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7. März 2024 – Ausgabe Nr. 11

Leserbriefe zu „Der Illusionist“ von Bernd Ulrich

Vielleicht kommt für das Verständnis des „Phänomens“ Olaf Scholz neben den von Bernd Ulrich angesprochenen Faktoren (Boomer und Sozi) noch die berufliche Prägung dazu. Es gibt Menschen, die in ihrem Beruf gescheitert sind und deswegen in der Politik den Erfolg suchen (z.B. Christian Lindner). Andere gehen im Zuge ihres beruflichen Erfolgs in die Politik und suchen weitere Herausforderungen. Olaf Scholz soll ein guter und erfolgreicher Rechtsanwalt gewesen sein. Es liegt auf der Hand, dass er auf seinem politischen Weg das mitnahm, was sich im Beruf bewährt hatte (z.B. Detailwissen oder das Wissen, besser zu sein, als andere einen einschätzen). Diese Erfahrungen mögen für seine politische Karriere in den unterschiedlichen Funktionen geeignet und förderlich gewesen sein. Ob diese aber für den Kanzlerposten hinreichend sind, darf bezweifelt werden. Ja, Menschen können mit der zunehmenden Verantwortung wachsen. Das Amt kann die Person prägen, verändern. Es scheint aber so, als wäre Olaf Scholz geradezu stolz darauf, dass dies für ihn nicht relevant ist: Früher hat er auf Basis seiner Eigenschaften und Fähigkeiten Klienten sehr erfolgreich vertreten, nun vertritt er halt Deutschland. In Hamburg hatte es ja auch geklappt. Nun fallen allerdings juristische Rationalität und politische Rationalität immer weiter auseinander, je höher das politische Amt ist. An dieser Stelle schlägt für Olaf Scholz das desillusionierende Peter-Prinzip zu, wenn er sich tatsächlich als vorsätzlich nicht lern- und entwicklungswillig erweisen sollte. Zur Ermutigung: Für den Erfolg im Amt bringt Olaf Scholz aus seinem Leben Ernsthaftigkeit und Vertrauenswürdigkeit mit. Eine sehr gute solide Basis, über die nicht jeder verfügt. Aber er müsste mit seinen 65 Jahren den Mut haben, sich nicht im Kleingedruckten zu erschöpfen, sondern mehr Überzeugungskraft entwickeln zu wollen, um in den großen Linien wirksam werden zu können. Um wirklich führen zu können.
Reinhard Koine

Eine großartige Analyse des Kanzlers durch Bernd Ulrich, für die ich von Herzen danke! Nun fehlt nur noch eine ebenso großartige und schonungslose Analyse des politischen Systems, das solche Kanzler hervorbringt. Mit diesem Verständnis von Demokratie und Staat wird jeder neue Kanzler Schnell zu einem alten Olaf oder einer Merkel.
Fred Klemm

Ihr Vorwurf der Flucht in die Beschlussmagie an die Regierung und den Bundeskanzler ist pointiert und gut! Aber der Attraktion solchen Eskapismus erliegen wohl auch Sie selbst – oder gibt es Anhaltspunkte dafür, dass die Wohlhabenden ihr Vermögen dem Zugriff der deutschen Steuer nicht entzögen? Blicken wir lieber in Länder wie die Schweiz und sehen wir, wie der Wohlstand und solide Finanzen durch solide Bezahlung der hierzulande finanziell minderbewerteten Beschäftigten ermöglicht wird. Mit einer kräftigen Erhöhung des Mindestlohns und dem entsprechenden Abstand zur Sozialhilfe wird auch die Attraktivität von Arbeit gegen Geld steigen, die so Bezahlten haben ein Einkommen, das dieser Bezeichnung auch gerecht wird, und das Steueraufkommen steigt.
Sven Prevrhal

Ich habe noch nie CDU gewählt und werde es auch nie tun. Ich habe mich aber auch nie den „Merkel muss weg“-Schreiern angeschlossen. Neuerdings ertappe ich mich allerdings immer öfter bei dem Gedanken: „Scholz muss weg.“
Jürgen Nakott

Olaf Scholz als Bundeskanzler muss in angespannten dauerhaften Krisenzeiten und Krieg in Europa- der den Eid geschworen hat; jeglichen Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden. Deutschland und die Nato darf nicht Kriegspartei werden. Die regierende Ampel zu dritt – immer wieder auf der Suche nach Kompromissen, um weiter regieren zu können. Als damaliger Bürgermeister in Hamburg für 3, 2 Millionen Menschen und die ganze Bundesrepublik mit 80 Millionen Menschen macht deutlich, dass die Verantwortung als Kanzler eine größere ist. Olaf Scholz hat – wie jeder Mensch seine Stärken und Schwächen, aber ein Illusionist ist Olaf Scholz sicher nicht.
Thomas Bartsch Hauschild

Endlich(!) ist auch einer der klugen Köpfe meiner Meinung: Diesen Kanzler kann sich unser Land nicht mehr leisten!
Karl Heinz Stoll

Was soll eigentlich das Kanzler bashing. Wir sollten froh sein, einen ruhigen und verantwortungsvollen Kanzler zu haben in diesen Zeiten.  Zugegeben, er könnte sich besser erklären, aber seine Politik ist dennoch richtig. Wer jetzt nicht für andere Kanzler wirbt, wird sich womöglich noch wundern.
Heike Baumann

Bernd Ulrich hat sich in Rage geschrieben – seine Kritik an der Persönlichkeit des Kanzlers und dessen Politikverständnis bringt er unmissverständlich zum Ausdruck. Doch trotz einiger stilistischer Highlights und gewisser origineller argumentativer Wendungen geht seine Analyse am Kern vorbei und ist nicht frei von Widersprüchen.  Einerseits gesteht er dem Kanzler generell zu, ungerecht behandelt worden zu sein. Andererseits beklagt er, dass Scholz zu sehr geschont werde, auch dank der Tatsache, dass angesichts der hohen Umfragewerte der AfD die demokratischen Parteien eine Art „antifaschistischen Schutzwall“ um ihn herum errichteten und ihm vorgezogene Neuwahlen ersparten.  Ulrich vermisst den großen Wurf, kritisiert des Kanzlers Taktik des bedächtigen Vorantastens. Im Angesicht der globalen Herausforderungen – Klimakrise und Bedrohung des Weltfriedens – sei eine Politik des detailversessenen Klein-Kleins, ein Abarbeiten des gerade Aktuellen geradezu gefährlich. Der Bevölkerung könne einiges zugemutet werden, so Ulrich, des Kanzlers paternalistisches Mantra „you´ll never walk alone“ entmündige die Bürger und verhindere ein beherztes Angehen der Probleme unter Mitwirkung der Zivilgesellschaft.  Dabei verkennt Ulrich die gesellschaftliche Realität. Winston Churchill mit seiner „Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede“ zu imitieren, kostete den wenig charismatischen Scholz einen weiteren Glaubwürdigkeitsverlust und böte eine willkommene Steilvorlage für die ohnehin entgrenzten „Wutbürger“- und „Wutbauern“- Proteste. Selbst die aktuellen Einschränkungen und geringen Wohlstandseinbußen als Folge der multiplen Krisen scheinen einen großen Teil des Wahlvolks zu überfordern – anders sind die geringen Zustimmungswerte für die Ampel und das Erstarken der AfD kaum zu erklären.
Den Aufstieg der Rechtspopulisten lastet Ulrich absurderweise dem Antifaschismus der Boomer an – und übersieht dabei, dass die Geschichtsvergessenheit der nachfolgenden Generationen rechtsradikale Positionen gerade erst normalisiert hat. Ulrich verlässt den Boden seriöser Argumentation spätestens dann, wenn er den Sozialdemokraten fehlende Radikalität ankreidet und eine Vermögensabgabe für Wohlhabende ins Spiel bringt – wohl wissend, dass eine solche (eigentlich vernünftige) Forderung auf absehbare Zeit nicht mehrheitsfähig sein wird.  Einigen Redaktionskollegen mag Ulrichs zur Schau gestellte grundsätzliche Verachtung pragmatischer Sachpolitik vermutlich sauer aufstoßen, selbst dann, wenn sie der konkreten Politik und Person des Kanzlers ebenfalls kritisch gegenüberstehen. Mit seiner apodiktisch vorgetragenen Schlussfolgerung, Realpolitik befördere Resignation, hat Ulrich Maß und Mitte verloren.  Nicht Olaf Scholz ist ein Illusionist, wie der Titel suggeriert, wohl aber Bernd Ulrich, weil er die enormen gesellschaftlichen Beharrungskräfte unterschätzt und die politischen Sachzwänge und eingeschränkten Handlungsoptionen einfach nicht anerkennen mag.
Rüdiger Paul

Vielen Dank für diese präzise Charakterisierung. Seit Herr Scholz im Amt ist, denke ich immer wieder an Kennedys berühmte Worte aus seiner Inauguration Speech: „Ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country,” (20.01.1961). Dieses Zitat zur rechten Zeit am rechten Ort (Stichwort: Klimawandel, Ukraine etc.) hätte wahrscheinlich sehr viel Engagement und positive Energie freisetzen können. Dass sich an der satten, trägen Behäbigkeit Vieler im Land nichts ändern muss, ist eine dicke, kontraproduktive Lüge, weil diejenigen, die sie in falscher Sicherheit wiegen sollte, sich inzwischen trotzdem – pardon! – „verarscht“ fühlen und diejenigen, die bereit waren, an ihrem Leben etwas zu ändern, sich mit ihrem Elan und Tatendrang nun ausgebremst, überflüssig und unerwünscht fühlen. So ist Herrn Scholz sehr bemerkenswert gelungen, es sich mit allen zu verderben. Muss man auch erstmal hinkriegen!
Sabrina Hausdörfer

Das sieht nach einem umfänglichen und tiefschürfenden Versuch aus, Bundeskanzler Scholz „beizukommen“. Richtig gelöst haben Sie das Rätselhafte nicht. Vielleiht hätte gereicht, ihm zu unterstellen, dass ihm die Rettung seiner Partei wichtiger ist als die der Ukraine.
Johannes Kettlack

Die Tragik von Olaf Scholz‘ Kanzlerschaft gründet bereits in der Ära Merkel. Man erinnere sich: Gegen große Widerstände in seiner eigenen Partei hat Scholz zu Beginn von Merkels letzter Amtszeit die Fortsetzung der Großen Koalition durchgesetzt, sicherlich nicht, weil er Merkels Politikstil missbilligte, sondern sich unter ihrer Ägide durchaus wohlfühlte. Nun trat Merkel bei den letzten Bundestagswahlen, als alles noch in gewohnten Bahnen zu laufen schien, nicht mehr an und die Deutschen fragten sich, wer bürgt am ehesten für ein „Weiter so“? Zur Auswahl standen Laschet und Scholz. Man entschied sich für Scholz als den vermeintlich besseren Merkel. Nun haben wir zwar einen Merkel 2.0, aber er passt nicht mehr in die Zeit.
Wolfgang Frey

Ihre Ausdeutungen zum Wesen von Olaf Scholz im Stile der früheren Kreml-Astrologie lassen mich einigermaßen ratlos zurück, und ich frage mich und Sie, warum wir eigentlich in unserer sogenannten Demokratie noch immer auf solche Orakeleien über unsere mehr oder weniger starken Führungspersönlichkeiten angewiesen sind und welche Konsequenzen wir aus derlei Berichten ziehen sollen…? Wäre es nicht allmählich höchste Zeit, uns „mündige Wahlberechtigte“ an den inhaltlichen Diskussionen und Entscheidungen der Tagespolitik gleichberechtigt teilhaben zu lassen, anstatt uns nur alle Jubel- bzw. Wahljahre die Auswahl des für uns „kleineren Übels“ zuzugestehen – ganz so, als lebten wir noch im Zeitalter der Postkutschen?
Thomas Movtchaniouk

Auf Seite 2 schreibt Bernd Ulrich zu Recht: „Deutschland braucht einen neuen Kanzler.“ Nach Lektüre von Seite 4 ist mir klar, wer das sein könnte: Joschka Fischer.
Kurt Eimers

Die Lindners, die Langs, die Merz‘! Sie alle erscheinen tagtäglich auf der Bildfläche. Doch wo ist Lars Klingbeil? Außer manchmal bei Lanz! Wo bleibt die Unterstützung des Kanzlers durch seinen Parteivorsitzenden? Ein Rätsel! Wer setzt dem ständigen, ungehobelten, nicht konstruktiven Geschrei von Merz und Söder etwas entgegen?
Ulrich Niepenberg

Man mag den Namen unseres Kanzlers gar nicht aussprechen, so schämt man sich oder so schäumt man darüber, dass er die Europäische Union aus einer noch ungeklärten Absicht heraus quasi durch sein Nichthandeln gegen Putin im Ukraine Krieg destabilisiert. Er verbreitet Furcht im eigenen Volk, obwohl er Schaden vom Volk abzuwenden geschworen hat. Die Erinnerung daran wird bei ihm so schnell schwinden wie in vielen anderen Fällen seines politischen Handelns vorher auch.
Herbert Büttner

Treffender kann man die Persönlichkeit von Olaf Scholz nicht analysieren. Nach seiner Zeitenwende-Rede vor zwei Jahren blitzte Entschlossenheit auf, man hatte so eine Art Winston-Churchill-Moment erwartet, im Sinne von: „Ja, das wird hart und schmerzhaft, das wird uns viel abverlangen, aber da müssen wir durch, denn es wird sich lohnen.“ Genau so könnte er eben auch die notwendigen Maßnahmen zum Klimawandel begründen; das nur nebenbei. Aber nein, er will uns nichts abverlangen, sondern uns alle Zumutungen dieser Welt vom Leibe halten. Als ob dies wirklich möglich wäre. In unserem Alltag soll sich für uns nichts ändern, das ist das Leitmotiv, ganz ähnlich wie schon bei seiner Vorgängerin. Das führt zu Ihrer Frage nach der Angst von Kanzler Scholz. Ja, die hat er. Angst vor Putin, deshalb kein Taurus. Aber auch Angst vor uns Wählern, deshalb keine Zumutungen, nicht einmal der Versuch, in einer mitreißenden Rede uns den Sinn und die Notwendigkeit schmerzhafter Entscheidungen nahezubringen. Man kann diese Angst, mit der Putin ja so meisterhaft spielt, als Besonnenheit interpretieren, wie es gerne getan wird. Aber das Sprichwort sagt ja eben nicht, dass Angst ein guter, sondern ein schlechter Ratgeber ist. Auf jeden Fall dann, wenn es eine lähmende Angst ist.
Heinz Wohner

Ein treffender Beitrag über unseren Kanzler, der von irgendjemandem schon mal „das wandelnde Narkotikum“ genannt wurde! Versunken in Dauermeditation wacht er doch gelegentlich auf; dann sprudeln aus seinem Mund oft unerwartet markige Worte, wie „Doppelwumms“, “ in großem Stile abschieben“, „Zeitenwende“, die aber nicht in ebenso brachiale Taten umgesetzt werden können, weil er bereits wieder ins Nirwana eingetaucht ist!  An Unangenehmes erinnert er sich nur ungern, daher bemüht er sich auch, Unannehmlichkeiten vom Wahlvolk fernzuhalten. Gerät auch um uns herum die Welt aus den Fugen: Krieg vor der Haustür, Dauervölkerwanderung in unser Land, Klimawandel, dessen steigende Treibhausgase vor allem unseren Verstand vernebeln! Er wird’s schon richten, denn er hat uns allen versprochen: „Wer bei mir Führung bestellt, der bekommt sie auch!“ Undankbares Wahlvolk, das trotz dieses großzügigen Angebots die SPD im Keller der Volksparteien verschimmeln lässt! Vielleicht wünscht es sich doch lieber einen hellwachen Kanzler (m,w,d), der dem Volk aufs Maul schaut, die Wirklichkeit sieht und an ihr sein Handeln ausrichtet, unangenehme Wahrheiten ausspricht, die work-life-balance Richtung work verschiebt und alle Bürger zu solidarischem Miteinander aufruft! Nach diesem Gewaltakt darf er gern mit Zustimmung aller seine Kräfte beim Meditieren wieder regenerieren!
Ulrich Pietsch

Vielen Dank für Ihren, wie immer, gut strukturierten Beitrag. Ein Deutscher Bundeskanzler darf viele Fehler machen, aber er darf nie den Fehler machen mit Russland in Waffenberührung zu kommen. Bei der Beurteilung dessen soll man sich nicht auf das Urteil von voreingenommenen Politikern und Medienleuten verlassen, sondern besser den Souverän, das Volk, befragen. Das Volk ist der Meinung (lt. ZEIT) dass der Kanzler richtig handelt. Bevor man von Deutschland einen TAURUS Einsatz verlangt, soll die EU erst mal die versprochene 1 Million Granaten produzieren und liefern, das hilft auch weiter.  Betreffend „Illusionist“ muss man früher ansetzen. In 2009 hat sich der Verfassungsgesetzgeber eine Schuldenbremse gegeben, der alle zustimmten, außer die LINKEN. Olaf Scholz hat auf dem Parteitag Ende letzten Jahres die Schuldenbremse relativiert, er hat gesagt:  Im BVG-Urteil steht, dass im Jahr 2045 die Bundesrepublik klimaneutral sein muss. Mit den Maßnahmen gegen den Klimawandel kann man nicht erst 2044 beginnen. Ergo, man braucht früher Geld, also jetzt. So habe ich das interpretiert.  In Abs. 67 führen die BVG-Richter aus … dass sich die damalige (vor 2009) Norm nicht als geeignet erwiesen habe, die Staatsverschuldung außerhalb realer Krisenzeiten effektiv zu begrenzen…….
Der Verfassungsgesetzgeber hat sich selbst bestätigt, dass er mit Geld nicht sachgerecht umgehen kann, Italien kann.  Nach einer langen Reihe von Regeln über den künftigen Umgang mit Staatsschulden kommen die BVG-Richter in Abs. 212 zu dem Ergebnis: …. Insoweit ist nicht ersichtlich, wieso der langfristig angenommenen Krisensituation (Corona, Klimawandel, Ukrainekrieg, Wirtschaftskrise) nicht mit jährlich wiederholten Feststellungen im Sinne der Art. 109 Abs. 3 Satz 2, Art 115 Abs 2 Satz 6 GG ausreichend begegnet werden könnte…. Die BVG-Richter stehen einer Kreditaufnahme zur Bewältigung der o.a. Krisen sehr aufgeschlossen gegenüber. Es stellt sich hier die Frage, warum die Regierung diesen Schritt nicht geht. Da kommt Herr Lindner und die FDP ins Spiel. Die haben anscheinend nur die Schuldenbremse als Markenzeichen. Wenn sie davon abweichen, fürchten sie den Untergang und mit ihnen fürchtet auch Olaf Scholz diesen Untergang, weil er dann im Parlament keine Mehrheit mehr hat.  Das Übel ist nicht Olaf Scholz. Die Republik hat einen Systemfehler, die Schuldenbremse. Herr Lindner und seine FDP sowie Herr Merz und weite Teile der CDU sind der abstrusen Meinung man könnte die Haushaltsbelastungen aus Ukrainekrieg, daraus Wirtschaftskrise und Klimawandelkosten aus dem laufenden Haushalt bezahlen. Im Notfall werden die Renten gekürzt.  Ich verorte eher in diesen Kreisen Illusionisten in großer Zahl, die weder AfD noch einen Bauern- oder Lokführeraufstand fürchten. Die Krisensituation wird andauern, aber nicht wegen Olaf Scholz.
Alois Mieslinger

Herzlichen Dank für Ihren engagierten Artikel.
Michael Scheppler

Ich habe diesen Artikel zweimal lesen müssen um mir sicher zu sein, dass ein Journalist der Zeit, die für seriösen und unparteiischen Journalismus stehen will, eine solch subjektive Interpretation der Arbeit von Olaf Scholz zu Papier bringt. Der Journalist ist mir zwar aus diversen Artikeln als Sympathisant der CDU bekannt und scheut auch nicht vor Populismus und Denunzierung zurück, aber das hätte auch Friedrich Merz schreiben können. Völlig unreflektiert und einseitig den Bundeskanzler als realitätsfern und Illusionisten darzustellen, der zusehends die Kontrolle verliert, ist durch die genannten Fakten nicht gedeckt und genau andersherum interpretierbar. Z.B. das deutsch französische Verhältnis sei durch Scholz beschädigt ist eine Mär: Macron hat zu Beginn des Ukraine- Krieges nachlesbar geäußert, man müsse die Sicht von Putin berücksichtigen, um aktuell eine 180 Gradwende hinzulegen und den Einmarsch von Bodentruppen der Nato in Erwägung zu ziehen. Das Scholz, und nicht nur er, dies anders sieht kann man ihm nicht als Belastung der deutsch- französischen Freundschaft anlasten, sondern als vernunft-orientierte Politik. Macron wollte wohl damit die bisher sehr dürftige Unterstützung der Ukraine durch ihn versuchen zu kompensieren.   Oder der Einwand, dass nach Verkündigung der Zeitenwende nichts weiter passiert sei, ist einfach falsch und entspricht dem Vokabular der CDU/CSU, die jahrzehntelang den Verteidigungsminister gestellt hat und die Bundeswehr in den jämmerlichen Zustand versetzt hat, in dem sie bei Übernahme durch die Ampel war. Das, was in 16 Jahren CDU/CSU Kanzlerschaft versäumt worden ist, in knapp zwei Jahren aufzuholen, das ist illusionistisch. Mit Boris Pistorius hat das Amt als Verteidigungsminister endlich jemand inne, der die Dinge anpackt – nicht umsonst steht er auf Platz 1 im Ranking der beliebtesten und fähigsten Politiker. Nur zwei Beispiele dafür, dass der Artikel dieses Journalisten völlig an der Realität vorbeigeht. Lieber einen Kanzler der vor- und umsichtig regiert als ein Kiesewetter der geradezu dazu auffordert, den Krieg bis nach Moskau auszuweiten. Das Kurzum, also der letzte Satz dieses Artikels wandle ich um in: DIE ZEIT hat einen besseren Journalisten verdient – oder einen neuen Bernd.
Gerd Kaußen

Als Sie die Frage stellten, was bloß los sei mit dem Kanzler, ahnte ich schon, worauf Ihre Antwort hinauslaufen würde. Die sogenannten „Boomer“ sind ja gerade sehr beliebt als mediales Thema. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass man von Scholz so wenig hört und sieht, sonst würde er sich noch auf Seite 3 in einer Reihe mit Biden und Trump wiederfinden. Je weniger man redet, umso weniger kann man sich versprechen.
Thomas Manthey

Man reibt sich verdutzt die Augen. Bernd Ulrich hat Angela Merkel manche Hommage gewidmet, findet ausgerechnet an Scholz, dem Wunschkanzler der grünen Idee, wenig Schmeichelhaftes. Sein Steckbrief ist in Vielem zutreffend, doch kommt ein Charakterzug zu kurz. Während Merkel stets unprätentiös auftrat, wirkt Scholz merkwürdig selbstgefällig und unnahbar, Eigenschaften, die auf einen Schutzmechanismus zur Kaschierung eigener Schwächen hindeuten. Manche attestieren ihm ja auch Beratungsresistenz. Dann allerdings hätte seine Stunde geschlagen, denn darauf werden sich selbst die Grünen nicht noch einmal einlassen.
Christoph Schönberger

Bernd Ulrich mag Olaf Scholz offensichtlich nicht. Ich mag Olaf Scholz auch nicht: Zu leise sein Auftreten, oft zu volatil seine Positionen, häufig zu beamtenhaft sein abwartendes Handeln. Wäre er doch ein bisschen mehr „Helmut Schmidt“: Schmidt-Schnauze, (klischeehaft) hanseatisches Auftreten, klare Positionen und klarer Kurs – immer „hart am Wind“. Ich besitze viele Bücher von und über Helmut Schmidt – ich leihe Olaf Scholz gerne eins aus. Aber: Olaf Scholz ist Bundeskanzler und dieses Amt verdient Respekt! – nicht zu verwechseln mit unterwürfiger Kritiklosigkeit. Berechtigte Kritik an der Obrigkeit ist zum Glück Bestandteil unserer Demokratie, Hofberichterstattung gehört in die Mottenkiste. Aber Kritik ist das Eine, Demontage durch einen (genau wie Friedrich Merz) „exekutiv unerfahrenen“ Journalisten das Andere: Das ist unans-tändig (hätte wahrscheinlich Helmut Schmidt dazu gesagt) und nützt den Falschen! Olaf Scholz als Illusionisten zu bezeichnen ist eine krasse Fehleinschätzung und unzulässige Zuschreibung gegenüber jedem, der dieses Amt ausübt. Der Bundeskanzler tut seine Pflicht, dargelegt im Amtseid: „…Schaden von ihm (dem Volk) wenden“. Konkret bedeutet dies: Angriffswaffen mit großer Reichweite in Kriegsgebiete zu liefern ist eine Kriegserklärung an jeden Aggressor. Wir wollen aber nicht in einem Krieg mit Russland landen.
Bernd Ziemens

Auch wenn ich Herrn Ulrich in vielen Punkten seines Artikels über Olaf Scholz zustimmen kann, muss ich doch mit großer Irritation feststellen, dass wieder mal die Boomer-Generation als eine der Problemverursacherinnen „herhalten“ muss. Sicher hat meine Generation (Jhg. 1962) politisch und wirtschaftlich Fehler gemacht wie andere Generationen übrigens auch, aber die Aussage, dass der Boomer-Antifaschismus zum Aufstieg der AfD geführt habe, lässt mich tatsächlich sprachlos werden. Die ursprüngliche Definition von Antifaschismus bezeichnet eine soziale Bewegung, die sich gegen jede Erscheinungsform von Faschismus wendet und als politischer Kampfbegriff bezog er sich z.B. auf den aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Deutschen Reich. Da frage ich mich, wie man das ernsthaft mit dem Aufstieg der AfD in Zusammenhang bringen kann. Oder meint der Autor den Antifaschismus im linksextremistischen Sinn? Dann sollte er es aber auch so erklären. In dieser Form jedenfalls liest sich die Unterstellung für mich wie eine absolut undifferenzierte Verurteilung und Verunglimpfung einer ganzen Generation. Es sollte einem ZEIT-Autor doch hinlänglich bekannt sein, dass die Ursachen für den AfD-Aufstieg deutlich komplexer und vielfältiger sind, zumal er auch noch selbst zur Boomer-Generation gehört.
Ulrike Meintrup

Wohlfeil ist jede Kritik am deutschen Bundeskanzler und sicher auch mehrfach berechtigt. Vor allem seine spröde Kommunikation mit uns, dem Volk, passt nicht in eine Zeit, in der die Selbstdarsteller und Populisten brillieren. Aber die Forderung nach einem neuen Kanzler oder gleich einer ganz neuen Regierung ist gefährlich. Die Alternative hieße: Kein Bürgergeld, keine Kindergrundsicherung, kein Klimaschutz – aber Taurus an die Ukraine, vielleicht noch mehr. Wo stände Deutschland heute unter einer Jamaika-Koalition unter Armin Laschet oder Markus Söder? Möglicherweise wird man später im Rückblick feststellen, dass Olaf Scholz eigentlich der richtige Kanzler in unruhigen Zeiten war.
Werner Bohn

Wortreich kritisieren Sie Olaf Scholz in der ZEIT – was den Leser spätestens seit Ihrem Artikel mit der Überschrift „Shame on you“ vor zwei Jahren nicht mehr wundert. Mit Emotionen a la Melnyk lässt sich allerdings ein friedliches Nebeneinander auf dem Globus nicht verwirklichen. Da brauchen wir schon die (reine) Vernunft. Und da sind wir Deutsche bei Olaf Scholz gut aufgehoben. Wir können dankbar sein für einen Kanzler, der im Geflecht der Falschmeldungen (der internationalen Halbwahrheiten auf beiden Seiten) und Provokationen (Nord Stream 2) versucht, uns aus einem großen Krieg herauszuhalten, s. a. Papst Franziskus (weiße Fahne). Lassen Sie uns den „gerechten Krieg“ beerdigen (Sicherheitsdilemma) und für einen „gerechten Frieden“ arbeiten – und der funktioniert nur mit friedlicher Koexistenz!
R. Dennebaum

Bernd Ulrich versteht nicht, was mit diesem Kanzler los ist. Ich denke, er ist nicht der Einzige. Vergleicht man Olaf Scholz mit den drei sozialdemokratischen Vorgängern, dann fällt auf, dass diese während ihrer Amtszeit stets eine Strategie hatten, die über den Zeitraum einer Legislaturperiode hinaus ging. Willy Brandt war einer der Architekten der Wiedervereinigung („Wandel durch Annäherung“); Helmut Schmidt setzte den „Nato-Doppelbeschluss“ gegen heftigen Widerstand durch; Gerhard Schröder mutete der Bevölkerung die „Agenda 2010“ zu, die ihn 2005 die Abwahl kostete, aber dem Land wieder wirtschaftlichen Aufschwung. Trotz des Krieges auf Europäischen Boden, des Klimawandels, der Energiekrise sowie der digitalen Transformation ist nicht zu erkennen, mit welcher Strategie sich die derzeitige Regierung diesen auch globalen Herausforderungen stellt. Zusätzlich würde ein möglicher Wechsel in der Regierung der Vereinigten Staaten sowohl Deutschland als auch die Europäische Union unvorbereitet treffen.
Jürgen Rohlfshagen

Wenn in der Welt überall Epochales – meist eher negatives als positives – geschieht: Ukraine, Gaza, Trump, Chinas merkwürdige Politik, und von Afrika ganz zu schweigen – dann ist es doch gut, einen Kanzler zu haben, der zumindest versucht, besonnen, vernünftig, bescheiden, sorgfältig und weniger schwadronierend unser Land durch diese schwierigen Zeiten hindurch zu führen. Natürlich ist es erlaubt, dies von außen kritisch zu betrachten. Aber ebenso wäre es angemessen, sich einmal in die Binnen-Perspektive eines der derzeit politisch Verantwortlichen zu begeben: was würde und vor allem: könnte man den anders machen?

