250 Dollar zahlt der ausländische Journalist beim kongolesischen Informationsministerium für eine Akkreditierung. Dieses Schriftstück erhält man im Hochhaus des staatlichen Rundfunksenders – angeblich im 18. Stock. Beim Anblick verbeulter Aufzugtüren und ziellos baumelnder Stromkabel nehmen wir die Treppe, werden oben schweißtriefend von Monsieur Serge, „Chef de bureau“, begrüßt, der uns an Madame Jackie im zweiten Stock verweist, die leider erst morgen wieder zu erreichen sei. Monsieur Serge bietet an, die Gebühr für die Akkreditierung in seinem Büro aufzubewahren, was wir dankend ablehnen. Monsieur Serge besteht darauf, dass wir den Rückweg per Lift zurücklegen. Er kratzt mit seinem Schlüssel an der Tür. Zehn Minuten lang passiert nichts, dann, als hätte ein Monster Schluckauf, springt die Lifttür auf. Drinnen sitzt auf einem Barhocker der Aufzugführer. Sein Gesichtsausdruck – irgendwo zwischen Warten auf Godot und Godot persönlich – lässt es ratsam erscheinen, nicht zu lachen.
„Wohin?“ fragt Godot.
„Parterre.“ Die Tür knallt zu. Die Stockwerkanzeige funktioniert nicht.
Schweigen.
„Monsieur,“ fragen wir zaghaft, „woher wissen Sie, in welchem Stockwerk sie halten müssen, um Fahrgäste aufzunehmen?“
„Das spüre ich.“
Schweigen. Godot scheint selbst unzufrieden mit seiner Antwort.
„Außerdem hält der Aufzug nicht zwischen 10. und 17. Stock. Das vereinfacht die Sache.“
Wir setzen hart im Erdgeschoss auf. Sehr hart. Die Aufzugtür bleibt geschlossen.
„Ich habe Familie“, sagt Godot seelenruhig. Wir geben ihm 100 kongolesische Francs, ungefähr 15 Cent. Die Tür springt auf.
Von draußen drücken ein Dutzend Menschen in den Fahrstuhl, als ginge es zum Sommerschlussverkauf.
Godot verdient nicht schlecht in Kinshasa.
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