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29. Februar 2024 – Ausgabe 10

Leserbriefe zu „Das letzte Scrabble“ von Sebastian Herzog im ZEIT Magazin

Das letzte Scrabble? Ohne jede Vorankündigung oder Begründung? Wieso denn das? Nicht Ihr Ernst, hoffe ich! Das ist für mich fast ein Grund, das Abo zu kündigen. Ich kann Sie nur dringend bitten, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken und zu revidieren.
Jutta Schreur

Für mich gleicht es einer Hiobsbotschaft, dass es die von mir überaus geliebte Logelei – nach wieviel Jahrzehnten? – in Zukunft nicht mehr geben wird. Es ist eine so einmalige Rubrik, die ich von keiner anderen Zeitung kenne! Sudokus hingegen gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Damit locken Sie doch keinen Logelei-Freak hinter dem Ofen hervor… Können Sie Herrn Zweistein denn nicht zum Weitermachen bewegen? Oder einen Nachfolger für ihn finden?
Melanie Bächer

Warum gibt es kein Scrabble-Rätsel mehr??? Das war für mich immer der erste Blick in die Zeit, noch vor „Was mein Leben reicher macht“ und den „Torten der Wahrheit“ von Katja Berlin. Es gibt kaum etwas Passenderes zu den Lesern der Zeit als Wortspiele und Spiele mit Wörtern und Buchstaben!
Karen Kassulat

Jede neue Zeit wird als erstes mit der Lebensgeschichte alias Tratschke begonnen – nun nicht mehr, und das trifft mich sehr. Welch ein Hochgefühl, wenn man es sofort geraten hatte, Sie rauben uns unseren kleinen Donnerstagsbildungstriumpf! Sehr schade.
Elisabeth Vollert

Seit ich die ZEIT lese – und das ist schon sehr lange der Fall – gehörten zu meinen Konstanten immer die Scrabble-Ecke, die Lebensgeschichte und das „Um die Ecke gedacht“. Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ich eines Tages ohne eines davon würde auskommen müssen. Aber nun ist das Unvorstellbare geschehen. Seit ich die ZEIT digital lese, ist meine erste Aktion mittwochs kurz nach 17h00, die Scrabble-Kolumne aufzurufen und zu prüfen, ob ich das Lösungswort der Vorwoche gefunden habe. JADEGRÜN war meine letzte Herausforderung, und das betrübt mich zutiefst! Futsch, meine schönen kleinen Mittwochsnachmittagserfolgserlebnisse! Unersetzlich! Ich bin sehr betrübt und werde nicht nur die wöchentliche Scrabbelei, sondern auch die wohltuenden, interessanten, kleinen Texte von Herrn Herzog, seinen Fundus an Tipps und Erfahrungen im Umgang mit dem Spiel und den Austausch mit ihm über E-Mail, wo Fragen und Hinweise in der Regel binnen Minuten beantwortet wurden. Wo gibt es das heute sonst noch? So viel Begeisterung und Leidenschaft bei der Arbeit! Herr Herzog, Sie werden mir fehlen, und die Chefredaktion wird vielleicht feststellen, dass die Entscheidung, diese Institution abzuschaffen, eine falsche war!
Barbara Job

Aufschrei! Wie können Sie?!?!?!? Herzliche Grüße (trotzdem) von einem mehr als 45-Jahre-Abonnent!
Thomas Bechtloff

Mit sehr großem Bedauern habe ich davon Kenntnis erhalten, dass die sehr erfolgreiche Scrabble-Kolumne mit Herrn Sebastian Herzog eingestellt werden soll. Das kann ich überhaupt nicht verstehen !!!
Klaus Dettmer

Ich bin seit vielen Jahren ZEIT-Abonnement und lese jede Woche auch das ZEITmagazin mit großer Freude. Auch wenn ich vielseitig interessiert bin und Artikel in jedem Ressort lese, geht mein erster Blick regelmäßig zum Scrabble-Rätsel. Ich tüftele jede Woche mit und finde oft die richtige Lösung. Nun soll damit Schluss sein? Ich kann es wirklich nicht fassen! Das Scrabble-Rätsel gehört doch zum ZEITmagazin wie die Schachecke und das Kreuzworträtsel! Selbst wenn Sie vermutlich Leserbefragungen durchgeführt und dabei festgestellt haben, dass die Fangemeinde des Scrabbles nicht ganz so groß ist wie die der beiden Konkurrenzrätsel, so bitte ich sehr darum, auch die Minderheit zu schützen. Die Quote ist nicht alles, und gerade die ZEIT sollte hier doch ähnlich denken? Und: Selbst, wenn nicht alle am Scrabblerätsel teilnehmen, so ist das bunte Quadrat doch für alle ein Farbtupfer auf der Rätselseite, den sie unbewusst wahrnehmen und unbewusst schätzen; das ist Corporate Identity der ZEIT – wie ein Logo! BITTE überdenken Sie Ihre Entscheidung und lassen Sie das Scrabble-Rätsel nicht sterben. Falls Sebastian Herzog in Ruhestand geht, gibt es doch vielleicht andere Experten, die übernehmen könnten? Aber wie ich ihn einschätze, würde er sicher gerne bis Hundert weitermachen – wie Helmut Pfleger, dem das ja (hoffentlich) auch gewährt wird… In erwartungsvoller Hoffnung, dass es für ein Umlenken noch nicht zu spät ist,
Manfred Keller

Diese Woche musste ich mit Entsetzen lesen, dass Sebastian Herzogs Scrabble-Rätsel im ZEITmagazin eingestellt wird. Da gleichzeitig auch die Logelei eingestellt wird und die Lebensgeschichte nur alle zwei Wochen erscheinen soll, ohne dass ein Nachfolger genannt wird, lässt vermuten, dass sein Verstoßen vom „Olymp der Denkspielautoren“ einer Kosteneinsparmaßnahme geschuldet ist. Die Zeit hat hier falsche Prioritäten gesetzt, das Scrabble-Rätsel war ein Highlight im Magazin, meistens die erste Seite, die ich aufschlug, um die Lösungen zu kontrollieren. Der Olymp ist dadurch ein Stück niedriger geworden. Hätten Sie stattdessen Martenstein eingestellt, wäre eine ganze Seite gewonnen und die Qualität noch erheblich gesteigert. Heiter bis glücklich ist das Ganze nicht.
Christopher Hamkins

Jeden Donnerstag habe ich zuerst das ZEITmagazin gelesen mit besonderer Vorfreude auf die Scrabble-Kolumne. Von 1999 an hat sie mich begeistert, besonders der großformatige Scrabble-Sommer. Nun lese ich, dass damit Schluss sein soll. Ich dachte, ich habe nicht richtig gelesen, aber der Text war eindeutig. Vielleicht gibt es im Moment wichtigere Themen als die Rätselseiten, zugegeben, vielleicht hat SeHer auch andere Prioritäten, das bleibt ihm unbenommen. Aber wenn nicht, ist diese Entscheidung höchst bedauerlich. Und meine Hoffnung ist, dass die Scrabble-Kolumne nur eine Pause macht.
Theo Kardel

Scheinbar habe ich heute meine letzte Logelei im ZEITmagazin gelöst, schnüff! Superschade, dass es die letzte Logelei gewesen sein soll. Das Bild wurde vom Absender entfernt. Obendrein verabschiedet sich auch das Scrabble-Rätsel, genauso schade! Ich mag die ‚verspielten‘ letzten Seiten des Zeitmagazins sehr und bin seit Jahrzehnten ihr Gast, Ähnliches ist in der Medienlandschaft kaum zu finden. Wie kommt es zu dem Abschied? Wann kommt die Logelei zurück?
Andres Tönnesmann

Beim Lesen der Überschrift „Das letzte Scrabble“ war ich bereits etwas beunruhigt, was das wohl zu bedeuten habe? Als ich jedoch dann den Text darunter gelesen habe, war ich schockiert. Das Scrabble-Rätsel ist EIN Grund für unser ZEIT-Abonnement. Wieso wird ausgerechnet diese Kolumne eingestellt? Ich denke, dass fragen sich Tausende Liebhaber des Scrabble-Spiels in ganz Deutschland. Und wir fragen uns gerade, ob wir das Abo der ZEIT beibehalten ohne die Scrabble-Kolumne? Wir bitten Sie also hiermit, Ihre Entscheidung, die Scrabble-Kolumne einzustellen, noch einmal zu überdenken. Über eine positive Nachricht freuen wir uns sehr.
Uwe + Ute Bochmann

Eigentlich müsste es für mich eine Ehre sein, in der letzten „echten“ Scrabble-Kolumne des Zeit-Magazins mit einer Spielsituation aus einer meiner Partien gewürdigt zu werden; allein es macht mich ausgesprochen traurig. Die ZEIT-Scrabble-Kolumne ist für mich (Jahrgang 1985) ein treuer Begleiter seit frühen Jugendtagen, lange bevor ich anfing Turniere zu spielen habe ich sie mit Interesse gelesen.  Immer wieder wurde dieses wunderbare Hobby amüsant und einfallsreich von Sebastian Herzog dargestellt. Später, als ich den ein oder anderen Erfolg feiern konnte, wurden auch immer wieder Züge von mir hier veröffentlicht. Nicht selten wurde ich in meinem Bekannten und Kollegenkreis hierauf angesprochen, oft wenn ich es gar nicht erwartete; nicht zuletzt während eines Vorstellungsgesprächs. Immer wurde deutlich, dass die Scrabblekolumne ein liebgewonnener Begleiter einer Vielzahl von Personen ist; weil jede Spielsituation die Vielseitigkeit der deutschen Sprache widerspiegelt und jede Aufgabe selbst ausgewiesene Könner fordert. Es hat die Zeit bzw. das Zeit-Magazin stets über die Maßen ausgezeichnet, dass es Rätseln und Spiele den Raum gab, den es in unserer Geselschaft dringend benötigt. Dass die Logelei ebenfalls nicht fortgeführt werden soll ist insoweit ein weiterer sehr schmerzhafter Verlust.
Der ehemalige Bundespräsident Richard Weizsäcker hat in einem Leserbrief zur Kürzung der Schachkolumne (Zeit 23/06) seinerzeit ausgeführt : (…) „Zugleich ist sie (die Schachkolumne) vergnüglich, weil er (hier der Schachkolumnist Hartmut Pfleger) auf unvergleichliche Weise versteht, wahrhaft interessant und unterhaltsam den Zugang zur gestellten Aufgabe zu schildern.“ Im weiteren Verlauf schrieb er „Natürlich maße ich mir keinen Einfluss auf Ihre Entscheidungen an. Ich erlaube mir nur, als einer von zahlreichen Lesern für die immerwährende Freude an der Schachspalte von Helmut Pfleger das Wort zu erheben und Sie zu bitten, nicht zugunsten anderer Rubriken seine wunderbare Schachspalte zu kürzen.“ Für Sebastian Herzog und seine Scrabble-Kolumne trifft dasselbe zu, zumal Scrabble nicht selten auch als „Schach mit Wörtern“ tituliert wird. Ich möchte daher im Geiste Richard von Weizsäckers meine Stimme erheben und Sie in Bezug auf die Scrabblekolumne bitten: „Bitte nicht streichen!“.
Ben Berger

Mit Befremden und Verwunderung musste ich feststellen, dass die Scrabble-Kolumne eingestellt werden soll. Das ist außerordentlich bedauerlich. Die ZEIT lese ich seit geschätzten 40 Jahren, das Kreuzworträtsel darin versuchte ich seitdem zu lösen. Und die Scrabble-Kolumne habe ich seit dem Beginn vor 25 Jahren verfolgt. Erprobt durch die Kreuzworträtsel, dachte ich, das bekommst du auch noch hin, aber es gestaltete sich schwieriger als erwartet. Ich weiß noch, dass im ersten Scrabble-Sommer ein Gewinnspiel stattfand und der Hauptpreis ein VW-Beatle war. Ich habe mich schon damals daran beteiligt, und bin dennoch so manches Mal überrascht worden, wie viele Wörter laut Duden erlaubt sind, in meinem Sprachschatz aber nicht vorhanden waren. Das passierte mir in den folgenden Jahren immer wieder, jeden Sommer bot der Scrabble-Sommer neue, mir unbekannte Wörter und Spielsituationen. Nun, der Scrabble-Sommer ist schon etliche Jahre passé, aber bis heute genieße habe ich die Scrabble-Kolumne in ihrer Zeitung, und versuche die Lösungen zu finden. Ich hoffe Sie finden eine Möglichkeit, die Scrabble-Kolumne weiterhin zu erhalten. Mich würde es sehr freuen.
Eckhard Brekenkamp

Die Ankündigung in der letzten Scrabble-Kolumne des Zeit-Magazins, nämlich, dass die Kolumne eingestellt wird, hat mich ausgesprochen erschüttert und betrübt! Die ZEIT-Scrabble-Kolumne ist für mich seit nunmehr Jahrzehnten ein wöchentliches Highlight, auf das ich mich immer sehr gefreut habe. Schon mittwochs musste ich mich zusammennehmen und darauf verzichten, schon online nachzusehen, was mich donnerstags im Magazin erwarten würde. Sebastian Herzog hat die vorgestellten Spielsituationen immer so humorvoll, einfallsreich sowie kenntnis- und lehrreich vor- und dargestellt, dass ich ein seit meiner Kindheit unnütz geglaubtes Spielbrett wieder hervorgezogen und, gemeinsam mit Freunden regelmäßig gescrabblet und auch über die von Sebastian Herzog dargestellten Situationen gegrübelt habe. Mit der Einstellung des ZEIT-Scrabble-Rätsels wird mir ein sehr wichtiges Freizeitvergnügen genommen, auf das ich nicht verzichten möchte. Allen Kostenüberlegungen zum Trotz bitte ich Sie herzlich, die Kolumne weiter zu betreiben!
Inez Wolf

Mit allergrößtem Entsetzen (Sie können gerne weitere Superlative hineininterpretieren, es kann gar nicht genug geben!!!) höre ich vom Scrabble-Tod !!! Das darf einfach nicht wahr sein!!! Überdenken das unbedingt! Ich bin mir sicher, dass es außer mir unzählige gibt, die genauso denken und empfinden! Vielleicht sogar ähnlich dem, dass scrabble einer der Hauptgründe… ok, mag sein, dass das etwas weit gehen mag, aber es kommt dem schon seeeehr nahe!!!  Ich fordere die Rücknahme dieser unseligen Entscheidung !
Lothar Haarmann

Mit Erstaunen und Befremden musste ich als langjähriger ZEIT-Leser zur Kenntnis nehmen, dass die schöne und anspruchsvolle Scrabble-Kolumne kommentarlos aus Ihrem Magazin verschwunden ist. Ich hoffe, es handelt sich lediglich um einen – aus welchem Grund auch immer – vorübergehenden Verzicht auf diese nicht nur mir liebgewonnene Seite. Es gab und gibt keine andere ZEITschrift, bei der Wortakrobaten und Buchstabentüftler so auf ihre Kosten kommen, wie bei der beliebten Kolumne von Sebastian Herzog – nehmen Sie sie daher bitte bald wieder in Ihr Magazin auf!
Udo Kampen

Als langjährige Abonnentin der ZEIT liebe ich Ihr Magazin. Und beim gesamten ZEIT-„Paket“ schätze ich den regen E-Mail-Austausch mit der Leserschaft (gerade wieder frische Infos von “Was für ein Tag“, “ Familie“ und „Akademie“ im Briefkasten), die vielen neuen, digitalen Angebote und die Achtsamkeit und Freundlichkeit, mit der Sie jeden einzelnen Ihrer Leser und Leserinnen umwerben. Deshalb hoffe ich, dass meine E-Mail nicht unreflektiert im Papierkorb landet. Das wäre sehr schade, denn was ich schreibe, ist wichtig. Höhepunkt meiner wöchentlichen ZEIT-Lektüre ist für mich als begeisterte Scrabblerin die mit Spannung erwartete Scrabble-Kolumne im hinteren Teil Ihres Magazins. Nun ist mein Bedauern außerordentlich groß, da ich im Heft Nr. 10/ 29.02.24 vom „Tschüss“ dieser ganz besonderen Scrabble-Kolumne erfahren muss. Als „Freundin der ZEIT“ bitte ich Sie herzlich: Machen Sie Ihre Entscheidung rückgängig! Sie sollten die Kolumne, diese feine Werbung für die ZEIT, nicht so einfach wegschleudern. Ihren Innovationselan in allen Ehren, aber ich hielte das Ende der Kolumne als treue Leserin für einen redaktionellen Fauxpas. Ich schreibe nicht nur für mich, sondern ganz im Sinne des großen Netzwerks von Scrabble-Spielern in Deutschland, Österreich und der Schweiz – diese alle mit „ZEIT-affinen“ Familien und großem Freundeskreis im Hintergrund, auch überall nachwachsende Scrabble-Jugend, alles potentielle, zukünftige ZEIT-Leserschaft. Die Scrabble-Kolumne stellt ein absolutes Alleinstellungsmerkmal der ZEIT dar und darf nicht verschwinden.
Die Kolumne verbindet – dank der kommunikativen Ausstrahlung von Sebastian Herzog und der wunderbaren Organisation in den Anfangsjahren durch Ihren Redakteur Dr. Wolfgang Lechner – schon über Jahre viele Freunde des Sprachdenksports miteinander. Sie moderiert Partien in Spielgruppen und bei Turnieren überall im deutschsprachigen Raum. Sie ist interaktiv, saugt alle Neuerungen der deutschen Sprache auf und lässt Sprachtüftler von überall her vom Laien bis zum Sprachwissenschaftler zu Wort kommen. Die ZEIT-Kolumne erst hat das Anwachsen dieses großen Netzwerks von Wort-Begeisterten über die Jahre hin möglich gemacht. Die Kolumne wirkt gewissermaßen wie ein Kristallisationspunkt bei allen Scrabble-Events. Die wöchentlichen Beiträge der Kolumne werden in der Scrabble-Community regelmäßig weit gestreut. Diese Community ist wunderbar anregend und divers, sie verjüngt sich gerade und boomt. Hören Sie hinein in den ZEIT-Campus-Podcast „Und was macht die Uni?“ mit Christoph Farkas, Martina Kix und Interviewpartner Alexander Dings, dem aktuellen deutschen Scrabblemeister. Ich würde es sehr bedauern, wenn Sie Ihre Entscheidung nicht nochmals überdenken. Gerade lese ich im Text „Der Co-Chefredakteur des „Zeit Magazins“: Was treibt Sascha Chaimowicz an?“ von Thomas Borgböhmer vom 07.04.2022: „Die große Linie des Blattes soll bestehen bleiben: weltoffen, unterhaltsam, nah an den Menschen, sich mit Gefühlen und persönlichen Geschichten beschäftigend -„. Da bin ich nun irgendwie beruhigt, denn all das trifft ja auf unsere beliebte Scrabble-Kolumne zu. Ich wünsche Ihrem Redaktionsteam eine gute Entscheidung.
Monika Weber

Wie bitte? Ich traue meinen Augen nicht! Was muss ich da lesen? Seit Jahrzehnten ZEIT-Abonnentin und noch länger ZEIT-Leserin und noch nie so entsetzt, empört, enttäuscht! Mit dem unterhaltenden Teil des ZEIT Magazins geht es kontinuierlich bergab. Aus dem inhaltlich einst anspruchsvollen „Wer war‘s?“ wurde eine kaum noch faszinierende „Lebensgeschichte“ von oft eher weniger kennenswerten Personen. „Um die Ecke gedacht“, früher eine echte Herausforderung, zu Anfang sogar noch in Reimform!, erfordert immer seltener wirkliches Kombinieren, sondern ergeht sich in endlosen Verweisen auf andere im Rätsel vorkommende Definitionen oder Wörter. Und jetzt fällt also die Scrabbleaufgabe, das Alleinstellungsmerkmal des ZEIT Magazins unter allen Beilagen, auch noch weg! Auf die herausfordernde und lehrreiche Scrabblekolumne habe ich mich – ebenso wie viele andere – Woche für Woche gefreut, neue und wunderbare alte Wörter, die kaum noch jemand benutzt, gelernt, das Gehirn mit taktischen Überlegungen fit gehalten, mich wie ein Itsch gefreut, wenn ich die richtige Lösung nach manchmal langem Stabenschieben doch gefunden hatte oder – seltenst – sogar eine bessere. Und diese wöchentliche Freude wird mir – uns allen! – jetzt also genommen! Warum? Scrabble hat in den letzten Jahrzehnten – vermutlich nicht zuletzt ausgelöst durch die ZEIT – einen ungeahnten Aufschwung genommen, bei den inzwischen zahlreichen Turnieren sind auch immer mehr junge Leute vertreten. Durch das ZEIT Sommerscrabble und das früher abschließende Turnier haben sich Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund kennengelernt, die sonst nie aufeinander getroffen wären. Alles vorbei??? Wie auch immer: Mein ganz großer Dank gilt Sebastian Herzog, der uns allen Woche für Woche eine vergnügliche Zeit bereitet hat und dies auch weiterhin tun dürfen sollte!
Andrea Sievers

Die ZEIT war das erste „erwachsene“ Medium, das ich als Schülerin rezipiert habe, und sie dient mir bis heute neben DLF, SPIEGEL und FAZ als wichtiges Informationsmedium und intellektuelles Vergnügen. Mit besonderer Freude beschäftige ich mich allwöchentlich mit der Scrabble-Kolumne von Sebastian Herzog, die mich stets stärkstens fordert – aber das wünscht man sich ja so. Scrabblerin bin ich noch länger als ZEIT-Leserin, eigentlich seit ich einigermaßen lesen und schreiben konnte. Scrabbeln war immer eine Lieblingsbeschäftigung im Familien- und Freundeskreis und die Leidenschaft hat sich erfreulicherweise auf unsere Kinder übertragen. Ich bin Mitglied bei Scrabble Deutschland e. V. und spiele in der Regionalgruppe Saarland und auf nationalen Turnieren. Sie können sich denken, was jetzt kommt: Fassungslos über die Einstellung der Scrabble-Kolumne, würde ich mich für Ihre Begründung interessieren und möchte Ihnen sehr ans Herz legen, diesen Beschluss noch einmal zu überdenken. Der (internationale!) Denksport Scrabble ist hinsichtlich seiner Bekanntheit ein Mauerblümchen, verglichen z. B. mit Schach. Das mag der Grund sein, dass die Größe der Community unterschätzt wird.
Ich würde mich sehr wundern, wenn Sie nicht viele weitere Rettungs-Appelle von Scrabble-Aficionadas/-dos erhalten würden, denn eigentlich passen ZEIT und Scrabble wunderbar zusammen: Prodesse et delectare! Scrabbeln macht nicht nur Riesenspaß, sondern verhilft gerade Kindern und Jugendlichen zur Erweiterung des Wortschatzes (übrigens auch in Fremdsprachen) und zur Steigerung von Kombinationsfähigkeit und strategischer Kompetenz. Es lehrt partnerschaftlichen Umgang und hilft zu akzeptieren, dass man auch mal verlieren muss. Deswegen jetzt noch ein ernstgemeinter Vorschlag zur künftigen Scrabble-Strategie der ZEIT: Sie erreichen mit dem „leo“ ein junges, neugieriges, wissensdurstiges Publikum. Wäre es nicht einen Versuch wert, Kinder und Jugendliche für Scrabble zu begeistern? Über das „Wie“ könnten ZEIT und Scrabble-Community in den Dialog treten – und Sie nebenbei vielleicht auch überzeugen, die Scrabble-Kolumne bestehen zu lassen.
Cristine Schweickard

Mit der heutigen Ausgabe haben Sie in der Rubrik SPIELE SCRABBLE eingestellt. Das finden wir als begeisterte Scrabblespieler sehr schade und nicht nachvollziehbar. SCRABBLE hatte in der ZEIT ein Alleinstellungsmerkmal, während SUDOKUS sämtliche Zeitungen und Rätselmagazine „pflastern“. Warum stellen Sie nach fast 25 Jahren dieses äußerst beliebte niveauvolle Spiel ein? Seit weit über 50 Jahre sind wir Abonnenten der ZEIT. Wenn die Kolumne nicht zurückkehrt, werden wir unser Print- und E-Paper Abo kündigen.
Margret und Johannes Klüppel

Es ist sehr schwer hochwertige Rätsel zu finden. Die Lorelei im ZEITmagazin war da eine Bank! Die Rätsel waren superb. Das gesamte ZEITmagazin hat bereits stark nachgelassen und ist zu einem Werbeblättchen geworden. Sehr schade, dass jetzt auch noch die Logelei dran glauben muss. Überlegt es euch doch noch mal!
Matthias Birkner


Leserbriefe zu „Der Unernstfall“ von Jörg Lau

Das wird wohl keine Männerfreundschaft mehr? Dabei haben die beiden doch soviel gemeinsam: der eine Clown, der andere Kasper!  Beide total überfordert mit ihren Aufgaben im Amt!  Beide verblüffen immer wieder mit ihren Aussagen, nicht weil sie so originell sind, sondern jenseits jeder Realität! Beide kommunizieren schlecht! Sind beide Autisten? Beide wird nach ihrem hoffentlich baldigen Abtritt keiner vermissen! Let’s make EU great again: weg mit Scholz & Macron!
Wolfgang Daub

Die Ukraine muss wegen der mangelhaften Unterstützung sowohl jetzt und in den nächsten Wochen und Monaten erhebliche Verluste hinnehmen. Eine Blamage für den Westen und auch für Deutschland. Wenn Deutschland nicht augenblicklich Taurus liefert, macht es sich schuldig an einem Völkermord in der Ukraine!!Ich fasse es nicht: die mit riesigen Entwicklungs- und Herstellungskosten gefertigten Taurus-Marschflugkörper stehen ungenutzt auf Halde von Rheinmetall – gleichfalls wie Museumsrelikte. Deutsche Spitzenpolitiker lassen es weiter zu, dass Frauen, Kinder und andere Zivilisten täglich mit russischen Raketen und Drohnen getötet werden. Die deutschen Sesselfurzer Politiker schauen zu. Der Zwerg Putin verzehrt im Kreml Delikatessen, während russische und ukrainische Soldaten in ihren Schützengräben hungern und frieren. Jeden Tag sterben unschuldige Menschen in der Ukraine und gehirnamputierte Politiker wie Klingbeil, Wagenknecht und Scholz lehnen sich selbstgefällig in ihren Sesseln zurück und schauen zu. Dies ist skandalös und verabscheuungswürdig. Schert endlich diese unfähigen Politiker zum ewigen Teufel oder der Teufel kommt zu euch!
Thomas Wibbelt

Der irrlichternde Neo-Napoleon. Napoleon, so seinerzeit der Denker Hegel, sei „diese Weltseele“. Dunkel orakelte der preußische Idealist über die Heilsversprechen des kleinen Korsen, der erst nach der Beresina-Schlacht 1812 allmählich und analog zu Hitler über hundert Jahre später aus seiner Megalomanie erwachte. Bei Theodor Fontane kann man dieser Zeit der Umwälzungen und der Emanzipation Preußens von der französischen Fuchtel nachspüren, namentlich in seinem historischen Roman „Vor dem Sturm“. Der aktuelle Mieter des Elysée-Palasts – weiß er, dass er nur auf Zeit dort residieren und parlieren darf? – E. Macron hat also nun ein Tabu gebrochen und in einem Anflug napoleonischer Kriegseuphorie die Entsendung westlicher Bodentruppen (verbatim: „troupes au sol“) nicht mehr ausgeschlossen. Von „strategischer Ambivalenz“ war hernach die Rede. Der Kleptokrat im Kreml solle sich nicht so leicht ausmalen können, wie weitere EU-Schritte gegen seine Invasion der Ukraine aussähen … Aus dieser beabsichtigten Ambivalenz ist ein lupenreines strategisches Eigentor geworden: Von Washington über London und Berlin bis nach Rom gab es seltene Einhelligkeit in der Distanzierung gegenüber Macrons großspurigem Vorstoß: eine klare Absage an eine wie auch immer geartete Entsendung westlicher Soldaten auf die Schlachtbank unweit der oben erwähnten Beresina.
Glaubt Macron allen Ernstes, dass über 400 Millionen Europäer seiner Fistelstimme folgen, wenn er zum Sturm auf den Donbass bläst? Die Mütter und Väter Europas werden ihre Kinder nicht in die Ostukraine ziehen lassen, damit sie dort dasselbe Schicksal erleiden wie ihre Vorfahren in den zwei Weltkriegen. Es reicht mit den bis zum Erbrechen abgespielten Selenskyj-Jubelarien in unserer westlichen Presse. Dieser Mann ist kein Churchill und kein de Gaulle. Er hat, glaubt man diesbezüglichen Berichten, erhebliche strategische Fehler gemacht und muss zu Konzessionen mit Russland gezwungen werden. Volle Unterstützung für Waffenlieferungen in die Ukraine. Aber keine Hasard-Spiele mit unseren Soldaten. Das muss nun auch Klein-Napoleon verstehen.
Eric Bruch

Nichts spricht gegen die Lieferung der „Wunderwaffe“. Die Ukraine befindet sich im Überlebenskampf, sie hat jede Unterstützung verdient, auch in eigenem Interesse vor allem Europas. Aber vielleicht hat Scholz ja Signale über rote Linien, bei denen der Kremldespot ausrasten würde. Wer derartige Haltelinien respektiert, sollte gleich weiße Fahnen hissen, denn Putin gäbe dann die Gesetze des Handelns vor. Ein Verbrecher muss aber immer den Kürzeren ziehen. Und der Atomjoker verfängt nicht, weil er auch das eigene Ende besiegeln würde. Wenn die Staatsräson etwas wert ist, sollte die FDP ein Ultimatum stellen. Ohnehin würden die wenigsten der Ampel eine Träne nachweinen.
Christoph Schönberger

Die Ukraine ist unbedingt für ihre Verteidigung auf westliche Militärhilfe angewiesen. Ein Angriffs Szenario gegen Moskau, was militärisch sowieso sinnlos ist, würde einen sofortigen Stopp der Waffenlieferungen zur Folge haben. Zudem würde ein Angriff Russland in die Lage versetzen, den Einsatz taktischer Atomwaffen zu legitimieren. Diese Tatsachen sind der Ukraine durchaus bewusst, die Scholz Rhetorik und die übliche Zurückhaltung ist deshalb der falsche Weg.
Klaus Göpfert

Russland befindet sich gerade jetzt auf der „Siegerstraße“ in der Ukraine, versprochene Munition der Westlichen Partner in Europa können weder jetzt noch bis zum Sommer liefern, das “ Nein “ von Olaf Scholz der als Kanzler nicht von Putin als Kriegspartei bezeichnet werden möchte. Was aber, wenn jetzt die Ukraine von Russland überrannt wird? Die Ukraine darf nicht verlieren- aber Russland alles gewinnen kann. Wer kein echtes militärisches „Stoppschild“ gegen Putin einsetzt, der hat nicht alles versucht, Was möglich ist. Die Atommacht Russland- lähmt die deutsche Risikokompetenz- Taurus muss nicht von deutschen Soldaten einsatzbereit gemacht werden- das kann der Hersteller selbst als „Privatunternehmen“ auch mit begrenzter Reichweite Programmieren. Der Ernstfall steht ganz Europa noch bevor- Macron scheint “ Putin“ alles zuzutrauen.
Thomas Bartsch Hauschild

Ich schlage Jörg Lau eine“ konstruktive“ Deutung vor, die die frühere Geschichte der Länder Europas berücksichtigt. Also zurück in die Zukunft! Es ist ein Meisterstück des Kanzlers, das besondere Verhältnis Deutschlands zu Putins Russland bis in diese Tage bewahrt zu haben. Scholz unterstützt die Ukraine so weit, dass Russland damit gut klar kommt. Scholz und die SPD rufen „Zeitenwende“ und sorgen gleichzeitig dafür, damit nicht zu übertreiben, damit Russland gut damit klar kommt. Die „Kakofonie“ von NATO und Ampelregierung zu Waffenlieferungen verschleiert die Appeasement-Politik des Bundeskanzlers. Da kann die AfD noch lernen, wie man eine (unter diesen Umständen) optimal russlandfreundliche Politik macht, ohne sich dafür verantworten zu müssen. Die Politik des Kanzlers macht NATO und EU zu Statisten. Russland und Deutschland finden sich in der alten Rolle und bestimmen die Geschicke Europas gemeinsam, obwohl (oder gerade weil) sie formal auf verschiedenen Seiten stehen. Wirkliche Wehrfähigkeit ist den Deutschen und dem Kanzler ohnehin viel zu kostspielig. Den Preis werden auch in der Zukunft die Osteuropäer zahlen. Dafür braucht es einen verschwiegenen Kanzler. Und, wie es sich trifft, haben wir so einen. Wir sind besser auf eine Präsidentschaft Trumps vorbereitet, als viele glauben!
Fred Klemm

