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9. Dezember 2021 – Ausgabe 51

Leserbriefe zu „Sind die Ungeimpften an allem schuld?”. Gespräch mit Claudia Mönius, Klaus Mertes und Clemens Becker, geführt von Evelyn Finger 

 

Ich möchte mich sehr für Ihre Artikel „die Entscheidung “ und „Sind die Ungeimpften an allem schuld?“ bedanken. Beide empfinde ich als sachlich und differenziert. Sehr viel, was man zurzeit liest, empfinde ich als schwarz- weiß- Denken. Hier die Geimpften, da die Ungeimpften- die an allem Schuld und außerdem Egoist*innen sind. Gegenseitige Abwertungen, Beschimpfungen und Beschuldigungen. Häufiges Reden von Triage – die es in Deutschland kaum geben wird, so lange es irgendwo ein freies Intensivbett gibt! Ich selbst bin geimpft und geboostert, aber mein Partner ist ungeimpft und das nicht, weil er egoistisch wäre, sondern weil er schreckliche Angst vor der Impfung hat.

Wir haben immer wieder sehr große Spannungen und Diskussionen und er fühlt sich in der Gesellschaft immer wieder angefeindet. Die beiden Artikel in der Zeit haben uns richtig gutgetan! Stimmungsmache und unsachliche Berichterstattung führen zu einem immer schlechteren gesellschaftlichen Klima. Wenn es mehr solche ausgewogenen Berichte gäbe, wäre die gesellschaftliche Stimmung sicher friedlicher. Das würde zu mehr Gesprächsbereitschaft und mehr Gesprächen führen und vielleicht sogar dazu, dass mehr Menschen sich für eine Impfung entscheiden würden, davon bin ich überzeugt! Danke nochmals, weiter so! – Ina Kamsang 

 

Aus den Einlassungen von Frau Mönius und Herrn Mertes spricht eine bei deren anzunehmenden Bildungsstand erschreckende Ignoranz gegenüber den Erkenntnissen der Wissenschaft und ein Mangel an Verständnis und Respekt für unser demokratisch geführtes Gemeinwesen. Insbesondere Frau Mönius, die sich – unaufgefordert – so bezeichnet, zeigt nachdrücklich, dass Studienabschlüsse alleine noch lange keine Intellektuellen machen. Und mit dem „Pater“ Mertes spricht die Art Kirche, die sich nach wie vor als ein Staat im Rechtsstaat versteht, wobei das „Recht“ vor dem ersten Wort bewusst weggelassen wird.

Zur Erinnerung: Es sind nicht die Geimpften, die mit gelben Sternen am Ärmel, Fackeln in der Hand, vor die Privatwohnsitze der mehrheitlich gewählten Regierenden ziehen und auf Telegram dafür werben, diese zu lynchen. Sie sind es nicht, die ihre Situation mit der der für ihre Ideale enthaupteten Sophie Scholl gleichstellen. Und sie sind es nicht, die im Ernstfall die Absicherung durch eine Solidargemeinschaft beanspruchen, sich aber den für deren Funktionieren erforderlichen und von dieser Gemeinschaft beschlossenen Maßnahmen entgegenstellen. Um die von den Diskutierenden nicht beantworte Eingangsfrage zu beantworten: Nein, sie sind es nicht. Die Mehrheit der Geimpften aber noch weniger, und anders als die ersten tragen sie das Mögliche zur Besserung der Lage bei. – Michael Seitz 

 

„Hädscht dei Muul ghalte, hätts koiner gmerkt, dassd bleed bischt“. Die schwäbisch-alemannische Version von „Si tacuisses, philosophus mansisses“. Ich bin sehr verwundert darüber, dass die Zeit Interviews führt mit dermaßen von Ahnungslosigkeit strotzenden Leuten zum Thema Corona… und diese dann noch veröffentlicht. Der Einzige von den Dreien, der passagenweise fachlich richtig argumentieren kann, ist der ehemaliger Chefarzt Becker. Erstaunlich ist nur, dass er mit seinem letzten Satz offenbar die Immunologie und das Impfwesen eher dem Bereich des Glaubens anstatt der Wissenschaft zuordnet.

