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23. November 2023 – Ausgabe 49

Leserbriefe zu „Ausgetrickst“ von Robert Pausch

Ich frage mich, wer eigentlich den größeren Schaden verursacht. Ist es die Ampel, denen, wie Sie sagen, das Tricksen verboten wurde? Oder ist es die Union und das Bundesverfassungsgericht? Wer von diesen Akteuren schädigt das Land in diesem Moment nachhaltig? Alle sind sich darin einig, dass Deutschland Investitionen braucht, und jetzt dürfen wir 60 Milliarden nicht investieren? Alle sind sich darin einig, dass wir Bürokratieabbau und Pragmatismus brauchen, und jetzt soll der Pragmatismus der Ampel plötzlich illegal sein? Muss der Corona-Fonds auf die nächste Pandemie warten, bis er zur Anwendung kommt? Bis dahin wird ihn die Inflation aufgefressen haben. Vernünftiges Wirtschaften sieht anders aus, und die meisten Urteile des Bundesverfassungsgerichts der letzten Zeit lassen sich häufig nicht mit dem normalen Menschenverstand erklären. Die Opposition führt hier einen Wahlkampf mit Mitteln, die die Grundfeste unserer Demokratie gefährden! Und sie findet im Bundesverfassungsgericht auch noch einen Komplizen! Der Schaden für Deutschland ist immens! Politisch und wirtschaftlich!
Martin Krivacek

Angstszenarien laufen ab. Schuldenangst ist nicht neu. Ein beliebtes Mittel die Bevölkerung willig, spar- wie verzichtsbereit zu machen. Umfragen der Straße machen Dummheit, Ahnungslosigkeit zum Schuldenthema deutlich. Der BürgerIn meint, soll bei dem Irrtum bleiben, Staatsschulden seien vergleichbar mit privaten eignen Schulden. So erklärt sich alle Reaktion der Straße, die Sparen für richtig und notwendig halten, ggf. mit eigenem Verzicht, Sozialabbau usw. Natürlich erwarten alle, es werde bei anderen eingespart, möglichst bei den Ärmsten, sogenannten Faulen, Sozialschmarotzern, Ausländern, Migranten, Bürgergeldempfängern usw. Mit Menschenrechten, Solidarität ist schnell Schluss und jeder versteht es. Es stellt keiner die berechtigte Frage, wessen Schulden sind Staatsschulden? Wesen Geschäft machen die Karlsruher Richtung? Das der Demokratie? Oder Vorgeber für Sparen bei denen ganz unten und Reichtum schützen? Haben die Richter Milliarden für Krieg und Rüstung infrage gestellt?
Woher nimmt Staat Geld was er ausgibt? Wessen Geld gibt er aus und wofür? Wer dem auf die Spur kommt, merkt schnell wie Staat mit Geld der Steuerzahler umgeht. Er wird merken, wo Schulden sind, sind auch Profiteure an Schulden. Banken oder gerade die größten Profiteure sind Rüstung und Krieg. Daran zu sparen, fällt Regierenden nicht ein. Warum nicht? Wann haben Kriege schon einmal für die Völker Frieden und Wohlstand gesichert? Es ist keine Rede von Milliarden mit denen Konzerne, sogenannte Unternehmer gefördert, gesponsert, Staatsgelder erhalten damit ihre Profite gesichert sind. Von Arbeitsplätzen wird dann gern geredet. Wer trägt noch ein Risiko in Konzernen? Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert. So geht das Spiel! Und kein deutscher Michel und Michaela merken was geschieht. Keiner fragt nach dem Zusammenhang zu riesigem Reichtum, wachsender Armut zum Schuldenproblem? Wie viele Schulden in Bildung, Wohnen, Gesundheit, öffentlichen Verkehr u.v.a. sind für Zukunft unerlässlich und nicht wegsparbar? Auf Dummheit lässt sich bauen und unverschämt in Talkrunden plaudern wie ein CDU- Merz, der weiß wo zu kürzen ist – Bürgergeld, Kindergrundsicherung, Wohnen und Heizen bei den Ärmsten.
Roland Winkler

Das Veto des BVerfG gegen den schuldenfinanzierten Buchungstrick der Ampel war ein Paukenschlag. Doch was riskiert Deutschland bei einem Moratorium für den ökologischen Umbau? China als wirtschaftlich 2. stärkste Macht wird frühestens 2065 klimaneutral, und auch die USA haben es nicht eilig.  Ein einseitiger Klimaturbo ist deshalb gefährlich, weil unsere industrielle Basis das nur schwerlich überlebt. Deutschland als ökologische Lokomotive mag grüne Phantasien beflügeln, global betrachtet ist das jedoch bedeutungslos. Wärmepumpen z.B. sollen millionenfach gefördert werden, kosten dreistellige Mrd.-Beträge, haben aber nur einen minimalen Grenznutzen bei der Verringerung des Co² Ausstoßes. Eine von vielen Irrläufern im Klimaszenario der Ampel. Das Urteil des BVerfG kann ein Sprengsatz sein in der Koalition, ist jedoch zugleich ein Impuls für eine realistische Politik. Keine Luftschlösser mehr, sondern die gesamte Klimapolitik muss zurück auf Los, notfalls ohne grüne Beteiligung.
Christoph Schönberger

Zum oben genannten Artikel kommt mir, außer, dass mir zur Unfähigkeit der Ampel eigentlich nichts mehr einfällt, eine abstruse Idee in den Kopf, damit sich der Kleinverdiener weniger ausgetrickst fühlt. In meiner Heimatstadt Bremen z.B. gibt es Supermärkte der gehobenen Klasse mit dem Namen (R…). Diese Supermärkte haben eine interessante Preisgestaltung. Sie bescheren den Konsumenten in den Stadtteilen, die sich ja durch „Armut“ und „Reichtum“ deutlich voneinander unterscheiden, für die gleichen Produkte differierende Verkaufspreise. Dieses Vorgehen mag Milde und Verständnis gegenüber den weniger Verdienenden zum Ausdruck bringen, es kann aber auch den Grund haben, eben jenen, die mehr als genug haben, auch mehr Geld abzunehmen zu wollen. Die Kardinalfrage: was wäre falsch daran, den Reichen deutlich tiefer in die Tasche zu greifen, um dem Staat Geld in die Haushaltskasse zu schwemmen. Geld, das den „Abgehängten“ ein besseres Leben ermöglicht. Geld, das für Bildung, Gesundheit, Integration, Klima, Innovation und Aufklärung eingesetzt werden könnte. Das wäre aus meiner Sicht ehrlich und weniger trickreich. Meine kleine Robin Hood-Fantasie geht also in die folgende Richtung.
Ich stehe mal wieder an der Kasse, warte auf den alltäglichen Aderlass, der mich aber heute nicht hochschrecken lässt. Vor mir steht ein in sich selbst verliebter postpubertierender Mittdreißiger – sonnenbebrillt, wichtigtuerisch und braungebrannt wie das halbe Hähnchen vom Grill gegenüber. Nervös rasselt er mit seinem Porsche-Schlüssel in der linken Hand. Er hat den Einkaufswagen mit Mumm-Sekt vollgedröhnt. Darunter harren ein paar Liter Milch, Mehl, Äpfel, Brot, Kondome und Pizzas von einer Firma, die mit einem Doktortitel wirbt, der Realität entgegen. Der Mann legt seine Ware auf das schwarze Band scheinheiliger Gerechtigkeit. Mumm, Mumm, Mumm…, siebenmal, alles korrekt. Addition. Die Kasse rappelt. Prima Preise. Dann geht’s weiter und es wird recht bunt auf dem Display. Dreimal Milch, 79,60, 79,60, 79,60. Brot, 88,80. Bio-Äpfel. Autsch, jetzt wird es richtig teuer hierzulande. 128,80 Euro. Der Scanner piepst eifrig. „Halt, halt stopp“, meldet sich der Mann mit dem P-Embleme zwischen Ring- und kleinem Finger: „Sehen Sie mal, die Kasse spielt ja völlig verrückt. Die Preise, die sie ausspuckt, sind doch viel zu hoch. Ihre Kasse scheint unter Arithmasthenie zu leiden, liebe Frau. Seit wann kostet ein einfaches Brot achtundachtzig Euro achtzig? Haben Sie nie etwas von kleinen Preisen gehört?“
Die Kassiererin schaut ungerührt auf, bleibt harmonisch und erklärt dem Kunden sehr sachlich: „Die Kasse ist eine gute und solide Rechenmaschine, mein Herr. Der Kundenscanner am Eingang hat ihr eben eine Multiplikator-Meldung rübergegeben. Ihr Wareneinkaufs-Faktor ist mit „vierzig“ kalkuliert worden.“ Ich stehe hinter dem Großhans, amüsiere mich still. Ha Ha, Schadenfreude reißt ein Lächeln in mein Gesicht. In der Visage des Betuchten ruckt es merkwürdig. Tiefe Falten, begünstigt durch den täglichen Gang in das Solarium, legen sich ihm pflügend auf die Stirn. An der anderen Kasse fliegen auch gerade Äpfel über das Band. Auf dem Display flimmern Zahlen. Ich blinzele, sehe den Preis. Drei Euro zwanzig. Korrekt für Äpfel aus dem alten Land, denke ich. Der Mann vor mir sieht das auch, er hat eben verblüfft die dunkle Sonnenbrille abgerissen und sie auf sein verbliebenes Haupthaar geschoben – direkt über der Transplantationslinie. „Das ist doch nicht wahr, gute Frau. Was heißt hier Multiplikatormeldung von dem Kundenscanner an die Kasse gegeben, was soll denn das bedeuten, Faktor vierzig, kompletter Unsinn ist das?! In jedem Laden kann ich unbeschwert einkaufen und hier hockt plötzlich das Finanzamt oder dieser Minister – wie heißt der noch – unter der Kasse und flüstert ihnen böse Zahlenkolonnen ins Ohr. Seit wann kostet ein Mumm-Sekt 320.- Euro? Das ist doch purer Wahnsinn!“
„Ganz einfach“, sagt die nette Kassenfrau: „Sie haben den Faktor vierzig, das heißt, Sie beziehen vierzigmal so viel Gehalt wie ein Durchschnittsverdiener eines EU-Landes. Darum zahlen Sie vierzigmal so viel für Lebens- und Grundnahrungsmittel, natürlich auch für Alkohol, als andere Kunden, capito?“ Ich tippe dem Mann vorsichtig auf die Armani gepolsterte Schulter. „Sehen Sie“, sage ich mit gespielter Besänftigung und falscher Trauer. „Es ist doch nicht so schlimm, der Sekt da, den Sie eben gekauft haben, kostet, gemessen an Ihrem Einkommen, immer noch acht Euro, ist doch ein guter Preis, oder? Sie können sich heut’ Abend so richtig einen dröhnen. Mein Faktor ist übrigens Null Komma sieben. Ich bin Zeitungszusteller. Meine Frau steht an der Toilette bei Karstadt. Ich werde für meinen vollen Einkaufskorb etwa fünfzehn Euro abdrücken müssen, nicht schlecht, wie? Der binnen Sekunden gealterte Mann scheint sprachlos zu sein, wenngleich auch nur für einen Moment. Er ringt nach Luft. Dann fragt er kleinlaut, neigt sich, plötzlich schwächlich geworden und sichtlich ergriffen, der Kassiererin zu:
„Hören Sie mal“, flüstert er. „Woher glaubt denn dieser rechenschwache Apparat zu wissen, was ich verdiene?“ „Das ist ganz einfach“, sagt sie nun aufgeweckt und lautstark wie bei der Kondomwerbung, wirft dabei verwegen und wissend ihr blondgefärbtes Haar in den Nacken. „Der Kundenscanner am Eingang hat Ihre Kleidung, ihren Teint und ihre Automarke registriert und unter Berücksichtigung bestimmter Gesichtslinienparameter – völlig korrekt und legitim – eine Anfrage bei allen Banken in Europa durchgeführt. Das geht sehr schnell, müssen Sie wissen. Da, schauen Sie, dort oben im Display steht’s ganz deutlich, Ihr Einkaufsrechner hat den Faktor Vierzig. Wir nennen diesen Faktor auch den Ampel-Schlüssel-Faktor.“
Bernhard W. Rahe

Bevor wir über Geld reden. Der eigentliche Skandal ist doch, dass eine Bundesregierung, trotz entsprechender Warnungen, etwas tut, was verfassungswidrig ist. Die vom Autor beschworene Mitte müsste erstmal dafür sorgen, dass die „Verfassungsbrecher“ zurücktreten, denn diese haben ihren Amtseid gebrochen. Also Neuwahlen, bitte. Wenn, jetzt gewählt würde, werden weniger als ein Drittel der Sitze an AfD u. a. gehen. Wenn diese Regierung so weiter macht, werden es in rund zwei Jahren eher 50% sein. Will das jemand? Nun zum Geld. Wenn ich mich recht entsinne, besitzt die BRD 6000 Tonnen Gold. Eine Tonne kostet aktuell rund 59 Millionen Euro. Noch Fragen, was zu tun ist? Die Alternativen dazu, wie Sparen, Steuer erhöhen etc. werden die soziale Schieflage vermutlich noch verstärken, annehmbar verbunden mit einer weiteren Radikalisierung der Gesellschaft. Braucht keiner.
Gerd-Rüdiger Erdmann

Alle Kommentare und Berichte in DIE ZEIT vermeiden den Kern des Problems und finden darum letztlich nur eine Lösung in höherer Verschuldung. Dieser Kern geht auch an das Selbstverständnis von 50 Jahren Journalismus, der mitschuldig ist. Diesen Kern kann man leicht erkennen, wenn man in diesen 50 Jahren die Entwicklung von Sozialausgaben, Investitionen und Verschuldung ansieht. Diese furchtbare(!) Entwicklung beschreibt die Liquidierung eines bezahlbaren Sozialstaates, der Menschen ermächtigt, zu einem unbezahlbaren, verkommenen Sozialismus, der sich solche Mühe spart und die Schwachen lieber durch Dauerversorgung in Abhängigkeit hält. Mit Verschuldung und dem Verschleißen der Infrastruktur in allen Bereichen, hat man diesen verkommenen Sozialismus finanziert. Für mich alten DDR-Bürger nichts Neues. Das ist nichts anderes als politische Korruption auf höchstem, staatlichem Niveau. Es ist ein Ausplündern der Infrastruktur und zukünftiger Generationen für eine bequeme Ausgabenpolitik. Sozial ist daran gar nichts, denn die Rechnung kommt und muss von den Bürgern selbst bezahlt werden. Und das ist jetzt! Aber vielleicht findet man ja einen Weg, noch ein paar Jahre länger die Demokratie im genannten Sinne zu missbrauchen. Mach DIE ZEIT da weiter mit? Wir werden es bald wissen.
Fred Klemm

Umweltschutz rangiert für die meisten nur noch unter ferner liefen.  Ökologische Schmalkost als Folge des Urteils gefährdet deshalb kaum die Stabilität der Demokratie, anders als insinuiert wird.  Erwartet wird vielmehr die Rückkehr zu einer seriösen Haushaltswirtschaft. Gefährdet wäre allerdings manche grüne Vision. Eine angepasste Schuldenbremse mag da weiterführen, wäre aber zu einfach. Gegenüber der Vorcoronazeit sind die Einnahmen im Bundeshaushalt um mehr als 80 Mrd. gewachsen. Geld ist vorhanden. Zuerst sollte die Regierung deshalb Aufgaben priorisieren, was die üppigen Schattenhaushalte bisher zugedeckt hatten. Allein das fragwürdige Bürgergeld steht pars pro toto für dieses Versäumnis. Das Budget 2024 muss folglich nochmals aufgeschnürt werden.
Christoph Schönberger

Hat der Staat jemals „genug“ Geld? Vermutlich nicht. Kein politisches Projekt möchte sich das Etikett „nicht bezahlbar“ anhängen lassen oder ein anderes dafür ausknipsen. Notfalls tituliert man Ausgaben eben als „Investitionen“ (das geht übrigens, bei Licht betrachtet, fast immer). Leider bringt auch Herr Pausch nicht übers Herz, auszusprechen, dass dieser Staat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem hat, und das nun wirklich nicht erst seit dem Urteil aus Karlsruhe. Wir leisten uns in fast allen Lebensbereichen überkommene bürokratische und damit teure Strukturen (Tendenz laut Normenkontrollrat übrigens weiterhin steigend), föderales Kompetenzgerangel, eine teils ideologisch getriebene Energiepolitik – und gleichzeitig staatliche Subventions- und Förderprogramme verschiedenster Art, teils vollkommen ohne Augenmaß und Hinterfragen der Nachhaltigkeit. Man hat sich eben seit Corona daran gewöhnt, jegliche Probleme nach dem Gießkannen-Prinzip erst einmal mit viel Geld „zuzuschütten“, ohne zu genau hinzuschauen. Lange Zeit war all das egal, es war ja genug Geld da. Nun fehlt es, wohlgemerkt trotz einer Steuern- und Abgabenlast auf europäischem Spitzenniveau. Da könnte man dieser Tage auf viele sinnvolle Ideen kommen. In das leidenschaftliche Dauerfeuer der politischen Linken gegen die „Schuldenbremse“ einzustimmen, gehört allerdings nicht dazu.
Daniel Kemper

Notwendige, harte Maßnahmen auf der Ausgabenseite würden vom nimmersatten Wähler brutal abgestraft. So treibt unsere Anspruchshaltung die Politik vor sich her und wir uns selbst in den Orkus.
Uwe-Carsten Edeler

Also sprach Olav I.: So weit ich mich erinnere, sind vor allem wir Hanseaten sturmerprobt. Mit der Reeperbahn verfügen wir außerdem über eine der effektivsten Seilschaftsstraßen der Welt. Das Verfassungsgerichtsurteil eröffnet uns die einmalige Chance, mit großer Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Die Fronten sind rückzugsbegradigt und der Zukunft unserer Kinder bleiben übergroße Lasten erspart. Wir werden jetzt Schritt für Schritt die Sache der Blitze neu bewerten, dem Donnergetöse ohne Ängste die Stirn bieten und den erfolgreich eingeschlagenen Weg gemeinsam fortsetzen. Da bleibe ich ganz gelassen und voll Zuversicht, dass wir das hinkriegen… Also sollte der Kanzler sprechen, bleibt uns als Lotse erhalten, indem er seinen Redenschreiber von seiner Seite lobte.
Andreas Weng

Schulden – Armutsbekämpfung – Armenbekämpfung. Warum die angeheizte Schuldendiskussion? Die Sache ist durchsichtig für jeden der Grundrechenarten kennt, etwas von “Arbeitsmarkt”, Löhnen, Sozialleistungen und dem realen Leben unter weniger betuchter Bevölkerung weiß. Zur Wahrheit gelangt vor allem, wer erst den Menschen sieht, seine Umstände und Verhältnisse, danach den Schuldigen, Täter, Faulen oder Arbeitsunwilligen ausmacht und verurteilt. Damit möglichst wenige im Lande auf die Idee, solidarischen Gedanken kommen, entbrennt Politik bis Wirtschaft über Medienkanäle von Zeit zu Zeit wie eben, ein wahres Feuerwerk an Hass, Hetze, Lügen, Diffamierungen, Neid, Missgunst und Verurteilung von Menschen, die aus verschiedensten Gründen von Sozial-leistungen leben müssen, angeblich wollen und sich ein schönes Leben ohne Arbeit machen.
Geschieht das laut genug von Kanzeln im Bundestag, aus Talk- Runden der Polit- Eliten, in BILD und Co, dann muss der Deutsche nicht mehr selbst denken, fragen, urteilen. Er muss nur noch pauschal verurteilen, dem Hass- Geschrei, Disziplinierungsvorschlägen, Sanktionen kräftig zustimmen. Was interessiert schon sich selbst ein Bild zu machen, wie mit Hartz, Bürger-, Arbeitslosengeld, Sozialleistungen sich ein wunderbares Leben ohne Arbeit gemacht werden kann. Schließlich ist es auch nicht ganz so schwer im Umfeld jemanden zu kennen, der auf unsere Kosten ohne Arbeit lebt. Da beginnt es bereits. Es fällt niemandem i. d. R. ein, nach denen im Lande zu fragen, die ohne jede Arbeit von der Arbeit anderer leben und das auf Ebenen höchsten Reichtums. Warum nicht? Gern müssten wir auch mal zu wissen bekommen, wie viele Millionen hierzulande zu den Arbeitsunwilligen gehören, die von unserer Arbeit ohne eigne Arbeit schön leben und seit Einführung des Bürgergeldes diese Wohltat in Anspruch nehmen. Warum hören wir dazu nichts? 563 Euro mtl. Bürgergeld ab Januar soll so begehrenswert für Millionen sein?
Bürgergeld, Existenzminimum, Hartz, Mindestlohn, Fordern und Fördern, wer arbeitet muss mehr haben als wer von Sozialleistungen lebt, so wird unsere Meinung gewünscht zurecht manipuliert. Die realen Verhältnisse kennen die wenigsten. Was unter Mindestlohn im Hungerlohn, bei Zwei- und dreifach-Jobberei für viele Wirklichkeit ist, die trotz Arbeit nicht ohne Sozialleistung leben können, in Existenznot und Armut leben, will kaum jemand wissen. Wenn die Merz, Linnemann, Heil, Kretschmer und Co frech und dreist, oder auch unwissend Menschen demütigen, menschenverachtend über sie urteilen dürfen, absolute Verarmung fordern, dann ist das kein Rechtsstaat, keine Demokratie, Freiheit, hat mit Menschenrecht nichts gemein. Selbst Kinderarmut soll nicht bekämpft werden, Wohnen, Heizen, Menschen-rechte sollen als solche nicht gelten. Einfach ekelerregend diese Politik des Hasses, Hetze, Verlogenheit und Heuchelei.
Roland Winkler

Die schwere Haushaltskrise ist eine offene Wunde, die große Schmerzen verursacht – im ganzen Land. Die Not ist groß, doch der Arztkoffer der Ampel ist leer. Gesundbeten hilft nicht. Die eingeübten Selbstgefälligkeiten und Selbstgerechtigkeiten machen alles nur noch schlimmer. Spätestens jetzt, wo die Schmerzen unerträglich sind, sollten die längst notwendige Änderungen vorgenommen werden: Endlich die Sache sehen, und nicht zuerst sich selbst und die jeweilige Partei. Endlich verantwortlich mit der geliehenen Macht umgehen, und nicht schon wieder tricksen und nur die künftigen Wahlchancen im Auge haben. Endlich ehrlich sein, statt die Bürger mit Nebelkerzen zu sedieren. Bei vielen Wählern ist die Schmerzgrenze erreicht. Immer mehr wählen Protest, da sie kein Vertrauen mehr in die Handlungsfähigkeit dieser Regierung haben. Ja, es geht um die Stabilität unserer Demokratie – in Deutschland und in Europa.
Reinhard Koine

Man kann es Austricksen nennen, aber der allgemeine Zustand der deutschen Parteien ist eine existenzielle Bedrohung unserer Demokratie. Seitdem insbesondere die SPD ihren Charakter als Volkspartei aufgegeben hat und sich als eine Lobbyisten-Partei für scheinbar soziale Bedürftigkeiten nach Vorbild von Grünen (Umwelt) und FDP (privates Vermögen) beschränkt, werden die separatistischen Belange als verbliebene Kernkompetenz gegeneinander ausgespielt. Dazu kommt ein tricksender Kanzler, der an seiner Partei wegen der Schmach bei seiner Niederlage als Parteivorsitzender erkennbar Rache nimmt. Zu den anderen deutschen Parteien fällt mir und hier solidarisiere ich mich mit der Überschrift nur Trickserei und Austricksen ein. Aber allen verbindet eins, Parteiinteresse vor Staatsinteresse.
Jürgen Dressler

Die deutsche Fußballnationalmannschaft war in den zurückliegenden Jahrzehnten stets ein Spiegelbild der deutschen Politik. Wie im Fußball ist auch in der Politik der tiefste Tiefpunkt erreicht. Ob es in beiden Sparten in absehbarer Zeit wieder aufwärts geht, ist angesichts des jeweiligen Personals mehr als fraglich. In der Nationalmannschaft bestätigen Spieler wie Gnabry, Rüdiger und Sane in schöner Regelmäßigkeit die Vorurteile, die so manche sogenannten Fußballfans ihnen entgegenbringen. Dass sie, wie auch einige andere Spieler, sich offensichtlich weigern, die Nationalhymne mitzusingen ist dabei noch das geringste Problem. Aber es ist ein Indiz dafür, dass sie mit Deutschland nicht viel am Hut haben. Ihre lustlose spielerische Einstellung bestätigt diese These. Bundestrainer Nagelsmann wäre gut beraten künftig nur noch Spieler aufzubieten, die sich mit dem Land, für das sie spielen, identifizieren. Die linksgrüne Bundesregierung scheint für dieses Land beziehungsweise für die Arbeitswilligen und Fleißigen ebenfalls keine Sympathien zu entwickeln.
Nur so ist es zu erklären, dass diejenigen, die nichts zum Gemeinwohl beitragen, vorzugsweise arbeitsunwillige Asylanten, von ihr finanziell besonders goutiert werden. Diejenigen, die dem Staat nicht auf der Tasche liegen möchten, sind lediglich als Steuer-Melkkuh willkommen. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Ampelkoalition mit Abstand die schlechteste Bundesregierung seit 1949 ist. Dass Leute wie Scholz, Baerbock und Habeck einmal die Spitze einer deutschen Regierung stellen wäre noch bis vor 10 Jahren nicht denkbar gewesen. Deutschland ist unter dieser Bundesregierung dem Verfall preisgegeben. Ich bin 61 Jahre alt, habe 45 Berufsjahre hinter mir und erhielt vor kurzem eine schwere Krebsdiagnose. Ich weiß nicht, wie viele Jahre mir noch bleiben. Wahrscheinlich hätte ich mich in den vergangenen Jahren nicht so sehr über die deutsche Politik aufregen sollen. Mir könnte es im Grunde egal sein, wenn diese linksgrüne Bundesregierung nach dem Motto regiert „Nach uns die Schulden-Sintflut“, weil sie Sparen an den richtigen Stellen nie verinnerlicht hat, beziehungsweise sich hierzu verweigert. Ich verstehe die Generation Z und die sogenannte „Letzte Generation“ nicht. Denn sie sind es, die von dieser Regierung um ihre Zukunft betrogen werden.
Alfred Kastner