Sie waren Zivildienstleistender und schreiben heute einen „waffenhungrigen“ Bericht für die erste Seite! Ich möchte Sie dringend bitten, einmal innezuhalten, auf die Kriegsgebiete der Welt zu schauen und sich zu fragen, ob jemals Probleme mit militärischen Mitteln gelöst wurden!?
Birgit Reinhart

die öffentlichen Medien lassen zur Zeit kaum ein gutes Haar an Bundeskanzler Scholz. Olaf-Bashing aller Orten, auch in der ZEIT. Dabei hat der Kanzler große Teile der Wählerschaft hinter sich, wenn er die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern verweigert. Es wäre eine neue Eskalationsstufe beim Krieg in der Ukraine, doch nicht der große Game-Changer, was auch Befürworter einer Lieferung zugeben. Das allgemeine Bekenntnis vieler Menschen zu mehr finanzieller und militärischer Unterstützung der Ukraine müsste hinterfragt werden. In welchen anderen Bereichen soll stattdessen gespart werden? Beim Sozialstaat, bei der Sanierung der Infrastruktur, bei der Beseitigung von Mängeln im Bildungssystem, bei der Förderung des Wohnungsbaus oder gar beim überfälligen Kampf gegen die Erderwärmung? Noch mehr Schulden auf Kosten zukünftiger Generationen? Da wird es in der Wählerschaft viele Fragen geben, die man nicht mit allgemeinen Bekenntnissen zufriedenstellend beantworten kann. So mancher potenzielle Wähler des Jahres 2024, der eine Verhandlungsalternative beim Krieg in der Ukraine favorisiert, wird sich durch die „Rüstungsblase“ aus Politik und Medien kaum vertreten fühlen und entsprechend abstimmen oder gar zu Hause bleiben. So ist die demokratische Willensbildung eigentlich nicht gedacht, lieber Herr Lau.
Brigitte Schellnhuber

Dass ein Großteil der Ostdeutschen eine andere Sicht auf den Ukraine Krieg hat, ist eine klare Sache. Und die Ursache dafür liegt in der unterschiedlichen Sozialisation der Menschen im Osten im Vergleich zum Westen, die dazu geführt hat, konträre Feindbilder in den Hirnen der Menschen zu verankern. Leider wirken die Feindbilder bis heute ungetrübt nach. Dass Emmanuel Macron und Olaf Scholz kein einheitliches Vorgehen finden, ist bedauerlich, aber der Argumentation von Olaf Scholz, den Taurus nicht in der Ukraine einzusetzen, kann ich absolut folgen, denn es besteht ein großer Unterschied zwischen Deutschen und Briten und Franzosen, der einfach darin liegt, dass die Briten und Franzosen zusammen mit den Russen in einer Allianz im zweiten Weltkrieg gegen Deutschland gekämpft haben. Weder die Briten noch die Franzosen haben Russland im Zweiten Weltkrieg so immens viel Schaden zugefügt wie die Deutschen, welche die maßgebliche Ursache für das Leid im Zweiten Weltkrieg insbesondere in Russland waren. Allein das ist für mich und viele Millionen anderer Menschen in Ostdeutschland Grund genug, eine Beteiligung Deutschlands im Ukraine-Krieg in jeder Kategorie auszuschließen.
Stefan Gläser

Kanzler Olaf Scholz ist in die Fußstapfen der strategischen Partnerschaft zwischen der SPD und Russland getreten und hilft dem Kremlchef bei seiner perfiden verbrecherischen Strategie einer Destabilisierung Europas und des gesamten Natobereiches.  Seit 2000 Schroeder mit Putin quasi ins Bett gestiegen ist, hat sich im Verhältnis zwischen der SPD mit ihren führenden Mitgliedern Mützenich, Stegner und Scholz nichts aber auch gar nichts im Innenverhältnis dieser Achse Berlin- Moskau geändert. Solange diese Interessenverbindung nicht wirklich gekappt wird und die SPD weiter durch den Kanzler das letzte Wort hat, wird die Ukraine den Krieg verlieren, Europa wird geschwächt und bleibt nach dem Abzug der USA aus der Nato als wehrloses Opfer der putinschen Aggressionen zurück.
Herbert Büttner

Ihr Autor schreibt, dass Deutschland der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine ist. Er bestätigt, dass Frankreich zu wenig Militärhilfe leistet. Obwohl Macron, ohne sich abzustimmen, den Einsatz von Bodentruppen ins Spiel bringt, steht für Ihren Autor Scholz in der Kritik. Die Aussage: „Es gibt keinen Grund zu der Annahme, deutsche Waffen würden Putin mehr aufregen als die unserer Alliierten“ ist spekulativ. Scholz dagegen argumentiert mit einleuchtenden Sachargumenten. Es wäre jetzt angebracht, dass sich „unsere Alliierten“ anteilsmäßig mehr mit Militärhilfen einbringen. Warum sollten die Deutschen immer der Zahlmeister Europas sein? Damit die Deutschen sich nach dem 2. Weltkrieg wichtig machen können? Der Krieg in der Ukraine ist nicht zu gewinnen, weil Putin der Wert von Menschenleben vollkommen gleichgültig ist, wie aktuell der Tod von Nawalny zeigt. Offenbar setzt Macron auch lieber Menschenleben aufs Spiel als mehr Geld für Militärhilfen bereit zu stellen.
Sabine Westphal

Wenn Besonnenheit als mangelnder Mut etikettiert wird – sei’s drum. Die Taurus-Entscheidung des Bundeskanzlers ist gut abgewogen und richtig.
Heide Richter-Airijoki

Ich habe den Eindruck, dass nur über Waffenlieferungen und -systeme gesprochen wird. Dieser Krieg wird aber nur auf dem Verhandlungsweg beendet werden. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn in der ZEIT auch einmal die Frage bezüglich eines realistischen Kriegsausgangs und Wege zum Frieden bzw. eines Waffenstillstands erörtert werden würde. Auch unter Berücksichtigung dessen, dass Präsident Selenskyj im vorvergangenen Jahr per Dekret Verhandlungen mit Putin verboten hat und das er an seinen Forderungen (u.a. Rückgabe der Krim) bislang festhält. Zudem sollte berücksichtigt werden, dass die Bevölkerungen der Unterstützerstaaten zunehmend skeptisch sind, was die weitere rein militärische Unterstützung angeht sowie dem Aussetzen der Hilfen aus den USA. Die Verhandlungsposition der Ukraine verschlechtert sich zunehmend.
Reiner Gorning

Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte. Macron und Scholz streiten sich auf offener Bühne und Putin ist der offensichtliche Nutznießer. Er kann verkünden, dass Europa, die EU uneins ist und, aus seiner Sicht, unangemessen in den Ukraine-Krieg eingreift. Macron provoziert mit alten Kamellen. Scholz gibt sich hart bei Taurus Marschflugkörpern. Es ist wie im Kindergarten. Nur wird nicht mit Eimern und Schaufeln, sondern mit Entsendung von Bodentruppen und den verweigerten Marschflugkörpern aufeinander eingeschlagen. Das bietet ein desaströses Bild der beiden „Führungsmächte“ der EU. Dazu kommt für die Ukraine, ganz entscheidend, der Ausgang der Wahl des neuen US-Präsidenten. Trump, der Putin Versteher, oder Biden, der Ukraine-Freund? Die Wahl für die US-Bürger zwischen Not und Elend oder Pest und Cholera. Hier ein alter Mann der gute Politik macht, sie aber nicht verkaufen kann und dort ein nicht ganz so alter Mann der polemisch und weltfremd ist (große Sprüche, dahinter nur heiße Luft). Ein echtes Wunder ist, dass bei einer Gesamtbevölkerung in den USA von mehr als 340 Millionen keine zwei anderen Kandidaten bei den Demokraten und den Republikanern zu finden waren? Die Gesamtgemengelage in Europa und den USA ist äußerst Brisant für die Ukraine. Die aktuell jede Hilfe braucht. Zurzeit geht die Munition aus. Deutschland will die Produktion ankurbeln. Bei den üblichen Genehmigungsprozeduren kann das sehr lange dauern. In der ganzen Welt ist derzeit Munition in ausreichender Menge zu kaufen. All das spielt Putin in die Karten. Er hat einen Grand mit Vieren auf der Hand und Europa und die USA Null. Nicht das Europa und die USA sich verzockt und/oder das Blatt überreizt haben.
Felix Bicker

Im Hinblick auf die richtige Idee, Munition für die Ukraine aus Drittländern zu beziehen, weil die Kapazitäten in der EU nicht ausreichen, stand Macron bislang erfolgreich auf der Bremse, weil er der Entwicklung der europäischen Industrie Vorrang einräumen wollte. Das hatte zur Folge, dass die ukrainischen Truppen wegen Munitionsmangel im Nachteil sind. Inzwischen ist es aber offenbar beim französischen Präsidenten angekommen, dass der Zeitraum durch anderweitige Lieferungen überbrückt werden muss, bis die Produktionskapazitäten der EU-Länder ausgebaut sind. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist Macrons Geschwafel über den Militäreinsatz seiner Truppen in der Ukraine nur sein Ablenkungsversuch von seinem tatsächlichen Versagen, als er in Verkennung der Wirklichkeit eine „Buy European Clause“ für alle militärischen Ausrüstungen gefordert hatte, wovon er jetzt Abstand nimmt.
Siegfried Kowallek

Zwei Jahre Krieg in der Ukraine – und viele haben noch immer nicht verstanden: Das russische Regime ist auch unser Feind. Wer das leugnet, handelt gefährlich. Nein! Herr Lau, das ist Ihre Sicht der Dinge! In meinem Namen wird diese Hasspredigt gegen Russland nicht verbreitet! Der Westen, insbesondere die USA haben hier ihre langfristige Strategie „erfolgreich“ umgesetzt. Demokratie und Frieden für die Ukraine! Wie in Vietnam, im Irak, in Afghanistan, wie im Iran usw. ist nichts anderes im Werk als Machtdemonstration, Ausweitung der eigenen Einflusssphäre. Deutschland ist das Opfer dieser Strategie, einschließlich der Sprengung von N2. Vermutlich mit Wissen unserer Regierung. Sinnvoll wäre es, sich um die Aufklärung dieses Terrorangriffs auf unsere Infrastruktur zu bemühen. Dass sich die Stimmung im Lande dermaßen Richtung Unterstützung dieses sinnlosen Krieges gewendet hat, das ist, nicht zuletzt, Ergebnis auch Ihrer ZEIT! Und dann die tägliche Behauptung, man sei nicht an diesem Krieg beteiligt. Diese Lüge schreit zum Himmel! Minsk II war eine Lüge wie alle anderen Zusagen bzgl. Osterweiterung und Aufstellung der Abwehrstellungen, von denen man behauptete, sie seien gegen Angriffe des Iran gerichtet! Während dieser unsägliche Herr Nawalny, der die übelsten rassistischen Sprüche losgelassen hat, zu Russlands Heilbringer verklärt wird, überlässt man Assange im Hochsicherheitstrakt in London dem Siechtum!
Wo bleiben hier die täglichen Appelle zu seiner Entlassung und die Anklagen über „politisch motivierte Rechtsprechung“?  Es fehlt ein Herr Scholl-Latour, der es wagt, eine Meinung gegen den Strom zu vertreten! Wenn die Demokratiemüdigkeit beklagt wird: Mich wundert das nicht. Und die Meinungsfreiheit wird gleich mit beerdigt. Wenn man nicht dem Mainstream anhängt, wird geblockt. Deutschland trägt die Folgen der US-Geopolitik. Wir dürfen die Flüchtlinge aufnehmen und lebenslang versorgen. Man denke an die Syrer, wo der Regime-Change nicht geklappt hat. Welch ein Niedergang von Wahrheit. Welch eine Konjunktur von übler „Einstimmigkeit“, die man außerhalb als „Diktatur“ bezeichnet. Ich bin entsetzt, was aus dem Begriff „Demokratie“ geworden ist. „Frieden“ ist inzwischen zu etwas mutiert, was nur Staatsfeinde zu äußern wagen. Wie furchtbar!
Waltraud Gundlach

Schon lange ist offensichtlich, wie sich Macron und Scholz politisch wie persönlich fremd sind. Das lässt sich auch durch krampfhafte Bemühungen beider Seiten einfach nicht mehr übertünchen. Man kann es nur hinnehmen -oder besser gesagt, wo Persönlichkeiten mit solch unterschiedlichen Profilen aufeinandertreffen, passiert so etwas immer wieder, leider auch hier im deutsch-französischen Verhältnis. Was aber inzwischen zu einer gefährlichen politischen Verwerfung der europäischen Maßnahmen für die militärische Hilfe an die Ukraine führt, ist die Zurückhaltung, oder besser gesagt die Absage von Kanzler Scholz, deutsche Luft-Boden-Marschflugkörper mit dem Namen Taurus an die Ukraine zu liefern. Vor allen Dingen die Begründung von Scholz, dass mit dieser Waffe, deren Reichweite bei 500 km liegt, wieder russisches Gebiet von Deutschen angegriffen würde, stößt bei den Verbündeten auf ärgerlichen Widerspruch und Erstaunen. Die Ukraine setzt nämlich ähnliche Waffen aus England und Frankreich schon ein, und diese Länder sehen sich deswegen nicht als direkte Kriegsteilnehmer. Hier entsteht der Eindruck, dass die deutsche Regierung unter Scholz mit fragwürdigen technischen und politischen Argumenten etwas verhindern will, was für andere europäische Länder inzwischen selbstverständlich ist.
Noch schlimmer für Deutschland, dass bei den Europäern wieder der alte Argwohn aufkommt, dass die Deutschen keine klare Distanz zu Russland erkennen lassen, obwohl dort inzwischen der Kriegsverbrecher und Diktator Putin die Weltpolitik in Aufruhr versetzt. Ist Scholz nicht in der Lage oder fühlt er sich zu sehr an die alten geschichtlichen Traum- und Trugbilder der SPD von einer gedeihlichen Allianz mit dem ehemaligen Weltkriegsgegner Russland gefesselt, was durch Hitlers Angriffskrieg die meisten Kriegsopfer im 2.Weltkrieg erleiden musste? In der Realität haben wir es aber inzwischen mit dem Aggressor Putin zu tun, der vor 2 Jahren die friedliche Ukraine mit einer Begründung angriff, die verlogener nicht sein konnte. Schon in den Jahren vorher entriss er der Ukraine die Krim und infiltrierte die Ostukraine mit getarnten russischen Besatzern. Führende SPD-Figuren wie der spätere Vizekanzler Scholz und der Fraktionsvorsitzende Mützenich nahmen das damals genauso hin wie die CDU mit ihrer Kanzlerin Merkel sowie die Grünen und die FDP. Es scheint fast so, als ob weite Teile der SPD, und insbesondere ihre alten Führungsfiguren, die in ihrem politischen Kopf immer noch nicht mit dem Aufräumen fertig sind, das nicht begreifen wollen.  Die USA versuchte schon sehr früh Deutschland das Projekt Nord Stream 2 auszureden. Ohne Erfolg, da die Widerstände von Kanzlerin Merkel und der SPD, wo im Hintergrund Putins bester Lobbyist Gerhard Schröder, Ex-Kanzler der SPD, tätig war, nicht zu brechen waren.
Nach außen hin, in Richtung Europa, wird das für Kanzler Scholz und die Deutschen zu einem ernsten Problem, wenn weiterhin eine konzertierte europäische Politik für eine Militärhilfe an die Ukraine an uns scheitert. Man mag dem französischen Präsidenten Macron vorwerfen, mit seinem Vorschlag ggf. europäische Bodentruppen in der Ukraine einzusetzen, zu wenig diplomatisches Fingerspitzengefühl bewiesen zu haben. Er hat aber den deutschen Nerv einer überängstlichen Zurückhaltung gegenüber Putins Russland schonungslos blank gelegt. Ganz anders sollte man die Position Scholz in Fragen der atomaren Positionierung Deutschlands in Europa bewerten. Hier setzt er weiter mit Nachdruck auf den atomaren Schutzschild der Großmacht USA. Frankreichs Kernwaffen-Potential hat eben nur das Format für eine Mittelmacht. Die Atommacht Russland dagegen spielt, was das Vernichtungspotential betrifft, mit den USA in einer Liga. Das Gleichgewicht des Schreckens hat sich aus der Zeit des kalten Krieges entwickelt und blieb stabil. Geopolitisch ist Europa winzig im Vergleich zum riesigen Russland -ein Grund für Putin, über ein atomar selbstständig gerüstetes Europa seine Witze zu machen. Das ist einer der Gründe, warum Scholz eisern an den militärischen Schutz mit den USA im Nato-Bündnis festhält. Trump hin oder her -vielleicht kann das doch mit dem nächsten US-Präsidenten wieder in alte bewährte Spur geleitet werden.
Klaus Reisdorf

Ich möchte keine Atomwaffen in deutschen Händen und gebe Ihnen in (fast) allen Punkten recht. Ihre Schlussfolgerung teile ich indes nicht. Denn die gerade beginnende Debatte mit technokratischen Argumenten abzuwürgen, wird der Sache nicht gerecht. Ohne den nuklearen Schutz der USA nutzt auch keine noch so große konventionelle Aufrüstung Europas gegen eine aggressive nukleare Macht mit imperialem Anspruch. Mindestens Osteuropa dürfte demnach seine Freiheit verlieren, einfach weil die Rest-NATO, so wie sich mir heute präsentiert, trotz Beistandsverpflichtung keinen Krieg gegen Russland, eben wegen seiner atomaren Macht, riskieren dürfte. Und auch Deutschland dürfte sich auf Dauer einem russischen Einfluss auf seine Souveränität nicht vollständig entziehen können, kurz wir dürften ohne Atomwaffen an Souveränität verlieren. Mein Fazit: Ohne atomaren Schutz gibt es kein freies Europa mehr. Wenn die USA diesen Schutz nicht mehr gewähren wollen oder können, muss er eben anders organisiert werden. Immerhin haben wir endlich eine Debatte. Die einzige Chance ohne Atomwaffen auszukommen, besteht darin, Russland jetzt in der Ukraine zu stoppen. Leider hat das der Bundeskanzler meiner Ansicht doch noch nicht begriffen. Stattdessen amputiert er sich ohne Not beide Arme (nur soviel Waffen, dass die Ukraine nicht sofort zusammen bricht, unter keinen Umständen eine Intervention in der Ukraine mit eigenen Truppen) und macht jetzt aus wahltaktischen Gründen einen auf Friedenskanzler. Herr Scholz hat keine erkennbare Strategie dem russischen Machtanspruch entgegenzutreten. Zur Zeit des kalten Krieges war die politische Führung, zumal Helmut Schmidt, deutlich entschlossener und hat am Ende Recht behalten. Ich frage mich, welche Lehre Herr Scholz aus der damaligen Zeit gezogen hat.
Wir hatten in Europa tolle dreißig Jahre. Die sind jetzt vorbei. Ich will keinen Krieg mit Russland. Aber wir werden, um unsere Souveränität behalten zu können, ein gewisses Risiko, unter Umständen auch einen militärischen Konflikt mit Russland, eingehen müssen. Wir dürfen Osteuropa (die Ukraine eingeschlossen), das Deutschland genauso schlimm verheert hat wie Russland, nicht schon wieder verraten. In gewisser Weise bin ich Putin sogar dankbar, dass er bereit ist, das schlimme Erbe Deutschlands in Osteuropa zu übernehmen. Ich habe in der Zeit des kalten Krieges meinen Beitrag geleistet. Damals war mir die Gefahr eines nuklearen Krieges wohl bewusst. Ich hatte damals und ich habe jetzt keine Angst vor Russland. Aber mit graust vor der Zukunft bei dieser devoten politischen Führung. Möge uns der große Krieg erspart bleiben
Till Borchert

Sicher ist es mehr als ein Armutszeugnis, dass Frankreich und Deutschland in dieser Situation keinen gemeinsamen Weg gehen. Im Laufe der Geschichte haben immer wieder Egomanen das Schicksal von Millionen Menschen bestimmt und sie oft in ihr Unglück gestürzt. Ich begrüße die Haltung von Herrn Scholz, Annahmen, wie Putin auf dies oder jenes reagieren würde, bleiben immer Annahmen, vielleicht würde er sich besonders gerne auf Deutschland „einschießen“? Auch das ist natürlich spekulativ wie eben vieles andere auch. Mich wundern und bestürzen die Stimmen, wie auch Ihre, die, in meinen Augen auf wacklige Argumente gestützt, immer mehr Einsatz Deutschlands wünschen. Die allermeisten Vergleiche hinken, aber ich muss jetzt häufiger an die „Schlafwandler“ denken, die lt. des Autors Christopher Clarke in den 1. Weltkrieg führten, letztlich weil eine Situation (zum Teil ungewollt) herbeigeführt wurde, die dann nicht mehr zu beherrschen war. Ich bitte um größte, verantwortungsvolle Vorsicht.
Margret Berendt  

Die Vorbehalte des Kanzlers gegenüber der Überstellung von Marschflugkörpern an die Ukraine sind vollkommen berechtigt. Wir müssen uns fragen, wie wir zu einer Lösung kommen können, die nachhaltig ist und einen andauernden Frieden beschert. Was in zwei Jahren nicht gelungen ist wird vielleicht auch nicht in vier oder sechs Jahren gelingen. Dieser Krieg kostet Menschenleben, ist eine Katastrophe für die Umwelt und das Klima. Cicero sagte: „Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg.“
Laudinia Balko

Droht Putin dem eigenen Volk tatsächlich mit dem Einsatz von Atomwaffen? Checken die Russen das nicht und verschlafen den Gegenschlag der Nato? Ich muss, wie man so sagt, im falschen Film sein.
Martin Schmitz

Das tragische an der derzeitigen Situation ist, dass wenn man sich einig ist, dass Russland den Krieg nicht gewinnen darf dann ist das Ziel klar und dann müssen auch die Mittel bereitgestellt werden damit es erreicht werden kann. Dieses Ziel ist gleichzeitig auch das Ende Putins und deshalb kann es nicht erreicht werden, wenn gleichzeitig versucht wird ihn ja nicht zu verärgern. Entweder man steckt sich ein Ziel und stellt die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung oder man gibt das Ziel auf. Was hier geschieht ist unerträglich. Zu dem gehört: eine gemeinsame Linie entwickeln, Streitigkeiten unter vier Augen klären und dann mit einer Stimme sprechen.
Lukas Hartenberg


Leserbriefe zum Titelthema „Was kostet Frieden?“ „Mit Sicherheit teuer“ von Jörg Lau et al.

Prioritäten in der Politik drücken sich im Haushaltsplan mit Geld aus. Insofern geht es immer ums Geld. Für alle möglichen Anliegen ist Geld da, nur nicht für meines: So geht die Klage, die beim Verhandeln der Prioritäten als Argument wirken soll. Der Staat als Reparaturbetrieb des Kapitalismus hat in den vergangenen Jahrzehnten den sozialen Frieden auch zulasten der Wehrhaftigkeit erkauft. Der Wehretat ist geplündert, die Bundeswehr prekär, der innere Frieden immer noch nicht erreicht. Neben den gewachsenen Ansprüchen im sozialen Bereich sind neue Gerechtigkeitslücken entstanden. Angesichts der russischen Aggression in der Ukraine und der wachsenden Bedrohung in Europa entsteht eine neue Logik: Ohne äußeren Frieden ist alles andere nichts. Äußerer Frieden ist die zwingende Voraussetzung für inneren Frieden. Wir sind mitten in der Zeitenwende, Deutschland mitten in Europa. Die Politik muss ihre Steuerungsaufgabe mit deutlich mehr Entschlossenheit wahrnehmen. Wir können nicht auf die Bundestagswahl 2025 warten. Die Politik muss jetzt deutlich mehr kommunizieren: Wir wollen eine starke Bundeswehr in einer starken Nato. Investitionen in die Wehrhaftigkeit sind Investitionen auch in die Voraussetzung für sozialen Frieden in Deutschland. Zugleich gilt selbstverständlich: Geld ist letztendlich nicht der Kit, der unsere Welt zusammenhält. Für den inneren Frieden ist es der Zusammenhalt der Gesellschaft, für den äußeren Frieden sind es Gespräche, Diplomatie und Krisenprävention – auf Basis einer wahrhaftigen Wehrhaftigkeit.
Reinhard Koine

„Kanonen und Butter geht nicht“ (Clemens Fuest).  Die Bevölkerung muss überzeugt werden, dass Sicherheit über allem rangiert und nicht zum Nulltarif zu haben ist. Neuschulden wären keine Lösung, weil damit der Ernst der Lage überdeckt würde.  Der Sozialetat mit 1,1 Billionen gegenüber 52 Mrd. für Verteidigung (ohne Sondervermögen) zeigt die ganze Ambivalenz. Staatsräson wäre gefordert. Altbundeskanzler Schröder, für viele wegen seiner Putinnähe persona non grata, hatte sie bewiesen mit seiner Agenda. Er hatte persönliche Ambitionen zurückgestellt, wissend, dass ihn das ungeliebte Projekt sein Amt kosten könnte. So geschehen. Ob Scholz diese Größe aufbringt?
Christoph Schönberger

Und wieder eines der aktuell beliebten faktenfreien Plädoyers für mehr Geldverschwendung durch Rüstung. Deutschland hat mit 50 Milliarden pro Jahr viele Jahre fast gleich viel wie Russland für die Rüstung ausgegeben. Die Bundeswehr ist mit den Ausgaben also blank, während man vor der militärischen Stärke Russlands Angst haben muss? Das geht schlicht nicht auf. Wenn uns der Ukraine-Krieg eines lehrt, dann dass Russland ein militärischer Papiertiger ist. Russlands Armee wird ja nicht mal mit der Ukraine fertig. Woher soll Russland also die militärische Kraft nehmen, um gegen D, F, UK und I zu bestehen, welche zusammen das 4-fache von Russland für Rüstung ausgeben? Dazu kommt ja noch der Fakt, dass ein Angreifer eine 4/5-fache Übermacht benötigt. Es besteht also überhaupt keine Notwendigkeit mehr Geld für Rüstung zu verschwenden. Im Gegenteil mit einer besseren Abstimmung ihrer Rüstung oder noch besser dem Aufbau einer europäischen Armee können die europäischen Länder ihrer Rüstungsausgaben ohne jegliche Abstriche bei ihrer Sicherheit senken.
Frank Zehnle

Welche Prioritäten würden Frau Sauerbrey und ihre Mitstreiter setzen, befänden sie sich inmitten des Schlachtfeldes? Treten nicht auch Sie die Diplomatie des Zuhörens und Reden, Reden, Redens vors Schienbein? Und der unheilige Geist des Gewinn maximierenden Materialismus flüsterte uns ein: „Am Golde hängt doch alles!“ (Goethe). Deshalb seid verantwortungsvolle Buchhalter, damit die schwere Aufgaben stemmenden Strategen – von der Planung zur Beschaffung, über die Produktion und Logistik wirkmächtig die Maschinerie des Grauens bedienen können!“ Und Sie, die Journalisten, machen bei diesem Rechenschieber-Irrsinn mit – wohlweislich die Sprengwirkungs-Zerfetzungsgrade dieses Alles oder Nichts-Gemetzels außen vor lassend.  Unmenschlich? Mitnichten. Sind wir doch wahnhaft der schlimmste aller Schrecken (Goethe). Warum machen auch Sie sich mit den blutrünstigen Botschaftern gemein, die im Stile altchristlicher Feuer und Schwert-Missionierung Autokraten demokratische Segnungen angedeihen lassen wollen? Ins Horn der Mammon-Priester tönen, für deren Ambitionen wir naiv-Gläubigen mit Schuldscheinen vergolten werden? Da auch die meisten der Leserschaft keine schmerzvollen Kriegserfahrungen haben, sei allen geradezu lüstern Parteinehmenden Andreas Gryphius „Tränen des Vaterlandes“ ans Herz gelegt! Ich für mein Teil horche noch auf mein Gewissen!
Andreas Weng

Meine Frage zu den Rüstungskosten: Wieviele Milliarden könnten die europäischen Staaten sparen, wenn sie sich auf einheitliche Waffensysteme einigen würden?  Auf die zwei Prozent kommt man auch, wenn man nur die vorhandenen Waffen vergoldet. Da stimmt doch etwas nicht! Besonders, wenn obendrein der europäische, Westen mehr Geld für die Rüstung ausgibt als Putin. Selbst wenn die USA nicht helfen. In der Tat. Putin ist ein Verbrecher. Aber wer, auch im Westen, profitiert indirekt von ihm und seinen Rüstungsinvestitionen?!
Reinhard Kniepkamp

Als erstes fällt in dieser Ausgabe dieses arme Tier auf der Titelseite auf? Eine Friedenstaube mit Munitionsgürtel. Dieses Foto verkörpert die Absurdität, die in diesem Artikel aufgearbeitet wird.  Immer wird dabei vom Narrativ ausgegangen, das gerade besonders in Deutschland allenthalben verbreitet ist, dass wir uns wappnen müssen gegen Angriffe aus Russland. Was wäre aber, wenn das Narrativ so nicht stimmt? Wenn man nicht davon ausgehen muss, dass Russland sich nun Land für Land einverleiben will? Was Putin selbst sagt: „Russland ist das größte Land der Erde. Warum sollte es mehr Land wollen?“ Und – ein Narrativ ist eben nicht die Wahrheit! Wie ich inzwischen gelernt habe, ist es eine Geschichte, die über einen Sachverhalt erzählt wird. Ich gestehe zu, dass das vorausgesetzte Narrativ wahr sein könnte – dann müsste man tatsächlich alles daran setzten so schnell wie möglich alle Waffengattungen aufzurüsten und nichts mehr an die Ukraine zu verschenken. Aber was ist wenn das andere Narrativ wahr ist. Das Narrativ von den Friedensverhandlungen 2022 in Istanbul, das inzwischen von vielen Seiten, von Naftali Bennet, Erdogan und von Ukrainern selbst bestätigt wurde? Was ist, wenn dieser Friedensschluss zwar das Beste war, was die Ukraine erreichen konnte, dies aber auf Drängen des Westens in Persona Boris Johnson verhindert wurde, weil man lieber den Krieg wollte.
Müssen dann nicht ganz andere Schlüsse gezogen werden? Könnte die arme Taube dann den Munitionsgürtel wieder ausziehen und frei losfliegen? Falls die SPD sich wieder als Friedenspartei begreifen sollte, die darauf dringt Verhandlungen in der ausweglosen Kriegssituation zu versuchen, dann könnte es sein, dass sie tatsächlich wieder wählbar wird und sich aus dem Umfragekeller befreit. Dann wäre auch die leidige Sozialausgaben-gegen-Rüstung-Diskussion vom Tisch. Immerhin hatte Merkel es geschafft, mit dem Minsk 2 Abkommen die feindlichen Parteien zu mäßigen und insgesamt ein kluges Abkommen zwischen Russland und der Ukraine schließen zu lassen. Auch wenn dies damals nach eigenen Angaben nur der Aufrüstung der Ukraine diente? In dieser Zeit musste die arme Taube jedenfalls keine Patronen tragen. Und – dieser Hinweis ist nach meinen Einlassungen nötig – ich bin keine Wählerin der AfD.
Brigitte Kosfeld

Vorausschicken möchte ich, ich war ca. 40 Jahre Gewerkschaftsmitglied (obwohl Beamtin) und in den achtziger Jahren in der Friedensbewegung aktiv. Es tut mir weh, in der jetzigen Weltlage zu denken, wie naiv war ich doch damals.  Doch nun zu ihrem Artikel „Mit Sicherheit teuer“: Sie schreiben, langfristig müsse man sich auf 3,5% des Bruttosozialproduktes für Verteidigung einstellen, das sei zur Zeit der Kanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt schon einmal so gewesen. “ Auch damals war die Bundesrepublik ein entwickelter Sozialstaat, wurden Schulen, Krankenhäuser und Universitäten gebaut.“ Aber, möchte ich hinzufügen, damals wurde nicht ständig gestreikt. Wäre es so schlimm, wenn unser Wohlstand auf das Niveau der 80er Jahre zurückfielen? Für Frieden und Freiheit sollte es uns das wert sein. Es ging uns damals schon gut. Die Gewerkschaften mit ihren ständigen Streikaufrufen kommen mir fast vor wie Putins fünfte Kolonne.
Erika Schlegel

Das Titelthema „Was kostet Frieden“, bezogen auf Investitionen für den Verteidigungssektor, klingt nach Orwells Neusprech-Utopie. Es suggeriert, Frieden sei lediglich eine Sache der Finanzierung tödlicher Waffen sowie des Personals und der Ausstattung zu ihrer Bedienung. Keiner der dazu gehörigen Beiträge befasst sich ernsthaft mit dem Aspekt der Eskalationsdynamik, der die Kosten für Verteidigung unbegrenzt antreiben kann, ohne die Illusion einer hundertprozentigen Sicherheit jemals zu erfüllen („Wettrüsten“). Der Artikel „Mit Sicherheit teuer“ wirbt für eine hohe politische und gesellschaftliche Akzeptanz steigender Verteidigungsausgaben, auch auf Kosten von Sozialausgaben, mit leisem Spott für Leute, die sich Sorgen machen um Dinge wie freies Mittagessen in der Kita. Aber unter dem Strich können sich Einsparungen in verschiedenen Sektoren, u.a. Gesundheitsversorgung und Pflege, durchaus auf die Lebenserwartung, genauer, den Verlust an „gesunden Lebensjahren“, auswirken. Eine moderne Sicherheitspolitik müsste sektorübergreifende Aspekte berücksichtigen und verteidigungspolitische Investitionen einer transparenten Abschätzung unterziehen, wie viele „gesunde Lebensjahre“, unter welchen Annahmen und mit welcher Wahrscheinlichkeit, damit bewahrt würden; auch im Vergleich zu Investitionen bzw. Einsparungen in anderen Sektoren. Die Methodik für solche Abschätzungen gibt es längst. Vermisst habe ich auch eine Auseinandersetzung mit Etatkürzungen für das Auswärtige Amt, für auswärtige Kultur- und Bildungspolitik sowie für die Entwicklungszusammenarbeit. „Weil immer mehr zivile Optionen schwinden, bleibt am Ende nur die militärische“ – davor warnte Ronan Farrow in seinem Buch „Das Ende der Diplomatie“ (englischer Originaltitel „War on Peace“).  Es ist keine gute Idee, dem amerikanischen Diplomatie-Abbau, der unter Trump eingeleitet wurde, auch in Deutschland nachzueifern.
Heide Richter-Airijoki