Es ist wohl noch nicht bis zu ihm durchgedrungen, dass dieses nun wirklich zu den gesichertsten und anerkanntesten Bereichen der Medizin gehört, und dass die einzige Kontraindikation für die Impfung gegen Coronaviren eine höchst seltene Allergie gegen Bestandteile des Impfstoffes ist. Was würde wohl Jesus zu Pater Klaus Mertes sagen, wenn er sehe, wie dieser, vor lauter „Gut Meinen“, seine Trostsuchenden Mitmenschen dem Risiko der Infektion mit dem Coronavirus aussetzt. Schließen sich hier Glauben, Nächstenliebe und Verantwortung gegenseitig aus? Frau Claudia Mönius hat offenbar auch noch nicht erfahren, dass die Stärkung des Immunsystems am besten mit Impfungen zu erreichen ist.

Da hilft auch das Einlesen in die mRNA-Technologie nicht, wenn man hier kundtut, dass man davon entweder rein gar nichts versteht, oder vielleicht doch das Wissen aus zweifelhaften Quellen bezieht. Ob drei Ärzte mit so unterschiedlichen Meinungen zur Impfung mein Vertrauen hätten, würde ich zumindest hinterfragen. Die ARD-Sendung „Hart aber fair“ vom 22.Nov. 2021 liefert möglicherweise etwas fundierte Informationen zur ganzen Thematik. Meine Beobachtung ist, dass die aus welchem Grund auch immer Ungeimpften sich von allen am rücksichtslosesten verhalten. – Franz Hitthaler 

 

In diesem Interview kann eine Aussage nicht ohne Ergänzung stehen bleiben, da diese so völlig falsch verstanden werden könnte. (Leider wurde ja als Mediziner kein Covid-Experte ausgewählt!) Frau Mönius führt aus: „Zudem ist der prozentuale Anteil geimpfter und ungeimpfter Covid-Patienten auf Intensivstationen in der Altersgruppe über 60 nahezu gleich“ Hierzu muss ergänzt werden: „Ja, aber laut der aktuellen Daten des RKI wurden 80 – 90 % beider Gruppen durch Nicht-Geimpfte angesteckt! Und in der Alters-Gruppe 19-60 findet man fast ausschließlich nicht Geimpfte auf allen Intensivstationen der BRD!” – Dr. Ulrich Enzel 

 

Vielen Dank für dieses Interview, immer wieder interessant zu sehen wieviel Blödsinn feinsinnige, gebildete Menschen von sich geben können. Es hatte eine morbide Faszination, diese Sammlung von Fehlinformationen und Lügen zu lesen. Können Sie in Zukunft einen Infokasten anfügen, in welchem die Falschbehauptungen der interviewten aufgegriffen werden? – Thomas Wehner

 

Ich bin über die Auswahl der Gesprächsteilnehmer und auch die Gesprächsführung enttäuscht. Das Thema Triage und die Problematik, dass für Nichtcoronapatienten kaum noch Betten in den Intensivabteilungen frei sind, wurde nur mit der Begründung des Versagens der Politik und der schlechten Bezahlung abgetan. So kann nur jemand argumentieren, der wenig Kenntnis über die physische und psychische Belastung des Pflegepersonals hat. Zumal wenn man weiß, dass der Erkrankte nicht geimpft ist. Wer nicht geimpft werden kann, hat sicher jedermanns Bedauern. Aber wer sich sonst nicht impfen lässt, verlässt sich auf die Solidarität der Impften und erwartet deren Rücksichtnahme und auch die angemessene medizinische Behandlung. Diese Problematik wurde leider nicht diskutiert. – Ute Stenger 

 

Ich bin Herrn Mertens‘ Rat gefolgt und habe mich geprüft, als die Aggressionen hochkamen, kann aber nicht still sein. Das Interview von Frau Finger ist ein Musterbeispiel für eine false balance, die der ZEIT unwürdig ist. Es wäre eine interessante Frage gewesen, wie die Kirche mit Ungeimpften umgehen soll. Stattdessen wird einer „Lebensberaterin“ breiter Raum für die Verbreitung eines gefährlichen Halbwissens gegeben, das sogar Herr Kimmich inzwischen überwunden hat.

