Der Streit ist mittlerweile alt geworden. Aber er ist weiterhin heftig. Welche Rolle hatte Daniel Domscheit-Berg bei WikiLeaks. Bloggen heute live Domscheit-Bergs Vortrag auf der re:publica.
Daniel Domscheit Berg spricht zu Beginn über das enorme Potential des digitalen Whistleblowings. Vor allem betont er, geht es für zukünftige Leakingplattformen nicht um die Majorprojekte, wie beispielsweise Cablegate, sondern um die vielen eher kleinen Themen die geleakt werden könnten/sollten.
Aus DDBs Sicht ist der Kontext von geleaktem Material enorm bedeutsam. Er nennt es das „Exklusivitäts-Dilemma“. Was kann eine Whistleblowingorganisation mit Material anfangen, das sie zwar exklusiv besitzt, aber evtl. nicht in die adäquaten Informationszusammenhänge setzen kann. Eines der zentralen Motive, warum OpenLeaks mit Partnerorganisationen aus den Bereichen Presse und NGO zusammenarbeiten wird.
Eine der größten Gefahren für Leakingplattformen ist die entstehende Macht, wenn brisantes Material eingeht. Macht korrumpiert. Offenbar eine klare Anspielung auf WikiLeaks und Julian Assange. Deshalb planen DDB und die Macher von OpenLeaks ihr neues Angebot als reinen Service. Eine Publikationsplattform, keine hochdotierten Exklusivverträge. Reine Leaking-Dienstleistung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Was ist das Ziel von OpenLeaks? Eine stabile und vor allem absolut sichere Technologie, so DDB weiter. Diese Technologie sollte für alle denkbaren Partner zugänglich sein. Auch wenn man in der öffentlichen Alphaphase demnächst erstmal mit 6 Partnern starten wird.
Besonders wichtig ist DDB der Hinweis auf die geplante Vermeidung jeder finanziellen Diskriminierung zukünftiger Partner. Die Plattform soll für alle denkbaren Partner aus den Bereichen Medien, NGO oder Gewerkschaften offen sein. Es soll definitiv keine Monetarisierung von Leaks geben. OpenLeaks hat kein eigenes Geschäftsmodell.
Whistleblower können auf OpenLeaks zukünftig Dokumente zwei Wochen exklusiv an einen der akkreditierten Partner richten. Danach gehen die Dokumente in jedem Fall als Rohmaterial in die Community. Auch wenn der Partner das Material zwischenzeitlich publiziert hat.
Knowledge soll geteilt werden! Andere Leakingportale wie Greenleaks etc. (siehe Übersicht) sollen von den Erfahrungen profitieren können.
Jeder Partner bekommt zukünftig eine eigene, gebrandete Partnerseite. So kann er auf seiner jeweiligen Seite im Look seiner Marke Leakingschnittstellen einrichten. Diese Schnittstellen funktionieren im weitesten Sinne wie OpenLeaks-Widgets. Auch werden Partnern auf OpenLeaks zukünftig Werkzeuge zur unmittelbaren Auswertung der geleakten Dokumente zur Verfügung gestellt. Auch Interaktionen zwischen Partnerorganisationen werden möglich sein. So könnte sich eine NGO mit regionalem Tätigkeitsschwerpunkt an ein dort tätiges Medium wenden.
Um eine möglichst große Gruppe von Usern zu erreichen wird es verschiedene „User-Rollen“ geben. Partnerorganisationen werden in der Regel einen Read/Write-Status erhalten. Für weitere User wird es aber auch einen Read-Only-Status geben.
Mittelfristiges Ziel von OpenLeaks ist es, mit mind. 100 Organisation zu kooperieren. Die Partnerorganisation sollen sich 50:50 aus NGOs and Medienpartnern zusammensetzen.
Der aktuelle Status quo ist allerdings etwas bescheidener. In Kürze wird eine öffentliche Alphaversion mit 6 Partnern online gehen.
User sollen zukünftig auch voten können, um der Plattform so weitere vertrauenswürdige Organisationen zu empfehlen.
Die wichtigste News zum Schluss: DDB will sich für die Einrichtung einer Stiftung stark machen, die Whistleblowing in Deutschland stärkt.
Und er will kein Gelübde für einen definitiven Starttermin abgeben. Sie sind sehr beschäftigt, sagt DDB. Wir sind gespannt. Die Erwartungen sind hoch!