Mit dem Angriff auf die Ukraine stellt Wladimir Putin auch die NATO und Westeuropa auf die Probe.  Das ist eine Tatsache und da hilft auch die Rückbesinnung darauf wenig, wie sich ganz besonders Deutschland von diesem Mann jahrzehntelang hat einseifen lassen. In der Hoffnung auf dauerhaften Frieden verbunden mit günstigen Gas- und Öl Deals für die Versorgung dieses Landes. Das ist eigentlich nicht verwerflich, wenn man ausblendet, mit welcher Naivität Putin allen Alarmzeichen hinsichtlich seiner Großmachtsfantasien zum Trotz begegnet worden ist. Dieser Beitrag stellt es klar, die Zeiten, in denen man sich bequem zurücklehnen und automatisch auf amerikanische Hilfe im militärischen Notfall hoffen konnte, sind vorbei.  Es ist ein Mammutwerk, die Bundeswehr wieder so einsatzfähig zu bekommen, wie es jetzt nötig wäre. Sie wurde kaputt gespart von ehemaligen Verteidigungsministern, die ihr Amt wohl mehr oder wenigere nur als Job angesehen haben. Mich wundert es deshalb nicht, dass Boris Pistorius in der Mehrheit der Bevölkerung jetzt so beliebt ist , denn es ist richtig, so langsam geht es vielen Menschen auf, dass Frieden und Freiheit in der Zukunft auch in Deutschland nicht garantiert sind. Die Sozialausgaben liegen bislang weit höher als die für Militärausgaben. Willy Brandt und Helmut Schmidt als SPD – Kanzler haben alles getan, um Deutschland zu einem Wohlstandsstaat für alle zu machen. Sie waren sich aber immer bewusst, dass dieses nur gelingen kann, wenn Deutschland sich und die Demokratie verteidigen kann und wehrfähig bleibt. Sie haben es verstanden, beides unter einen Hut zu bringen. Natürlich war und ist das nicht zum Nulltarif zu haben. Das unterscheidet Brandt und Schmidt von vielen heutigen Politikern der SPD und ganz besonders von deren jetzigen Vorsitzenden Saskia Eskens. Ich frage mich, in welcher Traumwelt diese Frau lebt, denn bei allem Verständnis für alles: Putin wird nicht lockerlassen, was die Ukraine anbetrifft, und in seinem Machtstreben ist er unerbittlich. (Vermeintliche) sozialdemokratische Glaubenssätze sollten dann doch hin und wieder mit der Realität abgeglichen werden.
Regina Stock

Vielen Dank auch für diesen Artikel, dem ich breite Aufmerksamkeit und Akzeptanz wünsche.  Er macht (un)schön deutlich, wie sehr Deutschland, die EU und der ganze Westen, vielleicht die ganze demokratische Welt praktisch keine Alternative haben als für die künftige Sicherheit auch schon befreundeter und stärker exponierter Länder Arbeitsmengen und Ressourcen zu vermehren oder aber von anderen Zielen und Wünschen umzuwidmen, so bitter das auch ist.  Besonders bemerkenswert nicht nur für die Verteidigung, sondern für fast alles Geld kostende ist der Weg Dänemarks, der so plausibel, aber dennoch praktisch bei uns tabuisiert ist, als wäre mehr Arbeit für wichtige Ziele  eine Art Folter oder Grundrechtsverletzung.   Sich die Frage zu stellen, was Sicherheit wert ist,  ist allerdings nicht gerade leicht,  gegen das Denken im Gewohnten, das Wunschdenken, gegen falsche Alternativen wie  „entweder Diplomaten schicken oder Waffen“,  gegen das Argumentieren so vieler,  dass gerade sie oder ihr Anliegen  nun überhaupt nicht belastet werden dürfen, weil sie „Systemrelevant“  oder besonders arm und benachteiligt sind, und schließlich gegen die ganzen Verdrehungen und Verfälschungen von Fakten und Aussagen mit den üblichen Tricks der Propaganda, mit denen  z.B. ein Ziel von Wehrhaftigkeit gleichgesetzt wird mit einem „Wollen“ von Krieg.
Und Sie haben Mut bewiesen mit den bitteren Wermutstropfen in den süßen Wein der bequemen Gewohnheiten und Illusionen, nur z.B.  es gehe einfach immer weiter mit Versprechungen von Wohlstand und sozialen Wohltaten auf Kosten des „großen Bruders“ USA, der uns die Lasten der Abschreckung und zur Not Verteidigung weitgehend abnehmen sollte, egal, wie er dafür gleichzeitig immer wieder kritisiert wurde, wenn auch leider gelegentlich teilweise mit Recht. So haben manche Europäer die brutale Erklärung Trumps, Nichtzahlern im Ernstfall den Schutz zu verweigern, selbst auch herausgefordert, indem man auf alle diplomatischen und argumentativen Bitten und Forderungen, ja sogar auf Vereinbarungen einfach fast keine Rücksicht nahm.  zu lange hat man übersehen, dass zu viele und große Mitspieler im Weltgeschehen ihren Beitrag zur Friedensdividende mehr und mehr verweigerten oder nur noch vortäuschten. Allerdings hatten frühere Politiker-Generationen in den 60er und selbst 70er Jahren es noch leichter, mehr als 2 % des BIP für Verteidigung auszugeben, trotz des vergleichsweise zu heute bescheidenen Wohlstands, denn die Menschen kannten noch nicht ein so großes Maß an Versprechungen, an gewohnten Rechten, Wohlstand, Zuwendungen und Freizeit wie heutzutage.  Und es gab noch nicht derart viele und leicht nutzbare Steueroasen wie heute, oder aber mehr Pflichtgefühl, seine Steuern zu bezahlen, die auch in den Sätzen noch höher waren als heute.  und schließlich gab es noch nicht so große und mehrfach sonstige Krisen neben der der Sicherheit:  Die Klimaerhitzung war, wenn überhaupt bewusst, noch weit weg, die Demographie war noch in Ordnung, es gab keine Flüchtlingskrise, die Bildung wurde auch schon bemängelt, war aber nicht derart gefährdet wie jetzt.
Und Sie haben auch sehr Recht, nicht nur bzgl. Verteidigung, dass man Arbeits- und Fachkräfte „nicht einfach nachdrucken kann wie Euroscheine“.  Nur theoretisch kann man sie „einfach“ aus anderen Ländern anwerben oder „einfach“ kommen lassen, aber die wenigsten bringen die hier nötigen Kompetenzen incl. Sprache, Berufskompetenz, Kenntnis der Sitten, Gesetze und Vorschriften ja fertig mit, geschweige denn die zusätzlich für sie gebrauchten Wohn-, Unterrichts- und Praxisräume. Und auch die Überprüfung der evtl. Überflüssigkeit von Ausbildung braucht Arbeit der schon hier integrierten, wie auch das meiste andere, was nach Ankunft erst noch vermittelt werden muss.  Das ist wie die nötige Mehrarbeit für Verteidigungsfähigkeit erst einmal nicht anders zu schaffen als durch mehr Arbeit von vielen oder aber Verzicht der Gesellschaft auf sonstige Früchte der Arbeit.  Und die „einfache“ Anwerbung und Bezahlung von mehr Arbeit durch noch mehr Schulden würde ein Versprechen an die Kreditgeber bedeuten, dass sie den — möglichst inflationsbereinigt realen — Wert Ihres gegebenen Geldes nach einer gewissen Zeit zurückerhalten.  Und bei Verteidigung-Investitionen sind kaum künftige Mehreinnahmen zu erwarten, durch die sich das ganze künftig von selbst bezahlt macht; sie vermeiden ja bestenfalls nur weit schlimmeres als die Geldausgaben für die Zukunft. und bei der weiter zu erwartenden Verschärfung der Summe aller Krisen kann kaum erwartet werden, dass die Bezahlung in der Zukunft leichter werden wird als gegenwärtig.
Aber zu tilgen mit immer neuen Schuldenaufnahmen, wäre offensichtlich ein Schneeball-System, bei dem es kein gutes Ende nehmen kann.   Auch die hier wie auch andernorts nötige Planungs- und Genehmigungs-Beschleunigung und Bürokratie-Abbau sind leichter gesagt als getan,  denn  die Menge an Vorschriften und Prüfschritten kommt ja häufig als Berücksichtigung von irgendjemandes Wünschen nach fast 100%iger Sicherheit oder „Gerechtigkeit“, und die langen Bearbeitungsdauern  wieder vom Mangel an verfügbarer und bezahlbarer Arbeitsmenge infolge Arbeitszeiten, Gehaltshöhen, Fehlzeiten, Fachkräftemängel etc… Und selbst erfolgreich angeworbene Arbeitskräfte fehlen eben auch genauso in anderen „systemrelevanten“ Bereichen, wo dann ein Loch gerissen wird, dass vom Anwerber gefüllt worden ist. Sehr wahr, dass in der ganzen Krisen-Gemengelage dringend Prioritäten gefragt oder nötig sind, was aber immer wieder konterkariert wird durch Sprüche wie „das eine darf nicht gegen das andere ausgespielt werden“, als ob Prioritäten verboten seien und man eben doch alles nötige und geforderte zusammen erfüllen könnte.  Wichtig ist allerdings, dass die offensichtlich nötige größere Bescheidenheit bei manchen anderen Wünschen und Forderungen besonders auch von den Vielverdienern und Vermögenden incl. mancher politisch tätiger in Amt und Mandat mit getragen werden, und überhaupt eine Chance auf Glaubwürdigkeit und Akzeptanz zu haben.  Auch sie alle sollten nicht so sehr mehr auf Diätenerhöhungen, Steuersenkungen oder auch nur Verschonung von jeglicher Solidaritätsabgabe bestehen, ehe sie einfachen Leuten mehr Arbeit, spätere Renteneintritte für gesunde oder sonstige Verzichte abverlangen.
Peter Selmke

Die ZEIT No. 10 mit ihrer Titelfrage „Was kostet Frieden?“, sie triggert bei mir arge kognitive Dissonanzen. Die Titeltaube als Waffenträger: Ist das nun ironisch, sarkastisch oder polemisch und proakativ? Warum nicht gleich der Heiland im trendigen Tarnfleck? Ist das die neue Zeit? Auch die Frage selbst: Hält man Frieden für einfach geometrisch skalierbar mit dem eingesetzten Rüstungs-Input? Viel hilft viel? Die massiven und überwiegend frustrierten Ausgaben seit Beginn der Expeditionen mit scharfem Schuss in den Neunzigern könnten uns eines Besseren belehren, würden wir sie einmal systematisch evaluieren wollen. Zurück zur Taube: Sie erinnert mich ferner irritierend an George W. als Rambo-artigen Coverboy des SPIEGEL. Und an ein Gespräch mit unserem Pfarrer Anfang der Neunziger über UNOSOM II und DENY FLIIGHT. Ich hatte gefragt, wie die Kirche zu den damals gerade beginnenden Auslandsmissionen stünde. Er hatte dann – mit seiner besonderen Erfahrung in der Feldseelsorge und auch ein wenig triumphierend – einen Katechismus aus dem ersten Weltkrieg produziert und dort eine bereits eingedruckte Fußnote zum Fünften Gebot: „Gilt nicht im Kriege!“
K. U. Voss

In einer von Greenpeace beim Bonn International Centre for Conflict Studies in Auftrag gegebenen Studie von Ende 2023 kommen die Autoren zum Fazit: „Die Bundeswehr wurde weder kaputtgespart noch ist Deutschland nicht in der Lage, einen vergleichbaren Beitrag zur Bündnisverteidigung zu leisten wie die beiden ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Der Alarmismus in der öffentlichen Debatte über den Zustand der Bundeswehr sollte vor diesem Hintergrund dringend einer nüchternen und öffentlichen Debatte darüber weichen, wie deutsche Landes- und Bündnisverteidigung aussehen soll und welche finanziellen Mittel es dafür dann tatsächlich braucht.“ Vielleicht hat die Redaktion der Zeit diese Studie nicht gelesen. Falls doch, hat sie sich offenbar dafür entschieden die Empfehlung am Schluss nicht zur Kenntnis zu nehmen. Anders ist die blanke Kriegstreiberei im Leitartikel „Mit Sicherheit teuer“ vom 29.2. nicht zu erklären. An zerstörte Panzer, tote Zivilisten und einen Stellungskrieg wie zuletzt 1917 „müssen“ sich die deutschen Bürger nun gewöhnen. 3,5 % des BIP solle man nun, so implizieren die AutorInnen des Artikels, für die „Verteidigung“ aus dem Fenster schmeißen. Dass man in Zeiten von Brandt und Schmidt noch über 30 Jahre von der berühmt-berüchtigten Schuldenbremse entfernt war, lässt man lieber unerwähnt. Liebend gern wiederholt man das Blöken von Militärs und Rüstungsindustrie, außer es geht um die unangenehme Wahrheit: „entweder die Kürzung sozialer Leistungen oder das Scheitern der Zeitenwende für die Bundeswehr” sagte schon im Juli letzten Jahres Ole Henckel in Europäische Sicherheit & Technik voraus. Es sieht nicht so gut aus für den „entwickelten Sozialstaat“.
Überhaupt ist es fraglich, was die AutorInnen mit 150 Mrd. (3,5 % BIP) jährlich in die Bundeswehr versandeten Euro erreichen möchte. Der Artikel strotzt vor dem Begriff „Sicherheit“. Aber was bedeutet er eigentlich? Welche Sicherheit wird hier gemeint? Soziale Sicherheit? Sicherung der Meinungsfreiheit? Gar Sicherheit vor der Katastrophe durch Klimawandel und Atomkrieg?  All diese Sachen werden im Moment abgebaut, um (ironischerweise) den „Wiedereinstig in die Sicherheit“ und die „Wiederbewaffnung“ der 1955 wiederbewaffneten Bundeswehr zu ermöglichen. Deutschland gehört zu den PISA-Ländern mit der höchsten Abhängigkeit des Bildungsniveaus von sozialer Herkunft. Deutsche Rentner verlassen die Bundesrepublik, weil sie sich ihr Dasein hier nicht leisten können (hierüber hat die Zeit ausführlich berichtet). Jedes fünfte Kind gilt in Deutschland als arm, 38 % der Studierenden sind armutsgefährdet. Um die Leistungen im sozialen Bereich zu decken, werden mittlerweile AsylbewerberInnen für 80 Cent die Stunde versklavt und um den LehrerInnenmangel zu stopfen werden Quereinsteiger egal welcher Qualifikation angeworben. Die deutsche Zweiklassenmedizin führt zusammen mit einer krassen Unterfinanzierung des Gesundheitssektors zu zunehmenden Insolvenzen von Krankenhäusern, das Pflegepersonal ist überarbeitet (wird im Zweifel mit Applaus entgolten) und das Deutsche Ärzteblatt spricht von einem sich zuspitzenden Ärztemangel. Die Meinungsfreiheit wird im Zuge des Krieges in Gaza immer weiter eingeschränkt, Vorwürfe des Antisemitismus sollen Kritik an der Verzehnfachung deutscher Waffenlieferungen nach Israel delegitimieren. Im Dezember berichtete die Zeit über eine Studie, in der nur 40 Prozent der Befragten glauben, ihre Meinung frei äußern zu können. Diese Zahl nehme seit 1990 stetig ab.
Die deutsche Bundesregierung hat sich längst für einen Kriegsbeitritt in der Ukraine entschieden (s. Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages). Statt die Folgen dieses Beitritts und der unsäglichen Willigkeit, die ukrainische Bevölkerung an der Front für unsere „Sicherheit“ zu verheizen, kritisch zu untersuchen, spricht sich die Zeit lieber für eine weitere Eskalation der geopolitischen Zustände und die Einrichtung einer „Kriegswirtschaft“ aus. Und hierin liegt der größte Fehler des Leitartikels. Wie schon das völlig kranke Bild einer durch einen Munitionsgürtel gefesselten Friedenstaube auf dem Titelblatt andeutet, wird hier auf die wahre Sicherheit aller Menschen durch einen nachhaltigen Frieden gepfiffen. Sicherheit bedeutet hier klirrende Sektgläser bei Rheinmetall, bedeutet amputierte Beine, ukrainische und russische Waisen, deutsche Kinder am Existenzminimum. Sicherheit bedeutet hier Krieg. Dem gegenüber steht der vor kurzem veröffentlichte Bericht des Bulletin of Atomic Scientists zur Doomsday Clock. Klimawandel, autonome Waffensysteme und der drohende Atomkrieg prägen die aktuelle Gefahrenlage. Die Uhr steht 90 Sekunden vor zwölf. Die AutorInnen des Berichts schreiben:
“Jeder auf der Erde hat ein Interesse daran, die Wahrscheinlichkeit einer globalen Katastrophe durch Atomwaffen, den Klimawandel, Fortschritte in den Biowissenschaften, disruptive Technologien und die weit verbreitete Korruption des weltweiten Informationsökosystems zu verringern. Diese Bedrohungen sind sowohl einzeln als auch in ihrer Wechselwirkung von solcher Art und Größe, dass keine einzelne Nation oder einzelne Anführer sie unter Kontrolle bringen kann. Das ist die Aufgabe von Staats- und Regierungschefs und Nationen, die in der gemeinsamen Überzeugung zusammenarbeiten, dass gemeinsame Bedrohungen gemeinsames Handeln erfordern. Als ersten Schritt sollten drei der führenden Weltmächte – die Vereinigten Staaten, China und Russland – trotz ihrer tiefgreifenden Meinungsverschiedenheiten einen ernsthaften Dialog über jede der hier beschriebenen globalen Bedrohungen beginnen. Auf höchster Ebene müssen diese drei Länder Verantwortung für die existenzielle Gefahr übernehmen, mit der die Welt derzeit konfrontiert ist. Sie haben die Fähigkeit, die Welt vom Rande einer Katastrophe zu befreien. Sie sollten dies mit Klarheit und Mut und ohne Verzögerung tun.” Das Fehlen Deutschlands in dieser Auflistung führender Weltmächte möchte Lars Klingbeil bekanntlich ändern. Zwei Fehlgriffe nach dem Platz an der Sonne sind wohl nicht genug. Als zweitgrößter Waffenlieferant an die Ukraine sowie als Drehkreuz in den Steadfast Defender Übungen trägt Deutschland dennoch seinen Teil bei zur internationalen Destabilisierung und dem Heranrücken des nuklearen Winters (am besten noch verursacht durch das herbeigesehnte eigene EU-Arsenal!). Laut Zeit ist der Westen (und damit natürlich auch die Zeit selbst) die Wiege der Aufklärung. Deshalb wird auch der Kulturkampf um Kant nicht gescheut, wie wir in Ausgabe 02/2024 sahen (er war deutsch, verdammt nochmal, deutsch!). Es mutet daher seltsam an wie die Vernunft ausgerechnet da, wo sie am dringendsten benötigt wird, erlischt. Extremwetterereignisse lassen sich leider nicht erschießen.
Jonathan Beullens

„Wie teuer ist Frieden?“, fragt die aktuelle ZEIT und gibt darauf sogleich die doppelwertige Antwort: „Mit Sicherheit teuer“. Diese Feststellung ist freilich weder neu noch originell, und leider ist sie noch weniger falsch. Dabei würde Frieden, zumal Frieden bzw. Nicht-Krieg unter den Völkern, „lediglich“ den konsequenten Einsatz menschlicher Vernunft kosten.  Doch dieser Aufwand scheint dem Menschen nach wie vor leidvoller und grausamer zu sein als jedes Blutvergießen.
Matthias Bartsch

Diesen Beitrag habe ich mit Interesse gelesen. Er sollte Anlass sein, sich offen und ehrlich zu hinterfragen, in welcher Weise „der Westen“, also die verantwortlichen Politiker aber auch die Öffentlichkeit in den vergangenen vierunddreißig Jahren die Entwicklung in Russland unterstützt haben. Michail Gorbatschow hatte 1985 in der Sowjetunion einen Prozess zur Demokratisierung eingeleitet. Das wurde auf der westlichen Seite des Eisernen Vorhangs kaum wahrgenommen. Geschah es dennoch, erkannte niemand die Bedeutung dieses Prozesses und die Notwendigkeit, denselben ehrlich, ohne Erwartung der Übernahme des liberalen, westliche Steuerungssystems der Wirtschaft zu unterstützen. Zu lange verharrte der Westen in der Annahme, er und seine Weltanschauung sei der Nabel der Welt und er müsse dieselbe weltweit exportieren. So konnten das Militär, die Polizei und die Sicherheitsdienste in Russland die Macht an sich reißen und die Alleinherrschaft eines Autokraten organisieren. Sie folgten damit der russischen Geschichte. Die Kontinuität drückt sich zufällig bereits in den Namen der Herrscher aus: Lenin, Stalin, Jelzin und Putin.
R. Reiger


Leserbriefe zu „Lassen die Massenvergewaltigungen in Israel die Deutschen kalt?“ von Louis Lewitan

Die Antwort ist Nein! … Was soll aus dem Nein folgen? Eine Petition für eine Gottesherrschaft oder gegen Kriegsverbrechen? … Wenn die 9/11-Piloten Gotteskrieger waren, dann wäre nach den Offenbarungen an Johannes die geistige Motivation für Gott der Klimawandel! … Gott richtet sich gegen jene, die die Erde verderben. Da der israelische Gott der Anlass vom Werden ist, stellt sich die Frage: Wie akkumulieren sich freie Willensentscheidungen zu einem kollektiven Willen? Durch legitimierte Todsünden im Kapitalismus?! Volkswirtschaftlich konstituiert sich ein kollektiver Wille in der Vermögensverteilung; was etwas anderes ist als akkumulierte Kohlenstoffemissionen im Gütermarkt. Statt eine wissenschaftsübergreifende Plausibilitätsprüfung der Währungsdefinition zu veranlassen; verteidigten wir das „System“ auch am Hindukusch. Mit welchem Erfolg? Laut IPCC-Berichten verantwortet der kollektive Wille der Menschheit das nächste Artensterben und bedroht mehrere Hundert Millionen Menschen mit Ökozid. Die Erde als Gebärerin wird weiter vergewaltigt und ausgebeutet; oder? Im Zuge meiner Petition „Anpassung vom Kapitalismus an wissenschaftliche Einsichten, um Ökonomie mit Ökologie zu versöhnen“ vom 2.8.2023 habe ich eine neue axiomatische Verfassung für alle Volkswirtschaften eingereicht. Pet 2-20-18-271-022391
Matthias Losert

Zum einen möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie diesem Thema endlich Raum geben, auch wenn es schwer erträglich ist, von diesen Gräueltaten zu lesen und Bilder der traumatisierten Frauen zu sehen. Meine Kritik an Ihrem Artikel betrifft die Verallgemeinerung in Ihrer Überschrift. Wie kommen Sie darauf, dass diese Unmenschlichkeiten „die Deutschen“ kalt lassen? Können Sie sich vorstellen, dass es eine einzige Frau kalt lässt, was dort mit ihren Geschlechtsgenossinnen passiert und wie sich die Ohnmacht anfühlt, nichts dagegen tun zu können, wenn man nicht eine Machtfunktion in der Politik hat. Dennoch, noch einmal danke für Ihre mutige Stellungnahme, den Mut möchte ich auch unseren Politikerinnen und Politikern wünschen.
Erika Reineke

Die ausgesprochen dickgedruckte Überschrift seines Artikels „Lassen die Massenvergewaltigungen in Israel die Deutschen kalt?“ lässt der Autor in seinem Text „wahr“ werden. Als Grund gibt er „vererbte Gefühle“ von Kindern der Täter und Mitläufer an. Für „die Deutschen heute“ gelte, das Vergangene unter Hitler habe sich „als Gleichgültigkeit und Wut in das kollektive Unbewusste eingeprägt“. Hier wird unrichtig unterstellt, wir Deutschen seien Auschwitz gegenüber gleichgültig. Eine Art von Kollektivschuld an Auschwitz unterstellt der Autor den damaligen „Mitläufern“ und deren Kindern. Doch die „Mitläufer“ haben vom dortigen Tun der Täter nicht sämtlich als „Mitwisser“ gewusst. Behördlich war von Umsiedelungen – und nicht von Gas die Rede. Selbst den dort Ermordeten war nicht regelmäßig bewusst, dass die „Sauna“, in die es offiziell ging, eine Gaskammer war.
49 % der Deutschen würden einen „Schlussstrich“ wollen. Ja. Doch wir wollen keinen Schlussstrich unter Auschwitz, aber endlich einen unter stetige unerlaubte Schuldzuweisungen, zumal sie in ihrer Konstanz einem hiesigen Antisemitismus die Tür öffnen. 43 % würden nach einer „jüngsten Studie“ der Bertelsmann Stiftung meinen, das was Israel mit den Juden mache, sei nichts anderes als das, „was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht hätten“. Ich recherchierte: Die Stiftung stellt in ihrer Studie „Deutschland und Israel heute“ im „Herbst 2021“ in einer Art Suggestion die Frage: „Inwieweit“ würden Sie der Aussage zustimmen? „Was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, ist im Prinzip nichts anderes als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben.“ Doch nur 10 % (und nicht etwa, wie behauptet 43 %) der befragten Deutschen stimmten dem voll zu (Seite 50). 1 Jahr dauerte die Auswertung der Studie, die jüngstens wohl eher nicht wiederholt wurde.
Die Schreckensmeldungen vom 17. Oktober 2023 in Israel haben uns alle berührt: Einer Frau wurde die Brust abgeschnitten, war zu lesen. Täter hätten jüdische Opfer vergewaltigt, ja lebendig verbrannt. So grauenhafte Dinge nimmt man wahr, hat sie aber im Alltag zu verdrängen, um überhaupt leistungs-, ja in einer solchen Welt lebensfähig zu bleiben. Das hat mit „Wegschauen und Wegklicken“, wie es heißt, nichts zu tun. „Die alte Feindschaft gegenüber Juden“, die der Autor uns Deutschen nachsagt, habe sich „um die Dimension der Israelfeindschaft erweitert“. Auch hier wird unerträglich pauschalisiert. Werden Vorurteile nur lange genug eingeredet, werden sie „angenommen“. Was sind „Deutsche“, was ist „Israel“? Nicht jeder in Israel, ja nicht jeder dort aktive Soldat ist, wo war es zu lesen, mit der in Teilen flächendeckenden Zerstörung und der damit verbunden vielfachen Tötung meist Unschuldiger im Gazastreifen einverstanden. Die Gewalt in Gaza zu verbalisieren, ist nicht Ausdruck eines deutschen Antisemitismus. Antisemitismus ist, zu einer übermäßigen Gewalt unkritisch zu schweigen.
Rolf Reitis, alias Frank Sacco

Unschuldige israelische Frauen sind nicht „nur“ vergewaltigt, sondern auch gefoltert und verstümmelt worden! Unvorstellbar, dass Allah diese Abscheulichkeiten der „Gotteskrieger“ gutgeheißen hätte! Der größte Teil unserer Gesellschaft schaut einfach weg und schweigt, ganz anders als bei den Massendemonstrationen gegen „rechts“! Ob man dieses beschämende Verhalten allein mit den Wunden erklären kann, die die Kriegsgeschichte unseren Seelen schlug? Nur einmal angenommen, israelische Soldaten hätten palästinensischen Frauen ähnliches angetan: welch ein Schrei des Entsetzens, der Empörung und nach Rache wäre unüberhörbar durch die Welt gegangen – mit Recht! Und es wäre mit Sicherheit nicht beim Aufschrei geblieben! Es liegt am Einfluss der identitätspolitischen Ideologen auf den Zeitgeist, dass Verbrechen mit zweierlei Maß gemessen werden. In ihrem Weltbild gibt es nur Weiß=Unterdrücker und Schwarz (Braun)=Unterdrückte! Letzteren ist es erlaubt, sich mit allen Mitteln gegen die „Unterdrücker“ zu wehren, auch solchen, die die „Unterdrücker“ einst selbst angewendet haben! So rechtfertigt man auch die Gewaltorgien der Hamas-„Freiheitskämpfer“! Dabei gab es Herren und Sklaven überall auf unserer Erde, bei allen Rassen und mit dem Segen aller Religionen! Sollen jetzt alle, deren Vorfahren einst Gewalt erfahren mussten, mit Gewalt auf die ehemaligen Unterdrücker losgehen? Wie konnte sich solch verworrenes Denken in den Köpfen aufgeklärter Menschen einnisten? Frieden wird unsere Erde erst finden, wenn der Aug um Auge, Zahn um Zahn-Zwang aus unseren Köpfen verbannt wurde, wenn aber auch jedes Verbrechen, egal von wem oder im Auftrag welcher Ideologie auch immer begangen, gleich geächtet und geahndet wird! Bis dahin heizt sie sich, unbeachtet, weiter auf!
Ulrich Pietsch

Der Artikel fußt auf einem Narrativ, das in der Bevölkerung weitestgehend nicht geteilt wird, weil es nolens volens insinuiert, Gräueltaten an Jüdinnen seien qualitativ etwas anderes als Gräueltaten an Palästinenserinnen, Ukrainerinnen oder Russinnen. So denken die Menschen nicht. Sie demonstrieren auch nicht, da Demonstrationen dazu da sind, bei strittigen Fragen Position zu beziehen, was hier nicht zutrifft, weil die Verurteilung der Vergewaltigungen unstrittig ist. Ich bin mir sicher, dass man auch unter denen, die hier aus historischen Gründen insgesamt eher Partei für die Palästinenser ergreifen, bis auf einige Islamisten kaum einen finden wird, der Vergewaltigungen an Jüdinnen relativiert.  Insofern laufen die psychoanalytischen Mutmaßungen des Autors ins Leere, weil die Wirklichkeit der Bevölkerung nicht mit den Setzungen des von ihm zugrunde gelegten Narrativs übereinstimmt. Folgt man diesem Narrativ mehr als der Wirklichkeit der Bevölkerung, kann man ihr selbstredend ein unverarbeitetes Trauma andichten. Aber die Betroffenen wissen nichts davon und wären erbost, wenn sie es wüssten, da sie sich ganz anders verstehen, nämlich als Menschen, denen die Opfer der Auseinandersetzungen, egal ob in Israel, Gaza oder der Ukraine, sehr leidtun. Wenn man nun dieses universelle Verständnis des Menschseins interpretiert als „auffällig gedämpftes“ Interesse an den jüdischen Opfern, wirkt dies befremdlich. Natürlich hat der Staat Israel aus historischen und Verfassungs-Gründen in Deutschland einen besonderen Rang, der bei vielerlei Gelegenheiten unterstrichen wird. Damit ist aber nicht gemeint, dass menschliches Leid kategorial zu unterscheiden sei in jüdisches und muslimisches.
Die allermeisten Deutschen „draußen in der Welt“ und damit jenseits der Meinungsmacher-Industrie erkennen bei sich folglich keinerlei Anzeichen von „Verdrängung und Verleugnung“ – dies ist eine narrativ-interne Interpretation des Autors und von Interessensvertretern, die dieses Framing brauchen. Allenfalls lassen die Menschen das Leid in der Welt, welches aus Butscha oder Reʿim oder aus irgendeinem anderen Teil der Welt auf sie hereinströmt, nicht dominant werden in ihrem Alltag. Die Auffassung, dass diese Haltung, die der Autor als „Zurückhaltung“ interpretiert, nur verständlich sei, „wenn man die deutsche Geschichte und ihre psychologischen Folgen betrachtet“, ist ein klassischer Fall von Self Fulfilling Prophecy. Da verlangt ein Narrativ nach Erfüllung, um die in Deutschland institutionalisierte deutsch-jüdischen Dynamik wie bei einem Newtonpendel am Laufen zu halten. Natürlich ist der Kampf der Hamas antifeministisch, antiwestlich und antijüdisch. Jedoch: Antifeministisch sind auch konservative Juden, antiwestlich zu sein ist nicht notwendigerweise verwerflich, und antijüdisch zu sein ist aus historischen Gründen bei Palästinensern naheliegend. Nichtsdestoweniger ist die Hamas, die übrigens von den USA herangezüchtet wurde und deren Geister man jetzt nicht mehr loswird, selbstverständlich ein friedensschädlicher Machtfaktor im Nahen Osten.
Es fehlte noch, dass man bei Nichtbefolgung des vom Autor gewünschten Narrativs des latenten Antisemitismus bezichtigt werden würde. Insofern ist zu wünschen, dass die breite Bevölkerung solche Artikel nicht zu Gesicht bekommt, weil sie bei ihr antisemitische Regungen erst auslösen könnten. Auch könnten Narrativ-Verwalter kommen und kritische Aussagen wie die meinigen als Ausdruck von offenem Antisemitismus positionieren. Nein, so ist es nicht. Mütterlicherseits habe ich jüdische Ahnen, bin ein Fan von Martin Buber, habe mit den muslimischen Kulturen nichts zu tun, stehe voll hinter dem Satz, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist, und sehe in Israel den einzigen Statthalter unserer westlichen Kultur im Nahen Osten. Viel anders denkt auch das Gros der Bevölkerung nicht. Dementsprechend gibt es in der Praxis bei Nachfahren der Nazi-Generationen substantiellen Antisemitismus nur als Randerscheinung – es sei denn, man postuliert ihn per orwellschen Sprachmanövern als latent vorhanden. Wenn nun an anderer Stelle muslimische Bewohner Deutschlands aus ihrer eigenen Geschichte heraus in Gegnerschaft zu Israel stehen, ist dies im gesetzlichen Rahmen hinzunehmen, darf aber zur Vermeidung von Irreführungen nicht als „Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft“ bezeichnet werden, wie dies gelegentlich medial kolportiert wird. Es ist ein merkwürdiges Spiel des Gleichgewichts. Es soll nicht zu viel Antisemitismus geben, aber gar kein Antisemitismus wäre auch nicht recht. Drum halte man, auf dass man lebe, uns in der Schwebe.
Kurt Schäfer