Die beiden anderen Diskutanten wollen oder können dem nichts entgegensetzen. So ist es kein Wunder, dass alle drei Gesprächspartner sich am Ende auf eine Gleichsetzung von Wissen und Glauben einigen. Damit werden in der Schlusspointe mal eben 300 Jahre Aufklärung abgeräumt und wird das Impfgegner-Credo prominent unterstrichen, dass Wissenschaft auch nur eine Religion ist. Dieser Beitrag ist ein harter Schlag für alle Christen, die sich in der Kirche und gegenüber ihren Kritikern dafür einsetzen, dass gerade in dieser heiklen Situation die Religion nicht in einen Widerspruch zur Wissenschaft gesetzt werden darf. – Reiner Thies 

 

Ich danke Ihnen für das schöne Gespräch, welches Sie mit der Kulturwissenschaftlerin Claudia Mönius, dem Jesuitenpater Klaus Mertes und dem Arzt Clemens Becker über die Ungeimpften als Sündenböcke gehalten haben. Damit haben Sie die klassischen Kulturwissenschaften, Wissenschaft, Kunst und Religion, zusammengebracht und die drei Vertreter*innen sprachen so miteinander, dass man beim Lesen staunte und merkte, dass jeder auch aus seinem Herzen sprach und man bemerkte zudem, dass das, was sie sagten, wahr war. Wir Menschen haben eine Art von Wahrheitsgefühl in uns und dieses wurde diesmal nicht enttäuscht. – Dr. M. Hübner 

 

Ein Interview auf Augenhöhe! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. – Kerstin Ebert 

 

Der Artikel spricht ein sehr wichtiges Thema an. Der reißerische, von Schwarz-Weiß-Denken geprägte Titel ließ schon nichts Gutes vermuten, leider wurde das Niveau vom Inhalt des Gespräches noch unterboten. Insbesondere ist es mir unerklärlich, wie Sie dem Geschwurbel von Frau Mönius einen derart großen Raum einräumen konnten. Sie mag sich ja für eine informierte Intellektuelle halten, leider strotzen ihre Aussagen vor falschen oder falsch interpretierten Informationen: Langzeitnebenwirkungen (der Klassiker), Gibraltar (zeigt eher wie wirksam die Impfung auch nach
langem zeitlichen Abstand gegen schwere Verläufe ist), Verwechslung der Auswirkungen einer Impfung und einer Erkrankung (warum sollte die Impfung ihre Lunge angreifen? Vom Virus weiß man das), Überinterpretation von Einzelfällen etc. pp. Ich wünsche Frau Möbius, dass sie aus ihrer Filterblase herausfindet und nicht länger ihre Ängste wie eine Monstranz vor sich herträgt.
Von der Zeit erwarte ich auch im Feuilleton ein Grundmaß an redaktioneller Arbeit inkl. Faktenchecks. – Martin Münstermann 

 

Das Interview ist ein Beispiel dafür, wie borniert Gläubige argumentieren, weil sie meinen, dass ihr Glaube sie zu Besonderem befähige, in diesem Fall zu pätentiösem, unverantwortlichen Gerede. Pater Mertes befindet großspurig, er müsse die Frage, ob er geimpft ist, nicht beantworten („völlig egal“) und 2G bei Gottesdienst findet er problematisch, weil Jesus nicht zwischen sogenannten Gerechten und sogenannten Sündern unterschieden habe: Wie würde Mertes wohl die Meinung finden, Jesus habe gar nicht gelebt – wofür manches spricht -, und falls doch, er hätte sich bestimmt impfen lassen…

Frau Mönius wiederum hat sich ungeimpft mit anderen Menschen zu Visionsspaziergängen getroffen, man möchte sich gar nicht ausmalen, was da so gesponnen wurde. Und am Ende dekretiert der Arzt Becker überheblich, dass manches, was wir für Wissen halten, Glauben sei. Darf ich als Nichtgläubiger mal einen Umkehrschluss wagen: Was manche für Glauben halten, sind Befindlichkeitsstörungen und Einbildungen. Auch mit der Absicht, die eigene Person interessant zu machen und sich zum Beispiel in diesen Zeiten gewissen medizinischen Notwendigkeiten zu widersetzen. Warum regen sich so viele in diesem Land auf, dass etliche Eingewanderte sich der Integration verweigern? Christenmenschen wie dieses Trio irrational stellen sich doch genauso quer.  – Eckhard Hooge 

 

Es reicht, Pater Mertes SJ. Keine 2G- Kontrolle bei Gottesdiensten. Die Frage nach dem persönlichen Impfstatus ist ein „Spaltungsspiel“. Die nicht wissenschaftlich belegte Behauptung, nach Impfungen gebe es „auch Todesfälle bei gesunden Menschen“. Es reicht, Pater Klaus Mertes SJ. Sie verharmlosen auf unerträgliche Weise die Corona-Pandemie. Sind Ihnen die Ängste Ungeimpfter wichtiger als das Leiden und der Tod von Menschen, die von ihnen angesteckt werden?

