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…und nun zum Wetter: Frau Merkel, der Nil und der Klimaschutz

 

Wer am Sonntag Abend das Fernsehduell zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gesehen hat, weiß jetzt einiges über den politischen Horizont deutscher Fernsehmoderatoren. Die Frage, ob  Kanzlerin und Vize-Kanzler sich duzen, erschien den vier Journalisten offenbar relevanter als solch öde Sachthemen wie der Klimawandel, an dem bekanntermaßen auch ein paar andere globale Schicksalsfragen hängen. Zum Beispiel die Versorgung großer Regionen mit Trinkwasser, die Zukunft der Landwirtschaft und die weltweite Migration.
Die UN haben gerade in ihrem jährlichen World Economic and Social Survey (WESS) einen konkreten Vorgeschmack auf das Wetter von morgen und seine Folgen für Welternährung und Gesundheit gegeben. Der UN-Nachrichtenservice IRIN hat sich die Mühe gemacht, die wichtigsten Prognosen für Afrika heraus zu filtern, also für jenen Kontinent, der eigentlich schon genug andere Probleme hat. Wie so oft gilt auch hier: die Lage ist dramatisch – und komplex.
Ägypten droht bei steigenden Temperaturen in den nächsten vierzig Jahren ein Rückgang um bis zu 30 Prozent bei landwirtschaftlichen Erträgen. Verminderte Niederschläge könnten den Flusslauf des Nils verändern. Alles in allem kann das heißen: Dramatisch weniger Trinkwasser und dramatisch teurere Lebensmittel für eine wachsende Bevölkerung.
In Kenia würde ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter Einnahmen aus der Landwirtschaft dezimieren, Hochlandregionen in Äthiopien hingegen könnten bei wärmeren Temperaturen und mehr Niederschlag mit einer längeren Anbau-Saison rechnen. Die Menschen in westlichen Sahelzone dürfen sich bei fortschreitender Erderwärmung darauf freuen, dass Malaria rapide zurück geht. Dafür müssten sich die sehr viel zahlreicheren Bewohner des Rift-Valley auf mehr und heftigere Fieber-Epidemien einstellen.
Nun wird jeder deutsche Wahlkampfstratege oder Fernsehmoderator sagen, dass der Flusslauf des Nils nichts im Bundestagswahlkampf zu suchen hat und es bedauerlicherweise das Publikum überfordert, deutsche Umweltpolitik im Kontext des Niedergangs der Lagunen-Fischer im Golf von Guinea zu erklären.
Mag ja sein. Aber Umfragen zufolge hält die Mehrheit der Deutschen den Klimawandel für bedrohlich, weswegen einige von ihnen sogar Blogs von Experten lesen, die mit Fakten, Zahlen und Grafiken gespickt sind. (Empfohlen sei an dieser Stelle zum Beispiel KlimaLounge, das Blog der drei Klimaforscher Anders Levermann, Stefan Rahmstorf und Martin Visbeck)
Ein oder zwei Fragen an die beiden Spitzenkandidaten zum Thema CO2-Emissionen hätten den Aufmerksamkeitspegel der Zuschauer am Sonntag also eher erhöht als gesenkt.
Womit wir wieder bei den wirklich wichtigen Dingen wären: Duzen sich Frau Merkel und Herr Steinmeier nun?
Keine Ahnung. Ich glaube nicht.