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19. Oktober 2023 – Ausgabe 44

Leserbriefe zu „Dieses Schweigen“ von Sascha Chaimowicz

Warum sollte man sich – in einem Deutschland, in dem 47% der Deutschen kein Problem mit AfD-Beteiligungen in den Regierungen der Bundesländer haben – für Juden einsetzen oder aufschreien, wenn Juden in einem zunehmend für nationalsozialistisches Gedankengut offenen Deutschland bedroht sind? Finden Sie Ihren Denkfehler…?
Florian Lahmann

Ja es gibt das dröhnende Schweigen u. a. der Muslimverbände, die noch immer trotz begründeter Warnungen hofiert werfen. Es gibt aber aus demselben soziokulturellen Milieu Triumphgeschrei über die Gräueltaten nicht nur in Neukölln, sondern millionenfach im Land. Die Zeit übergeht die Ambiguität dieser Misere, vielleicht weil sie befangen ist? Wer zu den Protagonisten von Multikulti gehört(e), sieht sich einem Scherbenhaufen gegenüber, das Modell ist krachend gescheitert. Toleranz durfte es nicht zum Nulltarif geben, zumindest die Integrationswilligkeit hätte eingefordert werden müssen. Dagegen wurde vor Jahren selbst der Spracherwerb stigmatisiert (Claudia Roth). Unverständlich vor dem aktuellen Hintergrund die von der Ampel betriebene Turboeinbürgerung. Ob Linksgrün je zu einer Neubewertung fähig ist?
Christoph Schönberger

Wenn jemand seine Schuld oder Verbrechen abtragen will, sich ihr entledigen will, dazu einen anderen benutzt, indem er diesen kritiklos alles erlaubt, rechtfertigt, wie nennt man das wohl? Genau das tut der deutsche Staat während sich die globale Welt bei weitem nicht in der Einseitigkeit zeigt. Das unterliegt dem Schweigeverbot einer sogenannten Meinungsfreiheit. Wer seit vielen Jahrzehnten mit höchsten Werten alle Welt belehrt, Menschenrechte gerade erfunden zu haben scheint, sollte der nicht zumindest die wahre Geschichte kennen und schweigen?
Was dem palästinensischem Volk seit 1948 mit der Nakba, mit kolonialer Unterdrückung, Flucht und Vertreibung angetan wurde und wird, das darf alles keine Wahrheit sein, ist zu rechtfertigen, dagegen aufzustehen, protestieren, Völkerrecht zu auch für sich zu fordern, das soll im Lande der Freiheit und Demokratie verboten sein, bestraft werden? Wo leben wir? Wissen das nicht allmählich immer mehr in diesem Lande? Wie verbrecherisch ist im Grunde diese deutsche Haltung, die nur Israel Völkerrecht und mehr zugesteht, weil es sich Juden handle. Marx, Heine, Rotschild u.a. weniger freiheitlich- demokratische finden wir unter Juden, die gern auch antisemitische Beurteilung erfahren, oder? Es ist bekanntlich mehr als der Holocaust dessen sich Deutschland an Juden schuldig gemacht hat. An wie vielen anderen Völkern, Völkergruppen hat Deutschland in zwei Weltkriegen massenhaft Völkermord begangen und von deren Schuld heute keiner wissen will, sich ganz anders als zum Staat Israel verhält? Israel führt Krieg gegen Palästina, Russland gegen die Ukraine. Russland erfährt alles andere als Verständnis und Gnade. Was und für wen gilt welches Völkerrecht mit welchen Maßstäben? Sind das keine Fragen, die in einem Lande der Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, der Menschenrechte eine objektive Beantwortung erfahren dürfen? Gehört es etwa nicht zum elementaren Völkerrecht, dass sich Völker, Völkergruppen, Ethnien gegen Kolonialisierung, Unterdrückung, Vertreibung, Landnahme, Einsperren, Abriegeln und für ihr einfaches Existenzrecht wehren dürfen? Wehren auch mit Mitteln, die der Schwache anwendet gegen den übermächtig Stärkeren, den die westliche Welt für seine Machtinteressen in Nahost seit Jahrzehnten fördert, gegen die Lebensinteressen von Millionen Menschen.
Ist das eine deutsche freiheitlich-demokratische Antwort, die in diesen Stunden über alle Sender geht? Ist das Antwort des Friedens, der Beilegung aller Konflikte, ihrer Lösung, die so schwierig nicht wäre bei friedlichem Willen der Herrscher der Welt in Nahost? Eine alles andere als rühmliche Rolle spielt wieder einmal Deutschland, Deutschland unter SPD und Ampelmännchen und – weibchen, christlich sich nennend noch dazu. Man kann sich nur schämen!
Roland Winkler

Empathie, Solidarität und neue Impulse für Kontextdiskurs zu Israel/Palästina gehen zusammen! Über eine Verurteilung des aktuellen wie jeder Art Terror hinaus stellt sich bereits seit langem die Frage nach neuen Impulsen für den politischen Diskurs zu Perspektiven eines Zusammenlebens von Juden und Arabern im Gebiet Israel/Palästina, der bekanntlich in einer unüberwindlich erscheinenden Sackgasse steckt und nicht unwesentlich von Extremisten und ihren Narrativen bestimmt wird.
Wäre es nicht gerade jetzt an der Zeit, mit einer Diskussion über eine für alle Beteiligte nachhaltige politische Lösung des Konflikts zu beginnen, die im Rahmen einer demokratisch-rechtsstaatlich und säkular verfassten Einstaatlichkeit für das Gesamtgebiet Israel/Palästina mit autonomen Verwaltungsgebietseinheiten einschließt? Angesichts der arabischen Bevölkerungsmehrheit im damaligen Gesamtgebiet Palästina hatten maßgebliche zionistische Kreise Ähnliches bereits vor dem Holocaust gefordert, um jüdischen Einwanderern eine gesicherten Siedlungsperspektive aufzuzeigen. Der bekannte deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm hatte diese Perspektive in seinem Buch „Israel eine Utopie“ neu formuliert. Es lohnt sich, über diese Utopie zu diskutieren!
Volker Rein

Der Überfall der Hamas auf Israel, insbesondere auf das Musik-Festival, ist ein politisch motiviertes Verbrechen mit religiösem Hintergrund. Die Trauer um die vielen Opfer ist verständlich wie das Mitgefühl mit den Palästinensern, vorausgesetzt, es geht nicht um Rache, um Auge um Auge, Zahn um Zahn. Den Anschlag auf den Twin-Tower in New York mit dem Anschlag auf das Musikfestival in Israel nahe der Grenze zum palästinischen Gaza-Streifen sind m. E. nur gleichsetzen, wenn die Hintergründe der Selbstmordanschläge in Israel und die Siedlungspolitik Israels negiert werden.
Politik hat die Aufgabe, Probleme zu lösen. D Voraussetzung dafür ist die Wahrnehmung der Wirklichkeit, d. h. aller Tatsachen, die das Verhältnis der Palästinenser und der Israelis betreffen. Dabei geht es nicht nur um die Ethnien, sondern stets gleichzeitig um die Religionen. Im Sinne des Zeitalters der Aufklärung kommt es auf den Respekt gegenüber theoretischen Gründen, die für Überzeugungen stehen, und auf Gründe, die für praktisches Handeln stehen, an. Weder klerikale Autorität noch staatliche und politische Macht bestimmen, was richtig oder falsch ist. Das sind die Voraussetzungen für eine Lösung der Probleme in Nahost.
R. Reiger

Ich bin eine ziemlich ältere Jüdin hier in München und traue mich kaum noch in öffentliche Verkehrsmittel oder irgendwelche Stadtzentren, aufgrund der aufgeheizten Stimmung überall. Die Nachrichten sind beunruhigend, wir jüdischen Bürger sind fassungslos. Doch heute war es unumgänglich, einige Wege zu erledigen. Als ich an einem Kiosk vorbeikam, sah ich draußen die aufgereihten Tageszeitungen und vor allem das Titelblatt Ihrer „Die Zeit“. Keine andere wichtige Tageszeitung hat derartig „aufgemacht“ (ich glaube, so nennt man das bei Ihnen). Mich hat das sehr beeindruckt. Deshalb kaufte ich mir an diesem Kiosk Ihre Ausgabe Nr. 44, setzte mich auf eine nahe stehende Bank und las den sehr beeindruckenden! Artikel von Sascha Chaimowicz. Er hat in allem recht!
Ich kann es nicht fassen, womit man heutzutage wieder konfrontiert wird. Wie offenbar hilflos und überfordert sich unser Staat diesen Hassbekundungen der vielen Muslime, die plötzlich von überall daherkommen, ausgesetzt fühlt. Erst gestern sandte ich einen persönlichen Brief an unseren Bayrischen Innenminister, Herrn Joachim Herrmann. Denn allein schon die öffentlich-rechtliche Berichterstattung ist ziemlich bald gekippt. Das war vorauszusehen, es war leider zu befürchten.  Diverse Aufnahmen dieses massiven und extra-brutalen Massakers vom Schabbat am 07. Oktober 23, die leider nur im Netz die Runde machten, hätten hierzulande und ausnahmsweise auf alle Titelblätter gehört. Unsere grässlichen TV-Programme schonen uns Bürger ja auch nicht mit ihren Brutalo-Szenen, Sex- und Totschlagstories. Selten mal ein abendlicher, netter Film, der garantiert halt keine Einschaltquoten!
Das Massaker aber an unschuldigen israelischen Zivilisten und Kleinkindern war echt – und dass jetzt als erstes besonders mitleidvoll an die bedürftigen Menschen in Gaza gedacht wird, weil sie Lebensmittel und Wasser benötigen, statt intensiver an das Schicksal der Geiseln zu mahnen, die wie Tiere gehalten werden tief unter der Erde, ist bezeichnend. Unser Bundeskanzler hat sicher sein Möglichstes getan, aber die normale deutsche Bevölkerung – ich höre wenig …  Unsere Politiker werden nicht müde, uns jüdischen Bürger seit Jahren dieses und jenes zu versichern und zu versprechen. Wir glauben davon kein Wort! Denn viel zu viel ist hier schon geschehen und haben schon vor Jahren verantwortungsvolle Abgeordnete, Publizisten oder jüdische Gemeinden vollkommen umsonst gewarnt. Wenn allein schon in Deutschland mehr als 5 Millionen Muslime leben (ich weiß, es sind nicht alle gleich) und man sich die vielen Muslime der europäischen Nachbarstaaten hinzudenkt, dann braucht es wenig Fantasie, um sich ausmalen zu können, auf welch´ fruchtbaren Boden die gestrigen Hassaufrufe dieses Ismail Haniya aus Gaza/Katar fallen werden. Wehret den Anfängen war gestern!
Yehudit de Toledo Gruber

Vielen Dank für diesen aufrüttelnden Leitartikel. Dazu passt, dass die bewegende Rede unseres Vize-Kanzlers Robert Habeck zu den Ereignissen in Israel kaum öffentlich diskutiert wird und von vielen noch nicht einmal wahrgenommen wurde.
Gabriele Jung

Danke fürs Augen öffnen durch den Vergleich Solidaritätswelle 9/11 und für den Bogen zur Anti-westlichen Agenda der Hamas. Weniger hilfreich finde ich Vergleiche zwischen der deutschen Boulevardpresse („Wir sind alle Amerikaner“) und linken Antirassismus- Gruppen. Letztere haben doch wohl auch bei 9/11 nicht emotional Solidarität mit den USA bekundet. Und was mir völlig fehlt, ist der Bezug zu dem Leiden und dem Streben nach Eigenständigkeit auf der anderen Seite. Das auszublenden, ist doch Teil des Problems (weil es der Hamas sehr viel Unterstützung bringt).
Martin Schön-Chanishvili

Ja, es stimmt, das Schweigen bestimmter Kreise in Deutschland nach dem Terroranschlag der Hamas ist verstörend und beschämend – und es ist tatsächlich anders als die Reaktionen nach 9/11. Aber es gab auch ein verstörendes Schweigen vor (!) den Terroranschlägen, sowohl bei 9/11 als auch jetzt in Israel: Das ist das verstörende Schweigen der Dienste. Man sagt von der NSA, dass sie jedes Telefongespräch auf der Welt abhören könne. Aber NSA und FBI haben seinerzeit nichts gemerkt von den Vorbereitungen zu 9/11, obwohl es zahlreiche Hinweise gab, wie spätere Publikationen aufzeigten. Und Israel hat bei den Diensten alles, was die USA haben, nur schneller, perfekter, umfassender.
Die israelische Armee ist in der Lage, das einzelne Haus eines Hamas-Kommandeurs zu identifizieren und selektiv zu bombardieren – beindruckende Leistung. Aktuell war Israel sofort in der Lage ein abgehörtes Telefongespräch von Hamas-Leuten zu veröffentlichen, bei dem es um die Rakete auf das Krankenhaus in Gaza ging – Ergebnis umfassender Überwachung. Aber die israelischen Dienste haben vor der Terror-Attacke der Hamas leider nichts gemerkt von den Vorbereitungen tausender Kämpfer, von ihrer Bewaffnung, Koordination und Kommunikation; hunderte Kameras und Sensoren an der Grenze zu Gaza haben nichts bemerkt. Verstörende Blindheit, verstörendes Schweigen der Dienste … wie damals bei 9/11.
Ralph Bürk

Es wird weltweit geschwiegen über eine Vermischung von religiös und ideologischen Sendungsmotiven mit exzessiven Herrschaftszielen sowie einem Vernichtungswillen der Hamas gegen die Existenz des Staates Israel und der dort lebenden Juden und der Juden in aller Welt. In ihrer Verblendung geschürt durch den Hass auf jüdisches Leben in vielen muslimischen Ländern wird die gemeinsame Herkunft der drei großen monotheistischen Religionen völlig außer Acht gelassen und negiert. Der Koran bezeichnet Christen und Juden als „Völker der Schrift“ und will, dass sie mit Hochachtung behandelt werden, unter Schutz gestellt gehören; zwar sind sie Ungläubige, aber sie besitzen die Schrift, und die haben sie von Gott. Das moralische gemeinsame Friedensgebot findet sich in den Psalmen des jüdischen Alten Testaments, in der christlichen Bergpredigt und/oder in den entsprechenden Suren des muslimischen Korans.
Ein Frieden zwischen Juden, Christen und Muslimen könnte möglich sein, wenn nur endlich begriffen würde, dass ihre Religionen aus der gleichen Wurzel stammen. Da dieser Erkenntnisgewinn aller Kontrahenten nur ein frommer Wunsch ist müssen wir leider mit den Gräueltaten, den ekelhaften Massakern der Hamas vom 07. Oktober 2023, leben und dieses Datum genauso betrachten wie den 11. September 2001 in New York. Aber was ist nach diesem Armageddon (Bibel: Harmagedon=Endzeitliche Entscheidungsschlacht in der Offenbarung des Johannes) vom 07.10.2023 in Deutschland geschehen? Die politische Aussage, dass die Existenz Israels deutsche Staatsräson ist. Eine Reisediplomatie mit ungewissem Ausgang. Einige Sonderberichte im Fernsehen. Keine Stockstarre wie bei „Nine Eleven“. Jetzt Schweigeminuten als Ausnahmen. Stattdessen eine massive Ausweitung Antisemitischer Angriffe gegen jüdische Einrichtungen und gegen jüdische Mitbürger. Kein konsequentes Vorgehen gegen Propalästinensische und Judenfeindliche Proteste in ganz Deutschland, vornehmlich in Berlin.
Eine neuerliche Hetze, Übergriffe, Verfolgung und Terror gegen in Deutschland lebende Juden darf es eigentlich nicht mehr geben. Aber es gibt sie immer mehr. Die vielen Antisemitischen Verstöße dagegen müssen mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgt werden. Muslimische Verbände sollten genauestens beobachtet werden, da aus diesen Reihen weiterhin beunruhigende und Israel – sowie Judenfeindliche Nachrichten verbreitet werden. Die Geldflüsse und Zahlungen an Israelfeindliche Einrichtungen müssen auf den Prüfstand und eigentlich erstmal eingefroren werden. Ausgenommen hiervon sind humanitäre Hilfen für die Menschen im Gazastreifen. Aber außer Absichtserklärungen scheint bisher wenig passiert zu sein. Insgesamt wirft das Ganze kein gutes Bild auf die Solidarität der deutschen Zivilbevölkerung und der deutschen Politik mit Israel und den in Deutschland lebenden Juden. Angesichts unserer Geschichte   ist dies sehr beschämend. Die über 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland sind Ansporn dafür, dass den Jüdinnen und Juden weiterhin der Boden für ein friedliches Leben und die Ausübung ihrer Religion sowie ihrer Lebensweise bereitet und gewährleistet wird. Das ist eine immerwährende Verpflichtung Deutschlands.
Felix Bicker

Es ist kein Schweigen zu dem eindeutigen Verbrechen der Hamas, es ist die allgemeine globale Enthemmung in menschlichen Maßstäben, welche Sprachlosigkeit erzeugt. Das sogar in einer Region, wo fast ausschließlich Diktatoren und Diktaturen Hunderttausende Orte mit religiösen Leibgarden notzüchtigen und Menschen ihre Freiheit rauben und die Demokratie Israel selbst einen „göttlichen Weg“ der Abkehr vom Vorrecht der Freiheit sucht und mit religiösem Wahn Nachbarschaften okkupiert. Aber es stützen auf allen Seiten des Konflikts nicht die unzähligen Waffen die Herrschaft und Grundlagen einer schwachsinnigen Politik, es überwiegt eine freiwillige Knechtschaft von manipulierten Menschen, von einem menschlichen Abschaum und Unrat voll starker Gier moderiert, das für alle Beteiligten des Nahen Ostens gilt.
Statt sich mit dem gleich großen Blutzoll seine Freiheit nach dem Vorbild iranischer Frauen herbeizuführen, wächst im Nahen Osten eine von vornehmlich jungen Männern geprägte freiwillige Knechtschaft weiter oder man emigriert in eine unbekannte Zukunft. Gerade wegen der sehr großen Einsicht durch unsere nationale Schande und des geradezu unerträglichen Leids in der Region ist mir eine zu einäugige Sichtweise zuwider, auch weil diese Region in religiöser „Brüderlichkeit von Juden und Moslems“ ein Hort von Grausamkeit, Unehrlichkeit und Ungerechtigkeit bleiben wird.
Jürgen Dressler

Sie fragen in Ihrem Artikel, weshalb es nach dem entsetzlichen Terroranschlag der Hamas in Israel zu aus Ihrer Sicht so verhaltenen Reaktionen kommt, insbesondere im Vergleich mit der damaligen Reaktion auf den Terroranschlag in New York am 11. September 2001. Und weshalb so getan oder es so empfunden wird, als handele sich um eine weitere brutale Volte des Nahost-Konfliktes. Ich habe mich dasselbe gefragt uns aus meiner Sicht sind die beiden Hauptgründe, dass einem Israel als Staat zum einen doch sehr fremd ist und zum anderen an der Unfreiheit und Ungleichheit des Diskurses über Israel. In Israel regiert mit Benjamin Netanjahu eine Regierungschef, der sich, um einem Prozess zu entkommen, mit aller Macht in der Regierung hält, selbst um den Preis einer Koalition mit Ultranationalisten und ultrareligiösen Koalitionspartnern.
In dieser sitzt nun u.a. ein vorbestrafter Minister, sie forcieren den Siedlungsbau, der mit der Enteignung und der Vertreibung von Palästinensern verbunden ist oder betreiben einen Umbau der Justiz und der Medienlandschaft, die das Land immer weiter von einer Demokratie entfernt. Des Weiteren wird der Gazastreifen immer wieder abgeriegelt oder den Menschen dort der Zugang zu ihrer Arbeitsstätte, Trinkwasser, … verweigert oder erschwert. Diese Kritik an der Regierung zu äußern, ist aber schwierig, und das ist es was ich mit Unfreiheit meine. Da wird in dem letzten Streit-Gespräch in der ZEIT Gregor Gysi, nach dem er klargestellt hat, dass Israels Sicherheit in Deutschland Staatsräson ist und er den Terroranschlag auf das Schärfste verurteilt, von seiner Gesprächspartnerin aus der CDU Antisemitismus unterstellt, alleine weil er Verhältnismäßigkeit bei der Reaktion der Israelis anmahnt. Dasselbe geschah Slavij Zizek auf der Frankfurter Buchmesse, als er nach der Verurteilung des terroristischen Anschlags betonte, dass man auch den Palästinensern zuhören müsse und sich dabei sogar auf ein Zitat eines ehemaligen israelischen Staatsoberhauptes bezog.
Der Unterschied zu den USA ist, dass man dieses Land in jeder Form kritisieren kann, ohne dass einem dafür irgendeine Gesinnung unterstellt wird und dass die Unterstützung damals auch nicht eingefordert wurde. Desgleichen kann man für die Rechte von Minderheiten wir den Schwarzen eintreten, ohne dass dies verurteilt wird. Dass sich das für Sie offensichtlich anders anfühlt, kann ich gut nachvollziehen, aber dies sind nun meine Eindrücke dazu. Es ist mir sehr wichtig deutlich zu machen, bzw. ich möchte darauf hinwirken, dass man auch Kritik an der Regierung Israels üben kann, ohne dass das irgendetwas mit Antisemitismus zu tun hat, denn aus meiner Sicht kann sich nur dadurch das Verhältnis zu Israel weiter entspannen.
Claudia Plötner

In Ihrer aktuellen Ausgabe fragen Sie unter der Streit-Rubrik: „Müssen die Muslime deutlicher werden?“ Sascha Chaimowicz bejaht das die Frage in seinem Leitartikel und bemängelt die Stellungnahme des Zentralrats der Muslime und vermisst ein Wort der Solidarität mit Israel. Aber gehört es zu den Aufgaben einer Religionsgemeinschaft, sich für oder gegen einen Nationalstaat auszusprechen? Was zählt sind die Menschen. Und hier verurteilt der Zentralrat eindeutig die Terrorakte der Hamas. Der zweite Absatz spricht von „zutiefst verstörenden“ Aktionen jüdischer Siedler auf palästinensische Dörfer und die Al-Aqusa Moschee. Das mag man unangemessen finden. Was ich allerdings wirklich bedauerlich finde:  Der dritte Absatz der Erklärung wird weder von Ihnen noch von den meisten anderen Medien gewürdigt. Da ist nämlich durchaus von Solidarität die Rede: der Solidarität muslimischer Deutscher mit jüdischen Deutschen. Einer Glaubensgemeinschaft sehr angemessen heißt es: „Sie sind Geschwister im Glauben an den einen Gott und solidarisieren sich gemeinsam für den Frieden hier und im Nahen Osten“. Für mich ein Satz, der zumindest verdient, in der Öffentlichkeit wahr genommen zu werden.
Gerd Brendel

Ihren Beitrag „Dieses Schweigen“ las ich – mit betretenem Schweigen. Ich wüsste gern, wie ich mich in dieser Krise mit dem angegriffenen Israel hinreichend laut solidarisch zeigen sollte. Auf welchem Wege, wenn ich von Natur aus kein Lautsprecher bin und mich leider, leider aus Careworkgründen nicht wirklich sehr aktiv politisch engagieren kann? Gibt es ein Zeichen der Solidarität mit dem auch von außen angegriffenen Rechtsstaat in Nahost? Viele Fragen, vielleicht sagen Sie, ich müsse es selbst beantworten. Nun, es fällt mir nicht wirklich leicht und anderen des schweigenden, aber israelfreundlichen Bevölkerungsteils bestimmt auch.
Christian Steinweg

Sie haben vollkommen recht! „Dieses Schweigen“ ist unerträglich! Es ist die Reizüberflutung, die fast schon täglichen Berichte über Gräueltaten auf der ganzen Welt, die Kriege, die die Konsumenten von Nachrichten abstumpfen lassen. Es muss schon etwas richtig Spektakuläres sein, wie Flugzeugabstürze in zwei Hochhäuser und Zusammenbruch von zwei Wahrzeichen mitten in Manhattan, damit man die übersättigte breite Masse noch hinterm warmen Ofen hervorholen kann. Egal, wie kompliziert die politische Situation im Nahen Osten ist, Israel benötigt jetzt die uneingeschränkte Solidarität der westlichen freien Welt.
Martin Krivacek

Jedes Wort kann nur unterstrichen werden. Der Business-as-usual-Betrieb nach den unsäglichen Angriffen der Hamas, der zum Teil groteske Formen im Stil von „Verstehen Sie Spaß“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen annahm, muss zu denken geben. Im Gegensatz zu den Anschlägen vom 9. September 2001, sehen wir uns wohl nicht annähernd so sehr in unserem amerikanisch geprägten Mark getroffen und empfinden das Geschehen im Nahen Osten doch als weit weg. Völlig irrig – ohne Frage. Es gibt sicher bessere Zeitpunkte für einen Deal. Für eine tiefere Identifikation mit Israel wäre es aus meiner Sicht jedoch sehr hilfreich, wenn man für eine offene Kritik an der realen Politik Israels, und zwar seit der Staatsgründung bis heute, nicht des Verdachts eines politischen Antisemitismus ausgesetzt sein würde.
Andreas Hug

Sascha Chaimowicz hat absolut recht und auch wir haben daheim genau über diese Thematik debattiert. Ja, die Siedlungspolitik und die rechtsorientierte, religiöse Ideologie der Regierung ist nicht hinnehmbar und deshalb sind viele Israelis auf die Straße gegangen. Auch sieht man, was viele orthodoxe Juden für ein Glück haben, dass ihre weniger religiösen Mitbürger nun militärisch für sie in die Presche springen und IHR Israel verteidigen. Und ja auch die jüdische Bevölkerung (durch ihre Wahl) trägt massiv zu diesem Konflikt bei, aber deshalb darf man in dieser Zeit den Angriff nicht verharmlosen. Hier sind Menschen abgeschlachtet worden, die wie alle anderen Menschen ein freies und erfülltes Leben leben wollten.
Ich bin keine Journalistin und kann deshalb nicht so stimmige Texte verfassen, wie es die Journalistinnen und Journalisten tun und deshalb halte ich mich kurz (man könnte Bücher damit füllen), aber wir als freie, liberale und demokratische Staaten im „Westen“ müssen diesen Angriff verurteilen und dürfen nichts relativieren. Und ich kann dem (auch die Demonstranten, die hier sagen dürfen, was sie möchten und von den demokratischen Werten profitieren und dies in keinster Weise anerkennen oder schätzen), was Herr Chaimowicz geschrieben hat, nur beipflichten. Es ist gerade nicht angebracht, den Angriff und das Morden durch die Dauerbrenner der israelischen Politik zu relativieren.
Katja Schubert

Herzlichen Dank für diesen so wichtigen Artikel von Sascha Chaimowicz an so prominenter Stelle! Ich würde mir sehr wünschen, dass Sie auch weiterhin bei diesem Thema uns Leser*innen wie auch die berichtenden Journalist*innen auf diese Weise in die Pflicht nehmen! Nach Redaktionsschluss ihrer Ausgabe, vor drei Tagen, hat die internationale Presse im Schnellverfahren die Hamas-Meldung vom vermeintlichen israelischen Angriff auf ein Krankenhaus übernommen. Nun stellt sich die Beweislage als, gelinde gesagt, deutlich komplexer heraus und das meiste spricht für einen Treffer durch eine Hamas- oder Islamischer-Dschihad-Rakete. Das Leid auf allen Seiten in Israel und Palästina ist unbeschreiblich und verdient unser tiefstes Mitgefühl.
Das ist jedoch kein guter Grund für etwas, was sich schon in den Tagen zuvor gezeigt hatte: Dass wir nur zu schnell bereit sind, den israelischen Staat auf eine Stufe mit einer islamistischen Diktatur zu stellen. Wir sprechen von einer „Gewaltspirale“, wenn wir eine militärische Antwort auf brutalsten Terror beschreiben, der gezielt die Wehrlosesten attackierte und die Gewalt in der Manier des „Islamischen Staates“ öffentlich zelebrierte. Die militärische Reaktion hingegen geht mit Vorwarnungen an Zivilisten in den von der Hamas als Militärstellungen missbrauchten Gebieten einher. Dennoch parallelisieren wir immerzu die Aktionen der verschiedenen Akteure.
Ist es wirklich ein „Anheizen der Gewaltspirale“, militärisch auf einen solchen Terror zu antworten? Gibt das türkische Militär in den derzeitigen Angriffen auf kurdische Stellungen in Nordsyrien denn solche Warnungen ab? Hätte das russische Militär jemals solche Warnungen abgegeben? Würde unser Militär heute solche Warnungen abgeben? Wie wäre die Reaktion Chinas ausgefallen, hätte es einen solchen Angriff von Uiguren aus Xinjiang oder aus Kirgistan gegeben? Wie hätten die USA auf einen solchen Angriff aus Kuba reagiert, wie hätte die Russische Föderation auf einen solchen Angriff aus einem Kaukasus-Staat reagiert, wie hätte Indien auf einen solchen Angriff durch die pakistanische Regierung reagiert? Wir übernehmen in so vielen Punkten kritiklos die Propaganda der Hamas, einer Organisation, die ganz offen Kinder ermordet und andere Kinder nach der Ermordung ihrer Eltern entführt hat und IMMER noch gefangen hält! Ganz zu schweigen von den gefolterten, ermordeten und öffentlich vergewaltigten Zivilist*innen, die in den Propaganda-Videos vorgeführt wurden. Und dieselbe Gruppe nimmt die Einwohner Gazas in Mithaftung, versperrt ihnen mit Gewalt die Fluchtwege, legt ihre Militärbasen bewusst in Wohngebieten an und verweigert die Herausgabe der jüdischen Geiseln – was die kommende Invasion sehr einfach abwenden würde.
Wir aber sind nur zu schnell bereit, solche ungesicherten Informationen wie den vermeintlichen Krankenhausangriff zu verbreiten. Passt so etwas zu gut zu Vorstellungen vom „Kindermörder Israel“? Wir sprechen von Gaza als „größtem Gefängnis der Welt“ (während ca. 1 Mio. muslimische Uiguren in chinesischen Gulags leiden), als würde Israel den Gefängniswärter spielen. Tatsächlich hat Israel nur seine Grenze zu einer verfeindeten Diktatur geschlossen. Zuvor war die Grenze offen und Israel hatte unter Sharon den Gazastreifen geräumt und vollständig palästinensischer Verwaltung unterstellt. Als Hamas die Macht ergriff, die seit ihrer Gründung offiziell die Politik der Judenvernichtung in Palästina (ihrer Charta nach heißt das auch ganz Israel) verfolgt, schloss Israel die Grenze, um genau solche barbarischen Attacken wie die jetzige zu verhindern. Das war 2006, als dort Hamas die Macht erputschte (nachdem sie auch mit Mehrheit in Gaza gewählt worden war). Wer auf die Karte schaut, sieht: Gaza hat auch eine Grenze zu Ägypten. Das arabische „Bruderland“ hält seine Grenze genauso geschlossen, einerseits um Terroristen abzuhalten – und andererseits, um Gaza als nützlichen Konfliktherd zu bewahren, der Israel beschäftigt hält. Die Hamas hatte nie Probleme, trotzdem Unmengen an Waffen ins Land zu schaffen. Für Nahrungsmittel und Medikamente für die eigene Zivilbevölkerung scheint sie sich nicht zu interessieren – oder warum gibt es immer genug Raketen, aber nicht genug Medikamente?
Das Leiden der Bevölkerung von Gaza ist real und sie verdient unser Mitgefühl. Was sie nicht verdient, ist es, als „Bauernopfer“ unserer „Israelkritik“ zu dienen. Lassen wir uns von der brutalsten Attacke auf jüdisches Leben seit Langem (wir wissen alle, seit wann) wirklich erschüttern? Wenn wir undifferenziert nach einem nicht näher benannten Waffenstillstand rufen (ohne zuerst die Freigabe der Geiseln zu fordern), vergessen wir dann nicht das fortdauernde Unrecht der Geiselhaft gefolterter, vergewaltigter Frauen, Kinder und anderer Zivilisten in der Hand der Hamas? Derselben Organisation, deren Pressemitteilungen wir ungeprüft verbreiten? Dass wir Leser*innen alle keine „Nahostexperten“ sind, ist klar und wird auch niemand verlangen. Die Anfragen und Vorwürfe jüdischer und israelischer Menschen, dass wir nur zu oft mit zweierlei Maß messen, sollten wir aber sehr ernst nehmen. Ich danke Ihnen, dass Sie diese Mahnung in der so erhitzten und meinem Eindruck nach immer mehr in die von Hamas gewünschte Richtung lehnenden Debatte aufrechterhalten!
Kornelius Kammler-Sücker

