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Willst du ein A kaufen?

 

Meinen die das ernst? Bei der Firma SarcMark kann man für 1,99 Dollar ein Satzzeichen kaufen, das Sarkasmus in geschriebener Sprache markiert. Das sieht dann aus wie Kringel mit einem Punkt darin.

Ist ja nett, dass sich da jemand Gedanken gemacht hat, wie sich den vielen Wutanfällen, Ehescheidungen und Freundschaftsabbrüchen Einhalt gebieten ließe, die vermutlich stündlich auf das Konto unbedacht getippter Emails gehen. Die Erfahrung, wie schnell ein ironisch gemeinter Satz falsch verstanden wird, hat wohl jeder schon einmal gemacht.

Aber Satzzeichen patentieren lassen? Wäre der Gesellschaft nicht mehr gedient, wenn Punkt und Komma auch weiter kostenlos blieben? Immerhin geizen schon jetzt viele Netzbenutzer damit. Und was könnte als nächstes kommen? Dass sich jemand die Benutzung des Alphabets oder das Bedienen einer Tastatur schützen lässt? Wir leben zwar in einer Wissensgesellschaft, aber wenn jetzt wirklich jede Idee, die ein Mensch hat, sogleich in Geld umgewandelt werden soll, dann haben in Zukunft nur noch Patentanwälte Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Außerdem kann man im Netz gar nicht genug trainieren, permanent nach den richtigen Worten zu suchen, wachsam zu sein gegenüber Missverständnissen und unnötigen Unfreundlichkeiten. Sich mit einem Tippen auf die richtigen Taste aller Verantwortung zu entledigen – „war doch gar nicht so gemeint, stand doch das Sarkasmus-Zeichen drunter!“ – ist aber zu einfach.

Auf Facebook gibt es bereits eine Gruppe, die sich gegen „ironische Anführungszeichen“ verbündet hat. Auch dahinter mag die Vorstellung liegen, dass man es sich mit der Sprache nicht zu einfach machen darf. Sonst sieht nämlich ein letzter Satz beispielsweise künftig einfach so aus:

Φ

(Und das wäre dann vielleicht ein Zeichen für einen lässigen, geistreichen und alles erklärenden Abschlusssatz. Lizenzgebühren bitte an das Kulturkampfblog)