Lutz Keil

Wer hätte das gedacht? Olaf Scholz verspielt in einer Zeit kumulierter Krisen aus wahltaktischen Gründen die möglichen Synergien zweier Mittelinks-Parteien.  Sein Schuss geht nach hinten los. Er verursacht nicht nur vermeidbaren Kräfteverschleiß in seiner Regierung. Er verspielt auch die Chance nach der überlangen konservativen Ära eine stabile sozialdemokratische Periode einzuleiten. Wer möchte schon erneut eine Regierung in der gegenwärtigen Zusammensetzung?
Dirk Warning

Diese eindeutige und zutreffende Beschreibung des aktuellen Kanzlers lässt eine Schlussfolgerung vermissen. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass Deutschland seine Reputation, seine Bedeutung, seine demokratische Stärke und seine internationale Verlässlichkeit verloren hat. Dass es aber dazu kam, liegt an den sich seit Jahren abzeichnenden Unzulänglichkeiten sozialdemokratischer Politikerinnen und Politikern. Phrasenhaftigkeit ersetzt die erforderliche Illusion über die Zukunft Deutschlands. Wenn eine scheinbare Nettigkeit und Beliebigkeit (Präsident, Kanzler und Bundestagspräsidentin) an der Spitze unseres Staates die erforderliche politische Orientierung weiterhin ersetzen soll, wird der dramatische Niedergang Deutschlands unumkehrbar.
Jürgen Dressler

Anton Hofreiter, Roderich Kiesewetter, Agnes Strack-Zimmermann und manche mehr, das sind Namen, die im alltäglichen Kabarett geeignet waren, der Satire einen lustigen Beigeschmack zu geben. Schluss mit Lustig!  Es ist ernst! Wenn dieser verdammte Marschflugkörper fliegt, ist es zu spät, denn wir wussten, sein Einsatz ist nicht kriegsentscheidend, vielmehr belastet mit eskalierender Sprengkraft. Startrampe und Triebwerk tragen die Namen der lustigen Treiber, der Sprengkopf aber die Gravur „With greetings from Germany/ return to sender“. Hier bin ich stolz auf Scholz. Und ich hoffe, er bleibt seinem, in unser aller Namen abgelegten, Eid treu. Denn, lieber und wieder grandioser, Bernd Ulrich: …“ein neuer Olaf, ist wie ein neuer Friedrich!“
Bernd Kropfgans

Die Diskussion um den Taurus erinnert fatal an ähnliches rund um den NATO-Doppelbeschluss: die SPD ist dagegen, die Opposition dafür. Einziger Unterschied: der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt war dafür, Scholz ist dagegen.  Der Ausgang ist bekannt. Schon damals war die Eskalation gegenüber der Sowjetunion das wichtigste Argument, Erhard Eppler wichtiger Wortführer.  Derartige Veränderungen/Entscheidungen sind für die SPD grundsätzlich schwierig. Aus der Arbeiterbewegung hat man gelernt, dass Erhalt des Arbeitsplatzes und Sicherung des Einkommens entscheidend sind. D.h.: als erstes muss der Status quo gesichert sein, erst dann kommt die Planung der Zukunft (Wenn heute in einem Unternehmen Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, kämpft die Gewerkschaft zunächst dagegen an, wohlwissend, dass man selten Erfolg hat. Das Bemühen um alternative Arbeitsplätze ist nicht zu erkennen.) Helmut Schmidt hat sich mutig für den Doppelbeschluss entschieden, das wurde an der Parteibasis nicht positiv aufgenommen. Er verlor die Kanzlerschaft und die nächste Bundestagswahl. So bekam er die Macht der SPD-Mitglieder ebenso zu spüren wie W. Brandt, G. Schröder, P. Steinbrück, alle verloren den Rückhalt und dann die Wahl. Mit dieser Erfahrung hat Scholz für sich offenbar entschieden, sich den Rückhalt der Parteibasis zu sichern, sich nicht mutig für Taurus-lieferungen auszusprechen. Er weiß, dass die Argumentation nicht schlüssig ist und wartet darauf, dass sich die Meinung in der Bevölkerung und der Parteibasis ändert, schließlich war das bei der Leo-Diskussion auch so
Frank Kleiner

Vielen Dank für den bedrückenden, wie zutreffenden Artikel über Herrn Scholz. Herr Scholz erscheint immer mehr als eine Karikatur des deutschen Michels, schläfrig und lethargisch. Er meint Sicherheit zu vermitteln, indem er einem Konflikt mit Russland aus dem Weg geht. Tatsächlich vermittelt er mir das genaue Gegenteil. Führung nach dem Motto „mir nach, ich folge euch“. Nichts ohne die USA, nichts mit Frankreich. Offensichtlich ist Deutschland jegliches strategisches Denken abhandengekommen. Führung sieht anders aus. Herr Fischer war in seinem Interview sehr viel klarer.
Till Borchert


Leserbriefe zu „Politik ohne Eier“ von Merlind Theile

Die deutsche Politik ist strategisch optimal aufgestellt. Mit der kommenden De-Industrialisierung und dem folgenden Wohlstandsverlust wird Fleischkonsum von ganz allein zu teuer. Noch fördert ein üppiger Sozialstaat den Fleischkonsum unterer Gesellschaftsschichten. Das ist ärgerlich aber die steigenden Ausgaben für Verteidigung und grünen Umbau machen hier Hoffnung. Jetzt muss man noch dafür sorgen, illegale Jagd zu verhindern. Hier gibt es gute Beispiele aus dem späten Mittelalter, als es ernährungstechnisch vorbildlichen Junkern gelang, den Fleischhunger der Dorfbewohner mit drakonischen Strafen deutlich zu begrenzen. Die Lust an einem guten, saftigen Braten war auf jene beschränkt, die damit vernünftig umgehen können. Sollte eine neue Partei gegründet werden (BfA-Braten für Alle) muss der Verfassungsschutz unverzüglich tätig werden. Ich sehe da keine Probleme. Guten Appetit!
Fred Klemm

Ob ich den Empfehlungen DGE folge oder nicht, ist ohnehin jedermanns private Angelegenheit. Wichtig sind sie als Handlungsempfehlung für die Politik: Runter mit den Subventionen. Ich habe wenig Verständnis für die Verwendung von Steuereinnahmen für die Förderung von Umweltzerstörung, Krankheit und persönliche Ernährungsvorlieben. Möge doch ein jeder dafür selbst aufkommen.
Sven Prevrhal

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung hat den Auftrag, Empfehlungen für die Gesundheit der Bevölkerung herauszugeben. Nun gibt sie Empfehlungen heraus, wie sich die Bevölkerung ernähren soll, damit es für die Erde gesund ist. Das Gegenteil von „Gut“ ist „gut gemeint“. Bekanntlich sind die Menschen für die Erde eher so etwas wie eine Hautkrankheit. Die Erde würde am besten damit fahren, wenn wir verschwinden würden. Wir haben hier also konkurrierende Interessen. Wir sehen hier ein Beispiel für das, was die Gesellschaft spaltet. Es ist nicht der Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, in erster Linie an das Klima zu denken. Es ist gut, wenn sie sich die Arbeit macht, ZUSÄTZLICH Empfehlungen zu ökologisch sinnvollen Ernährungsgewohnheiten zu geben. Aber wenn eine Gesellschaft, die den Anspruch hat, Ernährungsberater*innen zu zertifizieren, in erster Linie über das Klima nachdenkt, hat sie ihren Auftrag nicht erfüllt. Sie ist nicht mehr unabhängig. Und man kann den von ihr zertifizierten Ernährungsberatenden nicht mehr vertrauen.
Ich bin seit 33 Jahren Ärztin, seit 23 Jahren in eigener Praxis. Ich habe zusätzlich zu meiner Facharzt Ausbildung und meinen anerkannten Zusatzbezeichnungen in Naturheilverfahren und Psychotherapie einen Hochschulabschluss in Präventionsmedizin (M.sc.). Mit dieser holistischen Sicht auf die Gesundheit haben sich mir in der Praxis schon sehr oft die Zehennägel aufgerollt, wenn mir Patientinnen erzählt haben, was sie in den von der Krankenkasse bezahlten Ernährungsberatung erzählt bekommen haben. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung hat auch etwas damit zu tun, dass die meisten Abnehm – Shakes viel zu kohlenhydratlastig sind. Viel zu lange hat man den Leuten mit „Five a day“ suggeriert, dass sie fünfmal am Tag essen sollten und damit einen veritablen Beitrag zur Förderung der Adipositas geleistet. Das hier schlägt jedoch dem Fass den Boden aus. Da die DGE ihren Auftrag nicht mehr erfüllt, sollte sich der Bund der Steuerzahler mit dieser Gesellschaft beschäftigen.
Karin C. Krämer

Das die DGE ihre Vorschläge zum gesunden Ernährungsbewusstsein aktualisiert, um den hohen nicht gesundheitlich förderlichen Fleischkonsum zu reduzieren. Zu viel tierische und ungesättigte Fette, zusätzlich mit zu viel Salz oder Zucker machen auf Dauer auch krank und belasten das Gesundheitssystem. Es geht hier nicht nur um das Klima-sondern die jährlich steigenden übergewichtigen unaufhaltsam jedes Jahr stark zunehmen.
Thomas Bartsch-Hauschild

Ja, es ist erschreckend, wenn keine Partei in Deutschland die Empfehlungen der DEG aufgreift. Die Aiwangers und Söders dieser Welt haben ganze Arbeit geleistet: Offenbar wirkt der penetrant vorgetragene Ideologie- und Verbotsvorwurf gegen die Grünen derart nachhaltig traumatisierend, dass diese die Empfehlungen aus Selbstschutz ignorieren. Was für die Förderung der Nachhaltigkeit unserer Lebensmittelproduktion eigentlich eine Steilvorlage sein könnte, verpufft. Den Grünen fehlt in der gegebenen Lage der Mut, diesen Impuls als Verstärker ihrer Position aufzunehmen. Den anderen Parteien ist es wohl recht, dass alles so bleibt, wie es ist. Also dürfen große Teile der Landwirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels weiter Krieg gegen unsere natürlichen Lebensgrundlagen und gegen unsere Gesundheit führen. Sie dürfen den Schaden vergrößern, der uns letztendlich allen als Gesellschaft teuer zu stehen kommen wird. Immerhin hat DIE ZEIT das Thema prominent in einem Leitartikel aufgegriffen. Ja, die Verbraucher, die bereits ein anderes Ernährungsbewusstsein entwickelt haben, können sich bestätigt fühlen und weiter ihre Ernährungsgewohnheiten ändern. Mein Eindruck: Die Gesellschaft ist mal wieder viel weiter als die Politik.
Reinhard Koine

Mal wieder eine agrar- und umweltpolitische Halbwahrheit. Denn in den von Frau Theile erwähnten 83 % der globalen Landwirtschaftsfläche, die der Tierhaltung und dem Futterbau dienen, stecken natürlich die weltweiten Gras- und Steppenlandschaften mit rd. 70 %. Diese 3,35 Mrd. ha kann die Menschheit allerdings nur mittels der Grasfresser (Rinder, Schafe, Ziegen) nutzen.
Hubertus Fehring

Der Leitartikel der aktuellen Zeit: „Politik ohne Eier“ hat mich erschreckt. Ich dachte erst, jetzt kriegt der Scholz sein Fett weg! Aber dann ging’s um Ernährung. Ich dachte schon, jetzt wird die Zeit aber bissig.
Jürgen Kunze

Die Mitglieder des wissenschaftlich unabhängigen Präsidiums der DGE repräsentieren die Ernährungswissenschaft Deutschlands. Blamabel erscheint, dass die 11 Mitglieder des DGE-Präsidiums den wissenschaftlichen Irrtum bezüglich der angeblich aufbauenden Wirkung für Knochenmasse und -dichte der Milch weiter pflegen. Denn Prof. Walter Veith unterlegt in seinem Buch „Ernährung neu entdecken“ mit einer sehr eindrucksvollen Statistik (hier beigefügt), dass in den Ländern mit dem höchsten Milchverbrauch die Osteoporose besonders stark verbreitet ist. Im gleichen Buch lesen wir an anderer Stelle, „dass mit steigendem Verzehr von Tiereiweiß die Ausscheidung von Kalzium mit dem Urin zunimmt.“ Dieses Kalzium entnahm der Stoffwechsel zuvor den Knochen, um die Harnsäure ausscheidungsfähig zu neutralisieren, in die überschüssig aufgenommenes Tiereiweiß verstoffwechselt wurde. Entsprechend dieser Feststellung von Prof. Walter Veith müsste der Verzehr von tiereiweißhaltigen Nahrungsmitteln noch konsequenter reduziert werden. Genauso Not-wendig wäre die konsequente Reduzierung des Verbrauchs von isolierten Kohlenhydraten, wie Beispielweise Zucker und Weißmehlprodukte sowie alle industriell verarbeiteten Nahrungsmittel, weil die industrielle Denaturierung den vitalen Wert der Nahrungsmittel, gemessen am naturbelassenen lebendigen Lebensmittel, erheblich vermindert. Das wird am Beispiel des folgenden Vergleiches deutlich:
Zur Vermeidung der Oxidations- und Lagerverluste sollten wir alle naturbelassenen Lebensmittel frisch vor dem Verzehr verarbeiten: Der Mehlvergleich zeigt: Frische + Vollwertigkeit = beste Gesundheit. Dass ein erheblicher Unterschied zwischen frisch gemahlenem und 14 Tage altem Vollkornmehl besteht, haben die Forscher Kühnau und Bernasek in Tierversuchen festgestellt. Dabei wurde beobachtet, wie sich die Zahl der Nachkommen bei unterschiedlicher Kost im Laufe der Generationen verändert. Die einzelnen Gruppen von Versuchstieren wurden neben 50 % normaler Kost mit folgendem gefüttert: (Grupp III: Nur 14 Tage Lagerung der Nahrung mindert Gesundheitswirkung.)
Gruppe     50 % Futterart   Generation: 1                      2                      3                      4
Gruppe   I frisch gemahl. Vollkornmehl 11,3 Nachk. 9,7 Nachk. 12,3 Nachk. 12,0 Nachkommen
Gruppe  II Brot aus frisch gem Vollk.mehl. 12,3 Nachk. 9,5 Nachk.   9,3 Nachk. 11,6 Nachkommen
Gruppe III 14 Tage altes Vollkornmehl 9,5 Nachk. 4,5 Nachk.   3,2 Nachk. -.-    Nachk. (Mangelkost)
Gruppe IV Brot a 14 Tage alt. Vollk.mehl  8,0 Nachk. 3,5 Nachk.   2,0 Nachk. -.-    Nachk. (Mangelkost)
Gruppe  V Auszugsmehl (Typenmehl 405)  8,0 Nachk. 4,0 Nachk.  1,2 Nachk. -.-    Nachk.
(Mangelkost) Quelle: Bruker/Gutjahr: Biologischer Ratgeber für Mutter und Kind
Aufgrund vorstehender Erkenntnisse verabschiedete ich mich von der DGE-Mischkost und stellte schon 1976 auf vegetarische bis vegane Lebensweise um. Seither, bis heute im 88. Lebensjahr, bin ich beschwerdefrei, obwohl Ärzte der Uniklinik Frankfurt 1976 in meinen Hüft- und Kniegelenken „Verschleiß“ feststellten und sagten, „das ist Arthrose und Gicht“. Auf meine Frage nach der Heildauer, bekam ich die Antwort „damit müssen Sie leben“. Im Ernährungsbericht der Bundesregierung ist zu lesen: „80% der chronischen Krankheiten sind ernährungsbedingt.“ Deshalb ist Aufklärung über die gesundheitliche Wirkung einer weitgehend naturbelassenen Vollwert-Ernährung sehr wichtig. Diesbezüglich sollte die Politik mutig aktiv werden.
Ingo F. Rittmeyer

Ich bin seit Anfangs 2001 Vegetarier und ich vermisse weder Fleisch noch Fisch. Ich kaufe und esse nicht nur Bio, sondern vor allem viele regionale Produkte. Wer Fleisch oder Fisch essen will, der soll das tun, ich missioniere nicht dafür, vegetarisch oder gar vegan leben zu müssen! „Sorge dich nicht um ungelegte Eier“ mahnt der Urheber der Reformation Martin Luther (1483-1546), hauptberuflich war er einst mal ein Augustinermönch und ein Theologieprofessor.
Klaus P. Jaworek

Ob die DGE-Leute „spinnen“ weiß ich nicht. Klar ist aber, dass sie ihre Kompetenzen und ihren Auftrag überschreiten, wenn sie den Ernährungsempfehlungen Argumente aus dem Bereich des Klimaschutzes zugrunde legen. Wenn mein Arzt anfangen würde, seine Empfehlungen an mich mit Klimaschutzargumenten zu begründen, würde ich mir einen anderen Arzt suchen. Es ist einfach nicht seine Aufgabe und seine Kompetenz. Das gleiche gilt für die DGE. Im Artikel wird zudem eine Aussage des Präsident Watzl zitiert: es gehe „…auch um die „Anschlussfähigkeit an die Ernährungsgewohnheiten“.  Mit anderen Worten: die DGE will nicht etwas empfehlen, von dem sie schon weiß, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht gegeben wäre. Damit werden die Empfehlungen der DGE vollends entwertet – merken Sie das nicht? Statt vermeintliche Klimapolitik zu machen, sollte die DGE besser detailliert erläutern, wie sie auf die Reduzierung des Fleischverzehrs von 600 auf 300 g kommt. Gibt es Beweise dafür, dass 600 g ungesund, 300 g aber gesund sind? Warum gerade 300 g und nicht 200 g oder 400 g? Fazit: Wenn die DGE ernstgenommen werden will, dann muss sie ihre Empfehlungen aus wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen ableiten und weder mit klimapolitischen- noch mit Akzeptanz-Argumenten zu begründen versuchen.
Herbert Rein

Der Titel des o.g. Artikels kann einen auch auf andere Erwartungen bringen als ein Beitrag zum Ernährungsthema, denn oftmals wird der Begriff „Eier“ ja auch für Mut gebraucht, und der fehlt der deutschen Politik ja auch nach Ansicht vieler, sei es beim Klimathema, beim Ukraine-Krieg, bei der Vertretung von Wahrheiten und etlichem anderen.   Beim Thema Ernährung ist der Titel also gleich doppelt zu verstehen, denn allzu viele werden die geschilderte Forderung tatsächlich für „Spinnerei“ halten oder für eine „ökoterroristische Zumutung“. Selbst  ich als leidenschaftlicher klima-  und Gesundheits-Schutz-Vertreter   muss bekennen, dass ich das bisher  auch nicht schaffe mit 300 g Fleisch  und einem Ei pro Woche auszukommen,  bisher nur etwa die Beschränkung  auf die Hälfte des bei mir früher und ein Drittel bis Viertel des bei  vielen anderen üblichen.  Ich wäre allerdings einverstanden mit gesetzlichem „Zwang“ in dieser Richtung, durch den ich nicht ein noch viel größeres Sonderopfer erbringen müsste.  Sehr wertvoll in ihrem Beitrag sind auch die ganzen Begründungen:  Die Konkurrenz der Fleischproduktion mit Wäldern, Mooren, Arten-, Klima- und Gesundheitsschutz und noch anderem. Ganz besonders obszön ist angesichts der planetaren Auswirkungen, wie leichtfertig vielfach sogar Fleisch in der Tonne landet oder sein sinnvoller Verbrauch oder ggf. Einfrieren so schlampig und gedankenlos geplant oder so lange verschoben wird, bis es wegen Verderb verworfen werden muss.  Auch schlimm ist es wie viele aus dem Festhalten an auch schädlichen Gewohnheiten, der Neigung zu Trotzverhalten und sonstigen „inneren Schweinehunden“ der Menschen noch Kapital an Macht und Geld schlagen, mit Botschaften, die suggerieren, nicht etwa die Bewohnbarkeit des Planeten, sondern  die Erhaltung  aller Gewohnheiten  sei unser größtes Problem und  Pflicht-Ziel.  Leider werden nur wenige, die ihre Informationen und Botschaften besonders nötig hätten, zu den Lesern der ZEIT gehören.
Peter Selmke

Ich selbst esse nur an 2-3 Tagen/Monat etwas mit Fleisch, niemals eine Fleisch-Semmel. Es gibt viele gute andere Gerichte, da geht das Fleisch gar nicht ab. Nudelgerichte sind auch gesünder. Hier geb ich Bayern die Note 6. Man sollte außerdem beim Einkauf allein aus Tierliebe auf das Bio-Siegel achten. Zudem sollte man nur die Menge einkaufen, die man braucht. Ich selbst hab das ganze Jahr fast gar keinen Lebensmittel-Abfall.
Martin Heim

Sie mögen ja ihre gute Berechtigung haben die DGE-Empfehlungen zum gesunden Ernähren. Aber mal ganz ehrlich, es reicht langsam. Während sich niemand, aber auch wirklich niemand an die unverändert katastrophalen Zustände in den Großbetrieben der Massentierhaltung herantraut soll es nun der arme Bürger mit dem Frühstücksei richten. Es ist nachgerade absurd, wenn immer weiter Verzicht gepredigt wird, aber es den Großschlachtereien durch lascheste Gesetzte weiter möglich ist Schweine und Co in unvorstellbarer Menge zu exportieren, anstatt auf das Tierwohl zu achten. Dann steigen halt Qualität und Preis. Allein dadurch lebt es sich gesünder und wird weniger verzehrt. Ich für meinen Teil bin diese Verzichtsdebatten einfach nur leid.
Thomas Harnisch

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. erinnert mich mit den neuen Vorgaben, Vorschlägen und Ernährungsempfehlungen eklatant an die Deutsche Umwelthilfe e. V. Auch dieser, zum großen Teil vom Staat finanzierte, gemeinnützige Verein will dem Bürger vorschreiben wann er z. B. grillen soll oder darf. Das trifft sich natürlich gut mit einem gewünschten geringeren Fleisch -und Wurstkonsum. Die meisten Hinweise der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind im Kern natürlich völlig richtig. Aber die Übermittlung mit erhobenem Zeigefinger in Anzahl und Gramm ist schon arg Deutsch. Genauso wie der Kampf gegen zu viel Feinstaub. Wenn die „Heilige Kuh“ Deutschlands das Auto und das Autofahren, also den Deutschen Verkehrsteilnehmer, ins Mark trifft. Alles immer „Bierernst“ mit entsprechenden Gerichtsverfahren und ohne „Gnade“. Zurück zu dem Anraten der gesunden Ernährung: Vegetarier sind nach dieser „Lesart“ gesünder und weniger oft krank. Ist das so? Ja klar ist das Tierwohl wichtig. Aber diese Rigorosität und Bevormundung ist eher einschüchternd als Konsens in der Bevölkerung, die nicht Vegetarier oder Veganer sind. Das dürften die meisten sein. Soll wieder mal am Deutschem Wesen die Welt genesen? Muss, soll und/oder darf nicht jeder in Deutschland nach seiner Fasson selig werden?
Felix Bicker  

Es geht nicht darum, ob wir ein oder zwei Eier in der Woche essen. Das gesamte System der Lebensmittelversorgung ist schon jetzt ein Patient auf der Intensivstation. Überlebenschance: Gleich null. Seit 2009 hat sich die Anzahl der fettleibigen Menschen verdoppelt, die der Kinder vervierfacht. Fertig zubereitete Speisen gibt es 24 Stunden am Tag. Gestern habe ich einen neueröffneten Supermarkt besucht. Marktcharakter soll den Kunden locken. Die Zutaten für ein Essen gibt es frisch und lose verkauft, in verpackter Form, in gegarter und gekühlter Form und als Tiefkühlware, mit den jeweiligen Mengen, die nicht verkauft werden und entsorgt werden. Was mag wohl ein Mensch denken, der täglich Hunger leidet, der keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, wenn er aus der dritten Welt kommend einen für uns normalen Supermarkt betreten würde? Wie sollte man ihm den unerklärbaren Überfluss begreiflich machen? Für die nahe Zukunft habe ich in Sachen Fleischkonsum ein Bild vor Augen: Mit einem Steak auf dem Teller verhungert ein Mensch! Das Steak bietet zu wenig Energie und keine essentiellen Nährstoffe wie aus den vegetarischen Produkten. Dumm, dass es dafür leider keine Anbauflächen mehr gibt. Tierfutter war lohnender als Menschenfutter.
Andreas Löbbers

Frau Theile geht in ihrem Beitrag ausschließlich auf die negativen Folgen für Gesundheit um Umwelt beim Verzehr tierischer Produkte ein. Dass sich landwirtschaftliche Nutztiere bei flächengebundener Haltung in einer nachhaltigen Lebensgemeinschaft mit Boden und Pflanzen bewegen wird nicht erwähnt. Ebenso vermisse ich einen Hinweis darauf, dass Nutztiere Reststoffe aus der Lebensmittelherstellung verwerten können. Meine Milchkühe beispielsweise fressen das für die menschliche Ernährung wertlose Gras (ca. 30% der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Dauergrünland) und die Reste aus der Apfelsaftherstellung (Apfeltrester) und machen daraus Milch und Fleisch. Außerdem ist ihr Mist sehr wertvoll für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit (Humusaufbau). Eine Studie, die sich mit der flächengebundenen Tierhaltung und der Verwertung von Reststoffen aus der Lebensmittelwirtschaft in Deutschland auseinandersetzt, wäre für mich von Interesse. Sie sagt mehr aus als eine in Science publizierte Studie aus dem Jahr 2018.
Wolfgang Behrendt

Die DEG empfiehlt also nur ein Frühstücksei pro Woche nach der neuen Berechnungsmethode. Fleisch höchstens 300 Gramm. Von Käse stand in ihrem Artikel nichts. Also Fleisch und Wurst esse ich grundsätzlich nicht. Dafür esse ich ein Ei täglich und ca. 50g Käse. Außerdem kommt es darauf an welche Eiergröße gemeint ist. Es gibt XL, L, M und S. Welche Größe ist dann gemeint? Wenn schon pingelig dann richtig. Ich esse täglich ein Ei Größe L. Meine Blutuntersuchung hält sich jedenfalls im Rahmen. Also brauche ich keinen schlechten Beigeschmack haben, zumal ich viel Gemüse und auch Obst esse. Natürlich alles Bio.
Detlev Krause

Ein hübscher Titel, treffend und amüsant. Die Erfolgsformel ist einfach: Der Genuss deutlich geringerer Mengen tierischer Produkte dient der eigenen Gesundheit, der Umwelt, dem Klima und dem Tierwohl. Da die Politik bei der Durchsetzung von Maßnahmen zur Begrenzung der tierischen Fleischeslust eben auch keine Eier habe, fehlt es letztlich an sinnvollen Maßnahmen. Die Verbotsdebatte hatten wir zur Genüge und Verbote verlieren offensichtlich ohnehin gegen bigotte Kulturkämpfer. Aber mit Aufklärung könnte man den Kampf um die Gesundheit, die Umwelt, das Klima und das Tierwohl gewinnen. Man muss nur darauf hinweisen, dass schließlich alle gewinnen. Und das geht sogar ohne Eier.
Reiner Gorning

In dem Artikel werden die neuesten Empfehlungen der DGE vorgestellt. Leider stehen hierbei nicht die eigentliche Aufgabe einer Ernährungsgesellschaft, die Beratung gesunder Ernährung, sondern umweltpolitische Ziele im Vordergrund. Um dies zu ermöglichen wurde die Satzung der DGE geändert und die Nachhaltigkeit als Ziel mit etabliert. Das ist aus zwei Gründen problematisch: zum einen ist gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit nicht immer identisch. So sind z.B. drei Eier pro Woche vollkommen unbedenklich aus Gründen der Nachhaltigkeit wird jedoch nur ein Ei empfohlen. Zum zweiten begibt sich eine wissenschaftliche Institution damit in politisch (auch wenn diese Ziele noch so eher sind) gefärbtes Fahrwasser und verliert damit an Reputation und Glaubwürdigkeit bei der Kernkompetenz.
Emil Rudolf

Solange dies bei einer Empfehlung bleibt, kann man sich als vernünftiger Mensch ja drum foutieren. Dass aber Vegetarismus politisch durchgesetzt werden soll, kennen wir ja vom Vorzeige-Vegetarier Hitler. Die Vegetarisierung der Bevölkerung war Hitler bekanntermaßen ein besonderes Anliegen und sollte nach dem „Endsieg“ verschärft umgesetzt werden. Lokale, saisonale, biodynamische Kost war für die Nazis der letzte Schrei, Fleischfresserei galt als retro und barbarisch. Und verschwenderisch. Geplant war ua, Soja industriell anzubauen und damit Fleisch zu ersetzen. Tofu statt Schnitzel, Sojamilch statt Kuhmilch; auch heute wieder up to date. Den Wenigsten wird bewusst sein, dass sie mit dieser Vegetarisierung und Tofuisierung Hitlers Wünsche erfüllen. Auch dieses: Weg vom Weißbrot! und: Iss mehr Vollkornbrot! ist voll NAZI. Zum diesbezüglichen Einlesen empfehle ich folgenden Wikipedia-Artikel, der auf die groteske (aber offensichtlich wieder höchst aktuelle!!) Absurdität politischer Vegetarisierung und Ökologisierung unter den Nazis hinweist, sehr geehrte Frau Erdmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsvollkornbrotausschuss Mahlzeit!
Matthias Urban


Leserbriefe zu „Die aufgeheizte Republik“ von Laura Cwiertnia und Riccarda Richter

„Und tatsächlich ergebe eine Wärmepumpe in bestimmten Gebäuden keinen Sinn, sagt er. In großen Altbauten in den Städten mit Stuck verzierten Fassaden zum Beispiel, die unter Denkmalschutz stehen und nicht gedämmt werden können“. Da irrt ihr Herr Horlacher. Die Wohnungen können sehr wohl gedämmt werden. Allerdings nicht von außen. Die Innendämmung, früher eher ungeliebt und als kompliziert verschrien, setzt sich immer mehr durch.
K.L. Scharnweber

Ihr obiger Artikel hat mir als angehender Energieberater gut gefallen, ausgewogen und informativ. Allerdings bin ich über den Punkt gestolpert, wo Sie erklären, dass Energieberatungen nicht mehr gefördert werden. Dies war korrekt für ca. 2-3 Monate, als die Bundesregierung nach dem Karlsruher Urteil eine Haushaltsperre ausgerufen hat. Inzwischen sind die Fördergelder wieder freigegeben und die Erstellung von Sanierungsplänen (iSFP) werden mit 80% gefördert. Es würde sicher Sinn machen, diesen Nachtrag zu publizieren (ganz im Sinne Ihres Bottroper Beispiels), um ein positives Momentum zum Thema Energiewende hinzuzufügen.
Hans-Jörg Wiebe

Da Wärmepumpen genau wie E-Autos Strom benötigen, sind zwei Punkte zu beachten: a) In den vier Wintermonaten JAN, FEBR, NOV, DEZ des Jahres 2023 trug Photovoltaik mit 5,6 Mrd. kWh ca. 10 % ihrer gesamten Jahreserzeugung bei. Wie kann ich im Winter ab 16 Uhr mit PV meine Wärmepumpe betreiben; der dürftige PV-Strom reicht niemals bei Kälte dafür aus. Und für 16 Millionen Wärmepumpen haben wir 2035 selbst bei „Rundum“-Betrieb für nur je ein Viertel [≈ 4 Mill. à 5,5 kW = 22.000 MW] in kalten und windstillen Winternächten absehbar nicht genug Strom; selbst bei Abschaltung der Aufladung von 50 % aller E-Autos mit Ladebedarf (nur 0,75 Mill. der Flotte von 16 Mill.). b) Selbst wenn alle Bürger Deutschlands für eine Investition von 50.000 € rund 25 % Zuschuss bekommen, so ist dieses „linke Tasche – rechte Tasche-System“ eine Mogelpackung, denn letzten Endes ist das unser aller Steuergeld und gedacht für andere staatliche Aufgaben (Infrastruktur, Bundeswehr, etc.) „Anwendungsgebieten Umwelt-, Ressourcen- und Energieökonomik), bspw. ab 10-2005 über 9 Jahre Berater der BNetzA für Energiewirtschaft; neben je einem Energie-Ingenieur (RWTH Aachen) und Energie-Juristen (FU Berlin); Lehrbuch-Koautor seit 1998 zu „Energiewirtschaft“ (inzwischen 4 Auflagen). Wir schreiben das Jahr 2035 (nur noch 10,75 Jahre Zeit): In Deutschland werden 16 Millionen E-Autos und ebenfalls 16 Millionen Wärmepumpen betrieben, wobei letztere vor allem in den Monaten NOV – FEBR zum Heizen benötigt werden. Windkraftwerke mit insgesamt 200 GW WKA-Kapazität (heue: 68,5 GW) sind ebenso installiert wie 275 GW (heute: 74,5 GW) Photovoltaik. An drei recht kalten Wintertagen mit Flaute wollen gleichzeitig ab 17 Uhr 0,75 Millionen E-Autos mit (durchschnittlich) 40 kW Ladeleistung (≈ 30 GW) aufladen und jeweils 4 Millionen Wärmepumpen à 5,5 kW laufen im Rundum-Betrieb jeweils für einige Stunden (≈ 22 GW). Gegenüber der heutigen abendlichen Winterspitze von rund 70 – 78 GW steigt für mehrere Stunden die Last auf über 110 – 120 GW.
Dummerweise waren historisch mehrfach über mindestens drei zusammenhängende Tage weniger als 7 % der Windkraftwerke verfügbar und PV bringt im Winter i.A. dürftige Beiträge um die Mittagszeit: Rund 10 – 12 % der gesamten PV-Erzeugung in den vier Wintermonaten. Im obigen Beispiel heißt das: Ab 17 Uhr ist PV = 0 und bei 7 % WKA-Verfügbarkeit stehen ca. 14 GW aus Windkraft zur Verfügung. Alle übrigen EE-Erzeuger (Wasserkraft, Biomasse und sonstige) bringen optimistisch 12 GW. Der erneuerbare Beitrag deckt nicht einmal die Stromanforderungen von E-Autos und Wärmepumpen ab. DAS muss ein Heizungsinstallateur ja nicht wissen – ich fürchte, auch Herr Habeck weiß es nicht! Dumm nur, dass wir 2035 nur noch 10 GW Kohlekraftwerke und inkl. Habecks „neuer“ Gaskraftwerke maximal 53 GW Erdgaskraftwerke am Netz haben (konventionell maximal 63 GW): 63 + 26 GW = 89 GW < 110 GW! Und das 3 Tage lang! Solange wir immer nur Teilaspekte eines (sehr sensiblen) Gesamt-(Strom-)Systems wahrnehmen, wird „die Energiewende“ glorreich gegen die Wand gefahren!
Wolfgang Ströbele

Sie haben in ihrer Umfrage die Kraft-Wärme-Kopplung, also Block Heizkraftwerke vergessen. Wir sind damit sehr zufrieden.
W. Herrmann

Wir haben vor 18 Monaten zwei Wärmepumpen eingebaut in unser unsaniertes Haus aus dem Jahr 1978. Es sind Luft-Luft-Wärmepumpen, sog. Klimaanlagen, die im Sommer auch kühlen können.  Solche Anlagen werden von den Heizungsbauern nicht angeboten, sie besitzen in der Regel auch kein Knowhow darüber. Diese Anlagen werden meist von anderen Handwerkern vertrieben und eingebaut, obwohl auch diese Firmen Luft-Wasser-Wärmepumpen im Angebot haben, die in eine bestehende Heizung integriert werden. Das ist schade, da diese Wärmepumpen kleiner sind und dezentraler an die Hauswand angebaut werden können und außerdem um zwei Drittel kostengünstiger sind. Bei uns läuft die 10 Jahre alte Gasbrennwertheizung weiterhin als Zusatzheizung bei Temperaturen unter -5° und zur Brauchwassererwärmung zur Unterstützung der Solaranlage, die hauptsächlich im Sommer rentabel arbeitet. Bei diesen niedrigenTemperaturen ist der Wirkungsgrad aller Wärmepumpen geringer.  Mit dieser „Hybridanlage“ haben wir die fossile Energie Gas um zwei Drittel reduziert, den Gesamtenergiebetrag um die Hälfte, da das Gas durch Strom ersetzt wurde, aufgrund er hohen Wirkungsgrade von Wärmepumpen und der hohen Effizienz von Luft-Luft-Wärmepumpen, da eine Heizung nicht betrieben werden muss.
Alfons Beiser