Wenn die Hamas-Krieger Freiheitkämpfer genannt werden, frage ich mich, welche Freiheit da erkämpft wird, besonders für Frauen. Bei der Vorstellung, einer meiner geliebten und geschätzten Frauen wäre dies passiert, kam mein Humanismus in Friedenszeiten an seine Grenze. Zuerst dachte ich, ich könnte sie umbringen und dann spürte ich, ich wollte sie umbringen. Viele können offensichtlich den Juden nicht verzeihen, dass sie uns Ausschwitz eingebrockt haben.
Alfred Preuß

Die Vorher-Nachher Bilder sind schockierend und ich musste mich erst einmal sammeln, um diesen Beitrag lesen zu können. Meine jüngste Tochter ist im Alter der israelischen Soldatinnen und als Mutter ich kann mir kaum vorstellen, welches Leid diese jungen Frauen und ihre Eltern jetzt durchstehen müssen. Ja, ich würde verrückt vor Angst werden, wenn meine Tochter in den Händen und in der „Haft“ von Vergewaltigern wäre. Es gibt überhaupt keine Rechtfertigung für die bestialischen Taten der Hamas Attentäter vom 7. Oktober 2023. Sie geben sich als Unterdrückte aus, sind aber selbst Unterdrücker. Sie bemühen eine Religion für ihre Schandtaten, von der sie anscheinend gar nichts verstehen. Um so weniger kann ich diese Täter-Opfer-Umkehr verstehen, die jetzt auch in Deutschland passiert. Das Frauenbild von Islamisten sollte hier auch allen Feministinnen und im Außenministerium bekannt sein, denn es betrifft nicht zuletzt auch die eigenen Frauen dieser Männer. Darüber zu schweigen, führt die hiesige Genderdebatte und das Eintreten für Frauenrechte ad absurdum und lässt vermuten, dass der Weg des geringsten Widerstands beschritten wird.  Louis Lewitan weist zu Recht auf diese Diskrepanz hin, ganz abgesehen von dem deutschen Trauma während und nach der Nazi Zeit. Die Vergewaltigung von Frauen ist seit je her ein Machtmittel in der Kriegsführung. Und dabei macht es keinen Unterschied, welcher Herkunft, welcher Religion oder welchen Standes die Frauen sind. Als Mahsa Amini im Iran ermordet wurde, weil sie angeblich ihr Kopftuch falsch getragen hatte, gingen die Frauen in Deutschland auf die Straße, um ihre Solidarität zu zeigen, vollkommen zu Recht. Die vergewaltigten und entführten israelischen Frauen haben genau diese Aufmerksamkeit und Solidarität verdient.
Regina Stock

Um eins vorweg zu sagen: Dass es von palästinensischer Seite Widerspruch und Wut gegen die Siedlungspolitik Israels gibt, ist verständlich. Das rechtfertigt aber nicht die Grausamkeit der Hamas. Wie könnte es also im Gazastreifen weitergehen? Zwei grundsätzliche Punkte des Artikels von Louis Lewitan möchte ich dazu ansprechen. Erstens heißt es da: „Der sogenannte Freiheitskampf der Hamas ist antifeministisch, antiwestlich und antijüdisch.“ Das stimmt. Aber wenn es schon ums Grundsätzliche geht, sollte auch gesagt werden, dass die frauenverachtende und damit menschenfeindliche Strategie der Hamas zu 100 Prozent nicht nur unreligiös, sondern auch antireligiös ist. Und zweitens: Eine der Abschnittsüberschriften des Artikels heißt: Fromme Sadisten. Auch da sollte darauf hingewiesen werden, dass sich Frömmigkeit und Sadismus in jedem Fall gegenseitig ausschließen. Mit solchen Klarstellungen sollten die Hamaskämpfer und alle, die solche unerträglichen Berechtigungsmodi für sich in Anspruch nehmen, konfrontiert werden.
Christoph Müller-Luckwald

ich empfand ihren artikel verstörend. besonders als sie die details der brutalen vergewaltigungen aufzählten. mir reicht „unmenschliches massaker inkl massenhafter brutalster vergewaltigungen“ als beschreibung, wie sie in unzähligen artikeln zuvor schon standen, um mitgefühl, trauer, wut auszulösen und fassungslos zu sein. die schnelle und detaillierte snuff-beschreibung erzeugt bei mir hingegen ekel und entmenschlichungsgefühle. trauer und mitgefühl werden dadurch nicht größer. ich frage mich, was ich mit dem gefühl der entmenschlichung der täter tun soll. dann schreiten sie zur anklage – wo das mitgefühl bleibe? in meinem kopf war dann das bild zweier verfeindeter familien. eines tages vergewaltigen zwei männer der einen familie eine frau der anderen. daraufhin beginnt die opfer-familie möglichst viele der anderen familie, die etwas damit zu tun haben könnten, zu töten. kinder und unbeteiligte kommen zu hauf nebenbei zu schaden und zu tode. ruft jemand die opfer-familie zur mäßigung auf, bezeichnen sie diese als gynophob und mitgefühllos. der israel-palästinenser-konflikt erscheint unlösbar, zu viele traumata und verletzungen. kommentare sind historisch vergiftet oder werden als solche gefärbt interpretiert. was den israelischen menschen und vor allem den frauen angetan wurde bei diesem attentat war unbeschreiblich und unmenschlich. und doch kann man aktuell nur israel zur mäßigung auffordern und zur wahrung der menschen, dort hält das sterben noch an. man sollte kritik und mitgefühl getrennt betrachten, denn sie können parallel existieren.
georg schmid

In einer Überschrift mag es zulässig sein zu schreiben: „Lassen die Massenvergewaltigungen in Israel DIE Deutschen kalt?“, aber der Autor des Beitrags tut sich und uns keinen Gefallen mit Sätzen wie „Die Identifizierung mit den Palästinensern als schutzbedürftige Opfergruppe ermöglicht es DEN Nachfahren der Nazis, sich moralisch von den Untaten ihrer Vorfahren abzusetzen.“ Um eine These zu untermauern, greift der Autor nach unzulässigen Verallgemeinerungen, rutscht stellenweise ins Tendenziöse ab. In einer aufgewühlten Diskussionsatmosphäre, in der so viel plump schwarzweiß behauptet wird, brauchen wir seriöse Stimmen, die differenziert analysieren, nicht solche, die weiter polarisieren.
John Stevens

Auch ich bin fassungslos wegen des „dröhnenden Schweigens“ z.B. der nationalen und internationalen Frauenorganisationen zu den Gräueltaten der Hamas vom 7.Otober 2024! Aber spätestens nach dem Einsatz von Massenvergewaltigungen an ukrainischen Frauen durch russische Soldaten war das Thema „Massenvergewaltigung als Kriegswaffe“ wieder auf der Tagesordnung und kann bestraft werden – ein großer Erfolg der internationalen Frauenbewegung in der Folge der Jugoslawienkriege in den 90iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Aber, und darauf möchte ich hinaus: Was ist mit den Männern? Was für ein Männerbild haben sie? Warum stehen sie nicht auf, distanzieren sich von solchen sadistischen Verbrechern und ächten sie weltweit. Warum nicht?
Hanne E. Pollmann

Wenn die Hamas als islamistische Terrorvereinigung, die in diktatorischer Manier die Palästinenser im Gaza-Streifen beherrscht, mit solch furchtbaren Methoden unschuldige Israelis zu Tode quält, in brutalster Weise verstümmelt, die Frauen vergewaltigt und sie dann doch ermordet oder andere Opfer des Überfalls am 7.Oktober 2023 als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt, zeigt sich wieder mal, in welchem Maße Religionen von diktatorischen Regimen immer hemmungsloser politisch missbraucht werden. Das gilt im besonderen Maß für den Nahen und mittleren Osten. Im Iran, wo eine Theokratie seit Jahrzehnten die Bevölkerung unterdrückt, geschieht ähnliches in den Gefängnissen, wo weibliche Regimegegner von ihren Bewachern sexuell missbraucht werden! Der Gott des Islam kann hier kaum als Richtschnur für solche Verbrechen an Menschen herhalten, die lediglich für demokratische Freiheiten kämpfen. Aber wo erhebt sich endlich einmal eine theologische Autorität des Islam, um diesem religiösen Wahnsinn Ende ein Ende zu bereiten? Oder der Papst sein weltweites Ansehen nutzt, um wenigsten die beiden Religionen Islam und Judentum zu einer versöhnlichen Geste zu bewegen? Schließlich handelt es sich hier um abrahamitische Religionen -die zusammen mit dem Christentum die gleiche Grundlage teilen. Jetzt zu den Mutmaßungen und Vorwürfen des Autors Louis Lewitan: Es ist davon auszugehen, dass er hier als Jude versucht, seiner Empörung und Unverständnis über die weltweiten Reaktionen auf den 7.Oktober Ausdruck zu verleihen. Das ist mehr als verständlich.
Dabei muss aber gerechterweise versucht werden, alle Meinungen und Reaktionen einer objektiven Betrachtung zuzuführen. Das fällt dem Autor erkennbar schwer, weil er das Drama, was den Israelis widerfuhr, zu sehr durch seine subjektive Brille betrachtet. Unschwer zu erkennen, dass die Ursache der seit Jahrzehnten andauernden, teils kriegerischen, teils terroristischen Konflikte, immer das ungelöste Problem der beiden Völker blieb, im selben Land dasselbe Recht auf ein friedliches Leben zu teilen. Bis heute scheiterte der Versuch einer 2-Staatenlösung, obwohl es unter Israels früheren Ministerpräsidenten Rabin einen hoffnungsvollen Ansatz gab. !995 wurde er durch einen radikalen Israeli ermordet und seitdem ruht der Prozess einer Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern. Die Positionen beider Seiten sind inzwischen in einer Sackgasse völlig blockiert da auch die Hamas ganz Israel bedingungslos nur noch für die Palästinenser einfordert. Besonders Netanjahu betrieb eine Politik der totalen Ablehnung jeder Annäherung und der legitimen Forderungen der Palästinenser. Eine Situation der Unterdrückung und dauernden Demütigung der Palästinenser im Gaza-Streifen, eine schleichende Landnahme im Westjordanland durch radikale Siedler, die den besonderen Schutz von Netanjahu genießen, und die administrative und militärische Beschränkung der palästinensischen Autonomiebehörde durch Israels Besatzermentalität. Man muss hier einen Blick auf die Zusammensetzung der Regierung Netanjahu werfen.
Es handelt sich um eine rechtsreligiöse Regierung in der extreme Einzelparteien wie die der Siedler und der Religiösen Netanjahu in seiner bedingungslosen Ablehnung einer 2-Staatenlösung genauso unterstützen wie bei der Fortsetzung des Gaza-Krieges. Es fällt auf, das hier politisch-religiöse Kräfte ähnlich wirken wie bei der Hamas auf der palästinensischen Seite! Von einem säkularen Staat kann keine Rede sein. Es ist deswegen nicht schwer nachzuvollziehen, wie Frust und ein erbärmliches Dasein die Palästinenser im Gaza-Streifen und dem Westjordanland in dauernde Verzweiflung trieben und die religiös-politische Radikalisierung anheizten. Zum Dauerthema Antisemitismus ist anzumerken, dass der Missbrauch dieses Begriffs auf politischer und kultureller Ebene inzwischen schlimme Formen angenommen hat. Selbst deutsche Politiker wie der bayrische Ministerpräsident Söder scheuen sich nicht, politische Gegner wie die Kulturstaatsministerin Claudia Roth als Grüne mit dem Vorwurf des Antisemitismus zu denunzieren, was die Berlinale-Gala belastete. Auf jede Kritik an Israels Vernichtungskrieg im Gaza-Streifen (inzwischen über 30000 Tote) folgt der Vorwurf, nicht nur israelfeindlich zu sein, sondern im Kern auch antisemitisch. Jede Äußerung prominenter deutschen Persönlichkeiten wird mit Akribie nach israelkritischen Tendenz durchleuchtet um das gleich als antisemitisch einzustufen. Der amerikanische Politiker McCarthy mit seiner Verdächtigungskampagne gegen alle und jeden Amerikaner lässt grüßen! Die Deutschen sind natürlich durch ihre Verbrechen unter Hitler mit der Vernichtung der europäischen Juden historisch für alle Zeiten belastet. Aber die Deutschen müssen lernen, diesen Rucksack der historischen Schuld mit Anstand zu tragen. Israel ist und bleibt für Deutschland ein Sonderfall – was immer seine Politiker falsch oder richtig machen.
Klaus Reisdorf

Überraschung! Selbst die Antisemiten und Hamas-Kollaborateure aka Vereinte Nationen haben inzwischen mitbekommen, dass am 7. Oktober Frauen von Palästinensern / Faschisten vergewaltigt wurden und einen entsprechenden Bericht veröffentlicht. Die Dreckslumpen meinen, es gebe „Hinweise“ dafür und sexualisierte Gewalt sei „wahrscheinlich“ begangen worden.
Thomas Manthey


Leserbriefe zu „Wut in Weiß“ von Carla Neuhaus

Jammern der Götter in Weiß, man fühlt sich unweigerlich an die beißenden Stories über hungernde Ärzte des Satirikers Volker Pispers erinnert. Mehr als ein Jahrzehnt alt zwar, ist ihre Aktualität unvermindert, wie der Artikel von C. Neuhaus beweist. Woher kommt es, dass Ärzte nicht den geringsten Zweifel daran haben, im Vergleich zu anderen Akademikern die zu sein, denen wie selbstverständlich ein unproportional höheres Einkommen zusteht? Der Chirurg Weisweiler sagt: „Wir reparieren Menschen“. 6 Personen sind es am Tag. Ein Lokführer, so war kürzlich zu lesen, ist täglich für das Leben von 1000 Personen verantwortlich. Für den Mediziner Weisweiler ist, was er tut, unvergleichlich. So als wäre es eine Begründung, wiederholt er die alte Mär von der Länge des Studiums und zählt, im Übertreiben geübt, gleich noch die Facharztausbildung dazu, obwohl die schon nicht mehr Teil des Studiums ist, sondern normal bezahlt wird. Aber was ist bei Leuten mit unverhohlenem Anspruchsdenken noch normal, was schon dreist? Für einen Mediziner ist normal, dass er seine akademischen Weihen während des Studiums en passant vom Staate geschenkt bekommt, während Doktoranden anderer Fachrichtungen nicht selten 5 und mehr Jahre ihres Lebens dafür opfern; ohne eine angemessene Bezahlung und ohne Anrechnung bei der Rentenbemessung. Dass der einzig von ihm erbrachte Nachweis seiner wissenschaftlichen Qualifikation anderswo gerade mal den Anspruch einer Diplomarbeit erfüllte, ficht ihn nicht an, sein Tun als „hochanspruchsvoll“ zu bezeichnen. Nicht von ungefähr steht auf dem Schreibtisch des Herrn Weisweiler in Reichweite das Regelwerk zur Kassenabrechnung, das sehr viel seiner kostbaren Zeit in Anspruch nimmt, nicht etwa ein medizinisches Fachbuch. Abrechnungsarithmetik als Ausdruck von Raffgier, umrankt von salbungsvollen Worten zum ärztlichen Ethos. Hinzu kommen – Herr Weisweiler macht keinen Hehl daraus – persönliche Bereicherung auf Kosten der Krankenkassen und auf dem Rücken seiner Patienten. Muss die Gesellschaft das tolerieren? Oder muss man Herrn Weisweiler nicht eigentlich bedauern ob der Armseligkeit seines beruflichen Lebens?
Helfried Näfe

In Ihrer Statistik über die Einkünfte der einzelnen ärztlichen Fachrichtungen haben Sie unsauber recherchiert. Sie haben die Anästhesisten vergessen, deren Bedeutung Ihnen doch sicher bekannt sein dürfte und ohne deren Tätigkeit die operativen Fächer nicht arbeiten können, geschweige denn weder  die Intensiv- noch Notarztmedizin betreiben können.
Erika Conrad

Ich habe diesen Artikel gelesen in der Hoffnung zu verstehen, in welchen finanziellen Sphären sich die Ärzte tatsächlich bewegen. Die Übersicht zwischen den beiden Fotos stellt interessante Zahlen in den Raum, der Text erklärt jedoch leider nicht, was diese Zahlen tatsächlich aussagen. Vielmehr werden Äpfel mit Birnen verglichen (Niedergelassene Ärzte mit angestellten Klinik-Ärzten, Reingewinn mit Bruttoeinkommen…), es wird von Reingewinn geschrieben, ebenso von Brutto- und Netto-Einkommen und vom Brutto -Verdienst von Praxis-Inhabern. In dieser Gemengelage an Begriffen stellen sich mir als Ingenieur mit betriebswirtschaftlicher Weiterbildung mehr Fragen als der Text Antworten liefert. Einerseits werden die Begrifflichkeiten nicht genauer erklärt und andererseits ist der von mir erhofft Vergleich der verschiedenen Zahlen so nicht möglich. Es hätte in meinen Augen genauer ausdifferenziert werden sollen, was in diesen Begriffen steckt, und vielleicht hätte man eine gemeinsame Basis zum Vergleich wählen sollen, z.B. das Nettoeinkommen (nach Steuern und allen Ausgaben), um eine klarere Einschätzung zu ermöglichen.
Ein Vergleich zwischen angestellten Ärzten und unternehmerisch verantwortlichen Ärzten ist sicher auch interessant; eine langwierige und komplexe Ausbildung haben beide, eine hohe Verantwortung dem Patienten gegenüber ebenfalls. Man sollte dann jedoch den zusätzlichen unternehmerischen Verantwortungsbereich der niedergelassenen Ärzte mit beleuchten. Besser noch könnte man die Einkommen der niedergelassenen Ärzte für den Vergleich mal neben die Einkommen anderer Unternehmer stellen, die ein vergleichbar großes Unternehmen im Dienstleistungsbereich oder im Produzierenden Gewerbe betreiben. Ich bin ein wenig enttäuscht, dass die Darstellung des spannenden Inhalts in der sonst aus meiner Sicht so gut recherchierenden und erklärenden ZEIT in diesem Artikel eher unklar ist, was falsche Schlüsse geradezu aufdrängt, wenn man nicht selbst genau überlegt, was einem die unterschiedlichen Zahlen sagen sollen und erkennt, dass sie nicht vergleichbar sind.
Marco Winkler

Was in Ihrer Darstellung nicht thematisiert wird, ist die perfide Struktur der Budgetierung: Die Ärztinnen und Ärzte erfahren durch Bescheide viermal pro Jahr rückwirkend, wie viel von Ihrer für ein Quartal erbrachten Leistung anteilig bezahlt wird. Eine vorherige Einschätzung dieses Ergebnisses ist schlichtweg nicht möglich. In unserer fachärztlich-internistischen Gemeinschaftspraxis hat es bereits wiederholt Honorarbescheide gegeben, in denen 30% der budgetierten Leistungen nur zu einem minimalen Bruchteil bezahlt wurden, somit also komplett defizitär erbracht wurden. Die sich eigentlich daraus logisch ergebende Reaktion eines selbstständigen Unternehmers im Sinne einer Reduktion des Praxisbetriebes (Kostenersparnis und Vermeidung des nicht vergüteten Leistungsüberstandes) wird aber dadurch verbaut, dass mit abnehmender Fallzahl das bewilligte Budget weiter absinkt, also ein „Teufelskreis“. Aufgrund dieser Konstruktion wurden seit Einführung der Budgetierung ärztliche Leistungen im Wert einer vermutlich dreistelligen Milliardensumme nicht vergütet, die Krankenkassen somit also massiv durch die Ärzte subventioniert. In keinem anderen Bereich wäre dieser Umgang mit selbstständigen Unternehmern denkbar. Ausgleiche für massiv steigende Kosten (Gehälter; Energiekosten etc.) gibt es nicht mal ansatzweise. Herr Lauterbach ruiniert die ambulante Versorgung im Eiltempo, die Leidtragenden sich v.a. die gesetzlich versicherten Patienten.
J. Dieckmann

Bei der Veröffentlichung der Einkommen der Ärzte haben Sie leider eine sehr, sehr wichtige Information ausgelassen. Die KV prüft die Rezeptur der niedergelassenen Ärzte zurück bis zu 10 Jahren. Wenn den Herren dann auffällt, dass diese oder jene Rezeptur nicht richtig oder korrekt oder auch außerhalb der Norm war, dann müssen die Ärzte sich vor der KV verantworten. Gibt es keine Klärung, dann muss der Arzt persönlich die Kosten für die Differenz richtig zu nicht richtig ersetzen. Das kann ins Geld gehen, und ist unkalkulierbar für das Einkommen der niedergelassenen Ärzte.
Manfred Mengewein

Einfache Mittel die Misere im Gesundheitswesen zu lösen, gibt es meiner Meinung nach. 1. Alle Bürger müssen in die Sozialsysteme einzahlen! Kein Zwei- oder Dreiklassen Medizin.2. Mindestens zwei Drittel der Krankenkassen abschaffen. Die dienen nicht dem Gesundheitswesen, sondern nur der Selbstbereicherung der Wasserköpfe. Man sollte sich ein Beispiel an Dänemark, Finnland, Schweden und Island nehmen. Diese Gesundheitswesen funktionieren mit weniger Bürokratie, weniger Krankenkassen und ordentliche Honorare für die Ärzte. Alle Maßnahmen, welche in Deutschland getroffen werden, sind nur ein Manipulieren der Symptome und keine wirkliche Änderung.
Rolf Geyer

Bei „Wut in Weiß“ berichten Sie über eine Gynäkologin, bei der 6% der Patienten Privatpatienten sind, die für 42% der Einnahmen sorgen. Dazu sagt die Gynäkologin: „Da muss man kein Betriebswirt sein, um zu verstehen, dass da etwas schiefläuft.“ Im Gegenteil, es ist durchaus von Vorteil, Betriebswirt zu sein. Denn dem Betriebswirt kommt schnell in den Sinn, dass bei einer Arztgruppe, die im Durchschnitt 200 000 Euro pro Jahr verdient, diese Zahlen darauf hinweisen, dass man den Privatversicherten recht viel Geld abknöpft.
Martin Schlegel

Eigentlich ist es hinlänglich bekannt, dass hier etwas schiefläuft: Das Gesundheitssystem in Deutschland ist ein Klassensystem, bei dem die Menschen mit kleinen und mittleren Gehältern ein Minimum an Versorgung erhalten. Dabei können die Krankenkassen nicht mehr ausgeben, als sie einnehmen. Ändern lässt sich das nur durch Beitragserhöhungen oder weitere Einsparungen. Die gutverdienende Oberschicht, zu der vermutlich auch die Ärzte selbst gehören, bleibt dabei außen vor; sie hat Solidarität nicht nötig. Sie versichert sich privat und zahlt dabei teilweise sogar weniger Beiträge. Solange das so bleibt, werden die Ärzte das Volk weiterhin zu Hungerlöhnen versorgen müssen. Erstaunlicherweise lassen sich trotzdem Einkommen zwischen 200.000 und 450.000 Euro erzielen. Bei einer Bürgerversicherung für Alle (Vorbild Schweiz) wäre schlagartig genug Geld im System, um alle Leistungen angemessen zu bezahlen!
Harald Liedl

In Wirrungen hilft Aufräumen. Es ist wohl an der Zeit, den Schrank der gesetzlichen und privaten Krankenkassen zu ordnen. Ich schlage die „Aschenbrödelmethode“ vor.
Sigrid Eckardstein

Dass Ärzt*innen sich über ausufernde, zeit- und geldfressende Vorschriften und Dokumentationspflichten sowie über pauschale, nicht kostendeckende Leistungsvergütungen ärgern, kann ich verstehen. Nicht nachvollziehen kann ich, dass Ärzt*innen ein Nettogehalt (!) von durchschnittlich 81.000 Euro jährlich für zu gering halten. Ich wäre mit einem solchen Entgelt sehr zufrieden und viele Akademiker*innen, die ebenfalls eine lange und schwierige Ausbildung absolviert haben und einen „hochanspruchsvollen Job“ ausüben, erhalten deutlich weniger als 81.000 Euro netto im Jahr, und zwar nicht nur Geisteswissenschaftler*innen. Akademiker*innen verdienten 2023 in Deutschland durchschnittlich 57.500 Euro brutto (!), Nicht-Akademiker*innen 41.000 Euro brutto (!) (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1184292/umfrage/bruttojahresgehaelter-in-deutschland-nach-bildung-und-berufserfahrung/ oder beigefügter Screenshot). Die finanziellen Ansprüche mancher sehr gut verdienender Menschen in Deutschland finde ich erstaunlich. Zum „Praxenkollaps“: Wenn eine Praxis mit vielen Patient*innen – gibt es in Deutschland irgendeine Praxis mit weniger Patient*innen als vielen? – Verluste macht, kann das meines Erachtens nur an Missmanagement oder überzogenen Arztgehältern liegen. Ich kenne persönlich einen Allgemeinmediziner und einen Zahnarzt, die beide in Wanne-Eickel ihre Praxis haben, also an einem Ort, an dem es von Privatpatient*innen nicht gerade wimmelt – und es geht ihnen finanziell gut!
Ulrich Willmes

„Jammern auf hohem Niveau“ wäre auch ein guter Titel für das gewesen, worüber sich manche ärztlichen Kollegen beklagen. Als Vertragspsychotherapeut kenne ich mich mit Jammern aus, weil ich es auch tue, aber auf weniger hohem Niveau. Was in dem Artikel leider zu kurz kommt, ist die bizarre Verteilung der Honorare. Das betrifft nicht nur uns als sprechende und zuhörende Heilberufler, die monetär abgehängt sind. Hier beispielsweise ein Vergleich der 2022 vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung erhobenen durchschnittlichen Gewinne (= was nach Abzug der Betriebskosten und vor Steuern übrig bleibt) von HNO-Ärzten (208.000,- €) mit denen von Augenärzten (365.000,- €) bei fast identischer Wochenarbeitszeit. Kein Druckfehler! Sondern ein Fehler im System der hauptsächlich ärztlich organisierten Selbstverwaltung. „Die Wut in Weiß“ könnte sich darüber ja mal schwarz ärgern!
Kariem Sabbouh


Leserbriefe zu „Zu viel Sinn macht krank“ von Katrin Wilkens

Katrin Wilkens kritisiert in ihrer Polemik gegen die Sinnsuche in der Arbeitswelt zu Recht die „New-Work“-Ideologie: Dieses einst emanzipatorische und kapitalismuskritische Konzept, wie es Frithjof Bergmann entwarf und das beispielsweise zeitliche Freiräume jenseits der Lohnarbeit zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit vorsah, wurde in der Tat in letzter Zeit in eine Managementstrategie umgemünzt, um in Zeiten latenten Arbeitskräftemangels Arbeitsplätze etwas attraktiver zu gestalten oder den Beschäftigten mehr Eigenverantwortung zu übertragen – letztlich um mehr Leistung aus ihnen herauszuholen. Wilkens pauschale Kritik an der Suche nach Sinn im Arbeitsleben schießt – nach meinen Erfahrungen aus mehr als 30 Jahren Arbeit als Berufsberater mit geschätzt 15.000 ratsuchenden Menschen – aber deutlich übers Ziel hinaus und steht teilweise auf fachlich wackligen Füßen:
1. In beruflichen Entscheidungs- und Beratungssituationen spielt immer eine unverwechselbare individuelle Lebensgeschichte mit ihrem ganz persönlichen, subjektiven Sinn eine bedeutsame Rolle. Dieser individuelle, subjektive Sinn der Ratsuchenden darf nicht gleichgesetzt werden mit der „Sinn“-Ideologie von Unternehmen, die letztlich dazu dient, sich mit Selbstoptimierungen den Erfordernissen der beruflichen Außenwelt anzupassen.
2. Erwerbsarbeit in der Moderne ist in der Regel sozial gestaltete und arbeitsteilige Arbeit und mehr als nur materielle Existenzsicherung, und auch bei vermeintlich eintönigen, entfremdeten Arbeitsaufgaben entwickeln Menschen entsprechende Sinnstiftungen, wenn man sie lässt. Lisa Herzog zitiert in ihrem Plädoyer für „die Rettung der Arbeit“ eine Untersuchung der Arbeitseinstellung von Supermarkt-Kassiererinnen, die nicht auf ihre Arbeit verzichten wollen, selbst wenn es finanzielle Alternativen zur Absicherung gäbe: Sie wünschten sich verbesserte Arbeitsbedingungen und mehr kollektive Mitsprache beim Erledigen der Arbeitsaufgabe, um ihre Kund*innen an der Kasse gut zu bedienen.
3. Das kann man verallgemeinern: Die wichtigste Sinnquelle der Erwerbsarbeit ist für arbeitende Menschen ihre Bedeutsamkeit für andere – für das Unternehmen, für die Kundschaft, für Patient*innen oder Lernende usw. Eine Arbeit, die für die Gesellschaft, die Umwelt oder andere Personen von Wert ist, wird als sinnstiftend erlebt – und dies unabhängig davon, ob es sich um die – von Wilkens zitierten – akademischen Berufe oder um andere, vermeintlich weniger anspruchsvolle Tätigkeiten handelt.
4. Dass Frauen im Durchschnitt häufiger als Männer in Berufsberatungen nach einem nicht-monetären „Sinn“ ihrer Arbeit suchen, deckt sich auch mit meinen Beratungserfahrungen. Die daraus abgeleitete These von Wilkens, dass die Berufe im non-profit-Bereich weiblich dominiert sind und deshalb schlecht bezahlt werden, unterlegt sie allerdings mit faktisch falschen Beispielen: Das Durchschnittsgehalt von Krankenpflegerinnen ist höher als das vieler technisch-handwerklicher, männlich dominierter Ausbildungsberufe, Mediziner*innen haben nicht nur Spitzengehälter, sondern mittlerweile auch ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis mit einem Frauenanteil von knapp  50%,  und im vergleichsweise gut dotierten Lehramt beträgt der Frauenanteil je nach Schulform mittlerweile zwischen gut 60% (Gymnasium) und fast 80 % (Grundschule).
Martin Griepentrog

Beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ hatte ich noch vermutet – um nicht zu sagen gehofft – dass es in diesem Beitrag auf humorvolle und perspektivreiche Weise der Frage nach dem richtigen Umgang mit der Sinnsuche im Brotberuf nachgegangen wird. Hätte ich Ihre Autorin vor der Lektüre „gegoogelt“, wäre ich auf diese Idee nicht gekommen. Wie kann denn eine renommierte Zeitung einer anscheinend völlig humorfreien Selbstdarstellerin, die sich nicht schämt, ihre Klienten dem Spott preiszugeben, eine ganze Seite kostenfrei als Werbung für ihre fragwürdige Beratungsagentur zur Verfügung stellen? Ich würde mich jedenfalls lieber mit der vermutlich zur Selbstironie fähigen Bald-muss-ich-auch-noch-das-Fußnägelschneiden-auf-die-To-Do-Liste-setzen-Klientin“ der Autorin über die Sinnsuche im Beruf austauschen als mit ihr selbst.
Sabine Bentrop

