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Spott an

 

Für Politiker ist es heikel, dieses Internet, da hat der Kollege Knüwer von nebenan völlig Recht. Doch scheint es den ein oder anderen unter ihnen zu geben, der langsam auch die Chancen begreift (oder der eine gute Werbeagentur hat, die das für ihn tut). Denn, sie existieren inzwischen tatsächlich, die nicht ganz so einschläfernden, nicht völlig peinlichen Wahlwerbespots:

Der hier zum Beispiel, ein Versuch der SPD in Naturfilmen viralem Marketing. Weder Parteilogos noch –köpfe tauchen darin auf, dafür ein „schwarz-gelber Pfeilgiftfrosch“, der sich gern in der Nähe von Atomkraftwerken aufhalte, zu vierjährigen Lähmungen und heftigem Ungleichgewicht führen könne und dessen einziger Feind der „rote Steinfrosch“ sei.

Clever ist die Idee der SPD, zu zeigen, was allein mit ein paar Zeilen Text an Aussage möglich ist. Gleichzeitig gefährlich, zeigt der Spot doch auch, wie leicht sich politische Haltungen umdrehen lassen, allein durch andere Betonung und umgekehrte Reihenfolge.

Die Grünen versuchen das jetzt auch und haben dafür den Humoristen Loriot geplündert und seinen Spot „Macht nix“ umgeschrieben. Das ist lustig. Allerdings nicht ganz so lustig wie die Sachen, die beim vergangenen Bundestagswahlkampf 2005 unter dem Motto „die Natur schlägt zurück“ liefen. Damals durften Filmemacher, Videoregisseure oder Werbefilmer im Auftrag der Partei Spots entwerfen und die ließen dann einen Hasen mit einem Baseballschläger Umweltsünder niedermachen oder eine Blume einen rumsauenden Autofahrer verdreschen.

So eine Plattform hat auch die FDP. Auf „liberal viral“ bei myVideo kann jeder Spots im Namen der Partei einstellen. Das wirkt dann aber schnell mal unfreiwillig komisch. Wie bei Guido Westerwelle, der mit einer Nadel bewaffnet die Wortblasen der anderen Parteikader zersticht. Lustig ist das nur, weil der FDP-Chef gerne mal Beinamen wie „Dampfplauderer“ oder „Politclown“ bekommt.

Da sind seine Nachwuchskräfte besser, fallen die JuLis doch durch etwas auf, was im politischen Betrieb selten ist: Selbstironie.