Vielen Dank für den o.g. Artikel über die Wärmepumpen-Debatte insbesondere vom letzten Jahr. Endlich wird einmal umfassender aufgeklärt und aufgedeckt, was damals und großteils heute immer noch an Irrtümern, Desinformation, überholtem Wissen und Propaganda gelaufen ist.  Einiges war sogar mir als hochinteressiertem Klimaschützer sogar jetzt noch neu, große Teile des jetzigen Wissens habe ich schon zuvor, aber leider erst nach der weitgehenden Kapitulation von Robert Habeck bzw. der „Kastrierung“ des Heizungsgesetzes (wie meiner Erinnerung nach Mojib Latif sich ausdrückte) gelesen oder sonst erfahren, so dass ich mit damaligen Leserbriefen nicht so energisch und fundiert korrigieren und kommentieren konnte wie heute.  Die erste Information zur Korrektur der überholten Beratungen in Sachen Wärmepumpen erhielt ich ausgerechnet von einem Artikel der „Finanztest“, die ja sonst andere Schwerpunkte hat als Rettung von Ökologie und Klima; deutlich später folgte dann eine Doku-Sendung im Fernsehen über die alten und neuen Weisheiten und Erfahrungen.   Mein Verdacht ist, dass es sich auch teilweise um eine Kampagne von fossilen wirtschaftlich investierten — und deren „Paten“ in der Politik handelte, wie es auch bei einem Teil der Widerstände gegen die Windkraft aufgedeckt worden ist.  Einige der Leute, die bzgl. Klimasorgen und Forderung von nicht nur mehr, sondern ausreichendem Klimaschutz von „Hysterie“ sprechen, haben hier mal wieder eine Menge Hysterie gegen diese Art des Schutzes des Klimas verbreitet oder bewusst geschürt.
Meine Familie und ich haben damals für unser eigenes Haus einfach selbst ein Experiment gemacht, und ausprobiert, ob unser 1979 gebautes Haus sich mit einer stark abgesenkten Vorlauftemperatur — entsprechend Wärmepumpen vor 10 – 20 Jahren — beheizen ließ.  Es ging problemlos, sogar ohne irgendeinen Heizkörper auszutauschen, wobei die meisten schon modernere Flach-Heizkörper waren.  Etwas später bei ungünstigeren Bedingungen mussten wir vorübergehend die Vorlauftemp. von ca. 35 auf 40-50 Grad erhöhen, was mit den modernsten effizientesten Wärmepumpen ja auch kein Problem mehr ist. Leider hat sich vor allem bei der Debatte auch der größte Teil der Mainstream-Medien nicht gerade „mit Ruhm bekleckert“:  Vielfach wurde mehr bis schwerpunktmäßig   den vielfach befangenen oder fehlinformierten politischen und Lobby-Stimmen Bühne und Raum gegeben, incl. übertriebener Kritik an „handwerklichen Fehlern“ ,  statt  konkreten Erfahrungen und Experten,  die auf dem neuesten Stand von Technik und Wissenschaft waren oder sind.  Auch die vorbildliche Vorgehensweise und ermutigenden Erfahrungen von Bottrop habe ich erst jetzt von Ihnen gelesen, woraus allerdings auch nicht hervorgeht, wie die das dort finanziert haben oder ob dafür dort bessere Voraussetzungen bestanden als andernorts.  Möchte wissen, was ARD, ZDF, Bildungssender, Hörfunk und Zeitungen damals gehindert hat sich nach solchen Erfahrungen und Experimenten technischer wie soziologischer Art zu erkundigen und darüber zu berichten statt über die Kakophonie der verschiedenen Lobbys und Politiker.  Die mutmaßlichen Motive der BILD sind ja seit langem bekannt, ebenso die vieler Täter in den a-sozialen Medien.  Besonders bei den Print-Medien ist sicher auch ein Problem, dass sie angesichts der Konkurrenz der digitalen und a-/sozialen Medien immer mehr an Kosten einsparen mussten und wohl auch dort immer mehr „familienverträgliche“ Arbeitszeiten eingeführt wurden, so dass die Personal-Kapazitäten für Recherchen beschränkt sind.  und Emotionen verkauften sich schon immer leichter als Fakten, besonders wenn letztere etwas komplizierter sind als das Wort „Heiz-Hammer“.
Das große Problem der Inflation ist m. E.  eher gerade ein Pro-Argument auch für Wärmepumpen, da man mit ihnen eine Sachwert-Anlage hat, die durch Verringerung künftiger Heizkosten sich auch amortisieren dürfte, besonders für die nächsten Generationen, zumindest wenn nicht unter dem Einfluss der fossilen Lobbys und fossil exportierender Länder und konservativen und rechten Parteien nicht auch noch die CO-2 Bepreisungen, besonders deren weitere Steigerungen bekämpft und schließlich abgeschafft werden. Und insbesondere die vielfach beklagten Strompreise sind ja teils auch bedingt durch die Jahre langen Widerstände gegen Windkraftanlagen, auch teils finanziert und befeuert von fossilen Interessen wie bei der „Vernunftkraft“, die eigentlich „Kraft der Desinformation und Unvernunft“ heißen müsste, sowie das korrekturbedürftige „Merit-Order-System“, abgesehen von der Gasverknappung infolge des Krieges in der Ukraine.  Sie haben total Recht, dass das wesentliche Problem der Wärmewende das ausreichender und guter Information ist, statt etwa Probleme der Technik, Kosten oder angeblicher „handwerklicher Fehler“ oder „Hämmer“.  Mit dem Zugeben von Fehlern ohne gleichzeitige Kritik an den desinformativen und Tunnelblicke verbreitenden Gegnern sind für meinen Geschmack sogar die Grünen viel zu defensiv, wenn nicht defätistisch.   Auch ein Teil der als „erneuerbar“ deklarierten Energien wie Pellets, sonstiges Holz, Biogas oder Biodiesel hat zumindest erhebliche Risiken und Nachteile verglichen mit Wind- und Solar-Strom und Wärmepumpen oder auch Solar-Thermie. DAs gilt besonders, wenn und wo keine Kontrollen über die Bedingungen und Herkunft solcher Energieträger bestehen, z.B. wenn sie nicht aus Abfall- und Rest-Biomaterial, sondern durch Kahlschlag oder auch indirekt auf Kosten von Flächen für Wälder, Moore und sonstiges gewonnen werden. In solchen Fällen ist die Deklaration sogenannter EE aus Pflanzen-Material mehr Greenwashing als sonst etwas.
Insgesamt kann ich Ihrem Artikel nur weite Beachtung und große Aufmerksamkeit und Verbreitung wünschen, denn die Uhr bis zur Überschreitung der 1,5 Grad und etwa nahe dem Punkt wohl auch der irreversiblen Kipppunkte tickt, und der Weg dahin ist kaum noch aufzuhalten.   Angesichts dessen kämpfen die Energie-Wender und Klimaschützer auf fast verlorenem Posten. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und wer aufgibt, hat sofort verloren und versäumt außerdem die Chance, mit halbwegs gutem Gewissen und erhobenem Haupt dem kommenden entgegenzugehen.
Peter Selmke

Sie sprechen sich in dem Artikel für den Einsatz von Wärmepumpen aus. Die Aussage, dass Wärmepumpen den dreifachen Wärmewert gegenüber dem Strombedarf liefern, scheint mit sehr geschönt. Den drei – bis 4fachen Wert liefern Luft-Wasser-Wärmepumpen im Sommer bei höheren Lufttemperaturen. Bei Temperaturen um oder unter null geht der Wert extrem in den Keller. Und die im Altbau bei negativen Außentemperaturen benötigten Vorlauftemperaturen von 65 bis 75 Grad liefern die Wärmepumpen – wenn überhaupt – nur mit elektrischen Heizstäben. Vor etlichen Monaten fand ich entsprechende Kurven, in denen der Abfall des Wärmewertfaktors angegeben war. Bei einer Vorlauftemperatur von 35 Grad und einer Außentemperatur von 0 Grad, war der Faktor bereits bei 1 gelandet. Es mag sein, dass heutige Wärmepumpen etwas bessere Werte liefern, aber in einem Altbau ohne Fußbodenheizung braucht man leider sehr hohe Vorlauftemperaturen bei negativen Außentemperaturen. Wenn diese dann nur elektrisch erzeugt werden können, ist die CO2-Emission sehr hoch, zumindest solange ein erheblicher Anteil des Stroms weiterhin in Kohlekraftwerken produziert werden muss. Ein derart ausführlicher Bericht sollte eine Kurvenschar wiedergeben, in dem der kWh-Faktor für unterschiedliche Vorlauftemperaturen gezeigt wird, und der tatsächliche Stromverbrauch über der Außentemperatur. Ich hatte in der letzten Zeit mehrfach vergeblich versucht, die gewünschten Werte im Internet zu finden. Als ich aber einen renommierten Anbieter von Wärmepumpen befragte, und angab, dass in meinem älteren Haus eine Einrohrversorgung für die Heizung installiert wurde, kam die Aussage, da könne ich den Einsatz von Wärmepumpen getrost vergessen. Das war wenigstens ehrlich. Mich ärgert auch, dass nicht nur intensiv für Wärmepumpen geworben wird, sondern noch stärker für Photovoltaik, obwohl bei der Herstellung der Elemente enorm viel Energie benötigt wird – aber das geschieht ja in China.
W. Picht

Ein aus meiner Sicht wesentlicher Punkt wurde zu schwach beleuchtet: Die Bedeutung der Bild-Zeitung, die mit ihrer nicht-endend-wollenden Kampagne die Erregung geschaffen oder zumindest ordentlich mit befeuert hat. Das liegt zum einen daran, dass sie grundsätzlich ein Provokationsprofiteur ist (Erregung = Auflage). Zum anderen dürfte auch der Investor KKR, der bedeutende Anteile des Springer-Konzern hält, zumindest eine mittelbare Rolle spielen: einen nennenswerten Umsatz erzielt dieser KKR mit Investitionen in alte, fossile Infrastruktur. Da wäre es doch gegen die eigenen Interessen, wenn eine Zeitung aus dem eigenen Portfolio die Energiewende befürworten würde.
Thomas Schwerdtner

Das kleine Bild in dem Artikel „Die aufgeheizte Republik“ zu den noch viel verwendeten Öltanken hat mich an meine eigene Heizungssituation erinnert. Als Hintergrund dazu: Unser Einfamilienhaus ist Baujahr 1988 / 89, Ziegelbauweise, Doppelverglasung, eine der ersten PU Schaum Außenisolierung auf dem Dach. Heizungssystem Niedertemperatur-Ölkessel mit Fußbodenheizung im Wohnbereich und den Bädern sowie Niedertemperaturheizkörper in Schlaf- und Kinderzimmern. Zusätzlich ein Kachelofen und seit 2006 eine Solarthermieanlage für das Brauchwasser im Sommer. Ölverbrauch 2500 – 3000l pro Saison! Dreißig Jahre später kurz vor der Pensionierung wurden die Zulaufstutzen der Öltanke irreparabel undicht. Damit kam die Frage auf, was tun? Ein direkter Ersatz der Öltanke kam aufgrund des fortschreitenden Klimawandels und des Alters des Ölkessels nicht in Frage. Nach intensiver Beratung mit Heizungsbauern und Besuch der „Heim und Handwerk“ schied die Option Pellet-Heizung aufgrund des hohen Pflegebedarfs – Aschenkasten, Reinigung Pelletbunker … – aus. Wir folgten der Empfehlung unseres Heizungsbauers zum Einbau einer Gashybridheizung, d.h. Gastherme mit unterstützender Wärmepumpe. Damalige staatliche Förderung (2020) 40% incl. Abwrackprämie für den Ölkessel. Es war nach nunmehr einigen Jahren Erfahrung die beste Entscheidung: Nicht nur die Öltanke waren marode, auf der ölfeste Anstrich im Tankraum.
Die Optimierung von Gastherme und Wärmepumpe benötigte einige Zeit, funktioniert aber inzwischen über ein Kostensteuerung Gas- zu Strompreis bestens. Inzwischen übernimmt die Wärmepumpe an Frost freien Tagen die Hauptheizlast, der Gasverbrauch liegt deutlich unter 600m³ pro Saison Lautstärke der Wärmepumpe ist kein Problem. Durch Installation einer PV-Anlage mit Speicher im letzten Jahr sind auch die Stromkosten selbst im Winter sehr überschaubar. Mein Rat daher an jeden Hausbesitzer: Keine Angst vor Veränderung. Auch ältere Häuser eignen sich für den Einbau einer Wärmepumpe.  Wie geht es für uns weiter? Sollte die Gastherme kaputt gehen (hoffentlich erst in einigen Jahren) erfolgt sicherlich der vollständige Umstieg auf Wärmepumpe, ggf. mit einer weiter ergänzten PV-Anlage. Diese könnte dann im Sommer auch ein E-Auto speisen, wenn in einigen Jahren unser jetziger Benziner zu ersetzen ist. Ich schreibe diesen Leserbrief, um anderen Hausbesitzern Mut zu machen und eine machbare Option aufzuzeigen. Natürlich haben wir viel Geld in unser Haus investiert. Es rechnet sich aber hinsichtlich des notwendigen Klimaschutzes auf jeden Fall und das Heizen mit überwiegend eigenem Strom gibt ein sehr gutes Gefühl! Dieser Leserbrief könnte daher auch in der Rubrik „Was unser Leben reicher macht“ erscheinen, wenn er dafür nicht zu lang wäre.
Ingo Harder

Mit großem Interesse habe ich diesen Artikel gelesen, vor allem weil in meiner Wohnanlage auch ein Heizungsaustausch ansteht. An etlichen Stellen bleiben bei mir aber reichlich Fragen offen. Wieso können Altbauten mit stuckverzierten Fassaden nicht von innen gedämmt werden? Um welche Wärmepumpen geht es hier überhaupt? Es gibt Luft-Luft Wärmepumpen, Luft-Wasser Wärmepumpen, Wärmepumpen, die durch das Abkühlen von See-, Fluss- oder Meerwasser arbeiten oder solche, deren Wärmeschlangen in etwa 1,5 m Tiefe im Grundstück verlegt werden oder die mit vertikalen Tiefenbohrungen von 100 m oder mehr arbeiten. Die letztgenannten Anlagen können durchaus auch im Keller stehen, wenn die Bohrung im eigenen Garten durchgeführt werden kann und die Geräuschentwicklung ist auch nicht unbedingt größer als die einer Ölheizung, wo ab und an der Brenner anspringt (wie ich bei einem Bekannten in Stockholm erlebt habe)! Ein Problem beim Umbau und der Beantragung der Förderung ist auch an einen qualifizierten Energieberater zu kommen, der uns allerdings schon erheblich mehr gekostet hat als im Artikel erwähnt mit zudem einem eher zweifelhaften Erfolg, weil man möglichst alle möglichen Antworten kennen muss, um die richtigen Fragen zu stellen! Die Dämmung mit Styroporplatten, die uns unser Energieberater angeboten hat, ist ja schon in einigen Fällen mit entsprechenden Folgen abgefackelt worden und man kann mit erheblich weniger Aufwand Nistplätze für Vögel und Eichhörnchen bauen! Welchen Sinn es hat, angeblich undichte Zweischichtisolierglasfenster durch Dreischichtisolierglasfenster mit Zwangsbelüftung zu ersetzen, bei denen man dann zusätzlich eine Zwangsentlüftung mit entsprechenden Geräuschen installieren muss, hat sich mir auch nicht erschlossen.
Und wie sich der Herr für den Fall von ausnahmsweise tiefen Temperaturen die Schichtholzbefeuerung der Kaminöfen in der Anlage vorstellt, die nicht in allen Wohnungen eingebaut sind, bleibt bei uns jedenfalls auch im Dunkeln. Und über Qualmbelästigung von Mitbewohner und Nachbarn hat er wohl auch nicht nachgedacht! Dass man mit einer Wärmepumpe mit Strom heizt, veranlasst mich zu der Frage, was denn die Stromversorger dazu sagen würden, wenn wir mit einer Anlage von 38 Wohnungen plötzlich mit Wärmepumpen heizen. Wobei sich für Hamburg dann schon auch die Frage nach dem Strompreis stellt? Wenn im Artikel auf Schweden hingewiesen wir, so ist hier in Nordschweden ein Preis von etwa 1,30 SEK bis 1,50 SEK entsprechend z.Zt. etwa 0,11 € bis 0,13 E inklusive aller Steuern und Festkosten so niedrig, dass manche Häuser direkt mit Strom geheizt werden. Wobei in unserer Anlage in Hamburg, das Gartenbauamt um jeden Ast der hohen Bäume kämpft, sodass sich Photovoltaik vermutlich nur beschränkt einsetzen lässt, falls die Statik der Dächer das überhaupt zulässt. Vielleicht sollten wir ja nach Bocholt umziehen!
Klaus W.Jessen

Die Summe aller positiven Beispiele erklärt nicht den flächendeckend geringen Anteil von Wärmepumpen zum Heizen in Deutschland. Die Autoren hätten die Grafik zu den installierten Wärmepumpen in Europa nur um eine Grafik mit den Strompreisen in den betrachteten Ländern ergänzen müssen. Vorschläge von Agora, die Abgaben auf Strom zu senken, dienen nur der Verschleierung der wahren Kosten unserer Stromwende. Mit der Abschaffung der EEG-Umlage wurden die Verbraucher schon entlastet. Die Finanzmittel werden aus dem Bundeshaushalt genommen und stehen nicht mehr für die Klimatransformation zur Verfügung. Solche „Entlastungsmaßnahmen“ wären nur die Fortsetzung des populistischen Handelns der Regierung Merkel, das letztendlich in die aktuelle Misere geführt hat.
Hans-Günther Vieweg

Mit Interesse habe ich Ihren Artikel zum Thema Wärmepumpe und der entsprechenden Verunsicherung der Bevölkerung zu diesem Heizsystem gelesen. Als Energieberater kann ich bestätigen, dass es diese Verunsicherung gibt und muss rückblickend dazu auch sagen, dass hier die Medien ihren Teil dazu beigetragen haben. Leider – denn die Bereitschaft vieler Leute, sich neuen Techniken die dem Klimaschutz, der Unabhängigkeit von Energieimporten und dem technologischen Fortschritt dienen zuzuwenden ist groß. Leider sind diese wichtigen Themen im Jahr 2023 völlig ‚verheizt‘ worden – so dass eine sachliche Auseinandersetzung und Information in den allgemeinen Medien nicht mehr stattgefunden hat. Und leider ist auch jetzt schon wieder im letzten Teil des Artikels eine Aussage, die so nicht stehen bleiben kann. Die aber natürlich recht gut ins allgemeine Bild passt und den Ruf der ‚Ampel‘ als planlose Regierung in Berlin mal wieder bestätigt: es gibt ein Informationsproblem – und was macht die Bundesregierung? Streicht die Mittel für die kostenlose Energieberatung, anstatt sie bundesweit auszubauen! Dies ist aber nicht richtig: es gibt seit 1978 eine kostenlose Energieberatung der Verbraucherzentrale-Energieberatung – bundesweit. Jede Bürgerin, jeder Bürger kann in Beratungsstellen bundesweit kostenlos zu Themen wie energetische Gebäudesanierung, Heizungstechnik oder erneuerbaren Energien beraten werden. Und wer bereit ist 30,-€ (!) auszugeben – zu dem kommt auch eine Beraterin oder ein Berater nach Hause. Und mit dem individuellen Sanierungsfahrplan – einem sehr ausführlichen Beratungsinstrument – auch vom Bund/BAFA gefördert und zu 80 % bezuschusst – hat man eine sehr gute Grundlage für spätere Sanierungsschritte. Dieser war für gut zwei Monate ausgesetzt und kann seit Februar wieder beantragt werden.
Herry Rubarth


Leserbriefe zu „Warum ein Gymnasium in Pullach seinen Namen ändern möchte …“ von Kathrin Hörnlein

Zur NSDAP-Mitgliedschaft von Herrn Preußler besteht über das Bundesarchiv ein im Durchschnitt zu 80% sicherer Zugang (https://www.bundesarchiv.de/DE/Content/Artikel/Finden/Epochen/finden-epochen-nutzung-NSDAP-Kartei.html). Mich verwundert, dass bisher keine der Streitparteien diesen Weg genutzt hat (auch wenn ich für mich selbst gestehe, basierend auf der SA-Mitgliedschaft meines Großvaters da bisher nicht gezielt nachgehakt zu haben …). Ich kann in Teilen verstehen, warum die Familie Preußler den Nachlass nicht völlig frei zur Verfügung stellen will. Ist denn sein Verlag so wenig an einer qualifizierten wissenschaftlichen Aufarbeitung interessiert?
Martin Hommel

Ich möchte der Autorin Frau Hörnlein meine Anerkennung für den sehr anschaulichen und differenzierten Artikel aussprechen.  Ein Gymnasium mag sich seinen Namen nach dem aktuellen Willen seines Lehrkörpers und der Elternschaft wählen. Also einfach: „Otfried Preußler in allen Ehren, aber wir halten xy für eine(n) geeignetere(n) Namensträger(in“). Punkt. Einem damals noch sehr jungen Menschen seine seinerzeitige Begeisterung für eine Ideologie anzulasten, deren Auswirkungen er gar nicht abschätzen konnte, ist eine unsagbar pharisäerhafte Einstellung. Viele meine ehemaligen Kommilitonen in Marburg verehrten als „Spartakisten“ unkritisch die DDR und die Sowjetunion; andere als „Maoisten“ einen Menschen, der Millionen seiner Untergebenen auf dem Gewissen hätte haben müssen (wenn er eines gehabt hätte). Ist ihnen das anzulasten? Ja, wenn sie auch nach dem Besuch des Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen bei ihrer Einstellung bleiben. Sonst nicht.  Otfried Preußler mag sich nicht theatralisch von seinen „Jugendsünden“ distanziert haben – durch seine späteren Werke hat er m. E. genug geleistet. Wie gesagt, eine Schule mag heißen, wie es den Verantwortlichen gerade gefällt. Aber bitte ohne hohles Pathos.
Friedrich Schweikert

Die Diskussion um Otfried Preußler als Namengeber von Schulen zeigt in einem Brennspiegel, wie bequem man es sich in den Schützengräben des Kulturkampfes eingerichtet hat. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus: Seit wann werden Schulen nach Persönlichkeiten benannt, die aufgrund ihrer Biografie als ‚moralische Vorbilder‘ dienen? Keine Ingeborg Bachmann und kein Ludwig van Beethoven würden sich dann eignen, und schon gar nicht ein Werner Heisenberg oder so manche Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Die meisten von ihnen wurden aufgrund ihres politischen, wissenschaftlichen oder künstlerischen Wirkens gewählt, nicht wegen ihres vorbildhaften Lebenswandels. Was Otfried Preußler anbetrifft: Er hat sich in seinem einzigartigen Schlüsselroman Krabat mit seiner eigenen jugendlichen Verführbarkeit während des Nationalsozialismus mit einer Klarheit und Ernsthaftigkeit auseinandergesetzt, zu der Schriftsteller seiner Generation wie Günter Grass oder Alfred Andersch nie fähig waren. Es sind doch unsere Verwundbarkeit und die Auseinandersetzung mit unseren Fehlleistungen, die wesentliche Antriebe für geistige Leistungen des Menschen sind, nicht unsere Anpassungsfähigkeit an den Zeitgeist. Wenn wir nur noch Menschen zum Vorbild nehmen, deren Lebenslauf sie als beamteter bayerischer Lehrer empfiehlt, dann säen wir die Saat für zukünftige Intoleranz. Der Leiter des Gymnasiums Pullach wird Schwierigkeiten haben, jemanden zu finden, der seinem gesinnungsethischen Rigorismus entspricht – und wahrscheinlich nach langer Suche sich selbst vorschlagen müssen. Wie war doch gleich sein Name?
Bernhard Malkmus

Nein, dieses Mal spinnen nicht die Römer, dieses Mal spinnen einige Lehrer im Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach. „Da fliegen doch gleich die Löcher aus dem Käse“, diese Zeile sang „Gottlieb Wendehals“ alias Werner Böhm (1941-2020) in seiner „Polonaise Blankenese“-Hit. Wer will hier schon wieder mal päpstlicher als der Papst sein? Wie sagte da vor ein paar Tagen der Publizist und Buchautor Henryk M. Broder (*1946) im Nachrichtensender WELT, wenn schon für das Otfried-Preußler-Gymnasium ein neuer Name hermuss, dann sollte man gleich drüber nachdenken, ob es vielleicht sinnvoller wäre, diesen doch etwas „anstößigen“ Ortsnamen von „Pullach“, gleich mit abzuändern. Der Schriftsteller Otfried Preußler (1923-2013) soll mal ein strammer Nazi gewesen sein!? Welcher Personenkreis hat eigentlich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg unser Deutschland wieder mit aufgebaut?
Klaus P. Jaworek

Was sind das nur für selbstgerechte und profilierungsfreudige Herrschaften aus Pullach, die Otfried Preußer so anklagen? Aufgewachsen in einem liberalen demokratischen Staat tun sie sich leicht, über diejenigen zu urteilen (und sie zu verurteilen), die sich vor mehr als 80 Jahren von einer hervorragenden Propagandamaschine haben fangen lassen. Sehr jung, sehr unerfahren, sehr manipulierbar. Mein Schwiegervater, Jahrgang 1920, hat nie vom Krieg und der Zeit davor erzählt. Erst als sechzig Jahre Kriegsende begangen wurden und im Fernsehen jede Menge Berichte und Filme dazu zu sehen waren, wurde er – erstmals für die Familie offensichtlich – von Albträumen heimgesucht und schreckte nachts schreiend auf. Darüber sprechen wollte er dennoch nicht, als wollte er ein Trauma nicht aufwecken. Meine Großmutter weigerte sich strikt, über die Zeit vor 1945 zu reden, nicht weil sie nationalsozialistische Tendenzen gehabt hätte, sondern weil es einfach zu schmerzhaft war. Von einem Otfried Preußler verlangt man das aber. Hat er nicht das gleiche Recht wie alle, die ihre Kriegs- und Vorkriegserlebnisse nicht an Stammtischen aufgearbeitet, sondern tief in sich begraben haben? Und welchen Schaden soll vermeintlich die Hexerei der kleinen Hexe anrichten? Alle Kinder lieben sie. Hat man in Pullach keine anderen Probleme, die medienwirksam um Aufmerksamkeit sorgen könnten?
Andrea Bachmeyer

Herzlichen Dank für diesen Artikel! Er gibt zu 100 % meine Empfindungen beim Lesen wieder. OP hat mich während meiner Kindheit und Jugend begleitet und ich lese meinen Enkelkindern aus seinen Büchern gerne vor. Daran können auch Schilderungen aus dem Leben des Autors nichts ändern. Aus der Geborgenheit einer wohlbehüteten Nachkriegsjugend heraus weitreichende Urteile über einen Verstorbenen zu treffen, der sich nicht mehr erklären kann, ohne sich in die Zeit und den damals herrschenden Zeitgeist einfühlen zu können, ist anmaßend aber leider auch sehr zeitgemäß. Die „Kritiker“ verlieren über ihren Eifer, etwas zu entdecken und an dem Denkmal des Schriftstellers zu kratzen, das Werk desselben und die darin vermittelten Werte aus dem Auge. Leider ist ein Einsehen der Protagonisten im augenblicklichen Stadium nicht zu erwarten. Wie weitreichend der Tumult noch gehen wird, wo doch Familie, Schulpersonal und Politik sich öffentlich meinen positionieren zu müssen, werden wir erdulden müssen. Danke für die sachliche Schilderung und die Zurückhaltung, mit der Sie und die ZEIT das Thema behandeln. Und vielleicht gut, dass OP diese moderne Hexenjagd nicht mehr erleben muss!
Ralf Schickhaus

„Natürlich kommt die späte Erkenntnis zu spät“, so Preußler über seine jungen Jahre im Nationalsozialismus – aber sie kam und trug Früchte! Muss man ein Gymnasium in Pullach nach Otfried Preußler benennen? Nein. Kann man eine Schule nach Otfried Preußler benennen? Unbedingt, denn sie ist ein Ort, der verheißt: Du bist jemand, der auf dem Weg ist. Du musst nicht an der Stelle bleiben, an der du gerade stehst. Du bist im Wachsen und Werden. Du kannst die Welt zum Guten gestalten. Gerade dafür sind Preußler und seine Protagonisten ein Beispiel.
Luise Lüling

Alles muss raus – was irgendwie namentlich-persönlich mit der NS-Vergangenheit zu tun hatte: nun ist Otfried Preußler (1923-2013) dran! Er, der das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, den Bayerischen Maximiliansorden und Titularprofessor der Republik Österreich plus nationaler und internationaler Auszeichnungen als Anerkennung seines Werkes und Lebens, erhalten hatte: wird jetzt wohl vorab demontiert durch das Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach, das eine Schulnamensänderung vornehmen will… Was ist ihm, dem Otfried eigentlich anzulasten aus damaligen braunen Zeiten? Man könnte bis in seine Jugendzeit – im damaligen Sudetenland der nach dem I. Weltkrieg neu gegründeten Tschechoslowakei – zurückbesinnen, dessen Eltern (Mutter: Ernestine Tscherwenka, Vater Josef Syrowatka) sich im Deutschtum verbunden sahen und später ihren Ehe-Familien-Namen (nach der Großmutter Agnes Praizler) in Preußler abänderten… Der Sohn Otfried ging auf die Allgemeine Deutsche Volksschule und auf die Oberschule in Reichenberg. Tschechisch wurde als eine Zwangssprache (seitens des neuen Staates) eher unfreiwillig und ungern mit gelernt – Otfried hatte sich der Jungturnerschaft angeschlossen – dort wurde das deutsche Volkstum zudem sehr in den Vordergrund gestellt. Hitler hatte im „Münchner Abkommen (Diktat von München)“ vom 29. Zum 30. September 1938 – zusammen mit Chamberlain, Daladier und Mussolini – sich faschistisch-rabiat durchgesetzt: die Tschechoslowakei hatte das Sudetenland an das Deutsche Reich abzutreten und innerhalb von wenigen Tagen sich aus diesem Gebiet zurückzuziehen. Eine politische Festlegung – ohne dass die Führung (Präsident Edvard Benes) der Tschechoslowakei hierbei verändernden Einspruch einlegen konnte! Auch Polen und Ungarn nutzten diese „Aufteilung“, um sich selbst auch Gebiete (wieder) einzuverleiben: der Staat Tschechoslowakei wurde geplündert. Hitler nahm dies mit zum Anlass, die für ihn so genannte „Rest-Tschechei“ entgegen dem „Münchner Abkommen“ am 15. Und 16. März 1939 zu okkupieren – daraus das Protektorat Böhmen-Mähren zu installieren. Frankreich und England verdrängten diesen Abkommensbruch des (nunmehr sich der Vorsehung fügenden) Größenwahnsinnigen „Führer“ des Großdeutschen Reiches – das bereits Österreich in seinen „Anschluss“ genommen hatte – und am 13. März 1938 eine Volksabstimmung dies bestätigen sollte…
Im Sudetenland war großer Jubel ausgebrochen: die Sudetendeutschen dort votierten fast einstimmig für Adolf Hitler und das Deutsche Reich – Otfried macht Karriere in der allgegenwärtigen Hitlerjugend (HJ): wird bis zum November 1940 zum Oberjungzugführer ernannt und dann im Oktober 1941 sogar Führer eines Ausbildungs-Fähnleins. Otfried war damals 17 Jahre jung – wobei einige Jahre später im März 1945 ein ebenfalls 17-jähriger Günter Grass in der Waffen-SS-Division Frundsberg vorzufinden ist, freiwillig oder eingezogen: jedenfalls glaubte der Jugendliche Günter Grass zu diesem Zeitpunkt noch an den Endsieg. Jahrzehnte später – als internationaler Großschriftsteller mit dem Literatur-Nobelpreis – „erinnerte“ sich der SPD-Trommler (in eigener Sache) Grass öffentlich im Jahre 2006 an die kurze Zeit in der Waffen-SS. Auch das ein Häuten der „deutschen“ braunen Zwiebelei! In seinem Brief an den ehemaligen israelischen Botschafter Ytzchak Mayer erhofft sich Günter Grass eine Art von Vergebung: „…So kann ich nur bitten, dass alles, was nach meinem siebzehnten Lebensjahr meine umwegreiche Entwicklung ausgemacht hat, und was sich erkennen lässt als das, was ich als Schriftsteller und Künstler sowie engagierter Bürger meines Landes geleistet habe, als Gegengewicht wahrgenommen wird.“
Kurz nach dem Abitur meldet sich Otfried Preußler freiwillig in den Krieg, wird vom Gefreiten zum Leutnant und Kompanieführer: dann kam er im August 1944 während eines sowjetischen Großangriffs unter schwersten Verlusten als Überlebender in die Kriegsgefangenschaft – wobei Otfried Preußler fast fünf Jahre in verschiedenen Gefangenenlagern erst im Juni 1949 nach Deutschland entlassen wurde… Was war den Otfried Preußler vorzuwerfen – die Sowjets hätten ihn nicht „vorzeitig“ aus der Gefangenschaft entlassen, wenn er nationalsozialistisch aufgefallen wäre! Zwar hatte er mit 17 Jahren einen HJ-Roman geschrieben, eigentlich eher ein Blut-und-Boden-Abklatsch mit deutscher Heimatüberhöhung „Erntelager Geyer“, dieses völlig belanglose Jugendportrait eines Hitlerjungen… Ihm nun daraus eine Nazi-Vergangenheit anhängen zu wollen ist schon ein beständig typisch deutscher Kotau vor der aufoktroyierten Selbstverachtung bis in alle Ewigkeiten – wann endlich werden die kleinsten Fische im braunen Haifischbecken der Gesternzeit in/zu ihrer Vergangenheit von den säubernden Anglern posthum in Ruhe gelassen; oder zählt gegen Otfried Preußler zudem – was Katrin Hörnlein zu seiner Autobiographie anteilig so beschreibt: „Was bleibt, ist der Vorwurf, Preußler habe geschwiegen. Es gibt lebhafte Erinnerungen des Autors an seine Kindheitstage und erschütternde Berichte über die Jahre der Kriegsgefangenschaft – für die Zeit dazwischen hat er offenbar keine Worte gefunden. Geradezu dröhnend wird dieses Schweigen, wenn er von der Ärztin berichtet, die ihm im Sowjetlager das Leben rettete – und die Jüdin war. Dass wenige Jahre zuvor in Reichenberg (Anm. RvM: Geburtsort von O.P.) die Synagoge brannte und Hunderte Juden aus der Stadt deportiert wurden, dazu kein Wort.“
Wenn durch Namensgebungen einer Schule jeweils diese benannte Person kein Vorbild für die Jugend sein könne – dann müssten aus allen Geschichtszeiten diese Gestalten auf ihre Nettigkeit und Sittsamkeit überprüft werden und dann sollten aber auch alle Kirchen und Klöster und sonstige religiösen Einrichtungen an den Pranger zu stellen sein… Macht dann aus diesen unheiligen Hallen entsprechende Tanzpaläste – damit deutlich zur Kenntnis kommt: dass wir Menschen doch fast allesamt nur der Lust frönen wollen, keinen Bock auf Arbeit haben und ansonsten „den lieben Gott einen guten Mann sein lassen“… Otfried Preußler hat so vielen Millionen Kindern mit seinen 38 Kinder-, Jugend- und Bilderbüchern in 55 Sprachen übersetzt: unendliche Freude und Spaß bereitet und auch Nachdenklichkeit – woher wohl kommen die über 50 Millionen Bücher, die in der Kinderwelt gelesen, betrachtet und erfühlt wurden und werden…
Die Umbenennung oder Beibehaltung des Otfried-Preußler-Gymnasiums geht in die vorerst letzte Runde: „Am 13 März um 9 Uhr 30 entscheidet in Pullach die nächste Instanz, der sogenannte Zweckverband, über die Umbenennung des Gymnasiums. Das letzte Wort hat das Kultusministerium. Der Vorhang im Kasperletheater ist noch nicht gefallen.“ Man kann Katrin Hörnlein und dem Feuilleton von DIE ZEIT nur danken, dass hierbei eine doch deutlich objektive Berichterstattung stattgefunden hat! Jedenfalls dürfen die Kinderbücher des Otfried Preußler durch dessen falschen Beschuldigungen keinen Schaden nehmen – in diesem System wird das Jungsein doch schon genug manipuliert durch die Unfreiheit des kindlichen Anwesendseins. In diese Erwachsenenwelt dann zu müssen: Kinder können sich das nicht vorstellen wollen!
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Den Akteuren vor Ort, aber nicht nur diesen, empfehle ich, den Roman „Das Vorbild“ von Siegfried Lenz zu lesen. Wie doch die Diskussion im Roman von 1973 den heutigen Auseinandersetzungen gleicht. Wäre doch das Drama von Pullach um Otfried Preußler auch nur ein glänzend geschriebener Roman.
Heinrich Schulz