Diesen Artikel im Wirtschaftsressort möchte ich nicht unkommentiert stehenlassen. Viele „Sinn-Versprechen“ großer Konzerne sind sicherlich nichts weiter sind als Versprechen, aber die Beispiele der Autorin von Deloitte über Mercedes und Starbucks sich leicht kritisierbar.  Leider macht die Autorin es sich damit viel zu einfach. Es gibt sehr wohl eine positive Sinnstiftung bei der Arbeit, die Menschen mehr bedeutet als Geld alleine, welches bekanntlich auch nicht glücklich macht. Ich empfinde es als von oben herab, wenn die Autorin darüber schreibt, dass Frauen durch Sinnsuche bei der Arbeit „selbst daran Schuld sind“, dass sie kein gutes Geld verdienen. Hier vermischt sie strukturelle Diskriminierung der Vergangenheit, die noch immer Bestand hat mit der individuellen Sinnsuche. Männliche dominierte Gesellschaften und Generationen haben dafür gesorgt. dass wir heute Erzieherinnen weniger Wert beimessen als einem Entwicklungsingenieur. Das ist keine private Entscheidung einzelner Frauen, sondern eine systemische Form von Diskriminierung über die wir als Gesellschaft dringend diskutieren müssen. Kurz vor dem Weltfrauentag ärgert mich diese Aussage besonders.
Es kann doch nicht unser Ziel sein, dass alle Frauen auch Ingenieurinnen werden wollen. Wir brauchen qualifizierte Erzieher*innen und Lehrer*innen, die Kinder empathisch beim Lernen begleiten, diesen Job genießen und dabei Wertschätzung in Form von Geld und Anerkennung erhalten.  Es gibt echte Purpose Unternehmen, die neben einer sinnvollen Arbeit auch einen menschlichen Umgang untereinander bieten, in denen man als Mensch mit allen persönlichen Herausforderungen sein und arbeiten kann und nicht bloß eine Ressource ist. Ein solches Arbeitsumfeld ist mir persönlich sehr viel mehr wert als ein hohes Gehalt, denn es sorgt bei mir für Reichtum in anderen Bereichen als meinem Kontostand. Es tut mir gut mit Mitarbeitenden und Kolleg*innen menschlich, authentisch, empathisch umzugehen und nicht nur darüber nachzudenken, dass eine dauerhafte Krankheit schlecht für unseren Unternehmenserfolg ist.  Für die nachhaltige Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft brauchen wir dringend positive Zukunftsbilder, auf die wir hinarbeiten können. Einseitig negative Artikel wie dieser tragen dazu leider nicht bei.  Berichtet doch gerne mal über echte Purpose Unternehmen und befragt auch deren Mitarbeitende, ob es sich dort anders anfühlt.  Nach 20 Jahren ZEIT-Abo ist das mein erster Leserinnenbrief, ihr seht das Thema bewegt mich zutiefst.
Alma Spribille

„Zu viel Sinn macht krank“ mag die Qualitätsanforderungen an eine Überschrift in der Zeit erfüllen. Die nachfolgenden Ausführungen von Katrin Wilkens tun das in meinen Augen nicht annähernd. Ich arbeite seit über zwanzig Jahren als freiberuflicher Organisationsberater in verschieden Branchen der Wirtschaft. Der Sinnverlust grassiert und zieht eine Schneise durch die Motivationshaushalte auf allen Hierarchieebenen. Weil er für Ineffizienz und Ideenlosigkeit, für Passivität und Aggressivität sorgt, haben nach meiner Erfahrung die Unternehmen und Organisationen einen unschlagbaren Wettbewerbsvorteil, in denen sinnvolle Arbeit möglich bleibt. Um dieses Potenzial zu erkennen, muss allerdings der Begriff „Sinn“ aus den popkulturellen Sprechblasen gelöst und zum intellektuellen Dreh- und Angelpunkt für ein Konzept der Organisation von Arbeit werden. Zugegeben; der Titel „Die sinnvolle Organisation. Fünf strategische Ankerpunkte für ein gutes Management“ klingt eher nach dem Regal ganz oben, links, hinten. Dafür ist der Text in diesem Buch frei von Zynismus und inhaltlich von Qualität. Ich habe mir jedenfalls Mühe gegeben.
Gerald Eggers

Bevor euch die Sinnsuche krank macht – werdet Hausarzt, am besten auf dem Land! Dort müsst ihr zwar auch mit bürokratischen Monstern kämpfen: Beschwerden eurer Patienten in unpassende Diagnosen pressen, 5-stellige Abrechnungsziffern in den Computer eingeben, überflüssige Krankenkassenanfragen beantworten, euch mit Regressforderungen auseinandersetzen, Fortbildungspunkte sammeln! Und bei den eng getakteten Sprechzeiten kratzt ihr höchstens an der Oberfläche der kranken Körper und Seelen! Doch immer wieder durchbricht „Freude“ den grauen Praxisalltag: ein Patient (m,w,d), der sich für die gute Behandlung bedankt, leuchtende, nach dem Impfpieks noch tränende Kinderaugen, denen ein süßes Trostpflaster winkt, eine Mutter, die fragt, ob sie noch ein drittes Kind bekommen soll, ein kleiner chirurgischer Eingriff, der rasche Hilfe bringt, das Aha-Erlebnis einer selbst gestellten richtigen Diagnose! Sogar der Hausbesuch bei einem Schwerkranken, den man nicht mehr heilen kann, dem man beisteht, hilft und Trost spendet – Aufgabe eines Seelsorgers, der aber oft nicht erscheint! Der Allgemeinarzt übt einen so abwechslungsreichen Beruf aus und wird so dringend gebraucht! Worauf wartet ihr noch?
Ulrich Pietsch

Der Bericht von Katrin Wilkens ist bestechend klar geschrieben und spricht mir aus der Seele. Die moderne Suche nach dem Sinn des Lebens oder der Arbeit ist wie eine Seuche und immer unerträglicher. Vielleicht ist das Thema einfacher als viele Menschen glauben und sie sollten sich nicht von unsinnigen modernen Strömungen mitreißen lassen, sondern für sich selbst erkennen, welchen Sinn sie in ihrem Leben sehen wollen. Meine Definition: Der Sinn des Lebens ist – dasselbe mit all seinen Anforderungen, Freuden und Widrigkeiten zu bewältigen, aus Fehlern zu lernen und möglichst nicht an ihm zu zerbrechen. Der Sinn in der Berufstätigkeit ist es, seinen Lebensunterhalt zu „verdienen“, damit man sein Leben finanzieren kann und das sollte für beide Geschlechter gleichermaßen gelten. Hier gibt es noch viel zu tun in unserer schönen Republik, vor allen Dingen beim Thema gleiche Bezahlung. Mitunter habe ich den Eindruck, dass man auch im Rentenalter – mein Daseinszustand – ein Ehrenamt haben MUSS, damit man Sinn im Leben hat. Ich sehe das ganz entspannt nach über 40 Jahren in nahezu Vollzeit-Berufstätigkeit, Familie und Kind, über viele Jahre gerne gelebtem Einsatz für sehr alte und auch kranke Eltern. Ich habe jetzt Zeit für mich, mein Leben mit angenehmen und schönen Dingen zu füllen, mich um meine körperliche und geistige Gesundheit zu kümmern, nach meinen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten und zu hoffen, dass es noch eine Zeit so bleibt.
Viele Menschen nehmen sich allzu wichtig – geschätzte 99 % Prozent der Menschheit werden keine Spuren in den Geschichtsbüchern hinterlassen. Aber jeder Mensch kann bewusst auf das schauen, was er und wie er etwas tut, da sind bestimmt viele Dinge dabei, die nicht selbstverständlich sind und einem anderen Menschen helfen und guttun – einfach so im Alltag. Und das ist sehr sinnvoll, weil man diese Menschen und sich selbst nicht aus den Augen verliert. Auch ist ein zugewandter, freundlicher, sprachlich respektvoller Umgang miteinander eine höchst sinnvolle Angelegenheit, was leider seit geraumer Zeit immer weniger gepflegt wird. Also ran ans Leben, die Freude daran pflegen, ist nicht immer einfach, aber davon war noch nie die Rede.
Roswitha Götzmann-Bloching

Danke, Danke, Danke für den herrlichen Beitrag im Wirtschaftsteil von Zeit Nr.10! Sie haben dafür gesorgt, dass ich mal wieder seit langem einen Tag lang ohne Schuldgefühl sinnlose Dinge tun konnte, er hat mich einfach gut gelaunt in den Tag entlassen. Seit Jahren bin ich ein relativ einsamer Verfechter der Ansicht, dass uns die Frage nach dem Sinn des Lebens krank macht, da der einzige Sinn des Lebens dieses selbst ist und einfach (in manchen Phasen schwer) gelebt werden muss, da wir ja nicht gefragt worden sind, ob wir an dem Wahnsinn, der auf der Erde veranstaltet wird, auch teilnehmen wollten.  In Verwandtschaft, Freundeskreis und Beruf ernte ich dafür herablassende, teils mitleidige Blicke: mir fehle ja wohl die spirituelle Dimension in meinem Denken, ich könne wohl nicht glauben. Nach 34 Jahren in meinem Beruf kann ich wirklich sagen, ohne eine gewisse religiöse Haltung und ohne Spiritualität wäre der nicht gegangen. Fazit: es gab schwere Phasen und gute, sich leicht anfühlende aber der Grund, warum ich ihn heute noch gerne mache, ist dieser: ich habe immer gearbeitet, um zu leben, nie umgekehrt. Nur ein Detail, wenn Sie mir erlauben, habe ich, Jahrgang 1960, anders in Erinnerung. „Mama, ich will nicht nach Amerika!“ „Halt‘s Maul, schwimm weiter!“
Christoph Späth


Leserbriefe zu „Bitte anschnallen“ von Ruben Rehage

Auch wenn ich einen klimaneutralen Flugverkehr begrüßen würde: Aussagen wie „Wer fliegt, der stellt fest, dass die Welt, Europa insbesondere, unglaublich klein ist“ zeugen nicht von einer klaren Sicht, sondern zementieren ein Denken, nach dem der Flug in den Urlaub geradezu als Menschenrecht angesehen wird, ungeachtet dessen, ob es klimaneutral möglich ist oder nicht. Dass die Welt klein ist, stellt nämlich keine Tatsache dar, sondern eine Illusion, die durch das Fliegen erst geschaffen wird. Hier überfliegt der Mensch in einer Geschwindigkeit, zu der er von Natur aus gar nicht in der Lage wäre, Gegenden bis hin zu ganzen Ländern, ohne sie wahrzunehmen. Während unsere Großeltern in den Umgebungen ihrer Städtchen und Dörfer noch jede einigermaßen markante Stelle beim Namen kannten, kennen wir heute nicht mal mehr alle Ortsteile der benachbarten Städte oder Stadtteile. Viele interessante Länder kann man auch mit dem Zug erreichen. Die Wahrheit ist: Die Welt ist groß.
Christian Schäfer

Es geht um die Frage, ob ein Flugzeug sich klimaneutral betreiben lässt. Vorschlag, man setzt CAT-Filter vor die Düsen. Das geht wohl technisch daneben. Der Vogel will Kerosin und die Düsen zerstören die CAT-Filter. Ach, man wäre ja so gerne Grün. Geht doch, eben nicht fliegen. Aber das wollen die Leute nicht vermissen, das Fernweh treibt sie in entlegene fremde Länder. Also weiter stinkern und die Luft verpesten. Guten Flug.
Hans-Emil Schuster

Einfach erklärt ist das Klima der mittlere Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet über einen längeren Zeitraum. Als Beispiel, sagte der US-amerikanische Politiker der Republikanischen Partei Ted Cruz (*1970), dass er einen gewissen Klimawandel nicht leugnet, denn immerhin hat es ihn schon immer gegeben. Wörtlich sagte Ted Cruz: „Und das Problem mit dem Klimawandel ist, dass es keinen einzigen Tag in der Geschichte der Welt gegeben hat, an dem sich das Klima nicht verändert hat.“ Er sagt, ich sag´, andere sagen, alle sagen…na und!
Klaus P. Jaworek

Bitte lesen Sie den ersten Satz dieses sich interessant ankündigenden Artikels über klimaneutrale Techniken: An einem grau-verhangenen Tag, an dem die Luft sich anfühlt; als würde man durch kaltes Wasser laufen, steht Christian Zwiener (…) und schaut nach vorne in den Himmel.“ Weiter bin ich mit dem Bericht nicht gekommen, da wurde mir schlecht.  Was ist das für ein unwürdig schmalziger Anfang?  Ich lese DIE ZEIT als Medium, das mich seriös und “auf Augenhöhe“ informieren soll.  Doch diese Entgleisung ist auf Hühneraugenhöhe. Da ich generell keine Lektüre á la Rosamunde Pilcher lese, fehlt mir das “Fachwissen“, zu behaupten, selbst Lektoren dieses Genres würden bei einem solchen Stuss die Brillengläser beschlagen.  Oder kommt der (neue?) seichte Stil daher, weil DIE ZEIT ihren Nachwuchs genauso unter Schul- und Berufsabbrechern rekrutiert, wie ihre favorisierte politische Partei? Bitte nicht so, Herr Chefredakteur!  Sollten Sie dem pubertären Geschreibsel dennoch Charme abgewinnen können, schlage ich vor, sich vorzustellen, wie ein Theo Sommer einen solchen Satz aufgenommen hätte.  P.S. Ich hoffe, Sie sind nicht nur ergrimmt, sondern erkennen auch die Möglichkeiten zum Schmunzeln. Ach ja, von diesem Virus scheinen nur oder hauptsächlich männliche Journalisten betroffen zu sein.
Ernst Kaffanke

Beim Lesen des o.g. Artikels musste ich mich erst mal anschnallen! Alle technischen Bemühungen, den Flugverkehr effizienter und sparsamer zu machen, werden durch vermehrtes Flugaufkommen „superkompensiert“. Das ist so, als würde man versuchen, zunehmenden Herz-Kreislauferkrankungen mit Bypass Operationen Herr zu werden. Wer stoppt diesen Wahnsinn, wenn nicht wir?
Dirk Meyer-Juergens

Vielen Dank für Ihr Dossier über „Klimaneutrale Flugzeuge: Bitte Anschnallen!“ In DIE ZEIT vom 28. Februar 2024. Die Luftfahrt ist bereits in die Falle gelaufen: Fossiles Kerosin bleibt billig. Subventioniert durch mehrwertsteuerfreie Tickets und keinerlei CO2- oder Energiesteuer auf Flügen in Nicht-EU-Länder beschleunigt sich der Trend zu immer mehr Langstreckenflügen. Air India verzehnfacht dafür in den nächsten Jahren ihre Flotte und auch die Lufthansa baut aggressiv ihr Angebot aus: „Derzeit fliegen wir wöchentlich circa 150 Langstreckenflüge“, sagte Ritter. Im Sommer 2024 werde man mehr als 190 Flüge pro Woche anbieten. „Das ist ein noch nie da gewesenes Wachstum von über 20 Prozent.“ Es sind ca. 27%! https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-flughafen-lufthansa-langstrecke-nordamerika-asien-a380-infos-1.6300159 Alle Effizienzgewinne werden durch das steuerfreie Wachstum ausgehebelt. Wie Ihr Text und Ihre erste Grafik zeigt, fliegen vor allem relativ reiche Nationen. Durch den u.a. dadurch verursachten Anstieg des Meeresspiegels verschwinden ca. 25 meist relativ arme Nationen von der Weltkarte! Aber trotzdem machen unsere Medien weiter (Schleich-)Werbung. Siehe die ZEIT Artikel MONTANA und BALI sowie die ZEIT Lesereisen mit Flügen um die ganze Welt mit dem Slogan: „Entdecken worauf es ankommt“. Es ist keine Frage mehr, ob Flugzeuge irgendwann wegen ihrer Klimaschädlichkeit oder eines Energiemangels am Boden bleiben müssen, sondern nur noch ab wann, um einen Genozid an diesen 25 Nationen zu verhindern.
Klaus Siersch

Der o.g. Artikel fasst den größten Teil der Problematik, der Argumente und der größtenteils illusionären Hoffnungen und falschen Alternativen zum Thema klimaneutraler Flugreisen gut zusammen.  Wer ihn nicht zu Ende, sondern nur einzelne Passagen lesen würde, könnte sich leicht zurücklehnen und weiterfliegen mit dem Gedanken „kein Problem,  alle Schwierigkeiten  sind in Arbeit zur baldigen oder mindestens rechtzeitigen Lösung,  wir brauchen nur Vertrauen in die Technik und den Fortschritt.  Das Fliegen ist ja auch völlig unverzichtbar als Teil der demokratischen Freiheiten, der menschlichen Träume und Grundrechte, Erlebnishunger und Urlaubsgestaltung“.  Einen Teil der ganzen Tunnelblicke und Irreführungen decken Sie dann im Laufe des Artikels für den ausreichend geduldigen und interessierten Leser gut auf.  Leider aber bleibt ein Rest von Denkfehlern, Muss-Denken, falschen Alternativen und Illusionen, die in dem Schlusssatz zur Frage des Optimismus des Herrn Kallo gipfeln: „Uns bleibt doch nichts anderes übrig,  oder?“  Er meint wohl damit, uns bliebe nichts anderes übrig als zu vertrauen, dass Technologie allein grünes Fliegen ohne Mengenbegrenzungen rechtzeitig und ausreichend möglich machen werde,  ohne den menschlichen Wünschen und Ansprüchen irgendwelche Grenzen zu setzen und/oder dafür  zu motivieren  und Denkungsarten zu ändern.  Das, was uns als dritte alternative doch übrig bliebe, nämlich schlicht viel weniger oder für etliche gar nicht zu fliegen, wird — zusammen mit manchem anderen — tabuisiert, als Zumutung verteufelt oder schlicht totgeschwiegen und schon im Denken vermieden, um den Gegnern keinen Anknüpfungspunkt, keine „Munition“ für Shitstorms zu geben.  Nur leider ist dem Klima und seiner Physik einschließlich der immer näher rückenden Kipppunkte und immer schneller selbstverstärkenden Prozesse völlig egal,  was Menschen als „unzumutbar“, „Freiheitsberaubung“ oder „langweiliges Leben“ empfinden oder an die Wand malen.
Die Lobbys der Flug-Industrie und Fluganbieter haben ganze Arbeit geleistet:  Sie haben vielen Menschen oberhalb der „Flugschwelle“ eine Art Glaubenslehre vermittelt, es gebe ohne Fliegen — und etliches andere fossile — keine ausreichende Freiheit, Kennenlernen anderer Völker und Kulturen,  Urlaubserlebnisse, vielleicht nicht einmal sinnvolles erfülltes Leben,   jegliche Verzichte seien unzumutbar und auch nicht nötig, denn sie hätten ja alles schon bald, mindestens aber rechtzeitig  im Griff mit dem „grünen Fliegen“,  deshalb könne man schon jetzt,  lange ehe das alles im Realen umgesetzt ist, falls überhaupt möglich, guten Gewissens weiter fliegen. Zum noch Besseren, schon fast engelsgleichen Verhalten, gebe es dann schon jetzt die „Kompensationen“.  So weit zur schönen neuen Welt des Fliegens in der Propaganda  der Branche und der Allheilmittel-Technologie-Gläubigen  in Wirtschaft, Politik  und Konsumentenschaft. Leider aber ist das ganze voll von Tunnelblicken, Ignoranz wichtiger Haken und Probleme, Wunschdenken, Mussdenken, Greenwashing, Ausreden und falschen Alternativen, teils sogar Appellen an den „inneren Schweinehund “  der Empfänger dieser Botschaften,  die mit ihren eigenen Wünschen, Gewohnheiten und Bequemlichkeiten allzu gern an all diese Botschaften glauben.  Ein Zitat im Artikel ist allzu wahr:  „Es ist mal genug geforscht“, um dringlich ins Handeln  kommen zu müssen,  allerdings nicht ins Handeln mit „Probieren“ von illusionären oder nur für kleine Teil-Mengen oder erst in Jahrzehnten  machbaren „Lösungen“,  sondern mit durchgreifenden Änderungen,  die nicht erst  2050  zur Klimaneutralität führen,  wo es zur Vermeidung der selbstverstärkenden aus dem Ruder laufenden Prozesse längst zu spät ist,  sondern für Änderungen,  die noch vor oder mindestens noch sehr nahe an der 1,5 Grad Erderhitzung  eine Klimaneutralität erreichen.  Und die allermeisten Menschen der Welt wären schon froh und glücklich über Freiheiten und Möglichkeiten zu wesentlich bescheideneren Zielen  als per Flug schnell in andere Kontinente zu reisen z.B. wenn sie von weiteren Dürren, Überschwemmungen, Hunger, Kriegen um noch fruchtbare bewohnbare Flächen und sonstigen Folgen des  Klimawandels verschont blieben.
Ob Biogasanlagen in ausreichenden Mengen, wenn überhaupt, „grüne“ Energie und „grünes“ CO-2 liefern können,  ist zumindest fraglich,  denn dafür würden vielfach mehr Flächen gebraucht,  die schon jetzt knapp  und in Konkurrenz mit Wind-Parks, Solar-Flächen, Nahrungserzeugung, Wohnen, Wäldern und Mooren stehen,  vieles davon unentbehrlich oder Systeme, die dem Planeten ein mehrfaches an CO-2-Bindung oder CO-2-Ersparnis bringen.   Schon jetzt wehren sich viele gegen Moor-Wiedervernässung, weil deren Flächen das dortige Produzieren von Agrarprodukten, nicht nur Lebensmitteln, und auch das Wohnen stark einschränken.  So wird auch der „Biodiesel“ inzwischen als zumindest zweischneidig diskutiert, z.B. mit der Forderung „Produzieren für die Teller der Welt statt für Tröge oder Tankfüllungen“.  Das einzige wirklich grüne CO-2 für grüne Kohlenwasserstoff-Brennstoffe wäre solches, was aus der Atmosphäre herausgezogen und in der Konzentration verdichtet würde, was allein schon energiebedürftig und  teuer ist, und bald nötig um das THG dauerhaft aus der Luft zu entfernen und nicht bald danach wieder hineinzublasen;   und dann muss das CO-2 noch mit wirklich grünem Strom und wieder daraus gewonnenem Wasserstoff umgewandelt werden zu Brennstoffen wie Ammoniak oder  „E-Fuels“.  Besonders für die letzteren, aber auch schon für Wasserstoff werden mehr- bis vielfache Mengen an grünem Strom verglichen mit dessen direkter Verwendung benötigt, und damit mehrfache Mengen an Flächen, die zur Erzeugung des grünen Stroms erforderlich sind, und die zu reservieren schon heute bei uns auf viele Probleme und noch mehr Widerstände stoßen.  In den Wüsten z.B. der Sahara und Arabiens hergestellter Solarstrom sowie daraus gewonnener Wasserstoff ist schwierig und damit teuer zu transportieren und bei der Umwandlung wird viel Süß-Wasser benötigt, welches in den Wüsten auch nicht gerade leicht zu beschaffen ist.    Aber okay, wenn jemand es schafft, diese ganzen  Dinge zu berücksichtigen und damit wirklich grünes Kerosin herzustellen,  und  Fluggäste bereit und in der Lage, die daraus resultierenden vervielfachten Preise  zu bezahlen, mögen sie damit fliegen und auch sonstiges nicht wirklich lebensnotwendiges machen.  Es werden nicht mehr allzu viele sein. Die Preise für einen Ausbau und schnellere Strecken von Bahnverbindungen zumindest innerhalb Europas dürften wesentlich günstiger ausfallen, ganz zu schweigen vom Prinzip von mehr Regionalität und Saisonalität auch im Urlaub.
Was aber wirklich läuft,  ist, mit der puren Hoffnung und den theoretischen Möglichkeiten der „technologischen und innovativen Lösungen“  die Gewissen zu beruhigen  und  alle weiter fliegen zu lassen, lange ehe solche Träume in die Wirklichkeit umgesetzt sind, aber viel näher am Überschreiten der 1,5 Grad Erderhitzung, bei der bereits die ersten Kippunkte aktiv sind, bald gefolgt von weiteren.   Es ist wie in einem Zug, der auf einen Abgrund zurast, und in dem sich die Mehrheit weigert, die Notbremse zu ziehen,  weil fast alle darauf hoffen, bis zum Abgrund doch noch  eine komfortablere Möglichkeit zu finden den Absturz zu vermeiden, vielleicht zum Beispiel, den Zug angesichts nicht mehr tragfähiger Brücke  über die Schlucht fliegen zu lassen,  damit alle ungestört und schnell an ihren gewünschten Zielen ankommen.  Vom Ziehen einer Notbremse und der Nähe des Abgrunds auch nur zu reden ist quasi verboten, denn das wäre ja „Panikmache“. Leider erlebe ich im Medien-Dschungel und auch im privaten Umfeld und auch von eigentlich intelligenten und sogar umweltbewussten  Menschen so viel an anderen Prioriäten oder „Vordringichkeiten“, an Illusion oder destruktiver Resignation, an Ausreden und Vorrang von Gegenwartswünschen und Bequemlichkeiten, an selbsterfüllendem Pessimismus, dass die anderen Länder mit ihren weit über 90 % der Weltweiten Emissionen Deutschland mit ausreichend starkem Klimaschutz ohnehin nicht folgen würden,  oder aber unerfüllbare Bedingungen an Klimaschutzpolitik,  dass ich selbst zwar nicht resigniere, aber  die Chancen für eine noch rechtzeitige  Klimaneutralität nur noch bei einigen Promille sehe.
Die Konsequenzen habe ich, in der verzweifelten Hoffnung doch damit aufzurütteln, sarkastisch in einem Gedicht mit den folgenden Schlusszeilen beschrieben: “ Wenn viele Opfer es bisher schon gab und mehr es sind von Mal zu Mal, wir fordern und erwarten das Genie, uns zu erspar’n die Qual der Wahl, die Retter, die alles erfüllen und nichts nehmen von uns’rer Ansprüch‘ Zahl. Doch in Alpträumen sehn wir den Planet‘ in seinem Elends-Fieber, getröst‘t vom ält’ren Bruder, der ihm sagt: „Mein Lieber, habe Mut, du hast nur Homo sapiens, das geht vorüber, nicht dauerhaft sind deine Krankheitskeime, denn sie zerstör’n auch ihrer Enkel Lebens Heime. Und sie vererben in ´nem abgelegenem Gebiet, noch eine Blackbox, damit spät‘re Zivilisation mal sieht, vielleicht, was ist geschehen und was sie gemacht, so dass die besser auf sich selbst und andre haben Acht.“
Peter Selmke


Leserbriefe zu „Er sagte das Beben voraus“. Gespräch mit Didier Eribon geführt von Tanja Stelzer

Es ist schon Interessent zu lesen wie ein Mensch, der wie er selbst zugab nicht verstanden hat warum seine Mutter die wahrscheinlich nach Jahrzehnten aus ihren gewohnten vier Wänden gerissen wird, wie im vom Pflegepersonal gesagt wurde plötzlich gefährdet sein sollte. Zugleich maßt sich Herr Didier aber an die Gesellschaftlichen politischen Umbrüche unserer jetzigen Zeit zu verstehen. Seine Analyse ist sicher in vielen Punkten zutreffend, sie geht jedoch meiner Meinung am Kern der Ursachen für den Aufstieg sehr weit rechts stehender Parteien weit vorbei. Ich bin mit der Zuordnung Rechtsradikal sehr vorsichtig , aus Achtung vor den Millionen  Menschen welche unter solchen Regimen ihr Leben verloren haben , ich finde diese Zuordnung wird heute viel zu inflationär gebraucht, ich erinnere nur an viele Artikel in jüngster Zeit, insbesondere auch in der Zeit zu den Demonstrationen gegen „rechts „ , ist heute ein CSU Wähler auch schon eine Gefahr für die Demokratie?, ich würde mir ein wenig mehr Sensibilität in der Sprache wünschen.
Herbert Mayrhofer

Didier Eribon vertritt die inzwischen weit verbreitete These, die Arbeiterschaft wende sich rechten Parteien zu, weil sie sich von der traditionellen Linken nicht mehr repräsentiert fühle. Die neoliberale Wende der europäischen Sozialisten und Sozialdemokraten, von Bürgerlichen als überfällige Modernisierung und Abkehr vom anachronistischen Klassenkampfgedanken gefeiert, habe zu einer Entfremdung der Arbeiterschaft von den ehemaligen Arbeiterparteien geführt.  Deren Politik sei an gesellschaftliche Minderheiten und hippe Großstadtmilieus adressiert, unter sträflicher Vernachlässigung existenzieller Anliegen der abhängig Beschäftigten im unteren Lohnsegment. Wenn nun vor allem die gemäßigte Linke von Liberal-Konservativen für den Höhenflug der Rechtspopulisten verantwortlich gemacht wird, ist das nur die halbe Wahrheit. Von der neoliberalen Agenda 2010 der SPD beispielsweise profitierten vor allem Christdemokraten und Liberale, während sich große Teile der sozialdemokratischen Kernklientel von Wahlen fernhielten oder nach einer zunächst linken, dann rechten Alternative Ausschau hielten. Die zunehmenden Wahlerfolge der Rechtspopulisten verunsicherten auch die Parteien der bürgerlichen Mitte, die sich mehr und mehr der Rhetorik rechter Denkfiguren bedienen und damit rechtspopulistisches Gedankengut zu  ihren eigenen Ungunsten normalisieren.
Rüdiger Paul

Es liegt gleichermaßen die Tragik und ein Ärgernis in Didier Eribons persönlicher Geschichte zu seiner Mutter, dass er ihr nach dem Tod ein Buch im Andenken widmet, das seine Mutter milieubedingt zu Lebzeiten nicht gelesen und verstanden hätte. Dies soll nun stellvertretend für die ausgebliebene wahre, zwischenmenschliche Fürsorge einstehen. Es ist mir unbegreiflich, wie man zum Zeitpunkt, an dem die Mutter in ein Pflegeheim kommt, offenbar Wichtigeres zu tun hat, als ihr in diesem Moment zur Seite zu stehen. Dies wäre auch für den Sohn der Moment gewesen, die lebenslange Scham über seine Herkunft überwinden zu können. Nein, das hat Eribon nicht geschafft. Und deshalb ist sein Schreiben leider immer auch ein Zeugnis von jener intellektuellen Arroganz, die die Kluft zwischen urbanem Lebensstil und vermeintlicher Rückständigkeit des Landes mit weiter vertieft, als sie zu schließen.
Maximilian Knaup

Wie eklatant sind die Parallelen von Frankreich zu Deutschland. Die AfD macht nur das, was eine Opposition machen muss, nämlich die Unfähigkeit der Regierung zu kritisieren und offen zu legen. Das muss die AfD ja sehr gut machen. Genau so hat es Marie Le Pen in Frankreich gemacht. Sie hatte Glück, so eine Schweinerei, wie von „Correctiv“ in der BRD initiiert, musste sie nicht erleben. Sie ist in der Tat weit vorneweg, 35 % sind schon eine Hausnummer. Es gibt in Europa mehr und mehr die Tendenz, dass man den Weg nach links stoppen will, quer durch die EU. Man kann nur hoffen, dass Figuren wie die VdLeyen, nicht wieder gewählt werden. Solche Leute ruinieren durch ihre Korruption den ganzen Kontinent. Die AfD kann von Le Pen noch viel lernen. Insbesondere, dass man nicht auf jeden Hassredner sofort reagieren sollte. Diese Typen zerstören sich auf Dauer selbst. Dramatisch ist leider, dass wir einen Kanzler haben, der nicht wirklich weiß, was er tut, der die Bürger wissentlich belügt und seinem Land sehr schadet. Wir, die EU, werden nur dann gestärkt aus dem derzeitigen Dilemma herauskommen, wenn Europa sich einig ist und Deutschland und Frankreich die Führung übernehmen. Leider ist dazu Scholz der Falsche.
Klaus Nielsen

Eribon stellt zunächst fest, dass es «einen deutlichen Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Wahl der extremen Rechten» gibt. Der Grund: Tiefes Bildungsniveau kann zu prekärer ökonomischer Situation führen und die Schuld wird der Regierung gegeben, was dann zur Wahlentscheidung nach Rechts führt. Eine tiefere Ursache der prekären ökonomischen Situation ist der technische Fortschritt, der durch Veränderungen am Arbeitsmarkt die ökonomische Kluft zwischen Bildungsnahen und Bildungsfernen vergrößert. Es ist ein Phänomen dessen Wirkung in Extremfällen mit «The Winner takes it All» beschrieben werden kann. Ein solches Phänomen ist im Leistungssport klar sichtbar. Es hat sich aber durch den Fortschritt in viele andere ökonomische Bereiche ausgedehnt. Der Anteil der Winner lässt sich – wie im Sport – nicht beliebig vergrößern. Zum Beispiel es gibt eine Obergrenze für die Zahl der benötigten Ärzte und eine Untergrenze für die nötigen Voraussetzungen fürs Medizin-Studium. Doch motiviertes Pflegepersonal ist genauso wichtig wie motivierte Ärzte, bei denen nicht das Streben nach hohem Einkommen im Vordergrund steht. Daher ist es Aufgabe des Staates als Ausgleich und wo nötig die Lebensgrundlagen der Unterprivilegierten auf ein angemessenes Niveau zu heben. Doch dafür wird ausreichend Geld benötigt. Und es stellt sich auch die Frage, warum nicht genug Geld vorhanden ist.
Die Folgen der unzureichend eingesetzten Mittel schildert Eribon im Buch über das Leben seiner Mutter «Eine Arbeiterin – Leben, Alter und Sterben». Darin schildert er die schlechte Versorgung der Mutter im Altersheim, bedingt durch Personalmangel. Aber wo liegt die Schuld des Staates? Es ist doch so: Jeder Mensch braucht zweimal Unterstützung, vor und nach dem Berufsleben. Damit der Staat funktioniert, muss ein ausreichend großer Teil der Menschen auch in zwei Perioden unterstützen, die Kinder am Lebensanfang und die Eltern am Lebensende. Wenn eine zu große Zahl von Menschen – wie Eribon – keine Kinder hat und die zweite genannte Aufgabe dem Staat überlässt, kann es einen Engpass geben bei den Einnahmen des Staats. Das hat dann Folgen für die Finanzierung der Altersheime durch den Staat und für Wahlentscheidungen. Der tiefere Grund für den Rechtsextremismus ist der Geldmangel der Regierung. Dieser beruht nicht nur auf dem genannten Engpass (zu wenig Beitragszahler und zu hohe Kosten für die Altersheime). Er beruht auch auf den wachsenden Kosten, die das Wachsen der Migration verursacht. Ab einem bestimmten Punkt bewirkt dieses Wachsen einen ungelösten Zielkonflikt zwischen dem Menschenrecht auf Eigentum und den Menschenrechten auf Lebensgrundlagen. Nach gängiger Interpretation berechtigen diese letzteren Rechte auch dazu, mehr Kinder in den Entwicklungsländern in die Welt zu setzten als die lokalen Ressourcen erlauben.
Folgen sind Zerstörung der Urwälder und das ungelösten Migrationsproblem. Eine weitere Folge sind politische Krisen, die zu einer langfristig nicht zu bewältigenden Zunahme der Nutzung des Asylrechts führen. Dadurch fehlen ausreichende Mitteln, um das Eigentum der Einwohner der Zielländer in notwendigem Ausmaß zu sichern. Zu diesem Eigentum gehören funktionierende Soziale Netze, medizinische Versorgung, Versorgung mit Wohnungen, geschützte Natur, Verwaltung etc. Dadurch entstehen grundsätzliche Probleme, die nach der herkömmlichen Interpretation der Menschenrechte ab einem bestimmten Punkt nicht gelöst werden können. Das verstärkt dann eben das Wahlverhalten nach Rechts, weil man den Parteien am rechten Rand zutraut, das Menschenrecht auf Eigentum besser zu berücksichtigen. Das Problem dabei sind wachsende Gräben in der Gesellschaft und die Gefahr von Extremismus.
Gernot Gwehenberger