Warum reden Sie nicht über die Toten, die nicht an Corona gestorben sind, sondern weil sie keinen Platz auf einer Intensivstation fanden, die von ungeimpften Infizierten belegt war? Ich setze noch eins drauf, Pater Mertes, auch wenn Sie mich dann als „rechtskatholischen Vollpfosten“ bezeichnen. Wer sich nicht gegen Corona impfen lässt, begeht nach traditioneller katholischer Lehre eine Todsünde. Denn er versündigt sich gegen seine Mitmenschen, indem er sie einer tödlichen Gefahr aussetzt. Dabei handelt sich zweifellos um eine „schwerwiegende Materie“, wie es in den Katechismen heißt.

Er tut das „mit vollem Bewusstsein und klarer Zustimmung“, denn er konnte sich monatelang über die Folgen von Corona und die Impfungen in der Presse und bei seinem Arzt informieren und so seine Ängste bekämpfen. Als Seelsorger wäre es Ihre Pflicht, Pater Mertes, Menschen, die Angst vor der Impfung haben, nicht mit Verständnis zu begegnen, sondern ihnen die Folgen ihres unverantwortlichen Handelns klar vor Augen zu führen. Wie man das macht, ohne sie zu verletzen, wissen Sie als erfahrener Priester und Jesuit. – Dr. Bernd Hein 

 

Es ist kaum zu verdauen, dass “Die Zeit” einer vermeintlichen “Linksintellektuellen” das Forum bieten, ohne ernsthaften Widerspruch längst widerlegte Argumente gegen die Corona-Impfung zu platzieren, an denen nichts intellektuell ist. Es handelt sich nahezu ausnahmslos um Gerüchte und Fake-News. – Gregor Schulte 

 

Danke für das wundervolle Gespräch mit drei verständnisvollen Personen aus verschiedenen Bereichen. Von so einem Diskurs können wir in Österreich nur träumen! Die politische Entwicklung in unserem Land geht schon seit einiger Zeit in eine bedenkliche, undemokratische Richtung. Mit der (praktisch über Nacht) angekündigten Impfpflicht ab 1. Februar wurde leider ein weiterer Schritt dazu gesetzt. Die aufgeheizte Stimmung, bzw. die Resignation vieler Menschen ist eine Folge davon. Monika Knogler 

 

Es gibt Menschen, die sind vielleicht keine überzeugten Impfgegner:innen, und dennoch haben sie sich bislang gegen eine Coronavirus-Impfung entschieden. Ein möglicher Grund: sie sind zutiefst verunsichert. Diese Verunsicherung gilt es zu verstehen – ganz unabhängig davon, wie wenig nachvollziehbar oder berechtigt ihre persönlichen Beweggründe aus wissenschaftlicher Sicht sein mögen. Anders als Impfgegner:innen suchen die Verunsicherten oft nach Informationen, die ihnen Sicherheit dabei geben könnten, die für sie «richtige» Entscheidung zu treffen.

Doch die Brille der Skepsis verzerrt die Wahrnehmung. Und so nährt jede neue Information die Unsicherheit weiter, anstatt sie zu reduzieren. Die Verunsicherten stellen damit auch eine Gruppe dar, die die bisherige Aufklärung um die Impfstoffe augenscheinlich nicht oder nicht in ausreichendem Maße erreicht hat. Eine solche «Verunsicherte» wurde nun von der ZEIT zum Interview eingeladen. Auch wenn viele Leser:innen bei den Aussagen von Frau Möbius wohl nur verzweifelt den Kopf schütteln konnten, sollten wir anerkennen, dass sie mit ihren dort geäußerten Bedenken und Meinungen sicher nicht alleine ist.

