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Sozialer Druck in sozialen Netzwerken

 

Warum ist man Mitglied bei einem der vielen sozialen Netzwerke? Um sich mit seinen Freunden zu treffen? Ja, aber nicht nur. Eine aktuelle Studie aus Österreich zeige, dass der soziale Druck dabei inzwischen eine nicht unerhebliche Rolle spiele. Das berichtet futurezone vom ORF. Genutzt würden die Portale „vor allem zur Selbstdarstellung“, zitiert die Seite direkt im Anschluss den Leiter der von einer Mobilfunkfirma in Auftrag gegebenen Studie, Gereon Friederes.

Verwunderlich ist der Befund nicht, belegt er doch nur, wie verbreitet diese Netzwerke inzwischen sind und wie wichtig sie für immer mehr Menschen werden. Dass der soziale Druck steigt, etwas zu nutzen, was alle nutzen, scheint nur zu verständlich. Ob das zu etwas Sinnvollem führt, ist eine andere Frage, bewirkt dieser Druck doch gern, dass man Dinge tut, die man eigentlich nicht will oder ohne ihn nicht tun würde.

Es hätte sich daher gelohnt zu untersuchen, was diejenigen in den Netzwerken dann machen. Und ob sie darin eine Bereicherung oder eine Last sehen. Doch scheint die Studie ihren Gegenstand nicht allzu tief untersucht zu haben.

Was die zweite Aussage über Selbstdarsteller angeht, gibt sie die Realität wohl nur stark vereinfacht wieder. Selbstdarstellung ist ein wichtiger Aspekt, auch dazu gibt es Studien. Allerdings kann, was so aussieht, auch etwas anderes sein. So hatte das Hans-Bredow-Institut bei einer Untersuchung des Nutzungsverhaltens unter Jugendlichen im vergangenen Jahr festgestellt, dass Aufwachsen heute bedeutet, mit Identitäten „spielen“ zu können. Was wie Selbstdarstellung wirkt, ist damit oft wohl der Versuch, dieses gesellschaftliche Spiel zu erlernen oder es mitzuspielen.

Oder noch anders: In unserer Gesellschaft ist es wichtig, mit verschiedenen Identitäten umgehen zu können – Arbeit, Sport, Freundeskreise – überall bewegen wir uns ein wenig anders und stellen uns im möglichst besten Licht dar. Das Internet macht das nur sichtbar. Genau wie die Tatsache, dass Mobilfunkfirmen vielleicht nicht die besten Sponsoren sind für die laut Eigenwerbung „erste umfassende Studie“ zu sozialen Netzwerken in Österreich.