Scheinheilige Doppelmoral! Mit Entsetzen habe ich Ihren Artikel über Herrn Eribon gelesen. Mir wurde das Buch 2017 geschenkt und mir wurde angesichts der erschütternden Arroganz und Doppelmoral Herrn Eribons nach wenigen Seiten übel. Dieser offensichtlich narzisstisch gestörte, „linke“ Soziologe maßt sich an, in äußerst herablassender und anwidernder Weise über seine Eltern, insbesondere seine Mutter zu schreiben, wie sie auf Knien die Fabrik scheuert, um ihm Bildung, d.h. das Gymnasium zu ermöglichen. Diese seine Eltern, die ihre Gesundheit und ihre Würde auf Knien schrubbend seiner Bildung geopfert haben, sind nicht mal in der Lage, dieses „feine“ Buch zu lesen und für sich einzustehen! Sie sind bloßgestellt vor der linksintellektuellen Leserschaft! Ich habe mit mehreren „linken“ Menschen darüber gesprochen, die das nicht einmal bemerkt haben! Bleibt zu sagen, ich komme vom Kohlenhof, die Bildungsebene war die BILD und die Schwierigkeiten von Herrn Didier Eribon verstehe ich gut. Im Medizinstudium waren wir 1978 zum ersten Mal 46 % Prozent Frauen, die überragende Mehrzahl der KomilitonInnen Kinder von ÄrzInnen, ZahnärztInnen und ApotherInnen, Sexismus das täglich Brot. Meinen Eltern bin ich dankbar, dass ich Abitur machen und studieren konnte. Ich habe nie rechts gewählt.
Claudia Stephan


Leserbriefe zu „Aber erfolgreich“ von Kerstin Kohlenberg

Leider hat sich die Prägung der US-Amerikaner durch Hollywood-Blockbuster mitsamt dem Wunsch nach Identifikation mit diesen über- bzw. untermenschlichen Superhelden tief in die Mentalität eingefräst. Die von der Menge bejohlten und gepushten Heros dürfen gern eine Synthese aus John Wayne und T-Rex sein. Oder, wie Trump, der Joker aus Gotham-City. Je heftiger, je mehr Adrenalin bei seinen Auftritten freigesetzt wird, desto besser. Wie soll Biden im Vergleich mit einer solchen Performance bestehen? Etwa mit vernünftigen Argumenten? Er kann nicht gewinnen, egal wie gut seine Politik ist.
Eva-Maria Fahl

Wie einseitig kann eine Autorin überhaupt nur sein und dann noch auf der ersten Seite? Hat sie noch nie von den riesigen neuen Schulden der USA durch Biden gehört? Was über den schmählichen US-Exit in Afghanistan (zigtausend afghanische Mitarbeiter dem Taliban überlassend)? Das Problem der Immigration völlig menschenverachtend vernachlässigt. Das alles macht angeblich den Präsidenten “erfolgreich”? Wie blind ist die Autorin? Wo ist die journalistische Ausgewogenheit?
H. Peter Krebs

Der Autor vergisst leider, dass es in einer Demokratie nicht reicht ein guter Politiker zu sein, sondern dass man auch gewählt werden muss. Am Beispiel Trump/Clinton: den meisten ist ein höherer Stundenlohn wichtiger als mehr Rechte für die LGBT-Community.
Peter Pielmeier

Schon am Tag seiner Amtseinführung hätten Biden und die Republikaner damit beginnen müssen, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufzubauen, um nicht jetzt diese unnötige Angriffsfläche zu bieten. Es ist nicht zu verstehen, dass die erneute Kandidatur eines Greises in diesem großen Land alternativlos sein soll. Wie so vielen in Führungspositionen fehlt es auch dem amerikanischen Präsidenten an der Kunst des Loslassens.
Herbert Zemke

Sie haben völlig Recht, dass die Politik und Erfolge von Jo Biden weit besser sind als sein Ruf. Zwar hat er seine Schwächen, die aber soweit ersichtlich nie die konkrete Politik beeinträchtigt haben, zumal in den Situationen von Dilemmata, wo jeder es praktisch aus Sicht eines Teils  der US-Bürger nur verkehrt machen konnte.  Was vielleicht noch wichtiger  ist:  Er hat ein Team von kompetenten  Mitarbeitern und Beratern, von  denen mit ihrer Expertise er sich auch beraten und zur Not korrigieren   lässt, was von seinem Konkurrenten Trump immer weniger erhofft werden  kann, der Vorbereitungen trifft, in einer schlimmstenfalls kommenden  zweiten Amtszeit alle Positionen, auf die er Einfluss hat, nur noch mit  stramm loyalen Anhängern zu besetzen, so dass  die Einhegung durch  „erwachsene vernünftige“ andere in Amts- und Machtpositionen  weitgehend  Vergangenheit wäre.  Und Trump hat ja selbst Kompromisse zwischen Republikanern und Demokraten im Kongress verhindert, nur aus dem egozentrischen Motiv dem Präsidenten keinerlei Erfolg zu gönnen, mit  dem Ergebnis, dass auch die Erfüllung wichtiger Wünsche der  Republikaner  verhindert wurden,  was viele der  fanatischen  Trump-Anhänger trotzdem natürlich der Biden-Administration anhängen  werden.
Und er hat eine vernünftige Vizepräsidentin, die mindestens im Fall des Ausfalls von Biden weit, weit besser als die Alternative Trump wäre. Derzeit aber hat Herr Biden vielleicht ein paar Dinge vergessen, was aber harmlos ist im Vergleich zu dem, was Herr Trump noch nie gewusst hat.  Und die nicht unumstrittene Finanzierung des Klimaschutzes allein auf Kosten von noch mehr Schulden war gerade wegen des  Widerstands gegen alle Alternativen seitens der Republikaner und der zu  ihnen neigenden  die einzig verbliebene Möglichkeit, hierfür überhaupt  etwas zu tun.  Aus all diesen Gründen wäre bei einer Wahl zwischen diesen beiden   selbst ein in der nächsten Amtszeit völlig dement gewordener Biden klar das geringere Übel im Vergleich zu dem mutmaßlich unkorrigierbaren und mehrfach kriminellen Trump.
Peter Selmke


Leserbriefe zu „Gut gelagert“ von Marc Widmann

Zeit wird’s für das Speichern von CO2, schreibt Herr Widmann. Wenn man diesem Artikel Glauben schenkt, hat CCS nur Vorteile. Es wäre der ZEIT angemessen, ein klein wenig ausgewogener zu argumentieren. Wie hoch sind die Kosten, sowohl die finanziellen aus auch die energetischen. Warum gibt es in Europa nur 2 laufende Projekte? Wie hoch sind die Risiken z.B. bei Leckagen oder Attentaten? Alles nur german Angst, die Habeck seinen grünen Kollegen austreiben muss. Btw: das Verbot von CCS stammt aus dem Jahr 2012, da regierte eine schwarz-gelbe Koalition und keine grünen Angsthasen…
Wolfram Leonhardt

Robert Habeck hat es wieder getan, er kann es nicht lassen. Immer wenn er eine neue Idee hat, dann muss er diese Idee gleich durchs Dorf treiben. Der „Klimaschutzminister“ Habeck will sein ungeliebtes, aber doch sehr lebensnotwenige CO2 in der Nordsee versenken lassen. „Seit ich weiß, dass im Traum die Naturgesetze aufgehoben sind, bin ich auch überzeugter Tagträumer.“ Dieses Zitat stammt nicht von Robert Habeck, sondern von dem Philologen und Autor Johannes Diethart (*1942) Der Aktionskünstler, Bildhauer, Zeichner und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf Joseph Beuys (1921-1986) pflanzte am 16. März 1982, die erste von 7000 Eichen für sein Projekt „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“, im Rahmen der „documenta 7“ in Kassel. Bäume pflanzen statt Windräder „pflanzen“, denn Bäume sind die natürlichsten CO2-Speicher, die es gibt!
Klaus P. Jaworek

Nicht nur Zementfabriken soll erlaubt werden, die in der Produktion entstehenden großen C02-Mengen in Kavernen unter dem Meeresboden zu speichern. Nein, auch für Gaskraftwerke soll das gelten. Damit wird zum einen der Bau neuer Gaskraftwerke für Investoren attraktiver und der Abschied von fossiler Energie rückt noch weiter in die Zukunft. Zum anderen würgt die Regierung jene Alternative zum Erdgas ab, die sie doch eigentlich fördern will – den Wasserstoff. Schon jetzt sind die Bedingungen, in die dafür notwendige Infrastruktur zu investieren, nicht eben gut. Jetzt bekommt die fossile Kraftwerks-Konkurrenz sogar noch eine weitere Überlebenschance. Dabei sind die Kapazitäten in den unterirdischen Lagerstätten viel zu begrenzt, um noch Jahrzehnte lang den Klimakiller CO2 zusätzlich auch aus Kraftwerken aufnehmen zu können. Wenn schon ein Zementwerk in Geseke jährlich 800.000 Tonnen CO2 abscheiden und lagern will, kann man sich vorstellen, dass die Lagerkapazitäten bald erschöpft sein werden. Man kuriert an den die Symptomen, nicht aber die Ursachen.
Stefan Kaisers

Es gibt mittlerweile vielversprechende Möglichkeiten, den Zement im Beton vollständig zu ersetzen und dennoch einen Baustoff mit hoher Festigkeit zu erhalten – das ist allerdings ganz bestimmt nicht im Interesse der Zementindustrie. Und es gibt Versuche, den Zementanteil wenigstens deutlich zu reduzieren – da macht die Industrie selber Laborversuche, die jetzt vermutlich ganz schnell wieder in der Schublade verschwinden werden. Denn man braucht das alles ja nun nicht mehr, ab sofort wird verklappt! Kein Wort davon in Ihrem kurzen Artikel in der letzten ZEIT (Nr. 10), stattdessen wird wieder mal in das Jubelgeschrei der Lobby eingestimmt. Ist das nicht etwas wenig, sogar für den Wirtschaftsteil?
S. Kennepohl

„Jetzt ist die Zeit für Pragmatismus“ – recht hat er, unser Wirtschaftsminister. Beim Thema CO2-Speicherung kommt uns dieser Pragmatismus allerdings recht teuer zu stehen: 100 Euro pro Tonne, so schätzt der IPCC, kostet CO2-Abscheidung und Einlagerung. Bei den im Artikel erwähnten 800.000 Tonnen CO2-Lagerung pro Jahr kommt da schon etwas zusammen. Bis es so weit ist mit dem CCS, werden wir uns allerdings noch viele Jahre gedulden müssen. Wie schön wäre es da, wenn der derzeitige Pragmatismus von Minister Habeck abfärben würde auf Verkehrsminister Wissing. Dann könnte Letzterer doch ganz pragmatisch ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen einführen, und damit seinen Ministerkollegen in jeder Hinsicht ausstechen. Realisierung: sofort; Einspareffekt: mindestens 1.000.000 Tonnen CO2 pro Jahr; Kosten: keine.  Das perfekte Vorhaben in Zeiten knapper Kassen! Und so ganz nebenbei würden wir Bürger ca. 400 Millionen Liter Benzin oder Diesel weniger verbrauchen, was wiederum unsere Steuer- und Abgabenlast (Energiesteuer, CO2-Abgabe und Mehrwertsteuer) um jährlich rund 400 Millionen Euro reduzieren würde. Die steuerliche Entlastung der Bürger soll ja ein Herzensanliegen von Finanzminister Lindner sein, womit allen irgendwie geholfen wäre. Man wird sehen, ob für die Bundesregierung jetzt wirklich „die Zeit für Pragmatismus“ gekommen ist.
Wolfgang Schmidt


Leserbriefe zu „Ein Hirngespinst“ von Josef Joffe

Josef Joffe – Gott sei Dank, nun schreibt er wieder!
Dirk Hansen

Josef Joffe irrt, wenn er Panzerhaubitzen gegen die Bombe in Stellung bringt. Nur die Atomwaffe verspricht verlässliche Abschreckung und dafür ist die Nato da bzw. der amerikanische Schutzschirm. Der Ukrainekonflikt ist dafür kein Lehrstück, weil das Land seine Atomwaffen – in gutem Glauben – abgegeben hatte. Es steht quasi im Hemd da wie Deutschland, sollte Trump als Präsident  seine Drohung wahr machen. Selbst bei noch so potenter konventioneller Aufrüstung wäre die Atommacht stets im Vorteil mit der ultimativen Drohung. MaW. an der Bombe führt kein Weg vorbei.
Christoph Schönberger

„Ich war dagegen aus zwei Gründen. Erstens waren die Japaner bereit sich zu ergeben, und es nicht notwendig, sie mit dieser schrecklichen Sache zu treffen. Und Zweitens, ich hasste den Gedanken, dass unser Land das erste sein würde, das solch eine Waffe einsetzt.“ Das sagte einst der US-amerikanische Politiker und der 34. Präsident der Vereinigten Staaten Dwight D. Eisenhower (1890-1969). In Europa gibt es mit Frankreich (EU-Mitglied) und mit Großbritannien zwei Länder, die bereits über Atomwaffen verfügen. Und wer über diese Waffen verfügt, der wird im Ernstfall sicherlich davon auch Gebrauch machen!
Klaus P. Jaworek

Ihre Analyse ist korrekt, Ihre Empfehlung fatal. Ich gehe wie Sie davon aus, dass die USA, England und Frankreich Atomwaffen höchstens im Falle eines Angriffs auf das eigene Land einsetzen werden, nicht bei einem Angriff Russlands auf Deutschland. Ich gehe ferner wie Sie davon aus, dass es keine gemeinsamen europäischen Atomwaffen geben wird. Ich nehme zur Kenntnis, dass weder die europäischen NATO-Staaten noch gar Deutschland allein in den nächsten Jahren oder sogar Jahrzehnten einen Angriff Russlands mit konventionellen Waffen erfolgreich abwehren können. Ich weiß nicht, in welchem Umfang die anderen europäischen NATO-Staaten Deutschland bei einem Angriff Russlands überhaupt beistehen werden. Die mangelnde militärische Unterstützung der Ukraine durch eben diese europäischen NATO-Staaten lässt mich Schlimmes befürchten. Ich weiß, dass Russland über sogenannte taktische Atomwaffen verfügt, und zwar u. a. in der russischen Exklave Kaliningrad, und ich weiß nicht, ob Herr Putin mit dem Gedanken spielt, diese in einem Krieg gegen jene NATO-Staaten, die selbst keine Atomwaffen besitzen, einzusetzen, davon ausgehend, dass die USA, England und Frankreich darauf nicht mit dem Einsatz von strategischen Atomwaffen reagieren werden. Und in dieser Situation halten Sie, Herr Joffe, es für ein Hirngespinst, dass Deutschland sich um eigene Atomwaffen bemüht? Wie soll das derzeit faktisch wehrlose Deutschland denn sonst Russland von einem Angriff abhalten? Und selbst wenn Deutschland genug konventionelle Waffen besäße, ist es ohne den atomaren Schutzschirm der USA und ohne eigene Atomwaffen doch immer der Atommacht Russland unterlegen und letztlich wehrlos und erpressbar. Schließlich: Die Ukraine hat auf Atomwaffen – die sie als Nachfolgestaat der Sowjetunion besaß – verzichtet. Hätte sie sie behalten, wäre sie meines Erachtens wahrscheinlich nicht von Russland angegriffen worden.
Ulrich Willmes


Leserbriefe zu „6 Fragen zur Berlinale“ von Katja Nicodemus und „… eine an den Kulturbetrieb“ von Thomas E. Schmidt

Ist ein großer Teil des deutschen Kulturbetriebes nur „propalästinensisch“ und „antiisraelisch“ oder doch „Antisemitisch“, Ob das Eine oder das Andere, ich sehe für beides einen zentralen Grund. Der deutsche Kulturbetrieb entkommt nicht der Deutschen Erinnerungskultur. Doch diese Last zu tragen, ist eine „Mission impossible“. Da es die eigene Arroganz und das politische Umfeld nicht erlauben, die unerträgliche Last deutscher Schuld-Kultur abzustreifen, braucht es dringend eine Entlastungsbewegung. Neo-Nazis tun sich leicht damit, diese Last abzuwerfen. Aber der deutsche Kulturbetrieb darf sich dabei nicht erwischen lassen, weder von anderen noch von sich selbst. Was wir erleben, ist nichts Geringeres, als das Scheitern der Deutschen Erinnerungskultur und die Entfesselung einer linken Gegenbewegung. Dazu dient der Gaza-Krieg, die Idee des Postkolonialismus und die einseitige Verortung einer Gefahr von rechts. Dies wäre vermeidbar, wenn aufgeklärtes Denken und die Erinnerungskultur sich selbst nicht aus der kritischen Betrachtung ausnähmen. Im Nachhinein macht die dumme Ausladung von AfD-Abgeordneten diesen „blinden Fleck“ gut sichtbar. Lange bevor das Böse siegt, scheitert das Gute. Denn das Gute ist ohne selbstkritische Vernunft nur ein Platzhalter für sein Gegenteil.
Fred Klemm

Hass bekämpft man nicht durch seine Geißelung, sondern indem man ihm die Grundlage entzieht. Es ist richtig, die Hamas möchte den Staat Israel auslöschen. Aber es ist auch richtig, dass die derzeitige israelische Regierung die Existenz eines Staates Palästina erst gar nicht möglich machen will. Indem sie das Militär zum Schutz illegaler extremistischer jüdischer Siedler Westjordanland an der Grenzmauer zum Gazastreifen geschwächt hat, hat die israelische Regierung den katastrophalen Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober überhaupt erst möglich und die Selbstverteidigung dagegen sehr erschwert. Doch wahrscheinlich war das alles grausames Kalkül der israelischen Regierung. Denn nun konnte sie einen exponentiell zerstörerischeren Rachefeldzug beginnen, mit dem erklärten Ziel, die Hamas physisch zu zerstören. Auge um Auge, Zahn um Zahn und weit darüber hinaus. Und die Politik im Westen traut sich nicht, die israelische Regierung zu kritisieren, weil die das mit dem Vorwurf des Antisemitismus beantworten würde. Doch wahrhaft antisemitisch, das ist die israelische Regierung selbst, indem sie den Hass auf Israel bis in alle Ewigkeit festschreibt, durch ihr brutales, menschenrechtswidriges Vorgehen gegen die palästinensische Zivilbevölkerung. Der Eklat ist nicht, dass palästinensische Kulturschaffende auf den drohenden Hungertod großer Teile der palästinensischen Bevölkerung hinweisen und darf, dass die israelische Armee das ganze „Land“ Gaza-Streifen apokalyptisch zerstört und ausgelöscht hat. Der Eklat ist, dass die deutsche Politik und deutsche Leitmedien diesen Hilfeschrei als „Eklat“ skandalisieren und der palästinensischen Zivilbevölkerung wirkliche essentielle Hilfe verweigern: Der Westen müsste die derzeitige, antidemokratische und extremistische israelische Regierung dazu zwingen, kurzfristig die palästinensische Zivilbevölkerung zu schützen und die illegalen Siedler im Westjordanland zu stoppen. Und mittelfristig ernsthaft mit Palästina die Zweistaatenlösung auszuhandeln und umzusetzen.
Sebastian Koerner

Das offene Ende des Holocaust. Wer sich in der Vergangenheit fragte, wie es in diesem aufgeklärten Land zum Holocaust kommen konnte, und wie nach dem Krieg das Verdrängen, Leugnen, Herausreden und Relativieren derart hässliche Blüten treiben konnte, fand in den Szenen rund um die Berlinale in der vergangenen Woche eine traurige Antwort: genau so! Ja, genau so, wie die opportunistischen Bildungsbürger aus der gehobenen Mittelschicht zu den antisemitischen Denkschablonen der woken Kulturschaffenden geklatscht haben, genauso umjubelt wurden die Brände der Bücherberge und Synagogen in der „Reichspogromnacht“ . Da wie dort ging es letztendendes um den Hass auf die Juden und ihren einzigsten sicheren Zufluchtsort Israel. Weder die Kulturstaatsministerin Claudia Roth noch der Berliner Bürgermeister Kai Wegener zeigte persönlich das, was diese doch so gerne von ihren Vätern und Großvätern eingefordert hätten: mutige Zivilcourage und Widerstand! Stattdessen erfolgte, wie nach 1945, das Herauswinden, Ablenken, Vertuschen, und Relativieren. Dieses heuchlerische Verdrängen geht sogar so weit, dass Frau Roth sich empört zeigt, und wie so oft eine „lückenlose Aufarbeitung“ verspricht. Nach der „Documenta“ also nichts Neues aus ihrem Ministerium. Ihr eigenes Applaudieren fällt offensichtlich unter den Immunitäts-Schlussstrich. Völlig unerträglich wird dieses Trauerspiel bei der Vorstellung, dass all die bei der Berlinale Beteiligten auch auf den bunten „Demos für Demokratie“ mitlaufen. Quasi als Mitläufer in Richtung Judenhass, Meinungsbeschränkung und Totalitarismus. Ja, unter den Holocaust sollte man keinen Schlussstrich ziehen – er kann bei diesem Publikum leider jederzeit seine Fortsetzung finden.
Martin Hartmann

Merkwürdig, dass die Kritiker des israelischen Vorgehens Täter genannt werden und Kritik an Israel ist antiisraelische Propaganda bzw. Hass auf Israel. Dem Autor fehlt jedwede Neutralität und ich frage mich, wie man sich fühlt, wenn man etwas unterstützt, was andernorts so bezeichnet wird: Deutlicher wurde Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Er zeigte sich auf X empört über die Bilder, „die uns aus Gaza erreichen, wo Zivilisten von israelischen Soldaten ins Visier genommen wurden“. In einer zuvor veröffentlichten Mitteilung des französischen Außenministeriums hieß es: „Der Beschuss von Zivilisten durch das israelische Militär bei dem Versuch, an Lebensmittel zu gelangen, ist nicht zu rechtfertigen.“ Vertreter der Vereinten Nationen warnen vor dem Hungertod Tausender Zivilisten. Vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf hat der Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, erneut massive Verstöße gegen das Völkerrecht im Gaza-Krieg angeprangert. Etwa jeder zwanzigste Mensch – Kinder, Frauen und Männer – in der palästinensischen Enklave sei tot oder verletzt. „Das ist ein Gemetzel“, sagte Türk am Donnerstag. Der UN-Vertreter forderte einen sofortigen Waffenstillstand. Ein Gemetzel, das die israelische Armee vor Ort anrichtet. Haben Sie das verstanden? Sie unterstützen ein Gemetzel.
Volker v. Moers


Leserbriefe zu „Wie kommen wir aus dieser Krise?“ Streit von Simon Jäger und Lars Feld, moderiert von Kolja Rudzio und Mark Schieritz

„In Deutschland wird insbesondere im Bereich der frühkindlichen Bildung zu wenig gemacht. Das hat enorme langfristige Auswirkungen.“ Simon Jäger hat absolut recht, und langsam aber sicher begreifen das auch die Vorstandsvorsitzenden der großen Unternehmen. – Nicht so die Politik! Und: Auch die spätkindliche Bildung ist Voraussetzung für ein gutes gesellschaftliches Zusammenleben verschiedener Nationalitäten mit demokratischem Bewusstsein!

Klaus Busch

No jokes with names, aber bei einem Streitgespräch zwischen einem Herrn Feld und einem Herrn Jäger kommt man am Feldjäger nicht vorbei. Dieser sollte mal nach dem Umlaut fahnden, dessen Herr Jäger zwischenzeitlich verlustig gegangen ist.
Thomas Manthey

Die Äußerungen in diesem Interview mit Herrn Jäger und Herrn Feld geben sehr gut wieder, was schon lange immer wieder zur Finanz-, Wirtschafts- Klima-, Wohnungsbau-  und sonstigen Politik vertreten wird, wenn es um die Finanzierung oder allgemeiner Ermöglichung aller Forderungen und Notwendigkeiten geht. Wir haben es ja lange nicht nur mit „der“ einen Krise, sondern mehrfachen sich meist gegenseitig verschlimmernden zu tun. Bei der Summe aller Pro und Kontra der verschiedenen  „Lösungsvorschläge“,  werden teils gravierende Fragen nicht beantwortet.  So werden von bestimmten Parteien die Forderungen nach Steuersenkungen wiederholt, während teils aus den gleichen Kreisen sowohl neue Schulden kritisiert werden und wiederum von anderen selbst Maß halten bei weiteren „Verbesserungs-„Forderungen als „unverschämt“ oder sonstiges abgelehnt werden, was in der Summe  leicht,  auf drastische Ausgabenkürzungen an anderen Stellen, am liebsten in der Zukunft, die sich am wenigsten wehren kann, hinausläuft,  wie üblich ohne entsprechende Vorschläge.  Das lässt fragen, auf wessen Kosten denn alles gehen soll:  die (bessere) Ausgeglichenheit des Haushalts wie die geforderten Steuersenkungen wie auch geforderte Gehaltserhöhungen, Klimaschutzinvestitionen und Arbeitszeitverkürzungen.   Wenn man es — immer mehr — allen recht machen und niemanden belasten will,  wird das Wirtschafts-Problem und viele andere  nicht  durchgreifend lösbar sein:
Wenn alle Nachbarn neuer Wohnungen oder Windräder oder von sonstigem  weiter ungestört bleiben sollen,  die Steuerzahler entlastet werden  sollen,  die Bau- und sonstigen Arbeiter  und Bauamts- und sonstige Angestellte  mehr verdienen und dafür weniger Wochenstunden arbeiten sollen,  und Mieter weniger bezahlen sollen  als zur Deckung der Bau- und Unterhalts-kosten der Immobilien inzwischen nötig wäre.  Und wenn gemäß der Forderung vieler als „Lösung“ die Schuldenbremse einfach stark geschwächt werden sollte, gäbe es auch belastete Zahlmeister*innen, nämlich die Inflationsopfer, die sich keinen Ausgleich erstreiken können und die künftigen Steuerzahler und Kürzungsopfer.  Und eine Streichung „unnötiger“ Vorschriften und Auflagen wäre nur eine begrenzte und keineswegs überwiegende Problemlösung, oder schafft wieder Belastungen anderer, insbesondere für die Zukunft bei zu viel Opferung von Klimaschutz.   Schließlich ist auch eine Mieterhöhungs-Deckelung mit Vorsicht zu beschließen, denn sollte der Deckel niedriger sein als die Inflation, wären die realen Netto-Einnahmen des Besitzers negativ, was auf eine Steuer nicht auf Gewinne, sondern auf das dann ertragslose Vermögen hinausliefe.  Vermögenssteuer wäre zwar im Prinzip eine Option für viele Probleme, sie dürfte aber nicht einseitig auf Immobilien beschränkt sein, und dort schon gar nicht auf auch kleine Vermögen, auf deren Einkommen jemand z.B. als Altersvorsorge angewiesen sein könnte, was nebenbei auch eine verheerende Demotivation von Bau- und sonstigen Investitionen wäre.
Letztlich gibt es keine für alle „schmerzfreien“  Patent-Lösungen,  sondern nur einen Mix von Maßnahmen, die in der Summe eine Art Weg des geringsten Übels sein sollten:  vor allem Maß halten bei auch verständlichen Verteuerungsfaktoren aller  Art  wie bei Tarifabschlüssen,  Ansprüchen an — sonstige — Staatsleistungen, mehr Arbeits- und Lern- und Bildungs-ethik  statt einem Übermaß an Freizeit-, vorgezogenen Renten-  oder „Work-Life-Balance“-Ansprüchen, dazu langfristiges Denken in Politik und Wählerschaft und  moderat höhere Steuern wenigstens für Vielverdiener,  Kampf und diplomatische Arbeit gegen die parasitären Steueroasen, damit alle zahlungsfähigen steuerpflichtigen ihrer Pflicht auch wirklich nachkommen, Regeln für den Tausch von Wohnungen, die einer Miet-Partei zu groß und der anderen  zu klein geworden sind,  und nicht zuletzt auch sparsamer Umgang mit den immer knapper und teurer werdenden Flächen, z.B. durch  Verdichtungen bzw. mehr Bau in die Höhe als in die Breite, was gleichzeitig  die Effizienz und Kosten der Beheizungen stark verbessert.  Und natürlich brauchen wir auch mehr tätige in Planungs- und Genehmigungs-Ämtern, nicht zuletzt solchen, die in Arbeitsgruppen  zur verantwortbaren Streichung von nicht nötigen Vorschriften und Auflagen arbeiten müssten, auch  z.B. durch mehr Anerkennung von praktischen und handwerklichen Berufen und  schnellere Überprüfung auch der Kompetenzen,  Integration, Sprachschulung und Ausbildung  von noch nicht tätigen Migranten,  was aber zunächst wiederum noch mehr Arbeit macht, ehe die uns Arbeit, insbesondere qualifizierte Arbeit  abnehmen können oder dürfen.    Es hängt wie so oft, fast alles mit allem zusammen.  Die Problemlösungen brauchen nicht nur „geniale Ideen“, sondern vor allem auch weniger — sonstige — Ansprüche und   — mehr — Geld und vor allem Arbeit, ohne die gedrucktes Geld gar nichts mehr wert wäre.
Es besteht immer wieder ein Missverhältnis zwischen den Ansprüchen, die befriedigt werden sollen einerseits  und den Bereitschaften,  dafür zu zahlen und/oder zu arbeiten andererseits.  Wieviel auch ohne Geld  die Bereitschaft zu mehr Arbeit bewirken kann, zeigt ein woanders in dieser Ausgabe beschriebener Weg, den Dänemark im vergangenen Jahr gegangen ist um ohne höhere Steuersätze, sondern durch mehr Wirtschaftswachstum —  ohne Subventionen —  mehr Verteidigungsausgaben zu finanzieren, nämlich durch Streichung eines Feiertages:  Dazu wurde in Deutschland berechnet,  dass nur 2 Tage mehr Arbeit das Fachkräfte-Angebot um ein Prozent erhöhen würde,  und, (meine Schlussfolgerung,) bei Hunger der Wirtschaft nach mehr Arbeitskräften und -Stunden kann man erwarten, dass auch die Wirtschaftsleistung und Steuereinnahmen in gleicher Größenordnung steigen würden. Seltsamer Weise wird bei fast allen Problem- und Finanzierungs-Diskussionen  immer wieder ausgeklammert,  wie viel an Wirtschaftswachstum  und Steuereinnahmen  durch  die sinkenden Wochenarbeitsleistungen und vorgezogene Renten verloren gehen,  und wieviel Anteil der Staatskassen für steigende Gehälter und sinkende Arbeitsmengen der Staatsdiener  aufgebracht werden,  die dann bei den sonstigen Aufgaben des Staates logischer Weise fehlen.
Insofern ist die immer wieder suggerierte Alternative ein falscher Tunnelblick:  Nämlich die dargestellte Wahl zwischen  entweder  Schuldenaufnahme zwecks Finanzierung von was auch immer  oder aber Ausgaben-Kürzungen, und zwar im Sinne von Leistungskürzungen an  den Aufgaben,  statt durch mehr Effizienz  oder mehr Arbeit der Staatsdiener und anderer für einen gegebenen Lohn,  zumindest Maßhalten bei den entsprechenden Forderungen und Ansprüchen.  Und bei Wachstum in anderen Ländern ist immer zu prüfen, ob dies nachhaltig oder vielleicht eine Blase oder ein Schneeballsystem sein könnte,  wie es sie schon mehrfach bei auffällig gutem Wachstum gegeben hat,  und was auch bei immer mehr Schulden der Fall sein könnte, besonders, wenn diese nur noch durch Aufnahme immer neuer Schulden getilgt werden sollen oder können. Dass zuletzt trotz aller Probleme die Arbeitslosigkeit nicht gestiegen ist, dürfte vorwiegend an der Demographie und dem Mangel an Fachkräften und sogar Arbeitskräften liegen,  und nicht am Wohlergehen der Betriebe, von denen, unabhängig von den Gewinnen, viele an Belastungen und Kosten aller Art ächzen, bis hin zur erwogenen, geplanten oder schon begonnenen Verlagerung von Produktionen in andere Länder, wo vieles einfach billiger ist und/oder höhere Arbeitsethik und Arbeitszeiten und Arbeitskräftezahlen herrschen.  Und von diesen Betrieben hängen ja nicht nur die Arbeitsplätze ab, sondern genauso wichtig, die Steuereinnahmen, mit ihnen die Staatsleistungen und bei Dienstleistungen die  überhaupt verfügbaren Angebote für die Konsumenten.
Peter Selmke