So sieht es aus, wenn der Parteiproporz, falscher Ehrgeiz und eine ungesunde Selbstüberschätzung zur Verteilung der wichtigsten Ministerämter in der Ampelkoalition führen. Ohne grundlegende Fachkenntnisse oder entsprechende Voraussetzungen wurde den jeweiligen Parteien der eine oder andere Wunsch erfüllt. Ein Paradebeispiel: Christian Lindner. Echt nach dem Motto „Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept“. Ohne Steuern zu erhöhen oder Sozialleistungen zu kürzen könnten erhebliche Einnahmen generiert werden. Wenn endlich unnötige und teure Privilegien abgeschafft würden: Diesel, Dienstwagen und Kerosin. Dann noch eine angemessene Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuer die den Namen verdient. Aber diese Regierung, allen voran die FDP, will lieber Sozialleistungen kürzen. Geht’s noch? Die Ampel hat im Koalitionsvertrag Versprechen abgegeben, die schon bei der Niederschrift erkennbar schwer zu realisieren waren. Von dem Märchen der goldenen Zeiten und dem rosigen Zukunftsversprechen ist mittlerweile, auch schon vor dem 60-Milliarden-Urteil, ein dunkler Albtraum geworden.
Auch ein Desaster für die Demokratie und ganz viele betroffene Bürgerinnen und Bürger. Alle vorhandenen Anzeichen und alle Hinweise von wirklichen Fachleuten wurden stets ignoriert und als lästig abgetan. Ideologie, Sturheit und „Scheuklappendenken“ haben eine rechtzeitige Kurskorrektur verhindert. Allerdings die CDU/CSU als Opposition glänzen bisher auch nicht durch konstruktive Vorschläge. Aber gerade jetzt müssten die demokratischen Kräfte gemeinsam versuchen die große Krise zu bewältigen. Nur so kann den rechten Kräften (AfD und die Wagenknecht-Partei) die Stirn geboten werden. Ansonsten macht man diese Parteien stark. Endlich muss wieder ein Ruck durch durchs Land gehen in Richtung gelebter Demokratie für die Menschen und nicht für die gut versorgte Politikerblase in Berlin, im Bundestag. Es wird aller Voraussicht nach ein Durchwursteln und ein Stepptanz von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen bis zur nächsten Bundestagswahl werden. Das Ergebnis wird kein Silberstreif am Horizont sein, eher eine braune Melange von genervten Protestwählern. Wenn man undemokratische Kräfte stärken will, ist das bisherige Verhalten der Ampel und der CDU/CSU als Opposition genau der richtige Weg.
Felix Bicker

Die mir fehlende Differenzierung zu den vorgesehenen Kürzungen im „Sozialbereich“: auch wenn es noch so sehr herbei geschrieben wird, Rente ist nun mal keine Sozialleistung wie das Bürgergeld, sondern eine Versicherungsleistung, – schon vergessen- die u.a. durch politische Tricks und Fremdfinanzierungen über verschiedene Regierungen hinweg, mittlerweile tatsächlich bezuschusst werden muss. Trotzdem, eine Sozialleistung, wie das Bürgergeld, ist die Rente nicht. Umso ärgerlicher jetzt, wenn zur Finanzierung des Milliardenlochs die ohnehin doppelt versteuerte Rente auch noch herangezogen werden soll.
Roland Peter

Es ist schon ziemlich verrückt. Das BVG verurteilt den Staat zur Einhaltung der Klimaziele. Und jetzt nimmt ihm das BVG die Mittel, die er auf „unlautere“ Weise genau dafür verwenden wollte. Wobei das BVG wirtschaftliche Folgen des Urteils natürlich außer Acht lassen musste. Zwar ist es Aufgabe der Opposition, die Regierung zu „ärgern“. Aber war der Weg nach Karlsruhe wirklich nötig? Denn wo kein Kläger da auch kein Urteil. Schaden genommen hätte unsere Demokratie dadurch nicht. Jetzt ist es an Merz gemeinsam mit der Regierung die Weichen für eine Änderung der Schuldenbremse im Sinne des Rates vieler Experten anzugehen. Schließlich sieht die CDU Wirtschaftskompetenz als Teil ihrer DNA. Zumal auch ein Kanzler Merz sonst vor den gleichen Problemen stände.
Dietrich Briese

Auf die Probleme mit dem Haushaltsurteil aus Karlsruhe reagieren manche gerne mit dem allseits beliebten Vorbild der „schwäbischen Hausfrau“. Was aber macht eigentlich diese so tüchtige und mit Bodenhaftung ausgestattete Hausfrau aus? In erster Linie hat sie Langzeitperspektive. In jungen Jahren pflegt sie sich zu verschulden, und zwar als die sprichwörtliche Häuslebauerin. Denn ihr geht es – für die Familie und fürs Alter – um ein sicheres Dach über dem Kopf. Dafür nimmt sie auch gerne Kredite auf. Für allerlei Larifari wie teure Urlaubsreisen, ständig wechselnde Klamotten, Modetorheiten und sonstige Verschwendungen würde die „schwäbische Hausfrau“ nie Schulden machen und Kredite aufnehmen. Solcherlei Differenzierungen zum Thema Schulden für Investitionen mit Langzeitwirkung vermisst man bei manchen Bundespolitikern, die nach dem Karlsruher Urteil nichts als Häme übrig haben für eine Politik, die offensichtlich keinen Plan B hatte. Vor lauter Häme auszublenden, dass gewaltige Investitionen in die Zukunft nötig sind, ist schlicht verantwortungslos. Deutschland wird nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft gelingt. Der Klimawandel drängt; was zu leisten ist, ist zu vergleichen mit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Ein Oppositionsführer, der sich hier einfach einreiht bei den Klimaleugnern, der wird nicht gebraucht. Die „schwäbische Hausfrau“ könnte ihm in resolutem Ton beibringen: Reformiere gefälligst deine Schuldenbremse! Du möchtest doch ernst genommen werden. Und du wirst doch nicht nach denen schielen, die sich für eine Alternative für unser Land halten! Und denke immer daran, vor wenigen Jahren erst hat dasselbe Bundesverfassungsgericht der Bundesrepublik Deutschland zum Thema Klimapolitik klare Aufgaben ins Stammbuch geschrieben.
Ulrich Mohr


Leserbriefe zum Titelthema „Kassensturz“ „Jetzt wird abgerechnet“ von Peter Dausend et al.

Das Urteil ist vor allem deshalb ärgerlich, weil es auf einer formalen Argumentation beruht. Das Gericht hat bemängelt, dass die Ampel-Koalition nicht die nötigen Rechtsgrundlagen für die Umwidmung der Corona-Hilfen geschaffen hatte. Dies ist zwar richtig, aber es ist auch ein reiner Formfehler. Inhaltlich ist das Urteil jedoch nicht nachvollziehbar. Die Ampel-Koalition hat die Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds für die Finanzierung von Maßnahmen zur Energiewende und des Klimaschutzes verwendet. Dies sind Maßnahmen, die dringend notwendig sind, um Deutschland auf einen 1,5-Grad-Pfad zu bringen.
Stefan Pachmayr

Ich wundere mich über die unkritische – vermutlich da uninformierte – Haltung der ZEIT rund um die Schuldenbremse. Ich erkläre meinen Studenten die Funktionsweise von Wirtschaftshilfe immer so: „Ich nehme Ihnen 100 EUR weg und gebe Ihnen 80 EUR zurück. Dafür lasse ich mich feiern und erkläre Ihnen, was Sie mit dem Geld jetzt noch tun dürfen und was nicht“. Das Bild gilt natürlich nur für die Wirtschaft als Ganzes. Auf der Ebene einzelner Unternehmen wäre ein „ich nehme Ihnen 100 EUR weg und gebe es jemand anderem“ treffender. Über die Kollateralschäden lese ich in der ZEIT leider nichts: – Da die Politik selbst kein Geld hat, nimmt sie es von anderen Wirtschaftsakteuren. Vereinfacht gesagt: Für jeden mit staatlichen Subventionen geschaffenen oder geretteten Arbeitsplatz sterben anderswo zwei Arbeitsplätze, weil die Unternehmen von der Abgabenlast erdrückt werden. – Wenn der Staat als Konkurrent auf den Kapitalmärkten auftritt, wird die Darlehensaufnahme für andere Akteure teurer. Der Rückgang der Bautätigkeit und die Verfehlung der Neubauziele der jetzigen Regierung sind in erheblichem Maß auch eine Folge der Staatsverschuldung. Zusammen mit der Baubürokratie und der Steuerbelastung (Umsatzsteuer auf Bauleistungen, drastisch gestiegene Grunderwerbssteuern etc.) ist der Staat ein wesentlicher Treiber für die gestiegene Mietbelastung der Bevölkerung. In mir kommen erhebliche Störgefühle auf, wenn Politiker treuherzig erklären, sie wollten sich für tragfähige Mieten einsetzen, populistisch auf die Vermieter als Sündenbock zeigen und gleichzeitig alles dafür tun, dass sich die Lage am Wohnungsmarkt weiter zuspitzt. In diesen Dingen würde ich mir von der ZEIT, die ich vor vielen Jahren so geschätzt habe, mehr analytischen Tiefgang wünschen.
Thorsten Brandes

Eine Rücklage, die aus einem Grund gebildet wurde, der nicht mehr da ist, muss freigesetzt werden für einen akuten Zweck. Eine grundlose Kapitalbindung liegt nicht im Interesse des Steuerzahlers. Wenn das Bundesverfassungsgericht (BVG) anderes besagt, muss es geändert werden! Sogar die Bibel wird hinterfragt, deren „Gründungsvater“ denen des BVGs in nichts nachsteht. Oder? Eine erneute Deckelung der Strom/-und Gaspreise werden wir uns nicht mehr leisten können. Eine Deckelung des „Fliegenden Millionärs“ schon. Am Wahltag, kostenlos. Danke, Friedrich Merz.
Bernd Kropfgans

Bereits mehrfach ist auf die Nähe der aktuellen politischen Situation unseres Landes zur Weimarer Republik hingewiesen worden. Ein kurzer Blick in die Geschichte lässt diese Nähe sehr schnell erkennbar werden. Im März 1930 konnten sich nämlich die Abgeordneten des Reichstages der in einer „Großen Koalition“ regierenden Parteien DVP und SPD nicht über eine Lösung der sozialen Frage verständigen. Vor dem Hintergrund der zu jener Zeit herrschenden Weltwirtschaftskrise standen auf der einen Seite Forderungen nach Verbesserungen der Arbeitslosenhilfe auf der anderen Seite deren Ablehnung bzw. die Befürwortung von Leistungskürzungen gegenüber. Da beide Seiten aber die Erwartungen ihrer jeweiligen Interessengruppen, sprich ihrer Wählerschaft, erfüllen wollten, kam eine Einigung nicht zustande, und der Reichstag hat sich auf diesem Wege praktisch selbst ausgeschaltet. Denn bei seiner Zusammensetzung war eine Mehrheit nicht zu erreichen und Neuwahlen schienen ausgeschlossen. In der Folge hat sich die Regierung auf Notverordnungen des Reichspräsidenten gestützt.
Und heute? Kommt einem ein solcher Streit nicht höchst bekannt vor? Zumindest nach Artikel 38 Absatz 1 des Grundgesetzes werden die Abgeordneten des Deutschen Bundestages als „Vertreter des ganzen Volkes“ gewählt und sind „an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen“. Da sei den heutigen Damen und Herren Volksvertretern anempfohlen, sich bei ihren Entscheidungen in Erinnerung an einen vor Urzeiten amtierenden Bundesinnenminister mit Namen Hermann Höcherl eben doch genau dieses Grundgesetz just einmal „unter den Arm“ zu klemmen und über ihre jeweilige Klientel hinaus das ganze Volk in den Blick zu nehmen.
Marhild Hoffmann

Es wird wohl nur mit einer verfassungsrechtlichen Modifizierung der Schuldenbremse gehen, also Zulassung von Krediten für Zukunftsinvestitionen. Ich vermute, das haben auch die meisten von FDP und CDU zwischenzeitlich erkannt. Wenn sie das jetzt aus parteitaktischen Gründen nicht mittragen, schaden sie unserem Land. Nach der nächsten Wahl wird es die 2/3 Mehrheit dafür möglicherweise nicht mehr geben. Wenn mein Haus grundlegend saniert werden muss und ich keine Rücklagen habe, muss ich auch Kredite aufnehmen, um zu verhindern, das es weiter verfällt. Der Kreditnehmer bei Staatsschulden sind letztlich wir alle. Und wenn Kredite zukünftig möglicherweise nicht aus den laufenden Einnahmen bedient werden können, dann müssen halt schädliche Subventionen abgebaut und zusätzlich Steuern erhoben werden bei denen, die so was leicht wegstecken und schon seit Jahrzehnten den größten Wohlstansvorteil von einem funktionierenden Staat mit einer funktionierenden Infrastruktur haben. Aber das ist dann ein anderes Thema. Und mit Bezug auf unsere geopolitischen und wirtschaftlichen Konkurrenten China und USA hat es Habeck bildlich schön beschrieben. Die steigen mit in die Boxhandschuhe eingewickelten Hufeisen in den Ring und wir mit hinter dem Rücken gebundenen Händen.
Roland Zappek

Hätte die CDU/CSU–Opposition die positive Auswirkung des Klima- und das Transformations-Fonds auf den grünen Wandel der Wirtschaft akzeptieren können, hätte sie auf eine Klage beim Bundesverfassungsgericht verzichtet. Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter. So aber hat sie die Rechtslage genutzt, um der Koalition Schaden zuzufügen. Dem Staat und der Gesellschaft hat sie damit einen Bärendienst erwiesen – wohlwollend ausgedrückt. Andererseits: Hätte die Opposition nicht geklagt, hätte es irgendein anderer getan. Fiat justicia, pereat mundus!
Albrecht Hauter

Am besten alles in einen Topf. Politiker, Parteien-Programme, Steuern, notwendige Vorhaben: Wirtschaft, Klima, Bildung, Wohnungsmarkt. … Alles in einen großen Suppentopf, gut durchführen und aufkochen. Anschließend Verteilung der „Suppe“ an alle (auch die, die sonst goldene Schnitzel bevorzugen) zum gemeinsamen Auslöffeln. Damit könnten alle gleichmäßig satt werden und sicher wäre für jeden Geschmack was dabei. Recht machen und Recht geben kann man leider niemandem.  Muss heißen, Recht haben und richtig machen geht nicht für alle gleichzeitig.
Geelke Braun

Das Bundesfinanzministerium lässt auf seiner Website wissen: Bis Ende Oktober 2023 betrugen die Ausgaben des Bundes rund 371,6 Milliarden Euro, die Einnahmen rund 303,4 Milliarden Euro. Fehlen also fast 70 Milliarden an Einnahmen. Der größte Haushaltsposten in diesem Jahr soll der Bereich Arbeit und Soziales mit etwas über 166 Milliarden (fast 35% des Haushalts) sein, gefolgt von etwa 50 Milliarden für Verteidigung (10,52%) und von mehr als 42 Milliarden Schuldendienst (8.86%), davon ca. 40 Milliarden Zinszahlung. Bräuchten wir statt kreativen Umtopfens etwa grundlegendes haushälterisches Umdenken? Nur: wer von denen, die gewählt werden wollen, sollte das machen?
Stefan Rüll

Diese Chaos-Truppe und Ignoranten des Grundgesetzes namens „Ampel“ haben uns lange genug mit ihrer unterirdischen Art des Möchte-gern-Regierens zum Narren gehalten. Unter normalen Umständen wären diese „Anti-Regenten“ schon längst weg vom Fenster, aber was ist denn heutzutage noch normal. Himmel, Herrgott, Sakrament, und dreimal schwarzer Kater, wer zieht endlich den Ampel-Stecker? Diese Ampel mit ihrem Stil des, „Warum einfach, wenn es umständlich auch geht“, ist gnadenlos gescheitert?
Klaus P. Jaworek

Das Urteil des BVerfG ist auf den ersten Blick eine Katastrophe für den alles überragend wichtigen Kampf gegen die Klimakatastrophe. Aber das Urteil ist auch eine einmalige Chance. Nämlich in der Hinsicht, diejenigen gerecht an den Kosten für die Energiewende zu beteiligen, die maßgeblich die Entstehung der Klimakrise verursacht haben. Das reichste Prozent der Bevölkerung hat so viel CO2 ausgestoßen wie die ärmeren 62 Prozent in Summe. Wenn man immer darüber redet, der „Markt“ würde alles regeln, dann muss man die tatsächlichen Kosten auch überall einpreisen. Eine viel, viel höhere CO2-Abgabe wäre also ein guter Weg, um nicht nur Anreize zu schaffen, CO2 einzusparen, sondern auch die realen Kosten den Verursachern anzulasten und gleichzeitig Mittel für den Umbau der Energieversorgung zu generieren. Und ein sozialer Ausgleich wäre dadurch auch möglich: Verteile das CO2-Budget, was uns noch zur Verfügung steht, auf die Köpfe im Land. Und zahlen denen, die wenig zerstören, etwas von den Einnahmen aus der CO2-Abgabe aus. Meist sind es eh die, die wenig Geld zur Verfügung haben, so dass endlich die Lasten fair aufgeteilt werden.
Stefan Bluemer

Ein großes Lob für die sachliche Berichterstattung über die Folgen des Verfassungsgerichtsurteils und das Dilemma der Ampel-Parteien. Keine Häme, keine Besserwisserei, keine vordergründige Schuldzuweisung, kein Nachtreten – auch wenn der unnötig reißerische Titel zunächst eher das Gegenteil befürchten lässt. Dennoch: So geht Qualitätsjournalismus in emotional aufgewühlten Zeiten.
Rüdiger Paul

