Die italienische Ausgabe der Wired will das Internet für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Nachdem das Netz bislang eher für Kinderpornografie, den Untergang des Qualitätsjournalismus und andere unschöne Dinge verantwortlich gemacht worden ist, will das Technik-Magazin jetzt mal die positiven Seiten herausstreichen: Das Internet sei eine nicht zu unterschätzende internationale Friedenskraft, lautet die Begründung.
Als Beispiel für seine friedensstiftende Wirkung nennt Wired unter anderem die Proteste nach den Wahlen im Iran. “Das Netz ist als erste, massentaugliche Waffe gegen Hass und Konflikte und als Propagandamaschine für Frieden und Demokratie zu verstehen“, sagt Riccardo Luna, Chefredakteur der italienischen Wired.
Das Magazin startete deshalb eine Kampagne und will das Internet auf die Liste der Nominierten für den Friedensnobelpreis 2010 hieven. Wer sich beteiligen will, kann sich auf der Seite Internet for Peace registrieren lassen. Unter den prominenten Unterzeichnern bislang: Giorgio Armani und Shirin Ebadi, die Gewinnerin des Friedensnobelpreises 2003.
2009 Obama, 2010 das Internet? So gut das Anliegen auch sein mag, müssen sich die Initiatoren dennoch fragen lassen, ob sie damit nicht etwas übers Ziel hinausschießen. Und sich damit bei denen unglaubwürdig machen, die sie eigentlich erreichen wollen: den Skeptikern, Kulturpessimisten und konservativen Technik-Kritikern, die man höchstens durch handfeste Beispiele und seriöse Berichterstattung davon wird überzeugen können, dass das Netz die Welt nicht ärmer, sondern reicher macht. Mit symbolischen Gesten ist es da sicher nicht getan.