Leserbriefe zu „Handy weg von meinem Kind!“ von Ulf Schönert

Wir können das nur bestätigen: Unser Sohn lehrt IT an den Technischen Hochschule Köln und sagte schon vor Jahren, Kinder sollten statt Wischen auf dem Bildschirm, Lesen und Schreiben lernen und unsere Tochter, Psychologin, vertritt den Standpunkt, die kindliche Entwicklung wird durch soziale Kontakte deutlich besser und nachhaltiger gefördert. Mehr ist zu diesem Thema aus unserer Sicht nichts hinzufügen!
Brigitte & Udo Ferdinand Petersen

Vielen Dank für diesen aufklärenden Artikel, der hoffentlich breite Aufmerksamkeit findet, besonders bei denen, die es nicht sowieso schon wissen.  Das Wortspiel „Handy weg von meinem Kind ist sehr eindrücklich und originell! Es ist sehr schade, dass in etlichen Ländern die Politiker*innen erst jetzt und nur für die Schulen mehr Reglementierung und Begrenzung des Smartphone-Gebrauchs fordern. China Vorgehen in dieser Hinsicht ist geradezu vorbildlich, obwohl das Land ansonsten eher erschreckende und problematische Politik macht.    Aber auch in Frankreich sollen die sozialen Kontakte und Kompetenzen der Kinder sich nach einem Handy-Verbot auch in den Pausen deutlich verbessert haben.  Leider ist zu befürchten, dass sich viele Jugendliche das beobachtbare Verhalten im Internet nicht nur bzgl. Essverhalten zum Vorbild nehmen.  Es wäre auch interessant zu wissen wie viel von den jüngsten besorgniserregenden PISA-Befunden durch die zunehmende Smartphone-  und sonstige unkritische Bildschirm-Nutzung  bedingt sind,  über die verschiedenen Mechanismen von Überreizung, Zeitraub, Schlafmangel, verheerenden Vorbild-Rollen etc. etc.
Aber Sie haben auch Recht,  dass oft schwer zu sagen ist, ob es sich um Korrelationen oder wirkliche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge handelt, und wenn,  was Ursache und was Folge ist.  Eine absichtliche zufällige Schaffung von vermuteten Ursachen in einem Experiment wäre ja ethisch höchst fragwürdig. Bei den gravierenden hochwahrscheinlichen bis sicheren Folgen sollten auch begrenzte Wahrscheinlichkeiten der Schädigung durch fehlgeleiteten oder übermäßigen Smartphone-Gebrauch bis hin zu Abhängigkeiten Grund genug sein um zu handeln im Sinne von Begrenzungen seitens Schulen, Eltern und anderen.  Es wäre verfehlt, wenn nicht unsinnig, den Warnern vor den Missbrauchs-Folgen eine 100%ige Beweislast aufzuerlegen, als wäre der Bildschirmgebrauch  ein Angeklagter im Strafprozess,  der schon bei geringsten Zweifeln oder Restunsicherheiten freizusprechen sei.  Der Vorrang sollte hier den betroffenen Kindern und der Zukunft der Gesellschaft gehören, und nicht dem „Angeklagten“ oder gar den „Freiheiten“ oder eher Gewinnen der Medienkonzerne. Das Hauptproblem dürfte aber nicht so sehr der fehlende gute Wille sein, sondern der Zeitaufwand und Stress mit den Kindern und Jugendlichen noch verschlimmert durch eine Art Hilflosigkeit wie Regeln denn durchgesetzt werden sollen.  Das ist wohl in vieler Hinsicht ähnlich wie bei anderen in den Peer-Groups verbreiteten Gewohnheiten bis hin zu Süchten, die die Beteiligung an den Bildschirm–Medien abgesehen vom Lustgewinn für viele Minderjährige fast zur Bedingung für ein Dazugehören zur Gruppe machen.  Die Folgen der Antiautoritäten Erziehung, Vorstellung von „Demokratie“ auch in den Familien und allgemeine Ächtung von etlichen Durchsetzungsmethoden tun ein Übriges.  Und erschöpfte oder zeitlich überlastete Eltern, schlimmstenfalls infolge eigener Bildschirm-Übernutzung, haben vielfach kaum noch Zeit und Kraft für die eigentlich nötigen Auseinandersetzungen, Erklärungen oder Begleitungen der Kinder im Internet.
Entsprechend haben gutwillige Politiker dann oft mit Vorwürfen des Autoritarismus, des Beschneidens von Eltern-Rechten oder Misstrauen bzgl. deren eigener Entscheidungskompetenzen zu fürchten. Deshalb sind Artikel wie Ihrer so wertvoll, um den Fürsprechern eines besseren Schutzes der Kinder, Jugendlichen und vielleicht sogar mancher erwachsenen Konsumenten den Rücken zu stärken.   Daneben wären auch Informationen und Kurse hilfreich, um vielen Erziehungsberechtigten und -pflichtigen Hilfestellungen zu geben,  wie sie den nötigen Schritten zu verantwortbarem Umgang ihrer  Kinder mit den Medien näher kommen können.  Solche Kurse sollte es idealer Weise auch in Schulen und VHS geben, einerseits für Eltern und andere mit Einfluss auf die Kindern, andererseits aber auch für die Kinder selbst, u.a. um ihnen klar zu machen, dass Begrenzungsregeln keine Willkür, Schikane oder Drangsalierung  bedeuten, sondern  nötig für eine gesunde Zukunft sind.
Peter Selmke

Ohne wissenschaftliche Untermauerung ist dem Fazit von Ulf Schönert „Weniger ist besser“ zuzustimmen. Ein kategorisches „Nein“ ist dennoch wenig zielführend. Im digitalen Zeitalter geht es m.E. zentral um den Umgang mit den Medien. Kindergarten, Schule und Elternhaus benötigen Handlungsmuster zur Begrenzung, wie auch zum konstruktiven Einsatz. An meiner Schulstelle hatten wir uns vor Jahren entschlossen Handys vor dem Unterricht einzusammeln, wohlwissend, dass das rechtlich anfechtbar war. „Herr R., das dürfen sie nicht, meine Eltern werden sie vor Gericht bringen!“ Der darauf folgende temporäre Einsatz im aktuellen Unterricht beruhigte die Situation.  Allein die aus Bequemlichkeit eingesetzten Tablets, Handys, etc. bei Kleinkindern bereitet mir Sorgen, wenn das permanent geschieht und zwangsläufig zu Abhängigkeit und nicht zuletzt zu Aggressivität in frühem Stadium führt.
Hans Rahn


Leserbriefe zu „Ein Frauenthema“ von Antonia Baum

Sind die Frauen der Gruppe 47, außer I. Bachmann und I. Aichinger, wirklich aus dem Gedächtnis verschwunden? Vielleicht bei den jungen Leuten. Ich bin über 60 und kenne und lese auch noch I. Drewitz, I. Bacher, G. Elsner, G. Wohmann, E. Borchert, E. Plessen und B. Frischmuth und ich glaube, ich bin da nicht alleine, das wäre ja sonst ganz traurig.
Marlene Köhler

Ich möchte Antonia Baum sehr für Ihren Artikel über die Gruppe 47 danken. Ich glaube es ist bis heute immer noch so, dass Literatur von oder für Frauen für weniger wertvoll erachtet wird als Literatur von oder für Männer. Erklären kann ich mir das nur mit einem immer noch tiefsitzenden Sexismus und dem Gefühl, dass Frauen minderwertige Menschen sind. Ich habe es genossen, diesen klaren Artikel zu lesen. Den Artikel von Louis Lewitan zu dem wichtigen Thema Vergewaltigung als Waffe (auch im nicht Kriegs-/Terrorfall ist sie das) hätte ich gerne gelesen. Ich hätte mir gewünscht, dass es einen Hinweis gibt, dass (und in welchem Abschnitt) grausame Taten klar benannt werden, dann hätte ich diesen Teil nicht lesen können. So sehe ich mich nicht in der Lage den Artikel weiterzulesen und auch jetzt sind mir die Bilder in den Kopf gebrannt, ohne, dass dies auch nur den geringsten Nutzen für die betroffenen Frauen und Kinder hat. Mir ist nicht klar, wieso solch fürchterliche Taten ohne Vorwarnung in einem Artikel geschildert werden. Mir ist klar, dass die Frauen und Kinder auch nicht vorgewarnt wurden und sie dieses fürchterliche Leid zum Teil bis heute und darüber hinaus ertragen müssen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass lieber benannt wird, was wir konkret tun können, an welche Organisation gespendet werden kann… vielleicht steht dies in einem späteren Abschnitt des Artikels, nur bin ich mir sicher, dass viele LeserInnen den Artikel nicht zu Ende lesen werden, ja vielleicht auch aus einer eigenen Traumatisierung heraus. Ich begrüße ganz bestimmt nicht mit „Triggerwarnungen “ um sich zu werfen, vor allem nicht in fiktiven Texten, hier jedoch hätte ich mir einen solche gewünscht.
Munia Schwandner

„Eigentlich klingt die ganze Sache wirklich wie ein Witz, ein Schildbürgerstreich: Es war einmal eine Vereinigung ehemaliger Wehrmachtssoldaten, die sich für den Neuaufbau der deutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg zuständig fühlte und mit Faschismus „nichts zu tun“ haben“ wollte.“ Geschrieben und beschrieben wird in DIE ZEIT-Feuilleton von Antonia Baum über die Gründung der Gruppe 47 aus dem Jahre 1947. Im Beginn waren mit dabei: Alfred Andersch, Wolfgang Bächler, Heinz Friedrich, Walter Hilsbecher, Walter Kolbenhoff, Wolfdietrich Schnurre, Nicolaus Sombart und als einzige Frau Ilse Schneider-Lengyel (1947). Aufgezählt werden sollten Ingrid Bachér (1958), Ingeborg Bachmann (1958), Barbara Frischmuth (1967), Helga M. Novak (1965), Elisabeth Plessen (1967), Renate Rasp (1967), Ruth Rehmann (1958), Christa Reinig (1964) – und in DIE ZEIT die groß fotoabgebildeten Ilse Schneider-Lengyel, Gisela Elsner, Gabriele Wohmann, Barbara König (1950) und Ilse Aichinger (- die den Literaturpreis der Gruppe 47 im Jahr 1952 für ihre Erzählung „Spiegelgeschichte“ bekam…).
Hans Werner Richter hielt diesen literarischen Laden zusammen, spielte den Matador und Moderator gegenüber seinem „Freundeskreis“ – und achtete sehr genau auf die Zusammensetzung dieses alljährlichen Zusammentreffens der vorgesehenen deutschen Avantgarde der Literatur… Alte klassische Herren der Gesternzeit (aus dem Exil) wie Thomas Mann, ließen kein gutes Haar an der Gruppe 47: „Das Benehmen der 47er bei ihrer Vorlesung ist natürlich pöbelhaft bis zur Unglaubwürdigkeit, nur bei einer Rasselbande möglich.“ Ganz unverständlich hingegen ist es, dass Günter Grass so lange Zeit seine kurze Zugehörigkeit zur Waffen-SS (Panzerdivision Frundsberg) all die Jahre bis hin zu seiner (unfreiwilligen?) Offenlegung im April 2015: verschwiegen halten konnte… Grass ließ in der „Frankfurter Rundschau“ seinen Brief an den israelischen Botschafter Yitzchak Mayer ebenso veröffentlichen: „So kann ich nur bitten, dass alles, was nach meinem siebzehnten Lebensjahr meine umwegreiche Entwicklung ausgemacht hat, und was sich erkennen läßt als das, was ich als Schriftsteller und Künstler sowie als engagierter Bürger meines Landes geleistet habe, als Gegengewicht wahrgenommen wird.“  Frauen waren in der Gruppe 47 nur mehr kaum notierte Peripherie – und Antonia Baum hat dies ganz deutlich erkannt, wenn sie aufschreibt: „Jeder, der im Nachkriegsdeutschland als Schriftsteller von Bedeutung sein wollte, kam an dieser Institution nicht vorbei. Wer daran allerdings wirklich einfach nicht vorbeikommen sollte, das waren die Frauen, die vor der Gruppe gelesen haben. Sie sind, abgesehen von Ingeborg Bachmann und Ilse Aichinger, aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden…“ Sicherlich eher entschwunden und nicht aus dem männerdominierenden Zeitgeist heraus, sondern eher auch dadurch, dass sie (als verschwindende Namen) eben doch nicht sich ins Zentrum der öffentlichen Bedeutungen einschreiben konnten – Christine Koschel, Christa Reinig, Griseldis Fleming, Barbara Frischmuth, Renate Rasp und andere Namensentschwindungen aus der deutschen Literatur… Auch waren die jüdischen Schriftsteller oder der Kritiker Marcel Reich-Ranicki nicht besonders freundlich aufgenommen worden – Paul Celan las seine Todesfuge vor: diese wurde unverständlich wenig beachtet, immerhin kam er aber bei seiner Lesung von 21 Vortragenden auf den Platz 3 der sozusagen aufbereiteten „Bestenliste“ zu der Tagung dieser Gruppe 47. Arno Schmidt wurde zwar späterhin (eher „halbherzig“) eingeladen, verzichtete brieflich an Hans Werner Richter auf sein Dabeisein mit der eigentümlichen seltsamen Begründung: „Ich nähre mich lieber still und redlich vom Übersetzen als von literarischer 175erei.“
Auch das Nachhaken seines Verlegers Ledig-Rowohlt in dessen Brief an Arno Schmidt, ließ ihn nicht von seiner Ablehnung abbringen: „Ich weiß nicht, ob Sie nun nicht doch der Einladung der Gruppe 47 Folge leisten sollten. Soviel ich weiß, werden ja Reise und Spesen bezahlt. Außerdem ist es ja ganz in ihrer Nähe. Und -vertraulich gesprochen – ich habe so etwas läuten hören, als wollte man Ihnen in diesem Jahr den Gruppenpreis erteilen. Das allerdings ist noch ein ganz unzuverlässiges Gerücht.“  Der Jargon der damaligen Zeit wird in diesem Brief des Verlegers Ledig-Rowohlt doch sehr deutlich: „…ob Sie nicht doch der Einladung Folge leisten sollten.“ – und desweiteren: „…als wollte man Ihnen in diesem Jahr den Gruppenpreis erteilen.“ Jawoll: „Folge leisten“, „den Gruppenpreis erteilen“… Man war doch noch sehr auf dem befehlsgewohnten Niveau der kaum vergangenen „Adolf-Zeiten“ und somit weiterhin sehr deutsch stramm orientiert… Die fast schon diktatorische Einladungspraxis des Hans Werner Richter bestimmte das Anwesendsein oder Abwesendheitliche – und Vorschläge wurden hingenommen oder abgenommen: je nach Laune des Gruppen-Obergurus und OberRICHTERs. Und Elfriede Jelinek (spätere Literatur-Nobelpreisträgerin) war noch im Jahre 1997 über diesen „Gruppe 47“-Verein scheinbar weiterhin rege erbost, raunzte: „Diese Sadistenvereinigung, an der ich nicht mal unter Todesdrohung teilgenommen hätte.“ Der damals (schon) wenig gelittene Kritiker Marcel Reich-Ranicki beschrieb seine Anwesenheit in der Gruppe 47 zudem als darin mitbeteiligt und hierzu Enzensberger diesbezüglich zitierend: „…dass dort die vornehmste Aufgabe nicht in der Förderung, sondern in der Verhinderung literarischen Unfugs“ s/eine persönlich Verpflichtung war. Man könnte unzählige Kritiken dafür und dagegen oder neutralistischer argumentiert, hier von außen und innen jener Un/Beteiligten anführen – Fritz J. Raddatz (als Feuilletonist, Kritiker und Schriftsteller) jedenfalls äußerte sich zu dem Almanach zum 15-jährigen Jubiläum der Gruppe 47: „In dem ganzen Band kommen die Worte Hitler, KZ. Atombombe, SS, Nazi, Sibirien nicht vor – kommen diese Themen nicht vor…“
Letztlich aber könnte es doch so gewesen sein, dass zu Beginn der „Gründung“ der Gruppe 47 im Jahre 1947 – so mancher dieser jungen Anwesenden des künftigen Literaturbetriebs sich eigentlich schämen mussten, in diesem Nazi-Deutschland nicht aktiv gegen das tyrannische System angegangen zu sein: waren doch im bewussten deutlichen Hintergrund die Aktionen gegen die Hitler-Diktatur der „Weißen Rose“ immer eine Mahnung an die eigene Existenz in dieser so nahen Zeit des eigenen hierbei verbliebenen Unbeteiligtseins… Und bedenken wir auch noch das sehr viel spätere öffentliche Bekenntnis des einstens jungen SS-Mannes Günter Grass, der mit seinen 17 Jahren noch im Mai 1945 ganz fest an den Endsieg Nazi-Deutschlands glaubte…  Am 22. Juni 1966 war Peter Handke nach Princeton in die Gruppe 47 eingeladen worden – erhob sich (langhaarig – so bezeichnet als: „unser Mädel“) wohl zuvor schon vorbereitet (?) und beschimpfte die Gruppe 47 (und damit deren Anwesenden) und ihre Literatur: „…als läppisch, ihren Sprachgestus völlig öd, ihre Form völlig konventionell, man könne diese Prosa ebenso gut aus einem Lexikon abschreiben. Genauso läppisch sei die Literaturkritik, die mit dieser läppischen Prosa einverstanden sei, weil sie eine andere gar nicht verstehen würde.“ Genau genommen war diese Gruppe 47 ein Verein mit einem unerbittlichen Oberaufseher und „Richter“ (nomen est omen) – wie dies der Literaturkritiker Friedrich Sieburg sehr konsequent im Jahre 1952 beurteilte: „Hans Werner Richter bestimmte, wer zwanzig Minuten lang vorlesen durfte und wer als Publikum eingeladen wurde. Die Vorlesenden hatten zu schweigen, während die anderen das Gelesene kommentierten. Am Ende wurde mitunter ein Sieger im Vorlesewettbewerb gekürt.“ Antonia Baum erklärt fundierend aus dieser Quelle schöpfend: „Die Literaturwissenschaftlerin Nicole Seifert versucht das mit ihrem verdienstvollen Buch „Einige Herren sagten etwas dazu“ – Die Autorinnen der Gruppe 47 zu ändern. Darin beschäftigt sie sich mit den Bedingungen des Verschwindens dieser Schriftstellerinnen, die bei der Gruppe 47 als Begleitung, Serviererin, Dekoration und gelegentlich eben auch als Autorin ihren Auftritt hatten.“
Woran also mag es gelegen haben, dass im Literaturbetrieb der Gruppe 47 der damaligen Zeit es scheinbar hingenommen wurde: „dass eine Literaturkrähe der anderen ein Auge aushacken durfte“ – und gleichzeitig dann sich im Ausklang bei Wein, Bier und Schnaps letztlich sich im gemeinsamen Suff die nicht herausgerupften Federn geputzt wurden, es insgesamt friedvoll zuging… Bis dann der Handke Peter mit diesem Pseudo-Idyll aufräumte, vielleicht dadurch eine neue literarischere Zeit begann und mit der „neuen Altherrenprosa“ kurzen Prozess gemacht wurde… Marcel Reich-Ranicki hatte diesem Peter Handke dessen Kritik an den Kritikern und speziell wohl auch an ihm, nicht vergessen und verziehen: Im „Literarischen Quartett“ jedenfalls kam der österreichische Schriftsteller mit den meisten seiner Bücher beim MRR nicht gut an – beiden waren gegenseitige Feinde und gingen in den öffentlichen Medien „gerne“ publikumswirksam aufeinander los… Verständlich wird Handkes Antipathie gegenüber diesem Kritiker MRR, wenn jener doch äußerte: „Mich hat dieser außerordentlich erfolgreiche Schriftsteller nie sonderlich beeindruckt…“ All das sind sicherlich auch die Nachwirkungen aus der Zeit der Gruppe 47 – und sehr aufschlussreich ist der höchst interessante Text von Antonia Baum über den anteiligen Zeitgeist in dieser Gruppe 47 als ein Verein der männlich-markig sich gebenden Schriftsteller, wo auch manchmal Frauen mit Dabeisein durften… Ein eigenartiger Abschluss bildet das intensive Textvolumen der ZEIT-Autorin, wenn da zitiert wird: „Die Schriftstellerin Ingeborg Drewitz las 1954 und beschäftigte sich in ihren Texten mit der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Sie war – genauso wie die Schriftstellerinnen Christine Koschel und Ingeborg Bachmann – irritiert von der Nichtauseinandersetzung der Gruppe (47) mit der Schuldfrage, wurde aber ohnehin nicht wieder eingeladen. Die Schriftstellerin Elisabeth Plessen setzte sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander, Gisela Elsner schrieb über patriarchale Verhältnisse, Macht und Faschismus, genauso wie Renate Rasp. Und das heißt, am Ende dieser Neuerzählung der Gruppe 47 könnte folgende Geschichte stehen: Ihre Frauen waren nicht nur qua Geschlecht unwichtig und zu verachten, sie waren auch die unterdrückte Erinnerung an das eigene Trauma und das Deutschlands.“
Eine Frage muss hierbei mit stark beleuchtet werden – hatte die RAF hierzu einen Nährboden: dass in Deutschland der Faschismus nur übertüncht worden war und die beteiligten Herren dieser Machtstrukturen sich nicht als Wendehälse, sondern nur getarnt in den Hierarchien in Politik, Wirtschaft und Obrigkeit einschlichen und dort in ihren Köpfen und braunen Hirnen weiterhin diese innere Diktatur der Machtübernahme sich fortsetzte: nur dass eben der Kapitalismus in der Ausbeutung der Massen, dem Volk: sich hierfür besonders auch eignete und die sogenannte Demokratie nurmehr eine Kostümierung für die eigentliche braune Unvergangenheit verblieb… Auch dies ein Frauenthema – wenngleich es dem RvM-Leserbriefschreiber unverständlich blieb, dass die Mehrheit der Frauenwählerinnen diesen Adolf Hitler und seine NSDAP gewählt hatten, ihm zum Wahlsieg verhalfen… Ja, dass mit glänzenden Augen zum Redner Hitler verzückt hingewandt: noch deren feuchtwarmen Höschen und Buxen ihm entgegengeworfen wurden… Wie geht das alles frauentechnisch sexuell zusammen – dort oben zu seinem Redeschwall der Clown mit seinem Schnurrbart und den Reitstiefeln, der Uniform, die den Phallus andeuten und ausdeuten sollte: den Frauen zugewandt, die sich auch noch diese Figur in ihr Bett wünschten: vom Führer ein Kind haben wollten… Das ist doch die biographische Haupterzählung der Frauenmehrheit aus dieser braunen Zeit bis jener Adolf Hitler die Macht sich aneignete – besonders durch und mit den Frauen! – der „Ver-Führer“ doch eigentlich ein getarnter impotenter Frauenverächter war… Wie beschreibt es Antonia Baum zu Beginn in ihrem ZEIT-Artikel nur zu zeitgenau: „Es war einmal eine Vereinigung ehemaliger Wehrmachtssoldaten, die sich für den Neuaufbau der deutschen Literatur nach dem zweiten Weltkrieg zuständig fühlte und mit Faschismus „nichts zu tun“ haben wollte…“ Fazit? Der „Obergruppen-Führer 47“ Hans Werner Richter: hatte dies alles im diktatorischen Griff! „Der deutsche Schäferhund gibt nicht Pfötchen – er salutiert!“ Jene jungen Schriftsteller zu jenen beginnenden Zeiten der Gruppe 47 jedenfalls hatten damals stets noch „Männchen gebaut“ vor dem dominanten Richter über diese frühe Literatur ohne revolutionären Zeitgeist.
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbriefe zur Infografik „Schon fast ready“ von Cyprian Lothringer (Infografik) und Dirk Asendorpf (Recherche)

Ihre Darstellungen zum Wasserstoffbetrieb von Gaskraftwerken sind sehr interessant. Anbei möchte ich Ihnen noch einige technische Anmerkungen zusenden: Der Begriff „H2-ready:“ übersetzt ins Deutsche heißt „Bereit für Wasserstoffbetrieb“ (jedoch nicht 100% Wasserstoff!). Der H2-Anteil im Erdgas ist mit einem Grenzwert belegt. Damit Erdgasturbinen entsprechend ausgelegt werden können. Es gibt L-Gas und H-Gas. Die Firma Siemens beispielsweise verwendet bisher den Begriff „H2-Ready“ für maximal 20% H2-Zumischung in den Erdgasstrom. Den Begriff verwendet das Ministerium eventuell anders. Für den Betrieb mit H2 (egal ob 20% Zumischung oder 100%) muss das entsprechende Kraftwerk vom TÜV abgenommen werden. Auch Absperrarmaturen und Rohrleitungen beispielsweise müssen ein entsprechendes Prüfzertifikat aufweisen. Das haben Sie richtig in der Graphik alles mit rot markiert als „neu zu bauen“. Die Zulassungen für die einzelnen Bauteile mit H2 Dauerbetrieb gibt es bisher nicht! Völlig richtig beziffern Sie daher die Umbaukosten als unbekannt. Ihre Darstellung zum Wasserstoff-Kernnetz beinhaltet Rohrleitungen, die bisher mit Erdgas betrieben werden und dann umgerüstet werden sollen. Die Zulassung für einen solchen Betrieb wird sicherlich die TÜV-Prüfer erfordern. Ob und mit welchen Auflagen das möglich ist ist bisher noch nicht geklärt (beispielsweise TÜV Rheinland 09/2023). Allenfalls ist ein Probebetrieb mit H2 unter Auflagen denkbar. Zusammenfassend ist zu sagen, dass ein 100%-Wasserstoffbetrieb in weiter Ferne liegt. Selbst wenn das Ministerium aktuell solche Kraftwerke ausschreibt, ist bisher nicht bekannt, wie die entsprechenden Komponenten für 100%-Wasserstoffbetrieb im Dauerbetrieb ausgelegt werden müssen. Ich kenne bisher keine Turbine, die im Dauerbetrieb mit 100%-H2 betrieben wird. Fragen Sie zu dieser Thematik doch die Zulassungsstellen für Kraftwerke in Deutschland, den TÜV an. Eventuell können diese Institutionen (TÜV Nord, TÜV Süd, TÜV Rheinland…) Ihnen weitere, sachdienliche Informationen geben.
T. Gruber

Sie verweisen auf die 200 Grad höhere Verbrennungstemperatur von Wasserstoff in der Gasturbine im Vergleich zu Erdgas. Nach meinem technischen Grundverständnis müsste dies zu einem deutlich höheren elektrischen Wirkungsrad von Wasserstoffkraftwerken führen. Gibt es dazu belastbare Daten zw. Wirtschaftliche Einschätzungen (gerne auch in Form weiterführender links) ?
Martin Hommel

Nun bin ich seit >50 Jahren Physiker, aber Ihre Infografik #766 hat sogar mir etwas ganz Neues auf dem doch recht bekannten Gebiet der Erzeugung elektrischen Stroms gelehrt: Der entsteht nämlich nicht im Generator, sondern erst im Transformator aus der – offensichtlich über eine Achse durch den Generator weitergeleiteten – Rotationsenergie der Turbine. Oder doch nicht? Spaß beiseite! Es wäre wohl kein Fehler, technische Grafiken vor der Veröffentlichung einem mit diesem Gebiet halbwegs vertrauten Techniker zu zeigen.
Wilhelm Maurer


Leserbriefe zu „Abhängen in Venedig“ Fotos von Camilla Glorioso, Styling von Amelie Apel im Zeit Magazin

Das Insekt auf Seite 30 des Zeitmagazins ist m. E. keine Biene, sondern eine Schwebfliege. Leider fallen auch Journalisten auf die Mimikry der Insekten rein.
Margarethe Waubke

Im von mir geschätzten Zeit Magazin habe ich ein Foto mit einer gelben Jacke von Moncler und einer „Biene“ gesehen. Diese Biene ist eine Schwebfliege.
Karl Thoma

Das Insekt auf der gelben Steppjacke auf der fünften Seite des Beitrags “ Abhängen in Venedig“ ist keine Biene (Apis mellifera), die ja zu den Hautflüglern (Hymenoptera) gehört; als solche hätte sie 4 Flügel, wäre stärker und anders behaart, die Augen wären kleiner und die Hinterleibszeichnung deutlicher gestreift. Es handelt sich viel mehr um eine Schwebfliege (vermutlich Eristalis tenax), die zu den Zweiflüglern (Dipteren) gehört. Markant sind das einzelne Flügelpaar und sehr großen Augen zwischen denen nur eine kurze Stirn Platz hat. Schwebfliegen bestäuben zwar ebenfalls Blüten, bilden aber weder Staaten noch Nester und sammeln auch keine Pollen oder Nektar. Ihre Larven leben ohne Brutfürsorge als Rattenschwanzlarven in kleinen Gewässern, wo sie sich von faulendem Pflanzenmaterial ernähren. Die gezeigte Art wird deutsch zwar als „Mistbiene“ (wegen des eher anrüchigen Lensraums der Larven und der bienenähnlichen Erscheinung) bezeichnet, stellt aber eben keine Biene dar. Grundschüler vermögen den Unterschied schnell zu erkennen.
Thomas Homm


Leserbriefe zum Titelthema „Was kostet Frieden?“ „Will Pulin die Nato testen?“ von Holger Stark

Was ist noch Frieden, was schon Krieg? Wir erleben einen smoldering war. Unterschwellig breitet er sich aus, um irgendwann aufzuflackern. Wann, wo und wie ist nicht zu sagen. Auch an mehreren Stellen gleichzeitig ist möglich. Nach kurzem Aufflackern kann er sich wieder zurückziehen oder auch offen ausbrechen. Ein smoldering war ist unberechenbar. Es soll auch nicht klar werden, wer den Brand gelegt hat. So kann der Brandstifter immer auch als Feuerwehr auftreten. Die Nato wird bereits die ganze Zeit getestet. Ein Wirtschaftskrieg findet längst statt (Energie als Waffe, Sanktionen), seitens der Russen auch ein Informations- und Cyberkrieg. Die Natostaaten unterstützen halbherzig die Ukraine durch Waffenlieferungen und weitere Hilfen. Zugleich schwächen sie sich dadurch. Und durch eigene Uneinigkeit und durch Zwietracht, die Putin sät, auch über die von Ihm unterstützten rechtspopulistischen Parteien. Soeben ein Aufflackern des Schwelbrands in Moldawien. Müsste die Nato nicht viel mehr Präsenz zeigen, im Baltikum, in Moldawien, in Polen, um präventiv wirken zu können? Um da zu sein, wenn sich Funken zeigen? Was will Putin? Es ist die Stärke von Putin, dass er sich nicht auf einen starren Plan festlegt, sondern auf Gelegenheiten wartet, die er testend herbeiführt. Putin führt, indem er unterschwellig schürt. Die Bedrohung ist immer da. Ein gefährlicher Schwelbrand. Ist die Nato für einen solchen Krieg gut aufgestellt?
Reinhard Koine

Wäre ein russischer Überraschungsangriff auf den Suwalki-Korridor nicht ein neues Pearl Harbor – v.a. wenn dabei auch amerikanische Truppen Schaden nehmen? Würde dies – zumindest bis November – nicht aus dem Stand heraus einen deutlichen Wahlsieg von Joe Biden garantieren? Und würde dies nicht als erste Reaktion einen konzentrierten Gegenangriff der Nato-Luftwaffen bedeuten (bisher vom Ukraine-Konflikt so gut wie unberührt)? Und würde China bei einer solchen üblen Überraschung inmitten seiner eigenen Wirtschaftskrise einfach mit Russland mitziehen oder abrupt seine Unterstützung abbrechen? Wer mit Szenarien arbeitet ist immer gut darin beraten zumindest qualifiziert dreigleisig zu fahren, einem worst, einem best und einem realistic case. Gerade nicht zu verwechseln mit drei Einzelplänen von Lehnstuhlgenerälen über bloße Angriffsrichtungen. Anregungen dazu kann sich Herr Stark doch ganz bequem derzeit bei Herrn Snyder in Berlin abholen.
Martin Hommel


Leserbriefe zu „Sag mir, wer mein Vater ist“ von Nadine Ahr

Warum hat die Frau nicht DNA-Ahnenforschung bei Ancestry oder/und Heritage betrieben? Eine relativ geringe Gebühr, etwas Speichel abgeben und dann eine gute Chance zumindest Verwandte des genetischen Vaters zu finden. Gar nicht so schwer. Ich spreche aus Erfahrung einer Person aus meiner engen Bekanntschaft. In meiner eigenen Ahnenforschung habe ich auch erfolgreich DNA eingesetzt.  Dabei bin ich auch von einem mir unbekannten DNA-Verwandten kontaktiert worden, dem ich durch Auskunft helfen konnte die schon über 90 Jahre zurückliegende DNA Verbindung zwischen uns zu finden.
Oswald Franz