Die Anzahl der bei Ihnen beteiligten an den Artikeln zum Thema entspricht der Bedeutung dieser gewaltigen Herausforderung nicht nur für die „Ampel“, sondern auch andere jetzige und künftige Regierungen von Bund und Ländern und unserer ganzen Gesellschaft. Beim ersten o.g. Artikel ist m.E.  der Blick allerdings viel zu sehr auf die rechtlichen und parteipolitischen Gesichtspunkte eingeengt, was allerdings auch für viele in den Medien wiedergegebene Meinungen von Bürgern und Wählern gilt.  Überall und auf fast allen Seiten gibt es Tunnelblicke, Mythen, Scheinargumente und Verwechslungen und Verdrehungen von Pro- und Kontra-Argumenten.  Zu vielen erscheint es so, als sei das Hauptproblem, dass die Verfassung die Schuldenbremse enthält, und nicht die Gründe der Ethik, Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit, warum sie dort eingefügt wurde.  Und zu viele meinen, wenn viele oder fast alle anderen Länder noch viel hemmungsloser Schulden machen, dass dann der „einsame“ deutsche Weg doch falsch oder zwanghaft krank oder ideologisch sein muss. Als ob Verhaltensweisen, die üblich sind, dadurch richtig würden. Dann wäre in früheren Jahrhunderten Sklavenhaltung, Folter, eine Scheibenerde, Schneeballsysteme wie beim Börsen- und Banken-Crash 1929, oder Gottes-Gnadentum-Herrschaft richtig gewesen, weil es ja allgemein üblich und akzeptiert war.
Das Anpassungsbedürfnis der Menschen an Kollektive kann dazu führen, dass Glaubenssätze und Scheinargumente für Grausamkeiten tragisch zerstörerische Verhaltensweisen und Irrtümer von fast allen für lange Zeit akzeptiert werden.  Ähnliches gilt für das vielfach wiederholte Argument der Zeitgemäßheit oder des Gegenteils: Wenn etwas zeitgemäß verlangt, geglaubt oder praktiziert wird, ist damit noch lange nicht bewiesen, dass es richtig und ethisch oder mathematisch korrekt wäre. Einige Gesetze der Ethik, der Mathematik oder der Naturwissenschaft sind unabhängig davon, welche Zeitverhältnisse, Sitten oder Schwierigkeiten der Beachtung oder Akzeptanz gerade herrschen.   Natürlich können Notlagen eine zeitweise Nichtbeachtung erzwingen. Aber auch dann ist die Frage, ob diese „Not“ so groß und die Nichtbeachtung von Regeln so begrenzt ist, dass man nicht für die Zukunft oder für andere eine viel größere Not verursacht. Viele benutzen die ganzen Argumente einfach als Ausreden für sich selbst und andere, um sich und ihren Klientel jede unerwartete und ungewohnte Belastung zu ersparen, ohne Rücksicht darauf,  dass als Folge  in der Zukunft vielfach größere Belastungen  verursacht und in Kauf genommen werden.
Einerseits werden die Schulden meist nicht, wie einige suggerieren, gemacht weil es den Politikern, z. B. aus „ideologischen“ Gründen „gerade in den Sinn kommt“,  sondern auch, weil sie es im Wahlkampf versprochen oder gefordert haben und – auch – dafür gewählt worden sind, und oft, weil es tatsächlich wünschenswert oder gar bitter notwendig ist. Aber es gibt „Versprechen“, die einzuhalten schlimmer wäre als sie zu brechen.   Es wird immer wieder stillschweigend vorausgesetzt, auch das bitter nötige dürfe nur so getan werden, dass es niemandes Besitzstände oder nicht einmal die Steigerung von Besitzständen antastet, sei es an Vermögen, Gehältern, an Arbeitszeit(-verkürzungen), an Sicherheit, Bequemlichkeit, gewohnt niedrigen Preisen auch für Luxus und Vergnügungs-Veranstaltungen, etc. etc.  Mehr Pflichten, mehr Bescheidenheit, mehr „Verzichte“, mehr Steuern, alles ist tabu.  So kommt es logischerweise zur scheinbaren Alternative: Entweder (noch mehr) Schulden, oder aber kein ökologischer oder wettbewerbsfähiger Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft.  Damit wird niemandem in der Gegenwart, aber sehr wohl den kommenden Generationen – und ihren jetzigen Fürsprechern – die Wahl zwischen großen Übeln zugemutet:  Entweder ihr erbt einen noch viel größeren Schuldenberg oder aber ihr erbt ein marodes Klima und marode Infrastruktur  samt Verpflichtung, den Verursachern dieses Erbes die – derzeit immer längeren – Renten und Pensionen zu bezahlen.  Das ist absolut zynisch ihnen gegenüber wie auch eine Missachtung des von Peer Steinbrück als Grundlage der Schuldenbremse genannten Generationen-Vertrages, man kann auch sagen der Generationen-Gerechtigkeit. Dennoch fallen gerade auch viele engagierte und betroffene junge Menschen auf dieses angeblich unvermeidbare Wahlangebot herein. So erklären z.B.  FFF-Aktive und Jusos, mehr Angst vor kaputtem Klima und kaputter Infrastruktur zu haben und fordern eine „Reform“ der Schuldenbremse, ohne sich vernehmbar zu empören, dass niemand auch nur erwägt oder diskutiert, ihnen beides zu ersparen, oder wenigstens eine noch schlimmere Steigerung der Belastungs-Summe von beidem und noch anderen Zukunfts-Schäden, jedenfalls Verschlimmerungen, die weit größer sind als die vermiedenen Belastungen der Gegenwart. Ja, es droht sogar derzeit, dass beides immer schlimmer wird: sowohl Schuldenberge als auch Klima und Infrastruktur. In der Heute-Show vom 24.11. antwortete Olaf Schubert satirisch auf die Frage „was ist schlimmer für die Zukunft: ein (noch größerer) Schuldenberg oder kaputte Infrastruktur?“:  „Ich bin da verhalten optimistisch: Vielleicht schaffen wir ja beides.“
Die Erben eines hochverschuldeten und/oder verfallenen Hauses können das Erbe ausschlagen. Bei den Erben unseres Staatswesens ist das auf den ersten Blick nicht möglich.  Vielleicht aber werden viele künftige Fachkräfte und Leistungsträger ihr Erbe z.B. in der Form ausschlagen, dass sie schlicht das ganze Land verlassen, wie es etliche schon heute tun.  Dann würden nicht nur die künftigen Rentner teilweise leer ausgehen, sondern auch die verbliebenen Gläubiger der Staats-Schulden.  Der vermeintlich geniale Trick, die Schulden „einfach“ durch Aufnahme immer wieder neuer Schulden zu tilgen, würde sich als Pyramiden- oder Schneeball-System erweisen, das wie alle solche irgendwann platzen muss, wenn die Zahl der teilnehmenden oder Investoren in dieses nicht unendlich ist. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sind eben keine „Wünsch-Dir Was-Veranstaltung“, und wie ein einzelner im privaten Leben kann auch die Politik im Normalfall nicht zaubern und – fast alle –Wünsche gratis und bequem erfüllen ohne ein Mehr an Arbeit oder Zahlungen oder ein Weniger an anderen Wunscherfüllungen, wie auch Peer Steinbrück in seinem nüchternen Realismus angedeutet hat.   Das Leben ist voll von schweren Entscheidungen, was einem wichtiger ist: die eine oder die andere Wunscherfüllung oder sein Geld und seine Freizeit für anderes zu behalten.
Allzu viele besonders in den Wahlkämpfen tun aber immer wieder so, als sei alles gleichzeitig möglich:  Erhaltung oder gar Senkung der Steuersätze, reale Erhaltung oder gar Erhöhung aller Löhne, gleichzeitig immer mehr Frei- und Rentenzeit,  keine Verzichte auf irgend etwas und dennoch ein immer besseres und sichereres Leben, nicht nur für die jetzigen benachteiligten  und die von Klimaerhitzung, Schulden, maroder Infrastruktur, Demographie, Fachkräftemangel, neuen Pandemien und sonstigen Krisen bedrohten künftigen Generationen.  Die bisherigen Mängel und Krisen seien nicht Ergebnis zu geringer bisheriger Anstrengungen, Zahlungen und Anspruchsbegrenzungen, sondern nur von Fehlen „kluger“ oder „mutiger“ Politik, die natürlich jeder für sich beansprucht.  Dabei wird unter  „mutig“ aber kaum je mehr unbequeme Ehrlichkeit  oder das Fordern von mehr Anstrengungen aller verstanden, sondern eher der „Mut“, noch mehr Schulden zu machen, die aber nicht so genannt werden sondern mit schönen Etiketten versehen werden wie „Investitionen“, was so klingt als machten sie sich mit Amortisationen irgendwann von selbst bezahlt, wie bei einem klugen Unternehmer, der für realistisch zu erwartende  Renditen zunächst Kredite aufnimmt, dafür aber auch Sicherheiten wie Eigenkapital  oder den Wert des finanzierten Objekts einbringen muss, und zwar Marktwert und nicht etwa ideelle Werte oder den Wert eines schöneren Lebens für sich und seine Kinder.  Dafür hätten Kreditgeber zwar Verständnis, würden aber kaum ihr Geld hergeben, nachdem sich allzu viele Geschäftsideen als Schnapsideen oder Verlustgeschäfte erwiesen haben. Solche Risiken sollen ja bei Staaten nicht bestehen, da sie ja nicht pleite gehen könnten.
Dem widersprechen nicht nur etliche Staatsbankrotte der Geschichte, sondern auch sehr fragwürdige Methoden, einen solchen zu verschleiern oder zu „verhindern“: So die Tilgung der Schulden mit immer neuen aufgenommenen Krediten, was einige selbsterklärte „Experten“ als geniale Idee verkaufen, mit der man sich keine Sorgen über die Schuldenbelastung der nächsten Generationen machen müsse. Solche „Genies“ übersehen oder unterschlagen dabei die Schneeball-Systematik dieser Idee, die nie auf beliebige Dauer funktionieren kann.  Das andere angebliche „Zaubermittel“ ist die Übernahme der Verpflichtungen oder Gläubiger-Eigenschaft durch die Zentralbank, die dann die Schuldner nie mehr zur Kasse bitten soll, ohne eigene Verluste, weil sie ja das Geld „digital erschaffen“ kann oder das bei Aufnahme des Kredites schon getan hat.  Das Ergebnis ist bekannt:  Mehr Geld, also quasi Gutscheine für oder Ansprüche an Leistungen ohne wirklich mehr Fähigkeit und Bereitschaft (anderer), diese Leistungen zu erbringen, z.B. durch – mehr – Arbeit, ergeben Inflation, besonders wenn nicht einmal arbeitsfähige und -willige und kompetente Arbeitslose zur Verfügung stehen, oder angeworbene nur anderen wichtigen Branchen abgejagt werden.  Die Inflation ist dann nicht schmerzlos oder nur reiche treffend, sondern eine Art Steuer oder Bezahlung der Kredite durch alle Inflationsopfer, am wenigsten die durch Sachwerte reichen, sondern einseitig auf alle Geld-Empfänger und Sparer von Geld-konten.
Das Regieren wird nun sicherlich „nicht leichter“, zumal besonders der Klimaschutz viel Geld kosten wird, das die öffentlichen Haushalte nicht mehr — so bequem und zumutungsfrei wie erwartet — aufbringen können.  Allerdings gibt es zum Klimaschutz nicht nur Geldausgaben, sondern auch Alternativen oder sogar ohnehin nötige Ergänzungen wie Verzichte auf manches fossile, mehr Arbeit, mehr Lernen und anderer Lebensstil.  Und das nötige Geld kann auch anders als durch Schulden beschafft werden wie durch mehr Steuern, vornehmlich auf Vielverdiener, Vielkonsumierer und Reiche oder Einsparung, Begrenzung oder Abbau von sonstigem wie den viel genannten fossilen Subventionen. Das alles verkauft sich natürlich in den Wahlkämpfen nicht so gut wie das zunächst kurzfristig bequem erscheinende Aufnehmen von Krediten, oder die wie durch Zaubern  alles gratis und bequem schaffende  „kluge Politik“  oder  „Zukunftstechnologie“.  Wenn das alles so gut funktionieren würde, warum gibt es dann bei Regierungen aller Farbkombinationen immer noch so viele Mängel an Fachkräften, Bildung, Pflege, Sicherheit, Wohnraum etc. etc.???
Vielleicht werden bald die Richter auch über die Klimakrise als Rechtfertigung für neue „Notkredite“ entscheiden müssen. Sie ist tatsächlich schon oder sehr bald eine Notlage, allerdings eine über die Vernachlässigung seit Jahrzehnten schuldhaft selbst geschaffene Notlage, durch Politik, Wirtschaft, Wähler und Konsumenten, allen zusammen geschaffene Notlage, an der am meisten die nächsten Generationen und schon jetzt viele im globalen Süden leiden oder leiden werden.  Aber statt nun dafür die Verantwortung zu übernehmen und das versäumte schnellstmöglich nachzuholen,  mit mehr Arbeit, Lernen, Änderungen, Verzichten und Geld von  den jetzigen Generationen,  wird all das tabuisiert und klammheimlich als unmöglich erklärt,  und de facto die nächsten Generationen und ihre jetzigen Fürsprecher vor die o.g. Wahl gestellt:  „Entweder können wir die nötigen Investitionen nicht bezahlen,  oder wir müssen die Rechnung  zu bezahlen  den Inflationsopfern und künftigen Steuerzahlern und  Kürzungsopfern überlassen“.  Diese falsche Alternative ist logisches Ergebnis  der Tabuisierung von allem unbequemen und unpopulären, belastenden und anstrengenden,  sei es ein Mehr an Arbeit, an “ Verzichten, Verboten“, Steuern oder fossilen Subventionskürzungen.
Kürzlich kam im ZDF in der Reihe „die Spur“ eine Dokumentation über  „Finfluencer“, also Influencer zu Finanzinvestitionen,  die von Provisionen für jeden durch ihre Verführungskünste gewonnenen Finanz-Investor leben und teils reich werden, obwohl die von ihnen „beratenen“ und „aufgeklärten“ zu mehr als 80% Verluste machen.  Den größten Erfolg hatten die sogenannten Anti-Skilled, mit der Strategie, dass sie vorwiegend nicht das fachlich realistische, ehrliche im Sinne ihrer Zuhörer/Follower sagen, sondern, was diese gern hören wollen, denen sie quasi nach dem Munde reden.  Und das sind meist Versprechungen von schnellen und anstrengungslosen großen Chancen auf Geld und Reichtum.  Eine Expertin sagte „wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es das normaler Weise auch“.  Das gilt m. E. genauso für die Versprechen der Politik und der Wahlkämpfe hinsichtlich allem nötigen, schönen und angenehmen allein durch ihre Politik, ohne mehr an Leistungen von auch nur Teilen ihrer Wähler.
Gerechtfertigt wird die Abwälzung der Rechnung auf die künftigen Generationen damit, dass sie ja auch oder vornehmlich davon profitieren würden.  Dem zu Grunde liegt eine sehr weitgehende und oft unklare und vom einen zum anderen unterschiedliche Definition des Begriffes der „Investitionen“.  Man nennt auch vieles so, was sich nicht von selbst amortisiert, sondern lediglich ideelle Verbesserungen bringt oder Verschlechterungen der künftigen Einnahmen des Staatswesens und damit des Wertes des gesellschaftlichen Vermögens verhindert oder mildert.  Dessen Erben werden also vor die o.g. Wahl gestellt, entweder die Verschlechterung künftiger Staatseinnahmen und damit von Sozialstaat und Sicherheit auch vor Katastrophen hinzunehmen oder aber die Bezahlung der jetzigen „Investitionen“ zu übernehmen, ohne dass ihnen wirklich eine Verbesserung der Wirtschaftskraft dabei hilft,  denn es wird ja meist  nur deren Verschlechterung durch Klima und sonstige Probleme und Krisen verhindert.
Wir leben in einer Zeit, wo durch alle Bosheiten, Ignoranzen, Vernachlässigungen und Sünden der bisherigen Generationen immer neue Krisen entstehen, von denen immer mehr gleichzeitig ohne Behebung der bisherigen nebeneinander existieren.  Für jede neue Krise immer neue Schulden aufnehmen, und zwar ohne sie – alle – durch dieselbe Generation, also innerhalb ca. 15-20 Jahren zu tilgen, läuft mehr und mehr auf eine Überforderung der Tragfähigkeit bzw. Glaubwürdigkeit einer realen Rückzahlung hinaus.  Da ist das berüchtigte Geld-Drucken oder Geld „digital erschaffen“ noch gerechter, wenigstens gegenüber unseren Nachkommen, Kindern und Enkeln, wenn auch nicht gegenüber den Inflationsopfern, die nicht durch Sachwerte gesichert sind oder in  der Lage sich einen Inflationsausgleich zu erstreiken oder wie bei Abgeordneten selbst zu genehmigen. Genauso ein Mythos ist allerdings die Angabe von Liberalen oder Konservativen, der Bundeshaushalt (oder der Länder) sei ausreichend oder gar reichlich gefüllt.  Das geht an dem Fakt der genannten mehrfachen und immer neuen teuren Krisen vorbei wie auch an den immer weiter steigenden Versprechungen und Ansprüchen, die teils durch immer aggressivere Streikdrohungen oder Drohung, nicht oder irrsinnige Parteien zu wählen, durchgesetzt werden.
Die von den streikfähigen Staatsdienern und von Wählern abhängigen Parteien können das allein nur begrenzt verhindern oder wenigstens mildern.  Das macht die Rolle der Gerichte wie des BVG, der Medien als „vierter Gewalt“ und NGOs umso wichtiger, wie auch den Einfluss jedes einzelnen von uns,  der zwar fast ohnmächtig scheint, aber  durch Zusammenschlüsse und durch den berühmten Schmetterlings-Effekt  doch jeder eine wenigstens mikroskopisch kleine Chance hat,  unser an sich prekäres Zukunfts-Schicksal doch noch zu wenden. Was wir dafür brauchen, ist die alte Lehre von J. F. Kennedy „frage nicht nur danach was dein Land für dich tun kann, sondern danach, was du für dein Land tun kannst“. Heute könnte man für das Land in vielen Fällen auch die Welt oder die Menschheit setzen. Damit ist bereits viel gesagt zum Interview mit Herrn Steinbrück, der vieles weise und richtige gesagt hat, allerdings mit dem Problem, dass er als Kanzlerkandidat seinerzeit nicht die Mehrheit der Wähler gewonnen hat und heute wohl nicht einmal die Mehrheit seiner eigenen Partei auf seiner Seite hätte.  Es hat leider gute oder eher verständliche Gründe, warum die meisten Politiker*Innen sich seine Lehren und Forderungen nicht zu eigen machen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, denn diejenigen, die das tun, sind allzu oft von Wählern, Medien oder Streiks und Demonstrationen abgestraft worden.  Was wir brauchen, ist nicht nur eine bessere Politik, sondern auch mehr Realismus und Mitverantwortung und Gemeinsinn aller, denn „Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es (auch selbst und oft zusätzlich mit)“.
Peter Selmke

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur verfassungswidrigen Haushaltsführung der „Ampel“, zeigt dieselbe ihre Kreativität, indem sie flugs eine neue Notlage für das Jahr 2023 ausruft, wie z. Bsp. hohe Energiekosten, Ukrainekrieg oder was auch immer. Tatsächlich besteht die wirkliche Notlage in der Existenz dieser Ampelregierung: Stehen wir an einer Kreuzung, bei der die Ampel rot-grün-gelb anzeigt, bewegt sich entweder gar nichts oder es kracht am laufenden Band!
Eberhard Maier-Soherr

Ich habe gerade die Seiten 2 und 3 der aktuellen Ausgabegelesen. Auf S 2 macht einen sprachlos, dass die Regierung sprachlos war als das Urteil aus Karlsruhe bekannt wurde. Als normalen Bürger waren mir die Warnungen vor diesem Urteil bekannt. Wie kann es sein, dass die Regierung trotz alles Fachleute nicht einen Plan B hatte, wenn es so kommt wie es gekommen ist. Das ist unverständlich. Wie erfrischend ist da auf Seite 3 das Gespräch mit Steinbrück. Das sollten sich die aktuellen Politiker mal zu Gemüte führen. Der spricht dem normalen Bürger voll aus dem Herzen.
Ulrich Hauser

Beim Bundeshaushalt muss massiv eingespart werden. Die SPD will keine Kürzungen im sozialen Bereich, die FDP keine Kürzungen bei den Subventionen zugunsten ihrer Klientel. Wie wäre es mit einer begrifflichen Umkehr? 2 Beispiele dazu: das so genannte Dienstwagenprivileg wird von Subvention umgetauft in Sozialzuschüsse für die betroffenen Personenkreise, während im gleichen Atemzug das Bürgergeld in Subvention der hiervon begünstigten Bevölkerungsteile umbenannt wird. Vielleicht könnten dann die genannten Parteien mit Kürzungen/Streichungen leben. Die Grünen habe ich hier jetzt bewusst „geschont“, der Klimawandel lässt sich durch Umbenennung nicht aufhalten. Da die oppositionelle Union gerne auch den Begriff „Bewahrung der Schöpfung“ gebraucht, kann man sie in das Gesamtpaket sicher einbinden.
Michael Bingeser

Bei der Schuldenbremse handelt es sich im Grunde genommen um eine ideologiegetriebene geradezu bösartige juristische Fehlkonstruktion. Die ominöse 0,35%-Grenze ist keinesfalls eine Naturkonstante. Das aktuelle Verfassungsgerichts-Urteil zeugt von einer erstaunlichen staatspolitischen Verantwortungslosigkeit. Am Verfassungsgesetzgeber liegt es nun, dafür zu sorgen, dass alle ins Feld geführte Urteilsgründe hinfällig werden. Die künftig wohl weiterhin erforderlichen Sondervermögen müssen dann eben auf 10 Jahre angelegt werden und nicht mehr der „Jährlichkeit“ und „Vorjährigkeit“ unterliegen. Angesichts der Größe des Problems sind dies eigentlich regelrecht „läppische“ Formalien. Es ist schon erstaunlich, mit welch beredtem Schweigen der dem Ganzen zugrunde liegende gesellschaftliche Missstand umschifft wird, nämlich das ungerechte Steuersystem und die daraus zwangsläufig folgende schon groteske Vermögensungleichheit. Es sollen aber in einer Befragung mehr als 60% sich für Erhaltung der Schuldenbremse ausgesprochen haben. Darauf kann man nur erwidern: „Vox Populi, Vox Rindvieh“.
D. Waldschmidt

Der Haushalt ist ein heikles Thema und meist endet diese Debatte im Streit, den keiner haben will. Um nur ein paar Zahlen zu nennen: Die BRD hat an die Ukraine ungefähr 24 Milliarden Euro an finanzieller Unterstützung und Fahrzeugen, wie Haubitzen, und Munition geliefert. Die Entwicklungshilfe der BRD betrug im Jahr 2021 weltweit 58,5 Milliarden Euro. (Die Zahlen sind gegoogelt) Die Bundesregierung plant für die deutsche Bahn ein Sondervermögen von 12,5 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfond. (nach Google) Es wird auch nichts gesagt mit wieviel Euro die deutsche Bahn vom Bund jährlich unterstützt wird oder wieviel Euro die deutsche Bahn nach der Privatisierung erhalten hat. Beispiele für einen sehr großzügigen Haushalt gibt es viele. Ein weiteres Beispiel wären die teuren Baumaßnahmen
Ulrike Koch


Leserbriefe zu „Wie hält Indien das aus?“ von Moritz Aisslinger

Vielen Dank für den hervorragenden Beitrag mit erschütternden Details zum „Thema Indien in der zunehmenden Klimakatastrophe“ Er verdeutlicht Indiens Dilemma zwischen dem menschlichen Bedürfnis, besser als vorherige Generationen leben zu wollen, und da hat Indien einiges aufzuholen, und der Sicherstellung der Bewohnbarkeit des Planeten für künftige Generationen. Nach heutigem Erkenntnisstand ein kaum lösbares Problem. Auch wird verdeutlicht, dass Indien trotz ähnlicher Bevölkerungszahl China wirtschaftlich in den nächsten Jahrzehnten nicht wird einholen können. Die historisch niedrigen Emissionswerte Indiens dürfen nicht zu rücksichtslosem Ehrgeiz diesbezüglich führen – trotz der Armut des größten Teils der Bevölkerung.  Dieser Satz kann oder muss, je nach Standpunkt, als Ausdruck westlicher Arroganz empfunden werden. Unerwähnt blieb die aus nationalistischen Motiven von höchsten Stellen animierte Steigerung der Geburtenrate, die weder der Erhaltung der Umwelt noch der Lebensqualität der Menschen in Indien helfen dürfte.
Walter Koehn

Wohlstandmehrung auf Kosten der Umwelt hat für die meisten armen Menschen der Erde Vorrang vor Klimaschutz. Die indische Philosophie sieht nicht Aktivismus im Diesseits nach westlichem Muster, sondern die Suche nach geistiger Erlösung von den Leiden einer illusionären Welt als höchstes Lebensziel. Dieser Fatalismus ist für westlich geprägte Menschen kaum begreiflich, aber für am nahen Weltuntergang Leidende sicher bedenkenswert. Im Übrigen gilt in Indien Täuschung anderer im Eigeninteresse nicht als unmoralisch, sondern als hohe Staatskunst. Das mag helfen, das Schauspiel Weltklimakonferenz besser zu verstehen.
Armin Offer

Es ist schon fast bewundernswert, wie Sie den Elefanten im Diskursraum, die ungezügelte Bevölkerungsexplosion – besonders in Indien, komplett ausblenden .
Franz Meister

Guten Tag, es ist nicht nur unseriös, sondern auch unfair China und Indien zusammen mit den USA als größte Klimasünder hinzustellen. Es sind Menschen und nicht Länder die Treibhausgase verursachen. Wenn man berechtigterweise von Sünden spricht, ist es der pro Kopf Verbrauch, der angeprangert werden muss. Und bei dieser Messgröße rangieren neben den USA noch viele Länder vor China und Indien; an der Spitze die Staaten am Persischen Golf, gefolgt von Australien. Auch wir Deutschen liegen trotz hehrer Ziele noch vor den bevölkerungsreichsten Ländern. Man könnte es (mit Ausnahmen) auf die Formel bringen: Je reicher die Menschen, desto „sündiger“ sind sie. Aus der Reue erwächst die Verpflichtung die Staaten des Südens bei ihren Maßnahmen zum Klimaschutz großzügiger zu unterstützen, als es bislang vorgesehen ist, statt ihnen die Hauptschuld für Hitze und Stürme zuzuschieben.
Sven Herfurth

An Indien wird der Klimawandel ein erstes grausames Exempel statuieren in Form von Hitze- und Hungertoten. Aufgrund der Geographie steckt Indien in der Falle. Umgeben vom Meer im Süden und Bergen im Norden gibt es für den größten Teil der Bevölkerung keine Ausweichmöglichkeiten.
Till Borchert

In Ihrem Dossier beschreiben Sie ergreifend eine Klimaapokalypse, wie sie in Indien schon viel spürbarer ist als zum Beispiel in Deutschland. Gleichzeitig stellen Sie fest, dass Deutschland unter den vier größten Klimasündern ist. Wobei „Sünder“ eine gewisse Wertung beinhaltet. Und gleichzeitig eröffnen Sie freudestrahlend Ihren Beileger ZEIT Reisen mit Weltreiseangeboten auf Kreuzfahrtschiffen. Diese Gleichzeitigkeit hat mich etwas sprach- und ratlos gemacht: Störgefühle haben Sie da nicht? Leistet sich die ZEIT (nahe des klimatisch frischen Hamburger Hafens, in dem die Queen Anne anlegt) keinen oder gleich zwei Standpunkte zum Thema Klimawandel?
Annette Apel

Vielen Dank für die Ausgewogenheit in diesem äußerst informativen Artikel. Insbesondere freut mich die Genauigkeit in Bezug auf den CO2 Ausstoß verschiedener Länder. (Während mich in sehr vielen Artikeln die Ungenauigkeit ärgert.) Sie erwähnen auch den Pro-Kopf-Ausstoß und – das lese ich zum ersten Mal – dass unser kleines Deutschland unter den vier Ländern der Welt ist, die „für die Hälfte aller CO2-Emissionen seit 1751 verantwortlich“ sind, Indien hingegen lediglich 3 Prozent beigetragen hat! (Russland, im Text mit den USA, China und Deutschland genannt, fehlt leider in den Grafiken der vier Länder, die für die Hälfte aller CO2-Emissionen seit 1751 verantwortlich sind. So wirkt es, als gehöre Indien selbst zu diesen vier Ländern.)
Sibylle Riffel

Mit Respekt und Anerkennung vor Ihrer außerordentlichen journalistischen Kompetenz sage ich Danke. Ausführlich, differenziert, gut recherchiert, aufrüttelnd, weil nah am Menschen und nicht nur an Statistiken, verständlich geschrieben. Selten wird das Dilemma, in dem Indien als Staat und Gesellschaft steckt, in westlichen Medien so wertfrei beschrieben! Ich bin froh in „Die Zeit“ mal wieder eine Reportage von Relevanz zu lesen. Das versöhnt mich mit den zunehmend flachen, tendenziellen, eitlen Artikeln, dem unsäglichen „Heiter bis glücklich“ und den grauenhaften Harald Martenstein Kolumnen im Magazin.
Sabine Ohle

«Kaum ein Land leidet so sehr unter dem Klimawandel – und auf kaum ein Land kommt es jetzt so sehr an» stellt Moritz Aisslinger fest. Dass die Prognosen für Indien nicht gut sind, hängt auch mit der früher, aber auch aktuell noch überdurchschnittlich hohen Geburtenrate (2.44 von 2010-2015) zusammen. Daher leidet Indien nicht nur unter dem Anteil der Klimabelastung, die weltweit verursacht wird. Indien leidet auch unter dem lokal verursachten Anteil, der durch Reduktion der Waldfläche und durch die Urbanisierung verursacht wird. Die hohe Geburtenrate ist nichts Neues. «Im Indien der Kolonialzeit wurden die größten Bewässerungs- Anlagen der Welt gebaut. Doch schon bald wurde die Erhöhung der Ernteerträge durch Bevölkerungs-Wachstum kompensiert.» Zitat aus J.K. Galbraith: «Die Arroganz der Satten. Strategien für die Überwindung der weltweiten Massenarmut.» (Bern 1980. S. 49). Zur Kolonialzeit war Indien noch nicht von Pakistan (Geburtenrate 3.72 von 2010-2015) und Bangladesch (Geburtenrate 2.22 von 2010-2015) getrennt. Interessant wäre daher auch eine Beschreibung der Aussichten für Pakistan und Bangladesch. In Pakistan hat sich die Bevölkerung von 1960 bis 2022 von 45 Millionen auf 230 Millionen verfünffacht. Das Durchschnittsalter ist auf 22 Jahre gesunken (Basler Zeitung vom 28.11.23).
Indien liegt in der Reihenfolge der drei größten Klimabelaster hinter China (Geburtenrate 1.6 von 2010 – 2015) und der USA (Geburtenrate 1.88 von 2010 – 2015) an dritter Stelle. In allen genannten Ländern ist die Geburtenrate – zum Teil massiv – zurückgegangen. Der Grund für den Rückgang der Geburtenrate ist wohl auch, dass die Industrialisierung neue Perspektiven bot. Das bewirkte, dass Perspektiven, die mit der hohen Geburtenrate zusammenhängen weniger genutzt werden. Dies ist positiv fürs Klima. Negativ ist, dass die Industrialisierung die Klimabelastung erhöht. Fazit: Der Weg zur Beherrschung des Klimawandels erfordert einerseits einen Wandel zur grünen Industrie und andererseits das Nutzen von Perspektiven, die nicht mit hohen Geburtenraten zusammenhängen. Da kann es dann einen Zielkonflikt geben, dadurch dass der Wandel zu grüner Industrie und zu Konsumverzicht zum Verlust an Arbeitsplätzen (auch durch Verzicht auf Kohle) und damit auch zum Verlust von entsprechenden Perspektiven führt. Das würde dann dazu führen, dass vermehrt Ersatz-Perspektiven genutzt werden, die die Geburtenrate erhöhen. Für China wäre das kein Problem. Für die USA auch nicht, abgesehen von einem möglichen Wachstum der Migration aus Südamerika. Was Indien betrifft, wären eventuell Ausgleichsmaßnahmen nötig, für die Akzeptanz geschaffen werden müsste.
Gernot Gwehenberger

Ihr Dossier über Indien ist ausgezeichnet und sehr erhellend. Dennoch möchte ich auf zwei Kritikpunkte hinweisen: 1. Atomkraft ist ein fossiler Brennstoff. Frankreich führt Krieg darum, dass es weiter in Afrikas ehemaligen französischen Kolonien den schmutzigen, gefährlichen Uranabbau weiter betreiben kann, weil sonst in Frankreich das Licht ausgeht. 2. Indien braucht Wirtschaftswachstum, um Wohlstand zu erzeugen, damit Mittelklassen entstehen, deren Wohlstand ermöglicht, der Klimakrise zu entgehen. Das stimmt für die arme Bevölkerung nirgends auf der Welt, und die ist selbst in China noch die Mehrheit der Bevölkerung. Das Problem ist: Sie, Herr Aisslinger, und auch die indischen Regierenden können sich keine andere Gesellschaft vorstellen. Schauen Sie sich einmal Bhutan an, dort geht es um Qualität. Quantitatives Wirtschaftswachstum ist nur im Kapitalismus Grundbedingung.
Gerd Stange

Der Titel Ihrer neuen Serie „Die größten Klimasünder“ verwundert. Diese Formulierung impliziert Schuld bei anderen und lenkt dadurch von eigenen Handlungsmöglichkeiten ab. Motivierend zum Klimaschutz wäre die Betonung von Verantwortung. Nachdem DIE ZEIT verschiedene Staaten als „Sünder“ bezeichnet hat, sollte sie ihre Schuldzuweisungen konsequenterweise fortsetzen. Der nationalistisch wirkende Beginn der Serie könnte zu einer wirtschaftlichen Perspektive führen. Relevant wäre auch, welche internationalen Konzerne als „die größten Klimasünder“ herausragende Verantwortung für den globalen Klimaschutz tragen.
Andreas Günther


Leserbriefe zu „Wir haben unsere Existenzen in die Luft gejagt“ Gespräch mit Jan Ulrich und Lance Armstrong geführt von Anita Blasberg, Bilder von Fritz Beck, im Zeit Magazin

Eigentlich unglaublich: Sie geben zwei ehemaligen „Sportlern“, die jahrelang ihre Konkurrenz, Fans, Medien und Sponsoren belogen und betrogen haben, ein Forum über zwölf Seiten im ZEIT Magazin!!! Was um Himmelswillen hat sich die Redaktion dabei gedacht? Ich fürchte, man wird es nie erfahren. Auf der Titelseite des Magazins steht: „Wir waren die Größten“. Fehlt ein Wort: „BETRÜGER“.
Michael Luber

Wie können Sie nur den beiden Doping-Verbrechern Armstrong und Ullrich so eine breite Plattform bieten und dazu noch mit dem Titel „Wir waren die Größten“? Kennen Sie denn keine anständigen Menschen, die sich mit ihrem Leben für Gutes und Hilfsbedürftige einsetzen?
Stefan Förster