Frieden im Nahen Osten kann nur entstehen, wenn der Hass überwunden wird. Aber dazu muss man bereit sein. Ich glaube, viele junge Israelis und Palästinenser wären dazu bereit und würden gemeinsam an den wirklichen und gewaltigen Problemen der Zukunft arbeiten wollen. Und würden dabei glücklich sein wollen. Aber die erzkonservativen, antidemokratischen „alten“ Mullahs im Iran, die im Innern die Jugend ihres Landes foltern oder vertreiben sowie nach außen ihre Kettenhunde der Hamas und Hisbollah fanatisieren und nähren und zudem selbst an der Atombombe basteln, lassen das nicht zu!
Alte Männer sollten eigentlich weise sein und das Wohl der nächsten Generationen fördern. Im Iran allerdings sind sie im Denken verkrustet, zukunftsunfähig, friedensbedrohend und gefährlich! Eine Gefahr für die Region und die ganze Welt! Und auf unseren Straßen dürfen wir die von Demagogen geschürten „Sympathiekundgebungen“ für extremistischen Terror und Antisemitismus nicht zulassen. Nicht nur der Staat muss sich mit seinen Mitteln dagegenstellen, sondern auch wir Bürger müssen deutlicher werden.
Jörg Friedhelm Venzke

„Der Terror vom 7.Oktober aber ist in seiner Barbarei ohne Beispiel.“ schreibt der Autor, der vermutlich jünger als 50 Jahre ist. Ich selbst, 80 Jahre, erinnere mich aber noch sehr gut an die Massaker von Sabra und Shabila vom 16.9.1982, wo in Flüchtlingslagern im Süden Libanons unter Aufsicht der israelischen Truppen und ihrem Befehlshaber General Sharon mehr als tausend palästinensische „Babys, Frauen und Alte …“ von faschistischen libanesischen („christlichen“!) Helfern abgeschlachtet wurden. Ariel Sharon wurde später israelischer Ministerpräsident und nie zur Rechenschaft gezogen. Also Vorsicht, lieber Herr Chaimowicz, mit dem Wort „beispiellos“! Auch wenn sich die israelischen Eroberer damals die Hände nicht selbst schmutzig gemacht und nur den Schauplatz abgeriegelt und beleuchtet haben: Verbrechen bleiben Verbrechen, von welcher Seite auch immer sie begangen werden. Und ein Sprichwort in unserer vom Aussterben bedrohten Sprache sagt: Wer Wind sät, erntet Sturm.
Frank Doerbeck

Deutschland gehört zu den wichtigsten Verbündeten Israels. Nach dem Terrorangriff der Hamas richten sich Israel und viele deutsch – israelische Staatsbürger vertrauensvoll an Deutschland und erbitten Unterstützung. Deutschland steht nach dem Holocaust in einer besonderen Verantwortung und Pflicht gegenüber Israel, seinen Bürgen und auch den Juden, die in Deutschland leben. Der bekannte Satz von der deutschen Staatsräson darf keine Phrase bleiben. Ich empfinde das in Deutschland gesetzte Vertrauen Israels als hohe Ehre.
Es ist eine Schande, wenn in Deutschland Menschen jüdischen Glaubens wieder unter Angst leben müssen. Es kann nicht angehen, dass ihre Häuser beschmiert werden, sie sich selbst verleugnen müssen und ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken mögen. Ich erwarte von dem deutschen Rechtsstaat, dass er dem Treiben propalästinensischer gewaltbereiter Aktivisten in Deutschland umgehend ein Ende setzt. Dazu gehören für mich auch die Veranstaltungen, auf denen unter dem Deckmantel der Demonstrationsfreiheit der Hass gegen Israel geschürt wird, und die immer wieder in einer Straßenschlacht mit der Polizei enden. Ich habe großes Mitgefühl für die unschuldige Bevölkerung im Gazastreifen, die jetzt in Not und Leid gebracht wird, weil die Hamas sie gewissenlos als menschliche Schutzschilde einsetzt. Kein Verständnis habe ich aber für Leute, die hier die Hamas feiern und dieses mit Einschüchterung und Gewalt tun. Sie vertreten nicht die palästinensische Bevölkerung, sie toben sich aus und Sascha Chaimowicz´ Einschätzung, dass die säkulären arabischstämmigen Jugendlichen, die auf der Berliner Sonnenallee Steine werden, von der Hamas verachtet werden würden, ist vollkommen richtig. Natürlich darf dazu darf in Deutschland nicht geschwiegen werden, und ich finde, das wird es auch nicht.
Von der sogenannten postkolonialen, antirassistischen Szene (und ihren Aktivisten) erwarte ich übrigens gar nichts mehr. Sie hat leider häufig genug bewiesen, dass sie Menschen mit zweierlei Maß misst. P.S.: Ein großes Lob an die ZEIT für diese Ausgabe! Das Titelthema „Wo soll das enden?“ wurde in den Kommentaren, Berichten und Analysen angemessen und würdevoll umgesetzt.
Regina Stock

Auch ich habe geschwiegen. Aber nicht aus Gleichgültigkeit, nicht aus Ablehnung des Staates Israels oder gar aus Sympathie für Hamas. Ich habe es schlicht weg nicht mitbekommen. Mir fällt es zunehmend schwerer, diese Flut an negativen Nachrichten zu ertragen, daran nicht zu zerbrechen.  2001 war das noch ganz anders. Gefühlt lebte ich damals in einer anderen Welt. Rückblickend wirkte sie vor 9/11 geordnet, händelbar. Naiv, oder? Aber irgendwie auch schön. Israel ist ein tolles Land. Ich durfte es 2012 als Tourist besuchen. Liebenswerte und zugleich stolze Menschen beherbergten meine Frau und mich. Es gab keine Ressentiments, weil ich aus dem Land der Täter kam. Die Arme waren im Gegenteil weit geöffnet. Umso mehr bin ich bestürzt. Dieses abscheuliche Massaker, diese Grausamkeit, diese Gräuel und kein Ende in Sicht.  Und dann ist da noch die Bedrohung meiner Mitbürger jüdischen Glaubens. Es ist unerträglich, so wie mein Schweigen.  Ich weiß noch nicht, wie ich mich künftig informieren werde. Aber das Ausblenden negativer Nachrichten ist auch keine Lösung. Ihr Artikel hat mir das gezeigt.
Peter Schwarz

Ja, es ist unsäglich, es ist schrecklich, menschenverachtend und in jeder Hinsicht zu verurteilen. Berechtigt fragen Sie „Wo soll das enden?“ Antwort fehlen und werden wohl auch weiter unmöglich sein. Welche Qualität das Morden hat, ist zweitrangig und die Ausgangsfrage gilt für die meisten heute erlebten Kriege. Für mich persönlich, wie für einige GesprächspartnerInnen ist es einfach genug! Ein Mensch ist ein Mensch mit gleichen Rechten. Jedes Werten von Menschenleben ist falsch! Die Frage nach dem „Aufrechnen“ erübrigt sich: Auch wir Deutsche – wen meinen wir mit WIR? – gelangen zunehmend zu der Erkenntnis, dass ein Toter tot ist – unabhängig von den den Tod herbeiführenden Mördern. Mit diesem Hintergrund halte ich die Berichterstattungslinie der Medien für schwer durchhaltbar.
Rolf Scheyer

Ich schreibe Ihnen heute mit einem sehr dringenden Anliegen, es geht nämlich um ihren Bericht vom 19.10.2023. Vorweg möchte ich sagen, dass ich weder Journalistin noch Politikerin noch Aktivistin bin oder irgendetwas in dieser Richtung gemacht habe. Allerdings kann ich diese Ungerechtigkeit nicht mehr auf mir sitzen lassen und aus diesem Grund erhalten Sie nun meine Nachricht. In Ihrem Artikel geht es hauptsächlich darum, dass Sie der Meinung sind, dass sich die Muslime nicht genügend zum Vorfall am 07.10 äußern würden. Des Weiteren liest man deutliche Kränkung aus Ihren Zeilen heraus. Sie wünschen sich mehr Solidarität von den Muslimen. „Der Terror am 7. Oktober aber ist in seiner Barbarei ohne Beispiel“. Interessant. Darauf gehe ich gleich nochmal ein. Weiter schreiben Sie: „Die Hamas will einen Staat nach islamischen Regeln errichten.“ Ebenfalls höchst interessant.
Aber bevor ich weiterschreibe, und bevor Sie auf die Idee kommen, eine neue Schlagzeile mit dem Titel „Hamas-Anhängerin droht der Zeit“ zu veröffentlichen, lassen Sie mich nun ganz klar und deutlich ausdrücken, dass ich die ganze Hamas-Organisation verurteile und zutiefst verabscheue. Ihre Heuchelei ist Teil des Problems und die Tötung von Zivilisten ist inakzeptabel. Doch das Gleich werfe ich Ihnen auch vor. Sie sind genauso Teil des Problems. Mit Ihrer einseitigen Berichterstattung spalten Sie die Gesellschaft mehr als sie Sie zusammenbringen. Sie kippen Benzin ins Feuer und das mit voller Absicht, denn obwohl ich Ihnen zustimme, dass der Angriff vom 7. Oktober eine „Barbarei“ war, haben Sie es doch übers Herz gebracht von allen Kriegsverbrechen, die Israel bisher begangen hat und weiterhin begeht hinwegzusehen. Sie haben nicht einmal über 3000 unschuldigen Palästinenser berichtet, nicht einmal über die Kinder, Frauen und Krankenhäuser. Nicht einmal haben Sie Solidarität mit diesen Zivilisten gezeigt. Wie erwarten Sie also etwas von Muslimen, was Sie selbst nicht umsetzen.
Wie kommt das? Stimmen Sie etwa dem israelischen Außenminister zu, der behauptet, die Palästinenser wären nichts als Tiere? Sind Sie es deswegen nicht wert auch nur mit einem Wort der Achtung oder des Mitgefühls erwähnt zu werden? Das kann ich einfach nicht glauben! Ich glaube es deswegen nicht, weil Sie Menschen sind, genau wie ich. Sie haben ein Herz und eine Seele und das zeigt sich in Ihrer Äußerung über die israelischen Zivilisten. Aber als Mensch bitte ich Sie darum, nicht von dem anderen Leid wegzusehen. Allein, dass Sie den Konflikt als Islam vs. Nicht-Islam darstellen, zeigt, dass Sie sich entweder kein bisschen Mühe gemacht haben, die Lage auch nur ansatzweise zu analysieren oder dass Sie schlichtweg die Wahrheit verbergen wollen. Israel bombardierte erst gestern eine UN-Schule und die dritt-älteste Kirche auf der ganzen Welt! Wo war Ihre Empörung? Ihr Aufstand? Ihr Mitgefühl?
Wir sind gerade jetzt Zeugen eines Genozids und Sie sind genauso verantwortlich wie ich und wie jeder andere in dieser Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen. Das kollektive Strafen ist ein KRIEGSVERBRECHEN, genauso wie viele andere Kriegsverbrechen, die in den letzten Tagen stattfanden, von denen Sie sich ganz gemütlich abgewendet haben. Doch das Bild wandelt sich langsam. Die Welt wird aufmerksamer und immer mehr politische Führungskräfte sprechen sich gegen Israels Verbrechen aus. Wie kommt es, dass wir hier in Deutschland noch schweigen? Dass Sie noch schweigen? Seien Sie versichert, dass ich Ihnen nicht schreibe, um mich nur bei Ihnen zu Beschweren. Diese Mühe würde ich mir nicht machen. Ich schreibe Ihnen, weil ich weiß, dass ich bei Ihnen Gehör finden werde; weil ich nicht glauben mag, dass Sie Teil eines Genozids sein wollen. Auf weitere unpassende und rassistische, sowie einfach falsche Informationen werde ich nun nicht weiter eingehen, denn das würde den Rahmen dieser Nachricht sprengen.
Und zu guter Letzt, bevor Sie sich nun dazu entschließen mir Anti-Semitismus vorzuwerfen, möchte ich Ihnen mit Herz und Leib versichern, dass dies nicht der Fall ist. Ganz im Gegenteil! Ich habe tiefsten Respekt vor dem Judentum und bin zutiefst fasziniert von der Tora und der hebräischen Sprache. Doch das ändert leider nichts an der Wahrheit und an dem fatalen Zustand in Gaza. Die Menschen dort haben keine Stimme. Wenigstens wir, die hier in Freiheit und Wohlstand leben, müssen Ihnen den Raum schaffen, sich zu äußern. Bitte schaffen Sie diesen Raum. Ich denke, dass dies fürs Erste ausreicht und dass das nötigste nun gesagt wurde.
Nadine Kalas

Ja, es ist – nicht das erste Mal – das auffällig „laute“ Schweigen, das jedem Menschen, der für die Verfassung und die Verfasstheit Deutschlands, der für die (angebliche) Staatsräson, seine Glaubwürdigkeit und Meinungsfreiheit eintritt, in höchstem Maße abstrus erscheinen muss. Mich entsetzen diese Laut- und Kritiklosigkeit, denn sie sind wider die Menschlichkeit, wider die Gerechtigkeit und wider unsere Demokratie. Und dieses – mit Verlaub – verdammte Schweigen steht all dem entgegen, was wir Deutsche aus unserer Geschichte unbedingt gelernt haben müssen. Wer Unrecht, ganz gleich von welcher Seite, nicht als solches benennt und anklagt, handelt schlicht gegen jede menschliche Vernunft.
Matthias Bartsch

Sie vermissen in der aktuellen Lage offensichtlich stärkere Solidaritätsbekundungen für Israel und schreiben gleichzeitig „Juden werden bedroht“. Meines Erachtens geht es in dem Konflikt nicht um eine religiöse Auseinandersetzung, sondern um die Tatsache, dass jüdische Menschen seit über 100 Jahren eine Heimstatt in Palästina suchen. Dieses Bestreben ist legitim und verdient Unterstützung und Solidarität. Nicht legitim ist allerdings, dass man Palästinenser aus Palästina vertreibt und der Staat Israel keinerlei Anstalten macht, diesen Menschen eine Heimstatt zu erhalten. Ich empfehle sehr Ephraim Lessing: Nathan der Weise. In der Hoffnung auf eine friedvolle Entwicklung im Nahen Osten
R. Dennebaum

Am 7.Oktober ermordete die Hamas, Arm in Arm mit dem palästinensischen islamischen Dschihad, auf bestialische Weise unschuldige israelischen Zivilisten. Die Reaktionen selbst in der westlichen Welt waren teilweise verstörend, da Mitleid und Mitgefühl gegenüber den Opfern Israels manchmal merkwürdig verhalten ausfielen. Und zwar mehr in den Medien (Fernsehen) als den Regierungen und sogar einseitig palästinafreundliche Reaktionen bei Demonstrationen (z.B. in Berlin) aufflammten, die nur die Opfer der von Israel beschossenen Gaza-Stadt beklagten. Die regelrecht abgeschlachteten Opfer vorher an Israels Grenze zum Gaza-Streifen waren keiner Erwähnung wert! Die deutsche Öffentlichkeit, dazu besonders das öffentlich-rechtliche Fernsehen, zeigen in Israels Drama eine historisch verklemmte und unehrliche Reaktion.
Wann endlich gelingt es den Deutschen mit ihrer Vergangenheit unter Hitler mit seinen Jahrhundertverbrechen reinen Tisch zu machen, dergestalt, dass sie ihre Geschichte annehmen und nicht weiter herumdrucksen und auf diese Weise ihr Verhältnis zu den Juden nie in den Griff bekommen? Man kann bzw. man muss als Deutscher in der Lage sein, beide Seiten des Dauerdramas Israel gegen Palästina objektiv zu beurteilen ohne dauernd Angst davor zu haben in die Falle des Antisemitismus zu stolpern. 1993, als vor 30 Jahren, hatten der israelische Premier Rabin und PLO-Chef Arafat das Osloer Friedensabkommen unterzeichnet. Vermittler dabei der damalige US-Präsident Clinton. 1994 bekamen Rabin, sein Außenminister Peres und der Palästinenserführer Arafat dafür den Friedensnobelpreis. Ihre Idee war die Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina und weckte die größten Hoffnungen weltweit für die Beendigung des andauernden Nahostkonflikts.
1995 wurde Rabin bei einer Friedensdemonstration in Tel Aviv von einem strenggläubigen Juden erschossen. Das war das bittere Ende aller Hoffnungen auf eine friedliche Lösung. Extremisten wie radikale Palästinenser und orthodoxe Juden verhinderten auf beiden Seiten seitdem die politische Annäherung bis heute. Jüdische Extremisten forderten gar einen religiös orientierten Staat in den Grenzen des alten Israel von vor 2000 Jahren! Den Gaza-Streifen beherrscht die radikale Hamas und ist für die terroristischen Angriffe gegen Israel verantwortlich. Dabei bevormundet und unterdrückt sie die dort lebenden Palästinenser.
Das heutige Kabinett Netanjahu besteht aus rechtsgerichteten und religiösen Parteien und steuerte einen harten Kurs gegen alle Bestrebungen, mit den Palästinensern zu einem politischen Kompromiss zu kommen. Politische Mitschuld an der Katastrophe vom 7.Oktober trägt eindeutig auch das Kabinett Netanjahu. Eine überwältigende Mehrheit der Israelis macht heute Netanjahu verantwortlich für das Massaker der Hamas da Militär und Geheimdienst die langen schon andauernden Vorbereitungen der Hamas nicht bemerkten. Eigentlich ein unglaubliches Versagen der Regierung Netanjahu!
Ein weiterer Skandal und unerträglicher Affront gegenüber den Palästinensern ist der von der Regierung offen unterstütze Bau von Siedlungen im Westjordanland. Hier zeigte sich am deutlichsten der Unwille Netanjahus, seiner radikalen Siedler- und ultraorthodoxen Politiker irgend etwas in Richtung Zwei-Staaten-Lösung zu unternehmen. Für die Israelis mit Sicherheit ein Grund, demnächst Netanjahu das Vertrauen zu entziehen und ihn für immer in die politische Wüste zu schicken. Aber auch die fanatisch religiösen Mini-Parteien in seiner Regierung sollten politisch erledigt sein. Israel als einziger demokratisch funktionierender Staat im Nahen Osten sollte seine Verfassung um die Festschreibung des Laizismus ergänzen.
Klaus Reisdorf

Sie wünschen sich eine Reaktion, wie es sich bei den Anschlägen auf das WTC gab und kritisieren, dass auf die Fehler der Israelis hingewiesen wird, wenn die verhaltene Reaktion auf die Angriffe der Hamas kritisiert wird. Den Amerikanern hätte damals auch keiner entgegnet, dass sie auch Fehler gemacht hätten. Ich finde das war falsch und nicht, dass es heute nicht genauso gehanhabt wird. Dem Westen wird seitens der restlichen Welt gern Doppelmoral vorgeworfen. Die Haltung, die Sie einfordern, wäre diese Doppelmoral und es war Doppelmoral, als sich die ganze westliche Welt hinter die Amerikaner stellte nach den Anschlägen des 11.09.2001. Das hat sich da vielleicht eher hinterher im Umgang mit den Afghanen, Irakern und Guantanamo-Häftlingen gezeigt. Was Israels Umgang mit den Palästinensern angeht, finde ich es seit Jahren skandalös, welches verbrecherische Verhalten Israel da an den Tag legt, ohne auch nur die geringsten Konsequenzen dafür fürchten zu müssen. Wenn nun viele in diesem Land nicht mehr bereit sind diesen Automatismus des völlig unreflektierten Israel-in-Schutznehmens zu bedienen, dann ist das für mich ein Fortschritt gegenüber 2001 und kein skandalöses Versäumnis
Thomas Görke

Unsere identitätspolitischen Zeitgeistmoralisten, die sich bei jedem vermeintlichen Unrecht gegenüber Minderheiten empören, hüllen sich in beschämendes Schweigen nach dem Massaker der Hamas-Terroristen an israelischen Zivilisten! In ihren Augen haben sich lediglich Unterdrückte gegen Unterdrücker gewehrt! In Deutschland, wo Juden gegenüber Muslimen in der Minderheit sind, tolerieren sie trotzdem antisemitische Hasstiraden und Davidssterne an Häuserwänden! Juden zählen, wie alle Europäer, als „alte Weiße“, Schuld an westlicher Dekadenz und überhaupt an allen Übeln unserer Welt! Welch hässlicher Kollateralschaden unserer Willkommenskultur! Allah, lass deine religiösen Hassprediger endlich verstummen und sende Versöhnung in die Köpfe der Islamisten, die deinen Namen missbrauchen, indem sie Menschen ermorden, nur weil sie „Ungläubige“ sind! Sonst wird es immer wieder solche Gemetzel geben, zu denen die Hüter einer „neuen“ Moral schweigen!
Ulrich Pietsch

Danke für diesen Artikel; jedem Satz stimme ich zu. Relativierung und Gleichgültigkeit großer Teile unserer Gesellschaft angesichts eines unvorstellbaren Massakers an Juden durch den Hamas sind unerträglich. Was sind die Gründe? Liegt es an eigenen Persönlichkeitsdefiziten, mangelnder Charakter-/Bildung, Desinteresse? Auch zeigt sich, dass ein latenter Antisemitismus vermutlich nie ganz verschwunden ist. Hinzu kommt die Radikalität und der Antisemitismus so vieler Muslime, Intoleranz, Gewalttätigkeit, auch gegenüber liberalen Muslime, und ein tief verinnerlichter Hass mit einer Unfähigkeit zu einem friedlichen Zusammenleben. Die fehlende resp. unzureichende Reaktion der Muslimverbände zur Solidarität mit Israel ist erschreckend – leider nicht überraschend. Die Politiker in D. müssen endlich die Zusammenarbeit mit den großen, auslandsgesteuerten Muslimverbänden reduzieren und kleinere, liberale einbeziehen.
Ute Siegmund

Warum hat der Zentralrat der Muslime keine Solidarität geäußert! Weil hierzulande eine Israelhörigkeit verordnet wird, die unerträglich ist und die mittlerweile 5000 von der israelischen Armee getöteten Palästinenser nahezu ignoriert. Deren Leid wird manchmal gezeigt und hingenommen. Auch in Artikeln wie diesen.  Die Morde der Hamas sind Israels 11. September nicht meiner, nicht der meiner Angehörigen, nicht der aller meiner Freunde, nicht der meiner Mitbürger. Sie knüpften an an den 7. Oktober 1973 den Jom Kippur-Krieg.  Kein Frieden ohne Gerechtigkeit war das Motto meiner letzten Israel-Palästinareise. So ist es und so bleibt es.
C. Lutter-Kurka

 

In Ihrem Artikel fehlt etwas: Bei der Aufzählung von Institutionen, die sich Ihrer Meinung nach nicht oder nicht intensiv genug zum Massaker der Hamas geäußert haben, wird auch der Zentralrat der Muslime erwähnt. Richtig, auch der hätte sich zu einer Stellungnahme durchringen sollen, die ein Pogrom beim Namen nennt und verurteilt. Aber:  Auch Sie erwähnen Ihrerseits nicht das Leid der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen, die als Nebeneffekt der Luftangriffe durch die israelische Armee bereits jetzt mehr Todesfälle zu beklagen hat als diejenigen des Massakers. Hinzu kommen die Folgen der Absperrung jeder Zufuhr von Elektrizität, Wasser und Lebensmitteln, welche die Zivilbevölkerung weitaus schlimmer treffen als die aggressive Hamas. Aber:  Wo bleibt eine Äußerung des Zentralrats der Juden?  Müsste der nicht auch, wie Sie es umgekehrt von dem der Muslime erwarten, ein Wort der Solidarität mit den unschuldigen Opfern auf palästinensischer Seite finden?  Auf die Idee kommen Sie leider nicht.
Solange in diesem Konflikt immer nur die Untaten der Gegenseite und das Leid der eigenen gesehen werden und beide Gegner als Reaktion darauf nichts als Rache und Steigerung der Eskalationsstufen kennen kann es keinen Frieden geben. Und Frieden über den Gräbern ist der einzig mögliche Ausweg. Es hat ja schon einmal einen gemeinsamen Friedens-Nobelpreis für einen Israeli und einen Araber gegeben. Warum kann dieser Faden nicht wieder aufgenommen werden? Warum ist die Menschheit fähig zu wissenschaftlichem und technischem Fortschritt, nicht aber zum moralischen? Eigentlich wäre die UNO zuständig, solche festgefressenen Konflikte zu lösen oder wenigstens dafür zu sorgen, dass die fortgesetzte gegenseitige Gewalt ein Ende hat. Doch dafür ist sie leider zu uneinig und deshalb zu schwach.
Ich hoffe, dass Sie es trotz Ihrer berechtigten Empörung wegen des Massakers schaffen, sich die nicht gegenstandslosen Argumente der Palästinenser zu Herzen gehen zu lassen. Sollten Sie religiös sein, denken Sie ans 5. Buch Mose, Kapitel 32, Vers 35. Ich versichere Ihnen, dass ich voll hinter der Äußerung unserer ehemaligen Bundeskanzlerin wie auch der jetzigen führenden deutschen  Politiker stehe: Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsraison!
Wolfram Kirmeß

Vielen Dank für diesen Artikel auf der 1. Seite! Ein Appell, auf den ich gewartet hatte. Ich finde die mangelnde Anteilnahme in Deutschland an den Geschehnissen in Israel durch die Hamas erschreckend. Die Unsicherheit für jüdische Menschen in Deutschland seitdem furchtbar. Was kann man tun, damit noch mehr Menschen dagegen auf die Straßen gehen? Wie kann man sich anderweitig gegen Antisemitismus einsetzen? Dies bedeutet definitiv nicht, dass man keine Anteilnahme am Leid der Palästinenser hat.
Birte Wientgen

Es ist so – das terroristische Massaker vom 07. Oktober in Israel ist einfach nur unentschuldbar barbarisch. Und wahnhaft.  Oder, „lyrisch“ besser und kompakt ausgedrückt:
„ hamas 10/23 – hass/ auf israel und juden/ morden von/ alten, frauen und kindern/ wie/ schächten von schlachtvieh/ für/ eine hochzeit ins/ angebetete paradies //
Mit diesen Worten ist nicht Abwertung einer Religion oder einer menschlichen Kultur verbunden. Sondern Empörung über Missbrauch religiös-kultureller Traditionen und Entsetzen über fanatischen Irrsinn. Und es stimmt – die öffentlich aus der Zivilgesellschaft vernehmbaren Reaktionen, auch bei uns, sind in ihrer Summe doch sehr befremdlich. Gerade auch die relativierenden und die desinteressiert-schweigenden.
Edwin Petek


Leserbriefe zum Titelthema „Wo soll das enden?“ Politik-Ressort

Vorweg: die aktuellen Taten der Hamas sind ein herausragendes Verbrechen. Nach internationalem Recht müssen die Täter ermittelt, vor Gericht gestellt und wenn schuldig, verurteilt werden. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag ist zuständig dafür. Jedes Strafgerichtsverfahren versucht, die Ursache der Tat zu ermitteln. Das dient dem Verständnis über die Motive des Täters. Dabei kommen oft Gründe zum Vorschein, die zunächst nicht gesehen wurden. Wo rührt also der Hass der Palästinenser und speziell der Hamas her?
1. Soviel ich weiß, wurde nach dem 1. Weltkrieg ein Land für die Juden Europas gesucht und von den Engländern das besetzte Palästina dafür bestimmt. England hatte nach dem Untergang des Osmanischen Reiches das Mandat für Palästina. Auftrag des Mandats war die Hilfe zur Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina unter der Bedingung, dass nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte bestehender Gemeinschaften in Palästina beeinträchtigen würde.
2. Durch immer mehr Zuzüge von europäischen Juden entstanden Konflikte zwischen Neujuden und ortsansässigen Arabern, die in gewaltsamen Operationen Tote auf beiden Seiten nach sich zog. Die israelische Terrororganisation Irgun verübte Anschläge gegen die arabische Bevölkerung nach dem Arabischen Aufstand und vor der eigentlichen israelischen Staatsgründung.
3. Nach 3 arabisch/israelischen Kriegen wurde ein Waffenstillstand vereinbart mit der die Grüne Linie zum Grenzverlauf zwischen Israel, dem Westjordanland und dem Gaza-Streifen benannt wurde. Diese Linie gilt bis heute als provisorische Grenzziehung und als Basis für eine 2-Staaten-Lösung, die von Israel jedoch abgelehnt wird. Somit ist das palästinensische Gebiet immer noch unter israelischer Besatzung, was Israel ermächtigt, militärisch und verwaltungsmäßig mit den Palästinensern nach Gutdünken zu verfahren.
4. Die Siedlungen, die von den israelischen Streitkräften bewacht und verteidigt werden, werden vom Internationalen Gerichtshof und von den Vereinten Nationen als völkerrechtlich illegal eingestuft, zuletzt 2016 in der Resolution 2334 des UN-Sicherheitsrates. Obwohl Israels Regierung den gegenteiligen Standpunkt vertritt, erklärte das oberste Gericht des Landes Enteignungen im Westjordanland mehrfach für verfassungswidrig. Das Völkerrecht gestatte die vorübergehende Beschlagnahmung von Land in besetzten Gebieten ausschließlich für militärische Zwecke, nicht jedoch für die dauerhafte Niederlassung eigener Staatsbürger, Landwirtschaft und andere zivile Nutzungen.
5. Israelische Siedler nehmen sich immer mehr Rechte östlich der „Grünen Grenze“ heraus wie Enteignungen palästinensischer Grundbesitzer, Unterbindung der Wasserversorgung palästinensischer Landwirtschaft u. dgl. mehr. Wenn man diese Entwicklung vorurteilsfrei betrachtet, kann man den Hass der Palästinenser auf die Juden nachvollziehen. Nicht verstehen kann man die Haltung Israels, keine Kompromisse mit seinen Nachbarn zu suchen, nicht verstehen kann man die Haltung der „Freien Welt“, dieses Krebsgeschwür von Hass und Rache, Rache und wieder Hass nicht endlich zu beseitigen. In einem Punkt sind sich Israelis und Araber absolut einig: keiner will einen Fußbreit nachgeben.
Günter Killermann

Vorhin beim Späti in Berlin-Kreuzberg: Das Titelblatt der ZEIT ist verdeckt. Der Verkäufer fürchtet negative Reaktionen von Kunden und ist wohl auch selbst gegen die Berichterstattung der ZEIT. Denn beim Hinausgehen bemerkt er noch: „Hitler wusste schon, warum er damals die [Juden] ermordet hat …“ Ich bin tief erschüttert und werde die ZEIT künftig woanders kaufen.
Ursula Mahnke

