Am 8. März feiern überall auf der Welt Frauenorganisationen den Internationalen Weltfrauentag. Wozu soll denn das gut sein, denkt Ihr sicher. Und warum interessiert sich die KinderZEIT dafür? Weltkindertag würde doch viel besser passen.
Doch auch der Weltfrauentag ist für Euch wichtig – für die Mädchen, und für die Jungen. Denn vor gar nicht so langer Zeit, vor 100 Jahren, als Eure Urgroßmütter geboren wurden, hatten Frauen in der Gesellschaft deutlich weniger Rechte. Sie durften nicht wählen, bekamen oft eine viel schlechtere Schulausbildung als Jungen und durften sich ihren Beruf nicht selbst aussuchen.
Damals rief die deutsche Sozialistin Clara Zetkin zum ersten Mal dazu auf, weltweit einen Tag den Rechten der Frauen zu widmen.
Gemeinsam demonstrierten Frauen für ihre Vorstellungen von einer gerechteren Gesellschaft, dabei ging es noch gar nicht um die Emanzipation, wie sie heute von vielen mit dem Weltfrauentag in einem Atemzug genannt wird. Die Frauen und Mütter hatten ganz andere drängende Probleme: Sie forderten eine Verkürzung der Arbeitszeit, Essen für Kinder in den Schulen und eine Senkung der Preise für Lebensmittel.
In den letzten Jahren wurden die Weltfrauentage vor allem dazu genutzt, auf die schlechte Situation der Mädchen und Frauen in den ärmsten Ländern der Welt aufmerksam zu machen.
Das Motto des diesjährigen Weltfrauentages lautet: „Gleiche Rechte, gleiche Chancen – Fortschritt für alle“. Damit werden die Probleme der Frauen in unserer westeuropäischen Welt mit denen in Afrika und Asien verknüpft. Viele Frauen verdienen weniger als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie die gleiche Arbeit machen. Und viele Mädchen und junge Frauen bekommen in den Entwicklungsländern keine gute Ausbildung, so dass sie gar keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit finden.
Dadurch leben Frauen auch öfter in Armut als Männer. Das kann einer deutschen Mutter, die ihre Kinder alleine erziehen muss und stundenweise arbeitet, genauso passieren wie einer afrikanischen Mutter. Nur, dass die deutsche Mutter als arm gilt, wenn sie ihren Kindern keinen Schwimmbadbesuch ermöglichen kann und das Geld in der Haushaltskasse selten für neue Schuhe, Bekleidung oder gar einen Urlaub reicht, während viele afrikanische Familien hungern und nur unter ganz primitiven Bedingungen, ohne sauberes Wasser oder gar Strom, leben müssen.
Der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, das ist so etwas wie der Chef der ganzen Welt, der ganz viel sagen darf und auch gehört wird, ohne aber wirkliche Macht zu haben, hat heute etwas ganz Wichtiges gesagt: Es müssen noch mehr Frauen in den Regierungen sitzen. Bisher sind rund 20 Prozent der Abgeordneten auf der ganzen Welt weiblich. Doch um die Interessen der Frauen richtig zu vertreten und auf drängende Probleme hinzuweisen, müssen es noch mehr werden.
In vielen Ländern ist der Weltfrauentag sogar ein gesetzlicher Feiertag, in China haben die Frauen am Nachmittag frei. Wenn Ihr Lust habt, macht doch Eurer Mutter, Tante oder Großmutter heute eine kleine Freude – bringt den Müll raus, deckt den Tisch freiwillig ab oder räumt Eure Zimmer – unaufgefordert – auf.
Aber das machen wir doch schon am Muttertag, wollt Ihr sicher protestieren. Dann bestimmt auch, der Weltfrauentag ist die politische Schwester vom familiären Muttertag. Aber heute rechnet Eure Mutter mit Sicherheit nicht damit, dass Ihr an den Weltfrauentag denkt. Und dann ist die Überraschung gelungen. Wetten?
Sandra-Valeska Bruhns