Ich bin jetzt 80 und seit ca. 60 Jahren Zeitleser, die meiste Zeit – so auch heute – als Abonnent. Als ich heute morgen das Zeitmagazin in Händen hielt, war ich schockiert über den Titel und das Interview. Das hat mit seriöser Pressearbeit, auch in Form eines Magazins, nichts zu tun! Zwei solchen „Typen“ in der Zeit ein Forum zu bieten, grenzt oder ist „Verhohnepipelung“ (ich gehe davon aus, dass Sie den Ausdruck kennen) Ihrer Leserschaft. Ich jedenfalls fühle mich abgestoßen, da ich die „sportlichen Leistungen“ der beiden Protagonisten seinerzeit in Unkenntnis der Fakten mit Begeisterung verfolgt habe. Hätten Sie doch wenigstens den Titel: „Wir waren die größten – Betrüger“ gewählt.
Johannes Haas

Mir sind gefallene Helden, die ihre Sünden bereuen, lieber als die Heuchler in den großen Rennställen, die behaupten, dass ihre Leistung auf Mineralwasser und hartem Training beruht. Hoffentlich lernen junge Sportler aus dem Schicksal der Beiden, ich fürchte allerdings, dass sie nur „Besser nicht erwischen lassen“ schlussfolgern.
Peter Pielmeier

Der Titelzeile des Zeitmagazins: „Wir waren die Größten“ fehlte auf der zweiten Seite die Ergänzung: „Lügner und Betrüger der Sportgeschichte!“ Jan Ulrich ist auf Marketingtour für seinen dritten Doku-Soap-Aufguss: „Ich habe niemanden betrogen und wenn doch, nur ein bisschen – wegen der Chancengleichheit!“ Sein Buddy Lance Armstrong sieht das genauso und darf unwidersprochen von „seinen schönsten Erinnerungen schwärmen“: „Ich habe mein Team geliebt, meine Jungs“. Der Usada-Bericht zum Doping im Radsport stellt zwar fest: „Lance Armstrong hat systematisch gedopt und Kollegen zum Doping angestiftet. Bestand die Gefahr, dass jemand auspacken würde, bekam er es mit Lance Armstrong persönlich zu tun. Einschüchterungen und Drohungen waren probate Mittel, damit Leute schweigen.“
Solch ein „Jemand“ war sein Team-Kollege Floyd Landis, einer der wenigen, die früh klaren Tisch machen wollte und die Wahrheit sagte! Er bekam die „dunkle Seite der Liebe“ von Lance Armstrong zu spüren. Eine passende Kurzform seiner Erfahrungen wäre: „Wie Lance Armstrong versuchte mein Leben zu zerstören und wie es ihm letztlich auch gelang“ Aber will man sich mit solchen unschönen Dingen auseinandersetzen, „wenn zwei Legenden, deren epische Duelle den Radsport spannend gemacht haben“ ins Fünf-Sterne Resort auf Malle zur Märchenstunde einladen? Nein! Dieses 14seitige Interview „auf einer Terrasse oberhalb des Pools“ im „warmen Gold des Abendlichts“ hat „Gala-Niveau“ und sollte da auch erscheinen und nicht in meiner geliebten „Zeit“.
Wolfgang Gehrmann

Rad ab? Seit Tagen schwadroniert Jan Ullrich in den Medien über sein „fakultatives“ Doping. Und nun kommt er zusammen mit dem Spitzendoper Lance Armstrong auch noch im Zeitmagazin auf die Titelseite und ausgiebig zu Wort. Zwei mehr oder weniger bekennende Regelverletzer einer zugegeben anstrengenden Sportart eine derartige Bühne zu gewähren ist mehr als niveaulos und durch nichts zu rechtfertigen. Es schadet dem Sport und der Journalistik. Aber vielleicht ist das ja ein neuer Trend im ZEITmagazin: gesellschaftlich zweifelhaften Charakteren eine mediale Darstellungsmöglichkeit zu geben – so wie im Artikel „Der Wutversteher“ ein rechtslastiger Politiker seine Parolen und Ideen verbreiten darf. In der Hoffnung auf Einsicht
C. Stellmacher

Der Artikel über die beiden ehemaligen „Größen“ ist eine Schande. Armstrong ist nicht siebenfacher Gewinner der TdF, sondern hat siebenmal den besten nicht-gedopten Sportler um den Sieg, die Anerkennung und sehr viel Geld betrogen. Armstrong war ein Leuchtturm, der fast ein Jahrzehnt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und viele Menschen schwer enttäuscht hat. Sein bislang unübertroffen arroganter Umgang mit der Aufarbeitung sprach Bände. Jetzt sitzen also Jan & Lance am Pool und gerieren sich nach wie vor als Opfer („wir hatten ja soo Angst, dass die anderen dopen.“). Sie beide haben einen wunderbaren Sport in eine tiefe Krise gebracht, eine aufrichtige Entschuldigung vermisse ich noch immer. Beide waren Täter und Nutznießer des Systems, das sie zum Teil selbst geschaffen haben. Die Opfer waren die Sportler, an deren Namen wir uns heute nicht mehr erinnern und über die Amazon keine Doku dreht.
Stefan Sadleder

Welch niedliches Interview! Anita Blasberg im Gespräch mit den Ex-Rad-Profis Lance Armstrong und Jan Ullrich. Harmlosigkeit hoch drei. Die beiden Dopies dürfen nun ihre Freundschaft auf Mallorca inszenieren. Während Jan Ullrich sicher noch in vielen Herzen seinen Platz hat und man ihm als menschlichen, aber von Drogen und Doping irregeleiteten Sünder so manches verzeiht, sollte man an Lance Armstrong eine andere Messlatte anlegen. Lance Armstrong: aalglatt, rücksichtslos und ganz sicher kein geeignetes Leitbild für hübsche Vergangenheits-Idylle. Lance Armstrong hat nicht nur gedopt, betrogen und gelogen. Er war ein höchst unsympathischer und brutaler Zeitgenosse. Diejenigen, die gegen ihn (zu Recht!) Vorwürfe erhoben haben, hat er verfolgt. Damals war er machtvoll. Er hat Existenzen ruiniert. Im Kreise seiner Kollegen gehörte er zu den unsympathischsten Leuten. Viele vergleichen ihn mit Donald Trump. Seine Rachsucht und Wille, andere zu zerstören (wohlgemerkt – aufgrund von Verfehlungen, die ER begangen hat) werfen auf seinen Charakter einen noch viel dunkleren Schatten als sein Doping, das er bis zum Schluss abgestritten hat. Sein manipulatives, auf „lieb“ spielendes Verhalten ist auch im Interview zu erkennen. In den USA ist sein Ansehen gegen 0%. Schade, dass diesem unangenehmen Herrn so viel Platz gewidmet wurde. PS.: Immer wieder anzumerken: Gottlob gibt es noch Martenstein. Er hält das Niveau.
Barbara Zuber

Offenbar haben Sie auf dem Cover hinter „Wir waren die größten“ das Wort „Betrüger“ vergessen. Die Tour de France geht mir normalerweise an dem Körperteil vorbei, der direkt über dem Sattel positioniert ist. Drei Wochen lang Fototapete aus Frankreich wird an Langeweile und Idiotie nur noch von Formel 1 (siehe Wirtschaftsteil, für mich ist dies im Kreis Herumgefahre nicht einmal echter Sport) und Shorttrack getoppt. Ich bin wirklich froh, dass man die Tour nicht mehr komplett im öffentlich-rechtlichen Hauptprogramm sehen kann. Ein einziges Mal habe ich mich dazu hinreißen lassen, mir eine vollständige Etappe anzusehen, als nämlich Jan Ullrich erneut die Chance auf den Gesamtsieg hatte, die aber durch einen Sturz in einer Kurve vermasselt wurde. So blöd werde ich nie wieder sein. Wer so dumm ist, sich diesen Quatsch anzuschauen, den kann ich nur bedauern. Ebenso bedaure ich Leute, die sich die Amazon-Prime-Doku antun. Einer der größten Sportbetrüger aller Zeiten weltweit und einer der größten, was Deutschland betrifft, die sich beide als Opfer des Systems gerieren und jetzt erneut um Aufmerksamkeit heischen. Das Geld, das Armstrong von Oprah Winfrey für seine „Beichte“ bekommen hat, hat wohl nicht lange gereicht. Und wer glaubt eigentlich diesen Blödsinn, dass Doping nur ein Problem der damaligen Radfahrergeneration war, wie Ullrich behauptet? Aber wen wundert das noch? Der Ausverkauf des Sports mit all den negativen Folgen hat spätestens mit den Spielen von Los Angeles in der Hochblüte der neo“liberalen“ Ära der 80er begonnen.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Gleiche Bildungschancen für alle sind eine Illusion“ Gespräch mit Hans-Peter Blossfeld geführt von Martin Spiewak

Der Autor spricht ein Tabuthema an, dass nämlich „Eltern, die ihren Status an die nächste Generation weitergeben wollen“, alles unternehmen, um die Chancen ihrer Kinder nicht zu verschlechtern. Dabei stellt das Bildungssystem nur die eine Seite der Medaille dar. Denn beruflicher Erfolg und sozialer Aufstieg hängen nicht nur vom Bildungsniveau und den Kompetenzen ab, sondern von gesellschaftlichen Strukturen, in denen auf verschiedenen Ebenen soziale Filter wirksam sind. Deutschland ist zum Zweiklassenstaat verkommen, in dem offenbar soziale Herkunft mehr zählt als Talent, Leistung und Anstrengung. Soziale Aufsteiger im Berufsleben stehen in ihrer beruflichen Laufbahn unter intensiver Beobachtung der Führungskräfte aus dem Bürgertum und in den Personalabteilungen. Deshalb haben Kinder aus unterprivilegierten Verhältnissen, die genauso kompetent sind wie Kinder aus privilegierten Familien, schlechtere Berufschancen. In Deutschland herrscht eben ein starkes Ressentiment gegen soziale Aufsteiger und es ist brutal, aus bescheidenen Verhältnissen abzustammen. Talentierte und fleißige Kinder aus unterprivilegierten Verhältnissen müssen sogar damit rechnen, dass ihre Prüfungsleistungen abgewertet werden und bei Beurteilungen im öffentlichen Dienst ihre Leistungen schlechter beurteilt werden, d. h. kein objektiver Leistungsmaßstab angewandt wird.
Die gutsituierte Bürgerschicht führt einen regelrechten „Krieg“ gegen soziale Aufsteiger und blockiert mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihren Aufstieg. Der Herkunftseffekt ist viel stärker als das Geschlecht in negativer Wirkung. Diesem Defizit kann nur abgeholfen werden, indem ein Masterplan aufgestellt wird: Erstens muss in das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz der Diskriminierungsgrund „soziale Herkunft“ aufgenommen werden, damit eine einklagbare Rechtsgrundlage gegen Benachteiligung vorhanden ist. Zweitens müssen für Kindergärten, Schulen, Hochschulen und Unis Förderprogramme aufgelegt werden, um den Anteil der Kinder aus unterprivilegierten Verhältnissen zu erhöhen. Drittens müssen für die Parlamente Quoten vorgegeben werden, ebenso für die Besetzung höherer Führungsposten in Verwaltung, Justiz und in den Großunternehmen. Wo ist die Quote für Arbeiterkinder in diesen Organisationen? Machbar ist es in jedem Fall und es wäre an der Zeit, sich dem Abbau der Chancenungleichheit in den genannten Organisationen zuzuwenden. Das Versprechen der Chancengleichheit im Grundgesetz stellt die größte Verfassungs- und Lebenslüge dar. Wie lange kann sich unser Land die Verschwendung der Talente aus geburtsbenachteiligten Schichten noch leisten?
Hermann Nanz

Vielen Dank für das Interview. Ich verstehe das Bemühen gleiche Bildungschancen herzustellen, aber dies gelingt dies auch anderen Ländern nicht. Wir müssen außerdem konstatieren, dass es auch nicht sinnvoll ist, wenn jeder Schüler Abitur macht und dann studiert.  Handwerker fehlen schon heute in Deutschland aller Orten; diese Misere sollten wir nicht auch noch verschlimmern. Anstatt weiter an einem offensichtlich unerreichbaren Ziel zu arbeiten, ist es mutmaßlich sinnvoller, gezielt einzelne Kinder zu fördern, die entsprechendes  Talent zeigen, und die Erwachsenenbildung zu verbessern. Mich wundert ohnehin das dieses Thema noch niemand angefasst hat, denn wir sehen doch erneut durch Herrn Blossfeld bestätigt, dass die Bildung des Elternhauses den maßgeblichsten Einfluss auf die Entwicklung der Kinder hat. Unbemerkt hat zusätzlich eine Diskriminierung der männlichen Kinder in deutschen Schulen Einzug gehalten, wie die neuen Zahlen belegen. Während das Gegenteil jahrzehntelang ein Riesenaufreger war, beschäftigt nun die Diskriminierung männlicher Schüler, die Herr Blossfeld offen ausspricht, zumindest die Zeit allerdings nicht weiter.
Volker v. Moers

Deutschland hat als Gesellschaft ein hohes Interesse an einem möglichst hohen Bildungsniveau seiner Kinder. Die öffentliche Hand sollte ihr Bestes geben, um dieses Maximum zu erreichen. Doch das tagtägliche Bemühen engagierter Eltern wird durch eine Individualisierung des Unterrichts kaum vollständig auszugleichen sein. Außerdem gibt es erbliche Faktoren, die sowohl den Bildungserfolg der Eltern als auch den ihrer Kinder beeinflussen können. Von daher wäre auch von einem idealen staatlichen Bildungssystem keine vollständige Loslösung des Bildungserfolgs von der familiären Herkunft zu erwarten. Und mit ein bisschen weniger Druck im Kessel fördert sich‘s u.U. besser und zielgenauer…
Christian Voll

Der Autor hat recht, nur das war schon immer so. Früher kam der Nachwuchs des Adels in eine Kadettenanstalt, die Mädchen oft ins Kloster. Das Volk in überfüllte Einklassenzimmer. Dann später und heute Abitur nur für Eltern mit Geld. Sehr Vermögende schicken ihre Kinder gern in ein Internat wo sie getrimmt werden fürs Abi. Ganz Reiche vielleicht sogar nach Eton. Dann gibt es Eltern, die halten Abi für dummes Zeug, hab ich auch nicht und bin trotzdem was geworden. Der Rest kann auf Staatliche Schulen und Gymnasien, die sind oft nicht umsonst. Und die Kultusminister der Bundesländer wachen eifersüchtig über ihre Rechte. Ein buntes Durcheinander. Eben eine Illusion.
Hans-Emil Schuster

In dem Interview wurde leider nicht über die Möglichkeit der Vererbung von Intelligenz gesprochen. Sicher gibt es auch dazu Erkenntnisse. Früher wurde Vererbung überbewertet, dann wieder ganz geleugnet. Vor Jahren hat die Zwillingsforschung dazu Erstaunliches zutage gefördert. Wie sieht die Forschung das heute?
L. Martin

Oft wird bei dem ganzen Dilemma vergessen, dass gerade schon in der Grundschule die Kinder nicht verantwortlich sind für deren Interesse an der Schule. z.B. sie nehmen nicht am Elternabend teil. Warum wird nicht hinterfragt, aber letztlich den Kindern als Desinteresse angelastet. Langjährige Erfahrungen habe ich mit großer Freude beiderseitig durch (ehrenamtliche) Unterstützung von Grundschulkindern, in deren häuslichen Bereich machen können. Mit ganz vielen, meist erstaunlich schönen Ergebnissen. Um aber auch wahrzunehmen, wo es oft an Verständnisfehlt fehlt von beiden Seiten, aber nicht die Schuld der Kinder.
Geelke Braun


Leserbriefe zu „PROMINENT IGNORIERT. Glühweine“ von Ulrich Stock

Welchen Glühweinen (im Prulal) hat der Autor von „Prominent Ignoriert“ im Übermaß, also definitiv nicht im Sinlugar zugesprochen?
Martin Zeitelberger

Die Glühweine sind dem Singular sein Tod. Der traditionelle Rote setzt sich – angesichts der Konkurrenz – verwirrt und fassungslos auf die durcheinander geratenen sieben Buchstaben seiner bisherigen alleinigen Existenz (Sinlugar) und verfällt hinsichtlich der Vermehrung in ein pures Lallen. Im Übrigen fragt sich Josefa, was es mit der roséfarbenen Tönung auf sich hat.
Ludwig Engstler-Barocco

In der ZEIT v. 23.11.2023 gab’s – gleich auf der 1. Seite – einen wunderbaren Fehler. In der Minirubrik „Prominent ignoriert“ stand „Verkomziplierung“ statt „Verkomplizierung“. Das Bemerken dieses Schreibfehlers „machte mein Leben“ um einen sehr heiteren Augenblick „reicher“. Mein Text dazu: Schadenfreude ist doch die schönste Freude. Sie bereicherte mein Leben durch ein herzhaftes Lachen, als ich auf der Titelseite der ZEIT unter „Prominent ignoriert“ von der „Verkomziplierung der Lebenswelt“ las. Es stimmt, die Welt wird immer „komziplierter“ und auch ich trage leider dazu bei, sie zu „verkomziplieren“. Am „komzipliertesten“ allerdings finde ich das Aussprechen dieses wunderbaren Zungenbrechers. Darauf einen Glühwein aus der angebotenen, neuen Auswahl! Wenn der Fehler aber von der Redaktion bewusst gesetzt wurde, dann bin ich voll reingefallen.
Peter O. Chott

Zur Vermeidung von Fehlern im Plural wird empfohlen nicht allzu viel Glühwein hinunterzustürzen
Sabine Schumann

Der Dichter, Politiker und Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) sagte über den Wein folgendes: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“! Hätte wohl Herr von Goethe das gleiche über den Glühwein gesagt? Nein, das konnte er nicht, denn in Deutschland soll der Weinhändler Rudolf Kunzmann aus Augsburg zum ersten Mal im Jahr 1956, den Glühwein unter dem Namen Glühwein verkauft haben; Glühwein ist eine ganz, ganz edle Mischung aus Wein, Zucker und Gewürzen. Wenn im Wein schon die Wahrheit liegen soll, was liegt dann, außer sehr viel Zucker und Gewürze, noch so alles im Glühwein herum?
Klaus P. Jaworek

Welchen Glühweinen (im Prulal) hat der Autor von „Prominent Ignoriert“ im Übermaß, also definitiv nicht im Sinlugar zugesprochen?
Martin Zeitelberger


Leserbriefe zu „Die nächste Documenta wird die beste!“ von Hanno Rauterberg

Im Feuilleton gefiel mir herausragend der Beitrag von Hanno Rauterberg zum Thema Documenta 2027! Bis auf jene des letzten Sommers habe ich mich mit Begeisterung in die Herausforderungen der ‚Documenta‘ der vergangenen Jahrzehnte gestürzt! Und ja: ich begrüße seinen Optimismus, dass dieses ‚heikle Spiel der Kunst‘ in 2027 seine Fortsetzung finden wird! Ich bin 74 Jahre alt u werde mich bemühen, fit und gesund zu bleiben, erneut an diesem außerordentlichen ‚Spektakel‘ teilnehmen zu können!
Brigitte Kupfer-Dicks

Das Sollen, das im politischen und sozialen Raum verhandelt wird, und das je individuelle Wollen fallen immer weiter auseinander. Einsichten, die eine Verbindung zwischen dem Sollen und dem Wollen herstellen könnten, werden immer unzugänglicher. In dem unübersichtlichen Raum unserer Illusionen, in dem Einsichten kaum mehr fest und tief ankern können, rückt eine komplexitätsreduzierende Ästhetisierung, um die notwendige Integrationsleistung zu erreichen. Die Kunst ist in den Sog dieser Entwicklung geraten und will ihre Eigenständigkeit wahren, indem sie sich als eigener Diskursraum anbietet. Paradox: Um sich im allgemeinen Ästhetisierungstrend in Politik, Gesellschaft und Markt zu behaupten, gibt Kunst sich als Kunst auf und begibt sich auf die Diskursebene. So wird aus Kunst Kitt, der unsere zerfallende Welt zusammenhalten will. Doch dieser Kitt ist unhaltbarer Schein. Wir müssen den Mut haben, die Wahrheit zu sagen und die Kraft aufbringen, tragfähige und anschlussfähige Einsichten zu entwickeln. Und der freien Kunst sollte auf der nächsten Documenta gelingen, das Andere zu sein.
Reinhard Koine

Die Gegenwart ist in bisher ungekannter Weise toxisch aufgeladen mit einer Vielzahl von aggressiven, unduldsamen Verurteilungs- und Ausschlusshaltungen, wie sie sich beispielsweise in dem empathiefeindlichen Verbot der kulturellen Aneignung und in der cancel culture äußern. Mit aktuellen Themen wie Identität, Rassismus, Kolonialismus, Migration, Antisemitismus, Erinnerungskultur und Krieg muss sich die ganze Gesellschaft, müssen wir uns alle auseinandersetzen. Und die Kunst, der unverzichtbare Augen- und Herzensöffner, ist in dieser Situation in besonderer Weise gefordert, ihren eigenen Beitrag zu einem friedlicheren Miteinander zu leisten. Gerade jetzt brauchen wir die Kunst und die Künstler, auch ihre unbequeme Sicht auf die Welt. Seien wir doch nicht so ängstlich! Vertrauen wir auf unsere Verfassung: DIE KUNST IST FREI. Und vertrauen wir auf unsere Gerichte, wo das Strafrecht im Einzelfall zur Anwendung kommen muss. Die nächste Documenta könnte wirklich die beste werden. Bis 2027 bleibt ja auch noch ausreichend Zeit, um den Aufsichtsrat paritätisch mit Politikern und mit Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur zu besetzen; ich wüsste da schon einen Feuilletonisten, der mit R. anfängt.
Ludwig Engstler-Barocco

Ich entstamme einer Zeit, geprägt durch: „Eignung und Übung macht den Meister“, was mich zum Rädchen im Musengemeinde-Getriebe machte. „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben…“, trifft auch auf heutiges Pro- und Contra- (Freund/Feindbild) Lagerdenken zu, das Geister ruft, die Unheil bringen schon durch deren Anrufung. Eingefahrene Gleise sind keine Kunst, sondern technisch-normierte Meisterschaft. Amputieren wir Kunst in genehm und unangenehm, singen Journalisten und kritische Stimmen wohl kalkuliert parteiliche Lieder derer, die sie nähren, steht eine erneute Reichskulturkammer im Raum wie Denunziation, Bücher- und Hexenverbrennung, anmahnend des religiös-ideologischen Christen- und Kolonisierungs-, Wahn-motivierten Kahlschlags, dem hunderte von Kulturen mit tausenden von Stammestraditionen zum Opfer fielen. Wie zu Adenauers Ära genügt seit der „grünen Raupe“ ein Näheverdacht zu Geächtetem und Verpöntem zum Karriereknick. Bei Staatsräson-Verdachtsmomenten stehen Rollkommandos Gewehr bei Fuß. Verdächtiges Gendern und Scharwenzeln, N- und Z-Worte sowie falscher Zungenschlag machen den Unvorsichtigen schneller zur Unperson, als er sich entschuldigen kann.
Vor 1848, den Vormärzjahren, waren unsere Vorfahren (ehe die Preußen kamen), in Bezug auf freiheitlich-liberale Gesinnung eindeutig vorbildlicher! Der Besserwessi-Dünkel lässt grüßen! Wie verrucht sind die deutschen Meinungsbildner, mittels meinungsvereinnahmendem Terror in ähnliche Fußstapfen zu treten wie am Vorabend des ersten Weltkriegs und beim Schwanen-Abgesang der Weimarer Republik-Tragödie? Aber immerhin haben es unsere diplomatischen Dilettanten ja prächtig hinbekommen, einem im Zusammenwachsen begriffenen Europa mittels Gesinnungsskalpell ein blutiges Gemetzel zu bereiten. Innerhalb dieser aktuellen Skandale unter skrupelmitfühlenden Deckmänteln der Wortakrobaten, den losgetretenen Dramen und Tragödien sind die Zensur-Vorkommnisse um die Kasseler Documenta lediglich ein Puzzle-Teil, das verlorenzugehen droht, weil übereifrige Vorfeld-Gestalter bei ihrer vorgegaukelten Suche ihren Fuß draufhalten.
Andreas Weng

Nach der Lektüre dieses fulminanten Appells steht für mich fest: Der Einzige, der die Documenta noch retten kann aus dem selbst verschuldeten Chaos, ist ihr Autor. Rauterberg for Documenta-President! So klar und präzise hat noch keiner die Probleme analysiert. Bislang habe ich nur düstere Niedergangsphantasien gelesen, nun endlich einmal öffnet hier jemand den Blick für das, was möglich wäre. Wir brauchen eine Ausstellung, die den Mut findet, der Kunst zu vertrauen. Und wenn Rauterberg keine Lust hat auf den Job des Kurators, soll er jedenfalls den Beirat leiten. Danke für diesen Text!
Lisa Ratenbühl


Leserbriefe zu „Sichern Flüchtlinge unseren Wohlstand?“ Streit von Herbert Brücker und Ruud Koopmans

Koopmans ist Realist, Brücker sieht alles durch die rosarote (SPD nahe?) Brille. Für ihn ist die Migration fast schon eine Erfolgsstory, wenn jeder 3. Syrer nach 5 oder 7 Jahren auf dem Arbeitsmarkt angekommen ist. Für alles findet er eine bagatellisierende Erklärung, etwa für die im Vergleich zu anderen Ländern geringe Erwerbsquote der Ukrainer, nur nicht dafür, weshalb z.B. in den USA fast alle Migranten einem Job nachgehen (müssen). Mit Wissenschaftlern dieses Schlages bleibt Deutschland das Sehnsuchtsziel der Flüchtlingsströme. Ist doch alles halb so schlimm, seine Devise.
Christoph Schönberger