Als ich sah, wie schwerbewaffnete junge Männer Jagd auf Menschen machten, die eben noch fröhlich miteinander feierten; dann gefesselte Frauen johlend und juchzend vor sich hertrieben, überrumpelte mich eine unbändige Wut. Am liebsten hätte ich die Angreifer alle gleich niedergemäht, hätte ich es nur gekonnt. Der israelische Verteidigungsminister sprach von „human animals“. Verständlich, als erste Reaktion, unter Schock. Später versprach der Mann, dessen Politik die Katastrophe begünstigt hatte, den Gegner zu „vernichten“. Dann erinnerte ich mich an 9/11. Derselbe Schrei nach Rache und Vergeltung. Allerdings vermied Bush das Wort „revenge“, nannte es Gerechtigkeit, sprach von der Axe des Bösen. Faktisch führte er Kriege gegen die Taliban (den Deutschland mitmachte), wie auch gegen den Irak, indem er die Welt belog. Der Irak richte Massenvernichtungswaffen gegen Israel, habe außerdem bei 9/11 seine Hand mit im Spiel gehabt.
Heute wissen wir: Der Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt wurde keineswegs gestoppt. Irak und Afghanistan dürfen als failed states gelten, gescheiterte Staaten ohne inneren Frieden. Damals äußerte sich der Dalai Lama über CNN, 2 Tage nach dem Anschlag, dieser könne auch als große Chance gesehen werden, die Spirale von Hass und Gewalt spektakulär zu durchbrechen. Das geschah nicht. Es erhob sich wohl auch keine andere Stimme, die wie der Dalai Lama sprach: A big chance of non-violence. Kaum einer hatte ihn verstanden oder wollte ihn verstehen.
Das sieggewohnte Israel ist durch den Überfall bis ins Mark getroffen. Dessen abscheuliche Brutalität und der abgrundtiefe Hass zeigen, dass die üblichen Reaktionen nichts heilen werden. Vergeltungsschläge werden nur eine schnell vorübergehende Befriedigung auslösen. Anlass genug, den Vorschlag des Dalai Lama zu bedenken. Die Welt überraschen, indem man sich dazu durchringt, den Vergeltungsgedanken in sich zu ersticken; über vermittelnde Drittländer anbieten, alles Töten sofort einzustellen und damit alle noch lebenden Geiseln zu retten; die Blutmühle von Gewalt und Gegengewalt nicht weiter zu drehen. Am Ende erneut (nach Camp David mit Jimmy Carter; nach Oslo mit Bill Clinton) internationale Friedensgespräche mit allen Beteiligten führen, auch den Hamas, im Sinne der von den Vereinten Nationen definierten Ziele.
Naiv, vielleicht. Aber nicht weniger naiv, zu glauben, man könne die Hamas ausrotten. Terroristen werden nachwachsen, ehe man sich‘s versieht. Außerdem hat man es nicht nur mit den Hamas, sondern auch mit der Hisbollah, dem IS, dem Iran und weltweit verstreuten religiösen Fanatikern zu tun, die alle Gott auf ihrer Seite wissen und den Gegner zur Unperson abstempeln, den man abstrafen kann, ohne Gnade. Und – darf man es sagen – unter den Juden selbst gibt es eine kleine Gruppe. die ihrerseits göttlich verbriefte Besitzansprüche bis heute rücksichtslos geltend macht.
Wolfgang Butzkamm

Journalistische Kriegsführung. Eine Zeitlang habe ich die Nachrichten von Al Jazeera in TV und www verfolgt, um einen anderen Blick auf das Weltgeschehen kennen zu lernen und fand die Beiträge ausgewogen genug, um nicht mittendrin abzubrechen. Damit hat es jetzt wohl ein Ende. Al Jazeera zieht zum 20.10.2023 eine Bilanz des Israel-Gaza Krieges, in der auf israelischer Seite 1400 Tote, darunter 360 „Kombattanten“ und Polizisten genannt werden. Die Zahl der getöteten Frauen und Kinder bleibt unerwähnt. Auf palästinensischer Seite werden mehr als 4000 Tote gezählt, darunter über 2500 Frauen und Kinder. Die HAMAS scheint keine Opfer zu beklagen, jedenfalls werden sie nicht beziffert. Man kennt das, richtig verpackt werden „nackte“ Zahlen zu Kriegspropaganda. Zitiert wurde die englische Ausgabe des Senders. Im Vergleich zur arabischen gilt sie als „gemäßigt“. Was mag in der arabischen Ausgabe stehen, die enorme Verbreitung in muslimischen Ländern hat, in denen gleichzeitig der Zugang zu unabhängigen Presseorganen nicht selten eingeschränkt ist?
Werner W. (Warmbier)

Lese die Zeit gerne, um mit Deutschland verbunden zu bleiben. Nach dem Hamas-Terror werden die Artikel und Kommentare leider immer absurder und teilweise naiv in Verkennung der Realitäten. Hat bei der ZEIT noch irgend jemand Kenntnis der Geschichte? Warum mag niemand an die UN-Resolution 181 von 1947 erinnern, wer sie abgelehnt hat und wer einen Vernichtungs-Krieg gegen Israel begann und es immer wieder versucht hat und weiterhin versucht? Warum weisen Sie nicht einfach darauf hin, dass die Palästinenser/innen nur die Existenz Israels und das Lebensrecht der Israelis anerkennen müssen, um einen eigenen Staat zu bekommen und in Frieden zu leben?
Hartmut Esslinger

Seit Jahrzehnten verfolge ich in seriösen Medien die Ereignisse in Israel und das Verhältnis zu Palästinensern. Wenn ein Terrorist einen Israeli getötet hatte, folgte regelmäßig ein israelischer Vergeltungsschlag mit 10 oder mehr toten Palästinensern. Oft wurde auch das Haus eines palästinensischen Terroristen mit Bulldozern platt gemacht, die Familie damit bestraft. Als in den 90er Jahren mit dem israelischen Regierungschef Rabin eine friedliche Konfliktlösung in Sichtweite kam, hat ein israelischer ultraorthodoxer Staatsbürger Rabin ermordet. In den letzten Jahren setzte Israel den Siedlungsbau im Westjordanland verstärkt fort unter Einfluss radikaler Gruppen.
Vor diesem skizzierten Hintergrund wundere ich mich nicht, dass ein neuer Antisemitismus aufblüht. Was tut Israel dagegen? Ich weiß es nicht. Es sieht so aus, als ob Israel durch sein Verhalten den Antisemitismus sogar verstärkt. Wenn Israel die Gräueltaten der Hamas ahndet, rechne ich mit mindestens dem 10-fachen an Toten auf palästinensischer Seite. Verwechseln Sie bitte nicht Kritik an israelischer Politik mit Antisemitismus, was leider immer wieder zu beobachten ist.
Eugen Vogt

Um das Fazit gleich vorwegzunehmen:  Es wird nie enden und schon gar nicht dort!
S.1: Wo soll das enden? S. 1:  Dieses Schweigen; S.2: Angst vor der 
Kettenreaktion; S. 3: Darf man Leid aufrechnen? S. 4: Tödliche Illusion – Wie konnte es der HAMAS gelingen …; S. 5: Was jetzt passiert, hätte ich Berlin nie zugetraut; S. 55:  Warum sich die postmoderne Linke so schwertut, den Terror gegen Israel zu verurteilen. Das sind Überschriften/Schlagzeilen aus der seriösen Wochen-Zeitung DIE ZEIT – Ausgabe 44/23.
Analog zu den unfassbar vielen anderen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen, zu den „Schmuddelblättern“ wie BILD usw., zu den „Mutti-“ Geschwafel-Blättern wie Illu usw. haben doch alle das gleiche Ziel:  Mit fetten Schlagzeilen Umsatz zu machen – je mehr, desto besser! Damit wird ja auch die sog. „Ampel“, die Regierung aus SPD, Grüne und FDP regelmäßig „überzogen“, ganz besonders ab spätestens Herbst 2022. Dabei macht die „Ampel“ gute Arbeit, muss die Gesellschaft radikal auf neue Energiebezüge umrüsten, Waffen liefern, die Bundeswehr massiv aufrückten – und das mit einem „Grünen pazifistischen Anspruch“ z.B.: Nie darf von deutschem Boden ein Krieg mehr ausgehen , dabei ist sie schon seit 2001 aktiv beteiligt, was damals korrekt war! Ansonsten hätte man sich damals bzgl. eines NATO-Austritts bemühen müssen, was allgemein völliger Irrsinn wäre. Nun – wir haben stets Realpolitik, da verbleibt dem „Träumen“ kein Raum, ansonsten:  Abflug aus der Politik, Was anderes machen – mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Im Übrigen – was man zu sagen hat:  Da hat der gute Herr Precht sich dazu geäußert, was Juden denn seit eh und jeh als Überlebensgrundlage verblieb – Jahrhunderte lang:  Bei sog. „seriösen Berufen“ nicht erwünscht wie bei den Handwerkern z.B. verdingten sie sich als Geschäftemacher in Sachen Geld, Gold, Diamanten usw. Dies zu sagen, gilt für manche (Klappsköppe) unter uns als Antisemitismus, ganz „verständlich“ geschlussfolgert:  Wenn das „-Innen“ nicht erwähnt wird, gilt man als Frauenfeind. Das wird dann so gesehen von „Kindern“ an Höheren Schulen und Universitäten wie z.B. jetzt in Lüneburgs Leuphana (LZ vom 21.10.23) gem. STUPA-Forderung: Feuert den Precht!
Dies ist schlicht ein schlechter Witz, geäußert von rel. Ungebildeten. Man sollte diese StudentenInnen anhalten, doch einen ehrbaren Beruf zu ergreifen und sich auf die Arbeit zu konzentrieren als das zu verurteilen, wenn man o.a. als Antisemitismus verstehen soll. Da ist „der Bogen“ zur postmodernen Linken gleich hergestellt, wie auf S. 55 dieser ZEIT-Ausgabe bemerkt, dass die sich schwertun, den Terror gegen Israel zu verurteilen.
Also – einerseits ist was antisemitisch, wenn Wahrheiten ausgesprochen werden (So war es eben Jahrhunderte;  anscheinend wissen das „Die Kinder“ nicht), anderseits gilt es, „die unschuldigen Palästinenser zu schonen“  (Wie viele unter uns, die als Flüchtlinge gem. Mutti Merkels dummen Satz vom „Wir schaffen das“, sind denn konfliktfrei ?), wenn deren radikale Vertreter wie die HAMAS, die HISBOLLAH und die vielen anderen israelische Menschen zu Hunderten „einfach so“ mal abschlachten „in Gedenken“ an den Jom-Kippur-Krieg 1973, wo das Schicksal Israels tatsächlich auf der Kippe stand, von den USA massiv unterstützt.
Deswegen sind auch die pro-palästinensischen Demonstrationen hier so obskur: Es wird so getan, als wenn die Israelis selbst Schuld tragen für dieses Massaker, regiert von einem merkwürdigen Rechtsapparat mit Namen Netanjahu – gewissermaßen „ein Putin“! Deshalb gilt für das „neue Deutschland“ folgende Regel – und die absolut (Keine Relativierung mehr): Alle neueingewanderten Flüchtlinge ab 2015 (auch vorher schon) werden einer strikten Personenkontrolle unterzogen. Die Typen, die kriminell geworden sind oder schon vorher in ihren Heimatländern kriminell waren oder in Deutschland z.Z. sich antidemokratisch (mit Skandierungen, mit Plakaten, mit Feuer auf Demonstrationen) verhalten, werden unverzüglich ausgewiesen. Diese Typen wollen wir hier nicht haben, weder als Billig-Löhner noch als Sozialhilfeempfänger noch als Geschäftemacher mit protzigen Autos. Es muss hart und unmissverständlich durchgegriffen werden.
Die Gegner dieser rigiden Maßnahmen, d.h. die „ungebildeten Kinder“, auch Deutsche, sollten sich unverzüglich sinnvollen Beschäftigungen zuwenden. Der Staat handelt völlig ok, wenn es um Versagungen dieser Demonstrationen geht; sie sollten auch für die Zukunft völlig unterbunden werden. Das lässt unser Grundgesetz (ob Verfassung oder Grundgesetz GG ist völlig egal) allemal zu:  Keine Hetze, die das GG verbietet. Wenn man danach fragt (S.4 dieser ZEIT), wie es dazu kommen konnte, muss man feststellen, Netanjahu hat nicht nur in dieser Zeit völlig versagt, bemüht um einen „autokratischen Konsens“ seiner Bürger (Wie kann man denn Festivals so nah am Brennpunkt zulassen?), zu der Feststellung (S. 5), dass man es Berlin nie zugetraut habe …: Was bitteschön ist das denn für eine Feststellung – was heißt denn hier Berlin, wenn palästinensische Sympathisanten (wahrscheinlich ganz normale Palästinenser oder vielleicht deutsche und andere Sympathisanten) hier Judensterne wo auch immer hin an Flächen pinseln – das sollte wohl Bezug sein zu den Nazis? Welch ein Schwachsinn ist das denn?
Die „verquere Linke“, also die Andersartigen wie die Wagenknechts usw., fallen damit auf, den Palästinensern recht einzuräumen, da wo „Israelis, Zionisten und Netanjahus“ unrecht verüb(t)en.  Dabei sind die friedfertigen Palästinenser wahrscheinlich in der Minderheit.  Welches palästinensische Kind wird nicht das „Bild von den Ungläubigen eingebläut“.  Das sind überwiegend dann die Terroristen! Da kommen wir zum Eingangsfazit: Israelis und Palästinenser werden niemals Frieden finden, weil die Weltordnung spätestens ab 1945 schon verrückt spielte. Zu Putin: Ihm spielt dieser Krieg/ dieser Konflikt hervorragend in die Karten, weil nun klar „eine zweite Front errichtet wurde“. Na denn – Guten Appetit beim Verzehr der „Henkersmahlzeiten“, denn für diesen Putin steht der Galgen auf dem Roten Platz längst „faktisch“ errichtet!
Rainer Rehfeldt

Als Abonnentin der Zeit und als Mitglied der DIG lese ich alle Artikel über die Entwicklungen im Nahen Osten sehr genau. Ihre Zeitung ist dabei meine Hauptinformationsquelle, abgesehen von dem, was ich direkt aus Israel erfahre. So bin ich relativ sicher, gut und vor allem objektiv informiert zu werden. Doch leider reiht sich auch Die Zeit in alle die Medien ein, die sich von der Hamas am ,,Nasenring durch die Arena“ führen lassen und deren Propaganda Sie Eins zu Eins zur Wahrheit werden lassen. Und so finden sich in diversen Artikeln der Die Zeit Berichte über ein Bombardement eines Krankenhauses von Seiten Israels mit 500 Todesopfern.
Von einem Medium wie der Die Zeit erwarte ich allerdings, dass alle Angaben der Hamas mit Vorbehalt und mit diversen Hinweisen auf Propaganda versehen werden. Bei dem Angriffskrieg auf die Ukraine haben Sie dieses journalistische Gebot doch auch beachtet! Dieser Krieg wird noch lange dauern. Noch können Sie es richtig machen und beweisen, dass Ihr Journalismus zu den besten Deutschlands gehört. Vielen Dank.
Heike Westermann

Ich habe gerade den wunderbaren Kommentar von Sascha Chaimowicz gelesen und kann nur zustimmen. Angesichts der ständigen Berichte auf CNN und der BBC zum Thema kann ich nur vermuten, dass es bei einigen Intellektuellen in Deutschland immer noch diesen unsäglichen Anti-Zionismus gibt. Wenn man die Tagesschau zum Vorfall mit dem ausgebombten Krankenhaus in Gaza gesehen hat, weiß man, wie schwer es deutsche Berichterstatter offenbar finden, mit dem Finger auf die Hamas zu zeigen.
Reinhard Kück

Falsches Titelbild: Warum dem Davidstern ein blaues Dreieck fehlt und nicht der Fahne der Palästinenser das rote Dreieck, erschließt sich mir nicht. Immerhin ist es der Staat Israel, der sich seit vielen Jahrzehnten völkerrechtswidrig das Land der Palästinenser aneignet, und nicht umgekehrt. Ginge es danach, müsste der Davidstern inzwischen mindestens ein Dreieck mehr haben.
Wo soll das enden?
Falsche Frage: Richtige Frage: Wann wird das enden? Antwort: Niemals, es sei denn, Israel ist bereit, seine ständigen Demütigungen und Übergriffe gegenüber den Palästinensern und den arabischen Mitbürgern einzustellen und damit aufzuhören, ihnen nahezu Tag für Tag ein Stück Land wegzunehmen. Im Augenblick ist Israel jedoch – wieder einmal – damit beschäftigt, in maßlosem Notwehrexzess die Entwicklung von Menschen herbeizubomben, die es später einmal Terroristen nennen und wegen ihrer abzusehenden Gräueltaten dann erneut bombardieren wird. Aber es bleiben ja für jede Kampfpilotengeneration immer wieder genug Palästinenser übrig. Dass viele Reaktionen auf die Hamas seltsam emotionslos sind, dürfte einigermaßen geschichtsbewusste Zeitgenossen, denen der Rauch der Schlote der Shoah nicht den Blick auf die Realität trübt, eigentlich nicht wundern. Auschwitz hat mit Ramallah und Gaza Stadt schon lange nichts mehr zu tun und immer weniger Zeitgenossen sind bereit, sich von der an den Opfern des Holocaust begangenen politischen Leichenschändung beeindrucken zu lassen, in der sich Verantwortliche in Israel immer wieder üben, und über die Dinge hinwegzusehen, die sich zwischen Israelis und Palästinensern sowie den arabischen Israelis in Gaza und im Westjordanland abspielen. Wen wundert’s noch, dass die Halbwertzeit der Stelen in Berlin erschreckend kurz geworden ist? Für gläubige Zeitgenossen noch der Hinweis: Wo dies alles endet, ist bei Jesaja I., Verse 3 & 4, V., Verse 8 & 9 sowie IX., Vers 13 nachzulesen (Einheitsübersetzung).
Falscher Leserbrief?: Beantwortet sich in Zeiten des bedingungslosen Kotaus vor dem Staat Israel wohl von selbst. Wenn allerdings die Sicherheit Israels wirklich gelebte deutsche Staatsraison wäre, dann hätte es längst zu den von der Bundesregierung in Erfüllung dieser Selbstverpflichtung zu erwartenden Maßnahmen gehört, diesen Staat unter Ausschöpfung aller realistischen Möglichkeiten von Selbstgefährdungen abzubringen, die er durch seinen Umgang mit den Palästinensern und seinen arabischen Mitbürgern heraufbeschwört.
Bernhard Langlotz

Bei allem Entsetzen über die durch nichts zu entschuldigenden Gewalttaten der Hamas-Terroristen sollten wir doch den „Elefanten im Raum“ nicht völlig vergessen. Der Elefant hat einen Namen: Israelisch-Palästinensischer-Konflikt. Er ist bereits über 100-Jahre alt und er ist riesig. Geschuldet vor allem auch der egoistischen Schaukelpolitik der Kolonialmächte Frankreich und England ab ca. 1916. Wobei letztere „das Pferd Palästina“ quasi zweimal verkauft hat. Sowohl an die Juden als auch an die Palästinenser. Davon hört man heute wenig bis nichts mehr. Seit dem Rückzug der Armee Israels aus dem Gaza-Streifen vor mehr als 16-Jahren, hat man nun den Eindruck, dass sich wenig bis gar nichts mehr in Sachen „Elefant“ bewegt hat. Man riegelte den Gaza-Streifen ab und überließ die Bevölkerung der radikalen Hamas. Auch mit den gemäßigten Kräften der Fatah im Westjordanland in den Palästinensischen Autonomiegebieten wurden keinerlei Fortschritte erzielt. Im Gegenteil. Es entstanden dort immer mehr illegale israelische Siedlungen. Wenn sich an dieser verfahrenen und festgefahrenen Situation nichts ändert, besteht meines Erachtens wenig Hoffnung, dem Terror dauerhaft den Nährboden zu entziehen. Alleine militärisch kann das nicht gelingen. Denn, schlägt man der Hydra einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach.
Haigo R. Hofmann

Heinrich Wefing hat einen smarten Artikel geschrieben. Beim Überfliegen ruhig, sachlich und ausgewogen im Ton. Aber tatsächlich ist dies der Artikel ganz und gar nicht. Wefing spricht von 2 Gewissheiten: 1. habe Israel das Recht sich zu verteidigen. 2. Zähle jedes Leben gleich viel. So weit so richtig. Er vergisst eine dritte Gewissheit: Palästina hat ein Recht auf Widerstand gegen eine gewaltsame, völkerrechtswidrige Besatzung. Dass der Angriff auf Israel am 7.Oktober zu unerträglichen Verbrechen geführt hat, ist unbestritten und nicht zu entschuldigen. Umgekehrt führt das massive Bombardement auf Gaza als Rache für das israelische Leid nun zu ebensolchem Grauen – „mehr oder weniger“ kann hier gar nicht der Massstab sein.
In der Diktion aber ist der Artikel ganz klar einseitig. Er stellt das „Gemetzel der Hamas“ dem „Leiden in Gaza“ (haben die Menschen dort einfach nur Kopfweh??) gegenüber. „Ermordete, die betrauert werden“ auf israelischer Seite stehen der „Sorge um Zivilisten“ auf palästinensischer Seite. Das spricht eine deutliche Sprache der Unausgewogenheit. Und so wundert es nicht, dass Israel es in Gaza mit „einem Haufen von Schlächtern“ zu tun hat, während seine Armee ein „Problem hat“, dass „Bilder von getöteten Kindern fast immer eine Anklage gegen Israel“ seien. Und mit der Logik, dass für alles Leid, das jetzt die Menschen in Gaza erfahren, ein Kriegsverbrechen der Hamas sei, weil von ihr der Angriff auf Israel am 7.Oktober ausging, zeigt Herr Wefing eine erstaunliche Geschichtsblindheit. Mit der gleichen verqueren Logik kann man den Angriff am 7.Oktober auf Israel ein Kriegsverbrechen Israels mit seiner über 56 Jahre währenden völkerrechtswidrigen gewaltvollen Besatzungspoliti nennen.
Damaris Köhler

Ich bin ein Deutschlehrer aus Belgien. Ich habe Germanistik studiert in Belgien und in Berlin. Ich habe immer viel Respekt gehabt für „die Zeit“ und ungefähr jede Woche die Nachrichten gelesen aus Deutschland, aber das ist jetzt vorbei. Die Zeit zeigt im Konflikt im Nahen Osten eindeutig nur eine Seite. Die historische Bedeutung für Deutschland begreife ich, ich habe viel Unterricht bekommen über ‚Vergangenheitsbewältigung.‘ Es tut mir wirklich leid, aber die Zeitung macht gerade jetzt einen historischen Fehler, indem die deutsche Gesellschaft nicht ausreichend informiert wird über die Geschichte des Konflikts, die Eskalation die wir jetzt wahrscheinlich noch nicht wirklich ahnen und die riesigen Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft in der Zukunft. Ich komme aus Belgien, unsere Bevölkerung ist auch sehr unterschiedlich, kommt aus mehreren Hintergründen und sehr empfindlich für was gerade jetzt passiert. Ich hoffe, dass die Zeit letztendlich mehrere Hinsichten zeigen wird und letztendlich versucht weiter zu gucken als dasjenige, das ich ‚historische Schuld‘ nennen würde. Beim Schriftsteller beginnt schon dort, wo er schweigt, die Lüge – Joseph Roth
Jelle Hemelsoet

Hamas gegen Israel. Israelis und die Palästinenser-Fatah haben gegenseitig schon mehrere militärische Auseinandersetzungen ausgetragen. Niemals war auch nur in einem Berichten darüber zu lesen, dass ein israelischer Soldat derart bestialisch vorgegangen ist auch nie, das jemals vom israelischen Militär hinterhältige Anschläge gegen Zivilisten begangen wurden.
Hans Gamliel

 Dem blinden Umsichschlagen der Hamas, einer palästinensisch-national-islamistischen Gruppierung, die die Auflösung Israels als eigenständigen Staat fordert, ist mit Logik und Vernunft nicht beizukommen. Musste sie doch damit rechnen, dass nach ihrem Überfall auf Israel und der Geiselnahme von Menschen die Reaktion der Israelis furchtbar sein würde und den nur 40 Kilometer langen Gazastreifen, in dem über die Hälfte der Bewohner Flüchtlinge sind und wo diese auch selbst ihren Sitz hat, in eine Trümmerwüste verwandeln würde. Die Angst, das Leiden und Sterben der dortigen Bewohner waren in dem Angriffsplan der menschenverachtenden Hamas mit Sicherheit einkalkuliert. Diese müssen nun jede Sekunde damit rechnen, dass eine Bombe vom Himmel fällt und die eigene Welt in blutige Stücke reißt. All diese Umstände lassen sich emotional nur schwer verarbeiten.
Dass die Juden mit der Bürde ihrer jahrtausendalten Leidensgeschichte ihr Land mit Allem verteidigen, was Ihnen zur Verfügung steht, ist nur allzu gut nachzuvollziehen. Und doch bleibt trotz aller Gräuel das ungute Gefühl, dass Israel nach dem gewonnenen Sechstagekrieg im Juni 1967 dadurch noch Öl ins Feuer gegossen hat. Durch die Landnahme von Ostjerusalem, dem Westjordanland, den Golanhöhen, dem noch heute von der Hamas kontrollierten Gazastreifen und der Sinai Halbinsel, die nach Verhandlungen in Camp David 1982 an Ägypten zurückgegeben worden war, war Israel auf über die doppelte Größe angewachsen. Die insgesamte Vertreibung der betroffenen Personen, vor und nach dem Sechstagekrieg, wird auf mehrere Millionen Menschen geschätzt. Viele leben in Flüchtlingslagern oder in arabischen Ländern in der Nähe der Lager. Palästina war vor dem 1. Weltkrieg viele Jahrhunderte eine osmanische Region und wurde nach diesem Krieg britisches Mandatsgebiet, bestätigt durch den Völkerbund im Jahre 1920. Unter dieser Kolonialmacht wurde Palästina durch unglücklich politisches Taktieren (siehe „Balfourerklärung“ von 1917, Balfour war ein britischer Außenminister) einigen arabischen Emiren, die Verbündete im Kampf gegen die Osmanen waren, sowie zugleich der zionistischen Bewegung versprochen; mit deren Hilfe erwartete man sich durch die jüdische Ansiedlung Vorteile und löste somit das Gegeneinander aus.
Die britische Kolonialmacht, die dort auch Soldaten verloren hatte, hatte somit bereits die Saat für Feindschaft, Haß und Gewalt gelegt, die bis heute nachwirkt. 1947 zogen sich die Briten zurück und beauftragten die UNO (die Nachfolgeorganisation des Völkerbundes), die kurz zuvor gegründet worden war, mit der Lösung dieser verfahrenen Situation. Deren Vorschlag einer Zweistaatenlösung scheiterte an der Ablehnung durch die Araber, die keine Kompromisse machen wollten. Eine große Chance zum Ansatz einer Lösung dieses Problems war vertan. Eine Befriedung dieser Region heißt, die Quadratur eines Kreises zu versuchen. Wie soll das gelingen. Prallen doch zusätzlich neben dem territorialen Kampf zwei völlig verschiedene Ideologien aufeinander. Wir werden noch lange mit dieser Auseinandersetzung konfrontiert sein.
Hilde Meyer


Leserbriefe zu „Darf man Leid aufrechnen?“ von Heinrich Wefing

In vielen Punkten stimme ich Herrn Wefing zu, der dieses heikle Thema mutig und besonnen angeht. Doch wenn man betont, dass für Israel andere Regeln gelten, weil Israel ein demokratischer Rechtsstaat ist, der an das humanitäre Völkerrecht gebunden ist, so muss man doch auch feststellen, dass diese Bindung nicht absolut ist, dass zumindest der unheilvolle Siedlungsbau im Westjordanland vom internationalen Gerichtshof und von der UN als völkerrechtswidrig eingestuft wird. Die Verbrechen der Hamas, das Recht auf Selbstverteidigung und die Solidarität mit den Opfern und dem angegriffenen Nationalstaat werden dadurch in keiner Weise relativiert, aber gerade weil Unrecht nicht mit Unrecht aufgerechnet werden kann, bleibt der Siedlungsbau ein völkerrechtswidriges Unrecht, und muss weiterhin als solches angesprochen werden können.
Christian Voll

Wie bekämpfe ich einen Feind, der zu allen Gräueln bereit ist? Nicht, indem ich seine Aggression mit meiner Aggression beantworte, seinem Vernichtungswillen meinen Vernichtungswillen gegenüberstelle. Sondern ich entziehe ihm, wenn nicht den Grund, dann doch die Grundlage für seinen Vernichtungswillen. Ich biete der Jugend des Gazastreifens an, für sie eine Zukunft zu ermöglichen. Ich biete ihr von ganzem Herzen die Zweistaatenlösung an, ich integriere sie vollwertig in meinen demokratischen Staat. Und schon stände die Hamas allein – wirklich alleine und isoliert da. Kann es nicht glauben, dass kluge Zeitjournalisten wirklich keine andere Lösung sehen, als die Gewaltspirale weiterzudrehen und das moralisch zu rechtfertigen versuchen.
Sebastian Koerner

im Artikel auf S.1 wird sehr zu Recht die etwas schräge Berichterstattung zum Angriff auf Israel thematisiert, nur um dann im Artikel auf S. 3 zu fragen: „Ist Israels Recht auf Selbstverteidigung das alles wert?“ Wenn diese Frage ernst gemeint ist, warum stellt sie in Bezug auf den Krieg in der Ukraine niemand? Mit der Bitte um weniger Voreingenommenheit in der Berichterstattung
Frank Scholze

Zunächst meinen herzlichen Dank für Ihren vorzüglichen, weil ungemein gründlichen, differenzierten und ausgewogenen Artikel. Er ist das bei Weitem Beste, was ich zu diesem Thema gelesen oder gehört habe.  Gestutzt habe ich allerdings in der Lektüre der beiden letzten Absätze bei dem Begriff STAATSRÄSON, der von unseren führenden Politikern und in den Medien in Bezug auf Israel häufig verwendet wurde/wird. Dieser Begriff stammt meines Wissens aus den vordemokratischen, absolutistischen Monarchien des 16.-18 Jahrhunderts und bedeutet, dass ein Staat, wenn er es für notwendig oder opportun hält, alle Mittel anwenden darf – ungeachtet der Moral und des Rechts. So schreibt der Politologe H. Rumpf denn auch: „Staatsräson und Rechtsstaat“ sind „feindliche politische Leitbegriffe“ (Der Staat, Bd. 19/H. 2. Berlin 1980).  Kein Wunder, dass diese Kategorie der Staatsräson in der Neuzeit von Faschismus und Nationalsozialismus wieder aufgegriffen wurde.
Es steht für mich gänzlich außer Frage, dass Deutschland, besonders angesichts des von ihm zu verantwortenden Holocausts, Israel unbedingte Solidarität schuldet – aber soll und darf man diese Verpflichtung mit einem derart problematischen und zu Missverständnissen führenden Begriff wie ‚Staatsräson‘ begründen? Der Generalsekretär der FDP, also nicht gerade ein Hinterbänkler, erklärte jüngst im Fernsehen auf die Frage nach den konkreten Konsequenzen der Staatsräson in diesem Fall (die Sie ja auch stellen), im Extremfall müsse die Bundeswehr eingreifen – bis hin zum Tod deutscher Soldaten. Die so fundamentale Entscheidung über die deutsche Staatsräson im Falle Israels kann unmöglich Befugnis einzelner „Entscheidungsträger“ sein, sondern sie bedarf unbedingt einer Debatte und Entscheidung des Parlaments. Zu wünschen ist auch ein Grundsatzartikel über die Staatsräson in der ZEIT – ev. aus Ihrer „Feder“?
H. Edelmann

Auch Heinrich Wefing spricht vom Recht der Israelis auf Selbstverteidigung. Dieses Recht hat das Land am 7. Februar nicht wahrgenommen: Die rechtsradikale Regierung Netanjahus war damit beschäftigt, ihr Land zu entdemokratisieren, und die Armee musste illegale Siedlungen gegen Angriffe der entrechteten Palästinenser verteidigen. Heute geht es nicht um Verteidigung, sondern um Vergeltung. Was vergangen ist, ist Prolog, schrieb Shakespeare. Aber nicht Programm! Die Bundesrepublik ist nicht der NS-Staat. Unsere Staatsraison heißt Menschenwürde und Menschenrechte. Eine höhere Verpflichtung gibt es nicht, und wenn man sie hundert Mal Staatsräson nennt. Keine deutsche Regierung ist ermächtigt, ein Unrecht mit einem anderen zu verrechnen. Vergeltung ist kein christliches Gebot, was immer die Völkerrechtler sagen mögen. Israel will und muss die Wiederholung eines Angriffs wie den vom 7. Februar verhindern. Dazu hat das Land jedes Recht, genügend legale Mittel und die Unterstützung der Demokratien.
Johannes Kettlack

