Kann es eine Adventszeit ohne Adventskranz geben? An den vier Sonntagen vor Weihnachten zünden wir jeden Sonntag eine weitere Kerze an. Am ersten Advent die erste, am zweiten Advent die zweite und so weiter. Einen fünften Advent gibt es nicht – nur in einem Quatschlied für die Schlafmützen unter uns, die Weihnachten verpennt haben. Je mehr Kerzen am Kranz brennen, desto näher ist Weihnachten gekommen. Das Fest, an dem die Christen die Geburt von Jesus feiern. Das Wort „Advent“ kommt vom Lateinischen „adveniat“ und bedeutet Ankunft. Es ist die Zeit vor der Ankunft des Jesuskindes. Und um uns – und vor allem den aufgeregten Kindern – die Wartezeit auf das Fest zu verkürzen, wurde vor über 150 Jahren in Hamburg der Adventskranz erfunden.
Den ersten Adventskranz entwickelte 1838 Johann Hinrich Wichern, ein Hamburger Pastor, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, mit Hilfe von reichen Spendern den armen Leuten in der reichen Hansestadt Hamburg zu helfen.
Vor allem kümmerte sich Wichern um die Straßenkinder. Kinder, die in der immer größer werdenden Stadt ohne Eltern und Zuhause aufwuchsen. Sie lebten auf den schlammigen, von Kutschen durchpflügten Straßen, suchten sich Schlafplätze unter Brücken und ihn Toreinfahrten und waren darauf angewiesen zu betteln, um etwas zu essen zu bekommen.
Wichern bot den Kindern in seinem „Rauhen Haus“ ein Zuhause. In seinem Haus bekamen sie genug zu essen und zu trinken und mussten nicht mehr frieren. Als Pastor unterrichtete er sie in einigen Schulfächern und las ihnen die biblischen Geschichten vor.
In der Adventszeit 1838 stellte er den Kindern zum ersten Mal am 1. Dezember eine Kerze auf und platzierte sie auf einem Holzkranz. Am zweiten Dezember folgte die zweite Kerze, am dritten die dritte Kerze und so weiter. Die Adventssonntage bekamen größere, dickere Kerzen. Am Heiligabend war der ganze Lichterkranz fertig. Mit 20 kleinen und 4 dicken, großen Kerzen.
So entstand unser Adventskranz. Im Lauf der Zeit wanderte diese Sitte von Norddeutschland in den katholischen Süden. Mittlerweile sind die meisten Kränze – vor allem aus Platzgründen – nur noch mit vier Kerzen geschmückt. Doch in manchen Kirchen, z.B. der großen Hamburger Hauptkirche, dem „Michel“, wird in jedem Jahr ein original Wichern-Kranz aufgehängt.