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Digitale Außenseiter

 

„I’m like my mother, I stereotype. It’s faster“, sagt Ryan Bingham aka George Clooney im Film „Up in the Air“. Denken in Schubladen, heißt das, hat durchaus seine Funktion.

Die Initiative D21, angetreten, „die Digitale Gesellschaft (…) zu gestalten„, findet das offensichtlich auch, hat sie doch das Umfrageinstitut Infratest beauftragt, mittels einer repräsentativen Studie die Deutschen anhand ihrer Internetnutzung in Schubladen zu packen. Sechs sind es geworden. Hier kommen sie:

Digitale Außenseiter – alt, weiblich, arbeitslos, keine Computer zu Hause, keine Ahnung von Technik, finden Internet doof, beziehungsweise haben „die negativste Einstellung gegenüber digitalen Themen“ (35 Prozent).

Gelegenheitsnutzer – mittelalt, haben einen Computer und finden das Netz interessant, haben aber auch keine Ahnung und „besonders beim Thema Sicherheit großen Nachholbedarf“ (30 Prozent).

Berufsnutzer – mittelalt, haben Arbeit und nutzen dort das Netz, aber nur weil sie müssen, zu Hause tun sie es kaum und ihre „Nutzungsvielfalt (…) beschränkt sich eher auf nützliche Anwendungen wie E-Mail oder Textverarbeitung“ (9 Prozent).

Trendnutzer – entweder Männer um die 30 oder Schüler, haben Ahnung, viel Technik herumzustehen und sind dauernd im Netz, suchen dabei auch „Zerstreuung in der digitalen Welt“ oder nutzen es „zur Selbstdarstellung“ (11 Prozent).

Digitale Profis – Männer mit Job, Technik und Ahnung davon, zumindest fühlen sie sich auch auf „so komplexem Terrain zuhause“ wie „Makroprogrammierung oder Tabellenkalkulation“, treiben sich im Netz aber nur herum, um „nützliche Anwendungen“ anzuwenden, beispielsweise „Online-Shopping, Preisrecherche und Nachrichten lesen“ (12 Prozent).

Digitale Avantgarde – junge Singles ohne Geld aber dafür mit haufenweise Technik, mit sehr hohen Kompetenzen in allen Bereichen, allerdings haben sie sich diese durch „trial and error“ angeeignet, nicht durch „das Lesen von Anleitungen“, chaotische Autodidakten also (3 Prozent).

Die Studie selbst mag nützlich sein, konstatiert sie doch in erster Linie, dass viele Menschen hierzulande noch nicht von den Möglichkeiten profitieren, die das Netz bietet. Bei diesen sechs Typen allerdings, die ein „exaktes Bild der digitalisierten Gesellschaft in Deutschland wiedergeben“ sollen, kommen mir allerdings Zweifel. Ich kann mir nicht helfen, ich finde, dass die Interpretation der Ergebnisse vor allem eines zeigt: tief sitzende Skepsis gegenüber dem Medium Internet. Vielleicht täuscht mein Eindruck, aber ich kann bei diesen Kategorien keine erkennen, die für einen alltäglichen und entspannten Umgang mit digitaler Infrastruktur stehe könnte.