Ihre ausgewogene Analyse habe ich mir in dieses Buch gelegt: „Israels Irrweg – eine jüdische Sicht“. Leider bleibt nur, was hinterher zu oft bleibt: Der bedauernde Konjunktiv. Die Hoffnung auf Gespräche und zunehmender Einfluss der Gemäßigten auf allen Seiten bleibt.
Udo-Volkmar Reschke

Besten Dank für Ihren ausführlichen Artikel. Einen Aspekt, den ich hinzufügen möchte: die Mehrheit der Palästinenser des Gaza-Gebiets hat Hamas gewählt, und Hamas hat nie seine Absichten verschwiegen. Insofern ist die Bevölkerung zum Großteil auch verantwortlich und nicht nur Opfer.
Christian Voss

Ja! Sagen die, die es betrifft. Zu recht. Im warmen Fauteuil vor der Glotze sitzen und Ratschläge erteilen ist nicht das, auf was die Opfer dieses Krieges warten. Erst, wenn Sie das bedingungslose Herauswerfen der arabischen Propalästinademonstranten und Judenhasser nach den beschämenden Ereignissen hier an dieser Stelle fordern, den diese sind zu 95% keine anerkannten Asylberechtigten; erst, wenn Sie einen Aufnahmestopp an unseren Grenzen für diese Klientel sofort und ab jetzt fordern; erst dann können Sie hier – als deutsches Politmagazin – Reden über „Leid aufrechnen“ schwingen.
Boris Bogunovic

Mensch bleibt Mensch – egal ob er Jude, Christ oder Muslim ist. Zu viele Kriege wurden bereits im Namen der Religion geführt. Krieg tötet immer auch Unschuldige. Das darf niemals vergessen werden. Der Einsatz der internationalen Diplomatie muss beibehalten werden (7 Tage/24 Stunden). Krieg ist keine Lösung dieses alten Konflikts. Und jetzt bitte keine Ausweichantworten liebe deutsche Politiker/Innen: Fragt euch bitte ernsthaft: „Flossen deutsche Steuergelder für humanitäre Hilfe (Bildung, Gesundheit…. etc pp) wirklich an die Zivilbevölkerung in Gaza oder direkt in die Hände der Hamas?“ Es sind auch meine Steuern und ich habe keinerlei Interesse daran einen Krieg mitzufinanzieren!
Die nächste Frage, die sich mir stellt: „Wollen wir auch in Zukunft Diktaturen dieser Welt (z.B. Iran, Syrien…) mit Geld/Entwicklungshilfe unterstützen bzw. Handel mit ihnen treiben?“ Diese Staaten unterdrücken ihre eigene Bevölkerung, die sich nach Freiheit und vor allem nach Demokratie sehnt. Das dürfen wir in diesem Nahost-Konflikt auch nicht vergessen! Sollte die Diplomatie keine Lösungen erreichen und sich dann noch der Staatsfeind Israels – der Iran – in diesen Krieg einmischen, dann…. Ja, dann sehe ich mit noch größerer Besorgnis auf diesen Nahost-Krieg. Hoffen wir alle, dass dieses Szenario nicht eintreten wird. Mögen die Diplomaten – weltweit – einen guten Job machen.
Manuela Adalati

In aller Aufgewühltheit der letzten Tage, kommt für mich Ihr Artikel zur rechten Zeit. Im Abgleich des Leids auf beiden Seiten verlieren Sie hier nicht den Blick auf die humanitäre Seite der unschuldig Beteiligten, versuchen aber auch die Balance zu halten, auf welcher Seite das Recht steht und wo eine Ahndung zum Tragen kommen muss. In Deutschland muss die Verantwortung deutlich werden, die wir Israel gegenüber haben. Die Politik muss – wie auch im Ukrainekonflikt – mit den ihr zustehenden Mitteln reagieren. Die deutsche Gesellschaft muss mit Verantwortung und dem Herzen reagieren.
Vera Lienkamp-Högner

Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsräson. Daraus folgt aber nicht, dass die Bundesregierung akzeptieren muss, „was immer die israelische Regierung für richtig hält, um die Sicherheit Israels wiederherzustellen“. Erstens trifft die Bundesregierung eine Schutzverantwortung für die deutschen Staatsbürger, die sich in der Gewalt der Hamas befinden. Sie muss tun, was sie kann, um die Geiseln freizubekommen, natürlich nicht nur die mit deutschem Pass. Und zweitens: Sollte Israel eine Bodenoffensive starten und die Zahl der zivilen Opfer in Gaza in die „Tausende“ gehen, wird sich die Frage stellen, ob die Grundsätze der Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit gewahrt sind. Denn das Recht Israels, sich gegen den Angriff der Hamas zur Wehr zu setzen, gilt nicht grenzenlos.
Patrick Hönig

Vielen Dank, Herr Wefing, für Ihren Artikel zur extrem komplizierten Lage in Israel, die Sie sehr gut darstellen. Es ist ein riesiges tragisches Dilemma und ich finde es sehr wichtig, sich alle diese Punkte, die Sie anführen immer wieder vor Augen zu halten, diese „menschliche und politische Herausforderung dieser Tage, beides zur Kenntnis zu nehmen (das Gemetzel der Hamas und das Leiden in Gaza), das eine nicht um des anderen Willen auszublenden, auch nicht jedem, der auf das andere hinweist, sogleich zu unterstellen, er wolle das andere relativieren.“ Die Gewissheiten: Israel hat das Recht, sich gegen Hamas zu wehren – was für mich nicht unbedingt bedeutet, etwa Gaza zu bombardieren oder mit Bodentruppen einzugreifen. Ich würde es mit Antony Blinken halten – “ Wie Israel das tut, ist wichtig.“ Und die zweite Gewissheit, die der Menschenrechte. Sollten wir diese nicht an die 1. Stelle stellen, in allen unserem Denken und Handeln? Und nach Lösungen suchen, die Menschenrechte und den Frieden fördern, damit es endlich zu einer Lösung zwischen Israelis und Palästinensern kommen kann.
Stefanie Braasch

Leserbriefe zu „Müssen die Muslime deutlicher werden?“ Streit von Ali Mete und Lamya Kaddor, moderiert von Anna Sauerbrey und Stefan Schirmer

Wenn die islamischen Verbände eines verstehen, dann sich als Friedensapostel im Namen ihrer Religion zu inszenieren. Kein Ton, dass in Moscheen antiwestliche Parolen verbreitet werden mit einem antidemokratisch einhergehenden Alleinstellungsanspruch. Und dass dutzende Terroranschläge unter dem Signum des Koran auf ihr Konto gehen. Das Christentum hingegen hatte seine militante Seite mit der Aufklärung abgelegt, das Hauptdefizit des Islam, das die Versöhnung mit unserem Wertekanon erschwert, wenn nicht unmöglich macht. Die linksgrüne Szene predigt dagegen unverdrossen Toleranz als oberste Maxime. Doch diese Tugend ist nicht gottgegeben, sie will erlernt sein. Wer sich in Neukölln und vergleichbaren Milieus umsieht, muss Zweifel haben, ob die politische Richtung je schlüssig war.
Christoph Schönberger

Wenn man Herrn Mete hört, fragt man sich, warum seine Organisation vom Verfassungsschutz observiert wird. Vermutlich, weil sie versucht, langfristig der Scharia Geltung zu verschaffen. Warum hat ihn niemand danach gefragt?
Max Steinacher

Das Gespräch mit Frau Kaddor und Herrn Mete ist sehr aufschlussreich. 2015 und in den Folgejahren habe ich ehrenamtlich Deutschunterricht in einer Unterkunft der Erstaufnahme für Flüchtlinge erteilt. In persönlichen Begegnungen und Gesprächen mit den Angekommenen über den Alltag in Deutschland erhielt ich Einblicke in die unterschiedlichen Denkweisen und Haltungen, insbesondere der Menschen aus Syrien. Dazu gehörte auch der soziale Druck, den konservative Muslime auf ihre Glaubensbrüder ausüben. Die von Herrn Mette im Gespräch gezeigte Haltung ist sehr reserviert. Er übergeht die öffentlich bekannt gewordenen Tatsachen und vermittelt eine heile Welt in den muslimischen Gemeinschaften und in Moscheen. Das Arabia-Handzeichen, das der türkische Präsident „seinen Landsleuten“ bei Besuchen in Deutschland zeigt, dürfte Herrn Mette ebenso wenig unbekannt sein wie die Tatsache, wofür dieses Zeichen steht.
Wenn ein Berliner Psychiater 300 muslimische Männer als Patienten hat, sagt das mehr aus als jede Verharmlosung der Probleme. Diese Patienten kommen nicht klar mit der Stellung der Frauen in unserer Gesellschaft und mit unserer Lebensweise. Herrn Mete als Vertreter einer Glaubensgemeinschaft ist das Leben in einer säkularen Gesellschaft wie auch die Diskussionen darüber verständlicherweise eine „harte“ Angelegenheit. Das beginnt bereits bei den Grundrechten des Menschen, die hier das Zusammenleben in der Gesellschaft bestimmen.
Das Schweigen der Mehrheit der Muslime passt nicht zu der aufgepeitschten Stimmung, die sofort ausbricht, wenn in nicht vom Islam beherrschten Ländern eine Karikatur veröffentlicht wird oder eine Fatwa gegen dort in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten verhängt wird. Insofern gehen die Antworten des Herrn Mete bewusst an der Wirklichkeit vorbei. Schließlich gehe ich davon aus, dass Herr Mete kein naiver Mensch ist, sondern Über seine Religion bestens und umfassend informiert ist.
R. Reiger

Vielleicht muss ja auch der Koran deutlicher werden. Wenn Mohammed, meines Wissens nach ein Feldherr und Angriffskrieger, als friedliebender Mensch geschildert wird, oder der Wortlaut in vielen Versen der Suren 8 und 9 als falsche Interpretation des Korans eingestuft wird, gibt es jedenfalls noch einiges an Klärungsbedarf. Vielleicht muss man sowohl den Propheten als auch den Koran (als auch die Bibel) in ihre Zeit einordnen und damit auch die eine oder andere vermeintlich ewige Wahrheit relativieren.
Christian Voll

Nach Lesen des Streitgesprächs zwischen Frau Kaddor (Grüne) und Herrn Mete (Milli Görüs), bleibe ich als ehemaliger, jahrzehntelanger Grünen-Wähler perplex. Frau Kaddor argumentiert durchweg belehrend, moralisch überlegen aus Selbstüberzeugung mit dem erhobenen goldenen (oder grünen?) Zeigefinger auf den Vertreter einer Islamischen Gemeinschaft ein, der ständig in die Position kommt, sich für etwas rechtfertigen zu müssen. Das hat größten Fremdschäm-Charakter. Eine „Moderation von Sauerbrey/Schirmer ist leider auch nicht wirklich zu erkennen. Falls die Grünen sich nochmal fragen sollten, warum sie viele Stammwähler verloren haben, nicht durch politische Entscheidungen, sondern ihre Art Debatten zu führen, sollte man ihnen dieses Interview vorlegen.
Christian Springer

Es liegt mir am Herzen, Frau Kaddor bei dieser Gelegenheit nochmals zu danken für ihre KLAREN WORTE! Leider lassen viele Verantwortliche (gerade aus der muslimischen Community) diese vermissen! Ein Bedauern, eine Entschuldigung, wenn sie zu spät kommen, verfehlt ihren eigentlichen Sinn und hat keinerlei Bedeutung für jene, denen es ursprünglich galt. Heute wird leider so oft mit Halbwahrheiten, gar mit fakes gearbeitet, die meisten machen sich kaum die Mühe, sich ein differenziertes Bild von einer Situation (wie beispielsweise dieser) zu machen und fallen darum umso leichter auf die populistischen Parolen ihrer Leader rein; das ist fatal, wie man es jetzt auf unseren Straßen ablesen kann: Hass, Hetze, Unversöhnlichkeit, all dies muss jene fassungslos machen, die betroffen sind! Umso wichtiger ist es, dass jene Funktionsträger aus den ersten Reihen verantwortlich mit ihren Worten umgehen, d.h. auch BEDENKEN, was sie auszulösen vermögen! Leere Sprüche haben keinen Platz in solch aufgeheiztem Diskurs und werden den Opfern, auf welcher Seite auch immer, nicht gerecht!
Berta Walter-Hamza

«Wir verurteilen die Terroranschläge der Hamas, sagt der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş, Ali Mete. Die Grünen-Politikerin Lamya Kaddor kontert: Die muslimischen Verbände in Deutschland müssen Judenhass klarer entgegentreten.» Ja, die Muslime müssen deutlicher werden. Dies aber nicht so sehr, um der deutschen Staatsräson entgegenzukommen. Sondern vor allem, um einen guten Weg in die Zukunft für alle Beteiligten zu finden. Schuldzuweisungen bringen nichts. Notwendig ist das Akzeptieren der Realität. Juden und Palästinenser sind Flüchtlinge. Die ursprünglichen Zahlen sind in vergleichbarer Größenordnung. Doch es gibt einen gewaltigen Unterschied. In Israel mit 9 Millionen Einwohnern gibt es 2 Millionen Palästinenser. Hingegen in den arabischen Ländern (mit 300 Millionen Einwohnern) aus denen ca. 900 000 Juden ausgewandert sind, gibt es nur noch wenige Tausend Juden. Diese Zahlen sprechend auch für die unterschiedliche Akzeptanz der einen Partei durch die andere. Ein Palästinenser in Israel hat anscheinend bessere Perspektiven als ein Jude in den arabischen Ländern.
Diese Angaben sollen nicht zu Schuldzuweisungen führen. Das bringt nichts. Wichtig ist der Blick in die Zukunft. Da gibt es zwei Forderungen. Zur ersten: das demographische Problem im ganzen Nahen Osten muss gelöst werden. Dazu zwei Zahlen: Im Iran beträgt die Geburtenrate 1.68 in Palästina 3.5. Ein mutmasslicher Grund ist, dass man sich im Iran an die vorhandenen Möglichkeiten anpassen muss. Und die Wirtschaftslage ist dort nicht besonders gut. Übrigens auch wegen der massiven Unterstützung von Hamas und Hisbollah. In Palästina fehlt die Notwendigkeit sich an begrenzte Ressourcen anzupassen. Die Hilfeleistungen wachsen exponentiell mit der exponentiell wachsenden Bevölkerung. Leider wächst die Fläche und wachsen die Perspektiven nicht mit. Im Interesse der Palästinenser muss dieses Problem gelöst werden. Übrigens nicht nur in Palästina. Schließlich ist das exponentielle Wachsen von Konsum und Kopfzahl die Ursache des Klimawandels. Diese Ursache sollte auch eine Grundlage sein für Gemeinsamkeit beim Konfliktlösen.
Ich komme nun zur zweiten Forderung, die eher ein Vorschlag ist. Es geht darum, sich im Interesse aller, sich an der Realität zu orientieren. Ich erzähle dazu von meinem eigenen Gesinnungswandel und hole etwas aus. Der Gaza-Streifen hat eine lange Küste am Mittelmeer. Doch Ferienstimmung ist das Gegenteil von dem was aufkommt, wenn man heute an Gaza denkt. Trotzdem möchte ich mit einer Erinnerung an meine ersten Ferien am Meer beginnen: 1954 war ich mit 13 Jahren erstmals am Mittelmeer. Unsere Krankenkasse hatte ein Ferienlager für untergewichtige Kinder aus Salzburg und Tirol organisiert. In Innsbruck stiegen die Tiroler Kinder zu und begannen bald einmal zu singen, etwa auch: «Tiroler Land du bist so schön. Wer weiß, ob wir uns wieder sehn.» Wir Salzburger witzelten daraufhin, die hätten wohl Angst, dass sie von den Italienern vergiftet würden. Tatsächlich gab’s damals eine Art Hass auf die Italiener, wegen Südtirol. Als Resultat eines (übrigens militärisch erfolglosen) Eroberungskriegs hatte Italien Südtirol zugesprochen bekommen, das seit mehr als tausend Jahren deutschsprachig ist. Wegen geförderter Zuwanderung ist heute die Hauptsprache im Hauptort Italienisch. Die «Bumser», die Strommasten sprengten, genossen Sympathie. Aber eher weniger bei den Südtirolern. Denn die bekamen die Nachteile zu spüren. Heute floriert die Wirtschaft in Südtirol, auch dank Tourismus und Obstbau. Aber was ist die Ursache der unterschiedlichen Entwicklung im Vergleich zum Gaza-Streifen? Die tieferen Ursachen liegen auch im Bereich der Demographie und in der fehlenden Erkenntnis, dass es unter bestimmten Umständen im Interesse aller Beteiligten (insbesondere auch der folgenden Generationen) unabdingbar ist, die Realität zu akzeptieren und realistische Ziele zu verfolgen.
Gernot Gwehenberger

In diesem Artikel geht es auch um die richtigen Wörter: „Angriff/Aktion“ oder „Terror-Anschlag“. Mich erstaunt, dass Herr Mete auf die Forderung nach klaren Worten von muslimischer Seite hin nicht auf Gegenrecht pocht. Der schleichende Landraub, die Zerstörung von Häusern und die Ermordung von Palästinensern durch Siedler, Fundamentalsten und israelische Sicherheitskräfte während Jahrzehnten, von der israelischen Regierung gestützt und von den USA, der größten Weltmacht, wohl auch aus eigennütziger globalstrategischer Absicht gedeckt, verdiente doch auch das Attribut „terroristisch“. Solches von jüdischen Verbänden, wie etwa dem Zentralrat der Juden zu fordern, scheint mir durchaus berechtigt, und zwar schon lange vor dem jetzigen Terrorakt der Hamas.
Peter Früh


Leserbriefe zu „Ampelschreck? Ich?“ von Mark Schieritz

Was hat denn der Marrakesch-Trip mit Ihnen angestellt? Der Drei-Wetter-Taft-Spruch (“34 Grad, die Frisur sitzt“) ist nicht nur daneben, sondern wird bei den jüngeren Leserinnen und Lesern eher Fragezeichen als Erheiterung auslösen. Und da Sie schon mal mit einem ollen Werbe-Spruch starten, geht’s dann zügig weiter im Ironie-Stil: „Sieht ein bisschen aus wie ein Flüchtlingslager“, „Englisch ist tückischer als man denkt“ , „Wie es gerade passt“ . Schließlich noch ein, zwei tendenziöse Alliterationen hinterher: „…mehr für Hubraum als für Hayek“, „Arithmetik statt Anziehung“ – und fertig ist der Reisebericht. Echt jetzt? Um es in Ihrem Stil zu sagen: Das ist „Joke statt Journalism“. Und der Artikel hätte die Bezeichnung „Glosse“ verdient. Nichts für ungut. Ich habe schon so viele gute Beiträge von Ihnen gelesen, diesen finde ich dünn und dürftig. Der ZEIT werde ich trotzdem treu bleiben.
Thomas Meichle

Lindners Strategie, den Populismus mit mehr Neoliberalismus zu bekämpfen, ist durchaus riskant. Es ist nicht sicher, ob diese Strategie in Deutschland funktionieren wird. Schließlich ist Deutschland ein Land mit einer starken sozialen Tradition. Lindners Forderung nach einer kompletten Abschaffung des Solidaritätszuschlags ist eine Provokation für die SPD und die Grünen. Diese beiden Parteien sind der Meinung, dass der Solidaritätszuschlag ein wichtiges Instrument zur Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme ist.
Stefan Pachmayr

Sie schreiben in dem o.a. Artikel, dass der Solidaritätszuschlag nur noch von den oberen zehn Prozent der Einkommensbezieher entrichtet werden muss. Diese Aussage, von interessierter Seite immer wieder vorgebracht, ist falsch. Der Solidaritätszuschlag wird auf Kapitalerträge erhoben, sobald der Freibetrag ausgeschöpft ist; unabhängig von der Höhe des Einkommens. Damit wird z.B. die häufig empfohlene Altersvorsorge für angehende Rentner sicher nicht gefördert. Ich empfehle eine Internet-Recherche, da ich von der Zeit erwarte, dass sie sich nicht an der Verbreitung von Fake News beteiligt.
Manfred Wiech

Ihre Übersetzung am Schluss des Artikels ist falsch, denke ich:“ Ich bevorzuge es, die richtigen Dinge zu tun, um wiedergewählt zu werden“ muss es heißen, oder? Und das ist genau das Gegenteil von Ihrer Übersetzung. Oder ist das Zitat von Herrn Lindner falsch angegeben?
Michael Barth

In der Zeit Ausgabe 44 auf S. 6 schreibt Mark Schieritz in seinem Schlusssatz das folgende Zitat mit einer freien Übersetzung, die offenbar einen 180° Abweichung enthält. Können Sie bitte prüfen, ob in der englischen Aussage falsch zitiert wurde, oder ob die deutsche Übersetzung ein „nicht“ zu viel enthält. Oder verstehe ich hier eine versteckte Ironie nicht? »I prefer doing the right things to being re-elected«, antwortet Christian Lindner. Er tue im Zweifel lieber das Richtige, auch wenn er dann nicht wiedergewählt werde. Könnte passieren.
Stefan Lahres

Die Qualität des Beitrags manifestiert sich in der deutschen Übersetzung von „I prefer doing the right things to being re-elected.“
Günther Vieweg

„Deutschland hat enormes Turnaround-Potenzial“. Noch deutlich größer als das Turnaround-Potenzials unseres Landes ist wohl das Demutspotenzial unseres Finanzministers. Um den in unserem Land in der Tat vielfältigen Abwärtstendenzen verantwortungsvoll entgegenzuwirken, braucht es nicht mehr Selbstverliebtheit, mehr liberal-technokratische Ideologie und auch nicht bessere Einsichten. Vielmehr fehlen starke, entschlossene und uneigennützige Persönlichkeiten, mit einem weiteren Blickfeld als Wirtschafts- und Finanzpolitik. Solche Persönlichkeiten gab es in der Vergangenheit auch in der FDP: Theodor Heuss, Walter Scheel, Hildegard Hamm-Brücher; Gerhart Baum ist einer der wenigen Übriggebliebenen. Ansonsten ist die FDP von heute im Wesentlichen ein Club der Bewahrer von feudalen Privilegien, die Fortschritt ausschließlich materiell denken kann. Der liberale Freiheitsbegriff erschöpft sich in mehr Wachstum, mehr Wohlstand, mehr Individualität. Politische Entscheidungen zulasten von Natur, Arten und der globalen Mehrheitsbevölkerung finden in der heutigen FDP keine Widersacher. Lindners FDP heute: eine Feudale Demokratische Partei.
Hans-Jörg Glaß

Da staune ich als Leser, Herr Schieritz schreibt einen Artikel über den aus meiner Sicht Ego-Trip des deutschen Finanzministers und versaut, bitte entschuldigen Sie den Ausdruck, die Pointe.  Oder war er einfach nur geschockt von so viel entlarvender Selbstentäußerung Lindners, dass seine Englischkenntnisse völlig in Vergessenheit geraten sind. Soviel ich bezogene Offenheit des Ministers kann schon mal sprachlos machen, besonders in einer Fremdsprache. „I prefer doing the right things to being re-elected“ bedeutet eben nicht, das Richtige zu tun, auch wenn es Wählerinnenstimmen kostet. Es ist genau das opportunistische Gegenteil davon. In seltener Offenheit verkündet der deutsche Finanzminister Lindner den Antrieb seines Denkens und Handels. Sein Kompass ist nicht sein Amtseid, sein Kompass ist sein persönlicher Wunsch wiedergewählt zu werden, Danke Herr Lindner für diese Offenheit, sie liefert endlich eine schlüssige Erklärung für viele seiner Entscheidungen und Blockaden innerhalb der Koalition.
Schade nur, dass Der Zeit genau an dieser enthüllenden Stelle die Englischkenntnisse verloren gehen und Sie in der Übersetzung Herrn Lindner deutlich besser dastehen lässt, als er selbst sich sieht. Herr Lindner hat genau diesen Eid geschworen als er sein Amt übernommen hat: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“  Von der Priorisierung von Dingen und Entscheidung, die seine Wiederwahl sichern sollen, ist in diesem Eid nichts zu finden. Bedauerlich, dass ein „Übersetzungsfehler“ den Skandal, der in der Diskrepanz zwischen Lindners Äußerung und diesem Eid liegt, nicht thematisiert wurde.
Norbert Schäfer


Leserbriefe zu „Warum sich die postmoderne Linke so schwer tut, den Terror gegen Israel zu verurteilen“ von Anna Mayr

„Postmoderne Linke“, das ist Pippi Langstrumpf-Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Man hat herausgefunden, wer unschuldig ist und wer schuldig ist. Man steht auf der Seite des Guten und ist im Meer der Zeit und der Erklärungen nicht allein. Selbstzweifel sind überwunden. Man kämpft den Kampf der Gerechten und kann in der Nacht schlafen, wie ein Baby. Das bestialische, gut gefilmte Foltern, Vergewaltigen und Morden durch die Hamas hatte für einen kleinen Moment das Potential, diese erfundene, diese selbstgebastelte Welt zu erschüttern. Wer diese Bilder aus Israel ohne Relativierung an sich heran lässt, hat keine Wahl. Er muss erwachsen werden, muss zugeben, dass er nichts versteht, nichts im Griff hat, die Welt nicht verändern kann, selber schuld ist, sich mit Idioten abgibt und all die Jahre nur seine Kindheit  töricht verlängert hat. „Postmoderne Linke“, das infantiler Bullshit.  Wer hat den Mut, erwachsen zu werden?! Einer von Hundert-immerhin!
Fred Klemm

Anna Mayr bringt die Widersprüchlichkeit in der Argumentation der postmodernen Linken auf den Punkt, ohne in den hämischen Chor vieler liberal-konservativer Kommentatoren von der „woken“ Doppelmoral einzustimmen. So geht guter Journalismus in Zeiten der unsäglichen gesellschaftlichen Polarisierung!
Rüdiger Paul

Das kritische Instrumentarium der „postmodernen Linken“ dient nur der Selbstermächtigung und -vermarktung und versperrt offenbar den Zugang zur Wirklichkeit. Mit der Unfähigkeit, Terror als Terror einzuordnen, entlarvt diese selbsternannte Linke sich selbst. Sie ist nicht in der Lage, die gewaltverherrlichende und sich über so ziemlich alles (auch über die Palästinenser) stellende Ermächtigung der Terroristen zu hinterfragen. Der Begriff Postmoderne beschreibt inhaltlich nichts. Er suggeriert lediglich, irgendetwas hinter sich gelassen zu haben, mit dem man sich nicht weiter ernsthaft beschäftigen möchte (z.B. Universalität der Menschenrechte) und in der Bewegungslogik der Geschichte ganz vorne zu sein. Die angemaßte Avantgarde-Rolle entlastet von Selbstkritik und lässt ihre Träger sich stets im Recht fühlen. Es fehlen offenbar Gespür und Kriterien, um einschätzen zu können, ab wann Vernunft in den Dienst der Unvernunft gestellt wird.
Reinhard Koine

Die Lektüre dieses Artikels bereitete mir einige Schwierigkeiten und, um ehrlich zu sein, ich habe nicht begriffen, was die Autorin aussagen will. Das beginnt schon mit dem Titel. Was ist postmodern? Wird es auch eine Post-Postmoderne usw. geben?  Was ist links? Die Bezeichnung kommt, glaube ich, daher, wo man im Parlament sitzt bzw. saß, vom Standort des Redners aus betrachtet. Liest man den Artikel, besteht die Linke sowieso nur aus Frauen, die in einer patriarchalischen Gesellschaft unterdrückt leben. Foucault wird bemüht mit Überwachen und Strafen. Okay. Aber was ist mit Sexualität und Wahrheit? Darin schreibt er, dass der patriarchalische, griechische (antike) Mann, sicherlich mit entsprechenden Denkmustern versehen, seine Frau achtete (!), denn sie würde sein Haus führen und ihm sein Leben ermöglichen. wobei sich die Frage nach den Sklaven stellt. Wie war das mit Lysistrata und dem Krieg?
Distelbarth schreibt von Resten von Matriarchat in Frankreich (mit entsprechendem Einfluss), was sicherlich auf alle anderen katholischen Länder zu übertragen ist und vermutlich mit der Jungfrau Maria zu tun hat. Einer starken Frau in einer, zugegeben, von Männern beherrschten Religion. Ich glaube, es ist Hubertus zu Löwenstein, der bemerkt, dass Frauen in den USA eine Macht darstellen würden, was damit zu tun habe, dass es lange Zeit in den USA einen Frauenmangel gegeben habe und sie deshalb eine Machtposition einnehmen konnten. Zugegeben, weiße Frauen (was männliche Juden und die Bedeutung ihrer Mütter betrifft, hilft sicherlich die Lektüre von Philip Roths Portnoys Beschwerden weiter). Es stelle sich die Frage, ob Juden Weiße sein können. Wenn ja, würden sie zur Mehrheitsgesellschaft gehören. Welcher? Der weißen? Wie hätten die Juden (sorry, geht nicht anders) Theodor W. Adorno, Max Horkheimer oder Walter Benjamin diese Frage beantwortet?
Abgesehen davon, was diskutieren wir eigentlich Terror, Antisemitismus, Geschlechter, Hautfarben, Religionen oder Verkopfung? Dass es eben um Gefühle geht (Liebe, Hass, Zorn, Wut), wird zwar erwähnt aber nicht diskutiert, obwohl da der Hase im Pfeffer liegt. Vielleicht könnte es der postmodernen Linken helfen, sich mit den Ansätzen der Juden (sorry) Sigmund Freud (seine Lehre wird ja als obsolet betrachtet) und Ernst Tugendhat (den kaum jemand zu kennen scheint) auseinanderzusetzen. Freuds Der Mann Moses und die monotheistische Religion böte sich aktuell an. Tugendhat unterscheidet zwischen universeller und partieller Moral. Was wir „gerade“ erleben ist, das Aufeinandertreffen von zwei partiellen Moralen, worüber die universelle verloren geht. Mit der universellen Betrachtungsweise/Moral ist es möglich, sowohl das eine als auch das andere zu kritisieren, es in Relation zu setzen, ohne zu relativieren.
Zu bedenken wären auch kapitalistische Verwertungsinteressen, was besonders für die USA gilt: Immer was Neues (Stichwort: woke), sonst ist man aus dem Fokus der Öffentlichkeit weg, was heißt, man verdient weniger Geld (hier wäre auch die Bedeutung von pressure groups zu diskutieren). Führt dies nicht evtl. auch dazu, dass man ohne Ende differenziert (s. reelle Zahlen, wobei im Alltagsleben irgendwann gerundet wird), ohne dass es zu einem wirklichen Erkenntniszuwachs kommt, da es sich bei gründlicher Betrachtung dessen oft nur um alten Wein in neuen Schläuchen handelt? Hauptsache es ist „neu“. Hier könnte die Auseinandersetzung mit der philosophischen Fragestellung, ob Zwerge weitersehen können als Giganten, weiterhelfen. Mir erscheint es so, als habe die Linke vor lauter Begriffsbildungs-Bäumen (education, awareness, representation usw.) die Sicht auf den Wald verloren. Wie sagte der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch doch so schön: Eure Asche ist ja viel bürgerlicher als unsere Asche, Ja, aber unsere Asche ist dafür viel differenzierter als eure Asche, dafür ist eure Asche aber längst nicht so progressiv wie unsere Asche, Ach was, eure Asche ist ja nur Masche, Ascht doch mal ab, dann werden wir ja sehn, dass unsere Asche viel konsequenter ist.
 G.-R. Erdmann