Ich habe Ihren, wie ich finde, sehr einfühlsam geschriebenen „Entdecken“-Artikel „Sag mir, wer mein Vater ist!“ mit großem Interesse gelesen, auch weil ich mich davon persönlich betroffen fühle. Nur Eines verstehe ich gar nicht: Warum hat „Sabine Zimmer“ nicht einen Gentest vom möglichen (oder sogar wahrscheinlichen) Vater Georg machen lassen? Ja, ihn noch nicht einmal gefragt, ob er ihr Vater ist? Wenn es nur um die Gewissheit gegangen wäre, hätte ich es ja verstanden, aber es geht um ihre Zukunft und Gesundheit! Das erklären Sie nicht, dadurch wirkt die Geschichte insgesamt etwas unglaubhaft, weil man sich nicht vorstellen kann, dass Sie (und auch „Sabine Zimmer“) diesbezüglich nicht nachgefragt haben/nichts unternommen haben. Trotzdem danke für den sehr interessanten Artikel, solche Beiträge sind der Grund, warum ich die Zeit abonniert habe!
Birgit Jessen


Leserbriefe zu „Bali“ von Yves Bellinghausen

Bali habe ich 1982 bis 1992 vier Mal vier Wochen ausgiebig jenseits der Strände erkunden dürfen. Es ist schade, dass der Tourismus, der damals nur auf wenige Orte beschränkt werden sollte, so ausufert. Aber ich hoffe, dass die Seele Balis mit ihrer wunderbaren Spiritualität erhalten bleibt. Wer Bali liebt und es verstehen will, sollte das sehr gut recherchierte Buch von Vicki Baum „Liebe und Tod auf Bali“ lesen.
Petra Völker

Danke für den Reisebericht von Yves Bellinghausen. Jetzt weiß ich erst recht, warum ich nie dort Urlaub machen werde, sondern lieber nach Apulien oder Sizilien reise. Schnitzel kann ich hier essen, sofern ich denn will und globale Ballermanntouristen interessieren mich auch nicht. Und Fernreisen aus Umweltgründen schon gar nicht.
Joseph Zenz


Leserbriefe zu „Seltsam gut drauf“ von Paul Middelhoff

Das ist tatsächlich das große Geheimnis von Christian Lindner. Warum tritt man in eine Koalition ein, um die Partner selbst dann zu kämpfen, wenn sie wie aktuell Wirtschaftsminister Habeck mit seiner Forderung nach Entlastung der Wirtschaft, sogar ureigenste Positionen der FDP übernimmt und macht sich so zum größten Wahlhelfer der AfD. Warum? Nach langem Zuhören von Christian Lindner bin ich für mich zum Ergebnis gekommen, Christian Lindner geht es nur um sich selbst und von Wirtschafts- und Finanzpolitik hat er schlicht keine Ahnung. Der Mann weiß nicht, was er tut.
Frank Zehnle

Die beschwingte Stimmung bei der FDP verwundert. Aber so sind sie, die Liberalen. Besonders schön hat das der Christian Lindner im Singspiel auf dem Nockherberg besungen: Krise? „Da braucht es keine Regeln und Verbote, nein, nein, nein!  … Irgendeiner wird irgendwas erfinden … Irgendeiner wird´s schon richten im Zukunftswunderland.“ Technologieoffenheit einfach erklärt, das könnte der echte Lindner nicht besser bringen. Leider spielt die Realität da nicht mit. Und das hat böse Folgen.  Das Erstarken extremer Kräfte ist sicher sehr bedrohlich. Vielleicht verstärkt sich diese Gefahr, weil es keine Partei gibt, die es sich zur Kernaufgabe macht, Freiheit und Demokratie zusammen zu denken. Freiheit bedeutet u.a. die Fähigkeit, eigene Ziele zu verfolgen. Damit das eine demokratische Gesellschaft kann, muss sie die Ziele so klar formulieren, dass Mehrheiten dahinter stehen. Und sie muss über die Mittel zur Zielerreichung verfügen. Um beides sicherzustellen, bedarf es einer Grundernsthaftigkeit. Nur wer sich den Realitäten stellt, ist frei. Dass sich Deutschland in den letzten Dekaden vor mancher Realität weggeduckt hat, kann man den Liberalen nicht anlasten. Nun legen sie selbst die Scheuklappen an und verlegen sich auf Spielchen. Die ZEIT: „Die Liberalen aber legen ihre Laune anders aus: Es ist noch Kraft zum Weiterkämpfen da. Dass es vor allem gegen Grüne und SPD geht, ist ja eh klar.“
Freiheit beruht auch auf der „Kunst des Verzichts“ (Otfried Höffe). Diese kluge Selbstbeschränkung verschafft erst die Mittel, frei zu handeln. Das Wörtchen Verzicht gehört sicher nicht zu den Lieblingsvokabeln der FDP, eher dient es als Kampfbegriff gegen die Grünen. Das Beharren auf der Schuldenbremse ist nur scheinbar der Beleg für eine Selbstbeschränkung. Denn es wird argumentiert, dass auch unter deren Regime unser Lebensstil munter weitergehen könne. Man müsse nur für ein paar Jahre den Ärmeren eine Selbstbeschränkung auferlegen, indem man die Sozialausgaben deckelt. Eine demokratische Gesellschaft, die merkt, dass sie in eine Sackgasse geraten ist, muss fähig sein, umzukehren. Unsere Politik des Weiter-so ist ein Indiz für Unfreiheit. Wenn unsere Parteien hier im Rauch der selbstgeworfenen Nebelkerzen herumirrlichtern, tauchen die falschen Propheten auf. Gerade eine Partei, die Freiheit und Demokratie als ihre DNA versteht, sollte sich fragen, ob ein vollständiges Umdenken ihrer Positionen nicht ein unverzichtbarer Dienst für unsere Demokratie wäre?
Hermann Pütter


Leserbriefe zu „Danke, NEIN!“ von Anna-Lena Scholz und Martin Spiewack

Danke für diese wichtigen Beitrag. Sie erhalten sicher sehr viel Post, daher in Kürze der Hinweis auf 2 Auslassungen plus ein Vorschlag. * Das umstrittene WissZeitVG wird mit keinem Wort erwähnt – was ist der genaue Stand?  Die Verkürzung von 6 auf 4(+2) Jahre, die das BMBF erwägt – Wie soll man, z.B. einem/r PostDoc eine unbefristete Stelle in Aussicht stellen – als Begründung der Verlängerung von 4 auf 6 – wenn man keine Planstelle hat? * Grafik: 33% Postdoktoranden unbefr. erwägen den Ausstieg, natürlich nur 33%, aber welche (kostbaren) Stellen sind das? Die Zahl ist vermutlich extrem gering, es gibt m.W. nach der Reform Anfang der 2000er keine unbefristeten neuen Akad. Ratstellen mehr (wäre zu eruieren). Ich selbst interessierte mich dafür, und musste dann trotz erfolgter Habilitation an der Universität Mainz und vielen Bew.verfahren mit 45 auf die HAW wechseln, aber nur weil ich 3 Jahre nach dem Diplom-Kfm. (Uni Köln 1991) gearbeitet hatte.  Die Pyramide im Uni-betrieb ist durch den Wegfall des Mittelbaus extrem verengt worden. * Der Vorschlag setzt da an:  die LHGs so reformieren, dass gute PostDocs z.B. auf Forschungsprofessuren auf HAWs, die ja zahlreicher sind als Unis, und zunehmend forschen, wechseln können. Nur deshalb erhielt ich die Professur an der HS Offenburg, aber brauchte die 3 Jahre außerhalb der Akademie, gemäß LHG BW. Die bringt man normalerweise nicht mit. Bitte gern mehr zu dem eminent wichtigen Thema!
Frank Habann

Das Elend von heute begann in den Schulen ab den 90er Jahren: Für das Abitur reichte zu oft ohne sachliches Verständnis nur auswendig Gelerntes aus. Durch die neuen Bologna-Regeln kam es ab etwa 2010 zu ebenso schädlicher „Verschulung“ vieler Unis. Aus Fachbüchern oder wissenschaftlichen Aufsätzen durch Eigenarbeit zu lernen wurde teils durch WIKIPEDIA-Texte abgelöst – auch wenn dort neben manch gutem Inhalt auch mehrfach fachlicher Unsinn zu finden war. Die hohe Anzahl jährlicher Publikationen sehe ich als eher bedenklich: Wird heute „Masse statt Klasse“ verlangt?
Wolfgang Ströbele


Leserbriefe zu „Natürlich genetisch“ von Christiane Grefe

Christian Grefe nennt ein Beispiel, warum Forscher die NGT schätzen: man könne damit womöglich landwirtschaftliche Erträge auch unter Dürre sichern, indem man dafür sorgt, dass die Pflanzen ihre Spaltöffnungen schließen. Stoff aus der Anfängervorlesung über Ökophysiologie, etwas vereinfacht dargestellt: geschlossene Spaltöffnungen = kein Wasserdampf kann raus = gut bei Dürre. Kehrseite der Medaille: geschossene Spaltöffnungen = kein Kohlendioxid kann rein = kein Wachstum und kein Ertrag. Das nennt sich Gaswechseldilemma der Höheren Pflanzen. Die Evolution hatte 400 Millionen Jahre Zeit, eine Lösung dieses Dilemmas zu finden. Was hat sie erfunden: den sogenannten CAM-Stoffwechsel. Dabei sind die Spaltöffnungen nachts geöffnet, wenn der Dürrestress geringer ist, und tagsüber geschlossen, wenn das nachts in den Blättern gespeicherte Kohlendioxid mittels Sonnenlicht in Kohlenhydrate und letztlich Wachstum umgesetzt wird. Das erlaubt das Überleben unter Dürre, nur: besonders produktiv sind diese Arten nicht – Kakteen oder Ananas ersetzen keinen Weizen. NGT verändern das Genom nicht anders als natürliche Mutationen. Nur: warum ist die Evolution in 400 Millionen Jahren nicht auf die auch bei Dürre hochproduktive Pflanzenart gekommen?
Andreas Fangmeier

Frau Grefe möchte in ihrem Beitrag erläutern, worum es bei der Neuregelung geht. Dabei lässt sie, wie bisher alle öffentlichen Darstellungen, eine wichtige Tatsache aus: Die vorgeschlagene Regelung bezieht sich derzeit auf alle (!) Pflanzenarten, also geschätzt 300 000 Arten. Die etwa 20 wichtigsten Nutzpflanzen nehmen sich dagegen nebensächlich aus. Eine nach der Neuregelung Einbringung von neuen Genotypen in Wildpopulationen ohne vorhergehende Risikoabschätzung ist ein Frontalangriff auf die genetische Integrität von natürlichen Populationen und deren Anpassungsfähigkeit, mit unabsehbaren ökologischen Folgen. Warum spricht niemand darüber? Und warum gibt es diese Ausweitung auf alle Arten überhaupt, wo es doch in der gesamten Debatte offensichtlich alleine um eine Anwendung in der Landwirtschaft geht? Im Grunde soll die Neue Gentechnik vorgeblich mit Methoden auf der molekularen Ebene Probleme auf einer höheren Ebene- bis zum Ökosystem- lösen. Nun sollte man annehmen, dass die Versprechen zu den positiven Eigenschaften und der Risikofreiheit der neuen Pflanzen von unzähligen Fachleuten untermauert werden, welche auf dieser Ebene arbeiten. Dies ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil, die (agrar-) ökologische Wissenschaft hat eine klare Antwort auf die Frage, wie nachhaltige Landwirtschaft aussehen sollte. Dabei spielt Neue Gentechnik keine Rolle. Durch die Diskrepanz zwischen der Fachkenntnis zu „sehr klein“ und „sehr groß“ kommt es auch bisweilen zu bemerkenswerten Stilblüten, sobald die Ebene des einzelnen Gens überschritten wird: Eine klassische Nutzpflanze, welche dank Neuer Gentechnik bei Dürre ihre Spaltöffnungen schließt, kann keine Photosynthese mehr machen. Zu glauben, solche Pflanzen könnten noch einen nennenswerten Ertrag bringen, ist, nun ja, interessant.
Katja Tielbörger


Leserbriefe zu „Macht Lächeln gute Laune?“ von Stefanie Kara

Es ist schon faszinierend zu erfahren mit welchem Aufwand Wissenschaftsgenerationen herauszufinden versuch(t)en, ob Lächeln die Laune hebt. Dabei könnte zur Beantwortung dieser Frage doch allein schon der ‚gesunde Menschenverstand‘ helfen. Zunächst: Wer ein Lächeln im Gesicht hat, vermittelt einem Dritten den Eindruck, dass er „guter Laune“ ist. Wer dagegen weniger guter Laune ist, wird in dieser Stimmung weniger zu einem Lächeln neigen, es sei denn, er/sie wird von jemand mit „guter Laune“ angelächelt. Lächeln (= gute Laune) des/der Einen bewirkt tendenziell Lächeln (= gute Laune) beim Anderen. Es scheint eher lebensfremd anzunehmen, dass jemand, der schlechter Laune ist, sich aus eigenem Antrieb zu einem Lächeln zwecks besserer Laune motiviert.
Heiner Kuse

Sozialpsychologie – eine wissenschaftliche Disziplin – deren publizierten Ergebnisse und seine ausgewählten Parameter – willkürlich subjektiv erscheinen lassen. Ein Lächeln ist ein emotionaler Moment für Sekunden – gute Laune für den ganzen Tag-braucht mehr – und davon gibt es zu wenig.  Darüber zu streiten, hilft nicht viel – die Welt besser zu machen. Eindeutige und sichere Ergebnisse gibt es nicht- denn die Ereignisse annähernd objektiv zu beschreiben – bleiben die innnersubjektiven Betrachtungen eines Beobachters in seinem eigenen selbst. Der Mensch ist und bleibt ein subjektives Wesen- die Tiere und Pflanzen gehören auch dazu.
Thomas Bartsch Hauschild


Leserbriefe zu „Tight“ von Tillmann Prüfer, Autor im ZEIT Magazin

Bildredakteure bekommen vermutlich wenig Aufmerksamkeit von Lesern. Das soll hiermit geändert werden. Ich habe am Wochenende herzhaft über die Illustration des Artikels über die Skinny Jeans gelacht. Der Vogel ist einfach klasse.
Thomas Struppe

Ich fahre gerne mit dem Rennrad, und einmal im Jahr tatsächlich auch ambitioniert. Das einzige, was an mir „skinny“ ist, ist die Radlerhose. Um so mehr wundert es mich, wie man augenscheinlich ohne Beinmuskulatur in Skinny Jeans durchs Leben kommt.
Winfried Vandersee


Leserbriefe zu „Sie sprach vom Erlöserkind“. Gespräch mit Heiner Ullrich geführt von Jeannette Otto

In der letzten Ausgabe der Zeit war ein Artikel erschienen, dessen wesentlicher Inhalt war, dass Maria Montessori von den geistigen Grundlagen her auch ein Kind ihrer Zeit war. Sehr ähnliche Artikel sind in der FAZ, der Süddeutschen Zeitung und in der Badischen Zeitung erschienen, vermutlich auch in weiteren Publikationen. Hier schreiben – ohne aktuellen Anlass, denn neue wissenschaftliche Bücher über bekannte Pädagogen gibt es ja immer wieder – mehrere Zeitungen quasi zeitgleich Ähnliches. Dieses Phänomen ist mir jetzt bereits mehrfach bei unterschiedlichen Sachverhalten aufgefallen. Eigentlich bin ich nicht an Schilderungen der journalistischen Arbeit an sich interessiert. Mich würde aber interessieren, warum immer bestimmte Themen von mehreren Zeitungen und ev. weiteren Medien nahezu gleichzeitig bearbeitet werden, auch wenn kein relevanter Anlass besteht. Schreiben Journalisten voneinander ab? Ist der Verlag bei der Werbung für das neue Buches so rührig? Hierzu würde mich ein Artikel interessieren.
Ludger Hofstetter

In Ihrem Artikel „Sie sprach vom Erlöserkind“ über Maria Montessori vermisse ich, dass die Montessori-Pädagogik der erste konsequente Versuch einer Erziehung ohne Zwang ist. Aus diesem Grund nämlich haben mein Sohn und meine jüngste Tochter in den 70er Jahren die integrierte Montessori- Grundschule von Dr. Hellbrügge in München im Olympiapark besucht. Für meinen Mann und mich, er war Sonderschullehrer und ich Erzieherin, war nicht die „Beschleunigung“ des Lernens der Grund die Kinder in die Montessorischule zu geben, so wie Herr Ulrich das in dem Artikel beschreibt. Und schon gar nicht aus einem starken Leistungsanspruch, wir sind nicht davon ausgegangen, dass alles dafür getan wird das Potenzial eines Kindes zu heben, wenn es in seinem individuellen Tempo gefördert wird. „Hilf mir es selbst zu tun“, der Grundsatz von Maria Montessori. war für uns als Eltern ausschlaggebend unsere Kinder in die Montessorischule zu geben. Die Freiarbeit, die damals noch nicht in der Regelschule gab, hat unsere Kinder befähigt ihre Materialien für die verschiedenen Fächer selbst zu suchen. Sie haben dadurch selbständiges Lernen gelernt, aber ohne Zwang! Lernen zusammen mit behinderten Kindern, hat bei meinen Kindern zu einem großen Verständnis für behinderte Menschen geführt. Ich bin heute noch dankbar dafür, dass es die Montessorischule für meine Kinder gab, sie haben beide studiert, sind erfolgreich im Beruf und schon Eltern. Mein Enkelkind, der Sohn meiner Tochter, war in der Montessori- Grundschule im Olympiapark, dass ist jetzt eine Elterninitiative.
Monika Hepp-Hoppenthaler


Leserbriefe zu „Titelbild“ ZEIT Magazin

Immer mal wieder drucken Sie „lustige“ Bilder von Tieren mit Qualzuchtmerkmalen (bisher im „Entdecken“, diesmal als Titel des Magazins). Dazu habe ich Ihnen schon einige Male geschrieben. In der Regel gab es eine Antwort i.S.v. „wir werden in Zukunft besser darauf achten“. Schön wär’s. Sie sollten als gute Journalisten in der Lage sein, herauszufinden, ob ein abgebildetes Tier Qualzuchtmerkmale oder andere gesundheitliche Probleme hat. Und ich erwarte von einem Blatt wie der ZEIT Überlegungen, warum man solche Bilder nicht unreflektiert drucken sollte. Es gibt dazu viele gute Informationen im Internet, z.B. bei der Berliner Tierärztekammer. Und es gibt sicher auch gut geeignete Fotos gesunder Tiere.
A. Golombiewski

Auf dem Titelblatt des ZEIT-Magazins ist ein Mops abgebildet. Ich weiß, viele finden Möpse sehr süß, und auch für Loriot war ein Leben ohne Mops zwar möglich, aber sinnlos. Seit Loriot ist die Zucht fortgeschritten, hin zu noch kürzeren Köpfen, also noch mehr Kindchenschema und noch gravierendere Probleme. Diese Kopfform bringt viele Falten mit sich, äußerlich und innerlich im Nasen-Rachenbereich und das wiederum hat diverse Probleme für den Hund zur Folge: Luftnot, weil Schleimhautfalten die Atmung erschweren (äußert sich im „niedlichen“ Schnarchen), Augenprobleme weil Hautfalten auf dem Augapfel reiben, das Auge sitzt nicht mehr so fest in der Höhle und kann leichter „herausfallen“ als bei anderen Hunden, Fehlstellungen des Gebisses, um die wichtigsten zu nennen. Ich bitte Sie daher darum, nicht weiter mit Bildern dieser Art „Werbung“ für diese von Jugend an kranken Hunde zu machen.
Ingrid Schmeißer


Leserbriefe zu „Was ich gern früher gewusst hätte“ von Sabine Leuthheusser-Schnarrenberger

Ich erinnere mich nicht an Ihre Klamotten von damals, aber ich erinnere mich sehr gut, dass und warum Sie die Kohl-Regierung verlassen haben. Diese Gelegenheit nutze ich gerne, um Ihnen meinen Respekt auszusprechen. Mehr Menschen von Ihrer Standfestigkeit braucht das Land – und das nicht nur in der Politik.
Dirk Brinker

Dieses Zitat hat Frau Sabine Leutheusser-Schnarrenberger schon am 10.7.2013 für die „Junge Welt“ rausgehauen: „Nimm die demokratische Legitimität weg – was ist der Staat dann noch anderes als eine große Hackerbande?“ Jetzt sagt sie, dass Politik ein Haifischbecken ist. Darin zu schwimmen, kann sehr erfüllend sein. Gut zu wissen, wie es ist.
Klaus P. Jaworek


Leserbrief zu „Titelbild“ erste Seite

Da schreibe etwa ich mir die Finger wund, UM GENIALE FRIEDENSMITTEL ENDLICH INS GESPRÄCH ZU BRINGEN, UM GEWALTFREIHEIT SOFORT MÖGLICH ZU MACHEN !!!!!!; und was Giovanni & Co. fällt Euch ein, Die Friedenstaube im Munitionsgürtel… Gehts noch schändlicher? Dazu druckt Ihr eine Zeitung? Dafür werden prachtvolle Bäume gefällt? Oh, mir wird mehr und mehr nachvollziehbar, WARUM **EURE *GEGNER** Euch derweil null Vertrauen und noch weniger zutrauen dahingehend. Jedenfalls MIT SCHÄNDUNG UND VERNICHTUNG IM SINN KRIEGT AUCH IHR NIE GUTES HIN, und durch die komplette Aussperrung von FRIEDENSIDEEN (wie eben etwa von mir) werdet Ihr nie mehr das wahre Glück seh’n, UND MINDESTENS EBENSO SCHÄNDLICH EMPFINDE ICH, WIE IHR MIT EUREM UNVERMÖGEN ZUM FRIEDEN AUCH ALLE ANDEREN INS ELEND MITREISST

Punkt. Mit raufendem Haar EUCH TIEF BEDAUERND und HOFFEND AUF DEN EINSATZ DER LIEBE DER PROLÖT FriedenStepper = Problemlösungstechniker Fürs Löten zerrissener Menschheit
Ramona Klück


Leserbrief zu „Erst das Tanken, dann die Moral“ von Marc Widmann

Die Sanktionspolitik gegen Russland ist ganz offensichtlich gescheitert. Dem russischen Staatshaushalt geht es bestens; Herr Putin kann diese Woche ganz entspannt neue Milliardenprogramme für soziale Leistungen verkünden.  Auf den Krieg in der Ukraine haben die Sanktionen keinen erkennbaren Einfluss. Nicht die russische Wirtschaft, sondern die westeuropäischen Volkswirtschaften stottern. Und dieses Scheitern hat drei, für den Westen peinliche Gründe. Erstens: Die Sanktionspolitik hat die Marktwirtschaft nicht verstanden, denn bei Verknappung des Angebots steigen die Preise. Der Lieferant muss nur einen Bruchteil der Menge verkaufen, um die gleichen Einnahmen zu erzielen. Von der Sanktionspolitik profitieren alle Produzenten von Öl und Gas, nicht nur Russland. Deutschland zahlt drauf. Herr Fratzscher vom DIW beziffert die zusätzlichen Energiekosten für die deutsche Wirtschaft bei 100 Mrd. € pro Jahr. Zweitens: Die Sanktionspolitik hat die Weltwirtschaft nicht verstanden. Das Diagramm im Beitrag zeigt es doch deutlich: Nur noch 10% der vorherigen Mengen fließen von Russland direkt in die EU; Staaten wir Indien, China und andere dagegen nehmen viel mehr russisches Öl ab. Überraschend? Keineswegs, da muss man nicht Volkswirtschaft studiert haben …  die Zeitungen sind doch in den letzten Jahren voll von der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung des globalen Südens. Drittens: Wieso Moral? Was haben Indien und China mit dem Krieg in der Ukraine zu tun? Hat man sie gefragt, als die Sanktionen beschlossen wurden? Haben sie zugestimmt? Die einzige Folge ist, dass sich die wirtschaftlichen Bindungen dieser Länder zu Russland erweitern. Und, allen Ernstes, sollen jetzt wirklich westliche Kriegsschiffe russische Tankschiffe stoppen, wie dies im Beitrag erwähnt wird? Jetzt, nachdem der Westen gegen die Huthies vorgeht mit der (validen) Begründung, dass sie die Freiheit der Handelsschifffahrt bedrohen? Das wäre die nächste Verirrung einer kurzsichtigen Sanktionspolitik, die leider von politischen Reflexen statt wirtschaftlicher Reflektion geleitet ist.
Ralph Bürk


Leserbrief zu „Sie wissen, was sie tun, und sie tun es“ von Thomas Assheuer

Die Frage, „warum haben so viele mitgemacht“, ist beantwortet! Weil sie glaubten, sie wären auf der Seite der Guten. Die Barbarei ist hier genau so, wie auf der anderen Seite. Und wer die Gefahr nur auf die andere Seite, die des „Vogelschiss“, abschieben will, will die Gefahr in ihrem ganzen Ausmaß gar nicht verstehen. Denn auf allen Seiten trifft man nur Leute, die die Gefahr bei den anderen sehen. Die Barbarei beginnt immer da, wo es so manierlich zugeht, bis jeder so verstrickt ist, dass es kein Entkommen gibt. Im Nachhinein wissen alle, was die Menschen damals verraten haben. So ein Film, wenn er irgendetwas verändern soll, müsste in einen Journalisten, der darüber schreibt, die Frage wecken, was er (oder sie) heute(!) verrät. Die Gelegenheit bleibt ungenutzt, weil man glaubt zu den Guten zu gehört. Nichts hat sich geändert. Vielleicht hätte man den Schauspielern moderne Klamotten anziehen sollen.
Fred Klemm


Leserbrief zu „Starnberg lebt“ von Alexander Cammann

Was bleibt und besteht, wenn selbst die stabilen, weiterführenden und aussagekräftigen Visionen für eine gerechte, friedliche EINE WELT zerfleddern. Was bleibt der interessierten Leserschaft, wenn stabile, welt- und erdbewusste, hoffnungsvolle, streitlustige, freiheits- und linksgerichtete Wegweiser, wie z. B. Jürgen Habermas, mittlerweile in den Zeiten von Unfrieden und Kriegen zu „fatalistischen Pessimisten“ werden; die befürchten, dass der Abstieg des Westens bevorstehe und all das, was er gedacht, gehofft und propagiert habe, „Schritt für Schritt verloren“ gehe.
Jos Schnurer


Leserbrief zu „Jung, schnell, witzig, rechts“ von Dune Korth et al.

In ihrem Artikel „jung, schnell, witzig rechts“ schreiben sie folgendes: „Einfach bisschen schneller rausgehen, bleiben sie da nicht stehen, machen sie keine Szene, sondern hauen sie jetzt einfach ab- gemeint sind Migranten“ Das ist völliger Bullshit, mit diesen Worten wurde eine Person aus dem Saal geschmissen, welche die Rede von Frau Weidel störte.
Sebastian Zinn


Leserbrief zu „In eigener Sache“ von Frank Werner

Nachdem ich ihren Artikel gelesen habe, verstehe ich noch weniger, warum dieses Titelbild und der Text (07.Oktober wegfokusieren) im Hause der Zeit erscheint? Die Kombination Kopftuch (patriarchale Unterdrückungsinstrument) und Palästinensertuch (Erkennungszeichen Yasser Arafat, Freund von Erbakan und Chomeini, Ziehsohn von Al Hosseini). Auf dem Titelbild.
Können Sie mir das bitte erklären?
Hamideh Kazemi


Leserbrief zu „Erster und doch viel zu spät“ von Elisabeth von Thadden

„Wir werden heute Nachmittag um 15 Uhr erschossen.“ Finden Sie es angebracht, den Artikel über den armenischen Résistance-Kämpfer Manouchian, der erst nach 80 Jahren Beachtung fand, in eine Kategorie einzubinden mit einem völlig belanglosen und inhaltsfreien Artikel über Fleecejacken und einem weiteren flapsig geschriebenen Kommentar zu Cannabis, Pfirsich-Eistee und Camembert? Ich war wirklich geschockt ob dieser Respektlosigkeit.
Anja Fels


Leserbrief zu „Über die gar nicht so schlechte Idee der Beichte“ von Harald Martenstein, Autor im ZEIT Magazin

Martenstein hat es erkannt. Der Sünder flüstert ein Vergehen in dem Beichtstuhl und der Pfaffe verlangt etliche Rosenkränze oder eine Wallfahrt. Eine direkte Methode geht so weiß der Volksmund:“ Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“ In der Hölle sind   immer angenehm hohe Temperaturen. Und vielleicht will die Seele gar nicht springen in die Kälte hier. Aber das Geld muss klingeln. Amen
Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Der Wohlstand des Papa Jean Pierre “ von Judith Raupp

Vielen Dank für den wichtigen Beitrag! Mir scheint, ein Beitrag zu Entwicklung und Stand des sinnvollen Mikrokredit-Ansatzes – der ja 2006 zum Nobelpreis für M. Yunus und die Grameen Bank führte – der logische nächste Schritt zu sein. Hier wird immer wieder Kritik über überhöhte Zinsen laut. Ich selbst bin mit Freude seit dem Start 2005 bei der kleinen NGO kiva.org in Kalifornien, die aus dem Grameen Bank – Gedanken hervorging, als privater Kreditgeber dabei – vor allem Mütter sind oft sehr kluge Unternehmerinnen. Tatsächlich stören mich aber die hohen Zinsen, die kivas field partner weltweit vor Ort nehmen. Einen ausgewogenen Artikel hierzu fände ich sehr lesenswert!
Frank Habann


Leserbrief zu „Ein Sammler, ein Recycler, ein Genie“ von Peter Kümmel

Die Volksbühne hat zwar keine Todesursache angegeben, aber wenn man ein bisschen herumgoogelt, findet man Menschen, die mit Pollesch befreundet waren und die von einem Herzinfarkt sprechen. Das Ableben eines Rauchers mit 61 Jahren halte ich nicht unbedingt für „plötzlich und unerwartet“. Wenn man dann noch etwas weiter googelt, findet man „denken, reden und rauchen“ (am liebsten wohl in der Theaterkantine, als es noch erlaubt war) als offensichtliche Lebensmaxime Polleschs, insofern scheint Ihr Foto ihn in einer nicht untypischen Pose zu zeigen.
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Kennedy! I love the name“ von Amrai Coen

Spinner, hochkarätiger Zirkusakt, aber eben auch „Held des Planeten“…  Gewiss ist Kennedy eine schillernde Gestalt, aber auch wenn oder vielleicht gerade, weil er den Rückhalt seines Clans nicht hat, sollte ihm zugute gehalten werden dass er zumindest nicht den Zustand des Planeten schönredet. Dass er, aus welchem Antrieb auch immer, dem Mörder seines Vaters verzeihen will, spricht auch eher für ihn. Dan Moldea attestiert ihm hirnlose Spekulationen, unausgegorene Meinungen und schlecht recherchierte Fakten. Wieso denke ich da sofort an Donald Trump? Wobei der gar nicht erst recherchiert, bevor er seine unausgegorenen Meinungen kundtut. Vielleicht ist Kennedy ja selbst das kleinere Übel, aber er verdient die Chance! Und ja, I love the name, too!
Christof Bezner


Leserbriefe zu „Ein Mann kann nicht Schlafen“ von Adam Soboczynski

Wahrscheinlich werde ich das Buch von T. K. Kaleyta nicht lesen, aber allein der geniale Halbsatz „… und schließlich die Gewalt, die ausbricht, weil jedes Paradies eine Halbwertszeit hat…“ war es wert, Ihre Rezension zu studieren. Vielen Dank für dieses Geschenk.
Kai Seyffarth


Leserbrief zu „OHNE STROM. Haarwachstumsset Scandinavian Biolabs“ von Mirko Borsche im ZEIT Magazin

Bezüglich Ihres Artikels über Haarwuchsmittel in der Ausgabe 10/2024 erzähle ich Ihnen meine eigenen Erfahrungen. Infolge von psychischem Stress (Corona, etc.) hatte ich extremen Haarausfall. Die Empfehlung meines Hautarztes hat sehr geholfen. Das Medikament (in Österreich auch auf Krankenschein erhältlich) heißt Alopexy.  Das sind drei Fläschchen mit Pumpspray und extrem sparsam, aber sehr effektiv. Bei mir sind die Haare wieder wunderbar nachgewachsen. Meine Friseurin hat es auch älteren Männern mit Haarausfall empfohlen, die ebenfalls begeistert waren.
Mag. Ilse Simbrunner


Leserbrief zu „Um die Ecke gedacht“ 2735

Nicht bei jedem Druck- oder Grammatikfehler schreibe ich einen Leserbrief, aber bei der Frage nach dem letzten Buchstaben von Aphrodite sind Sie auf ETA gekommen. Wenn man aber davon ausgeht, dass Homer das griechische Alphabet verwendet hat – im phönizischen wäre es aber auch nicht anders – wäre ein EPSILON (HE) angebracht gewesen. Da ich mich im Freundeskreis darüber austausche, hätte ich gern eine ausführlichere Erklärung als im aktuellen Heft, da die Auflösung alle etwas verwirrt.
Jürgen Bertram