Herr Brücker gibt sich mit etwas zufrieden, was nicht der Realität entspricht, die ich in einer 20000 Einwohner-Gemeinde im Münsterland erlebe. Seit 2014 bin ich in der Flüchtlingsbegleitung tätig und habe Hunderte Geflüchtete ausführlich interviewt bzgl. Ihres Bildungsstandes, Ihrer Lern und Sprachfähigkeiten und ihrer Berufserfahrung. Zusammengefasst: Mehr als 90% kommen von daher nur für Niedriglohntätigkeiten in Frage. Unter den mehr als 100 Zugewanderten dieses Jahres allein aus Syrien, waren nur vereinzelt Akademiker, die an ihre Berufskarriere anknüpfen könnten. Fast alle sind junge Männer, die kaum je die Chance ergreifen werden, eine Ausbildung zu machen. Denn sie haben Schlepper- und Familienschulden und wollen sofort Geld verdienen, egal wie. Sie landen bei Schwarzarbeit, in der Helfergastronomie als Friseure und Lagerhelfer, als Fahrer. Die Zeit für eine strukturierte Ausbildung werden sie nicht haben. Dieser Bildungsmangel ist die Ursache für die schlechten Integrationsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt.
Meine Erfahrung durch die Jahre sind kein Einzelfall. Andernorts höre ich das Gleiche. Die Agentur für Arbeit redet sich das schön. Hier ist ein Lernprozess an der Basis dringend nötig. Von der Familienstruktur von Muslimen scheint Herr Brückner wenig Ahnung zu haben. Hier liegen massive Ursachen zusätzlich, die verhindern, Frauen in Arbeit zu bringen. Das ist eine Jahrzehnte-Aufgabe. Schade, dass Herr Ruud mit seinen Argumenten beim Gesprächspartner kein Gehör findet. Die ihm vorliegenden Studien bilden die Realität offensichtlich nicht ab. Abschließend möchte ich festhalten, dass die Sozialleistungen aus meiner Sicht für viele eine Hängematte bilden, in der es sich recht gut vor allem mit Kindern, leben lässt. Wozu in Niedriglohn und sich schunden? Wozu auf den freien Wohnungsmarkt, wenn die Kommune Wohnraum seit Jahren als preiswerte Notunterkunft anbietet? Nein, Herr Brücker, mit dieser Schönrederei verhindern Sie eine weitere realitätsnah Entwicklung unserer Migrationsfragen!
Hans Meckling

Ist Deutschland nicht ein kleines bisschen mehr als: einheimische Arbeitskräfte und Immigranten aus dem Süden, mit und ohne Arbeitswunsch, die gemeinsam zum Wirtschaftswachstum beitragen sollen? Wo die Ökonomie den Rahmen festlegt, innerhalb dessen die Politik gestalten darf? Wenn wir aber Arbeitskräfte aus dem Ausland benötigen, dürfen wir sie dann nicht selbst aussuchen und erwarten, dass sie vorbehaltlos unsere Gesetze, Regeln und Werte achten? Hat irgendjemand sich schon einmal getraut, die Lehrer, Polizisten, Juristen, Sozialarbeiter, Betreuer, Beauftragte zu zählen, die wir nicht bräuchten, hätten wir keine unkontrollierte Dauerimmigration? Sie alle könnten unsere Wirtschaft beleben! Wenn wir darüber hinaus nicht sensible Produktion ins Ausland verlagerten, bräuchten wir vielleicht gar keine Einwanderung von (Fach)arbeitskräften mehr, die in ihren Heimatländern ohnehin nötiger wären als hier! Den Brückerschen Euphemismus der „hohen Beschäftigungsquote“ teile ich nicht, da er die Kosten und Kollateralschäden der fortdauernden Völkerwanderung einfach ausblendet! Als Allgemeinarzt bin ich gewohnt, den ganzen Menschen zu sehen und nicht nur ein einzelnes Organ! Ich möchte gerne auch in Zukunft in Deutschland leben und nicht in Polyethno-Multikulti-Ökonomistan!
Ulrich Pietsch

In Ihrem Artikel stimmen die Zahlen nicht. Bei einem Jahresgehalt von 25200 € Abgaben in Höhe von 11000 €? Das sind 43.65 %?
Heidemarie Lehnhardt


Leserbriefe zu „Über täuschende Korrelationen, steigende Kurven und fallende Engel“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Mit Ihrer Kolumne tragen Sie sowohl zur fachlichen Weiterbildung (in Sachen „Statistik“ und „dummes Zeug“) als auch zur satirischen „Erbauung“ der ZEIT Leser bei, was ich didaktisch sehr geschickt nenne.
Wolfgang Ströbele 

Der Satz „I want you to panic“ ist in dem Zusammenhang zu verstehen, in den er erkennbar gestellt worden ist. Nämlich in eine Weltgesellschaft, die prokrastiniert trotz alarmierender wissenschaftlicher Erkenntnisse. Er ist nicht dahingehend zu verstehen, dass nunmehr irrational und unkoordiniert gehandelt werden sollte, sondern dass die Klimakatastrophe als das begriffen wird, was sie ist. Der berühmte Satz von Greta Thunberg ist somit weder dumm noch naiv, sondern trifft den Kern der Problematik: Die Gesellschaft ergreift nicht die Möglichkeiten, die sie hätte, um angemessen auf eine extreme Notlage zu reagieren.
Friederike Bettex

„Indien liegt im Epizentrum des globalen Klimawandels, in keinem Land sind seine Auswirkungen sichtbarer, seine Kraft, seine Gefährlichkeit, seine Unerbittlichkeit. Allein im vergangenen Jahr wurde das Land an 314 von 365 Tagen von mindestens einem Extremwetterereignis erschüttert, es gab Wirbelstürme, Starkregenfälle. Doch kein anderes Wetterphänomen trifft so viele Inder so hart wie die Hitzewellen“. „Insgesamt starben (bei der Veranstaltung durch die Hitze) 14 Menschen, Hunderte musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.“ „Mehr als 90% des Landes, so errechneten Forscher aus Cambridge sind gefährlichen Temperaturen ausgesetzt. Die Forscher schreiben: Bis 2050 können Hitzewellen im Land ein Niveau erreichen, das die Schwelle der Überlebensfähigkeit eines Menschen überschreitet“. Der nicht „wirklich unkluge“ und, ob der Ignoranz vieler Menschen, verzweifelte Aufschrei von Greta Thunberg: „I want you to panic“ war von ihr sicher nicht als „Lösungskonzept“ gedacht, sondern heißt übersetzt: „KOMMT ENDLICH IN DIE HUFE!!“ Greta Thunbergs Äußerungen und Aktionen im Zusammenhang mit dem brutalen Angriff der Hamas verurteile ich aufs schärfste. Nicht verstanden habe ich welchen Irrtum H. Martenstein Greta Thunberg zuschreibt und welche Senioren er als Jazzfreunde ausgemacht hat.
Sven Herfurth

Danke wieder einmal zu diesem treffenden Artikel! Greta Thunberg hat nicht darum gebeten, zum Idol für alle Klimaaktivisten zu werden und ohne Widersprüche zu bleiben.

Schade nur, dass der Protestler auf der Bühne, der sich von ihrem Statement distanzieren und zurück zum Klimathema wollte, zum Verstummen gebracht wurde. Warum erhielt er keine Unterstützung aus der Menge?
Barbara Frommann


Leserbriefe zu „Große Weinerei“ von Pascal Mühle

Vor einiger Zeit bin ich unserem ehemaligen Nachbarn wieder begegnet, einem Winzer. Der frühe kraftvolle, lebensfrohe Mann ist nun hinfällig, von Parkinson gezeichnet, ein Pflegefall. Offenbar kein Zufall. In Frankreich und Italien ist Parkinson als Berufskrankheit anerkannt, in Deutschland wird seit zwölf Jahren darum gerungen. Vor diesem Hintergrund mutet die Argumentation der Winzer gespenstisch an.
Stefan Müller

Gerade diesen Herbst war ich zum Wandern an der Mosel. Vielleicht würde es konventionell arbeitenden Winzern helfen, sich die Arbeitsweise bei biodynamischen und/oder Naturwinzern (nicht nur) an der Mosel mal näher anzuschauen; diese Weingärten bringen auch ohne Pestizide (& Co) hervorragenden Wein hervor.
Stephanie König

Der Weinbau ist ein sehr gutes Beispiel, um zu demonstrieren, dass Pauschalregelungen und Pauschalbegriffe wenig hilfreich bei der Lösung von Problemen sind, insbesondere wenn es sich um wirtschaftliche und ökologische Probleme handelt.  Zur Begrifflichkeit: Der negativ besetzte Kampfbegriff „Pestizide“ ist in einer wissensbasierten ökologischen Diskussion völlig unpassend. Es muss unterschieden werden zwischen Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden! Der Weinbau kann sicherlich aus wirtschaftlichen Gründen auf Fungizide nicht ganz verzichten, zugunsten einer Artenvielfalt aber vermutlich auf Herbizide. Zur Pauschalreduzierung von sog. Pestiziden: Auch hier zeigt der Weinbau beispielhaft, dass eine Pauschalreduzierung über alle Mittel unsinnig ist. Der Minister hat Recht, wenn er von“ handwerklichen Fehlern“ spricht. In der EU-Regulierung müssen aber keine Kompromisse erreicht werden, sondern Spezifizierungen. Jede Regelung nach der Rasenmähermethode ist fachlich unsinnig! Die Ausweisung von „sensiblen Gebieten“ bringt auch keine Lösung, weil „sensibel“ kein ökologischer Begriff ist.  Unsere Kulturlandschaft wird geprägt von sehr verschiedenen Agrar-Ökosystemen, die jeweils geprägt sind von den örtlichen Naturfaktoren und der jeweiligen Nutzung. Die Weinbau-Agrar-Ökosysteme haben ein ganz bestimmtes Artenspektrum hervorgebracht.
Wenn also die Nutzung eingestellt werden muss, weil sich die Bewirtschaftung nicht mehr lohnt, wird das Agrar-Ökosystem verfallen und das typische Artenspektrum zerstört. Aufgelassene Weinberge werden verbuschen und ganz sicher an Artenvielfalt verlieren.  Ähnliches gilt für Wiesenlandschaften mit einer typischen Vogelwelt, die verschwindet, wenn man die Nutzung ändert oder einstellt.  Die ökologisch sicher wünschenswerte und notwendige Reduktion von Spritzmitteln müsste also auf jeden Typ unserer Agrarlandschaft abgestimmt werden. Es ist einfach wirtschaftlich und ökologisch falsch, die Agrar-Ökosysteme einer Weinbaulandschaft genau so zu behandeln wie z.B. das Agra-Ökosystem einer reinen Ackerbaulandschaft in der Börde.  ((Übrigens: Die Überschrift ist sprachlich ganz niedlich, aber eher Bild-Zeitung-Niveau!))
Artur Behr


Leserbriefe zu „Zur Sprache des Begehrens“ von Anna-Lisa Dieter

Ein aktuelles Beispiel zur Illustration, bevor ich mich inhaltlich mit einigen Aussagen auseinandersetze. Am heutigen Freitag, den 24. November 2023, werden im Gaza-Streifen Geiseln ausgetauscht. Sehr erfreulich. Überwiegend Frauen und Kinder. Nur, bei dem Austausch handelt es sich doch um eine patriarchalische Handlung – Frauen und Kinder zuerst. Was passiert in einer Welt, in der man den „Schutz-Männern“ nahelegt, dies nicht mehr zu tun (also Frauen, Kinder, Schwache, Kranke nicht mehr vor „bösen“ Männern zu beschützen) bzw. dieses Verhalten denunziert, und die misogynen Männer misogyn bleiben?  Inhaltlich sind m. E. mehrere Punkte zu kritisieren. Garcia legt apriori ein Konsenswillen (unabhängig von der Fähigkeit) zugrunde. Gibt es den noch? Ist das in einer Welt, die zunehmend gewalttätiger wird (s. o.), nicht ein bisschen weltfremd? Was mich aber am meisten irritiert, ist, dass mit Begriffen aus sehr unterschiedlichen, nicht-philosophischen Gebieten argumentiert wird: Begehren/Sex kommen ja wohl eher aus der Biologie bzw. aus dem Bereich der Neurohormone, das Gefühl Liebe aus der Psychologie bzw. auch wieder Neurohormone. Dem Mann wird Verantwortlichkeit auferlegt (von wem, den schwachen Frauen?), das dürfte in den Bereich der Pädagogik fallen. Aber, warum sollte ich mit einer Sexualpartnerin human umgehen, wenn ich als Mann in einer patriarchalischen Gesellschaft doch scheinbar machen kann, was ich will? Wieso ist Zustimmung ein passiver Akt? Garcia kritisiert das aus dem 18. Jahrhundert stammende Zustimmungsmodell. Der Wille der Frau sei nicht frei, der patriarchalischen Macht unterworfen. Ließ nicht Madame Bovary ihr Taschentuch fallen?
Gerd-Rüdiger Erdmann

Weise Redeweisen? Die Sprachlosigkeit des Begehrens? Vorab eine absichtsvolle bedeutsame Frage zur Beantwortung an die Philosophin: Wenn eine Frau den Mann zuvor anweist: „Fick mir den Verstand aus dem Hirn!“ Wie hat sich dieser Mann dann in der gemeinsamen Sexualität entsprechend (wild) zu „verhalten“? Und das hat sicherlich keinen BDSM-Hintergrund zu vermitteln, gälte vielleicht als Ansporn zur maskulinen Vitalität!?! Voila… – Ca c‘est la Question! Was also paraphrasiert denn diese französische Philosophin Manon Garcia, wenn sie klischeehaft „entsexualisiert“ (?) zur Spontanität daher-„philosophiert“ – und die Autorin des ZEIT-Textes Anna-Lisa Dieter weiterplaudernd diese Spruchanalysen aus dem Buch „Das Gespräch der Geschlechter“, übernimmt: „Garcia betont, dass Sexualität im ungleichen patriarchalen Machtgefüge für Frauen ein besonderes Risiko birgt, verletzt zu werden. Solange die Gleichheit der Geschlechter noch nicht erreicht ist, erlegt diese Verletzlichkeit Männern die besondere Verantwortung auf, sich der Zustimmung ihrer Partnerin immer wieder neu zu versichern.“ Jawoll im Patriarchat: immer wieder neu anfragen und sich höflich vergewissern – und das gilt hoffentlich für beide Parteien zur Sexualität im Labyrinth der Zweisamkeit des Begehrens auch ohne zu sehr durchklügelte Worte!
Von der Natur her wird es nie eine Gleichheit der Geschlechter geben können, es sei denn: der Mann hat die Kleinheit einer erigierten Klitoris zwischen seinen Beinen – ansonsten aber ist der erigierte pralle Schwanz eines Mannes immer auch eine Waffe: die (nicht nur) in die Vagina der Frau eindringen soll und muss, und wenn nicht erigierbar aus irgendwelchen sensiblen seelischen Gründen des (so sehr feinfühligen) Mannes voller Zartheit und Zärtlichkeit: er dann als Schlappschwanz gilt. Sex ist ebenso gleichbedeutend mit Erektion und Gier nach Lust und Befriedigung, möglichst sich durch etliche Orgasmen so richtig auszutoben und als Frau und Mann dann voll abgeschlafft durchzuhängen und ausgehechelt sich aneinanderzuklammern und gemeinsam zu wissen: mehr noch an mehr ist nicht drin: das war der Knaller und das absolute sexuelle Feuerwerk! Möge doch diese Philosophin Garcia das Kamasutra (etwa um 250 n.u.Z. von Mallanaga Vatsyayana aufgeschrieben) lesen und sich die kunstvollen Abbildungen (d.h.: auch die vielen sexuellen körperlichen Varianten) verinnerlichen – alles ist dort hineinverdeutlicht, sozusagen dies das universelle Werk der Liebeskunst: die Lehre der Erotik. In diesem (Vatsyayana) Kamasutra(m) sind die beiden sich sexuell Liebenden miteinander in den Liebesspielen absolut emanzipiert und pares inter pares – als Kama des sinnlichen Verlangens und Vergnügens zur Wunscherfüllung der gemeinsamen Sexualität… Und wie „kultiviert“ hat der Mann zu reagieren, wenn die erregte Frau ihm „abverlangt“: Fick mich in den Arsch! Auch hierzu gibt es Anleitungen zur Lust an der Begierde und gehört erhört dann mit zur Sprache des Begehrens… Wolle mer ihn reilasse?
Was also fragt die Philosophin (und warum wird einem hierbei beständig diese Sophisterei diesbezüglich miteinverkopft?) Manon Garcia: „…unter welchen Bedingungen der Zustimmung „ein Instrument der Emanzipation“ sein kann.“ Auch darauf fällt Anna-Lisa Dieter eigenartig demütig herein, indem sie befindet: „Die Lektüre ist ein Gewinn, weil die Autorin die Schwachstellen des Konzepts souverän durchleuchtet und zugleich Lust macht, ihre Vorschläge für eine „neue, egalitäre Ära der Liebes- und Sexualbeziehungen umzusetzen.“ Sorry: Das ist doch ein durch und durch kopflastiges körperfeindliches Aufgezäume gegen jede Lust auf natürliche Freude am sexuellen Miteinander – und wird von dieser Art Philosophie wie ein Pudding an die Wand genagelt…
Der RvM-Leserbriefschreiber hat diesen Feuilleton-Artikel von Anna-Lisa Dieter einer langjährigen Prostituierten (mit Köpfchen) zu Lesen gegeben – und diese routinierte Expertin für männliche sexuelle Abreaktionen: hat daraufhin mir diese Seite zurück auf den Tisch geknallt und mit folgenden Worten kommentiert: „Derartige Frauen sind doch viel zu kopfgesteuert und sollten sich mal so richtig durchficken lassen! Dann wüssten sie auch, was ein verdammt geiler Sex ist!“ Übertragen auf die „Normalität“ des Alltags in den sexuellen Begegnungen zwischen Menschen, die für einen „One-Night-Stand“ von der Kneipe ins Bett abstürzen wollen, wird doch nicht vorher die ganze Kompliziertheit der sexuellen Problematiken durchgequasselt – nein: beidseitig wollen frau und mann befriedigt werden und das möglichst mit mehr oder weniger vollem Programm der Überschaubarkeit – Endergebnis hoffentlich: Orgasmen für die beiden Unbekannten! So läuft doch das Sex-Spiel(en) des zeitlich knappen ersten Begegnens der ersten späten Nacht – und machen wir uns doch nichts vor: Zur Sprache des Begehrens gehört doch vorrangig die Körpersprache – weil die meisten (hirnunaufgefüllten schlichteren) Menschen garnicht die Sprachbilder für derartige hochtrabende Vorproblematiken zur sexuellen Aktion sich überhaupt nur ähnlich vorstellen können… Es geht halt zur Sache – wie die beiden Personen aus dem Volke es eben irgendwie draufhaben und entsprechend so „konditioniert“ (oder: programmiert) worden sind… Und eine Frau sagte zu mir: „Wenn ich Bock oder Böckchen auf jemandem habe, will ich nicht vorher noch lange rumdiskutieren und alle Lust zerreden! Ich wills heftig!
Weiter im kopflastigen Text des Feuilletons… – „Manon Garcia kritisiert das (sexistische) Modell der Zustimmung, das ein kulturelles Erbe des 18. Jahrhunderts ist. In der Galanterie à la francaise gehört die Zustimmung zu den alleinigen Aufgaben der Frauen: „Der Mann sagt an, die Frau sagt zu.“ Und sagt die Frau „Nein“, ist das bloßes Sich-Zieren, eigentlich meint sie „Ja“. Die Frau kann also nicht nicht zustimmen. Ihr Wille ist nicht frei, sondern der patriarchalen Macht unterworfen.“  Anna-Lisa Dieter erweitert diese Garcia-Erkenntnis und zitiert aus dem Buch: „Genauso wenig attraktiv erscheint der Autorin das (kapitalistische) Modell der Zustimmung, das Sex als vertraglich festgelegten „Tauschhandel“ betrachtet, einen „Art Austausch von sexuellen Dienstleistungen, bei dem die Risiken und Überraschungen minimiert werden“, womit zugleich die affektive Bindung getilgt wird.“ Das RvM-Vorschlägchen (nicht Vorschlag) wäre: bundesweit im Volk diesen ZEIT-Artikel „Zur Sprache des Begehrens“ entsprechend zu verteilen, auszulegen besonders auch in den Anmachkneipen, um das männliche und weibliche Völkchen zielgerichtet auf den womöglichen „One-Night-Stand“ philosophisch vorzubereiten – und dann wird dies alles eine stundenlange zuvorige Diskussion und beidseitige jeweilige Aussprache geben: Männlein/Weiblein kann innerlich darauf vorbereitet werden, wie dann kongenial und harmonierend anschließend das unwild-gezähmte sexuelle Spiel miteinander abläuft… Napoleon I. hat in einem seiner gockeligen Liebesbriefe an Josephine (nach einer gewonnenen Schlacht und Abschlachterei) geschrieben: „Bitte wasche Dich nicht, bin in zwei Wochen in Paris bei Dir!“ Vive l‘Animation de l’Empereur.
Auf die Jetztzeit bezogen, ist es doch selbstverständlich: dass zuvor ein sexuelles Einvernehmen stattfinden muss – was aber nicht bedeutet: den fremden Menschen (ob Mann oder Frau) zu er/kennen, peinliche oder sogar böse Überraschungen dabei möglich würden… Doch wann kennt mann/frau den anderen Menschen wirklich gut genug, um sich im inneren und äußeren Nacktsein gegenseitig zu vertrauen – das sind doch alles leider nur vage Vorstellungen von dem Labyrinth eines Menschen: homo homini lupus sexualis im erweiterbaren Bedenken der womöglichen Gefährlichkeit. Sicherlich sind wir Menschen am verletzbarsten in der sexuellen „Konfrontation“ – ob im seelischen oder körperlichen Bereich! Und daher gilt es abzuwägen, auf wen frau/mann sich einlässt zum Ficken oder Geficktwerden… Hart formuliert beim Mann: „Steht der Schwanz, ist der Verstand im Arsch!“ Und bei der Frau: „Will die geile Muschi Sex, sollte frau wissen, wer der Schwanzinhaber ist!“ Um nochmals die Philosophin Garcia zu präsentieren: „Garcia plädiert hingegen für „Sex als Gespräch“, der sich vom BDSM-Sex inspirieren und sich seiner safe words bedienen könnte, jener „Sicherheitswörter“, die Zustimmung und Ablehnung von Vorschlägen erleichtern und sexuelles Experimentieren erlauben. Entscheidend ist dafür ein humaner Umgang mit der Sexualpartnerin. Das bedeutet, sie als Person, im Rückgriff auf Kant (RvM-Anmerkung: der kleine, hässliche schwule Frauenunversteher Immanuel sei gemeint) als Zweck an sich selbst, nicht als Mittel zur Lustbeschaffung zu behandeln. Das Initiieren des Geschlechtsakts ist in diesem Modell keine Verhandlung, sondern eher eine Einladung oder Gabe, die abgelehnt werden kann, was enttäuschend sein mag, allerdings kein Grund wäre, beleidigt zu sein.“
Oh Eros, Du antiker Lustmolch und göttlicher Lustbringer – was nur hat Anna-Lisa Dieter dazu herausgefordert und bewegt: solch einen verzwirbelten Artikel dem deutschen sexuellen Normalverbraucher (?), der Sexualverbraucherin(?) sprachverballert vielosoffisch unterzujubeln. Halt: Stop: Es sind doch elitäre ZEIT-Lesende mit allem umfänglichen (sexuellen?) Wissen vertraut und innerlich ausgebaut! Dieser Text ist doch leider nur ein Konglomerat ohne Kausalität (Martenstein sei gegrüßt im ZEIT-MAGAZIN 49) für uns allzu gemeinen zeitknappen Sterblichen ohne all die philosophische Vorbildung bezüglich der Interpretationen zum sexuellen Vorgebrauch zur Sprache des Begehrens… All diese Texterei ist vom RvM-Kopf anständig absorbiert worden und somit nicht in den Unterleib vorgedrungen! Und nun weiß Anna-Lisa Dieter ganz genau zum Ende ihres Textes zu verdeutlichen: „Dafür öffnet Garcias kluges Buch die Augen: Gelingender sexueller Konsens ist mehr als eine Frage des Willens. Er ist eine sinnlich vermittelte Körpererfahrung, die von der Sprache getragen wird.“
Mit anderen VerantWORTlichkeiten– der RvM-Leserbriefschreiber hat philosophisch nichts Körperliches hinzuverstanden, wird nun zukünftig mit den Worten ringen und das Begehren ganz tief zur Sprache bringen, bis sich die Flamme der Begierde zu einem Flämmchen heruntergeredet hat und dann der Tiefschlaf einen erlöst von all den Versuchen: die Versuchungen sich kopflastig würdevoll abzutrainieren… Zum Abschluss mag sich noch Mallanaga Vatsyayana (der Kamasutra-Autor) zu Wort melden dürfen: „Frauen, die ja von sanfter Natur sind, wollen einen sanften Anfang. Wenn sich ihnen ein Mann, mit dem sie kaum vertraut sind, grob annähert, kann das zum Hass auf die geschlechtliche Vereinigung und manchmal sogar zum Hass auf das männliche Geschlecht führen.“ Zum Abschluss die kulturelle (nicht unbedingt die kultivierte) Erkenntnis (mit adaptierter Beihilfe von Goethe) zur Sexualität: Ich erkenne (nun) was die Welt im Innersten zum äußersten: zusammenhält…
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag über die Fragen zum Thema“ einvernehmlicher Sex“ gelesen. An einer Stelle allerdings irrt ihre Autorin. Wenn sie sagt Zustimmung sei ein passiver Akt. Denn es besteht ja auch die Möglichkeit, auf eine Frage zuzustimmen: möchtest du dieses süße Plätzchen essen? Wenn ich dann nicke, stimme ich zu. Wichtig ist allerdings immer bei der Zustimmung, so sehen es jedenfalls die Juristen, dass es ein irgendwie gearteter geäußerter Wille ist. Das Schweigen im Rechtsverkehr, also das nicht reagieren als Zustimmung, so erinnere ich mich aus meinem Jurastudium, gibt es nur unter Kaufleuten.
Annelu Küsters


Leserbriefe zu „Ihr Abgang mit einem Knall“ von Raoul Löbbert

Kirche ist Synonym für Krise seit 2000 Jahren. Ihre Berichterstattung wirft verschiedene Ebenen zusammen und lässt dabei Wichtiges ungesagt. Das Eine sind Fälle von Missbrauch und die Bereitschaft diese aufzuklären. Dies muss konsequent aber auch höchst genau geschehen, damit am Ende die Gerichte und die Gesellschaft die Richtigen verurteilt. Die“ laute Tür“ von Annette Kurschus mag da Hinweis auf einen Mangel sein. Eine andere Ebene ist die von menschlicher Nähe. Familie, Beruf, Freizeit, Sport und Kirche sind Orte dieser Nähe. All das gibt es nicht ohne Nähe und Grundvertrauen. Und genau darum sind sie Orte des Missbrauchs dieses Grundvertrauens. Auch wenn wir wach sein wollen, können wir Grundvertrauen nicht durch Grund-Misstrauen ersetzen. Kein Mensch und keine Institution entkommen diesem Dilemma. Wenn wir die Orte von Nähe und Grundvertrauen nicht verlieren wollen, bleibt ein Risiko.  Wer meint, er könne dieses Risiko bei einem anderen entsorgen, macht es sich zu leicht. Opfern gehört alle Empathie und das Bemühen um Gerechtigkeit. Aber die Täter dürfen nicht bestimmen, wie und wie nahe wir Menschen miteinander leben wollen.
Fred Klemm