So sehr ich der Grundaussage von Anna Mayrs Artikel („Warum sich die postmoderne Linke so schwer tut …“, DIE ZEIT Nr. 44/19.10.2023, S. 55) zustimme, ein Widerspruch bleibt dennoch. Zunächst behauptet sie, der „linke Universalismus“ sei „vor dem Erstarken der postmodernen Linken eben nicht universell“ gewesen, sondern „weiß und meistens männlich“. Diesen Satz halte ich für falsch. Denn der „alte“ Universalismus hat ja überhaupt erst ermöglicht, Rassismus und Sexismus zu benennen und zu bekämpfen. Indirekt gibt Mayr das auch zu, denn weiter hinten im Text schreibt sie: „[L]inks ist die naive Hoffnung auf Gerechtigkeit für alle, auf Freiheit und Sicherheit für alle“. Was, so frage ich, wäre hieran nicht „universell“? Judith Butler hat im Übrigen die rasende Radikalisierung ihrer Pseudo-Philosophie durch ihre Gefolgschaft selbst verschuldet, jetzt verschlingen die meist queeren Saturne ihre eigene Mutter. Mit einer gehörigen Portion Gehässigkeit könnte man diesen Wahnwitz mit einem „Recht so!“ quittieren.
Michael Knittel

Vielen Dank für Ihren Artikel „Warum sich die postmoderne Linke so schwer tut, den Terror gegen Israel zu verurteilen“. Es tut gut, so umfassend begründet denen, die den mörderischen Hamas-Terror, besonders auch in persönlichen Diskussionen, ständig relativieren und damit verharmlosen, einen Spiegel vorzuhalten. DANKE.
Dirk Hartwich

Jede Form des Denkens, das sich vom Universalismus verabschiedet, erscheint wie eine Konsequenz der Zerfallsprozesse, die der Kapitalistischen Zentrifugalkräfte nun mal hervorbringt. Das Problem ist ja nicht nur, dass es momentan vollkommen unpassend ist, Free Palestina, zu skandieren. Wenn man komplett ausblendet, dass es sich bei der Hamas um eine klerikale, machistische, gewalttätige Gruppe handelt, die ihre eigenen Familien als Geiseln nimmt und von Freiheit nun gar nichts versteht, woher will man dann das Recht nehmen, Israel Ratschläge zu geben?  Die Gedankengänge der Selbstgerechten sind schon immer schwer zu verstehen gewesen, und um die postmoderne Ecke gedacht, völlig irrig.
Dieter Schoeneborn

Danke Anna Mayr!! Fand ihren Artikel sehr gut. Nicht beeinflussen lassen durch unsachliche Instagram-Stories, die kein Interesse an selbstkritischer Auseinandersetzung haben. In diesen Foren wird niemals ein verhandelbarer Diskurs stattfinden. Ihr Artikel zeigt den so typischen Reflex vermeintlich progressiver Kräfte und den Umgang „unter Linken“. Standhaft bleiben, denn Sie geben Hoffnung in einem wegweisenden historischen Moment. Ich bin vermutlich nicht immer Ihrer Meinung, aber würde mich zu einer „universalistischen“ Linken zählen, die das aushalten kann und muss, sonst sind wir verloren. Und nein, ich bin kein Boomer, sondern Jahrgang 1988, in einer deutschen Großstadt lebend.
Georg Herrnstadt


Leserbriefe zu „»Scharfe Sprüche allein stoppen niemanden«“. Gespräch mit Gerald Knaus, geführt von Mariam Lau

Knaus gilt als Architekt des Türkeideals. Der Ansturm wurde eingedämmt. Heute dagegen stehen hunderttausende am Schlagbaum und erhalten mit dem Zauberwort Asyl auf den Lippen Einlass. Und bleiben zumeist im gelobten Land. Darauf hat er keine neuen Antworten. Der gordische Knoten ist die Rückführung. Selbst wenn die Herkunftsländer kooperativ wären, ist das Scheitern vorprogrammiert, weil die meisten Migranten ihre Identität verschleiern. Und über allem liegt die Überforderung der Gesellschaft durch einen apokalyptisch anmutenden Zustrom. Die Lösung kann nur in dem Undenkbaren liegen, die Außengrenzen einstweilen dicht zu machen. Schutz und Befriedung der Bevölkerung haben Vorrang vor dem moralischen Imperativ der Flüchtlingskonventionen, die nach dem Krieg unter anderen Prämissen aufgelegt wurden. In der EU vermutlich mehrheitsfähig. Oder muss die AfD erst mit Aiwanger im Schlepptau  auf 40 % und mehr vorrücken?
Christoph Schönberger

Die Migrationspolitik der vergangenen Jahre ließ viele Fragen offen. Die Antworten erschöpfen sich in Überzeugungen wie „Wir schaffen das“. Eine Abwägung aller auf Tatsachen beruhenden Argumente fand und findet m. E. bis heute nicht statt. Seit acht Jahren erhält jeder, auch derjenige, der sich aus wirtschaftlichen Gründen mit Einsatz von sehr viel privatem Geld der Familie dafür entscheidet, seinen Lebensmittelpunkt nach Deutschland zu verlegen so oder so de facto hier ein Bleiberecht. Es genügt, einen Fuß über die Grenzlinie zu setzen und Asyl zu sagen. Die kriminelle und gewalttätige Vergangenheit, die Zugehörigkeit zu Terror-Milizen oder menschenfeindlichen Vereinigungen spielt dabei keine Rolle. Die sonst üblichen Ausweispapiere sind in diesem Falle nicht erforderlich. Das ist mittlerweile in den sehr großen weltweiten sozialen Netzwerken   bekannt und wird genutzt, um das Aufnahmeverfahren und die Aufenthaltsdauer zu verlängern. Wo ist das außerhalb der EU noch möglich?
Wer in Deutschland soziale Leistungen beziehen möchte, muss vorher seine Vermögensverhältnisse offenlegen. Im persönlichen Kontakt mit einem Syrer, der mit Familie nach Deutschland kam, erfuhr ich glaubhaft, dass er von sich aus dem Jobcenter erklärt habe, dass er genug Geld habe und daher auf Leistungen des Jobcenters verzichte. Er hatte sich einen VW-Tiguan gekauft. Ebenso wenig, wie es ein perpetuum mobile gibt, sind die Ressourcen für die Aufnahme von Menschen aus anderen Kulturen Der angebliche Reichtum des Landes ist ebenfalls endlich. Die Infrastruktur des Landes (Brücken, Straßen, Bahnnetz, Leitungsnetz für Strom, Kita, Schulen, medizinische Versorgung usw.), die Landesverteidigung weisen einen riesigen Reparaturstau aus.
Darauf reagieren die verantwortlichen politischen Entscheider mit der lakonischen Bemerkung, „Wir werden alle ärmer werden“. Diese ungewisse Ankündigung verunsichert insbesondere die Bezieher mittlerer und geringer Einkünfte. Damit werden sie jedoch nicht ihrer Verantwortung gerecht, für die sie ohne Ansehen der Person wie ein Amtsrichter mit diversen Zulagen wie Sitzungsgeldern, beitragsfreier Altersvorsorge und weiteren Privilegien diätiert werden. Diese Politik treibt sehenden Auges die Unzufriedenen in die Arme der rechten und linken Extremisten. Das sollten die verantwortlichen in der Bundespolitik und deren Parteivorstände veranlassen, der Ausgrenzung, der Ideologisierung und der Abschottung gegenüber unliebsamen Meinungen öffentlich entgegentreten.
R. Reiger

Danke für dieses sachliche und informative Interview. Es bleibt zu hoffen, dass es der Bundesregierung gelingt, die Sozialstandards und Bleibechancen für Flüchtlinge in Deutschland an jene der anderen EU-Staaten anzupassen und mit Drittstaaten Verträge auszuhandeln, damit diese Staaten Flüchtlinge zurück- oder aufnehmen – sei es direkt gegen Geld und Wirtschaftshilfe, sei es gegen die Zulassung von Arbeitsmigrant*innen („Gastarbeiter*innen“) und/oder die Aufnahme von Kontingenten legaler Migrant*innen. Meiner Meinung nach wäre es, solange die EU-Staaten sich nicht über die Verteilung der Flüchtlinge auf die EU-Staaten verständigen, zudem gerechtfertigt – allerdings wohl in der Praxis schwierig umzusetzen –, jene Flüchtlinge, die auf dem Landweg über sichere Nachbarstaaten nach Deutschland gelangen, sofort wieder in eben diese sicheren Nachbarstaaten abzuschieben. Manche Ängste insbesondere gegenüber männlichen heterosexuellen Flüchtlingen kann ich als Schwuler übrigens gut verstehen: Es geht ja nicht „nur“ um Geld, Wohnungen, Sprachkurse, Schulunterricht usw., sondern auch darum, dass viele Flüchtlinge Frauen, Schwule und „Ungläubige“ verachten und nicht wenige Flüchtlinge (und Nachkommen von Flüchtlingen) über ein hohes Aggressionspotenzial und eine große Gewaltbereitschaft verfügen, wie nicht nur die Aktivitäten der Clans und Islamisten, sondern auch die jüngsten antisemitischen Ausschreitungen in Berlin und anderen Städten zeigen.
Ulrich Willmes

An die Wunderkraft des Stichtages mag ich nicht recht glauben. Glaubt Herr Knaus, dass die legale Migration von relativ wenigen Auserwählten den Migrationsdrang der vielen anderen dämpfen wird? Einheitliche europäische Unterstützungen wären sinnvoll, aber es klingt deutlich zu einfach, dass die anderen Länder halt attraktiver werden sollen. Vielleicht rückt eine europäische Lösung näher, wenn auch Deutschland sich auf die anderen zubewegt. Dem Laien drängt sich die Vermutung auf, dass viele alte rechtliche Grundlagen nicht mehr zur neuen Zeit passen. Das Gesamtpaket von Kontrolle der Außengrenzen, legalen Migrationsmöglichkeiten, Maßnahmen bei Versuchen eines illegalen Grenzübertritts, Asylverfahren, Status und Arbeitsrecht/-Pflicht der Antragssteller und Rückführungen muss der Wirklichkeit angepasst werden, wie wir sie heute vorfinden. Und das alles ist nichts ohne die echte Bekämpfung von Fluchtursachen, die nicht ohne den weitgehenden Verzicht auf eine fortlaufende Ausbeutung z.B. des afrikanischen Kontinents zu haben ist.
Christian Voll

Unsere Regierung versucht durch Migrationsabkommen nicht Asylberechtigte in ihre Heimatländer zurückzuführen – gut so. Eine Gruppe von Migranten, die Ukrainer, männliche, gesunde, ohne familiäre Verpflichtungen (ca. 50.000) wird von der Politik nicht thematisiert. Das sie politisch verfolgt werden, aus rassistischen oder sexuellen Gründen eine Bleibeperspektive haben ist nicht gegeben. Sie verweigern sich nur ihrem Land. Unter der Voraussetzung, dass sie in ihrem Heimatland nicht zum Militäreinsatz verpflichtet werden und keine strafrechtlichen Konsequenzen zu befürchten haben, wäre eine Rückführung in die Ukraine geboten.
Gerhart Herzig

Beim Interview des Herrn Knaus durch Frau Lau vermute ich, dass Frau Lau etwas übersehen hat. Herr Knaus ist ein Migrationsmakler. Was hat Herr Knaus bei der 6 Milliarden umfassenden Zahlung an die Türkei verdient? Was will er jetzt verdienen?
Joachim Hammer

„Migrationsexperte“ Knaus sieht also eine maßgebliche Problemlösung in der Erteilung von Arbeitserlaubnissen für Angehörige afrikanischer Staaten und „Stichtagen“. Und diejenigen, die keine Arbeitserlaubnis erhalten und die „Stichtage“ verpassen – will er den Lesern weismachen, diese Menschen blieben schicksalsergeben zuhause? Und dass sich diejenigen aus den Haupt Herkunftsländern – Afghanistan, Syrien, Eritrea, Somalia, Irak – davon beeindrucken lassen? Es stimmt: scharfe Sprüche helfen nichts – solche „Experten“ aber genau so wenig . . .
Friedrich Schweikert


Leserbriefe zu „Kinder- und Jugendbuch Spezial“ „Wenn Worte wehtun“ von Katrin Hörnlein in ZEIT leo, die Seite für Kinder

Nicht nur Worte können weh tun, erst recht die Realität… Sie wollen Kinder von möglichst vielen Verletzungen fernhalten, aber irgendwann wird sich der beschützte Nachwuchs dem Leben stellen müssen. Die Kindheit bereitet aufs Erwachsenenleben vor. Lernen wir nicht, mit Enttäuschungen umzugehen, so kommen wir später aus der Spirale Ängste-Coaching-Psychotherapie-Versagen-Arbeitsunfähigkeit nicht heraus, die heute schon fast als Normalfall gilt. Der Alltag ist voller Beleidigungen und Zurücksetzungen. Dies zu sehen, muss man nicht woke sein. Besser, man bereitet sich beizeiten vor! Hier ein aktuelles Beispiel, Alltag einer Person aus dem grauen Heer der Alten: In der ZEIT-Beilage „Das Hotel-ABC“ wurden mir Welten vor Augen geführt, an denen ich nicht teilhaben darf. Vielleicht noch eine Übernachtung in der Jugendherberge, aber das war`s dann schon, Meine Mittel als Rentnerin erlauben keinen dieser Hotelaufenthalte. Ich fühle mich also verletzt und zurückgesetzt. Doch kann „weg mit dem Reiseheft“ die Lösung sein?
Nächster Reality-Check: Beim Reisen wurde auch nicht an uns gedacht. Versuche ich, die Bahn mit meinem 49€ Ticket zu nutzen, muss ich erkennen: In die meisten Regionalexpress-Abteile kann man nicht bodengleich einsteigen, sondern muss sich mehrere Stufen emporziehen. Auch neue Züge vermochte die DB nicht anzupassen, nur private Unternehmen wie der Allgäu-Express scheinen dazu imstande zu sein. Dort geht`s, wieso nicht hier? Viele Bahnhöfe haben keine Lifts zu den Bahnsteigen. Ein erheblicher Anteil unserer Bevölkerung hat körperliche Einschränkungen. Von jeder Schule wird Zugänglichkeit für den einen Rollstuhlfahrer verlangt der möglicherweise Zutritt wünscht, doch Tausende Behinderte, die gerne reisen würden, haben offenbar keine Interessenvertreter. Die Realität im deutschen Alltag eines Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Zurücksetzungen und Frustrationen, wäre das nicht mal Stoff für eine Reportage? Fazit: Die moderne „Achtsamkeit“ beschränkt sich auf wenige Lebensbereiche. Die unspektakulären Anliegen der Alten interessieren dagegen kaum.
Sigrid Nomm

Danke für diesen Artikel. Mit verschiedenem Blickwinkel durch aktivistische Sensitivity Reader auf Texte zu schauen, passt zu unserer Cancel Culture und Dekontextualisierung. Im Lektorat mag das noch angehen, um Feedback an den Autor zu geben, aber der hat hier m.E. die Entscheidungshoheit. Dass früher für französische Jungkönige Bücher umgeschrieben worden ist im Sinne einer historischen Filterblase vielleicht individuell vertretbar, aber dass dies nun auf gesellschaftlichem Niveau versucht wird, ist nicht akzeptabel. Awareness, Sensivity in Ehren -aber ich bin hier vollkommen bei der Position von Andreas Steinhöfel! Es sollte hier um den Kontext, Toleranz und Diskurs ohne Zensur (bzw. die Schere im Kopf) gehen.
Harry Obele

Wenn Sensitivity Reader zu besseren, empathischeren und glaubwürdigeren Geschichten verhelfen, warum denn nicht. (Aber wichtiger, das hatte ich ja schon einmal geschrieben, ist zuerst einmal überhaupt ein vernünftiges Lektorat, da wird bei den Verlagen zu viel gespart.) Aber was bringt das, Kinder und Jugendliche in Watte zu verpacken, wenn sie ständigen Zugang zum Netz und zu gewalttätigen Filmen haben? Ich selber bin bei Twitter einmal in ein widerliches Terrorpropagandavideo hineingestolpert. Soll man vor jeder Nachrichtensendung den Hinweis „Kann Spuren von Gewalt enthalten.“ einblenden? Oder bei jeder Kabarettsendung „Manche Witze könnten Ihnen nicht gefallen.“?
Ich lese gerade „Mickey Mouse – Die ultimative Chronik“ aus dem Taschen-Verlag. Was für ein Blödsinn: Da wird AM ENDE des Buches vor karikierter Gewalt und historisch veraltetem Material gewarnt. Was nützt denn das? Wenn, dann gehört so eine Warnung (vor Clarabelle Cows Euter, angebrachter wäre allerdings eine Warnung vor religiösen Fundamentalisten, die Probleme mit Kuheutern bzw. eher mit ihrer eigenen Sexualität haben; es ist übrigens lustig, dass ausgerechnet Disney heutzutage „Wokeness“ vorgeworfen wird) VORNE oder auf den Umschlag hin. Triggerwarnungen kommen mir immer mehr wie ein Werbetrick vor. Man kann Leuten auch „Traumata“ einreden. Danach verkaufen sich all die Psychoratgeber noch besser als ohnehin schon.
Und was kommt als Nächstes? Ein politisch korrekter Asterixband? Mit pazifistischen Römern, Galliern und Piraten? Gähn! Ächz! Stöhn! Warnungen beim „Struwwelpeter“ und bei „Max und Moritz“? Gibt es bestimmt schon längst. Letztendlich müsste man auf fast jedes fiktionale Buch, das vor 1990 oder 2000 geschrieben wurde, einen Warnsticker kleben. Wenn ich damit nicht klarkomme, dann lese ich solche Bücher eben nicht bzw. halte meine Kinder davon fern. Die Verlage könnten ja auch verschiedene Versionen anbieten. Einmal die geschönte Heileweltfassung, einmal die mit der ungeschminkten Wahrheit. Gerade bei E-Books müsste das doch recht einfach per Knopfdruck funktionieren. Am besten hält man Kinder generell von der Welt fern. Geht recht einfach, indem man nämlich erst gar keine produziert. Die Welt ist jedenfalls schlimmer als jedes noch so „schlimme“ Buch.
Bei Filmen, wie zum Beispiel dem „Fliegenden Klassenzimmer“ wird das doch (aber wohl aus anderen Gründen) schon gemacht. Die Fassung von 1973 mit Joachim Fuchsberger war als Kind neben Rühmanns „Pauker“ mein liebster deutscher Film. Die Erstfassung aus den 50ern kenne ich nicht und die beiden aktuelleren Neufassungen sind mir schnuppe (genauso überflüssig wie das völlig unbekannte Remake der „Feuerzangenbowle“, deren bekannte Fassung ja auch schon einen Vorläufer hatte). In der ersten spielt Piet Klocke mit, was alleine schon ein Argument ist, den Film nicht zu schauen. Etwas Anderes als Anakoluthe habe ich von Klocke … Das ist mir auf Dauer dann doch …
Es spricht ja nichts dagegen, solche Stoffe ab und zu einmal aufzufrischen, weil sich das Schulleben ja auch ändert, aber ein bisschen Abstand sollte dann schon sein. Die beiden letzten Remakes liegen gerade einmal 20 Jahre auseinander. Und wer braucht eigentlich dieses mittelmäßige deutsche Eins-zu-Eins-Remake eines mittelmäßig lustigen französischen Films, in dem Christoph Maria Herbst (der vom „DAS“-Kritiker im NDR immerhin gelobt wurde) gerade einen Hochzeitsveranstalter spielt? Alles nur, weil die Filmemacher keine neuen Ideen haben und das am einfachsten Geld hereinbringt. Zwei Versionen eines Buches würden den Umsatz doch ebenso steigern. Viel schlimmer finde ich, dass es immer noch Eltern gibt, die ihre Kinder mit Spielzeugpistolen oder -gewehren spielen lassen und dass der faschistische Mob im Nahen Osten den Nachwuchs mit Antisemitismus, auch in Schulbüchern, indoktriniert. Wo sind da die Sensitivity Reader? Ein reines First-World-Problem!
Und Frau Baerbock schenkt diesem Mob auch noch 50 Mio. Euro. Terror lohnt sich! Die Teilnahme an diesem sogenannten „Friedens“gipfel sollte sie sich sparen. Die Bilder der enthaupteten Kinder, die ihr die Israelis gezeigt haben, haben bei der zweifachen Mutter offenbar überhaupt nichts bewirkt. Aber vielleicht inspirieren sie diese Fotos und Videos ja zu ein paar Schlechtenachtgeschichten, beispielsweise zu einem „Hänsel und Greta“-Märchen. Greta Thunberg hat sich endgültig als Mullah-Marionette der iranischen Öl-, Gas- und Pistazienmafia erwiesen. Bei mir ist sie eh schon seit ihrem Bambi-Auftritt, wo ein SUV verlost wurde, unten durch. Mit ihrem „How dare you?“-Auftritt wollte sie sich wahrscheinlich für eine Neuauflage des „Exorzisten“ bewerben.
Thomas Manthey

Wer eine typisch deutsche Übersetzung von Gullivers Reisen liest, der hat in der Regel eine Version für das Kinderzimmer in der Hand. Daraus erfährt er nichts über alles, was mit »Scheiße« zu tun hat. So haben deutsche Menschen oft bis heute keine Ahnung, woher »Yahoo« kommt oder warum man in amerikanischen Sci-Fi-Filmen immer wieder fliegende Inseln sieht. Diese Topoi der angelsächsischen Kultur bleiben ihnen verborgen. Inzwischen gibt es aber auch Übersetzungen für Erwachsene, in denen man von Laputa und dem Land der weißen Pferde mit den schrecklich menschlichen Yahoos erfährt. Das genau ist der Unterschied zur heutigen Debatte um die Vermeidung von Worten. Das Anliegen der Sensitivity ist eine verbindliche Ausdrucksweise für alle, was dann eine Zensur darstellt, wenn keine andere Fassung mehr produziert wird. Denn dann wird der Anlass irgendwann für immer unsichtbar sein. Doch wenn kein Mensch mehr weiß, dass »N-Wort« für »Neger« steht, warum soll es dann noch ein Gebot, verbunden mit einem gesellschaftlichen Verbot geben? Mit dem Vergessen entstehen Tabus, die einen quasi-religiösen Charakter haben. Und Religionen haben immer etwas Autoritäres an sich. Es geht immer um Vermeidungshandlungen, um die Ausschließung dessen, was als nicht-akzeptabel in der Gemeinschaft gilt.
Letztlich geschieht genau dies über gesellschaftliche Sanktionen wie Briefe an Redaktionen und Verlage und Druck auf Veranstalter. Sogar Immanuel Kant wurde ja schon Gegenstand solcher Androhungen mit Demonstrationen. Auch eine Biologin wurde davon abgehalten, einen Vortrag über die natürliche Zweigeschlechtlichkeit zu halten. Das Verbot ist kein gesetzliches, doch über die Angst der Veranstalter und Herausgeber vor einer unangenehmen Debatte schafft Zensur durch die Hintertür. Ein Diktat der Sanftmütigen entsteht, die moralisch das Richtige meinen, politisch aber das Falsche durchsetzen. Was sollen wir etwa tun, wenn ein Kind von Moby Dick erschrocken ist? Sollen wir Melville aus dem Kanon der Weltliteratur entfernen oder den Wal durch einen Hering ersetzen? Und wenn wir schon dabei sind, was ist denn, wenn ein Kind sich entsetzt bei der Geschichte von Jonas im Bauch des Wals? Kommt dann die christliche Bibel auf den Index wie in rechten US-Schulen Karl Marx und der Koran? Was sollen wir machen, wenn ein christliches Kind sich über ein jüdisches Märchen erschrocken zeigt, ein muslimisches über ein atheistisches und ein feministisches erzogenes Mädchen sich von Grimms Märchen schockiert zeigt?
Davon abgesehen, kann diese Art von sanfter Zensur auch niemals ein Ende nehmen, denn was heute noch akzeptabel erscheint, kann morgen schon gegen eine Befindlichkeit verstoßen. Dann bestehen Publikationen wie die ZEIT nur noch aus leeren Seiten. Es ist an der Zeit zu artikulieren, dass es sich bei Sprachgeboten lediglich um weltanschaulich und politisch bedingte Verhaltenskonditionierungen handelt, die nicht letztbegründet werden können. Erst neulich hat eine Studie von Germanisten herausgefunden, dass schon seit tausend Jahren in Deutschland Frauen als »Freunde« betitelt worden sind, womit der Behauptung widersprochen wird, es sein ein politisch-paternalistischen Symptom unserer Zeit, Frauen mit »männlichen »Vokabeln zu belegen. Bisher hat das nicht dazu geführt, weniger Genderformen in der ZEIT und anderen Publikationen zu verwenden. Ein Beispiel dafür, wie sich gesellschaftliche Debatten und Vorlieben unabhängig von der Wissenschaft, auf die sie sich bei Begründungen für ihre jeweiligen Lieblingspositionen berufen, verselbstständigen und neue Tabus einführen, anstatt den offenen Konflikt zu leben.
Eine liberale Gesellschaft lebt davon, dass der Dissens nicht verborgen wird. Sprache steht an der Spitze jedes Konflikts. Mit diesem Werkzeug werden Konflikte ausgetragen und Widerstand gegen andere Positionen angemeldet und debattiert. Wenn Begriffe aus einer Sprache entfernt werden, heißt dies, dass die Konzepte dahinter ausgemerzt werden. Ohne Konzepte gibt es aber kein begriffliches Denken, wie wir aus der Philosophie des Geistes und den Kognitionswissenschaften wissen. Es handelt sich also realiter um Denkverbote durch Entfernung des Denkbaren aus dem Geist des Menschen. Zur Argumentation: Der Schriftsteller Steinhöfel wird aufgrund seiner sexuellen Orientierung als mit seiner Auffassung unangreifbar bezeichnet. Ich teile die Meinung Steinhöfels, aber nicht, weil er eine bestimmte Sexualität repräsentiert, sondern weil seine Argumentation logisch richtig ist.
Die Aussagekraft einer Meinung nach individuellen Neigungen zu bewerten, ist die schlechteste aller Argumentationen in der klassischen Rhetorik auch als argumentum ad hominem bekannt: Etwas nicht nach seinem Inhalt, sondern nach dem Status des Argumentierenden bewerten. Wenn wir uns daran halten, müssen wir unseren Namen demnächst die entsprechenden Attribute anhängen, etwa so: »Hans Müller, Atheist/Christ/Muslim/Jude/etc./hetero, LGTBQ+/ledig/verheiratet/arbeitslos/beschäftigt/feministisch/anti-feministisch/…« und was es sonst noch an Einstellungen gibt. Womöglich als QR-Code am Revers. Wir sollten gelegentlich die Luft anhalten, anstatt jeder Befindlichkeit hinterherzulaufen. Es wäre angebracht, sich die Grundfeste der offenen und liberalen Gesellschaft zu vergegenwärtigen: Niemand muss mich mögen und ich habe nicht das Recht, andere zu bevormunden!
Reinhard Kück

Liebe Autor(inn)en, ich rate euch, nur noch über Schwarze Helden, friedliebende Muslime und Weiße Gauner zu schreiben! Kein Sensivity Reader wird mehr den Zeitgeist-Rotstift zücken; allerdings fürchte ich, auch kein Leser wird sich mehr finden. Doch wichtiger als der aufwühlende oder zum Lachen treibende Inhalt ist schließlich die identitätspolitisch korrekte und genderkonforme Sprache! Der Autor muss nicht mehr ermordet werden, er stirbt einfach aus!
Ulrich Pietsch

Wer schützt die Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor der empathie-, realitäts- und kreativitätsbeschneidenden Schere im eigenen Kopf, die einer geistigen Abtreibung schon vor der Empfängnis gleichkommt?  Wer schützt die Literatur vor der Sensitivity-Zensur, die in einer Zeit von globalen Krisen trennende Gräben aufwirft, statt das universell Menschliche zu betonen?

Wer schützt uns Leser und Leserinnen vor einer barbiepinken Schleimscheißerprosa, die allen unschönen Aspekten des Lebens aus dem Weg geht; schließlich ist die Welt kein Gospelchor.