Wir als Nachgeborene haben ja den Vorteil, dass wir im Dritten Reich nie in die Verlegenheit gekommen wären, bei dieser Sache mitzumachen. Es hat uns auch möglicherweise fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft erspart. Es hat uns vielleicht auch eine spätere Scham nicht empfinden lassen müssen. Da man echte Vorbilder sucht, mache ich dem Kollegium in Pullach den Vorschlag, zumindest temporär eine Umbenennung in „Günter Grass Gymnasium“ zu erwägen.
Dietrich Heuer


Leserbriefe zu „Putin ist ganz Ohr“ von Yassin Musharbash

Der Mitschnitt des Gesprächs der vier ranghohen Bundeswehroffiziere, der am 19. Februar 2024 stattfand, ist in der Tat brisant. In diesem Telefongespräch diskutierten die Offiziere die mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat jedoch entschieden, dass es keine Taurus-Lieferungen an die Ukraine geben wird. Diese Entscheidung wurde am 26. Februar öffentlich bekannt gegeben. Scholz betonte, dass Deutschland weder direkt noch indirekt zur Kriegspartei werden solle1. Bereits am 27. Februar 2022 versprach Bundeskanzler Scholz, keine deutschen Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden. Dieses Versprechen wurde erneut bekräftigt und als unverrückbare rote Linie bezeichnet. Auch die NATO wird keine Kriegspartei in der Ukraine sein, und es wird keine deutsche Kriegsbeteiligung geben2. Es besteht die Möglichkeit, dass die Aussagen des Bundeskanzlers als Reaktion auf den Mitschnitt der Unterhaltung der vier deutschen Offiziere durch Russland getroffen wurden, um die Brisanz der Situation zu entschärfen und eine Eskalation zu verhindern.
David Cohnen

Warum durfte wohl RT damit Propaganda betreiben? Weil es militärisch irrelevant war.
Sven Prevrhal

Sind wir denn vollkommen verrückt geworden? Wir sind doch in einer kriegerischen Situation mit dem aggressiven Putin-Russland, wenn auch unfreiwillig – daran kann es doch keinen Zweifel geben, auch wenn wir uns (noch) in einer Randposition befinden. Und da leisten wir uns, des Langen und Breiten über Waffensysteme zu schwätzen und zu streiten – zum Wohlgefallen des Gegners? Denkt denn bei uns niemand mehr taktisch? Es gibt einfach Dinge, die nicht an die Öffentlichkeit gehören, will man nicht eine offene Flanke bieten. Zu Entscheidungen über Krieg oder Frieden haben wir (hoffentlich!) verantwortungsvolle Politiker und Militärs, jedenfalls Fachleute! Dieses wichtigtuerische Geschwätz von profilsüchtigen Politikern nervt gründlich, besonders auch das Streiten, und dafür sind nicht zuletzt auch Talkshow-Moderatoren verantwortlich, denen es letztlich doch um Quoten und Gags geht. Bei allem Verständnis für Transparenz und offene Entscheidungen – aber hier geht es um die Staatssicherheit, nicht nur der Ukraine, sondern auch um unsere! Ist doch schlicht idiotisch, sich in die Karten blicken zu lassen, und solche Fragen zu zerreden… Natürlich ist es misslich, dass der Gegner durch Leichtsinn Einblick in eigene Überlegungen gewonnen hat – aber geben wir uns doch keinen Illusionen hin: Die Gegner wissen ohnehin jeweils gut übereinander Bescheid. Und vielleicht hat die Panne den Vorteil, dass nun Herrn Putin nochmals klar wird, dass der Westen auch noch weitere Möglichkeiten hat!“
Rainer Niemann

Nach dem Studium diverser Talkshows, Kommentare in verschiedenen Medien und Statements von Kanzler Scholz muss man zu dem Schluss kommen, dass diese Langstreckenwaffe TAURUS unbedingt an die Ukraine geliefert werden sollte/muss. Olaf Scholz handelt so, wie es sich Russen-Diktator Putin wünscht. Scholz begründet seine Ablehnung der Lieferung moralisch, aus seiner Verantwortung heraus (welche?) und dass Deutschland da in den Krieg gegen Russland einbezogen werden könnte. Indes liegt es eher beim russischen Machthaber, wie er sich das so denkt. Im Gegenteil: wird diese Waffe, der Taurus geliefert, kann sich die Ukraine viel besser gegenüber der russischen Aggression behaupten. Dass die Krim-Brücke dann zerstört wird, liegt auf der Hand und macht so viel Sinn. (wichtiger Nachschubweg der Russen damit weg) Aber: es können und werden ukrainische Spezialisten das Gerät zum Einsatz bringen – keine Deutschen. Putin wird das eh so interpretieren, wie er es will und für richtig hält. Putin: er hat Angst, dass die Waffe geliefert wird und setzt auf die Karte Einschüchterung. Er pokert gerne als Ex-Geheimdienstmann. Und Olaf Scholz geht ihm „auf den Leim.“
Zudem wurde u.a. bei der Sicherheitskonferenz in München argumentiert, dass die Ukraine garantiert, dass diese Waffe – der Taurus- keine Ziele in Russland selbst angeht. Würde sich die Ukraine daran nicht halten, wäre nicht nur wichtiges Vertrauen weg, sondern der Westen würde seine Haltung eventuell dann überdenken. In meinen Worten: so dumm kann und wird die Ukraine nicht sein, ihr Wort nicht einzuhalten. Russland erobert Boden der Ukraine, weil die USA bislang keine Mittel frei geben (Blockade der Republikaner) und wir Europäer halten unsere Lieferzusagen (Munition) nicht ein. Da gebietet es sich geradezu, den Taurus zu liefern, um die Ukraine besser für die Abwehr zu stärken. Ziele russischer Militärstandorte (Munition + Co) mit größerer Distanz (aber auf ukrainischen Boden) können dann ausgeschaltet werden und das ist gut so. Lieber Olaf Scholz – überdenken Sie Ihre Position der Zaghaftigkeit, des unentschlossenen Handels und beweisen Sie sich als Staatmann und nicht nur Partei-Apparatschik und Technokrat.
Sven Jösting

Die Ukraine muss unbedingt und unter allen Umständen gegen die Russen gewinnen, koste es auch, was es wolle. Die im Krieg getöteten Menschen und die dabei total verbrannte Erde, dürfen keine große Rolle spielen, so deute ich diesen hanebüchenen Tenor all dieser beteiligten Kriegstreiber. In Deutschland spielen einige dieser, für mich sehr naiv agierenden militärischen Einpeitscher, bereits ihre Planspiele und lassen sich dummerweise auch noch von den Russen über die Schulter gucken. Blöd gelaufen, könnte man denken, aber läuft in dieser Ampel-Regierung wirklich etwas rund? Wo haben denn nur um Gottes Willen, all diese politischen Brandstifter ihren gesunden Menschenverstand abgegeben?
Klaus P. Jaworek

Die Freiheit zur Meinungsäußerung und „die Öffentlichkeit unseres demokratischen Gesprächs“ sind hohe Güter und für die Demokratie lebensnotwendig, aber dass die Wähler*innen wahre Informationen erhalten und ihre Wahlentscheidungen nicht auf gezielt und massenhaft verbreitete Lügen gründen, ist für eine Demokratie ebenfalls überlebensnotwendig. Deshalb müsste meines Erachtens deutlich mehr gegen Desinformation aus Russland, China und anderen Diktaturen unternommen werden. Und das wäre durchaus möglich. Zum einen könnten die demokratischen Parteien mehr und bessere Beiträge in den sogenannten sozialen Medien posten, zum anderen: Wenn TikTok, Facebook, X, Instagram, YouTube und die sonstigen sogenannten sozialen Medien dafür, dass sie Lügen, Beleidigungen usw. verbreiten und daraus Profit ziehen, derart finanziell bestraft würden, dass die Strafe den aus den Straftaten generierten Profit übersteigt, würden sie keine Lügen, Beleidigungen usw. mehr verbreiten. Jede Zeitung, die eindeutige Lügen, Beleidigungen usw. verbreitet, kann dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Warum werden die Betreiber*innen sogenannter sozialer Medien so gut wie gar nicht für die Verbreitung von Lügen, Beleidigungen, Verleumdungen, Hass, Hetze, Gewaltverherrlichung, Aufrufe zur Gewaltanwendung usw. zur Verantwortung gezogen, wenigstens finanziell? Warum dürfen Abgeordnete öffentlich lügen und die frei erfundenen Narrative und Geschichtsverdrehungen von Herrn Putin verbreiten? Das hat meines Erachtens nichts mehr mit Freiheit der Meinungsäußerung zu tun, sondern hier handelt es sich doch um reine und gezielte Desinformation.
Ulrich Willmes

Im Jahr 2022 wurde endlich auch in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik die Zeitenwende deklariert. Allerdings scheint diese maßgebende wie unbestreitbare Erkenntnis immer noch nicht alle Entscheidungsträger innerhalb der deutschen Bundesregierung und des deutschen Militärs erreicht zu haben. Bundeskanzler Scholz und hohen Bundeswehrvertretern jedenfalls ist es in den letzten Wochen mit erschreckend viel Naivität und Fahrlässigkeit gelungen, unabdingbares Vertrauen in die Sicherheit und Verlässlichkeit Deutschlands nicht zuletzt gegenüber seinen Bündnispartnern zu verspielen. Wem kommen da nicht prompt Heines Nachtgedanken in den Sinn?!
Matthias Bartsch

In diesen Taurus scheinen ja Einige völlig ver-Narr-t zu sein, obwohl klar ist, dass diese Waffe nicht kriegsentscheidend aber eskalierend ist, egal über welchen Umweg sie geliefert wird. Da gibt 1 Person einer 2. Person eine Waffe, mit der ein Dritter erschossen wird. Und der Erste sagt, damit habe er nichts zu tun. Irrsinn! Ein erheblicher Teil des Bundestags gehört zum Schutz der Gesellschaft in eine Geschlossene Anstalt. Denn wenn diese Leute mit ihrer suizidalen Innen-und Außenpolitik vor einem Trümmerhaufen stehen, werden sie ihr Ver-rücktsein wie bei Corona mit folgenden Worten zum Dokument machen: “ Das war das Beste, was wir tun konnten, sonst wäre alles noch viel schlimmer gekommen“. Aha, also schlimmer als das Land ökonomisch, sozial, psychisch und womöglich physisch in Schutt und Asche zu legen? Irrsinn! Da bleibt unter den verblendeten Blinden der einäugige Olaf als Hoffnungsschimmer.
Jürgen Engel

Im Sinne des Weltfriedens ist zu hoffen, dass sich Papst Franziskus mit seinen leisen Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg weltweit Gehör verschaffen kann. Russland ist der Aggressor. Daran darf kein Zweifel bestehen. Aber die offensichtliche Kriegsgeilheit insbesondere eines Großteils der deutschen Medien ist höchst besorgniserregend. Da sitzen Leute in ihren bequemen Redaktionsstuben beziehungsweise im Homeoffice, die angesichts ihrer militärisch-aggressiven Berichterstattung nicht wissen, was sie tun. Das alles erinnert sehr stark an die Phase vor dem Ersten Weltkrieg. Europa taumelt blindlings in eine neuerliche Katastrophe. Unsere Freiheit wird weder am Hindukusch noch in der Ukraine verteidigt. Deutschland investiert zig Milliarden Euro in einen Krieg, von dem lediglich die globale Militärindustrie profitiert. Die Ukraine zählt zu den korruptesten Ländern der Erde. Sogar westliche militärische Unterstützungsleistungen sind in dunklen Kanälen versickert. Die Bürger in Deutschland sind besonnener als die Mehrheit der Medien und Politiker, denn sie lehnen weitere Kriegsfinanzierungen und weitreichendere militärische Unterstützungen für die Ukraine mittlerweile mehrheitlich ab.
Alfred Kastner

Wie John le Carré kann ich keinen ethischen Vorsprung westlicher Dienste erkennen: Alle arbeiten definitionsgemäß im Schatten, sind der Staatsräson mehr verpflichtet als den Menschenrechten. Ein Konzept wie das der „Inneren Führung“ würde dort niemand anwenden wollen. Auch deutsche Dienste waren, wo erforderlich, offen außerhalb der Verfassung aktiv, etwa bei der am Ende sogar mit Orden belohnten „Operation Sommerregen“ in den Achtzigern: Der BND hatte während der sowjetischen Besatzung Afghanistans gemeinsam mit Mujaheddin und unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe moderne russische Waffen aufgesucht und außer Landes gebracht, nota bene ohne Rechtsgrundlage bzw. ohne Mitwirkung des Bundestages. Es fällt auch schwer, sich geopolitisch folgenreichere und – in Menschenleben gerechnet – tiefer einschneidende Projekte vorzustellen als etwa die Operation AJAX: Als MI6 und CIA zum Nutzen der Öleinnahmen der Anglo-Iranian Oil Company, später BP bzw. ARAL, einen erfolgreichen Putsch gegen den gewählten iranischen Staatspräsidenten Mossadegh organisiert hatten, mit bis heute wirkenden disruptiven Folgen für eine ganze Region. Oder die später auch „bear trap“ genannte CIA-Operation CYCLONE, die die Sowjets nach Afghanistan locken sollte und mit dem dortigen militärischen Debakel das Ende der Sowjetunion einläutete. Die Dienste gestalten unsere Sicht auf die Dinge, aber nicht selten eben auch die Dinge selbst.
K. U. Voss


Leserbriefe zu „Das hätte ich gern früher gewusst“. Gespräch mit Joschka Fischer geführt von Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing

Allerherzlichsten Dank für das gute Gespräch. Ich denke Diplomatie ist die Macht des Wortes und die Macht des Gestus und das feste Ideal eines Planes. Dies auch in völlig verfahrenen Situationen zu erkennen bedeutet, über den Schatten der Logik zu springen. Das Gebot der Nächstenliebe ist nicht aus einem naiven Glauben an Gutmenschtum heraus formuliert. Sondern es ist eine hochintellektuelle Leistung, die sehr, sehr schwer zu begreifen ist. Lieber, hochgeschätzter Herr Fischer als elder states man können Sie eher Dinge sagen und tun als es Kollegen vermögen, die mittendrin stehen (und schlimmsten Angriffen ausgesetzt sind). Man kann nicht nicht kommunizieren (vgl. Watzlawick), gerade im Krieg. (Das ebenfalls sehr schwer zu begreifende Genie von Altkanzlerin Merkel ist „die Mitte“. Beim Rest stimme ich Ihnen bedauernd zu.) Es fehlt nächstliegend ein Plan einer Ost-Ordnung, vermutlich ist es ein Wirtschaftsplan. Und es fehlt ein beherzter erster kleiner Schritt. Das kann nur homöopathisch dosiert funktionieren, denn es übersteigt alle Kräfte eines Menschen. Aber jedes Surren, Funkeln oder Knistern – und mag es noch so absurd und unlogisch erscheinen, man muss dies aushalten können – ist eine Chance einen Ausweg zu finden. Je eher wir (Europäer) das umsetzen können, desto weniger werden wir erpressbar und spaltbar sein. Das ist wohl Diplomatie … Kommunikation. Natürlich ist historisch betrachtet der (deutsche) Imperialismus des II. Weltkrieg militärisch ausgefochten worden. Und sonst?
Michael Scheppler

Jahrzehnte lang genossen diejenigen, die zu Zeiten der Wehrpflicht den Wehrdienst verweigerten, in großen Teilen der Gesellschaft ein höheres Ansehen als Soldaten, die schwören oder gelobten mussten, das Recht und die Freiheit tapfer zu verteidigen. Erwartet wurde damals von den Soldaten und wird heute von Soldatinnen und Soldaten erwartet, das Staatsgebiet und die Demokratie notfalls auch unter Einsatz des eigenen Lebens zu verteidigen. Vizekanzler a. D. Joschka Fischer hat erkannt, dass es ein Fehler war, die Wehrpflicht und damit den Ersatzdienst abzuschaffen. Oberbefehlshaber der Bundeswehr im Verteidigungsfall, also in einem Verteidigungskrieg, wäre nach dem Grundgesetz Kanzler Olaf Scholz, ein amtlich anerkannter Wehrdienstverweigerer. Er lässt sich medienwirksam vor dem Flak-Panzer Gepard oder im Cockpit eines Kampfflugzeuges fotografieren, aber eines sagt er nicht: dass er aus heutiger Sicht den Wehrdienst nicht mehr verweigern würde.
Hans Rentz

Zunächst einmal Dank an die ZEIT- Redaktion und die Fragesteller: Tina Hildebrandt und Heinrich Wefing für das umfangreiche Interview mit Joschka Fischer. Den Äußerungen des ehemaligen Außenministers kann ich nur Punkt für Punkt zustimmen. Joschka Fischer war schon in meinen jungen Jahren als Politiker eine Figur an der man sich- vorsichtig gesagt – reiben konnte, ja ihn ablehnen musste. Seine Entwicklung war für mich als Christdemokraten und Hochschulpolitiker. später als Sprecher der Hamburger CDU-Fraktion für Europa und Internationales in der Wahrnehmung wie ein Slalom-Lauf um etliche Hindernisse aufgrund seiner Positionierung. Immerhin hat er aus seiner Lebenserfahrung gelernt und seine Intelligenz hebt ihn als Realo gerade heute ab, besonders von dem Führungsduo der Grünen und des ideologisch verhafteten Teils der Partei. Das betrifft auch sein Eintreten für die Wehrpflicht, verbunden mit der für den deutschen Haushalt sicherlich schmerzhaften Entwicklung zum Optimum an Abschreckungsfähigkeit. Kurzum: Heute wäre ein Realo wie Fischer auch ein möglicher Koalitionspartner. Davon ist das aktuelle Personal von Bündnis90/die Grünen weit entfernt.
Peter D. Schmidt

Joschka Fischer wurde „als Sohn eines Metzgers geboren“ Echt jetzt?! hatte der arme Mann tatsächlich keine einzige Mutter?
Ines Gawehn

Mit dem hehren Ziel „Frieden schaffen ohne Waffen“ kann man dem Despoten Putin nicht begegnen. Leider funktioniert das nur in der Utopie. Das haben jetzt auch die Grünen als ursprüngliche Friedenspartei begreifen müssen. Hitler hätte nicht ohne die Waffenhilfe der USA und ihr militärisches Eingreifen so schnell besiegt werden können, mit weniger Opfern. Ich habe als Kind einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie das Kriegsende im Sudetenland erlebt. Mein Vater gehörte einer Widerstandsgruppe an, die die Sprengung der Elbestaustufe in Aussig durch die Wehrmacht bzw. SS beim Rückzug verhinderte. In unserer kleinen Wohnung war ich zwangsläufig Zeuge vieler Gespräche, die sich immer um die militärische Niederlage der Nazi-Armee drehten. Täglich hörte mein Vater BBC-Nachrichten. Feindsenderhören war ja strengstens verboten. Mein Vater wurde nach Kriegsende von den Tschechen als Antifaschist anerkannt. Dadurch war nach den Benesch-Dekreten unsere Familie von der Vertreibung ausgenommen. Gerade die sudetendeutschen Sozialdemokraten waren von den Ereignissen 1938 hart betroffen. Das alles war für mich prägend in meiner Haltung zum Fundamentalpazifismus. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, was passieren würde, würde die Ukraine bedingungslos kapitulieren, wie es Putin als Voraussetzung für Friedensverhandlungen will.
Josef Ullrich

Hard power zur Unterstützung der Diplomatie ist doch wohl nichts anderes als der Pflasterstein des elderly statesman!
G. Hofhaus

Haben Sie besten Dank für das in jeder Hinsicht erhellende Interview mit Herrn Fischer; einer der wenigen ehemaligen Spitzenpolitiker, die Fehler und Fehleinschätzungen unumwunden einräumen; bei dieser Spezies eine Seltenheit. Dennoch erlaube ich mir einige Anmerkungen: a) Fischer spricht von der nuklearen Garantie der USA für Westeuropa. Eine solche Garantie hat es nie gegeben; es sei denn, diejenigen, die dies gebetsmühlenhaft behaupten, legen die entsprechenden völkerrechtlich bindenden Dokumente vor. Richtig ist vielmehr: Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges hatten die USA ca. 40% der aktiven Einheiten und Verbände des Heeres, darunter 50% der Panzerverbände an der Nahtstelle der beiden antagonistischen Paktsysteme stationiert. Hinzu kam starke Kräfte der Luftwaffe sowie in geringerem Umfang maritime Einheiten. Darüber hinaus befanden sich in der Nähe der US-Basen Wohnquartiere für Zehntausende von Familienangehörigen. Selbstredend, dass die größte Konzentration von amerikanischen Truppen außerhalb der USA nie ohne nukleare Komponente sein konnte. Konkret: Die nukleare Garantie galt den eigenen Einheiten und Verbänden. Dabei ist davon auszugehen, dass die Verbündeten mittelbar von diesem Schutz profitiert hätten, mehr aber auch nicht! b) Zur möglichen Weiterführung der Putin’schen Aggression über die Ukraine hinaus bemerkt der ehemalige Außenminister: „Ich glaube, Putin wird nicht so unklug sein, die Nato zu testen.“ Was macht ihn da so sicher? M.E.n. unterschätzt Fischer die Irrationalität Putins. Auch ich habe einen Angriff von Streitkräften der russischen Föderation auf die Ukraine aus militär-handwerklicher Sicht nicht für möglich gehalten. Der Kräfteansatz war viel zu gering, worauf ich in einem in der Internetausgabe ihrer Zeitung veröffentlicht Beitrag am 31. März 2022 hingewiesen habe. Dennoch ist er erfolgt. In unser aller Interesse hoffe ich, dass Herr Fischer recht behält.
Thomas Sarholz


Leserbriefe zu „Über missliebige Gedanken und den Kampf gegen Hass“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

danke für den Hinweis auf den Artikel 1 aus dem Jahr 1935. Im Gegensatz zu Ihnen fühle ich mich allerdings viel mehr an die letzten Jahre 2020 bis 2022 erinnert! Wenn jemand eine andere Meinung besaß, die nicht dem „gesunden Volksempfinden“, also der Staatsräson entsprach, musste fürchten aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Diffamierungen wurden hoffähig! Den Angestellten im Gesundheitswesen wurde gedroht, dass sie ihren Beruf und damit ihre Lebensgrundlage verlieren, wenn sie sich nicht dem „gesunden Volksempfinden“ beugen! (Und sich impfen lassen) Alle, deren Meinung nicht dem „gesunden Volksempfinden“ entsprach, wurden in die rechte Ecke gestellt.  Diese Gleichschaltung der Meinungsbildung betraf nicht nur fast die gesamte politische Landschaft, sondern auch die Medienlandschaft und die wissenschaftliche Elite. Mir wird angst und bange, wenn ich daran denke, wie schnell unser demokratisches, liberales und rechtsstaatlichen System kippen kann! Und wie schnell das in Vergessenheit gerät! Oder haben Sie es gar nicht bemerkt? Wie die meisten?
Martin Krivacek

Beim Stichwort „Meinungsfreiheit als Grundrecht“ fiel mir „mein“ Platon ein, seine Version von „Meinung“ im Gastmahl Kap 22 in der Übersetzung von Bruno Snell 1955, statt ministerieller Verbote könnten wir viel besser ab der Vorschule lernen, was Platon unter Meinung versteht. Platon lenkt unseren Blick auf Eros, im 6. Kap nennt er – nach Parmenides – Eros eine „Gottheit des Werdens“, möglicherweise seien seine Eltern der Wegfinder und die Armut, vergl Kap 23. An ein Werden von Schönheit, Lebendigkeit wird gedacht, nicht an das Hässliche. Der Gott im AT trägt sogar den Namen „sein werden“, vergl 2.Mose 3, 14, 15* – im Sternchen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Gottesname JHWH vom hebräischen Zeitwort „werden“ herzuleiten ist – JHWH (hebr,) = der HERR (Luther) = ich bin „sein werden“. Vielleicht sollten wir unsere Denkfähigkeit dahin gehend schulen, dass wir unsere Einsicht und unser Unwissen in den Bezug zu „sein werden“ denken. Dieses „Dialogische Denken“ in Bezug zu „sein werden“ habe ich eingefangen in einem Diagramm. Damit hielten wir an unserer Religio/Rückbindung fest, trotz Kirchenferne … Das als Anregung einmal meinerseits
Elke Blancke

Bei uns gehen z.B. die Strompreise weiter durch die Decke, die Bürokratie wächst und wächst, Firmen die bisher in Deutschland aktiv waren, die wandern ab ins Ausland oder gehen pleite, machen dicht und produzieren einfach nichts mehr! Und die Ampel-Reg. schaut diesem Treiben völlig tatenlos zu und hat nichts Besseres zu tun, alles, was ihr nicht links genug ist, gnadenlos zu verteufeln! Die Ampel will mit einem Demokratiefördergesetzt die Demokratie im Lande wieder fördern oder sollen wir nur in die richtige, wahrscheinlich in die linke Richtung hier im Rechtsstaat gelenkt und gedrängt werden. Nach wie vor leben wir immer noch in einem demokratischen Rechtsstaat, wo jeder einzelne wissen sollte, was das bedeuten könnte.
Klaus P. Jaworek

Ich bin immer wieder sehr irritiert über die Kolumne von Herrn Martenstein, aber diese hat nun meine Grenze überschritten. Was ist los? Die Stärkung von demokratischen Bewegungen zu vergleichen mit Aussagen von Nazis? Von Putin? Von Erdogan? Das menschenverachtende Weltbild dieser Faschisten spiegelt sich mehr oder weniger offen in der politischen Haltung der AfD wider – dagegen hilft doch nur, die demokratischen Mittel zu nutzen und zu stärken, solange wir sie noch haben. Die AfD will die Demokratie abschaffen- einfach nachzulesen in ihren Parteiprogrammen. Und noch klarer in sozialen Medien, wo sie Fakten verdrehen, deutlich lügen und nur Hass verteilen. Das Toleranzparadox ist ihm sicher bekannt. Er sollte es sich zu Herzen nehmen und sein Wertesystem überprüfen. Ich prüfe, ob ich seinetwegen nun mein Abo kündigen muss.
Elsbeth Hoeck

Harald Martenstein gefällt sich wieder einmal in der Rolle, Politikerinnen, vorzugsweise aus dem links-grünen Lager, Lektionen in Staatsbürgerkunde erteilen zu müssen. In seinem Kampf für unbegrenzte Meinungsfreiheit begeht er allerdings einen entscheidenden Denkfehler: Demokratieverächter wissen sehr wohl genau, wie weit sie in ihren Meinungsäußerungen gehen dürfen, um nicht in die Fänge von Strafverfolgungsbehörden zu geraten. Sie testen auch stets die Grenze des noch Sagbaren aus – und manches, das vor wenigen Jahren noch als Beleg für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit galt, ist in den öffentlichen Sprachgebrauch zurückgekehrt. Politiker und Publizisten hart kritisieren zu dürfen, ist Errungenschaft und Kennzeichen liberaler Demokratien – aber eine systematische Verhöhnung staatlicher Institutionen klaglos hinzunehmen, widerspricht dem Konzept der wehrhaften Demokratie. Viele derjenigen, die ein totalitäres links- grünes Medienkartell am Werke sehen, von „Meinungsdiktatur“ schwadronieren, halten es gern mit Putin oder Trump und wollen – in bester Nazi-Tradition, obgleich sie selbst keine Nazis sind – dem sogenannten „gesunden Volksempfinden“ zum Durchbruch verhelfen. Davor sollten (Ultra-)Liberale nicht die Augen verschließen, denn gerade auch sie werden in rechts- sowie linkspopulistischen Verschwörungserzählungen als die wahren „Volksfeinde“ markiert.
Rüdiger Paul

Harald Martenstein will nichts vergleichen und schon gar nichts gleichsetzen, da ist auch nichts gleichzusetzen mit dem „gesunden Volksempfinden“ von 1933, denn die beiden Ministerinnen bemühen ja gerade das “edle Volksempfinden“ für ihre Kampagne gegen missliebige Gedanken und gegen Regierungsgegner, ein gelungener Austausch! Ein schwacher Staat, der es nötig hat, ein Klima der Angst zu verbreiten, ob man verpetzt werden kann; die DDR lässt grüßen!
Heinz Gutzeit

Ich gratuliere und danke Ihnen für diese Kolumne, die Klarheit und gebotene Schärfe. Vielleicht findet sie auch Widerhall im Politikressort, zu wünschen wäre es.
Thomas Brehm


Leserbriefe zu „Deutschland mag uns nicht, egal was wir machen“ von Neika Foroutan

Vielen Dank für Ihren aufschlussreichen Beitrag in der jüngsten Ausgabe der ZEIT. Ihre Analyse hat mich zunächst überrascht: Einwanderer bevorzugen eine Partei, die gegen Einwanderung ist! Beim nochmaligen Nachdenken erscheint es aber nur logisch. „Das Boot ist voll“ – das rufen natürlich all jene, die es gerade noch an Bord des Rettungsschiffes geschafft haben. Eine verständliche Reaktion, die von Eigennutz und Selbsterhaltungstrieb geprägt ist. Wer es in das Land seiner Träume oder auch ans rettende Ufer geschafft hat, möchte das Erreichte bewahren. Das ist so konservativ wie verständlich. Parteien, die den Wandel vertreten, die für Offenheit und Aufnahmebereitschaft stehen, gefährden in der Wahrnehmung der Einwanderer all das, was sie sich erarbeitet haben. Schlimm ist nicht, dass viele Migranten die AfD bevorzugen; schlimm ist, dass sie keine andere konservative Partei ins Auge fassen. Wo bleibt das Angebot der CDU? Ich hoffe, dass Ihr Artikel den Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern der anderen Parteien die Augen öffnet, Sie sollten sich in die Lage dieser Menschen versetzen und die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen. Nochmals Danke – diese ZEIT-Ausgabe hat es in sich. So viel lesenswerter Stoff!
Thomas Meichle

gerade las ich Ihren interessanten Artikel zu AfD Wählern unter Migranten. Diesen schließen Sie mit dem Vermerk ab, dass Parteien sich um Ostdeutsche bemühen würden. Das wäre mir neu, welche Partei meinen Sie? Vielleich kann man die ja dann wählen.
Thomas Kunert

Die GroKo hatte ihre Chance kläglich verspielt und die Ampel hat auf ganzer Linie ganz jämmerlich versagt und sie versagt leider auch weiterhin! Die Politiker der Ampel bleiben ihrem Stil, „Deutschland voll gegen die Wand zu fahren“, weiterhin mehr als treu. Mich wundert es daher nicht im Geringsten, dass die AfD hohe Umfragewerte einfährt. Umfragen sind keine Wahlen, Umfragen sind eher ein Barometer, das die Stimmung im Lande anzeigt und wieder spiegelt. Auch bei Menschen mit Migrationshintergrund dürften und werden sie punkten, wie man so sieht und hört! Probieren geht immer über Studieren, daher ist der Versuch auf dem Wahlzettel, das Kreuzchen beim Kandidaten der AfD zu setzen nicht strafbar, denn nur der Versuch macht klug. Die Gewissheit, ob es den Versuch auch wert war, die dürfte sich naturgemäß meist erst eine geraume Zeit später zeigen. Falls doch irgendwo einmal die AfD in einem Bundesland das Sagen hat, so dürfte und wird deshalb nicht gleich der deutsche Michel und auch nicht der integrierte Migrant, deshalb gleich in eine totale Depression fallen.
Klaus P. Jaworek