„Mit Gott und mir selbst im Reinen“ – wer könnte das von sich sagen? Solch ein antitheologischer Mumpitz ist allein schon einen Rücktritt wert.
Esther Röhr

Die Wahl von Frau Kurschus zur EKD-Ratsvorsitzenden hielt ich von Anfang an für eine Fehlbesetzung – um es mal drastisch zu sagen. Nicht wegen ihres Theologieverständnisses oder ihres kirchlichen Engagements, sondern weil sie als Typ nicht die Ausstrahlung aus sich selbst heraus hat, die Menschen mit so zentralen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben haben sollten. Dieser Aspekt sollte jedenfalls nicht übergangen oder übersehen werden – mal sehen, wie es weitergeht.
Christoph Müller-Luckwald


Leserbriefe zu „Das haben jetzt alle“ von Daniel Haas

Es geht um Laubsauger. Von wegen alle. Ich habe so ein Ding nicht. Zum Saugen gibt es Fachleute die umweltschonend saugen, Als Selbstsauger tötet man allerlei Getier das im Laub lebt, wie Lurche, Asseln, Würmer, Ameisen usw. Vereinigt euch gegen Selbstsauger.
Hans-Emil Schuster

Wie ignorant darf man eigentlich sein, um in der Zeit eine Kolumne durchs Lektorat zu bekommen? – Pardon für die grobe Einleitung, aber das ist nun wirklich ärgerlich. Laubbläser also: „Das haben jetzt alle“. Immerhin ist das Fazit, dass man das eher nicht braucht. Aber den Umweltaspekt auf Lärm für Tiere (für Menschen etwa nicht?) und hohen Energieverbrauch quasi zusammenzupusten, das ist ein Witz. Laubbläser, und das ist keine Raketenwissenschaft, erzeugen Feinstaub, und zwar sehr viel, entfernen Insekten und andere Organismen vom Boden, die wiederum anderem Getier dann im Winter als Nahrung fehlen. Ganz abgesehen davon, dass das Laub zumindest auf allen unversiegelten Flüchen humusbildender Dünger ist und zugleich eine Isolierschicht gegen Kälte darstellt … usw. Also insgesamt für den Naturhaushalt völlig kontraproduktiv. Eine kurze, leicht googlebare Lektüre entsprechender Hinweise von BUND oder WWF hätten diese nonchalante Fehlinformation verhindern können.
Michael Praschma

„Kann man hier denn nicht mal in Ruhe Krach machen“, diesen Spruch hab´ ich heute irgendwo gelesen und der passt fast wie die Faust aufs Auge bzw. zum Thema „Laubbläser, den jetzt alle haben soll(t)en“!? Früher gab es Zeiten, nun, für mich gibt´s diese auch noch heutzutage! Wenn sich das Laub „meterhoch“ stapeln sollte, dann kehre ich mit dem Besen das Laub beiseite oder ich werfe, unter Zuhilfenahme einer Schaufel, alles in die Bio-Tonne. Jetzt soll es Zeitgenossen geben, die werfen ihren Laubbläser an und der gibt Laute von sich, die meist ziemlich ohrenbetäubend sind. Der Laubbläser muss mit Benzin betankt werden muss, sonst bläst er kein Laub von A, B, C, … bis Z! Danach braucht es dann doch wieder Schaufel und Besen! Sehe ich einen dieser laubblasenden Zeitgenossen, dann frage ich mich stets, warum einfach mit Schaufel und Besen arbeiten, wenn es umständlich mit dem Laubbläser und mit Schaufel und Besen auch geht!
Klaus P. Jaworek


Leserbriefe zu „Diese Zeiten sind brutal. Ja“. Gespräch mit Annalena Baerbock geführt von Alice Bota und Tina Hildebrandt

Nicht erst der Krieg Russlands oder der Krieg Israels lässt den Ruf der Kriegsverbrechen, besonders des Einsatzes von Hunger als Waffe ertönen. Eigenartigerweise wird der Vorwurf stets nur einer Seite angelastet. Wir sind immer bei den Guten, die so etwas nie tun, wie auch alle die nicht mit denen wir im Bunde sind. Alle sollten wissen, die Wahrheit ist eine ganz andere und das größte Verbrechen ist der Krieg selbst, den sich nie die ausdenken oder aus-lösen, die für die Interessen ihrer Herrschenden in den Tod getrieben werden. Die Kriegsgeschichte der USA weiß um den Hunger als Waffe und kalkulierte eiskalt den Hungertod vieler tausender Kinder im Irakkrieg schon ein, machte daraus ganz offen kein Hehl. Heute soll es der Putin allein sein, der Kriegsverbrechen dieser Art begeht. Natürlich die HAMAS ganz aktuell und alle die “Regimes”, die sich nicht so botmäßig verhalten, wie es der Wertewesten erwartet. Wie der Wertewesen, NATO und USA in Afrika kriegsverbrecherisch umgeht, bleibt medial zumeist tabu. Darüber wird nicht geredet.
Hunger, Flucht, Vertreibung, Elend, Armut, Not und Hunger in anderen Teilen der Welt, wird uns als von denen dort selbst verschuldet erklärt. Die meisten bei uns glauben das sogar, obwohl sie sich die ganze Welt anschauen konnten. Gelernt und wirklich gesehen haben sie dabei nicht sehr viel zwischen Hotelzimmer und Pool-Liege. Verschwiegen wird, wenn Russland kostenlos Getreide an afrikanische Staaten liefert. Wenn es aber im Krieg der Ukraine nicht alles und jedes erlaubt, dann ist sofort die Rede von Hunger als Waffe. Über wachsende Flüchtlingszahlen aus Syrien klagen alle. Wer klagt darüber, dass USA im Bunde mit anderen Feinden des legitimen Syriens, Getreidelieferungen blockieren und Hunger bewusst vergrößern? Das Lebens- und Verteidigungsrecht Israels ist selbstverständlich legitim. Niemand zweifelt es ernsthaft an, auch Araber und Palästinenser nicht. Warum ist deren Lebens- und Existenzrecht nicht legitimes Recht? Wer setzt geächtete Waffen ein? Napalm, Streu- oder Uranmunition? Nur die Russen und andere Feinde des freien demokratischen Westens. Ist das so?  Hass, Hetze und Lüge gehört zu den Kriegen, zu allen Seiten.
Wenn aber aus dem Hass immer mehr und neuer größerer Hass, Wahn und Hetze erwachsen, wenn eine Seite gar keinen Frieden, Verhandlung mehr will, nie gewollt hat, nur siegen wollte, den Gegner vernichten will, seine Interessen nicht gewillt ist zu akzeptieren, dann führt es in eine Spirale, die mit Vernichtung aller enden kann und wird. Ein Mindestmaß an Vernunft hat es viele Jahre gegeben und zu Konfliktlösung geführt. Heute fehlt es nicht nur an Vernunft, sondern auch am Verstand, an Wissen über Konsequenzen. Es fehlt nicht am Wahn, Selbstüberschätzung und Kriegsgeilheit derer die am Krieg immer verdient haben, nie selbst mit dem Leben zu bezahlen hatten. Wer regiert diese Welt? Die Demokratie und Freiheit kann es nicht sein, demokratisch und rechtsstaatlich kann es nicht sein, mit Menschenrechten kann es nichts zu tun haben.
Roland Winkler

Die Ampelkoalition ist nun unter tatkräftiger Mithilfe der Grünen und insbesondere von Frau Baerbock die erste Bundesregierung, die einen komplett verfassungswidrigen Haushalt für ein Haushaltsjahr hinbekommen hat. Man kann also nicht mehr über die Ampelkoalition meckern, sie würde einfach gar nichts hinbekommen. Das ists nicht mehr richtig, denn immerhin hat sie einen verfassungswidrigen Haushalt vorgelegt. Trotz dieser Ohrfeige durch das Bundesverfassungsgericht ist Selbstkritik oder Eigenverantwortung zumindest bei Frau Baerbock in dem Interview nicht zu erkennen. Anstatt nun selber Wege aus der Krise zu finden, die noch einigermaßen Anstand zeigen würden, verlangt die Außenministerin eine Mitarbeit der CDU und garniert dies mit Sprüchen, die definitiv unterhalb der Gürtellinie anzusiedeln sind. Die Krise der Ampelkoalition hat selbige durch den verfassungswidrigen Haushalt selber herbeigeführt. Es ist gar nicht einzusehen, dass dies nun die CDU mit ausbaden soll. Das hat auch nichts mit Staatsverantwortung oder Fundamentalopposition zu tun. Staatsverantwortung hätte die Ampelkoalition zeigen können, als quasi jeder maßgebliche Staatsrechtler gesagt hat, dass der aufgestellte Haushalt verfassungswidrig sei. Damals hat man sich bewusst seitens der Ampelkoalition für einen verfassungswidrigen Weg entschieden. Nun mag man auch die Suppe auslöffeln, die man sich selber eingebrockt hat. Alles andere ist unverantwortlich und muss eigentlich zum sofortigen Rücktritt der Regierung führen, denn ich möchte gerne eine Regierung haben, die für ihre Fehler die Verantwortung übernimmt und sie dann auch selber ausbügelt.
Volker v. Moers

Die Frage der ZEIT zum Vorwurf der WTO- Chefin über den westlichen Stil ist verbunden mit dem Hinweis auf ein Zitat eines Regierungschefs eines afrikanischen Landes: „Wenn wir mit China reden, bekommen wir einen Flughafen. Wenn wir mit euch (Hinweis: Deutschland) reden, bekommen wir einen Vortrag.“ Darüber diskutierten wir heftig mit dem Blick auf China und der aktuellen globalen Weltpolitik und dachten viel über das Zitat nach. Ein Ende ist nicht in Sicht. Als Kinder und Jugendliche haben wir mit staunenden Augen die Bücher von Jules Verne gelesen und die faszinierenden Verfilmungen dieser geschaut. Wir konnten niemals glauben, dass diese Utopien Wahrheit werden könnten, auch wenn uns manch kluger Lehrer erklärte, es wird so kommen. Das war in den 50/60iger Jahren. Die französischen Originalausgaben der Jule Verne Werke wurden 100 Jahre vorher veröffentlicht. Welch eine Weitsicht. Verblüffend!
Im Jahre 2015 kam die Erstauflage des Romans „Die Unterwerfung“ von Michel Houellebecq in Deutschland auf den Markt. Proteste, Widerspruch, scharfe Kritiken: wie kann man den Zusammenprall der Kulturen so darstellen. Spannungen zwischen Orient und Okzident. Spannungen zwischen Judentum, Islam und Christentum. Tumultartige Ausschreitungen, brennende Autos werden beschrieben. Wir hören in unserer Umgebung nach Erscheinung des Buches, das ist Ausländerfeindlichkeit. Das Buch und dessen Inhalt ist ausländerfeindlich! Nun – ist es so? Oder beweist auch hier, diesmal Houellebecq, politische Weitsicht nach aktueller gesellschaftspolitischer Diagnose in Frankreich? Ich erspare mir über die aktuellen Situationen heute auf den Straßen in Deutschland zu schreiben. Erschreckendes Erstaunen! Wir nähern uns dem Zitat der ZEIT. Im Jahre 2021 erschien die erste Auflage „Die Kandidatin“ von Constantin Schreiber. Der Blick ca. 30 Jahre voraus: „WLAN und andere ausländische Websites sind in China blockiert und Deutschland muss es akzeptieren“, so schreibt der Autor des Buches. Und weiter: „Wenn sich die Jungs (Hinweis: in den chinesischen Schulen) für etwas interessierten, dann … für den islamischen Religionsunterricht. Es wird beschrieben, wie China seinen Investitions- Triumphzug über Europa feiert. Und schließlich die Erläuterung, wie China das Erbe Europas erhalten wird.  China ist im Roman die unumstrittene Weltmacht, und kann, so der Autor, Deutschland in eine Währungskrise stürzen. Lässt schließlich Firmen in Deutschland mit der Folge von tausenden Arbeitslosen schließen.
Und nun lesen wir das Zitat aus Afrika zum Bau von chinesischen Flughäfen. Ist Constantin Schreiber bereits ein Vordenker mit politischer Weitsicht? Wir bekommen Angst über unsere Zukunft. Jule Verne haben wir über seine Zukunftsvisionen bewundert und ihm diese zunächst nicht geglaubt. Michel Houellebecq hat uns über seinen Mut, seine Zukunftsvisionen aufzustellen Bewunderung und Kritik abverlangt. Schließlich wird es bei uns so weit nicht kommen, hieß es damals. Constantin Schreiber zeigt uns gnadenlos die Zukunft voraus. Und ich glaube an ihn und seinen Roman – wie schlimm für meine Kinder, Enkelkinder und alle weiteren Generationen.
Ulf Leisner


Leserbriefe zu „Es geht hier nicht um Erbsünde“. Gespräch mit Marco Buschmann geführt von Paul Middelhoff und Heinrich Wefing

Antisemitismus wird von Politikern und Journalisten inflationär benutzt. In vielen europäischen Ländern diskriminiert diese Geisteshaltung seit der Neuzeit jüdische Menschen. Die Tragik besteht darin, dass sie nicht nur für ihr Heimatland kämpften, sondern auch herausragende Leistungen in ihrer Heimat erbrachten. In Deutschland führte Antisemitismus zum Holocaust, der niemals relativiert werden darf und ich sehe Deutschland vor allem in der Verantwortung. Wir erwarten von Palästinensern eine strikte Distanzierung von Terror und generell von der Hamas. Sie dürfen keine Gebiete des israelischen Staatsgebietes fordern. Der Staat Israel musste Kriege um seine Existenz führen. Darf deshalb eine Siedlerin sagen: die Palästinenser sollen in anderen arabischen Ländern leben, das gesamte Land gehört laut Bibel den Israelis. Niemand ist irritiert? Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten, nicht jeder bejaht den Zionismus, den wir hinterfragen sollten. Junge und auch Ältere haben Grund, sich um Palästinenser zu sorgen. Warum sind sie staatenlos, immer noch? Warum scheiterte die Mission Clinton/ Arafat? Warum spricht niemand über die Vertreibung und Enteignung der Palästinenser durch Israelis? Nichts kann man gegeneinander aufrechnen, aber man sollte den jungen Leuten (und den älteren) nicht das Nachdenken ankreiden. Trotz der Geiselnahme und der Ermordung der Teilnehmer des Festivals rechtfertige ich nicht den Tod tausender Zivilisten und nicht den Tod eines palästinensischen Kindes. Warum hat die israelische Regierung in diesem Fall nicht sofort verhandelt.
Brigitte Faber

Wenn wir Deutschen wollen, dass Zuwandernde etwa aus postsowjetisch oder muslimisch geprägten Ländern sowohl ihr als auch unser Verhältnis zu Israel einerseits und zum Judentum andererseits reflektieren, dann gibt es dazu im Rahmen des 100stündigen Orientierungskurses „Leben in Deutschland“, den alle, die eingebürgert werden oder dauerhaft bleiben wollen, absolvieren müssen, bereits die Möglichkeit. Regelmäßig nutze ich als Lehrkraft in solchen Orientierungskursen die Gelegenheit, um mit Zugewanderten über die deutsche Mentalität und die deutschen Diskurse der Vergangenheitsbewältigung zu diskutieren, und diese in Vergleich zu den Diskursen der jeweiligen Herkunftsländer zu setzen. Aber sobald die Kursteilnehmenden bemerken, dass sie für den abschließenden Test nur zwei Dutzend Multiple-Choice-Fragen zum politischen System Deutschlands richtig beantworten müssen, sind viele von ihnen nur noch mit dem Auswendiglernen der Fragen und Antworten beschäftigt. Im öffentlich einsehbaren Fragenkatalog des BAMF zur Einbürgerung widmen sich denn auch nur drei von 300 Fragen der Judenverfolgung (Nr. 159, 163 und 164), aber keine einzige ihrer Massenvernichtung – von Sinti und Roma ganz zu schweigen. Zum Nazi-Widerstand gibt es nur eine Frage – aber nicht etwa zu Sophie Scholl, sondern ausgerechnet zum reaktionären Stauffenberg (Nr. 162)!
Wie wäre es statt einem drögen Multiple-Choice-Test mit mehrheitlich Fragen zum deutschen Verwaltungsbau oder zu Details des deutschen Wahlsystems, die selbst viele Deutsche nicht kennen, die aber sogar Menschen mit geringsten Deutschkenntnissen durch Auswendiglernen bestehen, die Teilnehmenden einen Besinnungsaufsatz – wohlgemerkt keinen Gesinnungsaufsatz! – schreiben zu lassen, indem diese sich mit der Kultur und dem Verhältnis ihres jeweiligen Heimatlandes zu religiösen und ethnischen Minderheiten, sexueller Diversität oder politischem Pluralismus auseinandersetzen müssten, und dies in Bezug zu ihrer Zukunft in der Bundesrepublik setzen? Freilich müsste man zuerst für Fortbildungsangebote für Lehrkräfte sorgen, wie man Vergangenheitsbewältigung interkulturell unterrichtet. Und freilich sollte niemand ob der in einem solchen Aufsatz geäußerten Meinung sanktioniert werden, solange diese sich im Rahmen der grundgesetzlichen garantierten Meinungsfreiheit bewegt.
Otto Schnelzer

Bundesjustizminister Buschmann befürwortet Innenministerin Nancy Fasers Verbot der Parole: „From the river to the sea Palestine will be free!“, weil er meint, damit würde die Vernichtung des Staates Israel propagiert. Doch stimmt das wirklich? Was genau mit Israel passieren soll oder wie man zu dessen Staatsgründung steht, ergibt sich aus dem Wortlaut der Parole nicht. So könnte damit theoretisch auch der Wunsch gemeint sein, dass zwischen Jordan und Mittelmeer ein neuer Staat gegründet wird, in dem Juden, Muslime und Araber gleichberechtigt nebeneinander leben und in der Regierung sitzen, dass dieser Staat aber nicht Israel heißt. Sie pauschal zu verbieten, bedeutet, eine Meinungsäußerung zu verbieten. Daher passt hier schon der Begriff „leugnen“ womöglich gar nicht – im Gegensatz zur Leugnung der Tatsache des Holocausts, strafbar gemäß § 130 Abs. 3 StGB.

Zudem ist fraglich, ob Art. 5 Abs. 2 Grundgesetz (GG) ein solches Verbot einer Meinung wegen ihres Inhalts zulässt. Bemerkenswert ist außerdem, dass offensichtlich weder Herr Buschmann noch Frau Faser ein Problem darin sahen, dass Israels Premierminister Netanjahu jüngst in der UN-Vollversammlung mit einer Karte Israels hantierte, die den Staat Israel „from the river to the sea“ zeigte, was nun eindeutig gegen geltendes Internationales Völkerrecht verstößt und die Existenz eines palästinensischen Volkes negiert.
Björn Luley


Leserbriefe zu „Lasst es rollen“ von Tillmann Prüfer im ZEIT Magazin

Was für eine tolle Zeichnung! Was für ein schöner Text! Und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint: Ist es eine süße, aktive Seniorin, womöglich etwas vereinsamt (Ein Gedicht über den Rollator an eine Zeitung schicken UND ihre Telefonnummer beifügen)? Oder ist eine Dame von der Welt, die an der Sorbonne studiert hat und sich immer noch, mit 90 Jahren, auf eigenen Beinen für andere „alte Damen“ engagiert? Oder ist es beides und man sollte sich einfach jegliche Vorurteile in Bezug auf ein bestimmtes Alter verkneifen?
Polina Dekarz

Tillmann Prüfer sei Dank für seinen Lobgesang auf den Rollator. Nachdem ich meine Eitelkeit an der Garderobe abgegeben hatte, wurde ich wieder ein mobiler Mensch. Mein Outdoor-Luxusgefährt ist superleicht und rot wie ein Ferrari, indoor reicht ein sandfarbener Porsche. Ich möchte jedem mühsam am Stock Humpelnden zurufen: „Wirf ihn fort und kauf Dir einen Rolli!“
Sven Herfurth

Es hat mich sehr gefreut, einen launigen Artikel über Rollatoren zu lesen. Menschen, die einen besitzen, wollen weiter selbständig sein. Diese Botschaft hilft, das Image zu verbessern. Ich benutze selbst einen, weil ich sonst leicht fallen könnte. Wenn man keine ständige Begleitung hat, erfordert das eine sorgfältige Planung des eigenen Lebens. Schließlich sind beide Hände am Rollator. „Barrierefreiheit“ ist im Alltag selten. Stufen, Treppen, unebener Untergrund können sehr schwer zu überwindende Hindernisse sein. Im eigenen Kfz genügt es nicht einen großen Kofferraum zu haben, der Fahrersitz muss erreichbar sein, denn am Kfz außen sind keine Griffe. Einen Rollator für alle Bedürfnisse gibt es nicht. In der Wohnung muss er klein und wendig sein, Außen eher stabil mit relativ großen Rädern und klappfähig. (Dann lässt sich auch eine Eingangstür mit hoher Stufe allein überwinden.) Wie unter diesen Bedingungen Reisen geplant werden müssen, kann jeder selbst durchspielen. Ohne Rollator geht bei mir nichts. Der Rollator steigert meine Lebensqualität erheblich.
Peter Pletsch


Leserbriefe zur Infografik „Mahlzeit“ von Matthias Schütte (Infografik) und Mats Schönauer (Recherche)

„Wie der Hunger nach Fleisch gewachsen ist“ Oder – schade, dass die Anzahl hungernder Menschen von den 70ern bis heute stagniert. Mein Vater war einst stolz in der Landwirtschaftsschule gesagt zu bekommen „…ihr Landwirte könnt es in Zukunft schaffen, den Hunger in der Welt zu stillen.“
Christin Schöning

Was aus meiner Sicht zu einer objektiven Berichtserstattung gehört hätte, wäre die Darstellung der jeweiligen Weltbevölkerung zu den beschriebenen Jahren. Diese hat sich in dem Zeitraum von 1971 bis 2021 von ca. 3,8 Mrd. auf ca. 7,9 Mrd. quasi verdoppelt. Auch das die Lebenserwartung stetig zugenommen hat, wäre eine sinnvolle Randnotiz gewesen. Wenn ich es überschläglich betrachte, indem ich durchschnittliche Schlachtgewichte der jeweiligen Nutztiere annehmen, multipliziere und anschließend durch die jeweilige Weltbevölkerungszahl dividiere, komme ich im Betrachtungszeitraum auf einen Mehrschlachtung von ca. 20%. In Deutschland ist in dieser Zeitspanne der sogenannte Hunger nach Fleisch, um ca. 25% zurückgegangen. Darüber hinaus ist Fleisch nur einer von vielen Rohstoffen der in der Nutztierhaltung anfällt, da Nutztiere zu 100% von verschiedensten Industriesektoren verwertet bzw. genutzt werden. Die Infografik dient aus meiner Sicht ehr der unterschwelligen Stimmungsmache gegen Nutztierhaltung und den damit verbundenen Fleischkonsum und lässt eine differenzierte Betrachtung vermissen.
Olaf Böhmann

Die Überschrift und der Untertitel passen nicht zu der grafischen Darstellung: Sowohl „Mahlzeit“ wie „Hunger nach Fleisch“ weisen auf eine Menge an Lebensmitteln. Bei einer Mahlzeit kann ich ein „halbes Hähnchen“ verspeisen, aber kein halbes Rind (sondern zum Beispiel etwa ein Tausendstel). Sie hätten also die Schlachtgewichte der Tiere darstellen müssen. Es ergeben sich dann ganz andere Relationen zwischen den Tierarten.  Nehmen wir einmal an, das Verspeisen von Insekten setzt sich künftig allgemein durch: Wieviel Billionen, Billiarden, Trillionen. Insekten werden dann weltweit verspeist? Wie wollen Sie da noch einige Millionen Rinder darstellen?  Ich höre den Einwand, wir essen das Fleisch zuvor lebender Organismen.  Dabei zählt jedes Einzelne (das ohne den Bauern nie gelebt hätte). Aber mit jeder Schlachtung eines Großtieres (Rind, Schwein…) wird Fleisch für viele Mahlzeiten gewonnen, bei der Schlachtung eines Suppenhuhnes das Fleisch für eine Mahlzeit einer Kleinfamilie. Oder ist die Darstellung mehr dem Problem geschuldet, dass weltweit besser die Anzahl der geschlachteten Tiere verfügbar ist als die Menge des Schlachtgewichts? Noch etwas: Warum werden bei den Infografiken immer zuerst der Grafiker und dann der Rechercheur genannt? Ist die Grafik wichtiger als die Info?
Adolf Ronnenberg


Leserbriefe zu „Gar nicht lustig“ von Thomas Fischermann

In der Ukraine regiert ein Schauspieler, der sich nicht unbedingt an demokratische Regeln hält, der aber mit seinem Land in die EU und in die NATO will. Einige Mitgliedsstaaten der EU, ohne diese beim Namen nennen zu wollen, die haben eine sehr rechte Schlagzeile. Auch einige Staaten in Südamerika wollen das (demokratische) Feld von rechts her überholen und aufrollen, auch der von der ZEIT als Clown bezeichnete argentinische Präsident Javier Milei gehört da ansatzweise dazu! Mit einer Partei wie den deutschen Grünen, da kann es nur steil bergab, in Richtung Planwirtschaft gehen. Robert Habeck, der grüne Wirt der Vetternwirtschaft, tut dafür alles, um seine ideologischen Ideen, auf Kosten unseres Wohlstands, durchzuboxen. Der Volkswille soll bei uns außen vor bleiben, aber viele haben längst die Nase gestrichen voll, von dieser „grünen“ Uhr, nach der wir zu ticken haben. Wir sollten ab sofort wieder nach dem gesunden Menschenverstand ticken, auch wenn dieser bei einigen Politikern in Berlin völlig abhandengekommen ist.
Riggi Schwarz

