Quis custodiet ipsos custodes, fragte der römische Dichter Juvenal: wer bewacht die Wächter, oder wer hat die eigentliche Macht? Klingt altmodisch. In einer Welt aber, in der Daten Einfluss bedeuten, ist es die Frage überhaupt.
Erzeugt doch beispielsweise Google mit seinem Versuch, die Welt zu digitalisieren, bei vielen Menschen Unbehagen. So großes, dass sie mit heruntergelassener Hose auf der Straße herumrennen, um einem Street-View-Kamerawagen ihren Missfallen mitzuteilen.
Google Street Car In Berlin from Evan Roth on Vimeo.
Die Aktion einiger Berliner Künstler, einem solchen Kamerawagen einen GPS-Empfänger anzukleben, um ihn verfolgen zu können, mag wie ein Spaß wirken. Ist letztlich aber nur der Ausdruck des Wunsches, die Wächter zu überwachen. Counter Intelligence, sozusagen.
Nicht der erste Versuch dieser Art. Das amerikanische National Legal and Policy Center (NLPC) demonstrierte einst am Beispiel eines Google-Chefs, was dank „Street View“ aus dessen Leben sichtbar ist. Die Front seines Grundstücks beispielsweise, die Nummernschilder seiner Autos oder sein Arbeitsweg. Selbst der mögliche Typ seiner Alarmanlage und die Firma, die wahrscheinlich seinen Garten pflegt, konnte das NLPC ermitteln.
Platos Antwort auf Juvenals Frage Dilemma übrigens war die Idee der „edlen Lüge„. Wir müssen die Wächter belügen, ihnen erzählen, dass sie besser sind als alle anderen, nobler, weiser. Denn dann glauben sie, dass es ihre Verantwortung ist, sich selbst gegenseitig sehr viel genauer zu überwachen und zu kontrollieren, als die Minderbemittelten, die ihnen unterstellt sind.
In diesem Sinne. Jetzt alle so: Google ist toll!