Reißerisch beginnt er, der Artikel: „Migranten könnten der Gamechanger der Bundestagswahl 2025 werden!“ Der so in Bann gezogene Leser kann jedoch wenige Spalten später zum Urteil „Gewogen und für zu leicht befunden“ kommen. Dass Aufmacher und Inhalt divergieren könnten, räumt die Autorin auch selbst ein: „Noch gibt es keine Zahlen zu diesem Phänomen in Deutschland – nur erste qualitative und anekdotische Befunde.“ Die anekdotischen Befunde kann ich selbst bestätigen, hätte jedoch nach dem fulminanten Auftakt etwas mehr Substanz erhofft. Vor allem aber, den interessanten Ausgangspunkt etwas weiter zu denken: Wahlberechtigte mit Migrationshintergrund sind vor allem erst einmal Menschen. Und Menschen können Vorurteile haben oder auch rechtskonservative Einstellungen. Menschen können genervt sein vom etablierten Politikbetrieb. Menschen können sich politisch unterrepräsentiert fühlen. Den Protagonisten des Artikels zu unterstellen, sie müssten sich in ihrem Wahlverhalten von „Biodeutschen“ unterschieden, würde ich als – positives und vermutlich wohlwollend gemeintes – Vorurteil verbuchen. Man kann sogar noch weiter gehen: Eine in letzter Zeit etwas leiser gewordene Diskussion stellte die These eines „importierten Antisemitismus“ auf. Man mag selbst erwägen, bei welcher Partei in diesem Falle sich am ehesten eine politische Heimat finden ließe. Es sei der Gedanke der politischen Unterrepräsentation weitergedacht. Es gibt in der deutschen Parteiendemokratie aktuell eine einzige Stelle, per Wahlschein lautstarken Protest auszudrücken. Für die „demokratischen“ Parteien entspricht der auf die AfD entfallene Stimmenanteil einer Tragödie bzw. einer Loose-Loose-Situation: Die C-Parteien werden bei jedem Versuch, vom rechten Wählerspektrum Stimmen zu sammeln, mit Häme und beißender Kritik überschüttet. Es ist zu befürchten, dass jene Wissenschaftler Recht haben, die eine schädliche Wirkung einer so gearteten Rechtsorientierung postulieren: Enttäuschte würden sich so nicht zurückholen lassen, sondern weiterhin die extremistischen Originale wählen. Und der rechtsverschobene öffentliche Diskurs würde den Boden für weiteren Extremismus bereiten. Die Linke hat sich gerade selbst zerlegt, es wird spannend werden, wie fruchtbar der Boden ist, den Frau Wagenknecht in Zukunft mit ihrem BSW beackern will.
Die Grünen sind die letzte Partei, mit denen ernsthafte Restriktionen in der Asylpolitik durchsetzen ließen. Dass arrivierte Migranten Neuankömmlinge nicht uneingeschränkt positiv bewerten, insbesondere wenn sich Unterschiede manifestieren oder der eigene Status in Gefahr sein könnte, ist eine witzige Volte, die auch von Frau Foroutan aufgegriffen wird. Es bleibt als letzte zweistellige Partei die SPD … entschlossenes Schulterzucken würde ich sagen. Also welche der genannten Parteien würde sich also anbieten, eine Heimat für (Neu)wähler mit Migrationshintergrund anzubieten? Dass die AfD erfolgreich von diesem Sympathievakuum profitiert, schildert Frau Foroutan dann im weiteren Verlauf des Artikels fundiert und nachvollziehbar. Dass es offenbar keine ernsthaften Bestrebungen oder ernst zu nehmende Initiativen gibt, bei den 9 Millionen potenziellen Wählern mit Migrationshintergrund zu punkten, würde ich unter Ignoranz und Mutlosigkeit verbuchen. Ignoranz, weil die „demokratischen“ Parteien die Sorgen und Nöte der Menschen mit Migrationshintergrund mit ebenso wenig Elan verfolgen, wie jene der übrigen Bewohner dieses Landes. Mutlosigkeit, weil ich nicht erkennen kann, dass sich in absehbarer Zeit eine Regierungskoalition finden wird, die etwas anderes ist als eine kleinstmögliche große Koalition. Man könnte versucht sein, auszuwandern unter diesen Vorbedingungen, selbst zum Migranten werden. In einer immer kleiner und wärmer werdenden Welt ein schwieriges Unterfangen.
Maximilian Trattenbach

Alice Weidel hat mit dem Wort Regrimation eine scharfe Reaktion der französischen RN-Politikerin Marine Le Pen ausgelöst. Da die Europawahlen anstehen, hat sie, um ihre saubergespülte RN reinzuhalten, der AfD Vorsitzenden Weidel mal auf die Schnelle Nachhilfestunden in Sachen bürgerliche Anziehungskraft für rechtspopulistische Parteien erteilt. Da das Führungspersonal der AfD auf vielen Feldern, wie z.B. der Europa-Politik, törichte, besser gesagt gefährliche Pläne verfolgt oder ihr unstrukturierten Programm mit tausend Fragen unbeantwortet stehen lässt und sich im Unterholz der Partei unbehelligt Neonazis, rechtsradikale Gegner der Demokratie und Antisemiten tummeln, wirkt die Partei immer unglaubwürdiger. Da klingt der Vorschlag des Thüringer CDU-Chefs Mario Voigt, sich mit dem Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke im Fernsehen zu duellieren sehr vielversprechend und wird hoffentlich den peinlichen Zustand der Lethargie -vor allen Dingen der SPD- bei der Bekämpfung dieser rechtsradikalen und neonazistischen Partei beenden. Da Le Pen und ihr Parteivorsitzender Jordan Bardella angestrengt in Richtung der EVP (europäische Volkspartei) schielen -wo sie am liebsten auch Mitglied wären, stört auf der anderen Seite ihre Nähe zu der deutschen AfD mit ihren Neonazis, Rechtsradikalen und Antisemiten. So etwas verstört die gerade hinzugewonnene eher bürgerliche französischen Mittelschicht sehr.
Und jetzt die Öffnung der AfD für Deutsche mit Migrationshintergrund -was pikanterweise im krassen Gegensatz zu den Plänen der Partei steht, Deutsche mit ausländischen Wurzeln auszusortieren und abzuschieben!  Die AfD-Doppelspitze Timo Chrupalla und Alice Weidel sind mit solch komplizierten Verhältnissen einer rechtspopulistischen Partei sicher überfordert. Aber wer hat ihnen diese Strategie eingeflüstert? Etwa der politische Dunkelmann Götz Kubitschek oder der Österreicher Martin Sellner von der Identitären Bewegung? Rechtsradikale im Hinter- bzw. Untergrund der AfD, die Ideen und Denkansätze auch für den AfD Neonazi Björn Höcke liefern, dessen Immunität im Thüringer Landtag mal wieder aufgehoben wurde! Vielleicht hat es ihnen auch der französische Linkspopulist Mélenchon vorgemacht. Der buhlt immer ungenierter um arabischstämmige Franzosen, egal ob es islamistische Extremisten oder Bewunderer der Hamas sind, deren Überfall vom 7.Oktober sie mit Jubel begrüßten. In Frankreich und Deutschland fällt bei den Links- und Rechtspopulisten ihre Affinität zu dem Diktator Putin auf -übrigens auch bei Sahra Wagenknecht, der Gründerin einer Partei mit dem Anspruch, es allen recht zu machen. Sollte Le Pen mit ihrem RN bei der Europawahl Erfolg haben sollte man nicht glauben, dass die alte Programmatik der früher FN genannten Partei in der Schublade bleibt. Was eingebürgerte und assimilierte Deutsche mit ausländischem Hintergrund von der scheinbar gewendeten AfD erhoffen, bleibt vorerst ihr Geheimnis.
Klaus Reisdorf

Ihr Artikel  ist gespenstisch eschreckend, aber leider typisch für so manche allzu menschliche Verhaltensweisen, vor denen keine Ethnie, Nationalität oder Herkunfts-Hintergrund gefeit ist: Trotzverhalten,  alles und alle über einen Kamm scheren bzw. verallgemeinern,  zu hohe Erwartungen bis hin zum Unmöglichen, blinde Wut gegen alles, was in irgendeiner Beziehung zum Gegenstand einer Frustration steht, Hereinfallen auf einseitige bis tunnelblickartige Botschaften,  die Widersprüche, Unlogik und Ungerechtigkeit  beim Botschafter ausblenden,  egoistische und überzogene  Bevorzugung der eigenen Gruppe ohne Balance zwischen eigenen Interessen und den oft existenzielleren und  stärker gefährdeten anderer, geistige Kurzsichtigkeit ohne Betrachtung der längerfristigen Risiken oder sicheren  Folgen, etc. etc. Damit ist es auch krass ungerecht, die SPD für die Schriften Sarrazins verantwortlich zu machen oder Robert Habeck mit seiner Position gegen Antisemitismus für alles verantwortlich zu machen, was rechtslastige Teile der aktuellen Regierung Israels  tun und reden oder in ihrer Koalition durchsetzen, so als dürfe man Antisemitismus nur dann vertreten, wenn es keinerlei Leiden unter den Palästinensern gibt,  nicht einmal die von der Hamas zu verantwortenden, deren Verstecken und Deckung suchen unter und zwischen ihren Zivilisten man nicht einmal kritisieren, geschweige denn verurteilen dürfte.
Die einseitige Informations-Vermittlung an Menschen migrantischer Herkunft ist leider eine teuflisch geschickte Propagandamethode der AFD und wohl auch anderer Rechtsextremisten. Die hat ja auch schon im US-Wahlkampf und dem Brexit-Referendum Mitte des letzten Jahrzehnts „gut“ funktioniert.  Es ist allerdings auch Verantwortung der so adressierten, sich so einseitig beeinflussen zu lassen und keine ergänzenden alternativen Informationsquellen zu suchen und zu nutzen. Aber selbst, wenn sie das tun, kann die Frustration, Wut und andere Gefühle sowie gruppendynamische Effekte natürlich stärker sein als Logik, Fakten und Nachdenken über Pro und Kontra und auch gegenteilige Erfahrungen des eigenen Lebens und dem anderer. Die bis zum archaischen konservativen Denkweisen und Haltungen mancher Russland-Deutschen oder aus dem arabischen Raum stammender ist ja lange bekannt, ebenso die oft heftige Feindseligkeit gegenüber Israel, das leider seit dem 6-Tagekrieg auch nicht wenige Maßnahmen ergriffen hat wie die Siedlungspolitik und Annexionen in Gebieten, die ihm völkerrechtlich eben nicht zustanden.  Aber das alles ist natürlich keine Rechtfertigung für Feinseligkeit gegen alle Juden, egal ob sie mit den israelischen kritisierbaren Politikelementen überhaupt etwas zu tun haben oder gar selbst dagegen protestieren.
Vieles an Frustration und Vorwürfen gegen „die“ Politik kennt man genauso von deutschen: So der Eindruck, die eigene Stimme zähle nicht, oder man werde ungerecht behandelt, nur anderen werde alles gegeben, was man selbst vermisst etc. etc.  Dabei wird geflissentlich übersehen, dass es eben auch ‚zig Millionen anderer Stimmen gibt, die genauso den Anspruch auf Zuhören oder gar Umsetzung haben, und die in oft diametral entgegengesetzte Richtungen gehen.  Und selbst bei Einstimmigkeit des gesamten Volkes kann es keine Maßnahmen gegen die mathematischen oder Naturgesetze oder die der Verfassung geben.  Mit all dem ist es offensichtlich völlig unmöglich die Forderungen und Ungerechtigkeitsgefühle aller wunschgemäß zu berücksichtigen, die allzu oft auch unfair oder überfordernd auf Kosten anderer gehen würden, was von den wütend Fordernden oft ignoriert, geleugnet oder billigend in Kauf genommen wird.  So ist für viele gerecht und richtig und demokratisch nur das, was fast 100% den eigenen Vorstellungen und Wünschen entspricht, bei „Biodeutschen“ kommt das genauso vor wie bei Migrantisch-stämmigen.
Gleichwohl ist ein Teil  der Misere erwartbar gewesen und sind die Überforderungen und Gefühle in Teilen auch verständlich:  So war die frühere Begeisterung von „Multikulti“  und beliebig zu steigernder „Vielfalt“ oder die vermeintlich mögliche  oder nie der Erprobung ausgesetzte  Unbegrenztheit der Aufnahme von Migranten schon lange illusionär,  und die daraus resultierenden Überforderungen und Frustrationen treffen tatsächlich schon gut integrierte oder assimilierte  genauso wie seit Jahrhunderten schon hier lebende Teile der Gesellschaft.  Wie vor Jahren der damalige Präsident Gauck sagte: „unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt“.  Das gilt leider sogar für die große Zahl derjenigen, die wir im eigenen Interesse brauchen als Nachwuchskräfte für die an Fachkräfte-Auszehrung leidende Wirtschaft, Systeme und Sozialbeitrags- und Steuerzahler-Gemeinschaft.  Es gibt Studien, dass sowohl ein Zu-Wenig wie auch ein Zuviel an Vielfalt in einer Gesellschaft diese und ihre Wirtschaft schädigen und schwächen kann.  Auch das Beispiel der Berliner Linken Elif Eralp mit ihren Besuchen samt Tee Trinken und langen Zuhören bei den Wählern wäre für die meisten politisch kandidierenden, insbesondere, wenn sie gleichzeitig noch ein Amt auszufüllen haben und wenn es um Millionen Wähler geht, eine offensichtliche Überforderung.  Eher geht so etwas vielleicht mit ausgewählten Einzel-Besuchen und deren Übertragung in den digitalen Medien.  Aber eine stärkere Ansprache von und gesprächsweise Auseinandersetzung mit den Gefühlen, Erfahrungen und Gedanken auch der Migranten kann sicherlich nicht schaden, soweit das eben nicht übermäßig auf Kosten der sonstigen Wählergruppen und Aufgaben der politisch tätigen geht oder diese überfordert.  Alle sollten nicht vergessen:  Wir brauchen uns gegenseitig für eine erträgliche und gelingende Zukunft in unserem Land, und sollten für das mögliche kämpfen, aber auch bedenken wo das mögliche endet oder die eigene gefühlte „Gerechtigkeit“ auf Kosten der Gerechtigkeit gegenüber anderen gehen würde oder aber auf Kosten der gesamten Gesellschaft und ihrer Zukunft, denn manchmal ist leider des einen „Paradies“ des anderen Hölle.
Peter Selmke

Ich lebe seit mehr als 40 Jahren in Deutschland und habe verschiedene „Titel“: Gastarbeiter, Ausländer, Deutscher mit Migrationshintergrund, aber eins bin ich nicht: ein Bürger, so wie es im Grundgesetzt steht. Im öffentlichen Diskurs nimmt man mich nur als Migrant wahr. So werde ich regelmäßig für Wohnungsnot, Haushaltsdefizit, Wachstumshemmnis oder seit neuem auch für mangelnde Zahnarzt Termine verantwortlich gemacht. Fast halbjährig wird öffentlich, meine Tauglichkeit und Kompatibilität für die deutsche Leitkultur überprüft. So muss ich als Sündenbock für vieles herhalten. Es ist die Charakterschwäche der deutschen Politik, die ohne Sündenbock nicht auskommt. So wird Rassismus nicht kaltgestellt, sondern warm gehalten. Die AFD ist das Symptom aber nicht die Ursache für diese Entwicklung. Deutlich und bezeichnend ist die Aussage der AFD: „Die AFD hält, was die CSU verspricht“. Unter den 20 Million Migranten in Deutschland sind unter anderem 90 Tausend türkische Unternehmer, die jährlich 50 Milliarden Umsatz machen. Mit ihren Steuern und Beiträgen stützen und erhalten Sie den deutschen Sozialstaat. Die Migranten halten den Laden Deutschland am Laufen, ohne sie würde das Land stillstehen. Die Leistung der Migranten findet weder Anerkennung noch Wertschätzung. Zutreffend dazu sind die Zeilen von türkischstämmigen Rapper Eko Fresh: „Wir lieben Deutschland vom Herzen wie verrückt, doch leider liebt es uns nicht zurück.“
Kemal Özolgun


Leserbriefe zu „Titel Seite 1“ allgemein

Was ist denn das bitte für eine pathetische und antifeministische Formulierung: „Der Mut der Frauen – …wie Frauen das Werk ihrer Männer und Väter weiterführen“ – ist es nicht genauso das Werk der Frauen (oder Mütter) und insbesondere das von Julija Nawalny selbst – wieso formulieren Sie es so, als wäre es ausschließlich das Verdienst der Männer? Warum auch diese Generalisierung? Wieso nicht – die Stärke der Frau? War es nicht Julija Nawalny die gerade vor dem EU-Parlament gesprochen hat, war es nicht sie die zu Massenprotesten gegen Putin aufgerufen hat und ist es nicht sie die zur Beerdigung ihres Mannes nicht in ihr eigenes Land reisen kann, weil sie als Aktivistin dann vermutlich festgenommen wird. Das, was Alexej Nawalny selbst geleistet hat, wird dadurch nicht geschmälert. Ich möchte ja liebend gern mal die Titelseite sehen, wo geschrieben steht: „Der Mut der Männer – …wie Männer das Werk ihrer Frauen und Mütter weiterführen“. Ich hoffe, diese Mail landet in einer Ihrer Redaktionen. Und vielleicht nehme Sie es sich zu Herzen, dass wenn Sie über Frauen auf ihre Titelseite berichten, es um ihrer selbst willen tun und nicht wegen der Verdienste ihrer Männer oder Väter.
Anna Hetzinger

Gerade habe ich die neue ZEIT erhalten. Ich musste zweimal schauen, um sicherzugehen, dass ich die Titelseite richtig gelesen habe: es ist Frauenwoche, morgen ist internationaler Frauen(kampf)tag und die ZEIT berichtet darüber, wie Frauen das Werk ihrer Männer und Väter fortführen? Während das Thema an sich ja vielleicht interessant sein könnte, halte ich seine Platzierung in der Frauenwoche als Titelseite für mehr als unglücklich.
Emma Baßner

….. Wie (…) Frauen weltweit das Werk ihrer Männer und Väter fortführen.“ So eine Überschrift zum Weltfrauentag, ist das euer Ernst? Ich bin fassungslos. Berichtet doch bitte einfach über Frauen und ihre genialen Ideen und Werke ohne den Bezug auf ausschließlich männliche Vorfahren, danke dafür.
Jutta Burghart

Es ist mehr als peinlich: Frauen kämpfen für ihre Ehemänner oder Söhne, Männer kämpfen wegen der Sache.
Carlotta Mey

Beim Lesen Ihres Leads „Der Mut der Frauen“ habe ich mich in die frühen 80er Jahre zurückversetzt gefühlt. Frauen brauchen Mut, um die großen Werke ihrer Männer und Väter weiterzuführen. Schön wäre es gewesen, wenn Sie mal die großen Werke der Frauen präsentiert hätten, die sie mutig aus eigener Kraft geschaffen haben. Das hätte besser zum Weltfrauentag gepasst. Danke für die ansonsten moderne und professionelle Berichterstattung, die ich schätze.
Susanne Albiez

Haben Frauen kein Mut, wenn es Werke ihrer Partnerinnen oder Mütter sind? Gutes Titelthema, arg unglücklich rübergebracht.
Niklas Möller


Leserbriefe zu „Ist Kiffen völkerrechtswidrig?“ Streit von Dorothee Bär und Kristine Lütke

Es geht um den Genuss von Cannabis. Dazu muss man doch nicht das Völkerrecht bemühen. Dieses Kraut ist in Deutschland verboten. Anpflanzung, Handel und Gebrauch. Und das soll so bleiben. Cannabis ist die Rache der Indianer, die ausgerottet wurden.
Hans-Emil Schuster

Was soll´s ? Wunderbar, dann können wir uns bald ganz legal zukiffen und sogar selbst ein paar Hanfpflänzchen im Blumentopf oder im Garten pflanzen. Zugeknallt bis an die Halskrause mit Cannabis, da dürfte sich diese aus sämtlichen Fugen geratene Welt vermutlich etwas besser ertragen lassen.
Klaus P. Jaworek

Frau Bär kann ich nur zustimmen: Solange Verbrecher im Park und unter Brücken Cannabis in kontrollierter Qualität anbieten: Den Jungendschutz penibel befolgen: Keine weiteren Drogen im Angebot haben: Besteht keine Notwendigkeit an den bestehenden Gesetzen Änderungen vorzunehmen.
Gerhart Herzig

Frau Bär bemängelt, dass die Freigaben von Cannabis in anderen Ländern die organisierte Kriminalität nicht eingedämmt haben. Das mag so sein, aber die seit fast hundert Jahren gepflegte Praxis der Kriminalisierung von Drogen hat die organisierte Kriminalität nicht nur nicht eingedämmt, sondern geradezu gemästet. Es fällt auf, dass gerade die CSU daran nichts geändert sehen will. Man könnte fast meinen, da hätten ein paar Amigos die Finger im Spiel.
Hans List

Das Bedürfnis, sich zu berauschen, gibt es in allen Kulturen der Welt und ist somit eine „conditio humana“. Wohin es führt, dieses menschliche Urbedürfnis zu kriminalisieren, zeigt die Geschichte der Alkoholprohibition in den USA: Organisiertes Verbrechen, Übersterblichkeit durch gepanschte Ware, mehr Konsum als zuvor. Es sprechen also sehr viele gute Gründe für eine komplette Legalisierung aller Drogen (natürlich bei gleichzeitiger umfassender Information über Risiken und Hilfsangeboten für Süchtige). Selbst Heroinsüchtige könnten ein normales Arbeitsleben führen, wenn sie ihre Droge zum Herstellungspreis aus der Apotheke beziehen dürften; ihr Elend ist v.a. der Illegalität geschuldet, die zu horrenden Preisen bei schlechter und unkalkulierbarer Qualität führt. Nun zu Cannabis im Besonderen: Über 50.000 Alkohol- und über 100.000 Nikotintoten gibt es jährlich allein in Deutschland – aber keinen einzigen Cannabistoten. Sicherlich: Kiffen kann abhängig machen und Psychosen auslösen – aber das gilt auch für exzessives Computerspielen oder allzu häufige „Konsumräusche“. Gegner der jetzigen „Teillegalisierung“ (die mit ihren überbordenden Vorschriften und Einschränkungen tatsächlich völlig unpraktikabel und lebensfremd ist und auch den Schwarzmarkt nicht verschwinden lassen wird) argumentieren oft, mit den legalen Drogen gäbe es schon Probleme genug. Aber eine Alternative zum (sehr ungesunden und oft aggressiv machenden) Alkoholrausch zu haben, z.B. durch das eher friedlich-albern stimmende Cannabis, wäre nicht nur im Sinne der individuellen Selbstbestimmung, sondern auch unter gesellschaftlichen Gesichtspunkten als Fortschritt zu werten. Könnte es sein, dass der heftige Widerstand aus gewissen Kreisen eher dem Umstand geschuldet ist, dass der vergessenmachende Alkohol nun einmal die Hausdroge des Kapitalismus und außerdem (auch und gerade im Bierland Bayern) ein erheblicher Wirtschaftsfaktor ist und eine starke Lobby verhindern will, dass ihm andere Rauschmittel Konkurrenz machen…?
Thomas Movtchaniouk

In der Diskussion über die Legalisierung von Cannabis fehlt mir die Frage nach der Fahrtauglichkeit von bekifften Verkehrsteilnehmern. THC wird im Körper viel langsamer abgebaut als Alkohol und kann wochenlang nachgewiesen werden. Sollen Cannabis-Konsumenten nach Genuss eines Joints drei Wochen lang nicht mehr Auto fahren dürfen? Ist das vielleicht eine versteckte Klimaschutzmaßnahme unseres Verkehrsministers? Das wäre ja mal eine gute Nachricht von der FDP!
Julia Barthe


Leserbriefe zu „Ein Landrat will Geflüchtete dazu zwingen, hier für 80 Cent zu arbeiten“ von Kolja Rudzio

Was kommt als nächstes? Dass ich mir meine Haushaltshilfe für 80ct pro Stunde beim Landkreis leihen kann? Danke, dass Sie die Argumente, weshalb die Strategie aus Saale-Orla nicht klug ist, kühl und sachlich zusammengetragen haben. Man möchte hoffen, dass wenigstens damit diejenigen erreicht werden, denen die menschlichen und historischen Implikationen egal sind. Manche scheinen zu hoffen, „das Problem AfD“ ließe sich lösen, indem man einfach deren Ideen selbst umsetzt.  Statt jedoch ein Heer von Arbeitern zweiter Klasse zu schaffen und dabei so manchen Traum vom Deutschherrentum wiederzubeleben, würden kluge Politikschaffende der Konkurrenz von Rechts das Wasser abgraben, indem sie 1. den „Einheimischen“ die Chance geben, an regulären Arbeitsplätzen Menschen aus anderen Ländern als Kollegen kennenzulernen und so allmählich die Ressentiments gegen „die Flüchtlinge“ zu verlieren.  2. sich mit Handwerk und Gastronomie verbünden, die händeringend Arbeitskräfte suchen, sich aber häufig mit den komplexen Regelungen und bürokratischen Hürden allein gelassen fühlen.
Judith Rachel

Im Herbst 2015 nahmen wir, nach dem Motto wir schaffen das, eine junge Geflüchtete bei uns in der Wohnung auf. Schon die Anmeldung beim Ausländeramt war abenteuerlich. Das sei illegal, ein Flüchtling darf nicht einfach umziehen. Mein Einwand, ich hätte einen Mietvertrag mit dem Landratsamt, half nicht weiter. Nach vielen aufregenden Stunden für uns auf Ämtern und viel bürokratischer Arbeit auch beim Landratsamt war ihr Umzug legal. Anfang Januar wurde der Frau eine Putzmöglichkeit von 6 Stunden pro Woche in der Nachbarschaft angeboten. Die junge Dame war erst nicht begeistert, „Putzen“? Dazu war ihr klar, dass 90% ihres Verdienstes dabei vom Amt bei der Sozialhilfe einbehalten werden. Sie wollte aber arbeiten und „weg von der Abhängigkeit von uns Steuerzahlern“. Wir beantragten eine Arbeitserlaubnis. ACHT Monate später wurde ihr eine Arbeitserlaubnis ausgestellt.  Die Absprachen zwischen Stadt, Landratsamt und Arbeitsvermittlung sind aufwändig und benötigen viel Zeit. Wir meldeten sie bei der Minijobzentrale an, problemlos. Dann putzte sie noch 2 Stunden die Woche bei meiner 90-jährigen Mutter, auch offiziell bei der Minijobagentur angemeldet. Tage später kam sie weinend von einem Termin bei der Ausländerbehörde: Sie arbeite illegal bei meiner Mutter, dazu benötige sie nochmal eine separate Arbeitserlaubnis. Der Arbeitsaufwand der Ämter war sicher annähernd so groß wie der Aufwand der Geflüchteten für ihrer Putzarbeit. Da will jemand arbeiten und darf nicht. Jetzt, 9 Jahre später sollen alle arbeiten. Gibt es vielleicht auch einen unbürokratischen, einfachen und schnellen Mittelweg für die Geflüchteten, die Ämter und die Flüchtlingshelfer?
Peter Sachse

Niemand muss für 80 Cent pro Stunde arbeiten. Wie sollte man auch davon leben? 0,80 € x 20 (Stunden die Woche) wären 16 € die Woche oder ca. 64 € im Monat. Die kommen on top zu dem, was ein Migrant oder Bürger pro Monat erhält bzw. kostet. Bei 1000 € im Monat wäre zu rechnen: 1064 €: 80 (maximale Stunden im Monat). Das sind 13,30 € die Stunde. (Bei weniger als 20 Stunden die Woche läge der Stundenlohn entsprechend höher). Der aktuelle Mindestlohn liegt bei 12,41 €.
Reiner Hardt

Die missionarische Einseitigkeit der links-grünen Medien zum Thema Migration ist inzwischen Standard, die fast niemanden mehr in Wallung bringt. Dennoch veranlasst mich die o.g. Überschrift zu einem vehementen Zwischenruf: So darf selbst die ZEIT die objektive Sach- und Rechtslage nicht sprachlich als despotischen Übergriff skandalisieren. Das gehört sich einfach nicht und widerspricht simpelstem, journalistischem Ethos. Schau`n wir mal näher hin: Ein(!) Landrat: man versteht- ein irrer oder rechter Einzelgänger will: also aus eigenem Ermessen, als Ausübung seiner Macht Geflüchtete: der bekannte, mitleidheischende Euphemismus dazu verpflichten: also unterdrücken, zwingen, ihrer Freiheit berauben hier: bei uns in diesem schönen Land der Selbstverwirklichung und des Anspruchsdenkens für 80Cent: skandalöser Hungerlohn, Verhöhnung der Arbeitsleistung zu arbeiten: sein Tagwerk zu verrichten, sich krumm zu machen. Nichts von dieser Suggestion ist richtig; das kann man in dem Beitrag selbst genauestens nachlesen. Die Maßnahme entspricht Recht und Gesetz, nicht der Willkür eines angebräunten Ossis. Die Überschrift hätte auch lauten können: Landrat praktiziert gesetzliche Arbeitspflicht für Asylbewerber. Derselbe Tatbestand-zwei Welten in der Formulierung. Die ZEIT wählt die Stimmungsmache, wählt Formulierungen der Anklage von Machtmissbrauch und Willkür, anstelle sachlicher Beschreibung. Das trägt zur vernünftigen Debatte zur Bewältigung der Migrationsprobleme nichts bei. Vielmehr ist das ein Beitrag zu mehr Spaltung und Hetze in der Gesellschaft. Schade.
Lutz Bauermeister

Wann wird mit dem Märchen aufgeräumt, dass Asylanten für 80 Cent/Stunde arbeiten müssen? Es ist erschreckend, wie recht die Pisastudie hat, wenn sie katastrophale Mathematikkenntnisse beschreibt. Kann denn keiner mehr rechnen? Asylbewerber bekommen 460 €/Monat. Wenn sie 4 Stunden die Woche arbeiten, d.h. im Monat ca. 18 Stunden, bekommen sie 14,40 € dazu, das heißt: Sie bekommen einen Stundenlohn von 26,35 €, einen Stundenlohn, von dem ein Paketbote nur träumen kann. Auch Gutmenschen sollten die Grundgesetze der Mathematik anwenden können.
Wolfgang Beier


Leserbriefe zu „Der Neinsager“ von Jan Ross

Wir leben in einem Land, wo eine der heißesten Kampfzonen aus Eltern bestehen, die ihre Kinder bis vor die Schule fahren wollen. Wie kommt ein Mensch von hier dazu, in Kriegsgebiete, unlösbare Konflikte und Völker hinein, die um ihr Überleben kämpfen, Weisheiten und Ratschläge zu erteilen. Jan Ross weiß nichts. Ich weiß auch nichts. Und selbst Netanyahu weiß nichts. Darauf kommt es auch gar nicht an.  Denn anders als die Hamas-Führer im Ausland und die Verbrecherclique im Iran, oder irgendwelche Besserwisser in Europa, entkommt Netanyahu weder der Situation noch seiner Verantwortung. Das Kämpfen und Sterben in Israel und der Ukraine hätte mehr Scheu und respektvolle Zurückhaltung von Leuten verdient, deren größte Sorge ein guter Parkplatz vor der Schule ist. Es ist so beschämend!
Fred Klemm

Ministerpräsident Netanjahu wird im Artikel als jemand dargestellt der keine Antworten hat. Dabei ist seine Agenda offensichtlich.  Mit 71 Jahren stellt man sich als Politiker die Frage, was in der Geschichte in Erinnerung bleibt. Ministerpräsident Netanjahu würde heute als ein korrupter Regierungschef in Erinnerung bleiben, welcher das Land aus Eigennutz gespalten hat, und trotz seiner Militanz gegenüber den Palästinensern den Angriff der Hamas nicht verhindert hat. Der Angriff der Hamas bietet die einmalige Gelegenheit als Vergeltung die Infrastruktur des Gazastreifens zu zerstören, die Lebensgrundlagen der Palästinenser zu vernichten und die Bevölkerung auszuhungern. Die Weltgemeinschaft kann dieses Leid auf Dauer nicht ignorieren und wird gezwungen sein, Flüchtlinge aufzunehmen. Der Gazastreifen wird dadurch entvölkert. Im Westjordanland verhindert er nicht die Angriffe militanter Seidler auf die Palästinenser, seine radikalen Koalitionspartner ermuntern sie dazu. So soll eine weitere Intifada provoziert werden. Die Armee steht schon bereit, um Samaria und Judäa zu befreien. Ministerpräsident Netanjahu würde nicht als Verbrecher, sondern als Held welcher ein GROSSISRAEL ermöglicht hat in die Geschichte eingehen.
Gerhart Herzig