Insbesondere die Argentinier finden die Situation, in der sie stecken wenig komisch. Ihre Handelsbilanz ist notorisch negativ, relativ billige Rohstoffe raus, teure Fertigprodukte rein. Wenn es mal Überschüsse gibt, wird das Geld von Neoliberalen an ausländische Inverstoren, von Sozialisten oder Sozialdemokraten für Sozialleistungen verpulvert. Das Steuersystem ist chronisch ungerecht, wo überhaupt vorhanden. Aber wie in Afrika, hätte der Westen, hätte Europa Zeit gehabt, eine wirkliche Partnerschaft aufzubauen, Investitionen zu fördern, die wirklich helfen, vielleicht sogar die Diktatur nicht zu unterstützen etc. Aber solange man an der Situation gut verdient hat, hatte man daran kein Interesse. Jetzt wo Konkurrenten auf den Plan treten, allen voran China, ist das Gejammer groß, plötzlich hätten wir gerne was zu lachen. Die in diesem Artikel herrschende eurozentristische Sichtweise ist die Wurzel des Problems, das zu genau solchen postpolitischen Verzweiflungstaten führt wie der Wahl eines Javier Milei.
Dieter Schöneborn


Leserbriefe zu „Wo ist die Terrorzentrale?“ von Yassin Musharbash und Holger Stark

Das terroristische Netzwerk der Hamas muss um jeden Preis zerschlagen werden. Das sollte weiterhin Priorität haben. Selbst nach der bevorstehenden Geiselfreilassung. Da wünsche ich mir von der israelischen Armee ein akribisch genaues Vorgehen. Es darf niemand entkommen. Alle Schuldigen müssen dingfest gemacht werden, damit ihnen vor Gericht der Prozess gemacht werden kann. Ein solch bestialischer und unverfrorener Akt der Barbarei, der sich am 7. Oktober Bahn brach, muss um jeden Preis vergolten werden. Keine Gnade mit den Hamas-Terroristen.
Michael Ayten

Die Berichterstattung über den Konflikt im Gaza-Streifen ist in deutschen Medien im Wesentlichen nicht halbwegs ausgeglichen. Es mangelt nicht an Verweisen auf die Zivilisten, die die Hamas angeblich als Schutzschilde benutzt, um die todbringenden Angriffe der Israelis auf palästinensische Zivilisten zu rechtfertigen. Letztlich müssen wir diesen Zustand aber nur runterbrechen auf ein kleineres Niveau, um das Problem zu erkennen und zu bewerten. Es ist ja nicht nur so, dass im Gaza-Streifen inzwischen gut 8.000 Kinder von der israelischen Armee ermordet wurden, sondern auch zahlreiche erwachsene, palästinensische Zivilisten. Vorstellbar wäre für die Beurteilung der Moralität der Angriffe der israelischen Armee die vergleichbare Geiselnahme in einem deutschen Kindergarten. Im Raum befinden sich zehn Kinder, zwei Erzieher und zwei Geiselnehmer.
Nach dem jetzigen Verständnis der deutschen Medien ist es durchaus gerechtfertigt, wenn die GSG9 dann zuerst alle Kinder und die beiden Erzieher erschießt, um dann die Geiselnehmer zu verhaften. Oder andererseits könnte die GSG9 den Kindergarten sofort brachial und ohne Rücksicht auf jedwede Verluste stürmen, selbst wenn dabei alle Kinder und die beiden Erzieher umkommen, Hauptsache die Geiselnehmer werden ebenfalls gefasst oder getötet. Ein einfaches Beispiel, das aber deutlich aufzeigt, dass das Vorgehen der israelischen Armee gegen Zivilisten, Kinder und Kranke durch nichts zu rechtfertigen ist, weder durch angebliche Tunnel unter einem Krankenhaus noch dadurch, dass angeblich Zivilisten als Schutzschilde für die Hamas-Terroristen dienen. Wenn tatsächlich palästinensische Zivilisten als Schutzschilde für die Hamas dienen sollen, dann ist zumindest fraglich, warum so viele Palästinenser den Norden des Gaza-Streifens in Richtung Süden verlassen konnten. Die Hamas hätte dies eigentlich unter allen Umständen verhindern müssen.
Volker v. Moers


Leserbriefe zu „Ein Fenster in der Welt der Verhandlungen“ von Jan Ross

Im Artikel “ein Fenster in die Welt der Verhandlungen“ ist zu lesen, dass 50 Israelis gegen 150 Palästinenser ausgetauscht werden sollen. Warum nicht 1:1?
Friedemann Bronner

Am Strand von Gaza Schön wie an der Costa brava Ist es jetzt am Strand von Gaza.
Die Küstenlandschaft blüht Das Leben vor Freude sprüht
Wo Milch und Honig fließen Will man das Leben genießen
Der Arbeit wieder nachgehen Freunde und Nachbarn wieder sehen
Sich nicht mehr mit Erinnerung quälen Von schlechten Zeiten nicht erzählen:
Was zerstört war oder ergraut Ist hell und wieder aufgebaut.
Wie in jedem andren Land Spielen die Kinder am Strand
Schwimmen, angeln, fahren Boot Keiner denkt mehr an den Tod
Niemandem will man verwehren Seinen eignen Gott zu ehren
Und ohne scharfe Grenzkontrollen Fahren Menschen, wohin sie wollen.
Land und Küste von Gaza Die neue Costa Brava.
Johannes Kettlack

Leserbriefe zu „Noch ist die Front nicht eingefroren…“ von Olivia Kortas

Der Artikel zeigt (mal wieder) auch die Bedeutung der allgemeinen Wehrpflicht: Schon zur Abschreckung muss jede EU-Bürgerin und jeder EU-Bürger in der Lage sein, ihren bzw. seinen Beitrag zur Landesverteidigung zu leisten – an der Front, in der Logistik, im Feldlazarett. Dabei kann die Ausbildungszeit (wie z.B. in Estland) variieren. Ob zwei Monate reichen, wissen nur die Militärs.
Wilfried Schollenberger

Ihr Artikel ist deprimierend. Der Krieg geht schon seit Februar 22, und dennoch ist Europa nicht imstande, die zugesagte Munition zu liefern. Diese Tatsache ist mehr als enttäuschend und man fragt sich, ob unsere Regierung(en) willens oder in der Lage sind, schwierige, aber wichtige Entscheidungen zu treffen. Wir haben genug Experten, die abschätzen können, was wir liefern müssen, damit sich die Ukraine verteidigen kann. Warum sind die nötigen Maßnahmen nicht rechtzeitig getroffen worden? Und nun soll die zugesagte Menge an Munition auch nicht annähernd geliefert werden können. Mir kommt eine Aussage von Prof. Münkler in einem Interview in den Sinn, nach der unser System gewiefte Taktiker liefert, aber keine Strategen und Entscheider.
Walter Engel


Leserbriefe zu „Iranische Frauen sind generell anstrengend“ von Moritz von Uslar

Als Student einer revoltierenden Generation verliebte ich mich unsterblich in eine bildhübsche Iranerin. Sie selbst um die zwanzig und von einem charismatischen hundertjährigen Vater und von um die siebzig Jahre alten Halbschwestern geprägt, bewies mir als jemand, welcher aus einem familiären und universitären uralten Muff zu fliehen suchte, ein derart großes Selbstbewusstsein, dass die Anstrengung durch sie und das Verliebtsein in sie eine gleichzeitige Dynamik erzeugte. Soweit, bis sie mich souverän „entsorgte“. Eine herrliche Erinnerung
Jürgen Dressler

Ich habe mich kürzlich ja etwas kritisch zu Gandhi geäußert. Zwei Gandhis, ein israelischer, ein palästinensischer, wären ja nicht schlecht, aber wo sollen die herkommen? In Israel hat man politisch nur etwas zu sagen, wenn man aus dem Militär kommt und die Palästinenser haben ja noch nicht mal einen zweiten Mandela hervorgebracht. Man sollte vielleicht einmal vom STUFENWEISEN Vorgehen Mandelas bzw. des ANC etwas lernen, ehe man von einem „Apartheid“-Staat herumfaselt. Dazu kommt die antisemitische Indoktrination über Generationen hinweg. Mandela wäre auch nicht erfolgreich gewesen, wenn es auf der anderen Seite keinen de Klerk gegeben hätte, dem sein Glaube dabei geholfen hat, über seinen rassistischen Schatten zu springen. Und beide, Gandhi und Mandela, hätten keinen Erfolg gehabt, wenn Indien und Südafrika nicht (auch) von den Briten und deren Werten (Fairness, Common Sense) geprägt gewesen wären. Bei aller Kritik am britischen Kolonialismus, der auch unbestritten brutale Seiten hatte: wenn ausschließlich die Buren das Sagen gehabt hätten, hätte Mandela einen ganz anderen Prozess bekommen, entweder wäre er zum Tode verurteilt oder nie wieder freigelassen worden. Aber ich will nicht zu viel von Südafrika reden, um dieses schwachsinnige Narrativ nicht noch weiter zu befördern.
Solange nicht wenigstens der Terrorstaat Iran (Nie vergessen, wer die wahren Frauen- und Kindermörder sind! Was der Iran bräuchte, ist tatsächlich ein Mandela oder ein ANC, der genau jetzt die nächste Eskalationsstufe des Widerstands einleitet. Vielleicht sollte man in diesem Fall sogar direkt eine Stufe überspringen …) samt seinen Handlangern und Marionettenstaaten Syrien und Libanon in der Region beseitigt ist, dazu möglichst auch noch mindestens Saudi-Arabien und Katar und solange noch die KGB-Mafia-Imperialisten Unruhe stiften, nützen auch Hunderte von Gandhis nichts. Gandhi und Mandela wussten auch, wie man die WELTöffentlichkeit für sich gewinnt, das hat die Hamas, trotz aller inszenierten und gesteuerten Krakeelerei, nie geschafft und wird sie nach ihrer baldigen Vernichtung auch nicht mehr hinbekommen.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Gelenkt von Geisterhand“ von Clair Beermann

Der Bericht ist etwas aus der Zeit gefallen. Der pacific Coast Highway ist schon seit mehr als einem Jahr vor big sur gesperrt und man kann nur über die Autobahn ausweichen, die nicht an der Küste entlangführt.
Wolfgang Tippel

Im sonnigen San Francisco mag autonomes Fahren gut gehen.  Aber was ist, wenn z.B. Schnee die Sensoren behindert? Remember 737 MAX!
Hermann Weigmann


Leserbriefe zu „Die Schwäche des Monsters“ von Thomas Assheuer

Warum Napoleon? Vielleicht, weil wir in Zeiten der verstörenden Wiederkehr von Männern leben, die sich mit ihrer Macht über alles stellen. Vielleicht, weil wir in Zeiten leben, die wieder die Sehnsucht nach starken Führern kennt. Der Zeitungeist geht wieder um. Die mögliche Botschaft: Wenn selbst historische Größe letztendlich am normalen Leben scheitert, dann erst recht die anmaßende Größe der Putins und Trumps dieser Welt. Der Preis der vermeintlichen Allmacht ist immer zu hoch, insbesondere wenn er in Menschenleben bezahlt wird, wie bei Putin. Die Tragik der Autokraten: Alleinherrschaft lässt sich nicht auf Dauer stellen. Selbst dann nicht, wenn sie als Weltgeist daherkommt. Und spätestens mit dem Ende der Herrschaft endet auch die Deutungshoheit der Herrscher. Es kommen immer wieder Autoren und Regisseure und präsentieren eigene Deutungen, z.B. wie schwach man doch war: als Autokrat und als Gefolgschaft.
Reinhard Koine

Das Volk wird missbraucht: und auch zum Kanonenfutter – aber der Volksmund erkennt eigenartig: „Es gibt noch eine andere Erklärung für den Absturz Napoleons: Der Imperator scheiterte, weil er sich von Joséphine de Beauharnais hat scheiden lassen. In der Sonne von Austerlitz trug ihn die Liebe zum Sieg; nach seinem Verrat versinkt sein Stern im Staub der Geschichte… Mag ja sein, dass der 85jährige Filmemacher Ridley Scott (als Brite) diesen Napoleon I. an der verratenen Liebe (in seinem Film) scheitern sehen will, was in der möglichen objektiven Betrachtung keinen zeithistorischen Sinn ergibt – hatte doch diese Joséphine (geb.: Marie Josephe Rose de Tascher de la Pagerie – 1763-1814) ihren Ehemann de Beauharnais betrogen, war sie auch in anderen Liaisons bis hin zu dem Revolutions-Granden Paul de Barras durch die Betten „gegangen“ – und wahr ist: Napoleon Bonaparte wäre ohne die höchsten Kontakte von Joséphine niemals auch nur in die Position eines Generals gekommen, hatte sie ihn doch in die damalige „neue Gesellschaft“ eingeführt, anteilig mit in der Direktoriumszeit sich für Bonaparte eingesetzt, sowie dadurch auch mitbeteiligt in der Übergangsphase zu seiner Konsulatszeit, sodass auf diesem Karrierewege: Napoleon sich 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen (nicht als Kaiser von Frankreich) krönen konnte und dem Pabst hierbei die Krone aus der Hand nahm, sich diese selbst auf sein korsisch-italienisches Haupt setzte…
Joséphine war 6 Jahre älter als Napoleon, hatte bereits zwei Kinder in diese Ehe mit eingebracht – konnte aber (altersbedingt?) Napoleon keinen kaiserlichen Thronfolger gebären. Am 10. Januar 1810 wurden Napoleon und Joséphine geschieden – der Kaiser (auf nicht ererbtem Thron) vermählte sich mit der österreichischen Prinzessin Marie-Louise, die ihm den Thronfolger (Napoleon Franz Bonaparte Kronprinz von Frankreich und König von Rom: als Napoleon II.) gebar. Sexuelle (oder monogam-liebende Treue) war diesem Napoleon fremd – mehrere Geliebte zeugen von Napoleons polygamer Vitalität: Eleonore Denuelle de la Plaigne – Maria Walewska – Francoise-Marie LeRoy – Victoria Kraus – Marguerite-Joséphine Georges – Catherine Josephine Duchesnois: um hierbei nur die bekanntesten Namen zu benennen! Desweiteren auch Frauen von seinen Offizieren, weitere Zufallsbekanntschaften und zudem spontane Eroberungen a la carte – alle hat sie dieser begierige Napoleon auf sein kaiserliches „Zepter“ aufsitzen lassen! Darunter auch vertrautere Begegnungen: die er schwängerte und die ihm (wie Maria Walewska politisch für Polen: sich ihm hingebend…) illegitime Nachkommen gebaren… Napoleon sorgte gut für seine Liebschaften und für diese Kinder! Er war von sich auch als Liebhaber überzeugt!
Thomas Assheuer: der profunde Kommentator und sicherlich auch mitunter irritierte Kritiker des Films „Napoleon“, vermeint: dass der Regisseur Ridley Scott demonstrierend in seinem Film einen letztlich unvorstellbaren Aufstieg (Adolf Hitlers Karriere könnte hierzu vielleicht sich zeitverschoben gegenspiegeln?) dieses Korsen realistisch vorzeigt, wollte jedoch dann nach der Trennung von Joséphine dessen Stern ver/sinken sehen: „Joséphines Verstoßung ist der Punkt, an dem Ridley Scott Napoleon die Gefolgschaft aufkündigt. Er reduziert ihn nun auf eine exemplarische Figur und macht ihn zum Darsteller in einem Drama, das diesen Regisseur schon immer umgetrieben hat: der seelischen Vereisung im Überlebenskampf der Gesellschaft. Ein Mensch betritt den sozialen Raum, darin herrscht Krieg, ein brutaler Kampf um Anerkennung und Selbstbehauptung…“ Sicherlich hatte dieser 157 cm körperkleine Korse (aufs Festland kommend – ohne beste französische Sprachkenntnisse) aus Ajaccio über Joséphine de Beauharnais (und ihre sexuellen Bettreverenzen) sich auf die Karriereleiter hieven lassen – gleichwohl war des Bonapartes Charisma und dessen militärische Genialität ausschlaggebend für den erweiterten Erfolg in seiner Laufbahn bis zum Jahre 1812, als er am 24. Juni über die russische Grenze den Krieg in das Zarenreich hineinvertiefte… Napoleon I. glaubte (ebenso wie Hitler): dass in wenigen Monaten die zaristische (wie die sowjetische Armee) sich geschlagen geben müsse; hatten somit beide Diktatoren nicht mit dem Verbleib ihrer Grande Armee und den deutschen Armeen in den Winter hinein dies bedacht, sich strategisch verplant, zeitlich gegen jede Vernunft verrechnet: und somit begannen jene beiden großen Katastrophen (Rückmarsch von Moskau – und Hitlers Stalingrad) besonders auch durch den „General Winter“. Napoleons Generale baten ihn eindringlich, sich noch im Oktober 1812 aus dem verbrannten Moskau zurückzuziehen im langen Marsch an die polnische Grenze – der Imperator aber wartete und wartete auf ein Ergebenheits-Signal seitens des russischen Zaren: und damit reduzierte sich dann auch (zudem durch die Vermissten, Verwundeten, Deserteure und Gefangenen) die Grande Armee um 450.000 Soldatenmenschen zumeist tödlich beim Rückzug durch die Schneemassen und die Angriffe der zaristischen Truppen… Napoleon aber wurde per Kutsche und zu Pferde im höchstmöglichen Eiltempo nach Paris von 1000 Mann Garde eskortiert – und gab im Dezember 1812 in seinem Bulletin dann bekannt: „La santé de Sa Majesté n`a jamais été meilleure.“ – („Die Gesundheit Seiner Majestät ist niemals besser gewesen.“)
Adolf Hitler hatte nach dem Blitz-Krieg-Sieg über Frankreich (und die sich zurückziehende englische Kontinental-Armee) dann am 23. Juni 1940 (oder dem 28. Juni – das Datum ist ungenau abgesichert?) das besetzte Paris gegen 6 Uhr morgens aufgesucht: u.a. in Begleitung von Albert Speer, Arnold Breker und dem hohen Militär… Hitler war mit einem weißen langen Gabardine-Mantel an den Sarkophag Napoleons I. im Invalidendom, herangetreten, nahm seine Mütze ab, verbeugte sich und blieb in dieser Haltung einige Minuten verharrend vor dem Imperator und wohl auch in Verehrung: als einer seiner bedeutendsten Vorbilder – neben Alexander von Makedonien und Friedrich II. von Preußen (beide: die Großen benannt). Letztlich aber ist es nicht wirklich (nicht nur für uns heutigen Deutschen) vorstellbar, dass ein Großteil des Französischen Volkes diesen Napoleon I. in alle Höhen überhöht und selbst die politische Führung (welcher Couleur auch immer) jenen Imperator und Diktator als strahlendes Glanzbild für die Grande Nation zu oft in den Mittelpunkt der französischen Geschichte stellt… Hitlers Nazi-Armeen haben mehr Länder als Napoleons Armeen erobert – waren tiefer in Russland eingedrungen: und hatten über 4 Jahre einen unvorstellbaren Krieg auf Befehl eines wahnsinnigen Diktators an allen Fronten kämpfen müssen. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Tyrannen sind erkennbar – dort das historisch überschaubarere Monster Napoleon, dort die unfassbare Bestie Adolf Hitler. Dort der polygame, sexbesessene Napoleon Bonaparte, hier der scheinbar asexuelle Adolf Hitler mit dem eineiigen Maldescensus testis des Hodens… Diese Fehlbildung erschütterte wahrscheinlich das Mannsein des Adolf Hitler und er traute sich wohl nicht, zu einem entsprechenden Geschlechtsakt seine vermeintliche Unmännlichkeit dabei vorzeigen zu müssen…  Hat dieser „Hodenhochstand“ Hitlers Psyche zu diesem Hasswahn gegen die Menschheit werden lassen? Um dann zu solch einer Bestie, einem Monster zu werden? Wir müssten doch diese Hitlersche Asexualität analysieren können, um uns endlich über dessen Psychogramm zu vergewissern… Wie soll solch ein Unmensch denn beschrieben werden?
Aber was soll nun diese Filmvorführung des 85jährigen Regisseurs Ridley Scott über den Tyrannen Napoleon dokumentieren? – dass durch den Verlust der Liebe zu seiner Joséphine (die ihn doch auch betrog und er dennoch vor ihr niederkniet und scheinbar gesteht: „Ohne Dich bin ich ein Nichts“): nun sein Stern verglühen muss… Das alles ist vielleicht sehenswert filmreif, aber entspricht nicht der damaligen Wirklichkeit Napoleons zu seinen Geliebten – zu Maria Walewska (und dem gemeinsamen Sohn Alexandre Colonna-Walewska) hatte Napoleon eine innige liebende Beziehung, und somit konnte seine innere Liebesfähigkeit nicht mit der Trennung von Joséphine, abgebrochen worden sein… Und auch zu weiteren anderen Frauen, die er sexuell eroberte, hatte Napoleon keine kalte Seite in sich aufgezeigt! Das sind alles nur Umverdeutungen, damit vielleicht (für die Menschheit) erklärbarer werden könnte, warum ein solcher Aufstieg zu solch einem Absturz führen könnte… Vielleicht auch – um den Frauen Schuldgefühle zu geben zu diesen wahnsinnigen Männerabschlachtereien: und möglicherweise sind es ja unterbewusst zudem die permanenten Konkurrenzkämpfe dieser Männertiere gegeneinander …
Schon zu Beginn dieser filmischen Übersicht zu Napoleon I. über „Die Schwäche des Monsters“ vom schriftlich virtuosen Verfasser Thomas Assheuer, wird von ihm eingeblendet: „Warum ist das Genie Napoleon Bonaparte gescheitert? Warum endete der „korsische Komet“, der Europas Erbmonarchien erzittern ließ, auf einer Insel am Ende der Welt? Für seinen Bewunderer Goethe war die Sache klar. Napoleon hatte das Schicksal herausgefordert, sich „ins Absolute“ erhoben und „alles der Ausführung einer Idee“ geopfert. Der Halbgott war seinem Größenwahn erlegen.“ Lassen wir das so stehen – mit dem verständigeren Zusatzvermerk: Bei Napoleon I. und Adolf Hitler waren es jeweils absoluter Größenwahn und zu diesen Zeiten unvorstellbare Machtfunktionen auf jeweils diese eine Person verfestigt – und die entsprechende Devotheit der Umgebungen sowie das fast schon hypnotisierte Volk (der Mehrheit) im auch vorauseilenden Gehorsam… Hinzu kamen zwangsläufig dann die fast schon für sich selbstbefallene Apotheose (durch den Kult um diese beiden Figuren), die Selbstüberheblichkeit und dadurch auch die Beratungsresistenz und somit die strategischen Fehler zu den Befehlen: in den folgerichtigen Untergang. Bei Napoleon I. war es vor allem der Krieg mit dem zaristischen Russland und desweiteren zuletzt die Schlacht bei Waterloo vom 18. Juni 1815, indem Napoleon nicht die fast geschlagene Armee des Generals Wellington schlussendlich verfolgt und vernichtet hätte – und somit der preußische Marschall Blücher sich mit den sich zurückziehenden britischen Truppen vereinigen konnte und nun gemeinsam Napoleon I. die entscheidende Niederlage aufzwangen.
Adolf Hitler in seiner Selbstverehrung (dieser kleine Gefreite des I. Weltkriegs) und Selbstüberschätzung hatte bereits bei seinem Haltebefehl der deutschen Armeen und den Panzerkorps vor Dünkirchen im Mai/Juni 1940: dadurch letztlich schon diesen Krieg verloren! Die Engländer und das anteilig miteingeschlossene französische Militär wären von den deutschen Armeen vernichtend geschlagen worden oder es hätte zu einer englischen-(alliierten) Kapitulation kommen müssen… Jedoch konnte in dieser Zeitphase des Haltebefehls durch Hitler: die fast gesamten über 350.000 Mann der Alliierten durch die Royal Navy (und anderer privater Rettungsboote) nach England hinüberevakuiert werden… Die englische Politik hätte diese Kapitulation: gegenüber dem britischen Volk niemals rechtfertigen können – es wäre zum Frieden mit Nazi-Deutschland gekommen, zumal der englische König Georg deutschfreundlich war. Winston Churchill ließ sich im September 1944 in einem Flugzeug über Dünkirchen fliegen, schaute sich den Hafen aus der Luft an und sagte währenddessen im Flugzeug zu seiner Begleitung: „Ich werde niemals verstehen, warum die Deutschen das britische Expeditionsheer bei Dünkirchen nicht vernichteten.“ Damit hätte der Kriegsverlauf eine ganz andere Wende genommen – wäre das militärische Hitler-Deutschland wahrscheinlich in diesem Kriegsjahr 1940 politisch für längere/lange Zeit nicht wirklich gefährdend angreifbar gewesen! Dann ein Scheinfrieden zwar – aber immerhin ein langfristiger (?) Siegfrieden, um dies militärisch so zu definieren. Und Stalin wollte noch im Jahre 1943 (sogar nach der Kapitulation von Stalingrad) einen Separatfrieden mit Hitler-Deutschland überdenken – was aber Hitler nicht in Erwägung zog! Wie hatte Adolf Hitler noch 1936 beim Reichsparteitag in Nürnberg der tobenden Menge zugerufen: „Das ist das Wunder unserer Zeit, dass ihr mich gefunden habt unter soviel Millionen, und dass ich euch gefunden habe, das ist Deutschlands Glück!“ Totaler Untergang, totale Apokalypse und Tod und Verderben für über 60 Millionen Menschen. Welch ein unvorstellbarer Wahnsinn in dieser Menschenwelt! Wir Deutsche können von Glück sagen, dass wir in der heutigen Welt in solch einem schwierigen Zusammenfinden wieder aufgenommen wurden!
Wenn dieser Film von Ridley Scott zu den Menschen hin: bewirken könnte – dass diese Monster und Bestien in der Verkleidung als Tyrannen, Diktatoren und Führer schon von frühem Beginn an, gar nicht erst in diese Positionen gelangen können: man sie in ihren Arsch tritt und fort mit ihnen: dann wäre alles gewonnen, um nie wieder solche Typen in irgendeinen Machtbereich gelangen zu lassen… Doch wir haben hier auf diesem Planeten weiterhin Machtbesessene und Diktatoren, Kriegstreiber und Wahnsinnige! Thomas Assheuer erkennt im Abspann des Films: „Zuletzt unterbreitet Ridley Scott eine Botschaft, die so schlicht und so naiv ist, dass nur ein Kino-Epos sie beglaubigen kann: Helden wie Napoleon sind Verbrecher, und es wäre der Menschheit viel erspart geblieben, wenn sie ihre Gefühle nicht dem Kampf um die Macht geopfert hätten. Andererseits ist Scott Realist. Die letzte Szene zeigt Napoleon auf St. Helena: und schon geht der Kampf wieder los. Zwei Mädchen fechten mit einem Holzdegen. Noch ist es Spiel. Bald wird es ernst.“ – Ein antiker Philosoph erkannte bereits: „Die Menschen haben nichts aus ihren Tragödien gelernt!“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbriefe zu Titelthema „Kassensturz“ „Ist die Schuldenbremse Ihr Lebenswerk?“. Gespräch mit Peer Steinbrück geführt von Elisabeth Raether und Mark Schieritz

