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Sterile Debatte

Es war zu erwarten: Einen Tag vor den Wahlen in Afghanistan entbrennt wieder die Debatte darueber, ob der Einsaz der Bundeswehr in Afghanistan eine Kriegseinsatz sei oder nicht. Das ist eine sterile Debatte. Sie ist ein Ergebnis der Ratlosigkeit.  In sieben Jahren hat die Bundesregierung es nicht geschafft, den Bundesbuergern den Einsatz in Afghanistan schlüssig zu erklaeren. Weil sie nicht wollte, weil sie nicht konnte, und wohl auch, weil es nicht möglich ist. Richtig ist in diesem Zusammenhang der Vorschlag des ehemaligen Verteidigungsministers Volker Ruehe, den Afghanistaneinsatz zum Wahlkampfthema zu machen. Das sollte Klärung bringen.

 

Söldner

Söldner ist ein belasteter Begriff – er suggierert das Menschen für Geld alles tun. Private Sicherheitsfirmen wehren sich deswegen dagegen als Söldnerheer bezeichnet zu werden. In ihre Selbstdarstellung sind sie Sicherheitsdienstleiser, die gegebene Aufträge nach Recht und Gesetz erfüllen. Manchmal geht natürlich etwas schief, wie am 16. September 2007 im Irak. Damals erschossen Leute der Sicherheitsfirma Blackwater 16 Iraker. Dieser Skandal machte zum ersten mal eine breitere Öffentlichkeit mit der Rolle der Sicherheitsfirmen im Irak bekannt. Es kam zu einer Anhörung im amerikanischen Kongress. Dabei wurde unter anderem klar, dass dei USA ihren Krieg im Irak ohne Sicherheitsfirmen gar nicht hätten führen können. Auf über 100.000 wurde die Zahl ihrer Mitarbeiter im Irak geschätzt. Wobei der Großteil der Mitarbeiter dieser Firmen Zivilisten sind. Darunter sind sehr viele Menschen aus der Dritten Welt, weil sie die billigsten Arbeitskräfte sind.

Auch der Krieg in Afghanistan ist ohne die Sicherheitsfirmen nicht zu führen. 70.000 Söldner soll es in Afghanistan geben. Und auch in Afghanistan ist ihre Arbeit nicht ohne Probleme. Es ist jedenfalls ein Thema, das weiterer Aufmerksamkeit bedarf.

 

Vor den Wahlen

Die Wie demokratisch ist Afghanistan? Die Präsidentenwahl ist ein Test, ob sich der Einsatz des Westens lohnt. Eine Reise zu Kriegsherren, Mullahs und Demokraten.  Meine Vorwahlgeschichte in DIE ZEIT

 

 

Verrückt nach Bollywood

In Afghanistan ist nicht der Westen die dominierende kulturelle Macht, sondern Indien. Den Beweis sehen Sie hier. Mein Fahrer schaut sich einen Bollywood Film an während wir durch den Tunnel am Salangpass fahren. Übrigens – der höchst gelegene Tunnel der Welt.

Salang
Film schauen am Salangpass @Ulrich Ladurner, Salang, August 2009

 

Deutsche Mythen

Der Politologe Herfried Münkler glaubt, dass Deutschland wieder Mythen braucht, um die Aufgaben zu bewältigen, die sich dem Land stellen. In einem Interview mit dem Spiegel bekennt er sich zum preussischen Wertekanon: „Es zeichnete sich durch Askese aus, Pflichtbewusstsein und die Bereitschaft der Eliten, etwas für ihr Land und den Staat zu tun: Ihm zu dienen, ohne zuerst an ihren eigenen Vorteil zu denken. Dieses Preußen brauchen wir.“

Ich frage mich angesichts von Münklers Sehnsucht nach Mythen im Namen von welchem Mythos wir den Einsatz in Afghanistan begründen wollen?  Die Diskussion ist es wert, geführt zu werden.