Wer rettet die Märchen der Brüder Grimm, die Bildgeschichten von Wilhelm Busch, die Abenteuer des Huckleberry Finn?
Ludwig Engstler-Barocco

Also, liebe Leute, was ist denn das wieder für seltsame Story? Worte können doch nicht wehtun! Worte sind zunächst nur informationsbeladen und ansonsten höchst unschuldig, auch wenn sie z.B. das „Böse“ bezeichnen wollen, also etwas, das es einfach gibt. Wehtun können nur Sachverhalte und Zustände, die durch Worte beschrieben werden. Deshalb wäre primär die Frage zu klären, ob ein Zustand mit Worten überhaupt zutreffend beschrieben worden ist. Wenn ja, dann kann der ausgelöste Schmerz nicht dadurch aus der Welt geschafft werden, indem man der detailgenauen Beschreibung die Ausdruckskraft und „Schärfe“ nimmt, nur um den Empfänger der Botschaft in Watte zu packen. Hilfreich wäre da nur, den Unbehagen auslösenden Zustand in eine Richtung zu verändern, bei dem eine aktuelle mit Worten vorzunehmende Beschreibung keine Schockzustände mehr auslöst. Es scheint in diesem Zusammenhang übrigens eine fundamentale Fehleinschätzung Ihrerseits den unglücklichen Verlauf Ihrer Kampagne zu bestimmen. Sie gehen davon aus, dass beispielsweise eine Sozietät mit fraglichem Ruf dadurch aufgewertet würde, indem man ihre angestammte Benennung verbietet und sie schöpferisch zugewandt neu benennt. Es ist jedoch ungleich wahrscheinlicher, dass eine Umbenennung in Bezug auf den Ruf, bzw. die Reputation keinen nach-haltigen Erfolg verspricht, solange sich die fragliche Sozietät weiter auf ihren eingefahrenen Gleisen fortbewegt. Dazu zwei Beispiele:
Die Siegermächte des Jahres 1945 hatten wenig Interesse daran, Deutschland wirtschaftlich gleich wieder hochkommen zu lassen und schufen als Abschreckung für internationale Kaufinteressenten deutscher Exporte das Emblem „Made in Germany“. Aus heutiger Sicht Anlass für einen Aufschrei und Aktivitäten in Richtung Verbot dieser offensichtlichen und schmerzhaften Diffamierung. Und was geschah? Die Qualität der Produkte schaffte die diametrale Umkehrung dieser ursprünglichen Zuschreibung. „Made in Germany“ wurde zum Qualitätsgaranten und Verkaufsschlager. Also, das Ding macht den Namen attraktiv oder unattraktiv und nicht der Name. Übertragen: Nicht der Name bestimmt den Ruf einer Sozietät, sondern die Außenwirkung der Sozietät auf ihre Umgebung be-stimmt ihn, egal wie man sie gerade nennt. Genau aus diesem Grund macht es beispielsweise wenig Sinn, einen Neugeborenen Herkules zu nennen, wenn beide Eltern von schwacher Kondition und kleiner als 160 cm sind. Die Realität lügt eben nicht, Namen schon.
Zigeuner und Sinti/Roma: Meine Begegnungen mit dieser Volksgruppe waren durchgehend unangenehm und abstoßend. Sie reichen zurück bis in meine Kindertage, die ich auf einem kleinen, abgelegenen Bauernhof verbracht habe. Es verging kaum ein Jahr, in dem nicht mindestens einmal ein altersschwacher schwarzer Mercedes auftauchte. Türen auf und raus jeweils etwa sechs Zigeunerinnen mit schmierigen, wohlbeleibtem Patron, zustürmend auf unser Haus. Sie schienen einen Riecher dafür gehabt zu haben, zu welcher Tageszeit nur Mutter und kleine Kinder allein anzutreffen waren. In beinahe unverständlichem Kauderwelsch begann zeitgleich mit dem Hereinschwappen in die Stube das „Verkaufsgespräch“. Meistens die Älteste und Zahnloseste stürmte mit einem Kissen und andrem Deckchenkram auf die Mutter zu, um ihr, die Sicht verdeckend, den Kauf eines gestickten Samt-kissens (schlechter schwarzer Stoff, kitschig farbbedruckt, nicht gestickt) sehr, sehr dringend hoch-preisig ans Herz zu legen, was jeweils nach anfänglicher Gegenwehr zum Erfolg der Verkäuferseite führte. Zwei, drei jüngere Frauen nutzten regelmäßig die Gelegenheit, in der Zeit den Hühnerstall aufzusuchen, um sich der Eier zu bedienen und greifbarem Geflügel geschickt den Hals umzudrehen.
Jahrzehnte später stiegen meine Frau und ich aus einem Shuttlebus in Granada. Unversehens waren wir umringt von nicht besonders adretten Zigeunerinnen. Ungefragt griff eine nach meiner Hand und begann brabbelnd darin lesend ihren unverständlichen Sermon herunterzuleiern. Um dem unangenehmen Übergriff ein Ende zu bereiten, wollte ich ihr 5 Euro in die Hand drücken. Lautes Geschrei und Drohungen, denn sie wollte 20 Euro. Hätten sich nicht Ordnungshüter angenähert, wäre es uns im Kreis der laut kreischenden Schar schlecht ergangen. Weitere einschlägige Beispiele müssen dem Platzmangel zum Opfer fallen…Und schon hör ich sie wieder tönen, unsere Gerechtigkeitstussen. Jaaa, man kann doch nicht von wenigen Begegnungen auf eine Gesamtheit schließen und haaalllooo, das ist doch purer Raaaassismuuus…Doch! Der Bodenständige kann und der Bodenständige tut und das in der Regel mit gutem Recht!
Ich kann Ihnen sagen, was bei diesem Schwesternbündnis falsch läuft. Es ist die dümmliche, ideologieverbohrte Betulichkeit und ein lebensferner Gleichheitswahn von verzogenen Kindern, die, nachdem sie nie jemand in die Schranken gewiesen hat, ein unerschütterliches Selbstbewusstsein entwickelt haben, das sie daran hindert, ihre oft beinahe irren Statements und Aktionen selbstkritisch zu hinterfragen. Wie war das denn bei der Claudia? Also, unsere Claudia darf alles, überall schlau mitreden, allen sagen, wo`s langgeht, die großen Kuhaugen weit aufreißen und sich lautmäulig entrüsten über alle und jeden, wenn Dinge anders einschätzt wurden, als von ihr erlaubt. 
Diese Spezies an Zeitgenossinnen, seltsamerweise sind es hauptsächlich Frauen, praktiziert durch-gehend die Methode einer verzogenen Vorschulgöre, die am Spielplatz auftaucht und sofort ohne jede Legitimation und fernab irgendeiner Notwendigkeit ruft: „Also, heute spielen wir alle nur mit den roten Murmeln!“ Wer sich richtigerweise nicht daran hält, bekommt es mit den kleinen Gesetzeshüter-Blockwarten zu tun, die dankbar dafür sind, aufgrund einer „Vorgabe“ andere kontrollieren zu können.
Und siehe da, kaum sind die Rotmurmelgören erwachsen geworden, ergreifen sie den unverzichtbaren Beruf der Sprachgouvernante, der Sensitivity-Readerin, der Aneignungsbeauftragten. Ohne solide Anforderung von irgendwo her regiert ihr „elitärer“ Ungeist durch und dann geht`s aber gleich los: „Also das sagen wir nicht und das sagen wir soooo nicht und das ist Aneignung und zeitgenössische Literatur muss daraufhin abgeprüft werden, ob sie nicht jemandem weh tut, bevor sie auf den Markt kommt und Literatur vergangener Tage müssen wir sensibel umschreiben und eine Mohrenapotheke, das geht gaaaanich…..
Ja hallo, sind denn alle übergeschnappt? Bleiben wir beim Beispiel Zigeuner. Sie könnten diesen Namen getrost behalten, wenn sie dazu übergingen, sich um ihre zahlreichen Kinder zu kümmern, nicht diejenigen Sprösslinge als gut geraten anzusehen, die andere Leute am besten über den Tisch ziehen können, in der Gesellschaft gute Arbeit leisten, als was auch immer, die Bildung und Anstand als etwas Positives begreifen und die aufhören zu glauben, dass andere Gesellschaftsgruppen zwingend für ihre Wohlfahrt zuständig sind. Die Bezeichnung „Zigeuner“ würde dann einen völlig anderen Klang erzeugen. Bleibt alles beim Alten, wird bei den Sinti und Roma in ca. 15 Jahren wieder eine Namensänderung fällig! Jeden Tag Medien konsumieren heißt sich jeden Tag fragen, ob da nicht was in die falsche Richtung läuft. Nehmen wir den fatalen Tanz um das N-Wort. Ständig hören wir beispielsweise im Rundfunk:“ Ach, hahaha, ja, das N-Wort, hhahaha, beinahe hätt ich da was andres gesagt, aber das darf man ja nicht mehr sagen, hahaha..“
Mal eine Frage: Welche Institution hat denn das Wort „Neger“ überhaupt verboten? Gibt es gar ein Gesetz, das dessen Verwendung unter Strafe stellt und ich weiß gar nichts davon? Vielleicht war für diejenigen, die das N-Wort so massiv aus unserem Sprachschatz tilgen wollen, der Neger immer etwas Abschätziges, Verwerfliches? Für mich war er das nie. Neger waren für mich dunkelhäutige Menschen in Afrika, deren Lebensweise eine ganz andere war als die europäische, aber ich hielt die keinesfalls für durchgehend schlechter. Von den großen, muskulösen Massai, die Löwen in die Flucht schlagen können, war ich sogar immer fasziniert. Waren da etwa wieder unsere Verbotsfanatikerinnen und Verbotsfanatiker am Werk, denen es ein Anliegen war und ist, mit fragwürdiger Moral im Rücken Menschen zu manipulieren, zu „disziplinieren“, zu steuern? Mich stößt sowas massiv ab! Wird Zeit, dass sich die still vor sich hinleidende Mehrheit dagegen wehrt, denn noch mehr lebensferne Wolkenkuckucksregelungen, das hält wirklich keiner mehr aus. Deshalb danke, Herr Steinhöfel, für Ihre griffige und völlig zutreffende Warnung, die es wert ist, nochmal genannt zu werden: „Erst verbannen wir das Wort, dann verbrennen wir das Buch, zuletzt ermorden wir den Autor“!
Konrad Gold


Leserbriefe zu „Angenehm ungekränkt“ von Julia Lorenz

Es wundert mich immer wieder, mit welcher, pardon, Naivität und Gutgläubigkeit Kritiker und Rezensenten im Bereich Popmusik über die Urheberschaft von Kompositionen, Texten und Tönen berichten, und zwar sowohl, wenn Angaben hierzu mit den Tonträgern oder in Pressetexten geliefert werden, als auch, wenn dies nur gemutmaßt werden kann. Als wären sie persönlich dabei gewesen! Dabei ist doch bestens bekannt, dass hierbei getrickst und gefälscht wird, nicht erst seit dem spektakulären Skandal um Milli Vanilli.  Schon Colonel Parker, der knallharte Manager von Elvis Presley, zwang Komponisten und Musiker, den Namen seines Schützlings auch dort aufzuführen, wo dieser gar keinen Beitrag geleistet hatte. Auf dem zu Recht legendären „Pet Sounds“-Album der Beach Boys sind zwar deren Stimmen zu hören, sämtliche Instrumente wurden aber von Studiomusikern gespielt.
Und als George Harrison das Gitarren-Solo zu seinem Song „While my guitar   gently weeps“ vom „Weißen Album“ nicht hinbekam, musste Eric Clapton einspringen.  (Weil John Lennon bei „A hard days night“ die hohen Töne in der Passage „When I’m home …“  nicht bewältigte, hat er sie zähneknirschend Paul McCartney überlassen.)    Ein beliebter Trick von Sängern, die es in ihren Konzerten nicht hoch oder tief genug schaffen, ist es, das Mikrofon ins Auditorium zu halten und ihre Fans die entsprechenden Verse gröhlen zu lassen.  Aber ausgerechnet beim neuen Album der Rolling Stones sollen nur diejenigen mitgewirkt haben, deren Namen genannt werden? Mick Jagger, der schon lange bei „Paint it, black“ die tiefen Passagen nur noch murmeln kann, soll so klingen wie vor sechzig Jahren? Der von Arthritis geplagte Keith Richards schlägt angeblich die Riffs und Licks wie ein junger Gitarrengott?  In einer Welt, in der getrickst, getäuscht und mit „Fakes“ gearbeitet wird, sollen ausgerechnet die knallharten Geschäftsleute aus Dartford, die fiskalisch durch jedes Schlupfloch kriechen, ganz ehrlichen Blues abgeliefert haben
W.-R. Heilmann

Es geht um die Rockband ROLLING STONES. Die Band wurde 1962 gegründet. Das ist so 60 Jahre her. Die Mitglieder dürften im Rentenalter oder vielleicht schon tot sein. Eine fantastische Rockband. Jetzt soll ein neues Album Herauskommen. Wie das? Von den Überlebenden gemacht mit neuen Songs oder die alten korrekt auf Vinyl gepresst. Und die neuen auf CD? Man darf gespannt sein.
Hans-Emil Schuster

„Ich bin wirklich überrascht, dass der Erfolg, schon so lange anhält. Ich bin mal gespannt, wie lange das noch so geht!“ (Zitat von Mick Jagger aus dem Jahr 1964) Die musikmachenden Rock-Greise namens „Rolling Stones“ ziehen weiterhin, aber so was von rockend ihre Kreise, so dass mir schier das Hören und das Sehen vergeht, und das gefällt mir sehr gut! Nun, das Trio um Mick Jagger, das zeigt uns nochmals ganz eindrucksvoll, wo ihr Rock`n´Roll-Hammer hängt! Mick Jagger ist bereits 80, Keith Richards wird´s am 18. Dezember und Ronnie Wood, der Youngster im Trio hat auch schon 76 Lenze auf seinem Buckel! „Hackney Diamonds“ heißt ihr neues Alterswerk mit Gastauftritten von Lady Gaga, Mister Paul McCartney und Stevie Wonder; Charlie Watts (1941-2021) der verstorbene Drummer trommelt auch auf zwei Stücken mit, so als wäre nichts geschehen!
Klaus P. Jaworek

Man hätte gern etwas erfahren über die neue Platte der Rolling Stones – stattdessen: schreckliches Gefasel.
Thomas Leschke

Während die Beatles spätestens seit „Help“ mit jedem neuen Album die Pop- und Rockmusik durch neue musikalische Einflüsse erneuert haben, blieben sich die Rolling Stones stets treu und so bieten Jagger, Richards und Wood – unterstützt von anderen Größen der Popmusik wie Paul McCartney, Stevie Wonder, Lada Gaga und Elton John – ihren alten und jungen Fans auch mit 80 Jahren noch immer auf ihrem neuen, bisweilen für manche verwöhnte Ohren zu sauber und glatt produzierten Album „Hackney Diamonds“ wieder das, was sie seit 1963 schon immer am besten konnten: eine höchst gelungene Mischung aus Rock’n‘Roll, Soul, Punk, Gospel, Country und Blues, mit der sie ganz ohne Mausklicks und Computertechnologie, aber mit mitreißenden Riffs und erstaunlich frisch gebliebenem stimmlichen Einsatz aktuelle Stars des Geschäfts um Längen übertreffen.
Norbert Berger


Leserbriefe zu „Angst vor der Kettenreaktion“ von Lea Frehse und Yassin Musharbash

Die Eskalation des Konflikts ist vorhersehbar, wenn nicht in Kürze, dann etwas später. Das bezeugt die bisherige Entwicklung seit nunmehr 75 Jahren. Emotionen bestimmen die gegenseitigen Ansprüche und das Handeln der beiden Seiten, Politik hat die Aufgabe, Probleme zu lösen. Voraussetzung dafür ist die Wahrnehmung der Wirklichkeit, d. h. aller Tatsachen, die das Verhältnis der Palästinenser und der Israelis betreffen. Dabei geht es nicht nur um die Ethnien, sondern stets gleichzeitig um die Religionen. Das Handeln wird von Emotionen bestimmt, nicht von der allumfassenden Wirklichkeit. Beide Seiten respektieren im Sinne des Zeitalters der Aufklärung weder theoretische Gründe, die für Überzeugungen stehen, noch Gründe, die für praktisches Handeln stehen. Klerikale Autorität und staatliche/politische Macht bestimmen, was richtig oder falsch ist. Diese Tatsache führt unweigerlich zur weiteren Eskalation der Probleme in Nahost.
R. Reiger

Der kleine Frieden hört Rolling Stones! Er mag die Musik nicht wirklich, doch diese Vertrautheit ist ein Segen, ein Sweet Sound of Heaven! Was machen die da, was machen wir Menschen nur mit uns? Wollen Köpfe die Herzen ausschalten? Wohin das führt, dürfte auch Nichtakademikern einleuchten. Hoffnung macht dem kleinen Frieden Polen. Wer hätte das für möglich gehalten! unglaublich, dieser stille Aufstand, diese Wahl! Wer schreit, hat unrecht! In und um Israel ist es grad sehr laut, ja auch leider noch in der Ukraine. Der kleine Frieden hat die Hoffnung, dass es mehr Menschen werden, die hinhören, aushalten und Wörter im Austausch mit einer Melodie unterlegen, die irgendwann zu einem realen Sweet Sound of Heaven werden. Die Zeit wird es zeigen, ob laut wieder leiser wird
Thorsten Dörries

Im zweiten Buch Mose (2. Mose 21,24) da heißt es wörtlich: „Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmahl für Brandmahl, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.“ Dieser Ausspruch „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ kommt auch im Neuen Testament der Bibel vor, und zwar in der Bergpredigt, wo Jesus folgendes zu Matthäus gesagt haben soll: „Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt ist: ‘Auge um Auge, Zahn um Zahn`! Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“ (Matthäus 5,38 f.) Wir hier in Deutschland sind noch in Sicherheit, aber ob das „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Prinzip wirklich so klappen könnte, das wage ich sehr stark zu bezweifeln.
Klaus P. Jaworek

Zunächst einmal möchte ich Ihnen ein großes Lob zu Ihrer Berichterstattung zum Themenkomplex Israel/Hamas/Gaza/Antisemitismus aussprechen: sehr viele starke und wichtige Artikel in kurzer Zeit! Über einen großen Fehler habe ich mich jedoch geärgert. In dem Artikel über das getroffene Krankenhaus im Gazastreifen heißt es: „Eine Stunde zuvor fürchterliche Bilder aus dem Gazastreifen: Das Al-Ahli-Arabi-Krankenhaus in Flammen, es gab eine Explosion…“
Ich verfolge die Berichterstattung zu Israel und Gaza sehr aufmerksam und bin mir fast zu 100% sicher, dass es solche Bilder nicht gibt. Ich habe nur Fotos von verkohlten Autos auf einem Parkplatz neben dem Krankenhaus gefunden. Sollte ich mich irren, entschuldige ich mich im Vorfeld. Wenn nicht, hat „Die Zeit“ in diesem (seltenen!) Fall leider Fakenews verbreitet. Das würde in diesem Fall besonders schwer wiegen, da die Hamas die Fakenews ja sehr aktiv verbreitet, um Menschen aufzuhetzen. In diese Falle darf ein Medium wie „Die Zeit“ meiner Ansicht nach nicht tappen. Ich hoffe ggf. auf eine Richtigstellung in der kommenden Ausgabe.
Mira Betz


Leserbriefe zu „Es ist Hass und keine Tragödie“ von Antonia Baum

Ganz kurz: Warum bitte müssen Opfer sexistischer Gewalt verteidigt werden? Sind sie denn Angeklagte? Ich denke, sie werden vertreten. Sie sind wohl auf eine Formulierung hereingefallen, die in Filmen häufiger genutzt wird, die aber dennoch einfach falsch ist. Also bitte nicht!Danke
Cornelie Brena

Lied: “ Männer führen Kriege, Männer sind schon als Baby blau….“, wollte Hr. Grönemeyer “ Kunst“ schaffen, oder hat er Recht gehabt, und wir halten es tatsächlich für den gesellschaftlichen Konsens, dass Männer keine Täterperspektive ein nehmen müssen, und sich somit nicht fragen müssen, wieso es überhaupt zu einer solchen Anklage kommt? Alles ganz normal, denn es sind ja halt Männer?  Keinerlei Unrechtsbewusstsein? wenn eine Frau sich diesem gesellschaftlichen Terror der Beweispflicht, beginnend bei der Polizeibefragung bis hin zu richterlichen Entscheidungen (wie im Falle dieses Artikels,) auszusetzen wagt, …und Mann denkt womöglich, wieso, die macht dass jetzt …, weil sie echt erkannt hat, dass doch scheinbar “ normalen Hass auf Frauen gibt, den sie nicht beweisen kann? Mich hat dieser Artikel sehr, sehr nachdenklich gemacht. Ich finde Frauenhass ist eine Tragödie an sich. U.A.  weil es dazu führen kann, dass „Männer“ für Grenzüberschreitungen dieser Art scheinbar kein Unrechtbewusstsein vorzuweisen haben müssen. Ich empfinde dieses Urteil als Skandal.
Regina Sowa

Der Philosoph und Kyniker Diogenes von Sinope (etwa 400 – 323 v.u.Z.) onanierte, um sich auch sexuell von Menschen (möglichst) unabhängig zu distanzieren. Wir sind Menschentiere, aus unserem einstigen Gesamtkörperfell nur oberflächlich herausgewachsen, mit mehr oder weniger Hirn getarnt und dennoch im Verbleib mit den Aggressionen der sexuellen Animalität… Die Sexualität ist und bleibt uns als eine natürliche animalische Verunsicherung auch des „modernen“ Menschen, der sich sklavisch in seiner Gier nach sexueller Befriedigung bei allen „auch traditionellen Vorbereitungen“ zu seinen-(seiner) intimen Hinzufindung/en zuvor sich den funktionalen Leistungen im (beruflichen) Alltag, verpflichtet – um dann mit dieser Vorfindung in Bezug auf seine Person: möglichst ein sexuelles „Opfer“ zu suchen: das sich in seinen Phantasien im Kopf und den Schwanzerektionen fürs Kopulieren bereit findet. Nicht viel anders läuft diese unausweichliche Verordnung/Einordnung zur Kopulation – in welchen Variationen und Konstellationen auch immer diese animalischen, befremdenden Körpervereinigungen sich zusammenfinden. Ein Mann ist noch lange kein humaner Mensch, wenn er sich auf die Jagd nach einer Frau zwangsläufig begeben muss: die Erfordernisse s/einer Eroberung (und nichts anderes ist diese sexuelle Beutesuche) werden ihn in diesem Konkurrenzkampf um das „Weibchen“: alle ihm zur Verfügung (stehenden) vorhandenen Tricks anwenden lassen, um an das Ziel zu kommen: der Kopulation! So sind die Spielregeln zwischen Mann und Frau – und das sexuelle Spiel ist im Laufe der Jahrzehntausende durch Regeln zwar festgelegt worden in den verschiedensten „Kulturen“ – zumeist („einstens“) zum verfangenen-gefangenen Nachteil der Frauen in ihren Verfügungen als sexuelle Objekte… Von der (sogenannten) Moderne in die antikische Antike – und wie hieß doch gleich noch der attische(?)-griechische Dichter: der in seinem Theaterstück die Frauen glauben lassen wollte, dass sie die Männer gefügig machen könnten, wenn sie sich allesamt auf die Akropolis (Stadtburg) zurückzogen und dadurch den Männern unten in der Stadt die gewohnte Sexualität entzögen – doch dann die Männer untereinander sich befriedigten und ihren sexuellen Spaß (plus des Saufens und Tratschens miteinander) hatten: auch ohne die Frauen… Die Bisexualität wurde vielleicht von der Natur dieserhalb auch in der Möglichkeit eingerichtet – damit die so genannten Menschen als Mann und Frau nicht die ausschließliche Sexualität pro Geschlecht gegeneinander ausspielen können?
Und wie lautet die Überschrift zu dem ZEIT-Feuilleton Nr. 44 „Es ist Hass und keine Tragödie“ und gleichlautend in etwa die erweiterbare Mitteilung: dass die(se) deutschen Männer misogyn (also-frauenfeindlich) seien…– aber wie kommt die Anwältin und Autorin Christina Clemm auf derartige pauschale Behauptungen: „Schätzungsweise hat in Deutschland jede dritte Frau körperliche und/oder sexualisierte Gewalt in einer Partnerschaft erlebt.“ Und dann/dazu wird von ihr als Beispiel ein anwaltlicher Vertretungsfall geschildert, indem eine Ehefrau im Einverständnis mit ihrem Ehemann sich einen Dildo-Vibrator in den After stecken lässt, während sie ficken… Und ihn dann später anzeigte, weil der Mann ihr dadurch Schmerzen zugefügt habe… Dann vor Gericht wurde dieser sexuelle Akt vor Richter und Schöffen intensiv ausgebreitet und die Klägerin bezeichnete dort den Beklagten wie folgt: „Ihr Mann, den sie einst sehr geliebt hatte, wurde porno-, masturbations- und alkoholsüchtig. Ständig habe er masturbiert, in der Küche, im Bad, als ginge es ihm darum, sie zu erniedrigen. Sie begann sich vor Sex und Männern zu ekeln. Aber sie hielt an der Ehe fest, wollte sie einfach nicht aufgeben und wehrte sich, in der Hoffnung auf Zuwendung, zunächst auch nicht gegen die Penetration mit dem Sexspielzeug. Erst als sie Schmerzen gehabt habe, habe sie ihm zu verstehen gegeben, dass er aufhören solle, aber das habe er nicht getan.“ Die Frau hatte mehrere Stunden vor Gericht ausgesagt – der (im Auftreten bei Justitia souveränere) Angeklagte wurde freigesprochen.
Was will uns die Buchautorin Christina Clemm in dem ZEIT-Artikel damit verdeutlichen – die als Anwältin Opfer sexistischer Gewalt vor Gericht verteidigt und darüber ein Buch („Gegen Frauenhass“) geschrieben hat: „…dass in Deutschland quasi jeder dritte Mann in einer Ehe/Partnerschaftsbeziehung auch körperliche und/oder sexualisierte Gewalt anwendet?“ Nochmals auf diese Gerichtsverhandlung zu kommen – wenn ein Ehe-/Mann ständig masturbierend in der Küche, im Bad sich befriedigt, sich Pornos reinzieht und alkoholsüchtig sei… – Ja, verdammt nochmal: dann bin ich doch von diesem onanierenden, pornogeilen und besoffenen Typ längstens schon abgehauen! – Und alsbald kommt die eigenartige Antwort in dem ZEIT-Artikel: „Aber sie hielt an der Ehe fest, wollte sie einfach nicht aufgeben und wehrte sich, in der Hoffnung auf Zuwendung…“ Was ist denn das für ein unrealistischer Eherettungsversuch? Und ließ sich hierbei/hierzu dann auch noch einvernehmlich zum Geschlechtsakt einen Vibrator in den Anus stecken – nur um Zuwendung in dieser kaputten Ehe zu bekommen? Das passt doch alles nicht zusammen – und dadurch scheint der Freispruch des Angeklagten (zu dieser einvernehmlichen Vibrator-Penetration mit „Schmerzen“) letztlich nachvollziehbar. Nochmals: jede Art von unfreiwilliger „Gewalt“ in sexueller Verbindung ist strafbar – aber auch schon das Penetrieren ist doch eine Eindringung in einen anderen Körper und bedarf der „Vorsichtigkeit“ des männlichen sexuellen Geschlechtsbeteiligten – der dann auch immer in der Vorsorge zu agieren hat: dass er sich dadurch in einer (gerichtlichen) Gefahrenzone befindet, ihn diese Frau (je nach persönlicher Ansichtssache) dann wegen körperlicher „Gewalt“ anzeigen könnte… Wo beginnt und wo hört das „Normale“ auf – und wann wird das sexuelle Spiel zu einer gefährlichen Variante der jeweiligen Auslegungen des Davor-Dabei-und-Danach… Die Gefahr eines One-Night-Stands mit Unbekanntem ist sicherlich auch dementsprechend vorhanden – doch wie soll die Geilheit und Lust auf Sex befriedigt werden in diesen Momenten des beidseitigen Wollens? Das Hinauszögern über Tage hinweg lässt dann diese Menschen sich auch nicht näher kennenlernen: wenn sich in diesem Menschen ein gewalttätiger Mann verbirgt…
Andererseits werden Männer oft als „Schlaftabletten“ von Frauen bezeichnet, gar verspottet – wenn diese ihr/ihnen nicht „den Hengst“ machen und eben nur die ganz normale Nummer draufhaben oder nur ein kleines Schwänzchen präsentieren können! Die Filme sind doch vollgepackt mit diesen „Klischees“ und wie oft wird nach einem ersten verfilmten Abendessen und Tanz dann uns filmisch vorgegaukelt: dass die hierzu erwartungsvolle Frau von dem Mann schon auf der Kommode sehr nahe der Eingangstür bereits durchgefickt wird – kaum, dass die Bude gemeinsam betreten wurde… Was sollen wir Filmzuschauenden davon (und nicht nur davon) als Fortsetzung zu unserem Alltagsleben mit übernehmen? Und wie sollen wir Männer „den Hengst“ machen oder den Kuschelsex oder einfach nur die Schlaftablette sein… Das gesamte Sextheater wird doch auf der Bühne des Sex-Lebens unendlich vervielfältigt angeboten und ähnlich (in unserer Programmiertheit) dargeboten – und der RvM-Leserbriefschreiber kann so manche Frau verstehen, wenn sie sich den erigierten Schwanz als Waffe eines Mannes (jedweder Besichtigbarkeit) nicht antun will und lesbisch sich weiterorientiert – und auch selbst wollte er keinen Schwanz in den Arsch gesteckt bekommen als Mann! Soviel darf dazu auch mitgeteilt werden – um diesen Vibrator-Dildo noch mal ins schriftliche Gespräch gebracht zu haben… Außerdem ist das Schwanzlutschen doch auch kein Leckerli? Besonders sicherlich nicht für Vegetarierinnen und Vegetarier!
DIE ZEIT im Originalzitat: „In ihrem Buch nimmt sie immer wieder Bezug auf solche dorfgesprächsartigen Überlegungen als Reaktion auf Gewalt gegenüber Frauen, sie beschreibt außerdem, dass Frauen vor dieser Gewalt nirgendwo sicher seien, milieuunabhängig, egal ob in der Stadt oder auf dem Dorf, am allerwenigsten aber zu Hause.“ Christina Clemm, die Anwältin und Buchautorin („Gegen Frauenhass“) schaut auf dem großformatigen Bild in diesen ZEIT-Artikel hinein, in die Zusammenfassung (oder zudem auch Buchkritik) aufgeschrieben, beschrieben von Antonia Baum… Wahr ist: Mann und Frau sind verschiedene Lebewesen auf diesem Planeten Erde und miteinander gefangen und auch verfangen – so denn mann/frau sich sexuell aufeinander/untereinander zulassen, sich miteinander/gegeneinander zur Kopulation anregen und aufheizen mit allen Komplikationen dieses sexuellen Menschentheaters. Gewalt jedenfalls hat hierbei keinen unfreiwilligen Raum und Bedarf! Gleichzeitig kann aus dieser Verfangenheit geflüchtet werden – indem sich gleichgeschlechtlich sexuell orientiert wird: mit oder ohne Schwanz im Anus und Dildo in der Muschi. Wie schon antik-griechisch dichterisch beschrieben: Die Männer können es sexuell ohne Frauen und die Frauen sexuell ohne Männer. Ob das auf Dauer die Lösung aller sexueller Gewalt oder überhaupt der Gewalt wäre – der RvM-Leserbriefschreiber (in der propagierten Vorstellung) kann „den Hengst“ machen und auch den Kuschelsex sowie die Schlaftablette sein: alles im vergoldeten Rahmen des beidseitigen Machbaren in gemeinsamer erregender Friedfertigkeit zur höchstmöglichen (?) Befriedigung! Der amerikanische Schriftsteller (mit deutschen Eltern) Henry Miller (1891-1980) äußerte: „Sex ist eine der neun Gründe für die Wiedergeburt. Die anderen acht sind unwichtig.“
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld

Der Artikel über die linke und feministische Rechtsanwältin Christina Clemm der Zeit-Journalistin Antonia Baum beginnt nach der Überschrift „Es ist Hass und keine Tragödie“ mit einem ersten Satz, in dem erwähnt wird, dass Friedrich Merz vor 26 Jahren gegen ein Gesetzesvorhaben (Vergewaltigung in der Ehe soll strafbar sein) gestimmt hatte. Unabhängig davon, wer alles gegen diese Gesetzesvorlage war und aus welchen Gründen – und Abgeordnete können und dürfen wohl frei entscheiden- kommt es mir seltsam vor, dass die Begriffe „Hass“ und ein Abstimmungsverhalten von Friedrich Merz vor 26 Jahren so unmittelbar nebeneinander platziert wurden. Was will die Autorin damit ausdrücken? Und was bitte soll das Abstimmungsverhalten vor einem Vierteljahrhundert mit dem ganzen Artikel zu tun haben? Ich habe diesen Nebensatz am Anfang nicht in Verbindung bringen können mit dem ganzseitigen Artikel, es sei denn die Autorin verbindet den Abgeordneten mit den Begriffen der Überschrift. Ist das die Linie der Zeitung „Die ZEIT“ geworden?
Alois Lienhard


Leserbriefe zu „Jetzt ist der Westen im Osten angekommen“ von Peter Neumann

Ist nicht viel mehr die Mitte der Gesellschaft bei der AFD angekommen. Ganz gleich ob Ost oder West, gerade wir Menschen der nord-westlichen Länder schwelgen im irdischen Reichtum aber tief drinnen in unseren Herzen brennt beständig die immerzu geschürte Angst: 1.) Angst davor zu haben, von unserem Luxus etwas abzugeben, 2.) FOMA, Fear Of Missing Out, im Luxus-Konsum-Kapitalismus etwas zu kurz zu kommen. Dabei bringt das Fortschreiten der Klimakatastrophe unausweichlich immer neue Rekorde an Dürren, Waldbränden, Überschwemmungen und Hitzetote und damit immer neue verzweifelte Migrationswellen. Wie werden wir je leben können mit unserer Schuld gegenüber dem globalen Süden und unseren Kindern? Jede gemäßigte, auf obige Ängste der Wähler Rücksicht nehmende Politik wird immer schneller von der erbarmungslosen Realität eingeholt. Seit Jahren fordern die UNO, der Papst und die Wissenschaft ein massives Herumreißen des Ruders, um Katastrophen von biblischem Ausmaß zu verhindern. Aber die Politik verharrt wie ein Kaninchen vor der Schlange, angesichts der immer größeren Autos, Häuser und öfteren und weiteren Urlaubsreisen. Denn: „Luxus für jeden, immer und überall und immer billiger“, das fordert immer lauter die Mitte der Gesellschaft.
Kein Politiker traut sich öffentlich die Absurdität dieser Forderung in Frage zu stellen. Dabei wissen alle ganz genau was uns die Zukunft bringt, z.B. das Verschwinden des Frankenwald https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-frankenwald-waldsterben-klimawandel-fichten-1.6269214?reduced=true Aber seit dem Veggie Day Desaster der Grünen 2013 ist Verzicht predigen ein politisches Tabu. Vielmehr müssen Politiker wider besseres Wissen ähnlich uneingeschränkte Konsum Heilsversprechen abgeben wie die Werbung, sie müssen übergewichtige SUVs genauso loben wie die Heiligkeit des Einfamilienhauses und die steuerfreien Urlaubsflüge. Die einzige Gegenrede kommt von der Letzten Generation. Alle regierenden Politiker ignorieren deren wissenschaftlich belegte und moralisch berechtigte Anliegen und gefallen sich im Kampf gegen sie. Aber die Inbrunst der Überzeugung fehlt Ihnen, da sie genau wissen, dass die Aktivisten die Wahrheit sagen. Aber die Wähler wollen kein Rumeiern, sie wollen Klarheit und wenn sie von der AFD kommt, dann machen sie ihr Kreuz eben bei ihr, Realität hin oder her.
Klaus Siersch