Vielen Dank für Ihr interessantes Interview.
Michael Scheppler

Peer Steinbrück, der Miterfinder der Schuldenbremse, scheint gerade mit sich voll im Reinen zu sein. Dieses ganze Affentheater, das da in diesem grünen Ampel-Zirkus so gnadenlos abgespult wird, das entlockt ihm nur noch ein gar müdes Lächeln. Er wirkt topfit und er sieht alles ganz glasklar, diese Sichtweise scheint in der SPD total verloren gegangen zu sein. Dummerweise steht das Wort Schuldenbremse immer noch im Grundgesetz (GG), siehe Art. 115. 2 Satz und Art 109 Abs. 3. Eine „Regierungsbremse“ ist dagegen nirgendwo verankert, dafür muss bei Bedarf das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in Karlsruhe sorgen, und das BVerfG hat jetzt geliefert und für ein großes Ampel-Blackout gesorgt. Rot-gelb-grüne Ratlosigkeit macht sich breit und alle schauen wie die begossenen Pudel aus ihrer schicken Wäsche! Na, Herr Habeck, wie geht es mit dem schnell wieder mal aufstehen, Krönchen richten und genauso weitermachen wie bisher? Geht das tatsächlich noch so schnell?
Riggi Schwarz


Leserbriefe zu „Ich habe mich selbst geopfert“. Gespräch mit Caster Semenya geführt von Astrid Probst

Die Person Caster Semenya lebt dem Anschein nach in einer ganz eigenen Welt mit ganz eigenen Gewissheiten, was die Gerechtigkeit betrifft. Die sehr subjektiven Welten eignen sich aber kaum als Maßstab für die Ordnungshüter des Sports. Die wenigen Tatsachenvorträge im Interview nähren die Vermutung, dass Caster Semenya von Haus aus (also biologisch) eindeutig ein Mann ist, der unter einer Störung der Geschlechtsentwicklung leidet und sich als Frau fühlt. Vielleicht brauchen diese Sportler bei Wettbewerben einfach eine extra-Kategorie. Wenn die Geschlechtsidentität aber das biologische Geschlecht toppt, dann wäre es wohl das Beste, Wettbewerbe völlig unabhängig von der (dann subjektiven) Geschlechtsangabe zu veranstalten. Die biologischen Frauen müssten ihr Heil dann im Reiten oder Schach versuchen, wenn sie auf höchster Ebene um Medaillen kämpfen wollen.
Christian Voll

Caster Semenya ist eine Intersexuelle, deren Geschlechtsdysphorie einer meiner Schülerinnen entspricht, deren Mutter es mir in der Sprechstunde so erklärt hat: Meine Tochter ist genetisch ein Junge, äußerlich ein Mädchen, aber sie hat keine Gebärmutter, innerlich Hoden, sie muss weibliche Hormone nehmen, damit sie nicht vermännlicht. Also ist Semenya sicher keine Frau. In dem Interview gibt sich Semenya sympathisch, aber sie lügt, wenn sie behauptet, ihr Testosteronspiegel sei nicht erhöht, es gibt Youtube-Videos, in denen sie ihre Verachtung allen Frauen gegenüber ausdrückt, gegen die sie antritt, O-Ton: „Na und, dann habe ich eben mehr Testosteron und einen Vorteil dadurch, das ist mir egal…“ Der Artikel thematisiert nicht, wie der Frauensport durch Inter- und Transsexuelle gefährdet ist. In Kanada, den USA etc. verlieren Frauen und Mädchen ihre Stipendien, die an die Leistungen bei Wettbewerben gebunden sind. Inzwischen gibt es sehr viele durchschnittliche Männer, die in den Männerwettbewerben auf 400-800er Plätzen landen, als „Frauen“ dann plötzlich oft die ersten Plätze belegen. Warum ist das wohl so? Warum gibt es im Sport verschiedene Kategorien, z.B. im Boxen Schwer-, Mittel- und Leichtgewicht etc.? Vielleicht sollte es eine 3. Kategorie „Transmenschen“ geben?
Berenice Beauvoir


Leserbriefe zu „OHNE STROM. Schmitzol’s Wiener Kalk“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

Ich bin selbständige Hauswirtschafterin und habe zurzeit das Privileg, Ihre Zeitung plus Zeit Magazin von einem meiner Kunden mitnehmen zu dürfen. Ich habe Ihren Artikel über die Reinigung mit Wiener Kalk mit großem Interesse gelesen und möchte mich dazu gerne äußern. Auch meine Haushalte haben Edelstahlflächen, die zu reinigen sind. Wiener Kalk habe ich sonst auch benutzt, ist aber zu teuer und schnell aufgebraucht. Bei meinen Putzaktionen nehme ich einen Putzstein, ein kleiner Schwamm wird angefeuchtet und dann im Putzstein hin- und hergewischt, bis genug vom festen Kalk auf dem Schwamm ist. Den Schwamm auf die Edelstahlfläche leicht hin- und herwischen, es schäumt, mit einem nassen Lappen alles wieder abwischen. Und zum Schluss: ein wirklich gutes Mikrofasertuch oder ein sehr gutes Geschirrhandtuch nehmen und trockenwischen. Es glänzt und ist blitzeblank. Vielleicht versuchen Sie es einmal. Ansonsten schicken Sie mir ein Foto Ihres Edelstahltisches, evtl. liegt es am Material.
Martina Alberts

Ihre Wiener-Kalk-Erfahrungen in allen Ehren, aber vielleicht macht es Ihr Leben leichter, wenn Sie künftig Ihren Edelstahltisch nicht mit Brennspiritus reinigen. Mal abgesehen davon, dass der ganz erbärmlich stinkt, so ist doch das Entfetten von Edelstahloberflächen absolut kontraproduktiv. Sie werden sicher bemerkt haben, dass danach jeder Fingerabdruck bestens sichtbar ist. Alle üblichen „Edelstahlpflegemittel“ beinhalten übrigens Wiener Kalk als Abrasivum, blöd nur, dass man die Striemen nie mehr zufriedenstellend wegputzen kann. Die Lösung liegt in einer öligen Flüssigkeit! Nach der Reinigung, die selten mit 90%igem Alkohol erfolgen muss, bringt man die ölige Möbelpflege einfach mit einem weichen, fusselfreien Tuch auf und erfreut sich des Ergebnisses. Ich bin vor 28 Jahren, als meine Küche mit vielen Edelstahloberflächen neu war, darauf gekommen, weil mir auffiel, dass neben dem Kochfeld eine Reinigung schon mit einem feuchten Lappen praktisch streifenfrei war und Fingerabrücke auch kein Thema waren. Die üblichen Mittelchen frustrierten mich schon beim ersten Einsatz, insbesondere bei nicht auf Hochglanz polierten Edelstahloberflächen wird man keinen Erfolg haben. Die Arbeitsflächen reinige ich nur feucht und wenn mir danach ist, werden sie alle paar Wochen mit dem Möbelpflegeöl behandelt, die Mattheit verschwindet und macht einem leicht satinierten Glanz Platz. Lediglich den Dunstabzug reinige ich mit Spiritus und öle ihn danach auch wieder, der Fett-Staub-Patina kommt man so am besten bei. Viel Erfolg bei der Anwendung dieses preiswerten Hausmittels!
Juliane Duvigneau


Leserbriefe zu „Der Wutversteher“ von Anne Hähnig, Fotos Thomas Victor, im ZEIT Magazin

Respekt und Anerkennung für Frau Anne Hähnig: für das Langzeit-Projekt als solches und für den sehr ausgewogenen Artikel, der ein eigenes Bild von Herrn Witschas ermöglicht – einschließlich seiner Beweggründe. Wobei ich den Ausdruck „Angst“ durch das Wort „Realitätssinn“. ersetzen möchte. Der Artikel vermittelt den Eindruck, dass sich der Landrat – im Wesentlichen tadellos – für „seine“ (im Grunde stockkonservativen) Bürger/innen einsetzt mit allen „preußischen Sekundärtugenden“ und als „primus inter pares“, von der er sich eben nicht als „Gesinnungs-Adliger“ abheben will. Er weiß, dass sich die Menschen nicht „umerziehen“ lassen (das versuchte die SED jahrzehntelang vergeblich) und dass er sich auch kein neues Volk wählen kann und will. Also verhält er sich pragmatisch – und hat damit den bestmöglichen Erfolg. Oder wie viele Stimmen hätte z.B. die Linke Janine Wissler bei der Landratswahl bekommen? Ganz zu schweigen von der Begeisterung, die heldenhafte Frau Rackete dort bei der Europawahl auslösen wird… Denn das im letzten Absatz angesprochene „Brodeln“ in der Gesellschaft wird spätestens dann spürbar werden, wenn die Landräte bundesweit keine andere Möglichkeit mehr sehen als die Belegung der Turnhallen mit Einwanderern. Und der Tag wird kommen – allen „beruhigenden“ Ankündigungen zum Trotz.
Friedrich Schweikert

Dieser Artikel ist wahrlich keine Überraschung. Er beschreibt doch nur, was wir alle schon lange wissen, nämlich die Tatsache, dass der Übergang vom rechten Rand der CDU zur AfD ein fließender ist. Abgesehen von den zugegebenermaßen nicht sehr zahlreichen zur AfD übergelaufenen CDU-Politikern in Bund und Ländern kann man davon ausgehen, dass etwa 10% der AfD-Mitglieder ursprünglich einmal bei der CDU gewesen sind. Zahlenmäßig kaum erfassbar, aber tatsächlich vorhanden, sind auf kommunaler Ebene sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands freundschaftliche Kontakte zwischen gewählten „Pragmatikern“ aller demokratischen Parteien und denen der AfD. Unter den CDU-Wählern gab es schon immer und in allen Bundesländern jene Rechtsaußen, die bedauerten, dass man die CSU nur in Bayern wählen könne. Diese auch vom seligen Franz-Josef Strauß für seine Partei beanspruchten CDU-Wähler vom äußersten rechten Rand gibt es natürlich auch heute noch in West und Ost. Sie äußern und verhalten sich im Alltag nicht anders als AfD-Wähler, sind aber einfach nur zu feige, um sich bei Wahlen zur AfD zu bekennen. Und schließlich handelt es sich bei der Autorin des Artikels, die sich so bescheiden als „die Reporterin“ bezeichnet, um niemand anders als die verantwortliche Leiterin der ZEIT im Osten, des Korrespondenzbüros der ZEIT in Leipzig, deren „emotionale Nähe“ zum AfD wählenden Ossi hinreichend dokumentiert ist. Die eigentliche WUTVERSTEHERIN ist sie selbst.
Claus Doenecke


Leserbrief zu „Ist das schön?“ von Andrea Böhm

Das Foto weckt sofort eine Erinnerung. Das Denkmal ist eine fast passgenaue Kopie der Mutter Heimat auf dem Hügel in Wolgograd (Stalingrad). Haben die Nordkoreaner die Skulptur damals auch in Russland gebaut, oder nur davon gelernt?
Hartmut Wagener


Leserbrief zu „Auf Speed“ von Hannah Knuth

Ist es nicht eine Ironie, dass der „unzeitgemäße“ Formel 1-Zirkus ein Milliardengeschäft ist, das boomt wie noch nie? Und dann stehen auch noch die jungen Leute auf die, vermeintlich aus der Zeit gefallenen Boliden. Das Auto sollte doch für die Jugend keine Bedeutung mehr haben. Das Rennauto schon gar nicht! Irgendwas ist da wohl schiefgelaufen. Die Realität passt nicht zum Bild, das medial (auch in der ZEIT) postuliert wurde. Das kann passieren. Gladiatoren und das Archaische faszinieren halt. Auch in sogenannten aufgeklärten Gesellschaften. Nicht nur die Formel-Rennen, auch die ausverkauften Fußballstadien an jedem Wochenende zeugen davon. Immerhin haben Sie der Formel 1 zwei Seiten gewidmet. Ich befürchte allerdings, dass ein Großteil Ihrer Leserschaft dafür kein Verständnis haben wird. Etwas „kritischer“ hätten Sie dafür schon sein müssen. Vielen Dank für Ihren Beitrag und für eine hervorragende ZEIT-Ausgabe.
Thomas Meichle


Leserbrief zu „Droge ohne Rausch“ von Stefanie Kara

Die Autorin weist am Ende ihres Beitrags zutreffend darauf hin, dass Menschen mit depressiven Störungen hilfreiche Erfahrungen und wohltuende Begegnungen benötigen, um von der durch Medikamente zurückgewonnenen Plastizität im Gehirn tatsächlich profitieren zu können. Bedauerlicherweise sind zielführende Angebote, die der Körper- und Selbsterfahrung Betroffener ebenso dienen wie der Begegnung und Teilhabe, noch viel zu wenig bekannt: Bewegungs- und Sportaktivitäten in Gruppen. Obwohl wir doch seit den bahnbrechenden Arbeiten von James Blumenthal und seinem Autorenkollektiv vor über 20 Jahren wissen, dass die Effekte regelmäßiger körperlicher Aktivität einer pharmakologischen Therapie ebenbürtig sein können – auch bei schweren Formen der Depression (major depression). In Deutschland ist Bewegungstherapie zur Behandlung von depressiven Störungen im stationären Setting mittlerweile fest etabliert. Und auch in der ambulanten Nachsorge sind Bewegungs- und Sportangebote für diese Klientel zu finden. Leider stoßen wohnortnahe Angebote, wie der von Sportvereinen angebotene Rehabilitationssport, nach wie vor auf wenig Resonanz, was nicht selten mit Scham und Stigmatisierungsängsten der Betroffenen und ihres sozialen Umfelds zu tun hat. Hier sind Information und Aufklärung sowie Netzwerkarbeit im Sozial- und Gesundheitswesen gefragt, um Menschen mit depressiven Störungen wirklich zu erreichen und erfolgreich zu begleiten.
Georg Schick


Leserbrief zu „Im Netz der Islamisten“ von Arnfried Schenk

Die Frage, ob die jeweilige Religion oder das Grundgesetz Vorrang hat, ist für jeden Gläubigen (ob Muslim, Christ u.a.) eindeutig zu beantworten. Der Glaube hat Vorrang. Punkt und aus! Die einzig relevante Frage ist die der Gewaltbereitschaft im Konfliktfall, denn Konflikt ist unvermeidlich. Und hier gilt, auch für alle Religionen, ob sie eine ausgeprägte Kultur des Gewaltverzichts seit langem aufweisen. Nur dann besteht eine geringe Gewaltbereitschaft.
Fred Klemm


Leserbrief zu „Wenn Experten sarkastisch werden“ von Stefan Schmitt

Wenn Fachwissen nur eine politische Meinung von Vielen ist, stellt Expertenwissen keine Quintessenz von Erfahrungen dar. … Warum können wir eine Drohne auf einen Asteroiden landen? … Weil unsere historisch gewachsene geistige Auseinandersetzung mit naturgegebenen Bedingungen uns dazu befähigt! Das Berliner parlamentarische Fazit „ein höherer Preis für Kohlenstoffemissionen wäre sinnvoll, schadet aber dem Wettbewerb“ offenbart eine geistige Vorherrschaft einer monetären Orientierung. Dass diese Orientierung durch eine axiomatische Wirtschaftstheorie gewährt wird, die naturwissenschaftlichen Einsichten widerspricht, wollen vorherrschende „wirtschaftspolitische Influencer“ nicht wahrhaben! Ein Grund für Sarkasmus? … Auch, aber noch besser; ein Grund für eine Korrektur unseres monetären Navigationsverständnis!
Matthias Losert


Leserbrief zu „Rettet die Erdgeschosse!“ von Elisabeth von Thadden

Elisabeth von Thadden packt in ihrem beherzten Artikel ein handfestes, ernstes und trauriges Thema an: Die vorgesehene Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Speisen von 7 auf 19 Prozent trägt zu einer Erosion des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der solidarischen Verbundenheit in der ärmeren Bevölkerung bei. Immer mehr Menschen werden sich das biblische Gebot: „Wir wollen essen und fröhlich sein“ (Lukas 15,23) versagen müssen. Wer gezwungen ist, allein zu Abend zu essen, hat nur den Frust und die Angst als Tischgenossen. Wird die Welt nicht schon dadurch zu einem besseren Ort, dass man zusammensitzt, spricht und isst? In Gesellschaft lässt sich eher von einem Happy End träumen. Kneipen sind Seelenorte und ihr Verschwinden oder die Möglichkeit, sie aufzusuchen, gefährdet unsere seelische Gesundheit. Also: Hände weg von einer Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen! Karl Lauterbach to the front!
Ludwig Engstler-Barocco


Leserbrief zu „Ich weiß, wieviel Mut es braucht“ von Katharina Kracht

Warum frage ich mich bei jeder Missbrauchsgeschichte, wo die Eltern des Kindes waren und warum sie angeblich jahrelang nichts bemerkt haben wollen? Warum wird nicht endlich das Wegschauen, das Verleugnen und Ignorieren der Erziehenden thematisiert? Jeder Mensch verändert sich bei einem traumatischen Erlebnis. Es braucht etwas Sensibilität und die Liebe zum Kind, um seine Not zu erkennen. Auch wenn das Kind sein Erlebtes nicht in Worte fassen kann, so gibt es untrügliche Zeichen seines Grauens. Warum erzieht man sein Kind nicht zu einem selbstständigen Menschen der sich abgrenzen, Nein sagen kann? Warum wird man nicht angeklagt als Eltern, weil man seiner Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen ist? In meinem Bekannten- und Freundeskreis ist jede dritte Frau im Kindesalter sexuell missbraucht worden. Was sagt das aus über uns als Gesellschaft?
Franziska Manz


Leserbrief zu „Meine Entmietung“ von Sara Geisler

Auch ich war im selben Zeitraum wie Frau Geißler in Berlin Kreuzberg auf Wohnungssuche, noch dazu als Solo-Mama. Ich habe damals bewusst die Entscheidung getroffen, keine bewohnte Wohnung zu kaufen, sondern die Mühen auf mich zu nehmen, eine leerstehende zu finden. Ich könnte mich nicht mehr im Spiegel anschauen, hätte ich einem anderen Menschen sein Zuhause genommen. Dem unmoralischen, von fehlender Empathie und Perspektivübernahme strotzenden Verhalten von Frau Geißler eine Doppelseite der Zeit zu widmen, finde ich höchst problematisch.
Christina Brüning


Leserbrief zu „David Hugendick entdeckt: Die zehn besten Top Ten“

Bevor man mit „holzvertäfelter Stimme moderiert“, sollte man ein dickes Scheit „Baumstammmarzipan“ verspeisen! Nach mehrmaligem Verschlucken – bei einem Baumstamm nicht ganz ungewöhnlich – gelangen genügend Späne in den Kehlkopf, die ihn vollständig auskleiden können! Derart intralaryngeal holzvertäfelt könnte man nun mit warmen, keinesfalls hölzernen Worten, die am wärmsten klingen, wenn man Holz vor der Hüttn hat, die „15 geilsten“, nicht „Hosen“, sondern Holzblasinstrumente „listifizieren“ – vom Alphorn bis zur Piccolopanflöte! Na denn, gut Holz bzw. Baumstammmarzipan! mmm!
 Ulrich Pietsch


Leserbrief zu „Die Position: Rettet den Wissenschaftsjournalismus“ von Mike S. Schäfer

Der Wissenschaftsjournalismus ist nicht zu retten. In den 2000er Jahren wollten Wissenschaftsjournalist*innen neutral sein und haben deshalb von der Tabaklobby bezahlte Wissenschaftler (es waren nur Männer!) genauso viel Raum eingeräumt wie den 99,99% Wissenschaftler*innen, die bewiesen, dass passiv Rauchen schädlich ist https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2879177/. Jetzt wollen die Medien politisch neutral sein. Sie veröffentlichen zwar die Warnungen der Klimawissenschaftler*innen, aber gleichzeitig verhalten sie sich als Redaktion und als Verlag so, als ob es keine Klimakatastrophe gäbe. Ähnlich wie beim Rauchen entsteht wieder der bekannte verzerrende Effekt. Dass es den „Wissenschaftsjournalist*innen“ nicht gelingt, diese Diskrepanz anzusprechen, zeigt, dass es ihnen wiederum nicht gelingt, uns hinreichend aufzuklären. Wieder warnen sie uns nicht vor den Gefahren, die von den Medien ausgehen. Damit fällt die gesellschaftliche Relevanz für Wissenschaftsjournalismus weg und so auch die dafür notwendige finanzielle Unterstützung.
Edward Bernays, der Neffe Freuds, legte bereits in den 20er Jahren die Fundamente der modernen PR. Er brachte Menschen dazu, sich für ihr eigenes Unglück zu entscheiden. Er ließ gut gekleidete Frauen auf der 5th Avenue rauchend vor schicken Hotels für Zeitungsartikel ablichten und nannte die gezeigten Zigaretten „Torches of freedom“. Innerhalb von 6 Wochen war das Rauchen bei Frauen nicht mehr verpönt und spezielle Raucherzimmer für Frauen wurden in Theatern, Kinos und Konzertsälen eingerichtet. Dass Bernays eigene Frau, trotz all seiner Mühen, nicht vom Rauchen lassen konnte und an einem langwierigen Lungenkrebs starb, zeigt die ganze Tragik sowie die Verantwortung, die der Presse bezüglich des Einsatzes der PR zukommt. Daniel Kahneman, bekam 2002 den Wirtschaftsnobelpreis, weil er zusammen mit seinem bereits verstorbenen Kollegen Tversky stichhaltig zeigen konnte, dass wir als Menschen keine rationalen wirtschaftliche Entscheidungen fällen, sondern diese viel mehr von unseren Emotionen bestimmt sind, die wir uns anschließend nur rational schönreden. Nehmen Sie nun die Reise- und Autoindustrie, ihr Wissen über unsere obigen Schwächen sowie ihren überbordenden Werbeetat, dann kommt man nicht umhin zu vermuten, dass Medien uns heute auf ähnlich erfolgreiche Weise zum Kauf der klimaschädlichsten Produkte verleiten, indem sie uns „Cars of freedom“ oder „Einmal im Leben-Reise-freedom“ versprechen. Damit leiten sie uns in die Irre, wenn es um die, laut Papst, UNO, EU und Wissenschaft, größte Herausforderung der Menschheit geht.
Klaus Siersch


Leserbrief zu „Ins Stöckeln geraten“ von Christine Lemke-Matwey

Das ihr heutzutage noch über Schuhe einer Prinzessin im Bundestag herzieht. Vielleicht wäre es sinnvoller für die ZEIT über den Inhalt ihrer Rede zu berichten.
Heike Baumann


Leserbrief zu „Der Wind der Feindschaft“ von Can Dündar

Mit Deutschland geht´s bergab, aber noch schneller geht´s mit der deutschen Nationalmannschaft der Männer im Fußball bergab. Die grüne Ampel fährt Deutschland bewusst und mit sehenden Augen an die Wand, und darin bleiben sich die Ampel-Männchen treu, im Bleiben. Bei den kickenden Männern, da gaben sich heuer schon einige Trainer die Klinke in die Hand, da dreht sich das Karussell der Trainer, da bewegt sich noch etwas! Andere Länder haben auch gute Kicker, das konnte man kürzlich bei den Spielen gegen die Türkei und gegen Österreich sehen; beide haben gegen unsere „Buben“ gewonnen! Der türkische Präsident Erdogan kam nach Deutschland, sah und siegte!
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Ging der Pharao zu schnell in die Kurve?“ von Urs Willmann

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel gelesen. So neu ist die Erkenntnis der südafrikanischen Chirurgen aber nicht; die Anlage stammt aus dem 2007 bei DuMont erschienenen Buch „Das Pferd – 30 000 Jahre Pferde in der Kunst“ (englische Originalausgabe 2006). Sich die Fahrleinen um die Taille zu wickeln ist natürlich sträflicher Leichtsinn – bis heute gibt es immer wieder schwere bis tödliche Unfälle, weil Menschen es im Umgang mit Pferden an der nötigen Vorsicht mangeln lassen. Dass ein jugendlicher Behinderter im besten Raseralter bewusst unnötige Risiken einging, um sich zu beweisen, scheint mir aber psychologisch einleuchtend.
Petra Trinkaus


Leserbrief zu „Rein ins Vergnügen“ von Jens Többen

Nachhaltigkeit des Europaparks Rust. „Die An- und Abreise der Besucher verursacht den größten Teil der Emissionen“, so die Feststellung zur Nachhaltigkeit des Freizeitparks. Die Betreiber hätten darauf keinen Einfluss. Dem möchte ich energisch widersprechen. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln den Park anfahren möchte, hat allerlei organisatorische Schwierigkeiten zu überwinden, weil auf der Homepage des Parks eine Anreiseempfehlung für ÖV-Nutzer kaum zu finden ist. Dabei werden alle ringsum vorhandenen Flughäfen erwähnt und gleichzeitig noch Mietwagenangebote beworben. Würden die Parkverwalter nur einen Teil der Energie, die allein für die Parkplatzangebote eingesetzt wird, für die Angebote für Anreisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln verwenden, dann würden auch mehr Menschen umweltfreundlich mit dem ÖV anreisen.
Gerhard Stolz


Leserbrief zu „Da draußen Seeadler“ von Heike Faller, Illustration Barbara Dziadozsz im ZEIT Magazin

Im Text von Frau Faller geht es gleich mit der Feststellung los: Aber Windräder töten Vögel, vor allem Greifvögel. Dieser Satz ist reine Polemik gegen die Windkraft ohne weitere Einordnung. Der, wegen Parteinahme zugunsten von Windrädern unverdächtige, NABU führt die Windkraftanlagen auf Rang 6 bei den Verlusten für die heimische Vogelwelt. Zitat NABU: Der Einfluss von Windkraftanlagen (100.000 Opfer pro Jahr) Laut NABU auf Rang 4: Der Einfluss von Kollisionen im Straßen- und Bahnverkehr (70 Millionen Opfer pro Jahr) Jetzt kommt meine Polemik: Wie hat Frau Faller die Wege zu und von Herrn Oliver Krone zurückgelegt? Mit dem Fahrrad?
Albert Stockmann