Aus dieser Perspektive ist es vielleicht sogar gut, dass sie dort zu Wort kam. Vollkommen unverständlich ist mir jedoch, dass falsche Tatsachen sowie Bedenken, die auszuräumen sich seit vielen Monaten Wissenschaftskommunikator:innen und viele andere redlich bemühen, ohne weitere Kommentierung oder gar Korrektur stehenbleiben. Eine Art Fakten-Checkbox wäre beispielsweise ein einfaches Mittel gewesen, um den Status Quo der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum wiederholten Male darzulegen.

Letztlich bleibt ja die Hoffnung, dass sich Persistenz an dieser Stelle irgendwann doch auszahlen könnte. Vielleicht noch wichtiger ist, dass man so den Eindruck hätte abwenden können, dass an den Aussagen ja etwas Wahres sein müsse, wenn «nicht einmal der Mediziner in der Runde etwas entgegnet». Zugegeben, das war hier wohl einfach nicht seine Aufgabe – der Eindruck jedoch bleibt. – Dr. Christine Blume 

 

Mit Interesse habe ich das Streitgespräch mit Frau Mönius, Herrn Mertes und Herrn Becker gelesen. Grundsätzlich bin ich sehr froh, dass Menschen mit ihren unterschiedlichen Meinungen ins Gespräch kommen. Allerdings fand ich schade, dass die Chance vertan wurde, Frau Mönius‘ altbekannte Fragen richtig zu beantworten, die vor zwei Monaten einmal in bedenklichen Blogs viral gingen. Warum hat Gibraltar bei einer Impfquote von 100% eine Inzidenz von über 700? Antwort: Weil Impfungen nicht hundertprozentig vor Ansteckung schützen. Außerdem stehen in Gibraltar als statistische Mikropopulation 30.000 Bewohnern acht Millionen jährliche Touristen gegenüber.

Welche Aussagekraft hat da die Inzidenz? Dafür gibt es aber in Gibraltar im gleichen Zeitraum auch keine neu Verstorbenen; Robert Koch-Institut am 12.12.21. Als die Inzidenz in Gibraltar über 1000 lag, gab es genau eine Person, die in Gibraltars Krankenhaus mit einem milden Verlauf auf einer normalen Station zur Beobachtung lag. Warnstufe 3 beim Hospitalisierungsindex würde Gibraltar gerade noch 9 Personen zubilligen. Die Zahlen in Gibraltar bestätigen also genau die Impferfolge. Auch wurde versäumt, einen alte „BILD“-Titel richtig zu stellen: „In der Altersgruppe über 60 gibt es nahezu gleich viele Geimpfte und Ungeimpfte auf Deutschlands Intensivstationen“. BILD fragte damals „Was hat uns das Impfen eigentlich gebracht?“.

Ich habe das vor ein paar Wochen auch gelesen. Gleich auf Seite drei war (sogar dort) nachzulesen, dass man diese Zahl in Relation setzen müsse zum Anteil derer, die insgesamt geimpft sind (knapp 70% zu jenem Zeitpunkt). Daher sei das Risiko einer Hospitalisierung eines Ungeimpften (damals) 10x so groß gewesen wie das eines Geimpften. Jesus hat sich aller angenommen, er war barmherzig und liebevoll. Er hat zugehört und dadurch den Menschen Ängste genommen, so dass sie wirklich frei neu entscheiden konnten.

Er hat sie aber auch mit bitteren Wahrheiten konfrontiert und ihnen nicht eine heile Welt vorgegaukelt. „Geh hin und sündige hinfort nicht wieder“. Stark finde ich, wenn Prominente, die besonders jetzt auch Vorbilder sind, Entscheidungen offenlegen und sie begründen, wie es Joshua Kimmich getan hat: Er hat sich zu seinen Ängsten bekannt, die er lange mit sich herumgetragen hat. Nun lässt er sich impfen. Das sind mutige Sätze, die verbinden und überzeugen. Wir sollten uns an ihm ein Beispiel nehmen! – Antje Lentner 

 

„An allem“ nicht. Gegebenenfalls aber sehr wohl an den konkreten Folgen ihrer Entscheidung. Eine Frau, Mutter dreier Kinder, hat mehr Angst vor der Impfung als vor einer Covid-Infektion und stirbt an einer solchen; ihr Mann muss in Quarantäne. Auch geimpft hätte diese Frau keinen hundertprozentigen Schutz gehabt; den gibt es nicht. Mit ihrer Impfverweigerung ist sie aber ein vermeidbares Risiko eingegangen, das zehn Mal höher war als das grundsätzlich immer gegebene. Am Schicksal ihrer kleinen Kinder ist sie schuld. Da gibt es kein Vertun! Sie allerdings nicht allein.