Gegen den Aufstieg der AfD im Ost und West hilft nur, die Wahrheit sagen. Wir leben in einer Zeit voller Krisen. Die Politiker und Politikerinnen der Ampel-Koalition tun so, als habe man alles im Griff und für alle noch anstehenden Probleme gäbe es eine Lösung. Das stimmt objektiv gesehen nicht. Weite Kreise der Bevölkerung fühlen sich getäuscht, ja sogar belogen. Warum hält kein Politiker, keine Politikerin eine „Blut-Schweiß-und-Tränen-Rede“ (Churchill 13. Mai 1940)? Warum sagt keine, keiner, dass unser Wohlstand und unsere unbegrenzte Mobilität nicht zu halten sind und dass zur Neuordnung unserer Wirtschaft und unserer Finanzwelt die Bereitschaft der Betroffenen zumindest fragwürdig ist? In den Parlamenten gibt es zurzeit keine durchsetzungsfähigen Mehrheiten. Sie wären zum politischen Handeln notwendig. Würden diese Wahrheiten ausgesprochen, müssten potenzielle AfD-Wähler und -Wählerinnen erkennen, dass die Rezepte dieser Partei zur Lösung unserer Probleme nichts taugen. Vielleicht würden die Wählenden dann erkennen, dass es besser wäre, durch ihre Wahlentscheidung für eine handlungsfähige Mehrheit in den Parlamenten zu sorgen.
Albrecht Hauter

Mit dem Artikel resp. mit den Erklärungen, die er anbietet, bin ich etwas unzufrieden, weil überwiegend wirtschaftlich bzw. finanziell argumentiert wird. Warum vertieft der Autor nicht die Aussage, „wenn nun auch der Westen…auf einmal Demokratie nicht kann, …“. Konnte er sie je? Wir erinnern uns an die verfassungsgebende Versammlung, die ein Grundgesetz erarbeitete, das, verständlicherweise, sehr von der Zeit der Nazi-Diktatur geprägt war. Ex post sieht es aber so aus, als habe man die Bevölkerung/den Souverän von einer wirklichen demokratisch-politischen Partizipation fernhalten wollen. Selbst den nun entmachteten Präsidenten (bei Hindenburg war das anders) wählt nicht die Bevölkerung. Hatte man nicht nur ein Grundgesetz (keine Verfassung) geschaffen, um der sowjetischen Besatzungsmacht keinen Anlass für eine Staatsgründung auf dem Gebiet der SBZ zu geben?
Sollte, so stand es in alten Grundgesetzausgaben, nicht nach der Wiedervereinigung eine gemeinsame (da hätten sich die Bürger der Ex-DDR vielleicht ernst genommen gefühlt) Verfassung erarbeitet werden? Das wurde „versäumt“. Hatte der Außenminister Genscher nicht nach Abschluss der 2-plus-4-Gespräche gesagt, wir seien jetzt souverän? Was waren wir vorher? Und, diese Frage ergibt sich zwingend, sind wir es jetzt? Wie ist es um eine Demokratie bestellt, die einen Kanzler hat, der Schmiergelder annimmt und den man trotzdem nicht amtsenthebt oder wenigstens später gegen ihn vorgeht? Wie geht es einer Demokratie, deren Kanzlerin am Parlament vorbei entscheidet und Jahre später den höchsten deutschen Orden verliehen bekommt? Was ist mit einer Demokratie los, in der höchste Gerichte zweifelhafte Urteile fällen können, ohne dass es einen Aufschrei gibt? Was steht in den Akten in Hessen, die erst 100 Jahre später frei gegeben dürfen (50 Jahre sind üblich)? Und das hess. Parlament, dass den Souverän repräsentiert, lässt den Sperrvermerk durchgehen, knickt vor der Exekutive ein.
Wie ist das Selbstbewusstsein von Parlamentariern, wenn sie den Ttip-Vertrag nur unter sehr speziellen Bedingungen einsehen dürfen und dies akzeptieren? Der Vertrag beinhaltete geheim tagende Gerichte. Ein Unding in einer Demokratie. Wenn ich mich recht entsinne, hat D. Trump den Vertrag verhindert, womit wir bei den „Rechten bzw. den Demokratieverächtern“ wären. Diese Liste des Versagens von „Verfassungsorganen“ ließe sich problemlos verlängern. Dies trägt doch zu Zweifeln an der Regierungsform Demokratie bei, weil die „checks and balances“ nur sehr bedingt funktionieren, oder? Wenn dann noch wirtschaftliche und andere Probleme hinzukommen, „den Bürgern draußen im Lande“ das Wasser bis zum Hals steht und sie sich im Stich gelassen fühlen (wie weiland ab 1929), was passiert dann? In Analogie: hatte Max Weber nicht gefordert, die harten Bretter langsam zu bohren? Die Ursachen des Demokratieproblems in Deutschland liegen an anderer Stelle und tiefer.
G.-R. Erdmann

Wenn Sie sich untereinander Kartoffeln nennen (Sie haben dem Volk aufs Maul geschaut, zumindest dem mit türkischen Wurzeln in unserem Land), dann können Sie das nach Herzenslust machen. Ich möchte mit einem solchen pejorativen Wort nicht bezeichnet werden. Kartoffel? Die Kartoffel sieht eher wie eine Birne aus. Dabei sind die Kohl-Zeiten doch längst passé.
U. Cardaun


Leserbriefe zu „Das Leben der anderen“ von Wolfgang Bauer

Mal wieder die ZEIT gekauft. Sie hat ja den Anspruch ausgewogen zu berichten und unterschiedliche Meinungen zu veröffentlichen. Nun denn. Spontan als erstes beim Dossier hängen geblieben. Und ganz spontan meine Meinung: Die Bilder auf S. 17 konterkarieren den Versuch menschliches Leid auf beiden Seiten zu schildern – wenn es überhaupt möglich ist. Ob die Fotos vom Autoren autorisiert? Was bleibt nach der Lektüre hängen?
Uwe Meyer-Gross

Sind die Wege des Herrn deshalb unergründlich, weil wir, die Menschen aus nichtigsten Anlässen einander spinnefeind sind? Unser Größenselbst uns zum Wahnwitz unseres Selbst und zum größten aller Schrecken macht? Vielleicht erhellt die folgende Parabel so manches Gemüt.
Der Allmächtige versammelt die mächtigen Schausteller. Im Licht seiner Ewigkeit werden sogar die verstockten Herzen der grauen Eminenzen sichtbar, während sich die Medienvertreter verschämt hinter den Hinterbänklern halten und dem Friedensengel der Katzentisch bleibt. Sein Ruf schallt wie Donnerhall in die verschreckten Gemüter. „Wer glaubt ihr, wer ihr seid? Euer Abglanz nach meinem Bilde ist zum Dünkel-Abschaum verkommen. Mein ist die Rache! Mögt ihr, denen Streit und vergossenes Blut unwiderstehliche Bedürfnisse sind, in der Hölle schmoren, dem Erzengel Luzifer zu Diensten! Auch das Blut, das ihr, mein auserwähltes Volk, in Expansionsdrang vergießt, komme über euch und über eure Kinder! Für euch, ihr Undankbaren, opferte ich meinen Sohn, den ihr Scheinheiligen anbetet als Friedensfürsten und in Gedanken die Messer wetzt, um eure Konkurrenten hinterrücks zu entleiben. Ihr, die ihr aus der Krone der Schöpfung eine Dornenkrone gemacht habt, achtet alles, auch die Engel, geringer als euch selbst. Da euch gehässiges Kujonieren Lebensmotto ist, eigene Skrupellosigkeit schamlos hinter Anklagen gegen andere Gewissenlose versteckt, somit würdelos allem und jedem Würde entzieht, entbinde ich euch eurer Gotteskindschaft.
Hinfort seid ihr erwachsen. Frei, zu tun und zu lassen, was euch beliebt. Den von euch gering geachteten Friedensengel nehme ich mit mir.“ Als das Licht der Finsternis wich, erklang aus der Mitte des Podiums eine Stimme: „Rhetorisch äußerst schwach! Der sollte mal einen Grundkurs unserer Partei besuchen“; und eine zweite: „Verdammt noch mal. Macht endlich Licht!“ Als sich die Honoratioren wieder sehen konnten, sprachen ihre Reaktionen Bände. Der Tenor: Endlich vollmündig! Wurde auch Zeit, dass uns der Alte machen lässt. Von wegen Gerechtigkeit. Recht und Ordnung unter Gesinnungsprüfung, wenn es sein muss, mit schlagenden Argumenten versteht auch der größte Depp! Und die Mundtoten klatschten und johlten frenetisch Beifall.
Andreas Weng

«Am 7. Oktober werden zwei Familien vom Donner der Raketen geweckt. Eine auf der israelischen Seite, die andere in Gaza. Wie nach dem Terror der Hamas beide Sicherheit suchen.» Die beiden Familien sind nicht allein. In Gaza flüchten ca. 1 Million Menschen in den Süden. Im Westen des Sudan (Dafur) sind 5 Millionen Menschen geflüchtet. Heute (25.11.2023) kam eine Nachricht, kürzlich wären dort 38 Dörfer niedergebrannt worden. Verursacht von Arabischen Stämmen, unterstützt mit Waffen aus den Emiraten. Irgendwo Proteste? Fehlanzeige. Auch im Sudan und nicht nur in Gaza betrifft das Thema Sicherheit eine ungelöste Grundfrage. Sicherheit und Frieden haben auch mit dem Thema Demographie zu tun. Vor wenigen Tagen wurde im Arte Journal die Flucht einer palästinensischen Familie geschildert: ein Vater mit 7 Kindern.
Im Artikel von Wolfgang Bauer hat die palästinensische Familie ebenfalls 7 Kinder. Der Vater «Jamal hat in Deutschland studiert, Ingenieurwesen.» Er kam dann zurück nach Gaza. 2005 hatte Israel die Siedlungen im Gazastreifen aufgegeben und es war alles im Aufbruch. «Die Weltgemeinschaft plante, Milliarden bereitzustellen.» Der tiefere Grund für das nun stattgefundene Beben liegt in der Demographie. Die Ressourcen zur Unterstützung der Palästinenser scheinen unerschöpflich. Dementsprechend richtet sich ihre Geburtenrate nicht nach beschränkt vorhandenen Ressourcen, sondern die Unterstützung wächst parallel zum Wachstum der Bevölkerung. Die Folge ist Jugendarbeitslosigkeit wegen zu wenig Möglichkeiten aus dem Bereich der Selbstversorgung. Genutzt werden Perspektiven, die Tunnelbau, Waffenproduktion und Beitragen zur hohen Fertilitätsrate (3.5 Kinder pro Frau) bieten. Ein Gegenbeispiel für die hohe Rate in Gaza liefert ausgerechnet der Iran, mit einer Fertilitätsrate von 1,68 Kindern pro Frau. Ein Grund ist: Ressourcen fließen aus dem Iran zu Hisbollah und Hamas. Interessant wäre demnach der Vergleich einer Familie aus dem Iran mit der erwähnten Familie in Gaza. Hätte die iranische Familie auch 7 Kinder? Warum oder Warum nicht? Wie dem auch sei: Eine Lösung des Gaza-Konflikts muss die Demographie berücksichtigen. Nur so kann es langfristig Frieden geben. Aber wie kann ein Wandel bewirkt werden?
Vorgestern erschien in der Basler Zeitung die verkürzte Rede von Salman Rushdie, gehalten auf der Frankfurter Buchmesse. Dies, nachdem er den Friedenspreis erhalten hat. Seine Frage: «Was hat uns die Welt der (Tier-)Fabeln zum Thema Frieden zu erzählen?» ist interessant. Etwas konkreter als Vorbild sind allerdings echte Erfahrungen mit Tieren. Etwa die Sibirischen Schneeeulen haben weniger Küken, wenn es weniger Lemmingen gibt. Zu einer vergleichbaren, den Frieden sichernden Leistung sind die Menschen wohl unfähig. Da könnte eine Erfahrung vom Affenberg Salem einen nützlichen Richtungshinweis liefern (vgl. SWR vom 18.10.2023). Den dortigen Berberaffen geht es beneidenswert gut. Sie leben ihr Sozialverhalten ähnlich aus wie ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Auf dem 20 Hektar großen Affenberg herrscht ewiger Frieden zwischen den drei Gruppen. Ein Vorbild für die Menschheit? Der Grund für den Frieden ist wohl eher menschenunwürdig. Um Inzucht und zu hohe Kopfzahl zu vermeiden, wird die Reproduktion der Affen über Chips mit Hormonen gesteuert.
Menschenunwürdig? Aber dennoch, auch die Menschheit ist Teil der Natur. «Die Technik reicht nicht» (Titel meines Buchs, BoD, 2019). Interessant wäre eine Umfrage: Wer würde lieber auf einem Planeten leben, auf dem dank der genannten (oder einer ähnlichen) Methode ewiger Frieden herrscht? Und wer lieber auf einem Planeten, der wegen ungesteuertem Wachstum vor die Hunde (Klima, Kriege) zu gehen droht?
Gernot Gwehenberger


Leserbriefe zu „Gegen den Schlagzeilenstress“ von Ulrich Schnabel

“Aufsteigende Ängste bekämpft man am besten, so rät die APA, indem man sich engagiert…“ Aber das tun wir immer weniger, da Medien uns einem immer größeren Zwiespalt aussetzten: Einerseits die Kriegs-, Katastrophen- und Schreckensnachrichten, anderseits das Versprechen der immerwährenden “heilen Welt“. Vor und nach Schleichwerbesendungen wie “Rosamunde Pilcher Romanzen“ oder “Das Traumschiff“ kommt die Lufthansa oder AIDA-Mein Schiff Reklame, die wiederum von den Schreckensnachrichten der Nachrichtensendung eingerahmt sind. Was tun am Ende die Betrachter*innen? Sie buchen eher einen Flug oder eine Kreuzfahrt, als dass sie ihren Konsum überdenken, um die Klimakatastrophe zu bekämpfen. Ähnlich verhält es sich bei DIE ZEIT, Ihre Ressorts strömen über mit Klimakatastrophennachrichten, Waldbänden, Dürren oder Fluten von biblischem Ausmaß und der Verlag DIE ZEIT verkauft QM2-Leserreisen oder druckt genau unter Ihrem Artikel Werbung für ein 1,5 Tonnen schweres SUV: https://www.focus.de/auto/fahrberichte/hyundai-tucson-1-6-t-gdi-familien-panzer-fuer-vorstadt-weiber-hyundais-neues-suv-im-test_id_4784163.html
Beschleicht im Angesicht der Klimakatastrophe uns allen nicht das Gefühl: „immer mehr Unschuldige leiden und sterben, weil wir Wohlhabenden nicht genug kriegen können.“ Gerade wir Menschen der nord-westlichen Länder schwelgen im irdischen Reichtum aber tief drinnen in unserem Herzen brennt beständig von der Werbung geschürt immerzu die Angst:
1.) Angst davor zu haben, von unserem Luxus etwas abzugeben,
2.) FOMA, Fear Of Missing Out, im Luxus-Konsum-Kapitalismus etwas zu kurz zu kommen.
Aber das Fortschreiten der Klimakatastrophe wird unausweichlich immer neue Rekorde an Dürren, Waldbränden, Überschwemmungen und Hitzetote und immer neue verzweifelte Migrationswellen über uns bringen. Wie werden wir je leben können mit unserer Schuld gegenüber dem globalen Süden und unseren Kindern? Jede gemäßigte, auf obige Ängste der Wähler Rücksicht nehmende Politik wird immer schneller von der erbarmungslosen Realität eingeholt. Seit Jahren fordern die UNO, der Papst und die Wissenschaft ein massives Herumreißen des Ruders, um Katastrophen von biblischem Ausmaß zu verhindern. Aber die Politik verharrt wie ein Kaninchen vor der Schlange, angesichts der immer größeren Autos, Häuser und öfteren und weiteren Urlaubsreisen. Denn: „Luxus für jeden, immer und überall und immer billiger“, das fordert immer lauter die Mitte der Gesellschaft.
Kein Politiker traut sich öffentlich die Absurdität dieser Forderung in Frage zu stellen. Dabei wissen alle ganz genau was uns die Zukunft bringt, z.B. das Verschwinden des Frankenwald https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-frankenwald-waldsterben-klimawandel-fichten-1.6269214?reduced=true Aber seit dem Veggie Day Desaster der Grünen 2013 ist Verzicht predigen ein politisches Tabu. Vielmehr müssen Politiker wider besseres Wissen ähnlich uneingeschränkte Konsum Heilsversprechen abgeben wie die Werbung, sie müssen übergewichtige SUVs genauso loben wie die Heiligkeit des Einfamilienhauses und die steuerfreien Urlaubsflüge.

Die einzige Gegenrede kommt von der Letzten Generation. Alle regierenden Politiker ignorieren deren wissenschaftlich belegte und moralisch berechtigte Anliegen und gefallen sich im Kampf gegen sie. Aber die Inbrunst der Überzeugung fehlt Ihnen, da sie genau wissen, dass die Aktivisten die Wahrheit sagen. Aber die Wähler wollen kein Rumeiern, sie wollen Klarheit und wenn sie von der AFD kommt, dann machen sie ihr Kreuz eben bei ihr, Realität hin oder her.
Klaus Siersch

Der o.g. Artikel hat mich sehr bewegt, da er mit so vielen anderen Problemen und Mängeln in den menschlichen Gesellschaften zusammenhängt.  Es ist in der Neben-Überschrift eine sehr gute Frage „wie bleibt man informiert, ohne zu verzweifeln?“, wichtig ist diese Frage besonders in Demokratien, wo jeder Erwachsene mit über Kurs und Entwicklung der Gesellschaft und Strategien des Umgangs mit gegenwärtigen und nicht zuletzt künftigen bzw. noch „nur“ drohenden Katastrophen und Problemen entscheidet. Ich denke etliche gute Antworten haben Sie bereits gegeben, die besser sind als sich nur noch von allen Nachrichten und damit auch Fakten und Realitäten abzuschotten. Die optimale Kombination von Strategien werden für fast jeden und jede unterschiedlich sein, auch abhängig von der eigenen Resilienz und Zeitressourcen. Es hilft etwas nicht nur zu wissen, sondern auch zu verstehen, selbst mit zu beeinflussen, ggf. durch Zusammenschluss mit anderen oder größeren Kollektiven.
Und nicht nur für die Realitätsnähe und Anregung zu konstruktiven Reaktionen, sondern auch für die Verkraftbarkeit hilft auch mir immer die Hilfe durch gute Vorauswahl, Erklärung und Strukturierung der Nachrichten durch vertrauenswürdige Quellen wie große Teile der öffentlich-rechtlichen Medien, z.B. DLF, ARD, ZDF, NDR INFO oder durch Zeitungen wie Ihre.  Das absolute Gegenbeispiel für Verschlimmerung des Problems sowohl für das Individuum als auch für die Gesellschaft sind große Teile der sogenannten „sozialen Medien“, die mit der massenhaften Verbreitung von Fake-News, Hass, Hetze, Drohungen,   Illusionen und allzu einfachen „Lösungen“  oft eher  „asoziale Medien“  genannt werden könnten.  Aber auch bei seriösen Medien gilt es immer wachsam zu sein und zu achten auf Denkfehler, allzu einseitige Schuldzuweisungen, mangelnde Selbstkritik, Illusionen, Verwechslung von Korrelation mit Ursächlichkeit und Wunschdenken, wozu auch die gezielte Wahl und Überbetonung oder Aufblähung von klitzekleinen einzelnen  Positiv-Beispielen zu „Hoffnung“ oder „Rettung“. Allerdings braucht so mancher wohl ein gewisses Maß an teils illusionären „Hoffnungen“ und „Chancen“, um wenigstens noch halbwegs handlungsfähig zu bleiben, für sich selbst, die Familie oder die Gesellschaft oder Menschheit. So bleibt es wohl leider für viele ein Drahtseilakt, bei dem man leicht auf die eine oder andere Seite abstürzt. Nur wenige schaffen es wohl, auch bei nur noch einigen Promille gesehener Chance für die Abwendung einer Katastrophe wie des Klimawandels nicht passiv verzweifelt zu bleiben, sondern sich dennoch zu engagieren.
Peter Selmke

Gerade lesen wir Ihren Artikel über Doomscrolling (wir haben Ihre Zeitung abonniert). Tatsächlich ist uns die Masse an schlechten Nachrichten auch schon aufgefallen. Bei einem mir bekannten Ehepaar hat es bewirkt, dass beide ihr Haus nicht mehr verlassen und depressiv geworden sind. Im Internet habe ich Ihre Sparte mit guten Nachrichten gefunden und möchte Ihnen dafür sehr danken. Gute Nachrichten tun gut.
Jetzt habe ich einen Vorschlag: Warum bringen Sie keine Artikel vor allem über kleine gemeinnützige Vereine? Große Organisationen finde ich auch toll, z.B. Ärzte ohne Grenzen. Und Informationen über sie interessieren mich auch. Aber kleine Vereine brauchen die Öffentlichkeit mehr. Und es sind dann Berichte darüber, wie wenige Menschen doch etwas erreichen können. So ganz uneigennützig bin ich jetzt nicht, weil ich finde, dass unser Verein Sun for Children schon viel erreicht hat, aber auch mehr Unterstützung gebrauchen könnte. Es gibt aber noch viele andere Vereine, die großartige Arbeit leisten und es verdient haben, dass über sie berichtet wird. Ich finde, dass dies gute Nachrichten sind, die gute Laune machen und vielleicht sogar bewirken, dass sich mehr Menschen ehrenamtlich betätigen.
Manuela Eschweiler


Leserbriefe zu „Hass und Honig“ von Dmitrij Kapitelman, Illustration Julius Maxim, im ZEIT Magazin

Ich möchte nur kurz schreiben, danke für den Artikel, der traurig macht. Augen zu hilft ja auch nicht. Die Szene mit den beiden Alten, ich musste wirklich weinen.
Melanie Hau

Wer Pistazien konsumiert, unterstützt die iranische Pistazienmafia und damit die Mullah-Terroristen. Aus diesem Grunde boykottiere ich schon seit Längerem Lebensmittel, die Pistazien enthalten.
Thomas Manthey

HASS UND  HONIG, als kind kannte ich es so: süßes zur belohnung für eine gute tat oder / als geste der freundschaft / der zuneigung / des trostes / zusammenhaltens…wie sich zeiten ändern
hass und honig / wie passt das zusammen?
oder könnte doch blut / dran kleben lüge / unverstand
bittergesüßte wahrheiten
die zunge könnte einem gefrieren /auch das wort
aus abscheu und entsetzen / was die freude an der anfänglichen verwirrung
(oder besser verirrung) / so unappetitlich macht
was gäbe es wohl menschen(un)freundlicheres / als miteinander sich zu freuen
denn böse worte / gar böse taten
lassen sich nicht versüßen oder / das leben feiern
nicht zu vergessen: hass macht hässlich / honig macht schön
wie weggeblasen ist die letzte illusion / aus zuckerstaub von zuviel eifer
sucht nach vergeltung / nach tod
da wir von staub kommen und / wieder zu staub werden
irgendwann / dazwischen versuche das leben /zu versüßen
zu ersehnen / zu beseelen / zu verstehen / zu versöhnen / wiederzuerwecken
mit honig ohne hass
zum historischen Hintergrund: nach dem Terrorangriff der Hamas in Israel am 7.10.23 wurden auf den Straßen von Berlin-Neukölln Süßigkeiten verteilt aus Freude und Zustimmung darüber; im „Zeitmagazin“ Nr.44 vom 19.10.23 erschien dazu der Artikel „ Hass und Honig“.
Berta Walter-Hamza


Leserbriefe zu „Dreieinhalb Minuten schwitzen“ von Jan Schweitzer

Sie beschreiben eine Möglichkeit, sich fit zu halten. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Qigong gemacht. Knapp 10 Minuten Qigong am Morgen sind ein guter Start in den Tag.
H. Freund

Es geht um Krebs. Durch Bewegung ins Schwitzen kommen soll Krebs verhindern oder vielleicht aufhalten, wenn ich richtig verstanden habe. Da lachen sich die Krebszellen tot. Das ist ja der Zweck der Übung. Das tun die Zellen vielleicht oder nicht. Da sind wohl weitere Studien nötig. Was die Zellen fürchten, ist Chemotherapie, aber die hat Nebenwirkungen. Und so ist man so ratlos wie so oft.
Hans-Emil Schuster


Leserbriefe zu „Die Untaten des weißen Mannes“ von Jens Jessen

Jens Hessen hat inhaltlich und sprachlich eine grandiose, beeindruckende Filmkritik von „Killers of the Flower Moon“ geschrieben. Bitte teilen Sie ihm das von mir mit.
Bernd Schmidt

Die Überschrift des o.g. Artikels „Die Untaten des weißen Mannes“ berühren eine große Schuld in der Vergangenheit der europäischen Völker und der der von ihnen besiedelten Gebiete wie USA und Australien. Gleichwohl erscheint sie mir in dieser Pauschalität  zu klischee-artig,  einseitig und verallgemeinernd, sei es für den Film oder den Artikel: Weder waren weiße die einzigen „Unmenschen“, sondern auch andere  Sklavenhalter  und „zuarbeitende“  wie afrikanische Kriegsverbrecher gegen feindliche oder fremde Stämme, noch dürfen alle weißen über einen  Kamm geschoren werden, denn es gab immer auch solche, die mit Unterdrückung, teilweisen Ausrottung von Indigenen und Versklavung  nichts zu tun hatten oder sie aktiv ablehnten, oder selbst Opfer waren  wie die leibeigenen und sonstige ausgebeutete in Europa. Deswegen hätte ich die Überschrift lieber anders formuliert, eher mit Fragezeichen oder ohne das Wort „des“ vor  dem weißen Mann, der sicher  auch viele seiße frauen als Mittäter hatte:  z.B.  „Die Untaten weißer Männer und ihrer Helfershelfer“.
Peter Selmke


Leserbriefe zu „Stoppt den Abrisswahn!…“ von Tobias Timm

Kein Abriss von Häusern: Eine Utopie? Es ist nicht nur das Baurecht, das dagegensteht. Auch das Eigentumsrecht und die Eigentümer selbst mit ihren Nutzungs- oder Renditeinteressen. Umbauen und Umnutzen muss sich lohnen. Es muss attraktiv werden, in die Substanz zu investieren. Neben dem Ächten mit einem Abriss-Atlas sollten vielleicht eher auch inspirierende und sich rechnende Umbau- und Umnutzungsprojekte in das öffentliche Bewusstsein gelangen. Wichtig ist, mit solchen Projekten einen modernen Ausdruck zu finden, der für unsere Zeit steht. Ein Ausdruck, der für Aufbruch steht. Vielleicht hilft es, wenn gebaute Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsfaktor unter den Kommunen ist, um Bürger, Gewerbe, Institutionen anzulocken. Architekten und Stadtplanungsämter sollten sich dabei als Entwicklungshelfer verstehen und den Eigentümern die Räume der Nachhaltigkeit öffnen. Das Motto: Aufbruch statt Abbruch.
Reinhard Koine

Der Artikel weist auf eine höchst aktuelle Problematik hin, die den meisten von uns sicherlich gar nicht bewusst ist: Sind wir nicht geneigt, einem Bauherrn zuzustimmen, der uns vorrechnet, dass Abriss und Neubau nicht teurer oder sogar günstiger ist als die Renovierung des bestehenden Gebäudes und sich deshalb für Ersteres entscheidet?  Diese Rechnung ist nicht mehr zulässig, denn sie unterschlägt die hohen Umwelt- und Klimakosten. Der Gesetzgeber ist gefordert, der Abrissbirne die rote Karte zu zeigen, wo sinnvolle Umwidmung möglich ist.
Ludwig Engstler-Barocco


Leserbriefe zu „»Sie lachen, während sie uns töten«“ von Evelyn Finger

Es geht immer brutaler auf der Welt zu, keine Spur mehr von Menschlichkeit oder ist das vielleicht sogar die neue Menschlichkeit, dass man nicht mehr groß miteinander redet, sondern gleich dazwischenschlagen muss, ganz egal wie viele Opfer es geben wird. Auch die so zu schützende Umwelt leidet unter diesen barbarisch-kriegerischen Aktionen, mehr als nur ganz schwer. Wir hier in Deutschland stehen an der Seite von Israel und das ist gut so, aber gibt es wirklich keine andere Möglichkeit, als noch weitere Gewalt anzuwenden. Deutschland liefert schon ständig Waffen in die Ukraine, soll Deutschland im Fall des Falles, auch noch Waffen nach Israel liefern? Eine Welt ohne Kriege wäre bestimmt eine noch schönere Welt, aber so etwas kriegen wir Menschen einfach nicht gebacken!
Klaus P. Jaworek

Es ist erstaunlich wie unkritisch DIE ZEIT Angaben bzgl. Informationen über den „Krieg“ zwischen Israel und Hamas behandelt. Angaben von Hamas wird als „bare Münze“ angenommen, während Israel Beweise vorlegen müssen. Bösartig könnte man auf die Idee kommen, dass bei DIE ZEIT arbeiten mehr Palästinenser als Israeli und sie müssen befriedigt werden. Als beste Beispiel „….Soeben hat Israel ein Krankenhaus in Gaza getroffen“. Wie kommt DIE ZEIT so etwas zu behaupten nur nach eine Hamas-Information? Es ist genauso irrig, als wenn ich als Ausländer, nachdem ich ein paar Neonazis erlebt habe, behaupten würde, alle Deutsche sind Nazibrut! Wieso muss man sich rechtfertigen für Gegenwehr nach Gräueltaten einer terroristischen Organisation wie Hamas? Wieso hat die Bundesrepublik sich gegen die Bader-Meinhof-Gruppe verteidigt? Könnte es sein, dass die Freiheit der Deutsche mehr wert ist als die Freiheit der Israeli?
Stein-Erik Greter


Leserbriefe zu „Elke versus Wald“ von Elke Michel

Sie fliegen nach Schweden, um sich selbst zu finden? Da bekommt „Elke versus Wald“ gleich eine ganz andere Bedeutung, denn aus Schweden kommt das Wort „Flugscham“. Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung und beschleunigt das Sterben der Wälder, siehe: Verschwinden des Frankenwald https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-frankenwald-waldsterben-klimawandel-fichten-1.6269214?reduced=true
Klaus Siersch

Der Wald ist ein wunderbarer Ort, der Wald ist weltweit sehr krank, der Wald ist durch den Klimawandel und Rodungen in Gefahr und der Wald ist ein Ort der Artenvielfalt. Der Wald reguliert das Klima. Ohne Wald könnten wir alle nicht überleben. Frau Michel betreibt in solch wunderbaren Ökosystem eine Art Selbstfindung, die sich mir in keiner Zeile ihres Artikels erschließt. Sie fürchtet sich vor Wölfen, obwohl es in der Region, in der sie war, keine gibt. Sie fürchtet sich vor Vergewaltigern und erinnert sich an Filme über Hexen. Sie fürchtet sich vor den Geräuschen der Nacht, sie fürchtet Mücken, Spinnen, Hirschlausfliegen. Sie spricht von Ekel! Ich bin fast täglich im Wald (Wolfsmonitoring) und immer suchen mich Hirschlausfliegen, Mücken, Bremsen, Zecken heim. Die Dornen von Brombeeren zerkratzen mir die Beine, ich stolpere über Äste, schwitze und friere gleichzeitig. Oft durchnässt mich der Regen oder die Sonne brennt zu heiß. Und ja, mir begegnen doch tatsächlich Wölfe! Und was soll ich sagen, es ist immer herrlich und jeden Insektenstich wert.
Im Winter hatte ich mich mal verlaufen und es wurde tatsächlich gefährlich. Lebensgefährlich sind mittlerweile auch umstürzende Bäume und brechende Äste, denn der Wald leidet unter der Dürre. Doch der Wald und dessen Schutz lebe ich in allen Fasern meines Körpers und ich hoffe, dass ich ein kleiner Baustein beim Waldschutz bin. Nichts davon findet sich in dem Artikel. Nichts hat Frau Michel von dem Wunder Wald mitgenommen. Nichts gibt sie an den Leser und die Leserin weiter. Der ganze Artikel ist eine Aneinanderreihung von ,,Erfahrungen“ und ,,Gefahren“, die nicht wirklich existieren und die einzig dazu dienen, sich über die Umwelt erheben zu wollen.
Der Wald ist für Frau Michel ein Abenteuerspielplatz und Therapiecouch für irreale Ängste. Sie hätte für diese ,,Erfahrungen“ auch keine schwedischen Wälder heimsuchen müssen. Ein einheimischer Wald hätte es auch getan und Raubtiere gibt es hier, im Gegensatz zu der Region in der Frau Michel war, tatsächlich. Frau Michel benutzt das Wort Ekel mehrere Male. Frau Michel hat im Wald nichts verloren und ich hoffe sehr, dass sie Ihre Selbstfindung in Zukunft in der ,,Zivilisation“ auslebt. Ansonsten wünsche ich Frau Michel natürlich alles Gute und von der DIEZEIT erhoffe ich mir keine weiteren Artikel auf diesem Niveau.
Heike Westermann