Kann man die beiden verheerenden Kriege in der Ukraine und dem Gaza-Streifen mit dem Begriff Duplizität der Ereignisse belegen? Ich glaube man kann, wenn auch ihre Ursachen völlig konträr sind. Der friedfertige und souveräne Staat Ukraine wurde vom russischen Diktator Putin mit einem brutalen Angriffskrieg überfallen, dabei Städte verwüstet und deren Einwohner getötet und große Teile der Infrastruktur zerstört. An Israels Grenze zum Gaza-Streifen dagegen griffen Hamas-Milizen am 7.Oktober 2023 die dort lebenden Zivilisten und Grenzposten an, um sie in einem grausamen Massaker abzuschlachten. Außerdem nahmen sie Geiseln in Haft, um sich ein Erpressungspotential anzulegen.  Israels Ministerpräsident Netanjahu reagierte umgehend mit einem militärischen Angriff auf Gaza-Stadt, um die Hamas Anführer und ihre militärische Struktur zu eliminieren. Dabei war auch das Ziel, ein ausgeklügeltes Tunnelsystem, was die Hamas für ihre Stützpunkte und Waffenlager benutzte, zu zerstören. Es zeigte sich allerdings schnell, dass die Absicht Netanjahus, so die gesamte Hamas auszulöschen, nur eine Illusion blieb. Stattdessen fielen den Bombenteppichen der Israelis immer mehr Zivilisten zum Opfer (inzwischen über 30000 Tote). Sie wurden gezwungen, in Richtung Süden zu fliehen, wo sie aber weiter bombardiert wurden, nach kaum vorhandenen Fluchtwegen suchen mussten und nur hoffen konnten, mit einer Mindestversorgung an Lebensmitteln dem drohenden Hungertod zu entgehen.
Seitdem muss der israelische Ministerpräsident mit dem Vorwurf leben, nicht rechtzeitig einen sinnlosen Zerstörungskrieg gegen die Gaza-Einwohner gestoppt zu haben. Eher verfestigt sich der Eindruck, dass Netanjahu in seinem Rachewahn nur noch sinnlos Menschenleben opfert! Damit kann man aber nicht die Hamas vernichten -eher das Gegenteil ist zu befürchten! Hier zeigen sich die verblüffenden Ähnlichkeiten mit dem Vorgehen Putins in der Ukraine. Der russische Kriegsverbrecher will genauso wie Netanjahu den Widerstand der Bewohner in ihren angestammten Wohngebieten brechen und ihnen so ein Über- bzw. Weiterleben dort unmöglich machen. Es kursiert auch der Verdacht, dass Netanjahus rechtsradikale und ultraorthodoxe Koalitionspartner fordern, die Palästinenser des Gaza-Streifens auszusiedeln und durch israelische Siedler zu ersetzen! Von einer 2-Staaten-Lösung also keine Spur! Hier die verhassten Palästinenser, dort die verhassten Ukrainer. Ticken die beiden Kriegstreiber gleich? Putin ist ein lupenreiner Diktator -Netanjahu aber ein demokratisch gewählter Regierungschef, den die Israelis jederzeit abwählen können. Mit dem Beharren Netanjahus, die Zerstörung des Gaza-Streifens fortzusetzen, setzt er Israel der Gefahr aus, weltweit an Vertrauen und Ansehen zu verlieren. Viele Länder der EU nehmen das nicht mehr hin und der internationale Gerichtshof in den Haag wirft Israel sogar vor, im Gaza-Streifen einen Genozid zu verüben. In Amerika ist Biden immer deutlicher verärgert und drängt Netanjahu seit Wochen, endlich eine Feuerpause einzulegen.
Hat Netanjahu seinen politischen Verstand verloren oder ist er genauso skrupellos und menschenverachtend wie Putin? Jetzt der politische Bezug zu Deutschland:  Die jüdische Weltgemeinde und Russland haben beide durch Hitler-Deutschland furchtbare Verbrechen wie die 6 Millionen ermordeten europäischen Juden und die meisten Kriegstoten des 2.Weltkriegs erleiden müssen. Diese historischen Tatsachen wirken noch heute wie ein Zaun, der die Deutschen einsperrt. In der sie sich aber merkwürdigerweise geborgen und geschützt fühlen.  Ihre damit einhergehende politische Beschränktheit und eindimensionale Reduktion auf den wirtschaftlichen Erfolg nehmen sie fast sadomasochistisch hin.  Es ist der politischen Elite seit 1945 nicht gelungen, Deutschland zu einen echten Neuanfang vor dem Hintergrund der Hitler-Katastrophe zu drängen. Aufgrund dieser Schwächen drohen Deutschland, egal von wem regiert, immer öfter Spott und Hohn seiner europäischen Nachbarn -wie jüngst bei der Weigerung von Scholz, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zu liefern. Besonders die Russlandpolitik der SPD war jahrzehntelang von diesem Schuldgefühl gegenüber dem alten Kriegsgegner beherrscht und führte zu der verhängnisvollen Fehleinschätzung des skrupellosen Machtpolitikers Putin und einer damit einhergehenden Glorifizierung Russlands. Es schien, als fühlte sich die SPD den Russen näher als der EU und den USA. Das weckte den alten Argwohn Europas gegenüber den Deutschen, mit Russland ein Sonderverhältnis anzustreben. Beginnend mit Kanzler Schröder, dessen Sympathien für Putin offensichtlich waren – was nach dem Ende von Schröders Kanzlerschaft fürstlich belohnt wurde – und den anderen Führungsfiguren der SPD wie Steinmeier, Gabriel und Scholz entstand eine von Putin begrüßte Vertrauensbasis, die die SPD blind werden ließ.
CDU/CSU und FDP spielten mit und das in eine Diktatur abdriftende Russland blieb für Deutschland ein geschätzter und respektierter Partner -trotz der Tschetschenen Gräuel eines Putin oder dem Raub der Krim 2014. Das Schuldgefühl gegenüber Israel fesselte Deutschland ebenfalls und beide historischen Katastrophen -siehe oben- lähmten Deutschland politisch. Das Problem, was Deutschland dauerhaft blockiert, ist, dass es glaubt seine Kritik gegenüber Israel nur in homöopathischen Dosen verabreichen zu dürfen. Kritik an Israel wegen Netanjahus Dauerbombardierung des Gaza-Streifens oder früher schon wegen seiner Siedler-Politik blieben fast ein Tabu. Selbst deutsche Politiker benutzten inzwischen den Vorwurf Antisemitismus als politische Allzweckwaffe. So kürzlich CSU-Söder gegen die Grüne Claudia Roth. Das die jüdische Seite mit dem Begriff Antisemitismus auch häufig fahrlässig umgeht, kann man noch am ehesten nachvollziehen. Ihre fast 2000-jährige Anpassungsgeschichte in Europa mit dauernder Verfolgung, Diskriminierung, Vernichtung und der theologischen Zurückweisung durch die katholische und evangelische Kirche, hat sie übersensibel werden lassen.
Klaus Reisdorf

Vielen Dank für Ihre Analyse. Ein Punkt: Scharon hat die Räumung des GAZA-Streifens von jüdischen Siedlern durchgezogen. Es handelte sich um ca. 10.000 Menschen. Im West-Jordanland wohnen mittlerweile ca. 430.000 jüdische Siedler und diese sind bewaffnet und extrem religiös (messianisch). Ein Politiker, der die Staatsmacht zur Räumung des West-Jordanlandes (das Heilige Land) einsetzen würde, hätte mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem Bürgerkrieg zu rechnen. Ich glaube, dass man diese Leute da nicht mit Worten oder Geld rausbekommt. Und wenn doch, dann wohin? Ich finde, dass auch Gaza und West-Jordanland für eine Zwei-Staaten-Lösung nicht geeignet wären. Ein geteilter neuer Staat Palästina? Ich meine so ganz menschlich, die Palästinenser im Gaza-Streifen haben dort jetzt ihre Heimat, auch wenn alles zerstört ist. Und die im West-Jordanland ebenfalls. Das West-Jordanland hat ca.5.800 km²mit ca. 2.300.000 Einwohner, der Gaza-Streifen 229km² mit ca.2 Mio. Einwohnern. Allein daran sieht man, dass der Gaza-Streifen eigentlich mehr eine eingepferchte Stadt ist, anstatt ein ‚Land‘, schon immer voll abhängig von Lieferungen an Essen und Non-Food von außen. Keine gute Basis für ein Staatsgebilde. Das ist alles so schwierig. Es ist, als ob man drei Mount Everests besteigen müsste.
Peter Hofstätter

Der internationale Druck auf den ständigen „Neinsager“ Benjamin Netanjahu, eine Feuerpause im Gazastreifen zuzulassen, wird immer stärker. Dennoch gibt es einen scharfen Kontrast in der Beurteilung des Nahostkonflikts. Während US-Präsident Joe Biden seine Kritik am umstrittenen israelischen Ministerpräsidenten verschärft und ihm vorwirft, er schade Israel mehr, als er Israel hilft,  und Biden ebenso wie Bundeskanzler Olaf Scholz und UN-Generalsekretär António Guterres angesichts der schrecklichen humanitären Katastrophe in Gaza und im südlichen Grenzort Rafah eine sofortige Feuerpause und einen Gefangenenaustausch fordern, hatte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Friedrich Merz bei seinem Israel-Besuch Mitte Februar Netanjahu volle Unterstützung für dessen militärisches Vorgehen zugesagt. Wie kann er mit dem C in seinem Parteinamen ein solches unmenschliches Verhalten verantworten?
Offensichtlich gelten für ihn die universellen Menschenrechte nicht für alle Menschen, denn er blendet damit den Tod vieler unschuldiger Kinder und Frauen in der palästinensischen Zivilbevölkerung infolge der anhaltenden israelischen Luftangriffe aus, und er verkennt, dass der wegen dreifacher Korruption angeklagte Netanjahu  das furchtbare Morden der Hamas am 07. Oktober 2023 durch seinen Hochmut und seine Fahrlässigkeit erst ermöglicht hat. Jetzt kämpft „Bibi“ um sein politisches Überleben, und es ist offensichtlich, dass der Terror der islamistischen Hamas militärisch nicht zu besiegen ist. Mit einer solchen katastrophalen Fehleinschätzung ist Friedrich Merz für das Amt des Bundeskanzlers ungeeignet! Es ist zu hoffen, dass sich Biden, Scholz und Guterres mit ihren Forderungen nach Waffenruhe und Gefangenenaustausch im Gegensatz zu Merz schnellstens durchsetzen!
Hans-Henning Koch


Leserbriefe zu „Es ist ein Schock, ich muss mein ganzes Leben neu ordnen“. Gespräch mit Carol K. Hooven geführt von Johannes Dudziak, Autor im ZEIT Magazin

Seit etlichen Jahren bin ich zufriedene Abonnentin der Zeitonline. Allerdings denke ich nach ihrem völlig unkritischen Interview mit Carole Hooven darüber nach, mein Abo zu kündigen. Es ist nicht nur falsch, wenn Frau Hooven behauptet, ausschließlich Frauen würden gebären, sondern es ist auch schädlich, wenn sie dies unhinterfragt bspw. in der Zeit tun darf, denn wie gut die Versorgung für schwangere und gebärende Transmänner in Kliniken, gynäkologischen Praxen, geburtsvor- und nachbereitenden Kursen, durch die Krankenkassen, Hebammen und Ärztinnen ausfällt, hat ja stark mit deren Sichtbarkeit zu tun – warum also fragt Johannes Dudziak nicht einmal nach Frau Hoovers Haltung zu dieser Gruppe von Eltern? Es ist ebenfalls uns aus ähnlichen Gründen nicht nur falsch, sondern auch schädlich, einen offensichtlich intersexuellen Fötus (chromosomal weiblich bei erhöhtem Testosteronwert) nicht als intersexuell, sondern als erstens weiblich und zweitens krank zu labeln. Es ist falsch und einfach nicht wissenschaftlich, dass die Biologie nur Mann und Frau kennt… Die Biologie kennt erstens dutzende Formen der Intersexualität und verhält sich zweitens niemals deskriptiv, sondern schlicht schöpferisch. Mann und Frau sind keine biologischen, sichtbaren Entitäten, sondern Begriffe / Kategorien, die von Menschen geschaffen wurden. Es ist wissenschaftlicher Humbug, dass die Fähigkeit, über Gefühle zu reden, an den Testosteronspiegel gebunden sei. Das beweisen glücklicherweise sehr viele jüngere Männer, ebenso Transfrauen mit erhöhtem Testosteronwert und der Kompetenz, über Gefühle zu reden und Transmänner, die ihre Fähigkeit, sich mitzuteilen, durch Testosterongaben in der Regel nicht verlieren.
Es ist richtig, dass Menschen mit höherem Testosteronwert mehr Muskelmasse aufbauen als Menschen mit niedrigerem Testosteronwert. Das sagt aber nur etwas über den Testosteronwert aus und nicht über das Geschlecht. Es ist auch nicht zutreffend, dass woke, transfreundliche Feministinnen die Lust des Mannes als toxisch beschreiben. Mit „toxisch“ werden Sexismus und sexualisierte Gewalt beschrieben. Beides muss aus einem erhöhten Sexualtrieb nicht zwangsläufig folgen, da auch Männer und andere Menschen mit hohem Testosteronwert über Werte, moralische Vorstellungen, Vernunft und Empathie verfügen sollten. Dass eine Dozentin sich weigert, von ihren Student*innen zu lernen, deren Angebote eher als herablassend einstuft, ist furchtbar und definitiv keine gute Voraussetzung für eine Tätigkeit In der Lehre. Falls dieses Interview nicht das bewusste Produkt einer zunehmend rechts-konservativeren Gesinnung der Zeit-Redaktion ist sondern eher durch Unwissenheit entstand, möchte ich Sie eindringlich bitten, nicht Frau Hoovens Fehler der Unbelehrbarkeit zu folgen, sondern stattdessen für Ihr Team, insbesondere Johannes Dudziak entsprechende Fortbildungen zu buchen, bspw hier: https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=https%3A%2F%2Fwww.queer-gesundheit.de%2F&data=05%7C02%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C45ab4ea57bcc4d0fe17d08dc3eb13452%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C638454180237315673%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C60000%7C%7C%7C&sdata=eZ9i%2F5AmPC6MZAJ1z28I%2BXn1ione5Rdn%2FYEycV5E4w4%3D&reserved=0  . Sicher finden Sie aber auch ein paar andere gute Anbieter durch kurze Recherche. Außerdem hoffe ich sehr, dass Sie, um der Vielfältigkeit der Meinung willen, in Ihrer Redaktion eine inter- und transfreundlichere Mitarbeiterin finden können, die in einem Artikel, Kommentar oder Interview das Gedankengut von Frau Hooven (sowie ihr aktuelles berufliches Umfeld) noch einmal anders einordnen kann.
Cornelia Jönsson

Sind wir schon auf direktem Weg von einer Mehrheitsdemokratie in eine Minderheitendiktatur? Als Keimzelle fungieren Universitäten, üblicherweise (H)ort der Wahrheitssuche und des freien, offenen Dialogs. Militante Geschlechterleugner, wie in diesem Interview, Antirassisten, Zeitgeistmoralisten wollen dort ihre pseudowissenschaftlichen Ideologien mit Gewalt und Gebrüll durchdrücken und Wissenschaftler (m,w,d), die ihre Forschung rational begründen, mundtot machen. Feige und schäbig dabei ist, wenn Dekane den angegriffenen Professoren ihrer Fakultäten den Rückhalt verweigern und sich damit dem Druck einer wissenschaftsfeindlichen Minderheit beugen! Diese Militanz schwappt von dort herüber in Gesellschaft und Politik. Vernünftige Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen wird seither immer schwieriger: gegenüber den Bauern, die mit ihren Traktoren Politiker einzuschüchtern versuchen; gegenüber Lokführern, die den gesamten Schienenverkehr lahmlegen können! Wer am meisten Krach macht oder einen Weselsky in seinen Reihen hat, wird erhört, dessen Wünsche werden erfüllt! Gegenüber Sprachpolizisten, die mit Pünktchen, Pünktchen, Sternchen, Strich unsere Schrift und mit gender-gap unsere Sprache dahinstolpern lassen und ihr auch noch alle „anstößigen“ Ecken und Kanten abschleifen wollen! Gegenüber „Putinverstehern“, die den tapferen Ukrainern militärische Hilfe verweigern und glauben, mit einer von ihnen inszenierten Verhandlung den Krieg zu beenden – worüber der Kremlzar nur hämisch grinst! Erreichen werden sie damit, dass ein demokratischer Staat dem Großrussischen Reich einverleibt, die Bevölkerung unterdrückt und russifiziert wird!
Danach wird das freie Europa zu einer Appeasementpolitik gezwungen, weil Putin über ihm ständig das Atomdamoklesschwert schweben lässt! Gegenüber unseren Willkommenskulturlern, die unsere Grenzen, komme da wer wolle, weit offen lassen wollen und jede Abschiebung ein humanitäres Verbrechen nennen! Die Dauerüberlastung ihrer Mitbürger und die Kapazitätsgrenzen der notwendigen Einrichtungen, die Entwicklung immer größerer Parallelgesellschaften mit hohem Konfliktpotential, die Wandlung Deutschlands in Polyethnistan ist ihnen dabei völlig wurscht! Hauptsache, ihre zukunftsblinde Gegenwartsmoral setzt sich durch! Gegenüber Klimaklebern und grünen Aktivisten, deren Hauptgegner nicht etwa die Staaten mit weiterhin hemmungslosen Emissionen in die globale Atmosphäre sind, sondern ausgerechnet wir, deren CO2-Ausstoß kontinuierlich sinkt! Folge sind steigende Energiekosten, durch die die Lohn-Preis-Spirale so heiß läuft, dass unsere hochwertigen Produkte nicht mehr bezahlt werden können! Nach der Industriebrache droht uns ein Rückschritt in die vorindustrielle Agrarwirtschaft, in der wir allein mit Biogas und vielleicht noch dem geschickten Auffangen der Flatulenzen und Rülpser unzähliger glücklicher Kühe energetisch bescheiden überleben können! Wollten wir nicht immer zurück zur Natur? Wenn wir nicht mit der Kraft überzeugender Argumente und Klugheit der Macht militanter Minderheiten klare Grenzen setzen, werden wir unsere Demokratie bald verlieren!
Ulrich Pietsch

Lange hat die ZEIT gebraucht, dass in diesem Blatt eine renommierte Biologin die Definition von ‚Geschlecht‘ im biologischen Sinne erklären darf. Abzusehen ist, wie die deutsche transphile Inquisition auf diesen Artikel antworten wird. Traurig finde ich dabei, dass deutsche Biologie-Professor:Innen es immer noch nicht wagen, trotz weitestgehender Unkündbarkeit, diese Diskussion zu beeinflussen.
Bernd Langer

Bedrückend zu lesen, wie die Existenz einer Harvard-Wissenschaftlerin zerstört wurde, weil sie als Biologin an der Binarität der Geschlechter festhielt! Ein Vorgeschmack auf den Abgesang der Wissenschafts- und Meinungsfreiheit, wie er uns auch in Deutschland bevorsteht. Einschlägige neue Straftatbestände wie Paragraph 192a wurden bereits geschaffen warten auf Ihre Anwendung. Martenstein findet im selben “Zeit”-Magazin angemessene Vergleiche, um zu verdeutlichen, wie ungeheuerlich und totalitär die Pläne von Paus und Faeser sind! Marcuses “repressive Toleranz”, die nur noch genehme Meinungen zulässt, ist Wirklichkeit geworden, Orwells Dystopie wird von der Wirklichkeit überholt. Mich fröstelt!
Marcel Haldenwang

«Die Evolutionsbiologin Carole K. Hooven lehrte in Harvard – bis eine Doktorandin ihr den Vorwurf machte, transphob zu sein. Die Wissenschaftlerin, erzählt, wie sie den Glauben an die Vernunft verlor». Das Forschungsfeld von Hooven, hat die spezielle Eigenschaft, dass von dessen Resultaten und Inhalten Menschen betroffen sind, die sich benachteiligt fühlen können. Das führt zu Spannungen und beeinträchtigt die Forschung. Es gibt einen Zielkonflikt zwischen dem Ziel, Menschen nicht zu verletzten und dem Ziel, Forschungs-Resultate zu erzielen, die allen nützen. Nötig wäre es, den Zielkonflikt im Interesse eines übergeordneten Ziels zu lösen. So gravierend das Problem ist, so ist es doch minimal, wenn man es mit einem anderen Problem vergleicht, bei dem eine vergleichbare Problemstellung existiert. Diese wird als so heikel angesehen, dass die Wissenschaft komplett die Segel streicht. Es betrifft die Demographie. Bekanntlich ist das Zukunfts-Problem der Menschheit entstanden durch das exponentielle Wachstum von Kopfzahl und Konsum. Nötig ist ein sanfter Ausstieg, für den es allerdings bisher keine befriedigende Lösung gibt. Es ist ein globales Problem, das sich anhand eines lokalen Vergleichs gut illustrieren läst. Nämlich durch folgenden Vergleich der demographischen Situationen in Italien und im Gazastreifen.
Die Zahlen von Italien (Teil des globalen Westens) werden hier verwendet, weil erst kürzlich in den Nachrichten vermeldet wurde, dass dort die Geburtenrate auf 1.25 gesunken ist. Italien hat 59 Millionen Einwohner. Der Gazastreifen (Teil des globalen Südens) hat 2 Millionen Einwohner und die Geburtenrate 3.5. Beim Fortsetzen der Entwicklung hätte der Gazastreifen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 3.5, 6.1, 10.7 und 18.8 Millionen. Italien hätte hingegen nach 1,2,3 und 4 Generationen Einwohnerzahlen von 36.9, 23.0, 14.4 und 9.0 Millionen. Nach vier Generationen, gäbe es somit im Gazastreifen und in Italien mehr als doppelt so viele Einwohner des Gazastreifens wie Italiener. Das sich aus dem massiven Unterschied ergebende, ungelöste Problem und dessen Folgen sind insofern vergleichbar mit dem anfangs geschilderten Problem, als es in beiden Fällen um Menschen geht, und ums Interpretieren von deren Verhalten. Beim Beispiel aus der Demographie führt das dazu, dass es zwar Lösungen gäbe, die aber anscheinend als so diskriminierten empfunden werden, dass sie nicht diskutiert werden. Der Gazastreifen lebt von der Unterstützung durch den globalen Westen, was zur Folge hat, dass die demographische Eigenverantwortung nicht nötig ist und demnach nicht genutzt wird. Doch langfristig stellt sich die Frage, wie die Bewohner des Gazastreifens unterstützt werden können, wenn die Einwohnerzahlen der Unterstützten und der Unterstützer sich so weit auseinanderentwickeln.
Der im Gender-Streit sichtbar werdende Verzicht der Wissenschaft auf die notwendige Forschungsfreiheit, um ja niemand zu verletzten, findet sich gesteigert beim größten Problem der Menschheit. Die Wissenschaft versagt beim Lösen des Zielkonflikts innerhalb der Menschenrechte zwischen dem Ziel der Sicherung des Lebensunterhalts und dem Ziel der Sicherung des Eigentums. Zum erstgenannten Menschenrecht gehört das Recht, mehr Kinder in die Welt zu setzten als die eigenen Ressourcen ermöglichen. Das führt wegen hoher Jugendarbeitslosigkeit zur politischen Instabilität, die letztlich dazu führt, dass das Recht auf Asyl in einem Ausmaß genutzt wird, welches die Zielländer überfordert. Zum Recht auf Eigentum gehört das selbst erworbene Recht auf funktionierende Sozialsysteme und intakte Natur. Ein kleines Beispiel für die Verletzung dieses Rechts: die italienische Insel Lampedusa hat mit die schönsten Strände Europas, die aber – wie kürzlich im Fernsehen zu sehen war – weitgehend vollgemüllt sind, durch die gestrandeten Boote und deren nicht mehr benötigten Inhalt. Beide Entwicklungen (Gender und Migration) zeigen die Hilflosigkeit der Wissenschaft, die nicht imstande ist, ihren Auftrag zu erfüllen.
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „Wie bitte?! Das wissen Sie nicht?“ von Elisabeth von Thadden

Zweifellos gibt es die „Scham des Nichtwissens“ – die ich allerdings angesichts der Fülle des Wissbaren für meistens unbegründet halte – und es wäre gut, wenn die Regierung zu wichtigen Themen allgemeinverständliche Informationen und Support zur Verfügung stellen würde und darauf hinwiese. Es gibt aber auch das Nichtwollen und das Nicht-direkt-oder-indirekt-zu-etwas-gezwungen-werden-Wollen – und das wäre vielleicht auch einen Artikel Ihrerseits wert. Z. B. drängt die Techniker Krankenkasse mich, zwecks Kostenersparnis über „Meine TK“ mit ihr zu kommunizieren. Das Finanzamt drängt mich, zwecks Kostenersparnis die Steuererklärung mittels ELSTER zu erledigen. Die UmweltBank möchte, dass ich zwecks Kostenersparnis Onlinebanking mache, und weil ich das aus Sicherheitsgründen ablehne, entstehen mir Kommunikationsprobleme und letztlich wirtschaftliche Nachteile. Die Postbank – inzwischen zur Deutschen Bank gehörig – gibt mir zwar eine Kreditkarte, aber weil ich kein Onlinebanking mache, kann ich mit der Kreditkarte im Internet nicht (mehr) bezahlen. Es wäre meines Erachtens gut, wenn gesetzlich festgelegt würde, dass einem Menschen durch die Nichtteilnahme an digitalen Diensten keine Nachteile entstehen dürfen und dass alle für die normale Lebensführung notwendigen Dienste auch als analoge angeboten werden müssen. Immerhin kosten Hard- und Software Geld, und zwar insbesondere dann, wenn sie aus Sicherheitsgründen stets aktuell gehalten werden müssen. Die Krankenkasse, das Finanzamt und die Banken bezahlen mir die Hard- und Software nicht. Und die Regierung treibt die Diskriminierung sogar voran, anstatt sie zu bekämpfen.
Ulrich Willmes

Hier zeigt sich doch, wie wichtig eine Kultur des Nichtwissens wäre, eine Kunst, ein Können. Wissenskapitalismus boomt, zumal in Zeiten mit Komplexitätsinflation. Wie wohltuend, befriedend, wäre es da, den Mut zum Nichtwissen zu entdecken und auch zu zeigen, unverschämterweise? Doch wie ist es um eine solche Möglichkeit bestellt, wenn selbst eine von Menschen erdachte KI lieber irgendwas zusammenhalluziniert‘ denn den Satz „Keine Ahnung.“ als gültigen Output zu generieren?
Volker Homann

