokrane (Arabisch)
tack (Schwedisch)
grazie (Italienisch)
xièxie (Chinesisch)
merci (Französisch)
asante (Kiswahili)
spasibo (Russisch)
bedankt (Niederländisch)
mahalo (Hawaiianisch)
gracias (Spanisch)
gmadlob (Georgisch)
märssi (Schweizerdeutsch)
teşekkürler (Türkisch)
mulţumesc (Rumänisch)
tänan (Estnisch)
arigatô (Japanisch)
köszönöm (Ungarisch)
dhanyavad (Hindi)
efharisto (Griechisch)