 

Leserbriefe zu „Anna Mayr entdeckt: Comfortverlust“

Auch ich gehöre zu Bahnvielfahrern, fahre auch immer 1. Klasse und komme aber meist so spät am Bahnhof an, dass ich gerade noch den Zug erreiche. Ja, und auch ich denke bei Verspätungen: Mit dem Auto wäre ich auch nicht früher angekommen! Aber dass Kunden, die seltener Bahn fahren als „Zweimal-im-Jahr-Fahrer-Pöbel“ anzusprechen, finde ich unerträglich; um in Ihrem Sprachniveau zu bleiben: „zum Kotzen“. Auf Menschen, die ärmer sind als man selbst, arrogant zu blicken, finde ich unerträglich.
Edith Hammer

Das mit dem nicht nützen dürfen ist falsch. Richtig ist vielmehr, dass ein bestimmtes Kontingent an Sitzplätzen bevorzugt nahe dem Eingangsbereich und des BahnBistro oder Bordrestaurants für BahnComfort Kunden reserviert ist. Solange wie kein BahnComfortKunde kommt. kann jeder diese Sitzplätze nutzen. Wie bei allen normalen Sitzplatzreservierungen. Allerdings ist bei normalen Reservierungen nur eine Frist von 15 Minuten die Reservierung aktiv. Bei ComfortKunden gilt diese Einschränkung nicht. Dies gilt im Übrigen auch für besondere Abteile wie Familie, Mutter/ Kind oder solche für Arbeit.
Warum sie am Anfang ihres Artikels unbedingt Verspätungen usw. aufführen, die mit der Thematik dieses Artikels nichts zu tun haben, entzieht sich meinem Vorstellungsvermögen. Ist es Mode oder guter Ton immer wieder olle Kamellen hervorzuholen und den Bahnmitarbeitern etwas anzulasten, das sie nicht zu vertreten haben? Sind ihnen die Ursachen solcher Verspätungen nicht bekannt: Suizide bis zu 3 am Tag, Menschen im Gleis, Bahnbauarbeiten, die Dank der Politik und irgendwelcher blockierender Vereine ewig lang dauern, Gewerkschaften die ohne Rücksicht auf die Menschen zu Streiks aufrufen statt Wege zu suchen, die Bahn attraktiv zu machen? Reisende, die in den Türen stehen, um die Abfahrt zu verzögern, Steine auf die Strecke werfen, Betonplatten auf die Gleise legen oder einfach nur ein technischer Defekt. Bei fast 40 000 Zügen am Tag ist es für mich nach wie unfassbar, welche Leistung da vollbracht wird, um all die nicht von der Bahn zu verantwortenden Eingriffe auszugleichen!
Auch ich freue mich nicht, wenn kein Zug Verspätung hat, ein Anschlusszug /-bus weg ist. Aufzüge nicht funktionieren, weil blöde Menschen mutwillig Zerstörungen anrichten. Aber ich bin doch froh, nicht selbst fahren zu müssen. Sicherer zu sein wie mit all den „Intelligenzbestien“ auf den Straßen! Genießen sie doch einfach das, statt sich selbst den Tag und die Reise zu vermiesen. Zum Schluss noch 2 Informationen, um sie etwas zu entspannen:
1. Es gab mal eine 6 -teilige Serie im TV. “ Von Kairo nach Kapstadt“ mit der Bahn. Wunderbare Reiseeindrücke und Erlebnisse. Dazu dann der Sprecher: “ Pünktlich um 12 Uhr fuhren wir in Kairo Ramses Station ab. Mit 3 Tagen Verspätung.
2. Da bleibt dann noch Wilhelm Busch:
“ Eins, zwei, drei im Sauseschritt, / läuft die Zeit, wir laufen mit,
schaffen, schuften, werden älter / träger, müder und auch kälter.
Bis auf einmal man erkennt, / daß das Leben geht zu End!
Viel zu spät begreifen viele / die versäumten Lebensziele:
Freude, Schönheit der Natur, / Gesundheit, Reisen und Kultur,
Drum Mensch, sei zeitig weise! / Höchste Zeit ist’s: Reise, reise!
Es würde mich freuen, mit ihnen einmal eine Reise mit der DB machen zu können. Sich auszutauschen und daraus Weisheit zu gewinnen oder einfach nur mal nett zu plaudern, gerne auch im Bordrestaurant. Denn das gibt es im Auto nicht!
P. S. Das Einzige das ich vermisse ist die Monatszeitung der DB „mobil“ als PrintAusgabe. Was man jetzt dort vorfindet, sind nur noch Reisen und Podcasts die Zeit rauben, statt vergnüglich lesen zu können. Ich mag diese Dummschwätzereien deswegen nicht.
Gerhard Schönemann


Leserbriefe zu „Über Begegnungen auf einem Kreuzfahrtschiff“ von Harald Martenstein im ZEIT Magazin

Sie kommt mir vor wie: Ein Alt-Hippie feiert sich selbst in einer Boomer Blase. Schwelgend in Lob und Selbstlob genießt er den klimaschädlichsten Luxus. Die heftige Überschwemmung wird mit „uralte Kanalisation“ wegrationalisiert, als ob NY bei jedem Regen überschwemmt würde. Dass gerade die soeben genossene Kreuzfahrt plus Langstreckenflug ohne CO2-, Energie- und Mehrwertsteuer auf dem Ticket nur für die Elite der „auserwählten“ Reichen mögliche ist und durch sie immer mehr Wetterextreme, Überschwemmungen, Dürren, Waldbrände und Hungersnöte gibt, wird mit keinem Wort erwähnt. Auch nicht, dass DIE ZEIT die Q2 Reisen aufgibt, da sie nicht mehr vor der klimakritischen Leserschaft zu verantworten sind. Schade, dass Sie darüber keine Kolumne machen, dass dürfte Sie doch genauso reizen wie das Gendern?
Klaus Siersch

Was machen Sie auf einem Kreuzfahrer? Ich nehme an, Material suchen für Ihre Glossen. Da gibt es zu beachten, sind Sie auf einem Luxusliner oder mit der schlichteren Variante all Inclusive. Beides kann sehr teuer werden. Aber Sie sind ja beruflich auf hoher See, zwecks Materialsuche. Vermutlich von der Steuer abzusetzen. Und zur See müssen Sie gar nicht. Ein Gang über den Wochenmarkt tut es auch. Viel Erfolg wünsche ich Ihnen.
Hans-Emil Schuster


Leserbrief zu „Tödliche Illusion“ von Jan Ross

Wo der Vernichtungswille der Hamas von der israelischen Regierung nicht mehr klar genug gesehen wurde, ist der Raum für den Terror-Angriff am 7. Oktober entstanden. Jan Ross identifiziert als Versagen eine grundlegend falsche Einschätzung dieser Terrororganisation und der Bedrohungslage. Auch zum russischen Angriff auf die Ukraine kam es aufgrund von falschen Einschätzungen, die über einen längeren Zeitraum wachsen durften und sich so etabliert haben. Wie in Israel im Hinblick auf die Hamas wurden warnende Stimmen zu Putins Plänen von Verantwortungsträgern in der Politik nicht gehört. Warum ignorieren wir immer wieder das Offenkundige und versäumen es, die richtigen Konsequenzen zu ziehen? Beide Ereignisse sind eine Mahnung, sich nicht in Wunschdenken, unhaltbaren Hoffnungen und falschem Vertrauen einzurichten, um sich kurzsichtig den je eigenen Vorteilen widmen zu können. Unsere unübersichtliche Welt braucht mehr seriöse Politik, die den Mut hat, ihre Gestaltungsmacht für Frieden, Freiheit, Gleichheit und Sicherheit ernsthaft und entschlossen einzusetzen.
Reinhard Koine


Leserbrief zu „Was jetzt passiert, hätte ich Berlin nie zugetraut“ von Paul Middelhoff

Persönliche Weltanschauungen und kultische Pflichten werden einerseits in der Öffentlichkeit konfrontativ in Form religiöser Symbole (Kopftuch, Gesichtsschleier, Burka, Kippa, Medusa) zur Schau gestellt. Andererseits scheinen erzeugen die Schmierereien an Häusern und Haustüren ein berechtigtes Unbehagen. Mein Glaube ist eine persönliche Angelegenheit, die niemanden etwas angeht. Die Mehrheit unserer Gesellschaft hält das ebenso. Wir lieben es, uns anonym und selbst von der Polizei unbelegt in der Öffentlichkeit aufhalten zu können. Das ist ein Zeichen der persönlichen Freiheit und des gegenseitigen Respekts. Der öffentliche Raum sollten wir uns in diesem Sinne erhalten.
R. Reiger


Leserbrief zu „Was sich lohnt“ „SPD und Grüne wollen den Mindestlohn erhöhen…“ – von Carla Neuhaus

Besten Dank für diesen kurzen, aber ausführlichen Artikel zum Thema Mindestlohn. Natürlich hat ein jeder – Arbeitnehmer, Arbeitgeber und die ganzen Graustufen dazwischen oder wie Experten von Wissenschaftlern – ein eigenes Bild vom reellen Lohn. Das aber Wissenschaftler, Politiker und sog. Experten,  die sämtlichst alle „im Geld schwimmen“ sich dazu hinreißen lassen, wie niedrig der Mindestlohn denn sein darf resp. der dämlichen Diskussion um die HARTZ-IV-Höhe nach 2002, ihr „Gehirnschmalz strapazieren“ und sich nicht dem reellen Thema stellen, dass gefälligst gute Löhne gezahlt werden müssen, hat seinen wahren Grund in dem „Glauben an die gute Wirtschaft“, was natürlich Schwachsinn ist, weil genügend Abzocker und Halbweisen ihr Unwesen getrieben haben und noch treiben.
Zum Thema:  Der Mindestlohn heute müsste schon mind. bei 20 Euro pro Stunde brutto liegen, das sog. Bürgergeld schon mind. 700 Euro betragen. Warum? Als das Rot-Grüne Kabinett die Agenda 2010 aus der Taufe hob und die Herren Hartz etc. sich abmühten, den Kranken Mann Eurpopas, nämlich Deutschland zu festigen, war den Entscheidern über das Wohl und Wehe klar, dass der Lohn und das Hartz-IV Geld „angemessen“ sein muss; also Hilfe für die Wirtschaft auf allen Ebenen im Vergleich zum Bejammern der viel zu hohen Energiepreise jetzt. Dabei waren die guten Reformen völlig dezimiert worden gem. sog. Experten. Die Wirtschaft macht es sich leicht, Geld von Steuerzahlern einzufordern – es ist ja genügend da, siehe die sinnlosen oder üppigen Investitionsobjekte überall.
Das Problem: Die Wirtschaft, besser gesagt die Menschen, die Wohlhabenden und Reichen, die ihr Geld in der Wirtschaft stecken haben, wollen „Geld machen“ aus Aktiengeschäften. Hier liegt der Hase im Pfeffer: Die Privaten „Bonzen“ verdienen sich „dumm und dämlich“ (siehe die letzten 40 Jahre, besonders aber ab 2003) und meinen dann , die Abhängigen  – Zig Millionen arme Schlucker –  hätten genug zum Leben „dank des Mindestlohns“. Schäbiger geht es nicht mehr. Vonnöten ist ein klarer Schnitt bzgl. der Vermögens- und Einkommensgleichheit in diesem schönen Deutschland. Dass Flüchtlinge nur halb so viel haben dürften wie unsereins, sollte selbstverständlich sein.
Rainer Rehfeldt


Leserbrief zu „Ein Leben lang Frühchen“ von Hanna Grabbe und Martin Spiewak

Ihr o.g. Artikel kann einem das Herz zerreißen wie so viele Dilemmata, von denen die Welt voll ist: Die Hilfe erzeugt langfristig oft das Gegenteil des gedachten oder gar gewünschten, mit längerfristigen Leiden und Problemen der betroffenen wie auch ihres Umfeldes und der gesamten Gesellschaft.  Ich selbst bin immer wieder dabei, von der Gesellschaft mehr Engagement und Kümmern für benachteiligte, hilfsbedürftige und in der Zukunft bedrohte, wie bei Klimakrise, Fachkräftemangel, Antibiotikaresistenz-Verschärfungen und Staatsschulden, zu fordern. Aber ich weiß auch: Auch die beste Gesellschaft ist nicht unbegrenzt belastbar, zumal die hier beschriebene Problematik ja nur eine unter inzwischen einer ganzen Reihe von bisher vernachlässigten Krisen und „Herausforderungen“ ist.  Selbst mir, der ich mich ständig über ganz vieles und die Zusammenhänge zwischen allem interessiere und informiere, und der schon lange ähnlich Folgeprobleme vermutet hat, waren etliche Details und Statistiken neu und leider noch schlimmer als ich schon vemutet hatte.
Das Dilemma des Helfens von auch genetisch bedingt Kranken zum Überleben und damit Weiterverbreitung der problematischen Anlagen hat mich auch als selbst betroffener von mehreren chronischen Krankheiten lange beschäftigt, für mich mit der Konsequenz, eigene Kinder zwar zu wünschen, aber es mir mit der Entscheidung und Verantwortung dafür sehr schwer zu machen angesichts der genetischen wie auch der evtl. Überforderungs- Risiken.  Schließlich kam es dann doch teilweise ungeplant zur Geburt unseres einzigen Sohnes, mit dem wir riesiges Glück hatten, dass er im Wesentlichen von jedem von uns die positiven Anlagen geerbt und/oder gelernt hat, und der jede Mühe und jeden „Verzicht“ bei der Erziehung wert war und ist.
Bei Frühchen ist es offenbar noch viel schwieriger, da dieses Risiko meist erst lange nach der Zeugung sichtbar ist und ein Abbruch der Schwangerschaft ethisch sehr problematisch ist, je später, desto mehr.  Die Gesellschaft sollte offensichtlich viel mehr tun, um Eltern und Betroffenen selbst mehr zu helfen incl. Aufklärungen über die Zusammenhänge.  Aber sie sollte auch mehr für Aufnahme und Integration von Flüchtlingen tun, viel mehr für die Abwendung einer Klimakatastrophe samt Hilfen und Entschädigungen für den globalen Süden samt Kontrollen gegen Missbrauch solcher Gelder, viel mehr für Bildung incl. aller Elemente der Lebenskunst wie Erkennung und Prävention von Süchten, Denkfehlern und Manipulation etc. etc. Wann wird das auch für eine verantwortungsbewusste, empathische und um Gerechtigkeit bemühte Gesellschaft einfach zu viel, wie Herr Gauck mit seinem bekannten Satz angedeutet hat: „Unser Herz ist weit, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt“.
Selbst im Prinzip noch zumutbare Einschränkungen, Anstrengungen und „Verzichte“ sind ja oft kaum Mehrheiten vermittelbar, oft sowohl bei den zu Hilfe geforderten wie auch bei den hilfsbedürftigen selbst.   Und allein die Information und Aufklärung solcher Dilemmas und Probleme scheint vielen schon zu viel zu werden, die schlechte Nachrichten aller Art versuchen zu begrenzen oder ganz zu vermeiden, wie im anderen Artikel dieser Ausgabe „Gegen den Schlagzeilenstress“ angedeutet. Auch dieser Artikel enthält ja eine Reihe schlechter Nachrichten, für die es zwar Hilfen und Milderungen, aber keinen sicheren und befriedigenden Ausweg zu geben scheint.
Es ehrt Sie, dass Sie nicht so eine „Wunderlösung“ gegen alle absehbare Realität angepriesen haben. Für mich brauche ich allerdings immer eine zumindest Haltung des wenigstens relativ besten oder am wenigsten schlechten Weges: Dazu gehören Informationen und auch selbstkritische verantwortungsvolle Selbstprüfung  vor bewusster und geplanter Übernahme einer Elternrolle, wozu wohl schon auch schon die Schule für höhere Klassen beitragen  sollte, später natürlich Angebote für Risiko-Beratung, Forschung angesichts auch dafür begrenzter Mittel künftig vor allem auf frühzeitige Abschätzung und Vermeidung der langfristigen Risiken statt einseitig auf Rettung jedes Lebens, und leider eine ausgewogene und auch langfristig und mit Prioritäten orientierte  Verteilung der einer Gesellschaft möglichen Ressourcen, statt mit Hybris zu denken oder zu tun, als ob man alle Probleme einer Gesellschaft und der Menschheit gleichzeitig sofort oder gar noch bequem „lösen“ könnte, wenn die denn nur die „richtige“ Regierung und das „richtige“ System  wählen oder einrichten würden.
Es bleibt aber Sorge, dass wir letztlich oft nur die Wahl haben, das eine oder das andere zu vernachlässigen oder „gerecht“ alles gleich, oder gleich aufzuhören, sich mit so unangenehmen Dilemmas überhaupt zu informieren und zu befassen. Für das Gewissen muss man nicht alles Leid der Welt beheben oder über eine Regierung beheben lassen, sondern nur dafür das Beste tun, was möglich ist, ohne sich selbst oder anderen mehr zu schaden als Schaden von anderen abzuwenden.
Peter Selmke


Leserbrief zu „Willkommen zurück“ von Jörg Lau

Während auf der einen Seite auf S.1 moniert wird, dass zu wenige gegen das Morden der Hamas protestieren, wird daneben dem Töten des embryonalen Lebens in Polen ein Willkommensgruß entrichtet. Gibt es ein Frauenrecht auf Beendigung des menschlichen Lebens, das aus freiem Willen zweier Erwachsenen, einer Frau und eines Mannes, entstanden ist ? Wie passt außerdem zusammen, dass in der EU männliche Küken am Leben erhalten werden müssen, aber menschliche Embryos nicht ? Das eine Sterben soll mit Schweigeminuten wie bei 9/11 betrauert werden, das andere Sterben bekommt einen Willkommensgruß direkt neben dem anderen Artikel auf Seite 1 der ZEIT?  Und da geht es nicht um ein mögliches Lebensrisiko der schwanger gewordenen Frau oder dem Verbrechen der Vergewaltigung, sondern um eine Ersatz-Verhütung. Wo bleiben da die Maßstäbe in Europa?
Alois Lienhard


Leserbrief zu „Sie nennen es Uni“ von Janina Bauer et al.

Und da isser schon wieder, der ewig wandernde Nazi, der ganz links außen beginnt und dann immer mehr nach rechts abdriftet. Dieser rechte „Kultur“-„Kampf“ ist wie immer die reinste Geldabzockerei. Und als fauler Nazi immer schön bei der vom russischen und Schweizer Großkapital finanzierten AfD herumschmarotzen. Wie bei allen anderen Kriminellen gilt auch hier: Follow the money!
Thomas Manthey


Leserbrief zu „Ein gefährlicher Tropfen“ von Greta Taubert

Das gewählte Wording (z.B. „Seuche“) und auch die sehr einseitige Darstellung haben mich überrascht und enttäuscht. Ihre Darstellung der Situation ist aus meiner fachlichen Sichtweise leider sehr einseitig und stigmatisierend. Sie erwähnen nicht, dass vor allem Alkohol und Cannabinoide an Spiking Vorfällen beteiligt waren. Sie lassen in ihrem Artikel ausschließlich skandalisierende Stimmen zu Wort kommen und berichten nicht über Personen, Venues/Clubs und Veranstaltungsreihen, die sich dem Thema gestellt haben und andere Erfahrungen machen.
In ihrem Artikel ist zudem eine Falschaussage enthalten: die Clubcommission hat sich nicht gegen G ausgesprochen, sondern offen zum Dialog und gegen eine Stigmatisierung ausgesprochen. Sie beschämen in ihrem Artikel User*innen die einen kompetenten und reflektieren Umgang mit dieser Substanz pflegen und stellen alle User*innen als negativ, unerwünscht und abstoßend dar – dies erinnert mich doch eher an die Berichterstattung über Heroingebraucher*innen in den 80er Jahren: skandalisierend und nach unten tretend.
Das Thema Spiking und G immer wieder im gleichen Atemzug zu benennen hat außerdem schwerwiegende Konsequenzen: Es entsteht ein Bild, dass ausschließlich G für Spiking genutzt wird und verschiebt den Fokus von den Substanzen, die eigentlich maßgeblich beteiligt sind. Hinzu kommt, dass User*innen durch Berichte dieser Art unter Generealverdacht gestellt werden, nicht nur selbst zu konsumieren, sondern auch anderen Menschen unwissentlich G zu verabreichen. Sie berichten nicht über Risiko- und Schadenminimierung, Unterstützungs- und Informationsmöglichkeiten und zeichnen ein Bild, welches nicht der Realität entspricht. In einem Teil des Nachtlebens gibt es erhebliche Probleme, in anderen Teilen aber auch nicht – weil es eine andere Haltung, Sprache, Maßnahmen gibt, die zu weniger Zwischenfällen führen, die Austausch und Unterstützung ermöglichen. Sie stellen einen Teil der Realität dar und unterschlagen dabei eine ganzheitliche Sichtweise.
Artikel dieser Art führen zu noch mehr Diskriminierung, Stigmatisierung und verhindern einen offenen Dialog, um unterstützende Maßnahmen zu etablieren, zu entwickeln, Methoden der Risiko- und Schadensminimierung zu verbreiten und zum offenen Dialog aufzurufen. User*innen trauen sich schon jetzt nicht mehr offen über ihren Konsum zu sprechen, sich Unterstützung einzuholen.
Andrea Piest


Leserbrief zu „Die Quote wirkt. Ein bisschen“ von Rebecca Kelber

Ihre Autorin deutet in der Subline zur Überschrift an, dass eine unzureichende Wirksamkeit der Frauenquote in den Führungsetagen der Wirtschaft auf ein Gleichberechtigungsdefizit hinweise. Hier liegt zunächst eine Verwechselung der Begriffe „Gleichberechtigung“ und „Gleichstellung“ vor. Denn jede Frau in unserer Gesellschaft hat selbstverständlich die gleichen Rechte, so dass von fehlender Gleichberechtigung an dieser Stelle gar keine Rede sein kann. Gemeint ist also Gleichstellung! Mit einer fragwürdigen Kritik an der unzureichenden Gleichstellung von Frauen aufgrund mangelnder Repräsentanz in Führungsfunktionen wird entsprechend suggeriert, dass Frauen immer noch weniger Aufstiegschancen im Beruf hätten als Männer. Dabei ist doch seit längerem empirisch belegt, dass die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt vornehmlich auf die unterschiedlichen Interessen der Geschlechter zurückzuführen ist. Und diese Interessensunterschiede wirken sich umso stärker aus, je gleichberechtigter eine Gesellschaft ist – fachsprachlich Gender-Equality-Paradox genannt!
Mit anderen Worten: Frauen wollen einfach nicht so leben wie Männer, wenn sie frei entscheiden können. Also stellt sich doch mit Blick auf die Frauenrepräsentanz in den Vorständen die Frage, warum das bisschen Wirkung der Quote nicht auch positiv dahingehend gedeutet werden sollte, dass Frauen sich in demokratischen Gesellschaften uneingeschränkt für ein Lebenskonzept ihrer Wahl entscheiden können. Der andauernde Versuch, Frauen zu unterstellen, sie würden etwas anderes wollen als ihre Handlung zum Ausdruck bringt, ist respektlos und zutiefst illiberal! Hieran wird erkennbar, dass nicht die mangelnde Wirkung der Quote, sondern die Quote selbst das Problem ist. Denn die Quotenregelung funktioniert nur dann, wenn die Mitglieder der bislang unterprivilegierten Gruppe – also die Frauen – bereit sind, sich gegenüber den Männern privilegieren zu lassen, um alte Ungleichbehandlungen durch neue so lange zu kompensieren, bis eine faktische Gleichstellung erreicht ist. Allerdings haben die allermeisten Frauen überhaupt kein Interesse daran, ein selbstbestimmtes Leben aufzugeben um als Quotenfrauen Männern nachzueifern. Chapeau! Ich bin sehr gespannt, ob Sie den Mut haben, mein freigeistiges Statement abzudrucken.
Christian F. Olejnik


Leserbrief zu „Herausgeputzte Klischees“ von Iris Radisch

Vorausverputzte schriftstellerische Klischees? Die Veröffentlichung der sogenannten Liebesbriefe zwischen Max Frisch und Ingeborg Bachmann sind doch schon von Beginn dieser gegenseitigen schriftlichen Hin-und-Her-Zusendungen: als Veröffentlichungen in beider Köpfe, geplant gewesen… Und das ist genau diese (hierbei) erkennbare Vorab-Veröffentlichung im Schreiben eines jeden Briefes an den Adressaten, die Adressatin – eine Art von geistiger Selbstonanie mit der Überhöhung: dass es dann die Buch-Lesenden nicht erkennen sollen, alles doch spontan aus dem Moment heraus geschrieben worden sei mit allen jeweiligen Emotionen und Aggressionen sowie den zuständigen Empathien fürs patentierte Gemüt… So man sich diesen optisch spießigen Max Frisch genauer anschaut, wenn er mit seiner Pfeife durch die Gegend qualmt: wahrlich kein attraktiver Mann und nur als Schriftsteller in seinem öffentlichen Stellenwert überhaupt bemerkenswert… Ansonsten doch ein sich verstellender Spießbürger schweizerischer Konsistenz, nicht besehenswert und sicherlich in der Normalität seines eigentlichen Daseins: zeitgleich keine Frau hinter dem Ofen stürmisch hervorlockend… Das muss ebenso mit reflektiert werden, wenn erkennbar sein soll: dass diese agile, optisch auffällige Ingeborg Bachmann, ungenau selbstbewusst und so selbstzerstörerisch sich jenem eigentlichen „Biedermann Max“ vielleicht sogar aufdrängt oder er sich ihr bedrängend nähert: wohl wissend, dass er in der Struktur des Eroberns marionettenhaft der Verlierer sein muss…
Mag ja sein, dass dessen Auseinandersetzungen mit sich selbst und was er mit der Sprache sagbar veröffentlichen kann, mit dazu führt: dass er in seinen Büchern fast immer nur Autobiographisches darreicht, zudem heftig von dem Zusammensein mit Ingeborg Bachmann herausplündert (wie Bert Brecht mit seinen Frauen das so gekonnt vorexerzierte) und letztlich als der Verführte dazustehen scheint – mag es eine Art von Selbsterforschung sein und hierzu soll wohl auch seine Familiengründungen mitzählen… Auf Verlässlichkeit kann man bei diesem Max nicht bauen, auch wenn er sich aus dem optischen Kleinbürger herausschriftstellert und beträchtlichen Erfolg aufweisen kann! Der Maxe trennt sich 1954 von Frau und Kindern – begegnet im Juli 1958 Ingeborg Bachmann, wird 1959 von seiner Ehefrau geschieden und verfertigt der Bachmann einen schriftlichen Heiratsantrag. Somit wird zugleich eine „offene Beziehung“ zwischen beiden Sich-Suchenden vereinbart, offen hierbei die Möglichkeiten anderer sexueller Verbindungen – aber erweiterbare Zuneigung und Liebe sei hierzu unbedingt verboten! Die Bachmann turnt sexuell durch die vielseitige Gegend – der Frisch(e) Max verliebt sich dennoch im Herbst 1962 in Marianne Oellers – alles also nur eine zuvorige Absprache zwischen Frisch und der Bachmann zu ihrem Kopftheater, dass es dabei nur sexuelle Abenteuer ohne Inhalt geben könne… Die Trennung der beiden Duellanten erfolgte dann im März 1963 – wobei wiederum „Mein Name sei Gantenbein“ hierbei die Ausschlachtung des Gewesenen bedeutet, wie auch die Ingeborg in ihrem Roman „Malina“ sich den Max schriftstellerisch zur Brust nimmt und ihn gleichfalls auseinandernimmt… Selbstverständlich ist Max ehesüchtig und heiratet die 28 Jahre jünger Marianne: wird zum Ehepaar Frisch! Wie auch immer: Frisch, fromm, fröhlich frei? Ein Drama!
Nein – dieser Max bleibt ein Spießer, auch wenn er durch die Gegend vögelt, die sexuellen Liebesbeziehungen immer wieder mit in sein Schreiben einbringt – Frauen loslässt und sie wieder „herbeibeordert“ und dann im Altsein wiederum eine sogenannte Lebensgefährtin pragmatisch vorfindet, ihr dann auch noch „beichtet“, eine sexuelle Beziehung mit ihrer Mutter zuvor gehabt zu haben. Irisch Radisch beschreibt in dem ZEIT-Artikel „Herausgeputzte Klischees“ wahrlich einen klischeeüberladenen Film über oder zu Ingeborg Bachmann und Max Frisch – alles zubereitet für ein Besichtigungspublikum in den Filmvorführungssesseln und mitunter dann dekoriert mit Sprüchen von der besoffenen und drogisierten Ingeborg: „Du saugst mich aus wie eine Nutte, die man ins Schaufenster stellt.“ Der Film spielt als Kopfkino eine unnötige Aufmerksamkeit in die Jetztzeit – begleitet von einem vorgeführten sexgeilen Max Frisch und einer ebenso mehr als durchgeknallten Ingeborg Bachmann: die durch ihre (drogisierten) Abhängigkeiten letztlich nicht zurechnungsfähig war… Das nutzte dieser schwyzerdütsche zweideutige Spießer Maxe reichlich aus – und anderes Verfängliche mehr von seinem Hochsitz herab in die Muschiwelt seiner Begierden… Kino kann so langweilig sein, wenn es lebensecht daherkommen will! Gähn! Mein Name sei Ganterich zur federführenden Verstellungskunst. Eigentlich ist es doch „Schaumschlägerei“: zuvor schon in scheinbaren Liebesbriefen sich gegenseitig zu traktieren, wenn mann/frau als Protagonisten doch im Voraus schon wissen: dass diese Briefkonvolute einstens veröffentlich werden sollen… Wer den Film erkennbar deutet, wird auch den Briefwechsel nurmehr wie einen andressierten Wildwechsel sich antun und deutlicher Bescheid wissen: alles lief in der gemeinsamen Spur der öffentlichen Selbstbeweihräucherung. Cum grano salis? Besonderen Dank an Irisch Radisch für die verdeutlichende Kritik zu diesem Film – selbst wenn Margarethe von Trotha diese „Reise in die Wüste“ verwüstet.
Axel Manfred Rvmpf von Mansfeld


Leserbrief zur Infografik „Archäologische Schätze“ von Caroline Reissner (Illustration) und Urs Willmann (Recherche)

Eigentlich bin ich ein großer Fan der Infografik, doch die letzte Ausgabe hat mich leider enttäuscht. „Archäologische Schätze“ sind nicht an Edelmetalle gebunden, wie es die letzte Grafik suggeriert. Der eigentliche Wert eines archäologischen Fundes besteht in dessen kultureller Aussagekraft. Oft sind das ‚wertlose‘ Materialen, die erst über eine professionelle Ausgrabung und Auswertung zu kulturellen Schätzen werden.
Fabian Stroth