„Was der Mensch benutzt zum Seichen – damit schafft er seinesgleichen.“ (Heinrich Heine). Doch weit zurückschauend (ins 5. Jahrhundert v.u.Z.): Im Gastmahl/Symposion – so von Xenophon (diesem doch sehr umhergeworfenen Militär und als Jüngling: Schüler und Zuhörer des Sokrates) späterhin bei Skillus (Lakedaimon sparta) auf seinem Gut beschrieben: fragt Sokrates in Athen in die Bekannten/Freundes-Runde an diesem Spätnachmittag und Abend: „Gewiss hat keiner etwas dagegen, das zu nennen, was er für seine wertvollste Fähigkeit hält?“ Und Nikeratos antwortet: „Mein Vater, dem daran gelegen war, dass aus mir ein rechter Mann werde, ließ mich sämtliche Verse Homers lernen, und so könnte ich jetzt wohl die ganze Ilias und Odyssee auswendig vortragen.“ – Antisthenes erwidert ihm: „Dabei ist dir wohl entgangen, dass die Rhapsoden ausnahmslos diese Verse genauso beherrschen?“ – „Wie sollte mir das entgangen sein“ (entgegnete ihm Nikeratos) „habe ich sie doch fast jeden Tag gehört!“ Und Antisthenes antwortet ihm: „Und kennst Du ein einfältigeres Volk als die Rhapsoden?“ In diesem anteiligen Auszug aus der Gesprächsdiskussion der vielen Ich-Besichtigungen zum Stolz auf sich selbst – wird besonders aber in der Ausführung von Nikeratos vergegenwärtigt: dass auswendig angelerntes Wissen (nicht um der versuchten Weisheit willen) eben doch nur eine dann erkennbar mechanische Wiederholung sei, wenn nicht in Zusammenhängen zum „Gesamten gedacht und bedacht wird – wie es Sokrates in seiner Auslegung verdeutlichte: „Bekanntlich kennen die Rhapsoden den tieferen Sinn der Homer-Verse nicht!“
Elisabeth von Thadden kommentiert in DIE ZEIT hermeneutische (?) Gedanken über den Inhalt des geistigen „Erlebens“: „Wie bitte?! Das wissen Sie nicht? „Die Scham des Nichtwissens sei in allen Verästelungen des Alltags zu spüren. Mit ungemütlichen Folgen.“ Und man liest in der Folge des Textes dann ganz viele Fallbeispiele, was passiert (oder auch nicht) – wenn Menschen dabei „ertappt“ werden: wenn sie etwas nicht wissen, was vielleicht doch allgemeiner zu wissen sein müsste… Auf wessen Seite stellt sich Elisabeth von Thadden, wenn sie „blaublütig“ aus ihrem Elfenbeinturm herab oder herunter – auch mit ins Volk hinein mitteilt: „Es ist eine Dehnungsübung in Permanenz, privat, beruflich, staatsbürgerlich: Was muss man wissen und wem gegenüber? Wie weit tragen einen das professionelle Ethos und das Selbstwertgefühl? Man spürt den Temperatursturz im Raum, wenn der Architekt dem endlich eingetroffenen Handwerker vor den Ohren der Eigentümer erklärt, wie man Schimmelbilddung durch den Einbau von Kalziumsilikat-Platten verhindern kann. Der wird unruhig, Kränkung seines Handwerkerstolzes, weiß er doch! Und man versteht leicht, dass ein gelernter Heizungsbauer kalt erwischt wird, wenn er plötzlich, nach all den Berufsjahren, mit Wärmepumpen kenntnisreich umgehen soll.“ Was aber genau bezweckt die ZEIT-Autorin von Thadden mit diesem Elaborat an Beratungen und Pseudo-Enttarnungen des Nichtwissens bzw. der vorhandenen Lücken in und zu der Schimmel(wissens)bildung der Unmöglichkeit alles wissen zu können, um dann doch vielleicht gebildet daherkommen zu wollen oder so zu tun als ob man im persönlichen Schweigen dergestalt über den irdischen Bedingungen der erlernbaren „Wissensaneignung“ stünde… Sokrates schlussfolgert: „Ich weiß, dass ich nichts weiß: denn von mir wußte ich, daß ich nichts weiß…“ Der spätantike-römische Gelehrte Boethius beschreibt in seinem Buch „Trost der Philosophie“ einen Angeber, der zu einem Mitanwesenden sagt: „Intellegis me esse philosophum?“ – woraufhin jener ihm antwortet: „Si tacuisses, philosophus mansisses.“ – „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben.“
Und da gibt es deutsche AutofahrerInnen aus dem Volk, die schon seit Jahren einen Peugeot oder Citroen fahren, und dennoch diese Automarken immer noch pur-deutsch aussprechen – das klingt in manchen Ohren dann doch zu sehr volksnah eingedeutscht; wie man auch Mallorca vollmundig so deutsch herausposaunen kann oder dann wohl eher lockerer (ohne Prononcieren) von sich gibt: „Bin nächstens eine Woche auf Malle!“  Genau dort befand sich im letzten Jahr der RvM-Leserbriefschreiber und war natürlich auch auf dem Ballermann (Vamos a la Playa…). Und dort wo sich die Sangria eimerweiße reingeballert wird, sind keinerlei Wissensgrundlagen gefragt oder auch offensichtlich vorhanden: Da wird gesoffen, gefeiert, gegrölt und gegeilt, wie selbstverständlich „die deutsche Sau“ rausgelassen und vor allem: dass dann auch (mit viel Alkohol später) was zum Ficken für einen selbst hängenbleibt! Männlein wie Weiblein sind da auf demselben Trip unserer menschlichen Natürlichkeiten der Unterleibsanpassungen. Da kannst Du kaum niemandem mit irgendwelcher Philosophie und DIE ZEIT-verklärten (antrainierten) Weisheitsschüben ins Gehege kommen: denn dann bleibst Du nämlich auch ficktechnisch auf der Strecke und überhaupt erkennbar entgeistert „enthauptet“: Keine Sau kümmert sich um Dich „kluge-wissende“ Sau! Wieso eigentlich gilt dies fast grundsätzlich dort und da und fast überall – wo sich das allgemeine Volk zusammentrifft? Hierbei etwa ein Schamgefühl zu erwarten (oder dass es noch vorhanden sei) oder dies vorauszusetzen, wenn etwas nicht gewusst wird, was außerhalb des ganz volkstümlichen Gebrauchs an geistlosen Vorhandenheiten brachliegt, noch irgendwie in/zu den Sprechblasen abgefragt oder gebraucht werden könn(t)e… Gestatten Frau von Thadden – was Sie da so „jenseitig kultiviert“ aufgeschrieben hatten: läßt einen im Volke doch schon sehr ermatten! Vor allem aber sehr deutlichst: wenn Sie sich wirklich unters Volk mischen würden und ab und an – diese alltäglichen Gesprächsabläufe miterleben dürften, wären Sie mit Ihrer Weisheit an geistigem Erhoffen schnellstens am Ende… Das geht dann soweit, dass, wenn man seinen „höheren“ Gedanken freieren Lauf läßt, es plötzlich heißen kann: „Laber mich hier nicht zu!“ . Da schämt sich nämlich niemand, dass er/sie nicht zumindest in den normalen „Bildungs-Eintopf“ gefallen wäre und von wegen auch nur einen Funken von Allgemeinbildung inwendig herauszugucken käme: Nix da mit diesem Gesülze! Der Kopf ist dazu vorhanden, dass kein Regenwasser und Mallorca-Meerwasser in den Hals reinkommt bei verschlossenem Mund!
Und dann kommen Sie textlich in dem ZEIT-Konglomerat mit erhabenen Attitüden: „Àpropos Paris: Jener Stendhal ist ein Klassiker des Schamgefühls. Der Schriftsteller hat im Jahr 1822 in seinem Werk „De l`amour“ gesagt, die Schamhaftigkeit sei das „Wunderwerk der Kultur“. Er meinte nicht zuletzt den Umgang mit der Blöße und ihrem raffinierten Verbergen, in ebenjener Epoche, in der körpergeschichtlich auch die Schamröte noch zu Hause war. Wenngleich einem diese Vergangenheit heute in den Fluten digitalisierten Wissens untergegangen erscheint, so erinnert sie doch an das bleibende Grundproblem menschlicher Scham. Das ist ernst, bitterernst: Wir sind nackt, und weil wir weder ein Fell tragen noch zum Schutz der lebenswichtigen Organe auf allen vieren unterwegs sind, können andere uns aufgrund unserer aufrechten Exponiertheit leicht zur Strecke bringen. Das gilt physisch, aber es gilt auch moralisch. Als Taktgefühl darf man es daher verstehen, wenn man andere davor schützt, dass sie sich bloßgestellt fühlen.“
Ach, werte Frau von Thadden – wenn der RvM dann einige Abschnitte zuvor noch von Ihnen lesen darf: „Die Normen dessen, was man zu wissen und was man zu können hat, sind allerdings inzwischen so multipel wie die Milieus, in denen man um Anerkennung, um Aufmerksamkeit ringt und damit um Macht. Das klassische Schamgefühl hat diverse Gesellschaft bekommen…“ Tja – da könnte man jetzt Mäuschen spielen wollen in den Konferenzbedingungen zu ihren ZEIT-Zusammenkünften der sogenannten „Eierköpfe“ in den Redaktionen – und garantiert spielt dort möglichst jede/r auf der höchstmöglichen Klaviatur seiner Worteschöpfungen: wenn er/sie an der Reihe sei: sich in erlauchtem Kreis zu einem bestimmten Thema eloquent zu äußern – in summa: wir sind ja alle hier soooo gebildet und platzen vor lauter Wissen fast aus unseren eigenen Nähten hinauf in den Elfenbeinturm unserer geistigen Unerreichbarkeiten… Sie sind mir bitte nicht böse, dass ich hierzu sehr ironisch und sarkastisch mich vorlaut unbeliebt mache – doch ich kenne diese vordergründigen Überheblichkeiten, diese fast unantastbare Selbstgefälligkeit zur eigenen Person: unter der besonders auch der vielseitige Fritz J. Raddatz einstens litt und er diesbezüglich in Gesellschaft doch sehr unbeliebt daherkam, sich immer in den Mittelpunkt stellte plus seines scheinbar so ungeheuren Wissens und der hinzugehörigen personifizierten Einbildungskraft… Doch wenn man seine „Tagebücher“ genauer liest, wird einem verdeutlicht: wie sehr dieser durchaus sensible Fritz J. Raddatz seine Rolle in der höheren derartigen Gesellschaft erkannt hatte: nämlich den vielseitigen Unterhaltungsclown zu spielen, ja geradezu manisch-mechanisch sich hierzu die Clownsmaske aufsetzten zu müssen, in seinen dortigen Camouflagen niemals dann er selber sein zu können… Aber lassen wir das – seine Umgebung war ja auch nicht viel anders gepoolt: als sich selbst immer nur aufzuspielen und aufzublasen und später (mit wem?) über die anderen herzuziehen… Fritz J. Raddatz bezeichnete den Literaturbetrieb: als ein Haifischbecken!
Dessen veröffentlichten „Tagebücher“ bestätigen es auch ohne Haifischflossen! Helmuth Karasek beschreibt Raddatz anteilig wie folgt: „Er hatte in einer Glosse zur Buchmesse 1985 in einem Kommentar mit schnalzender Kennerschaft Goethe zitiert, war aber in Wahrheit bei all zu flüchtigem Lesen einer Satire in einer Schweizer Zeitung aufgesessen, die Goethe anachronistisch auf den Frankfurter Bahnhof verpflanzt hatte, den es zu Goethes Zeiten natürlich noch gar nicht gab. Da Raddatz ein eitler, lauter, in Beleidigungen schnatternder Gesellschaftsmensch war, der sich so anhörte, wie Willi, der Freund der Biene Maja, freute sich das halbe Feuilleton-Deutschland über seinen Sturz in die Lächerlichkeit. Er, der jedem besserwisserisch dessen Unbildung vorwarf, war also selbst hereingefallen. Er war dabei aber nur ein notorischer Wiederholungstäter, der mit seinen fatalen Falschzitaten offenbar einem geheimen Selbstzerstörungstrieb gehorchte.“ Auch diese Beschreibung gehört mit zu dem Profilieren eines Menschen, der sich vor lauter eingebildeter Bildung ein Selbstbildnis darin für die Zukunft vergegenwärtigte, sich unsterblich für alle Zeiten selbstportraitieren mochte… Und da trifft der Zusatz doch sehr ins Grelle, wenn zwei Irre beim Anblick eines Regenbogens sich gegenseitig kundtun: „Dafür haben sie Geld! Aber nicht uns studieren lassen.
Vielleicht sollte Elisabeth von Thadden genauer darüber nachdenken: dass ein Staat und die sogenannte Gesellschaft gar kein gebildetes Volk für sich zur Verfügung haben wollen und können – wer sonst sollte die primitiven Arbeiten erledigen, und wo wären dann die „Sklaven der Moderne“: die mit ihren „primitiven“ Funktionen die „Gesellschaft“ am Laufen halten… Noch weniger als die „oberen Zehntausend“ (Pecunia non olet) der deutschen Bevölkerung können sich als vorzeigbare Oberklasse bezeichnen und wenige darin oder mittendrin sind wahrhaftiger geistig gebildet – haben aber hierzu noch lange nicht die ethische Bildung, um den „wahren kultivierten Menschen“ zu re/präsentieren… Der Philosoph Peter Sloterdijk beschreibt die Masse der Menschen (im deutschen Volk) wohl als einen „Menschenpark“ – soll übertragbar in toto bedeuten: Namenlose Massenware – ohne Sinn und Verstand und Vernunft! Leergut!  Elisabeth von Thadden erkannte unisono klaren Verstandes: „Das Wissen wächst ins Unendliche, ergo das Nichtwissen. Immer noch treibt die Scham ihr Unwesen oft in der herkömmlichen Form, die bekannt ist als Bildungslücke…“ – und desweiteren: „So lautet nun mal das restlos aporetische erste Gebot individualisierter Gesellschaften im Kapitalismus: Sei unterscheidbar, und nutze dein kulturelles Kapital, aber wisse zugleich, was die Norm ist, damit du nicht unfreiwillig allzu blöd auffällst. Aporetisch: heißt übrigens unauflösbar widersprüchlich. Man muss etwas Besonderes sein und zugleich ganz normal.“
Wie bitte?! Das wussten wir noch nicht?! Schon der Verleger Gustav Heinrich Lübbe hat(te) in seinem Gemischtwarenladen (abseits des Buch-Verlages) an Publikationen, öffentlich (vielleicht doch persönlich Jerry Cotton und Sinclair-angeschämt) dennoch geschäftstüchtig pro domo erkannt: „Das Volk muss sich nach oben lesen!“ Wir wollen dabei unseren Wolfgang von Goethe nicht aus den Augen verlieren – seltsam nun hierbei in Weimar ein Aquarell zu interpretieren, wo sie beisammensitzen in der regelmäßigen Café-Kakao–Runde bei der Herzogin Anna-Amalia zu Weimar in höfischer Kleidung mit gepuderten Perücken – und der Herr von Goethe liest aus seinen frischen Manuskripten vor, da und dort auch ein Gedichtchen parat: alles quasi schon vorab genehm genormt für die Hofgesellschaft, somit auch gleichzeitig das Geschriebene durch deren Zensur geschlupft: und druckreif dann hinaus in die erhobene Welt der erfreut Lesefreudigen (wobei das Volk kaum schreib-und-lesekundig war…). Christian Dietrich Grabbe nannte Goethe einen Fürstenknecht und gleichzeitig auch „das trojanische Pferd der deutschen Literatur“. Wir sollten bei all dem un/gebildeten persönlichen Durchblicken und Durchschauen der oft doch auch ridikülen Observationen aber nicht vergessen, dass Goethe ebenfalls ein Unterhaltungsclown bei Hofe war – und nicht umsonst er in Italien zu seinem Freiheitsdrang: dies als die schönste Zeit seines Lebens zeitlebens erachtete… Wäre Goethes Vater aber ein Metzger gewesen, hätte es der Sohn vielleicht zum Würste-Hoflieferanten bringen können… Ach so – sorry: Frankfurt war ja damals eine freie Reichsstadt! Wat die nich all wisse – die allwissenden Klugscheißer! Und wie bekannte der Weimarer „Dichterfürst“ seine wahre menschliche Erkenntnis: „Das eigentliche Studium der Menschheit ist der Mensch.“ Doch – bitte sehr – Elisabeth von Thadden gehört das Schlusswort zu ihrem die Menschen betreffenden (volksfernen) Text in DIE ZEIT: „Aber natürlich müsste man dafür erst einmal wissen, wo sich die wirklich vertrauenswürdigen Hinweise auf die notwendigen Informationen finden ließen. Und wie beschämend wäre es, wenn man sie nicht fände? Ist man denn blöd? Wird man bloß mal wieder betrogen, beschämt? Befriedet zu sein hingegen: Das wär`s.“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Fantastisch, wie Frau von Thadden der Scham zuleibe rückt! Nicht nur bei Peinlichkeiten düpiert das Gemüt den Verstand. Blender verstecken ihre Defizite (gewusst wie!) mit „Angriff ist die beste Verteidigung“. Auch angesichts grassierenden, konfrontativen Zeitgeistes, dem sogar Friedensappelle des Papstes zum Opfer fallen, sollten wir uns fremdschämen, so wir dazu schweigen („Nenne mir einen Gottgefälligen, so werde ich die Stätte verschonen! (Hiob))!
Andreas Weng


Leserbriefe zu „Der flüssige Baum“ von Artur Weigandt

Diese Flüssigbäume kamen schon mal bei „Wer weiß denn sowas?“ vor. Interessant, etwas mehr darüber zu erfahren. Belgrad heißt ja „weiße Stadt“, vielleicht muss sie bald in „grüne Stadt“ umbenannt werden.
Thomas Manthey

Mit Spannung habe ich den Artikel gelesen: Was geschieht mit den Algen, die das CO2 für die Photosynthese verwendet haben? Die Auflösung: Sie landen als Dünger im Park! Wenn die Algen als „Dünger“ verwendet werden, machen sich sofort Mikroorganismen über sie her und zerlegen die organischen Verbindungen in anorganische Stoffe. Dieser Vorgang heißt Mineralisierung, jeder Gärtner weiß das. Sämtliches CO2, dass die Algen gebunden hatten, ist dann wieder in der Luft. Dieses Gerät ist also sinnloser Schnickschnack. Bei der Gelegenheit möchte ich noch ein bisschen weiter ausholen. Ich weiß, das wird auf jeden Fall nicht gedruckt, weil es viel zu lang ist, aber ich muss es mal loswerden, weil es in vielen Artikeln missverständlich behandelt wird. Wenn Pflanzen abgestorben sind, werden sie von Mikroorganismen abgebaut (Mineralisierung), sofern ausreichend Sauerstoff und Feuchtigkeit vorhanden sind. Besonders bei Bodenkontakt oder im Boden. Und je wärmer, desto schneller.
– Bei den besagten Algen dürfte es rasant gehen, da sie nicht verholzt sind.
– Tote Bäume in der Natur oder im Park sind eine CO2-Quelle, besonders wenn sie auf dem Boden liegen.
– Wenn gehäckselte Gehölzreste im Park oder an der Autobahn einfach liegen gelassen werden, ist das eine CO2-Quelle.
– Wenn Torf im Garten verwendet wird (ich bin fassungslos, dass das nicht verboten ist), ist das eine CO2-Quelle.
– Humus im Boden wird bei aeroben Bedingungen zersetzt, ist also auch eine CO2-Quelle, falls nicht kontinuierlich neue organische Substanz nachgeliefert wird. In vielen Artikeln zur CO2-Thematik wird nicht klar unterschieden zwischen „Speicher“ und „Senke“. Ein Urwald ist ein gewaltiger CO2-Speicher, aber er ist keine nennenswerte CO2-Senke. Die Stoffe befinden sich in einem Kreislauf. Pflanzen nehmen CO2 auf, wenn sie Photosynthese betreiben, aber sie geben auch CO2 ab, wenn sie wachsen und bei anderen physiologischen Prozessen. Und wenn ein Baum abgestorben ist und verrottet, wird im Endeffekt sämtliches CO2, dass er in seinem ganzen Leben in seinem Holz gebunden hatte, wieder in die Atmosphäre abgegeben. Im Amazonas-Regenwald geht das besonders schnell, weil es sehr warm und sehr feucht ist. Anders in Torf-Wäldern (ich glaube in Indonesien gibt es solche): Hier gerät organische Substanz unter Wasser, kann unter Luftabschluss nicht zersetzt werden. CO2-Senken sind
– die Weltmeere (organische Substanz sinkt auf den Grund und wird unter Luftabschluss nicht zersetzt,
– Hochmoore (auch hier wird unter Luftabschluss organische Substanz nicht zersetzt),
– Holzhäuser, sofern sie nicht abgerissen werden, und Holzmöbel, solange sie nicht weggeworfen werden.
In der Zeit, wo ich hier ein paar Quadratmeter „Alibi-Biotöpchen“ schaffe oder ein paar Bäumchen pflanze, wird woanders das Hundertfache oder Tausendfache an unersetzbaren Urwäldern, Hochmooren und reich strukturierten alten Kulturlandschaften zerstört. Und warum ist das so? Weil wir hier so leben wie wir leben.
Peter Schulze

Eine nette Idee, so ein flüssiger Baum. Schade nur, dass dieser „Baum“ einige seiner Versprechungen nicht wird erfüllen können: „Die entnommenen Algen können dann als Biodünger für öffentliche Parks verwendet werden. Das CO2 bleibt dadurch gebunden und wandert in den Boden“. Nein, tut es nicht. Folgendes wird passieren: die toten Algen sind – im wahrsten Sinn des Wortes – ein gefundenes Fressen für die Zersetzer im Boden, und diese machen aus den Algen – genau: CO2. Ich fürchte, dass der liquid tree ein ähnlicher Rohrkrepierer wird wie die Mooswände, die für viel Geld und ohne jeglichen nachweisbaren positiven Effekt in einigen Städten, z.B. Stuttgart oder Tübingen, aufgestellt wurden. Ein Grundkurs in Sachen Kohlenstoffkreislauf von Ökosystemen und des Planeten für Stadtplaner und kommunale Entscheider könnte vielleicht helfen, solche Fehlinvestitionen zu vermeiden. Viel sinnvoller als die Symptombekämpfung mit zweifelhaften Maßnahmen wäre die Ursachenbekämpfung: Reduzierung der Emissionen von CO2 und Luftschadstoffen aus den diversen Quellen wie Verkehr, Heizungen, Kraftwerken etc.
Andreas Fangmeier


Leserbriefe zu „Bis einer einknickt“ von Marie-Luise Grauel und Martin Nejezchleba

Die Karten auf dem Foto links unten sehen eher nach Skip Bo als nach UNO aus. Da wird irgendwo in Ostdeutschland über 100 Tage lang gestreikt und man bekommt erst jetzt durch Ihre Berichterstattung etwas davon mit?
Thomas Manthey

Ja ich habe lange Zeit „Die Zeit “ online täglich gelesen! Doch ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Ihre Zeitung perfekt den “ Mainstream“ verkörpert, wenige Abweichungen, eher das Gegenteil.  Da ist der Spiegel besser, realistischer, investigativer! Und nun lese ich diesen Online.
Fritz Müller

Nicht der „Fehler, der die Welt aus den Angeln hebt“. Möglicherweise hatte sich auch schon das Willy-Brandt-Haus gemeldet. In der rechten Spalte dieses Beitrags wäre zu berichtigen, wer bei den Streikenden von der SPD aus Berlin da war: Lars Klingbeil, Co-Vorsitzender der SPD oder SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Vermutlich letzterer, denn SPD Co-Vorsitzende Saskia Esken war schon da.
Hartmut Wagener


Leserbriefe zu „Kinder, was für ein Stress!“ von Johanna Schoener

Ich würde mir einen Artikel wünschen, der Eltern als Gesamtes realistischer darstellt, ihre Probleme nicht als privat überdrehtes Anspruchsdenken bagatellisiert. Der Stress, den Eltern haben, resultiert aus einem leider immer noch bestehenden politischen gesellschaftlichen Defizit an Respekt und Unterstützung. Die Pandemie hat es uns gezeigt, Kinder zuletzt… Kinder sind die Bürger von morgen. Wann wird das endlich erkannt und wann schlägt es sich endlich in vorausschauenden, politischen Entscheidungen nieder, die Eltern in Ihrem Stress nicht allein lassen.

Sabine Lellek

An sich finde ich das Thema Ihres Artikels „Kinder, was für ein Stress“ interessant und relevant. Ich bin selbst Mutter eines 2-jährigen (und bald eines zweiten Kindes) und die Frage, wie sich das Elternsein verändert hat, ist sehr spannend.  Allerdings vermisse ich an vielen Stellen die im Untertitel angekündigte „Forschung“. Hier zwei Beispiele: 1. Der Satz (eigentlich das Zitat) „Doch in den ersten sechs Monaten verfügen Kinder noch gar nicht über einen Tag-Nacht-Rhythmus. Ihr Schlaf verteilt sich einfach irgendwie über Tag und Nacht“ ist schlichtweg falsch. Richtig ist, dass Neugeborenen (!) keinen Tag-Nacht-Rhythmus besitzen. Diesen lernen sie aber lange bevor die 6 Monate alt sind! Natürlich schlafen viele Babys mit 6 Monaten noch nicht „durch“. Die durchschnittliche längste Schlafperiode findet aber sehr wohl in der Nacht statt und beträgt z. B. bei einem 5-Monate altem Baby etwas über 7h.  Ref: Galland et al, Normal sleep patterns in infants and children, a systematic review of observational studies. Sleep Med Rev 2012;16(3) 213-22  2. Baby-led weaning: „Man wisse dabei nie wirklich, welche Nährstoffe am Ende im Kind landen, und müsse extrem aufpassen, dass es sich nicht verschluckt.“ Warum sollte ich die genauen Nährstoffe bitte besser kennen, wenn ich die Süßkartoffel vorher püriere? Oder meinen Sie, der Weg zum entspannten Essen führt notwendigerweise über gekaufte Hipp-Glaserln und genauem Studium der Inhaltsstoffe? Meines Wissens nach zeigen randomisierte Studien außerdem kein erhöhtes Verschluck-Risiko.  Ref: Taylor et al. Effect of a baby-led approach to complementary feeding on infant growth and overweight, a randomized clinical trial. JAMA Pediatr 2017; 171(9);838-46
Angelika Manhart

Als Antwort auf die Frage, warum das Kindergroßziehen so kompliziert geworden ist, reicht ein Satz: früher hat ein Einkommen (oder zwei halbe) für eine Familie ausgereicht. Mehr Zeit gleich weniger Stress gleich weniger Gejammer, ganz einfach!
Melanie Floßmann


Leserbriefe zu „Eine Mahlzeit am Tag“ von Avi Bolotinsky et al.

Offensichtlich reicht ihre „wokeness“ nicht aus, um Themen treffend zu recherchieren. Zu ihren 500 Lastwagen „mit Hilfsgütern“ pro Tag: Vor dem Konflikt waren das alles andere als durchgängig Hilfsgüter (u.a. größere Mengen Baumaterial, tw. abgezweigt für den Tunnelbau). Cogat z-B., sprich anhand von Zolldaten von 25 % der Lastwagen mit Lebensmitteln (für den Markt) und 4 % mit direkten UNRWA-Hilfslieferungen, also grob 150 Fahrzeugen pro Tag. Die Ausgangsforderungen der „humanitarien community“ waren zum Beispiel 100 Fahrzeuge. Zu Ihren Zeitfenstern: Passend zum Text hätten Sie wohl die beiden Wochen vom 09. – 22.02.24 (siehe Bericht oben) zeigen sollen, um die zumindest teilweise von der israelischen Regierung tolerierten Eingriffe in den Lieferablauf zu zeigen. So zeigen Sie tw. eher Anlaufschwierigkeiten. Ich finde es nach meinen bisherigen Erfahrungen auch schwierig, zu sehr auf das „Hörensagen“ der „humanitarian community“ zu vertrauen. Hat es – vier Wochen nach Beginn der Störungen – denn nicht zu einer offiziellen Anfrage bei den israelischen Verantwortlichen gereicht? Und das Schweigen der UN-Verantwortlichen zu ganz konkreten Lieferproblemen belegt keine Alleinschuld der israelischen Seite.
Wenn Sie konsequent die Tagesberichte der OCHA opt verfolgen, werden Sie im übrigen gegen Detailaussagen wie die von Frau Khodr ebenfalls eher vorsichtig. Speziell zur Wassersituation in Nord-Gaza hat wohl niemand detaillierten Einblick (im gesamten Gaza-Streifen liefert immer noch Israel die größten Trinkwassermengen, das Problem ist mehr die Mängel in der Verteilung. Und viele kritische und oft allein subjektive Einzelstimmen decken sich nicht mit dem Gesamtbild). Und was die völlige Abwesenheit der Hamas als zweite Kriegspartei in ihrem Artikel angeht, verweise ich nur beispielhaft auf tagesschau.de vom 05.03. (Biden sieht Entscheidung über Feuerpause bei der Hamas): Das hochrangige Hamas-Mitglied Osama Hamdan betont, eine Freilassung der Geiseln könne nur nach einer Feuerpause erfolgen. An der Adresse der USA gerichtet sagt er, wichtiger als die humanitäre Hilfe sei ein Ende der amerikanischen Waffenlieferungen an Israel. Um das Argument des Redaktionsschlusses vorwegzunehmen, verweise ich auf folgenden Beitrag: https://www.memri.org/tv/hamas-official-osama-hamdan-october-seven-bring-intl-attention-palestinian-cause-expose-israel-nazi     Noch Fragen? Meine Bitte: Kommen Sie Ihren journalistischen Sorgfaltspflichten bitte nach. Diese sind unter anderem ein Grund, warum ich seit über 40 Jahren die Zeit beziehe.
Martin Hommel

Auf das Verbrechen der Hamas, dem Terrorakt vom 7. Oktober 2023 auf Israel, mit über 1000 Toten, folgt das Verbrechen Israels an der palästinensischen Zivilbevölkerung. Über 20.000 Tote, davon überwiegend unschuldige Frauen, Männer und Kinder. Der Gaza-Streifen gleicht Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. Schutt und Asche. Nun folgen Mangelernährung, Hunger und Krankheiten. Apokalypse Now. Das muss ein Ende haben. Sollten die größten Unterstützerstaaten Israels, USA und Deutschland, nicht gänzlich ihre Glaubwürdigkeit hinsichtlich einer angeblichen wertegeleiteten Außenpolitik, verlieren, müssen diese ihren Einfluss geltend machen und weitere Hilfen an Israel an Bedingungen knüpfen. Das Töten muss ein Ende haben. Worten müssen Taten folgen. Die Sicherheit Israels ist eng verknüpft mit der Sicherstellung humaner Lebensbedingungen für die Palästinenser. Wer das außer Acht lässt, schadet auch den berechtigten Sicherheitsinteressen Israels.
Reiner Gorning


Leserbriefe zu „Sie war der Segen meines Lebens“ von Wilhelm Schmid

Den Nachruf von Wilhelm Schmid auf seine gestorbene Frau habe ich mit sehr viel Empathie gelesen. So wie Wilhelm Schmid seine Bücher mit sympathischer und verständlicher Leichtigkeit schreibt, hat er seine Frau gewürdigt. Per aspera Nos. 1-7 ad astra No. 8.
Hartmut Wagener

Wer beginnt, mit der Endlichkeit zu leben, wird zunehmend zufriedener. Kostet gelassen und zuversichtlich viel detaillierter als zuvor aus und lernt, Kummer und Leid zu bagatellisieren wie blaue Flecken, die vergehen. Blickt er zurück, werden Ärgernisse zunehmend weichgezeichnet und kleiner und erinnernd Schönes zu Gemütlichkeit eines in sich Ruhens mitunter verklärt. Für dieses von Ihnen gezeichnete Bild des verarbeitenden Annehmens gebührt ihnen Dank, Herr Schmid! – ergänzt mit der Volksweisheit: „Denn die Liebe, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück!“ Dieses gelegentliche Besinnen wünsche ich auch Ihnen, liebe Hamburger von Herzen!
Andreas Weng


Leserbriefe zu „Wortschatz: Hinten Lyzeum“ von Robert Schrader

Ich schätze die letzte Seite der Zeit so sehr, dass ich immer von hinten beginne zu lesen. Aber der heutige Wortschatz ist ja wohl nicht ihr Ernst! Was man von einem Jahrgang 1906 eventuell noch tolerieren konnte, ist heute einfach unmöglich und sexistisch. Und das auszuwählen für Ihre Rubrik? Niemandem ist das aufgefallen, wie abwertend und frauenfeindlich dieser Spruch ist? Natürlich gibt es da kein männliches Pendant zu diesem Spruch, weil auch nicht so bewertet wird und in „altersgemäß“ eingeteilt wird, welche Kleidung Männer tragen. Ich bitte Sie, mir das Vergnügen an der letzten Seite nicht zu vermiesen und wieder genauer zu überlegen, welche „Wortschätze“ auch wirklich Schätze sind….
Isabella Spörk

Glücklicherweise leben wir inzwischen in einem Zeitalter, in dem einem nicht mehr von gesellschaftlichen Konventionen vorgeschrieben wird, wie man sich zu kleiden hat.  Heutzutage dürfen alle tragen, was ihnen passt, bequem ist und/oder gefällt. Abfällige Sprüche über anderer Menschen Bekleidungsstil werden auch nicht dadurch besser, dass sie sich reimen. Wir sollten den Ausdruck also ruhen lassen und uns stattdessen üben in Toleranz und Respekt, auch und besonders gegenüber älteren Damen.
Maike Juterczenka


Leserbriefe zum Titelthema „Der Mut der Frauen“ „Nicht einen Schritt zurück“ von Andrea Böhm und Carlotta Wald

Die Autorinnen beschreiben ermutigende Beispiele, wie Frauen Widerstand leisten, um ihre Rechte durchzusetzen. Trotzdem werden die Aussichten auf Gleichberechtigung von Frauen weltweit trüber. Das Pendel schlägt zurück, gegen die Frauen, obwohl noch nicht mal ansatzweise die Gleichberechtigung von Frauen erreicht worden ist. Das gilt übrigens auch in progressiven Ländern wie Deutschland.  Hierzulande werden Frauen noch immer schlechter bezahlt, müssen mit Altersarmut rechnen, weil sie Kinder erzogen haben, und sind häufiger Opfer von häuslicher Gewalt als Männer. Mütter, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, müssen immer sich trotz allem vor Gericht bereit erklären, den gewalttätigen Vätern Umgangsrecht zu den Kindern zu gewähren, des „Kindeswohl“ wegen, ansonsten droht ihnen selbst der Entzug der eigenen Kinder. Eine schreiende, täglich praktizierte Ungerechtigkeit und auch Femizide sind in Deutschland keine Seltenheit. Das Narrativ, Feminismus sei eine linke, männerfeindliche und elitäre Ideologie, war schon immer ein Ammenmärchen und es ist heute noch. Frauen fordern ja nicht mehr als das ein, was für Männer selbstverständlich ist. Darum geht es bei der Emanzipation von Frauen. Wie befremdlich also, dass sich auch in progressiven Ländern immer mehr Männer davon bedroht und von reaktionären Strömungen angesprochen fühlen. Also bleibt es wie gehabt, Frauen müssen weiterhin um ihre Rechte kämpfen und können leider auf die Unterstützung von Männern wenig hoffen. 50 % Macht den Männern, das würde ja schon reichen.
Regina Stock

Inhaltlich finde ich den Artikel sehr gelungen, intensiv recherchiert und absolut passend zum internationalen Frauentag. Meine kleine Kritik ergibt sich daraus, dass ich die ZEIT seit vielen Jahrzehnten nicht nur des redaktionellen Inhalts wegen lese, sondern weil ich Freude daraus ziehe, dass hier in der Regel auf hohem Niveau mit unserer schönen Muttersprache gearbeitet wird. Und diese Freude wird an einer Stelle des Artikels deutlich getrübt. Da heißt es: „Demokratie und Frauenrechte bedingen einander. Wo erstere geschliffen wird, geraten auch Letztere schnell in Gefahr.“ Das Verb ’schleifen‘ hat, wie man im Duden oder in Kluges etymologischen Wörterbuch nachlesen kann, zwei Bedeutungen. Die eine ist: etwas (z. B. ein Messer oder einen Parkettboden) scharf oder glatt machen. Das Verb bildet seine Formen ’stark‘ bzw. unregelmäßig: schleifen, schliff, geschliffen. Metaphorisch lässt sich daraus die schöne Formulierung von der geschliffenen Formulierung oder Rede ableiten. Die andere Bedeutung des Verbs ist schleppen, schleifen, niederreißen. In dieser Bedeutung bildet das Verb seine Formen ’schwach‘ oder regelmäßig: schleifen, schleifte, geschleift. Die letzte Bedeutungsvariante stammt, vermute ich, aus der Fachsprache mittelalterlicher Militärs. Wenn ein Aggressor mit seinen Truppen eine Burg oder eine Stadt (jeweils mit Mauer) belagerte und schließlich den Sieg davontrug, konnte zu seinen Friedensbedingungen das Abreißen der Mauern und anderer Befestigungsanlagen gehören – die dahinter Wohnenden waren anschließend schutzlos und ihm ausgeliefert. Diese Bedeutung des Verbs ’schleifen‘ meinen natürlich die beiden Journalistinnen, wenn sie sie metaphorisch verwenden: Die Demokratie wird abgerissen, zerstört und bietet denen, die bisher von ihr profitiert haben, keinen Schutz mehr – in diesem Fall die Frauen, die sich ihrer Menschen – und Bürgerrechte nicht mehr sicher sein können. Aber dann hätte es heißen müssen: Demokratie und Frauenrechte bedingen einander. Wo erstere geschleift wird, geraten auch Letztere schnell in Gefahr.  Wie gesagt, nur eine Kleinigkeit.
Hans-Jochen Kreilos


Leserbriefe zu „Wem gehört die Stadt?“ von Christian Bangel et al.

