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Notruf vom Leuchtturm

 

Filmausschnitt
© Filmszene

Verwirrspiel: Noora will eigentlich nur ein Seehundjunges verstecken, erregt so aber die Aufmerksamkeit gefährlicher Schmuggler

Von Katrin Hörnlein

Mit Noora möchte man sofort tauschen! Mit einem Motorboot düst das Mädchen ganz allein übers Meer, zwischen den Schären (Felseninseln) der norwegischen Küste hindurch. Da ist kein Erwachsener, der sagt: »Viel zu gefährlich für ein Kind!« Mit einer Schwimmweste gesichert, fährt die Zwölfjährige Boot wie Stadtkinder Fahrrad. Es ist praktisch, dass sie das so gut kann, denn zusammen mit ihrem kleinen Bruder Morten und ihren Eltern lebt Noora weit draußen auf einer der Felseninseln. Ihr Vater arbeitet für einen Fischer, ihre Mutter kümmert sich um Feriengäste, denen die Familie kleine Häuser vermietet. Während Noora schon viel mithilft, zum Beispiel Schafe auf die Weiden treibt oder die Gästehäuser putzt, wandert der jüngere Morten umher und sammelt Treibgut, das er wie wertvolle Schätze in einer Hütte hortet und pflegt.
Alles könnte wunderbar sein, wäre da nicht Dieter. Der deutsche Feriengast ist zur Seehundjagd angereist. Und so steht Noora plötzlich vor einem erschossenen Tier, das Dieter stolz auf dem Bootssteg präsentiert. Noora ist erschrocken und entsetzt. Vor allem, weil ihre Mutter und sogar Nooras bester Freund Ludvik sich freuen, dass es den Seehund erwischt hat. »Die sind eine Plage, weil sie hier alle Fische vertreiben!«, sagen sie. Und wenn die Fische wegblieben, dann verlören auch die Fischerfamilien ihre Arbeit. Für Noora ist das kein Argument.
Über Seehunde gibt es also schon genug Streit, als das Mädchen ausgerechnet ein Seehundbaby findet: Das Jungtier scheint ohne Mutter zu sein und ist gleich zutraulich. Noora kümmert sich um das Tier und versteckt es vor dem mordlustigen Feriengast. Das klingt einfach, bedeutet für sie aber eine ziemliche Geheimniskrämerei. »Wieso benimmt Noora sich so seltsam?«, wundert sich ihr Freund Ludvik. »Wo treibt sie sich den ganzen Tag herum?«, ärgern sich die Eltern.
»Sie verheimlicht etwas!«, da sind sich auch Marit, Jens und Kristian sicher, die ebenfalls als Feriengäste bei Nooras Familie sind. Die jungen Leute wirken ganz anders als Dieter, stets fröhlich und hilfsbereit. Doch tatsächlich haben sie ein gefährliches Geheimnis: Sie schmuggeln Drogen, die nachts von Schiffen abgeworfen werden. Wenn die drei vorgeben, zum Fischen hinauszufahren (und seltsamerweise nie etwas fangen!), suchen sie stattdessen nach Bojen, an denen die Drogenpakete befestigt sind. Doch eine Lieferung ist unauffindbar. Dafür aber entdecken die Schmuggler eine Boje ohne Paket bei Nooras Bruder Morten. Der erzählt ihnen stolz, dass seine Schwester ihm diesen Schatz mitgebracht habe. Das wertvolle Paket muss also bei Noora sein, denken Marit, Jens und Kristian, deshalb benimmt sie sich so seltsam! Und ist für die drei plötzlich eine große Gefahr. Noora ahnt von all dem natürlich nichts, besitzt ja das Paket auch gar nicht – und ist ohnehin vollauf damit beschäftigt, den Seehund vor Dieter zu schützen.
Das ganze Verwirrspiel gipfelt in einer wilden Verfolgungsjagd zwischen den Kindern und den Schmugglern. So wie Noora, Ludvik und Morten normalerweise selbstständig und ohne viel Überwachung durch Erwachsene ihre Tage verleben, so allein sind sie nun leider auch im Kampf gegen Marit, Jens und Kristian. Doch mit Schläue und großem Mut gelingt es ihnen ein ums andere Mal, die Verfolger zu überlisten. Jedes der Kinder begibt sich für die anderen in Gefahr, stets achten sie aufeinander, vor allem aber halten sie an ihrem Glauben an Richtig und Falsch fest. Richtig ist: Hilfe holen, die drei Schmuggler ihre Strafe bekommen lassen – auch wenn es gefährlich wird. Falsch wäre: Die Drogen aushändigen und aufgeben.
Dass die Dinge im Leben nicht immer so sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, wird auch daran deutlich, dass sich ausgerechnet der scheußliche Feriengast Dieter als Polizist entpuppt, der den Schmugglern auf der Spur ist. Allerdings kann er den Kindern nicht viel helfen, weil er von Jens, Marit und Kristian überwältigt und gefesselt wird. Erwachsene kommen in diesem Film nicht wahnsinnig gut weg – selbst die eigentlich sehr netten Eltern sind nicht da, als sie wirklich gebraucht werden. Aber bei solch starken Kindern muss man sich zum Glück keine Sorgen machen. Sie schaffen es auch allein!

© Cover ZEIT Kinderfilm-Edition

SOS – Ein spannender Sommer
Norwegen, 2008
85 Minuten
empfohlen ab 8 Jahren