Mitschuldig sind alle, die durch die Verarbeitung einschlägiger Falschinformationen zu einem Klima der Angst vor Impfungen beitragen. Und alle, die glauben, was da erzählt wird. Was entschuldigt Bürger einer Gesellschaft, in der Quellen seriöser Information allgemein zugänglich sind, wenn sie von solchen keinen Gebrauch machen? Schuldig macht sich, wer immer die Unterscheidung der Geister verweigert und falschen Propheten folgt. Die sind zu erkennen: Sie leugnen erwiesene Fakten.

„Corona gibt es gar nicht. Die angeblichen Corona-Patienten haben Lungenkrebs“ (wahlweise Grippe, Lungentuberkulose, Nebenwirkungen der ihnen unnötigerweise aufgezwungenen Medikamente…). „Bei IM-Injektionen kann die Nadel eine Vene treffen und schwere Schäden auslösen.“ Es ist der Absurditäten kein Ende. Für seine Meinungen ist jeder Mensch verantwortlich, es sei denn, sein IQ entlastet ihn davon. „An allem“ ist er nicht schuld, wohl aber an dem, was er selber denkt. – Thelma von Freymann 

 

Es ist bedauerlich, dass die Aussage von Fr. Mönius, dass der prozentuale Anteil geimpfter und ungeimpfter Covid-Patienten über 60 Jahren im Krankenhaus nahezu gleich sei, völlig unkommentiert bleibt. Nicht die Fakten selbst sind dabei das Problem, sondern deren Interpretation, die in dem Interview stillschweigend vollzogen und nicht hinterfragt wird. Die Aussage bezieht sich wahrscheinlich auf eine BILD-Zeitungs-Überschrift vom 13.11., wonach der Anteil der Geimpften Über-60-Jährigen im Krankenhaus bei 45% liege.

Zu diesem Zeitpunkt waren in der genannten Alterskohorte aber 85% geimpft. Hätte die Impfung keinen Effekt, wäre ein Anteil von 85% zu erwarten. Man kann mit ein bisschen Schul-Algebrakenntnissen ausrechnen, dass 7x mehr Geimpfte im Krankenhaus behandelt werden müssten, wenn die Impfung tatsächlich wirkungslos wäre. Ohne Impfungen wäre die medizinische Versorgung in unserem Land schon längst zusammengebrochen. – Marcus Heckerle 

 

Danke für dieses offene und unvoreingenommene Interview! Alle drei Gesprächsteilnehmer klangen in meinen Ohren absolut vernünftig in ihren Argumenten und waren respektvoll dem Anderen gegenüber, was in aktuellen Diskussionen nicht selbstverständlich ist. Dieser Mut machende Text bleibt genauso in meinem Gedächtnis wie ein Plakat, das ich kürzlich an der Wand einer Schule sah: Einander zuhören! Miteinander sprechen! Gemeinsam Lösungen finden! – Anita Schachtner 

 

Nachdem im Sommer verschiedene Impfskeptiker ihre Vorbehalte gegen die lebensrettende Corona-Impfung schon auf einer Doppelseite der „Zeit“ völlig unkommentiert ausbreiten durften, hat mich Ihr jüngstes Streitgespräch auf der Seite „Glauben und Zweifeln“ der Kündigung meines langjährigen Abonnements wieder ein gutes Stück nähergebracht. Ausgehend von der durchaus berechtigten Frage, wie die Kirchen gerade an Weihnachten mit Ungeimpften umgehen, wird hier in einem weitgehend streifreien Gespräch ohne jede kritische Nachfrage völliger Unsinn verbreitet, der sich von der Ausgangsfrage des Interviews schnell und weit entfernt.

Die Lebensberaterin Frau Mönius, die glücklicherweise ihre Lungenkrebserkrankung vor 16 Jahren mit einem wahrscheinlich hohen Aufgebot an Chemotherapie und anderen Spitzenprodukten der Medizin überwunden hat, fragt sich, was die milliardenfach erprobte, ausgesprochen nebenwirkungsarme Impfung wohl mit ihrer Lunge anstellen würde und verweist auf die „unbekannten Langzeitnebenwirkungen“, ein Impfkritiker-Topos, bei dem in der parallelen Kimmich-Debatte vor einigen Wochen zu Recht schnell zahlreiche Virologen und Epidemiologinnen schnell und wohltuend aufklärend in die Debatte gesprungen sind.

