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Sozial ist nicht gleich doof

 

Glaubt man den Kulturpessimisten, dann ist man in sozialen Netzwerken immer nur so klug wie seine klügsten Freunde. Was bedeuten würde, dass wir bald alle ziemlich dämlich werden. Hat Facebook doch immerhin seine Verlinkungsmöglichkeiten nun auch auf andere Seiten im Netz ausgeweitet.

Wer nur noch liest, was ihm seine Freunde empfehlen, so die These, wer also nur noch auf festgetrampelten Pfaden durchs Netz stromert, und nur CDs kauft, die ihm Amazon empfiehlt, der lebt ein Leben frei von Zufällen. Und der wird auch den Zeitungsartikel auf Seite 17 nicht mehr lesen, auf den er vorher nur gestoßen ist, weil er zufällig neben der Plattenrezension stand, die ihn ursprünglich interessierte. Diese Fokussierung könnte weitreichende Folgen für das Leseverhalten aller eifrigen Netzwerk-Nutzer haben, glauben die Pessimisten. Jeder Fernseh-Zapper wäre demnach weltoffener als ein Mensch, der seinen morgendlichen Medienkonsum im Netz, genauer gesagt, bei Facebook startet.

Doch kann man dieser These auch getrost widersprechen. Zum Beispiel mit einer Studie des amerikanischen Marktforschsunternehmens Edelmann, derzufolge Menschen im Netz ihren Freunden immer weniger vertrauen. In seinem jüngsten „Trust Barometer“ hat Edelmann nur noch magere Zustimmungsraten zu der Aussage gefunden: „Ich vertraue meinen Freunden als glaubwürdige Quelle für Informationen über ein Unternehmen“. Die Zustimmung sank von 45 Prozent im Jahr 2008 auf nurmehr 25 Prozent. Zwar ging es in der Frage um Unternehmen. Aber wenn ich nicht glaube, dass meine Freunde die richtige Biermarke mögen, wie sollte ich dann erst ihren Urteilen über guten Journalismus vertrauen?