Vielen Dank für Ihren Artikel über Zittau und die dortigen Zustände. Die Stadt „gehört“ niemandem. Sie ist der Ort, an dem Menschen zusammen leben und die dort ihre Gemeinschaft organisieren. Glücklicherweise sind wir alle nur Besucher unserer Städte; Städte, die hoffentlich noch existieren, wenn wir längst verschwunden sein werden. Es geht in Ihrer Geschichte aus Zittau doch nicht um das Eigentum an der Stadt. Es geht schlicht um schlechtes Benehmen und die Verrohung der Sitten. Das mag abgedroschen klingen, ist aber in meinen Augen der Knackpunkt. So lange ein Teil der Bewohner von einem anderen Teil niedergeschrieen, beleidigt und bedroht wird, gibt es nichts zu interpretieren. Der friedliche Austausch unterschiedlicher Standpunkte kennzeichnet zivilisierte Gesellschaften. Gebrüll und Einschüchterung sind keine Elemente demokratischer Streitkultur. Bevor diese elementaren Regeln nicht eingehalten werden, sind kaum Fortschritte zu erwarten. Wenigstens ist am Ende Ihres Beitrages ein kleiner Hoffnungsschimmer erkennbar: Delegationen der linken und rechten Demo treffen sich zu einem Gespräch im Pfarrsaal. Na also, geht doch! Nochmals danke für Ihren ausführlichen und gut recherchierten Artikel. Ich bin froh, dass die Presse – und hier ganz besonders „DIE ZEIT“ – einen Beitrag zum Verständnis und Austausch leistet.
Thomas Meichle

Grundsätzlich ist nichts im Leben ausschließlich gut oder schlecht – wobei eine fanatisch-gesinnungspauschalisierende Freund/Feind-Zuordnung per se Feindschaft nährt. Bei aller Irritation und Tadel: Wo bleiben Lob und Dankbarkeit? Hätte es doch richtig schlimm (siehe Ukraine, auch wenn Vergleiche hinken) kommen können! Denn in keinem Land der neuen Demokratien, ausgenommen der Russischen Föderation, wurde so gnadenlos mit Rosinenpickerei der Kuchen so dünkelhaft verteilt wie in der ehemaligen DDR! Nach dem „Wir sind das Volk“-Enthusiasmus, in die offenen Arme der Klassenbesten springend, fanden sich die meisten Freiheitsgläubigen desillusioniert in der 2. Liga unter drittklassigen Besserwisser-Verwaltern wieder. Verwöhnt mit vollem Trog und Leckerlis (seit wann erhalten Gnadenbrot-Geschenke dauerhaft die Freundschaft?) waren sie, haltsuchend auf dem glatten Parkett westlicher Gepflogenheiten, Häme und Betriebsschließungen ausgesetzt. Trotz dieser bisweilen verstörenden Befindlichkeiten der zuvor zwanghaft Linientreuen, schwitzten sie die westliche Dogmen-Seligkeit aus und wurden, wie seit Jahrhunderten bewährt, zu tragenden Säulen unserer Gesellschaft. Die regierenden Stümper (nebst Agitatoren) sind die Auslöser der Entrüstungs-Entgleisungen! In Bildersprache: Fähige Gärtner geizen, ganz ohne Ratschlag der Zaungäste, gekonnt aus, was Energie abziehend wuchert, und lassen Wildwuchs, allem Natürlichen zugutekommend dort zu, wo es die kulturelle Vielfalt gestattet. Diesen (siehe u. a. die sächsische Furchtlosigkeit) „Deutschen Teckel“ eigenwilliger Unbotmäßigkeit zu bezichtigen, weil er sich gegen die kurze Leine wehrt, gehört viel eher verteufelt (siehe Besserwessi), als der Widerstand gegen selbstherrliche Obrigkeiten. Denn diese Drangsal erlitten sie und ihre Eltern zur Genüge!
Andreas Weng


Leserbriefe zu „Am häufigsten morden Unternehmer“ Gespräch mit Christoph Ahlhaus, geführt von Götz Hamann und Marc Widmann

Unternehmer morden im „Tatort“ am häufigsten? Also genauso wie im normalen Leben!? Polemik beiseite, die überlasse ich lieber Herrn Althaus. Sein Angriff passt ins Bild, dass die Rechtsaußen von CDU / CSU und AfD den öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer wieder ins Fadenkreuz nehmen. Herr Althaus sagt nicht, ob seine Behauptung auf absoluten oder relativen Zahlen basiert. Ich würde nämlich, genauso unbelegt, einfach mal behaupten, dass Unternehmer überdurchschnittlich häufig im „Tatort“ auftauchen, und dann wäre es ja nicht weiter verwunderlich, wenn der Anteil der Unternehmer an den Mördern recht hoch ist. Man muss nur ausreichend Stuss mit einem Triggerwort wie dem „Tatort“ erzählen, dann bekommt man als Belohnung die mediale Beachtung, die man als längst vergessener Politiker (Althaus war mal Bürgermeister in Hamburg? Hatte ich erfolgreich verdrängt.) wohl nötig hat.
Thomas Manthey

Vorweg: ich guck keinen Tatort mehr, weil es letztlich immer dieselbe sozialkritische Leier ist und irgendein Vorgesetzter unfähig oder korrupt ist. Der Herr Ahlhaus scheint „Leistungsträger“ nur als Mittelständler zu definieren. Haben wir aber doch in der Pandemie gesehen, dass die eigentlichen Leistungsträger der Gesellschaft im Supermarkt, dem Krankenhaus, dem Pflegeheim oder in der Schule/Kita sitzen. Das passt natürlich wenig ins Bild vom Selfmade-Mittelständler, wenn er letztlich von solchen Leistungsträgern abhängig ist. Und wer finanziert eigentlich immer die Steuererleichterungen für die mittelständischen „Leistungsträger“, die er hier mal wieder fordert? Anhand der zunehmenden Streiks z.Zt. kann man erkennen, dass da einige andere Leistungsträger nicht mehr einverstanden sind. Demut ist auch eine schöne Eigenschaft.
Wolfgang Michel


Leserbriefe zu „Gut verkauft, schlecht geliefert“ von Jonas Schulze Pals

Warum haben Sie einen Frauenhasser auf die Frau Nikutta losgeschickt. Die Frau kann bei den von vielen Männern gemachten Fehlentscheidungen gar nicht besser sein. Ich nenne nur die Namen Dürr (Bahnhöfe unter die Erde), Mehdorn und Grube (Anschlussgleise und Überholgleise einsparen). Viel interessanter ist die Frage: Wieviele Güterwagen sind schon mit Digitaler Automatischer Kupplung ausgestattet. Ist die strecken Elektrifizierung von 60 auf 70 % schon weiter? Oder fehlt angeblich wieder das Geld. Die Parteispenden der Autoindustrie sind sehr einflussreich.
Wolfgang Junker

Eine Anekdote zur Güterbahn. In den 1980er Jahren habe ich für die DB gearbeitet, es ging um die Optimierung des Einsatzes der Triebfahrzeuge (Lokomotiven) der Güterbahn. Der Vorstand war der Meinung, dass der Einsatz schon optimal wäre, die Lokführer waren anderer Meinung. Einer von ihnen bat einmal seine Kollegen, die nichts zu tun hatten, mit ihren Loks zum Frankfurter Güterbahnhof zu fahren, gab’s damals noch, direkt neben der Zentrale der DB. Die Gleise waren voller Loks.
Peter Pielmeier


Leserbriefe zu „Luxus ist noch nicht die Lösung“ von Uwe Jean Heuser

Über den Artikel muss man sich doch wundern: Wie kommt die Zeit-Redaktion auf die Idee, einen solchem Thema eine ganze Seite in der Ausgabe Nr.11 zu widmen? Einem Kraftfahrzeug, welches nur für einen Bruchteil von Käufern in Frage kommt, von dem ökologischen Gesichtspunkt zur Herstellung des Fahrzeuges ganz zu schweigen. Vor Jahren hat die Zeit den Teil „Motor und Technik“ aufgegeben. Offensichtlich gibt es hier immer mal wieder das Bedürfnis, sich zu dem Thema zu äußern. Der Problematik Elektromobilität hätte man sich auf ganz andere Art und Weise nähern können. Im Übrigen: Die Kühlerfigur heißt korrekterweise Spirit of Ecstasy und nicht Emily. Diesen Namen gibt es m.W. nur in Deutschland.
M. Wyrwoll

Da haben Sie sich aber total verfahren: Sie bringen in „GREEN: für Menschen, die nach Lösungen suchen“ einen Testbericht für ein Luxusauto! Überdimensioniert prangt das ikonische Logo der Marke unter dem Motto: “Luxus ist noch nicht die Lösung“. Im Text kommt mehr als 30-mal der Name der Marke oder des Modells vor, 6-mal Luxus 3-mal das Wort Burg und nur einmal Klimawandel! Ist es Naivität oder ist der Marke ist ein Coup gelungen: „Wir bieten schon mal Luxus, Burgherrengefühle und jede Menge Prunk, die Lösung kommt schon noch, wenn besonders viele unser Auto kaufen!“ Besser hätte es der Hersteller nicht schreiben können! Am Ende wird über die Schädlichkeit des Produkts informiert, aber das tut dann der jungenhaften Schwärmerei über das wirklich tolle Fahrgefühl schon keinen Abbruch mehr! Ähnlich war es früher bei der Tabakreklame. Den Nikotinwert am unteren Bildrand nahm niemand ernst! Hat das Methode? DIE ZEIT macht alle Berichte über den Ernst der Klimakatastrophe sofort wieder zunichte. 1.) Sie wirbt für die eigenen äußerst klimaschädlichen Lesereisen, 2.) Sie druckt schleichwerbende „Im Palmenhimmel“ – “Wohlfühlartikel“ darüber in ihrer Rubrik REISE oder jetzt eben Luxusautotest in GREEN, 3.) Sie druckt Werbung für klimaschädliche SUV, Flugreisen, Kreuzfahrten, etc. Damit gibt DIE ZEIT möglichst vielen Menschen ein gutes Gefühl, wenn sie sich bedenkenlos ihres Luxus erfreuen. So werden alle Fortschritte im Kampf gegen die Klimakatastrophe sofort wieder vernichtet!
Klaus Siersch


Leserbriefe zu „Mehr Aktien wagen“ von Jan Guldner

Gerade heute kam zum Thema passend eine Kontrovers-Sendung des DLF über die Probleme des Rentensystems und die evtl. „Lösungen“ dazu:  viele Äußerungen der Gäste waren richtig, wertvoll und realistisch; andere wie so oft in der Politik und auch hier bei der „Idee“ von Aktienanlage ohne neue Belastung irgendeines Bürgers eher von Wunschdenken getragen.  Es ist seit Jahrzehnten immer das gleiche Spiel:  Viele, wenn nicht die meisten geben den Hörern/Lesern nur jeweilige Tunnelblicke auf die komplexe und oft beängstigende, unbequeme und von Dilemmas angefüllte Problematik, und viele Rezipienten der Botschaften wollen oder können die vollen unangenehmen und komplizierten Wahrheiten auch gar nicht hören, lesen oder sehen.  Lieber glaubt man „genialen Ideen“, quasi Zauberkunststücken oder „Versprechungen“, die schöner sind als die Realitäten, auch bei etlichen anderen Feldern, wo die Zukunfts-sicherung in Konkurrenz zu Wünschen, Besitzständen und Annehmlichkeiten wie auch Verbesserungsforderungen für die Gegenwart stehen. Das gilt für die Demographie, die Klimakrise, den Fachkräftemangel, die Sicherheit, die Inflation, zunehmende Staatsschulden etc. etc.   Ich habe die zahlreichen Wunscherfüllungs- und Angstbehebungs- „Angebote“ und Ideen in Politik und Diskussionsraum mal satirisch mit folgenden Gedichtzeilen beschrieben, die die Verweigerung von bitteren Realitäten und ihren angeblichen „genialen Lösungen“ seitens Politik, Wirtschaft, Ideologie, Aktivisten, Geheimdiensten, Influencern etc. beschreiben:
„An die Heuchler, Greenwasher u. Trittbrettfahrer der Zukunftsverantwortung, Ihr brüstet euch, die Welt zum bess’ren Ort zu machen, zu mehr’n nicht den Profit, die Macht, nein, aller Herzenssachen. Ihr liebt’s zu helfen, doch mit Gütern, die nicht eure, die ihr von ignorierten und zukünft’gen nehmt, dass man euch fei’re für das was gut, doch heimlich bleibt der Preis, der Rechnung Säure. Ihr bietet sogenannte „Lösungen“ für Groß-Gefahr’n, Probleme, Die so bequem und billig sind, dass man sie nehme als zu schön, falsch zu sein, und Euch Macht und Profit gewährt, Und denkt, mehr tun, Verzicht sei doch verkehrt,  …“
Speziell bei den Aktien gilt natürlich wie bei vielem anderen, dass sie eben in der Gegenwart „etwas“ kosten, und wenn das mit Schulden finanziert wird, zahlen, haften oder arbeiten dafür eben doch die nächsten Generationen, in Form von Inflation,  Tilgungen, Zinsen  und ggf. Wertverlusten der Aktien.  diese können zwar im Prinzip die Inflation kompensieren, nicht aber künftige Einbrüche oder Schwächen der gesamten Wirtschaft und des Gesamtwohlstandes durch die verschiedenen zukunftsbedrohenden Faktoren wie Klima, Demographie, Fachkräftemangel, Pandemien, Konkurrenz anderer Länder etc. etc.    Die Frage ist bei uns wohl weniger, ob die Rente noch zum Leben reicht, sondern für welch ein Leben.  Und ob das noch befriedigend oder menschenwürdig ist, wird nicht davon abhängen, was jetzt an Niveau „beschlossen“ wird, sondern was in der Zukunft noch möglich sein wird zu bezahlen oder zu erarbeiten, da ohne letzteres die bezahlten Gelder ja kaum noch etwas wert sind.  Und dass genug zum Arbeiten da sein werden, hängt nicht zuletzt davon ab, wie viele die noch tätigen Baby-Boomer und andere jetzt arbeiten, um die Hoffnungsträger wie die Migranten ordentlich und ausreichend anzuwerben, samt ihrer Kompetenzen zu überprüfen, zu integrieren, unterzubringen, in der Sprache zu schulen und auszubilden. Sie haben natürlich Recht, dass die jetzt geplante Kapitalausstattung kaum etwas bewirken kann, selbst bei Eintreffen eher optimistischer Annahmen.  Und selbst diese 200 Mrd. bis 2030 bedeutet ja über 30 Mrd. jährlich an Ausgaben, um diese Aktien zu kaufen.  Das machte in etwa pro ernsthaftem Steuerzahler 1000 Euro mehr Steuern pro Jahr,  wenn man es denn solide finanzieren würde und nicht allein den Inflationsopfern und künftigen Generationen aufhalsen würde.
Meine Lösung wäre — egal ob für Umlagen oder Aktien-Anlagen —  eher die Verantwortung für die Jahre bis Jahrzehnte langen Fehler auf sich zu nehmen und in der Woche wie im Leben mehr zu arbeiten, zahlen, verzichten und tun für fast alle, die dazu in der Lage sind, natürlich mit Unterschieden je nach  Belastungsfähigkeit  des einzelnen,   denn vieles, was gegenwärtig an Besitzständen, Luxus, Verschwendung und Wohlstand genossen wird,  ist nicht nur zukunftsgefährdend besonders für die jetzigen Kinder und Enkel,  sondern auch gesundheitsgefährdend für  die „Genießer“ wie bei internet-  und Smartphone-Süchten, Kalorien- und  Fleischbergen,  Bequemlichkeiten aller Art ohne ausreichende Bewegung auch im Urlaub. Die Orientierung auf den nur eigenen Lebensgenuss statt auch auf das Wohl anderer sogar in der Zukunft von Jahrzehnten ist erbärmlich, spätestens dann, wenn das Leben zu Ende geht und man nichts getan hat für das künftige Leben der anderen, idealer Weise auch eigener Kinder und Enkel, die alles wertvolle des menschlichen Lebens weitertragen könnten und sollten.
Peter Selmke

Was mich an der ganzen Aktienrente so schockiert, ist: 1. Finanzierung über Kredite? Jedem privaten Anleger bläut man ein, sein Investment an den Kapitalmärkten so nicht zu finanzieren. Der Staat aber tut es unverdrossen. Mit der Folge, dass ein Teil der Rendite für Zinsen abgezogen werden muss. 2. Bis jetzt wurde auch noch nicht transparent dargelegt, in welche Titel der Staat investiert. Das würde mich als Steuerzahler schon interessieren. 3. Erfolg der Anlage?  Hier habe ich große Bedenken, bezüglich der fachliche Expertise. Ich muss da immer noch an die Riester-Rente denken. Die ja eher ein Konjunkturprogramm für die Versicherungswirtschaft, als eine ertragreiche Anlage für den Anleger war. 4. Der Staat sollte das Vermögen nicht selber verwalten, um einen unberechtigten Zugriff zu vermeiden. Die Vergangenheit hat uns in den verschiedensten Bereichen gezeigt, dass verfügbare Gelder nicht immer gut beim Staat aufgehoben sind.
Torsten von Papen


Leserbriefe zu „Liebe Leute“ „Über den Promi in der Freizeit“ von Claire Beermann im ZEIT Magazin

Wahrscheinlich bekommen Sie jetzt wieder die üblichen Reaktionen nach dem Motto „Wenn ich so etwas lesen will, kaufe ich mir die Gala oder die Bunte“. Ich will mich da ungern einreihen, stattdessen Sie lieber wieder einmal dafür loben, dass Sie der wunderbaren und großartig bebilderten Reportage von Navid Kermani so viel Platz im Magazin einräumen. DAS ist mein Zeit Magazin! Doch ich kann leider auch nicht anders. Die Promi-Fixierung von Claire Biermann unterscheidet sich wirklich nicht allzu sehr von der Adels-Begeisterung der Yellow Press. Im Ton natürlich ein bisschen ironisch, so dass man das Ganze fast als Satire auffassen könnte. Aber welches Müsli ein Schauspieler isst, oder was eine Komikerin zum Skifahren anhat, ist das wirklich für irgend jemand interessant oder gar wichtig? Ja, werden Sie sagen, die Leserschaft hat unterschiedliche Interessen. Ich bin durchaus kein Miesepeter, sondern auch gerne „heiter bis glücklich“, aber diese ganzen Lifestyle-Seiten, in Kombination mit den viel zu oft wiederkehrenden Mode-, Design- und Uhren Heften (schon klar, die Anzeigen darin brauchen Sie zur Finanzierung), nehmen einfach überhand, und lassen mich als alten Zeit-Leser manchmal ein bisschen verzweifeln.
Heinz Wohner

Wenn es mich interessieren würde, wie Promis ihre Freizeit – mit oder ohne Frühstücksflocken – verbringen, würde ich die „Bunte“ kaufen. Sehr, sehr schade…. So etwas in diesem an sich hochwertigen Magazin zu finden.
Cornelia Monske


Leserbriefe zu „Am Rand der Welt“ von Navid Kermani im ZEIT Magazin

Wichtiger als der Hinweis auf Leni Riefenstahl wäre der auf George Rodger; Mitbegründer der Photoagentur Magnum gewesen. Ein Blick ins Archiv der ZEIT hätte geholfen: Jenseits von Afrika von Peter Sager, DIE ZEIT Nr. 11, 10.März 1995, S. 97: Der allmähliche Niedergang der Nuba begann mit der Veröffentlichung von Leni Riefenstahls täuschenden Farbbildbänden. Dokumentarfilme, Photoamateure und Touristen strömten herbei, und was sie bewunderten, die natürlichen Lebensformen der Nuba, war den islamischen Fundamentalisten im Sudan ein Dorn im Auge. „Dadurch“ so George Rodger „wurden die ethnischen Säuberungen im Nuba-Gebiet ausgelöst.“ Lesetipp: George Rodger, Village of the Nuba. Phaidon Press 1999
Christian Kluth

Glücklich durch Genitalverstümmelung? Im Sudan sind 9 von 10 Frauen Opfer weiblicher Genitalverstümmelung: Schwerst traumatisiert oder während der grauenvollen Prozedur gestorben. Sowohl Riefenstahl als auch Kermani blenden das bei ihren Erörterungen zum Glück der Nubas komplett aus.
Regina Klütsch


Leserbrief zum Titelthema „Der Mut der Frauen“ „Sie machen weiter“ von Anastasia Tikhomirova

Eine interessante und informative Bildergalerie: bekannte und unbekannte Frauen, die den Kampf gegen Unterdrückung, Verbrechen und Ungerechtigkeit fortführen, weil ihre männlichen Angehörigen, Ehemänner oder Väter, die einst den Kampf begannen, im Gefängnis sitzen oder tot sind, werden kurz porträtiert. Aber was ist mit Stella Assange, der Ehefrau von Julian Assange? Deren Mann drohen für die Veröffentlichung von schlimmsten Kriegsverbrechen der USA, bei Auslieferung eben in diese, bis zu 175 Jahren Haft oder gar die Todesstrafe. Mittlerweile hat sich sogar Bundeskanzler Scholz gegen eine Auslieferung ausgesprochen und damit von hoher Stelle letztlich implizit auch die Rechtsstaatlichkeit der USA infrage gestellt. Frau Assange gehört definitiv auch in die Galerie von Frauen, die den Kampf der Männer für eine bessere Welt fortführen, da sie unermüdlich auf die Gefahren einer eingeschränkten Pressefreiheit hinweist. Die ist schließlich auch Grundvoraussetzung einer lebendigen Demokratie.
Reiner Gorning


Leserbrief zu Beilage „ZEIT Entdecken“ „Auf geht’s“ allgemein

Normalerweise lese ich Reiseberichte nicht, ich reise lieber, als dass ich darüber lese. Aber diesmal freue ich mich geradezu auf die Artikel und das alles wegen der witzigen Einstiegsseite: welcher Urlaub passt zu mir? Danke dafür
Ingrid Schmidl


Leserbrief zu „Das Geheimnis des Turms“ von Wolfgang Bauer

Der Name der Burg Hohengenkingen war es, der mein Interesse an „Ihrem“ Artikel geweckt hatte. Ich hatte vor rund 15 Jahren einen Arbeitskollegen an meinem Arbeitsort Horb/Neckar, dessen Familienname „Genkinger“ lautete. Als namenskundlich Interessierter verfolge ich eine Mutmaßung, dass jeder auf „-ingen“ endende Familiennamen auch mit einer entsprechenden (vor allem südwestdeutschen) Ortslage korrespondiert. Ihr Artikel über Hohengenkingen scheint meine Vermutung zu bestätigen. Vielleicht ist ja auch der FN Genkinger nur die verbürgerlichte Nachkommenschaft des diesbezüglichen Niederadels? Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal, dass aus einer adeligen Herkunfts-/Besitz-Bezeichnung ein bürgerlicher Familienname sich „ableitet“. Wäre vielleicht ein Forschungsansatz, mithilfe der Genealogie und Geschichtsforschung einen Bezug von Burg und ehem. Besitzerfamilie herzustellen…… Ihre „Einleitungsgeschichte“ mit dem Pudel als Bewacher eines Goldschatzes ist mir nicht unbekannt. In meiner Geburtsheimat Kißlegg/Allgäu gibt es ebenfalls eine sehr ähnliche Sage. Auch hier hat sich wohl seit über 200 Jahren niemand mehr um die im Boden verbliebenen Artefakte und Steindokumente gekümmert und wartet noch immer auf „Entdecker“. Ich bin jedenfalls gespannt, was Ihre weiteren Forschungen zur Burg Hohengenkingen ergeben und würde mich freuen, wieder davon zu lesen (und zu hören).
Rudolf Geser


Leserbrief zu „China schreckt die deutsche Industrie mit immer mehr E-Autos…“ von Max Hägler

Jetzt auf einmal haben die geliebten Benziner und Dieselfahrzeuge doch eine bessere CO2-Bilanz als die ungeliebten Elektroautos, so jedenfalls tönt es aus dem EU-Parlament in Brüssel. Nachdem die EU die Kernkraft als klima- und umweltfreundlich Form der Energiegewinnung eingestuft hat, so könnte das Verbrenner-Verbot bald Vergangenheit sein. Wer fällt da ständig dem Robert Habeck in den Rücken? Ich stelle mir gerade das verdutzte Gesicht unseres beliebten Wirtschafts- und Klimaschutzministers Robert Habeck vor. In China ist man da schon wieder ein paar Schritte schneller und Deutschland weit voraus. Dort setzt man auch wieder verstärkt auf den Bau von Autos, die mit Benzin und Diesel angetrieben werden; die Gewinnung der Energie aus der Kernkraft ist weiterhin mehr als in!
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Die Invasion der Hummus-Terroristen“ von Amrai Coen

Hören Sie sich Bidens aktuelle „State of the Union Address“ an, dann wissen Sie, dass dieser Artikel nur vermeintlich informativ ist und bekannte Vorurteile bedient. Ich hätte mir von „Der Zeit“ eine eingehendere und realistischere Analyse der sprachlichen und kognitiven Kompetenzen der beiden amerikanischen Präsidentschaftskandidaten gewünscht.
Else Garnholz


Leserbrief zu „Wie schlau sind die denn?“ von Ulrich Schnabel

Erst einmal vielen Dank für Eure Arbeit! Ich habe den oben genannten Artikel gelesen. Es gefällt mir, dass ihr über die Hummel berichtet. Aber warum die Vergleiche zwischen Affen und Hummeln, bzw. ihren Hirngrößen. Was sagt das schon aus? Ich finde wir sollten die Fähigkeiten von Tieren, Insekten, Pflanzen, Pilzen, Myzel und Bakterien nicht von der Größe ihres Gehirns, wenn überhaupt vorhanden, ausmachen. Das ist eine anthropozentristische Sichtweise auf die Welt und andere Lebewesen. Wie wäre es, wenn wir die Fähigkeit zur Symbiose von Leben als Maßstab von Intelligenz nehmen würden? Und wie würden wir Menschen dann abschneiden? Was können wir von ihnen lernen?
Aileen Brennan


Leserbrief zu „Ein Schatz für die Insel“ von Jens Tönnesmann

Bitcoin und auch andere Kryptowährungen sind aus meiner Sicht die optimalen Werkzeuge für Betrüger, Steuerflüchtlinge und andere windige Gestalten. Das da etwas faul sein muss, sieht man schon am Kursverlauf.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „191 Milliarden Euro“ von Mark Schieritz

Schon römisches Recht kannte das Prinzip der Verwirkung. Wer das (Völker) Recht mit Füßen tritt, kann sich anschließend nicht darauf berufen. Alles andere wäre widersprüchlich und zynisch. Hinzukommen die Rechtsinstitute der Abtretung und Aufrechnung. Die Ukraine könnte ihre berechtigten Reparationsforderungen wegen des Überfalls gegenüber Russland an den Westen abtreten. Der wäre dann berechtigt, aus erworbenem Recht gegenüber den eingefroren Mrd. aufzurechnen. So käme das Geld frei. Also keine weiteren akademischen Diskussionen gegenüber einem Verbrecher, das war auch bei Hitler nicht anders.
Christoph Schönberger


Leserbrief zu „Klein, billig, tödlich“ von Hauke Friedrichs

Ihre Gewinnangabe ist pure Phantasie, da das Unternehmen weniger als $ 1 Mrd in dem letzten Jahr umsetzte. Vermutlich meinen Sie Umsatz 2022?! Außerdem fehlt die Angabe welcher Gewinn: Operativer oder Gewinn vor oder nach Steuern. Von der ZEIT hätte ich eine bessere Qualitätskontrolle erwartet.
H. Peter Krebs


Leserbrief zu „Mein eigenes Grab“ von Karin Ceballos Betancur

Ich bin zwar nicht als Kind in einen Topf mit Smiths-Songs gefallen (ich kenne die noch nicht mal) – aber über mein Grab und meine Beerdigung habe ich klare Vorstellungen. Der Anlass dazu waren die Beerdigungen von Freunden und Familienangehörigen, die eigentlich immer nicht im Sinne des/der Verblichenen vollzogen wurden: Nur ein Auszug – Erdbestattung?? Sehe ich nicht ein! Zu teuer! Wird verbrannt! – Seebestattung?? Sehe ich nicht ein! Zu aufwändig! – Bestattung in der Heimat (Schlesien)?? Nehme ich nicht wahr (obwohl schon alles vorbesprochen mit den Verantwortlichen Vor-Ort!!!!)! – Parteifreunde einladen? Will nur eine Feier im kleinen Kreis (auch wenn mein Bruder jetzt im Grabe rotiert!!) – usw. Es ist so traurig, wie mit den Toten umgegangen wird – ein Recht auf eine Beerdigung und eine Grablegung, die ihrem Leben entspricht und die sie sich gewünscht haben, gibt es nicht! Sind ja eh tot Darum meine Entscheidungen: ich bereite alles so vor, wie ich es mir wünsche! Und da ich meiner Tochter absolut vertraue, wird es auch so stattfinden (andernfalls werde ich ihr jede Nacht erscheinen und mein Klagelied singen – und das will sie auf keinen Fall, denn ich kann absolut nicht singen!). Das sieht so aus:
– Excelliste mit allen, die einzuladen sind (mit Anschrift und Telefonnummer) – wer nicht kommen kann wg. Tod ist natürlich entschuldigt. – Grabstelle in meinem Heimatort: ich übernehme die Grabstelle meines Stiefbruders (und seiner Familie) nach 25 Jahren und mache daraus ein Familiengrab: frei für jede/n der will! Außerdem will ich versuchen, meine bereits beerdigten Familienmitglieder umzusiedeln (zumindest den Grabstein, stehe noch in Verhandlungen mit der Friedhofsverwaltung) – nutzen der Feierhalle anlässlich meiner Beerdigung, aber ohne amtliche Grabredner/Priester! Wer sich von mir verabschieden will darf natürlich gern was sagen – einfacher, offener Holzsarg, aber ohne Kränze und Blumen (Steine sind willkommen) – es wird während der Feier Bier ausgeschenkt – jeder Teilnehmer verpflichtet sich, im Laufe der Feier mindestens 1x laut zu lachen – es wird ein Musikvideo abgespielt mit mir als Hauptdarsteller und meinen Lieblingssongs (Rock, ordentlich laut, es darf mitgebrüllt werden). Mir gehen diese stillen Beerdigungen auf den Geist, ich will bewusst eine laute. – auf meinem Grab steht ein Findling, der oben eine Delle hat (hab noch keinen – bin für jeden Tipp dankbar), damit mich die Vögel besuchen, um zu trinken. Außerdem sind meine Daten sichtbar und der Spruch, leben war geil – ich könnte schon wieder – es gibt eine Liste mit Grabzugaben, die ich gern mitnehmen möchte (u.a. das mit Stickern versehene Cappy meines Freundes Horst, die letzte Marmelade meiner Mutter, Kinderbilder meiner Kinder, einige wichtige Steine und Erinnerungen). Es sind noch ein paar Dinge zu organisieren – ich hoffe der Tod hat sich noch nicht zu mir auf den Weg gemacht. Aber wenn doch: meine Tochter weiß Bescheid, sie organisiert dann was möglich ist. Ok? So stelle ich mir meine Beerdigung vor (eigentlich freue ich mich schon seit Jahren darauf, darf aber ruhig noch 30 Jahre andauern) – Fragen dazu jederzeit gern!
Werner Gebauer


Leserbrief zu „Im Palmenhimmel“ von Niko Kappel

Vielen Dank für Ihren Artikel. Sie bringen mich in einen Gewissenskonflikt. Um das Klima für meine Kinder und Enkelkinder erträglich zu machen, verzichte ich so viel wie möglich auf klimaschädliches Verhalten. Nun drucken Sie einen Artikel, der Ihre Leser*innen dazu animiert, in den „Palmenhimmel“ zu fliegen. Es schmerzt mich sehr, dass ich als Abonnent einen Artikel unterstütze, der zur Beschleunigung der Klimakatastrophe beiträgt. Denn klimaschädlich fliegen heißt auch noch Steuern sparen! Wussten Sie, dass diese besonders klimaschädlichen Flugtickets vollständig von der CO2-, Energie- und Mehrwertsteuer befreit sind? Es macht gar nichts aus, wie schmutzig der Flug ist, wenn z.B. ein sehr unwirtschaftliches Flugzeugmuster eingesetzt wird. Nur beim Abflug aus Deutschland fällt einmalig eine bescheidene „Flugverkehrsabgabe“ an. Bitte sehen Sie folgendes Rechenbeispiel: Frankfurt – Los Angeles = 10.000 km inkl. An- und Abflugrouten entspricht laut Lufthansa* etwa 332 Liter Kerosin. Für den Hin- und Rückflug, also 664 Liter. Kommt ein Inlandsflug von Hamburg oder Berlin aus mit ca. 500 km inkl. An- und Abflugroute dazu, dann werden nochmal pro Person ca. 60 Liter verbraucht. Ergo verbraucht eine einzelne Person auf dem Flug nach Los Angeles ca. 724 Liter Kerosin. Das entspricht in etwa der gleichen Menge Heizöl, die ein 4 Personenhaushalt** in einer gut isolierten Wohnung für ein Jahr heizen verbraucht. Nur ist der angerichtete Klimaschaden ca. 3*** mal größer! * https://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/klima-umwelt/klimaschutzziele.html#:~:text=Der%20spezifische%20Treibstoffverbrauch%20liegt%20bei,%2C05%20l%20%2F%20100pkm). ** https://www.wolf.eu/de-de/ratgeber/heizoelverbrauch-deutschland *** https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/flugreisen#wie-sie-flugreisen-vermeiden-konnen. Sie ermuntern Leser*innen, ganz ohne schlechtes Gewissen, zu einem außergewöhnlich klimaschädlichen Flug. Dabei wird keine CO2-Abgabe erhoben, keine Energiesteuer und das Ticket ist (wie für alle Auslandsflüge) sogar ganz und gar mehrwertsteuerfrei! Es wird beim Abflug nur einmal eine Luftverkehrsabgabe https://de.wikipedia.org/wiki/Luftverkehrabgabe von € 58,06 fällig. Verbrauchen Sie 724 Liter Heizöl, dann werden ca. € 217,- an Steuern fällig, verfahren Sie mit Ihrem Auto 724 Liter Benzin oder Diesel, dann beträgt die dafür fällige Steuer ca. € 1,-  je Liter. Wer mit dem Auto in den Urlaub fährt, bezahlt also ca. € 724,- Steuern für den Verbrauch des klimaschädlichen Kraftstoffs. Die klimaschädlichen Flugpassagiere zahlen nur 1/10 davon, sind dabei aber mindestens dreimal schädlicher für das Klima!
Es erschüttert mich, wie fahrlässig Sie immer noch den bedenkenlosen klimaschädlichen Konsum mit Schleichwerbung unterstützten. Aufgrund der Steuervorteile nehmen die Langstreckenflüge extrem zu. Lufthansa bietet 2024 alleine ab München 20% (!) mehr solche Flüge an und bei der letzten Lufttfahrtshow in Dubai wurden mehr Langstreckenflugzeuge bestellt als jemals zuvor! Der in Zukunft durch diese Flugzeuge hervorgerufene Klimaschaden macht alle unsere anderen Einsparungen zunichte! Ich bin selbst Flugkapitän, aber finde die Steuerungerechtigkeit äußerst unzeitgemäß und asozial: Volle Steuern für klimafreundliche Verkehrsmittel aber völlige Steuerfreiheit für die schmutzigen Flugzeuge. Auch darum lässt die Lufthansa den besonders schmutzigen Airbus A380 wieder fliegen! Bitte machen Sie dies zu einem Thema, bzw. erklären Sie allen Leser*innen, wie viel Steuern sie pro Flugreise sparen können. Das interessiert und steigert den Genuss bei solchen Luxusreisen.
Klaus Siersch


Leserbrief zu „Tochter Zion“ von Dana von Suffrin

Es wäre wünschenswert, wenn das Zeit-Magazin dem palästinensischen Narrativ des Nahostkonflikts und des Gazakrieges wenigsten teilweise soviel Raum zur Verfügung stellen würde, wie es dies den Vertretern des israelischen Narrativs gewährt. Dass der Zionismus auf der ganzen Linie seine Versprechungen nicht eingelöst und somit versagt hat, scheint Frau von Suffrin entgangen zu sein. Es gibt auf der ganzen Welt wohl kaum ein Land, in dem Juden derart gefährdet sind, als in Israel und den völkerrechtswidrigen und somit illegalen jüdischen Siedlungen in der besetzten Westbank und im annektierten Ostjerusalem. From the river to the sea, everyone should live safe, equal and free!
Björn Luley


Leserbrief zu „Er lebt seinen Traum“ von Ronald Düker

Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass Ihr Autor Ronald Düker das Storchendorf Linum irrtümlicherweise in der Prignitz angesiedelt hat. Linum liegt im Rhinluch im Südosten des Landkreises Ostprignitz-Ruppin und nicht in der historischen Landschaft der Prignitz.
Peter Lepom


Leserbrief zu „Soduku“. ZEIT Magazin

Eine wesentliche Verbesserung ist für mich, dass Sie in der neuen Ausgabe die Seitenlänge des Rätsels vergrößert haben. Hoffentlich bleibt dies auch so. Vielen Dank.
Ferdinand Gruß


Leserbrief zu „Da draußen“ „Im März“ von Heike Faller im ZEIT Magazin

Auf ihrer Hauptseite wird der Z+ Beitrag „Schwalben-Rückkehr“ vorgestellt. Darin taucht der Begriff „Vögelliebe“ auf. Ich kann mir vorstellen, dass es Vogelliebe heißen sollte.
Andreas Tschech