Build Afghanistan
Mauerinschrift in einem Vorort von Mazar @Ulrich Ladurner, Mazar-e-Sharif, August 2009

 

Gefährliches Kunduz

Kundus galt lange als eine der sichersten Gegenden Afghanistans. Seit zwei Jahren aber verschlechtert sich die Sicherheitslage. Auf dem Flughafen von Kundus sind 700 Bundeswehrsoldaten in einem Feldlager stationiert. Immer öfter werden sie in Feuergefechte verwickelt. Der Gouverneur der Provinz, Haji Omar, sagte zu mir im Gespräch, dass die Taliban aus Pakistan für die zunehmende Angriffe verantwortlich seien. Im Vorraum seines Büros sieht es jedenfalls nicht besonders beruhigend aus:

The Burka and the gun
Burka und Kalaschnikow in Kunduz @Ulrich Ladurner, August 2009 Kunduz

 

Globale Gefahr

Unser Schicksal entscheidet sich am Hindukusch. Wer das nicht glaubt, bekommt hier den Beweis, dass der Globus in den Händen der Afghanen ist:

Welt:Afghanist
Der Globus in den Händen der Afghanen @Ulrich Ladurner, Mazar-e-Sharif 2009

Wer sich über den Präsidenten Afghanistans, Hamid Karzai, ein Bild verschaffen möchte, dem empfehle ich die Geschichte von Elizabet Rubin im New York Times Magazine

 

Afghanisches Selbstverständnis

Heute haben die Taliban acht Raketen auf Kabul abgeschossen. Dabei haben sie die amerikanische Botschaft nur knapp verfehlt. Ein Talibansprecher sagte: „Wir haben die Kontrolle!“ Er spielte damit auf die Legende an, dass die Afghanen unbesiegbar sind. Im 19. Jahrhundert haben sie die Briten aus dem Land geworfen, im 20. Jahrhundert die Russen – im 21. Jahrhundert, so die Taliban, wird die Nato folgen. An die „Unbesiegbarkeit“ der Afghanen glauben nicht nur die Taliban, sie ist Teil des nationalen Mythos Afghanistans.

Dieses Gemälde stellt den Kampf der Afghanen gegen die Invasoren dar. Es hängt im Palast des Gouverneurs der Provinz Balkh. Der Gouverneur ist ein erklärter Feind der Taliban.

Ölbild-Mazar
Wie Afghanen Invasoren vertreiben @Ulrich Ladurner, Mazar-e-Sharif 2009

 

Afghanische Tatsachen

Gestern habe ich gelernt, dass das Binnenland Afghanistan einen Meeresstrand haben muss, heute lehrt mich Afghanistan, dass der Eiffelturm nicht in Paris steht, sondern hier: in Kabul

Paris:Kabul2
Ein Afghane vor dem Eiffelturm in Kabul @Ulrich Ladurner, August 2009

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Noch ein Afghane vor dem Eiffelturm in Kabul @Ulrich Ladurner, August 2009

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Zwei Afghanen vor dem Eiffelturm in Kabul @Ulrich Ladurner, August 2009

 

Afghanischer Meerfang

Es wird uns gelehrt, dass Afghanistan ein Land ohne Zugang zum Meer sei. Ein Blick auf die Landkarte bestätigt das: kein Strand weit und breit.

Als ich heute in Kabul diesen Ladeninschrift sah, kamen mir allerdings Zweifel an unseren geografischen Gewissheiten.

Fisch 2
Fisch aus allen Meeren in Kabul @Ulrich Ladurner, 2009

Angesichts dieser überraschenden Einsicht muss wohl gesamte Afghanistanstrategie überdacht werden. Denn Sie gründet zu einem guten darauf, dass Afghanistan ein Binnenland ist. Darum zum Beispiel sahen sich die USA nach immer heftigen Angriffen auf die Nachschubwege der NATO gewungen sich nach Alternativen umzusehen. Der russische Präsident Medwedjew hat Obama Alternativen angeboten.

All das wäre wohl nicht mehr nötig, wenn das Binnenland Afghanistan nur eine Legende sein sollte.