Auf den ersten Blick sieht sie nicht wirklich hübsch aus, die schwarz-grau gefiederte Dohle. Nicht ganz so dunkel und bedrohlich wie ein Rabe, aber doch ohne buntes, schmückendes Federkleid. Auffällig sind ihre blau-schwarzen Augen, mit denen der schlaue Vogel durchdringend gucken kann. Die Ähnlichkeit mit den Raben ist nicht zufällig, Dohlen sind zwar kleiner als sie, gehören aber auch in die Gruppe der Rabenvögel.
Sie leben mit vielen Vögeln gerne in großen Höhen zusammen. Eine nette, stimmgewaltige Gemeinschaft hoch über unseren Köpfen. Und noch eine weitere Besonderheit haben sie: Einmal verliebt, bleiben sie ihrem Partner ein ganzes Dohlen-Leben lang treu. Bis zu zwanzig Jahre!
Von der großen Intelligenz der Tiere wussten die Menschen schon früh: Dem griechischen Gott Apollon waren die Raben heilig, der sagenumwogende König Artus wurde in einen Raben verwandelt, Wikinger-Gott Odin hat zwei Kolkraben auf seinen Schultern sitzen. Später, als in Europa immer mehr Menschen an Jesus Christus und das Christentum glaubten, wurden die schwarzen Vögel als Unglücksbringer bezeichnet, die Krankheiten und böse Flüche mitbringen. Oft wurden Hexen zusammen mit Raben oder Dohlen abgebildet. Weil sie oft in Kirchtürmen wohnten, nannte man sie auch „die schwarzen Tauben des Pastors“.
Nun ist die Dohle Vogel des Jahres 2012. Das ist eine besondere Auszeichnung. Dieses Jahr wird nicht nur viel über Dohlen berichtet, sondern auch Werbung dafür gemacht, dass die Vögel weiterhin genug Plätze zum Nisten haben und ausreichend Futter finden.
Denn genau da ist das Problem der Vögel. Sie nisten gerne in großen Höhen. Nicht nur auf Kirchtürmen, sondern auf in Nischen auf dem Dach, in Schornstein oder in alten Specht-Höhlen in den Bäumen. Aber moderne Häuser haben wenig Nischen und Ecken, in denen sich Dohlen einnisten können. Und durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf den Feldern finden die Dohlen oft zu wenig zu fressen.
Feinschmecker sind die Dohlen übrigens nicht: Sie ernähren sich von Pflanzensamen und Insekten, fressen aber auch das Fleisch toter Tiere oder Abfall, den wir Menschen hinterlassen.
Mehr über Dohlen erfahrt Ihr auf den Internetseiten des Naturschutzbund Deutschland, der zusammen mit dem Landesbund Vogelschutz in Bayern die Dohle zum Vogel des Jahres 2012 gemacht hat.