Hier aber bleibt diese unbegründete Angst vor der Impfung komplett unkommentiert, obwohl ein sogar Arzt direkt am Tisch sitzt. Völlig zynisch werden die Aussagen der Frau Mönius dann, wenn siemden Mangel an Intensivbetten im Zusammenhang mit der hohen Zahl ungeimpfter Intensivpatienten als „Versagen der Gesundheitspolitik“ bezeichnet. Derzeit beträgt die Überlebensrate von beatmeten Intensivpatienten selbst bei bester personeller Ausstattung der Kliniken etwa 60 Prozent – fast die Hälfte stirbt also. Wäre es da ernsthaft wünschenswert, wir hätten nur ein paar tausend Intensivbetten mehr und könnten ansonsten auf die ebenfalls nicht hinterfragte Aussage eines Arztes hoffen, dass in Kürze durch wundersame Entdeckung eines Supermedikamentes die Notwendigkeit der Impfung überwunden werde? Ist das ernsthaft Ihr Anspruch an kritischen und aufgeklärten Journalismus?? – Franziska Scheuble 

 

Der Tenor des Interviews mit Frau Mönius und Klaus Mertes ist eigenartig. Es wird hier umgekehrt der Eindruck erweckt, dass die Ungeimpften die Opfer der Gesellschaft sind. Ja, jeder Mensch – ob geimpft oder ungeimpft hat Anspruch auf Ernstgenommen werden, Menschenwürde und auch Seelsorge. Aber in dieser Pandemie treten vor allem Impfgegner gegenüber Ärzten, Wissenschaftlern und Politikern, die alle trotz Fehlern, ihr Bestes geben, intolerant und zunehmend gewaltbereit auf. Dies spaltet und ist besorgniserregend und bedrohlich. Für Christen ist es eine wichtige Aufgabe die Mitmenschen und sich selbst zu schützen. Deshalb ist die Impfung sehr wohl ein Akt der Nächstenliebe. Übrigens bei uns gelten bei Gottesdiensten zwar die Hygieneregeln aber kein 2G. – Fritz Manzenede 

 

Von Herzen möchte ich Ihnen für den Abdruck des offenen und ausgewogenen Gesprächs zwischen Claudia Mönius, Klaus Mertes und Clemens Becker danken – eine Wohltat und ein Lichtblick in einer andernorts hinsichtlich Sachlichkeit und Menschlichkeit regelrecht enthemmten Debatte! – Jörg Büchler 

 

„Um sich auseinander zu setzen, muss man sich erst Mal zusammensetzen.“ (Erhard H. Bellermann, *1937, deutscher Dichter & Aphoristiker) Und genau das vermisse ich in den Talkshows im TV! Wenn sich alle einig sind, dass die Impfung die einige Lösung ist, dann braucht man nicht mehr weiterreden! Diese Gesprächsrunde hier in der ZEIT, das war eine Gesprächsrunde der erfreulichen Art, eben eine rühmliche Ausnahme in diesem Dauer-Pandemie-Dschungel.

In (fast) jeder Talkshow sitzen nur diese angeblich immer gleichen Experten und Politiker, die außer ihrem „Impfen, impfen, impfen“, nichts mehr auf der Pfanne, bzw. in der Spritze zu bieten haben. Und wenn ich dann noch in der Süddeutschen Zeitung lesen muss, dass „die Ungeimpften den Geimpften die Freiheit rauben sollen“, dann muss ich mich schon ganz ernsthaft fragen, was hat nur dieser „Schreiberling“ verkackt, dass er solchen Blödsinn schreiben muss? – Klaus P. Jaworek 

 

Frau Mönius zögert wegen ihrer überlebten Krebserkrankung mit der Impfung. Ich respektiere ihre Entscheidung, sie hat sich ja auch ärztlichen Rat eingeholt. Was mich jedoch fassungslos macht sind die folgenden Aussagen. Zum einen der Begriff der „Langzeitnebenwirkungen“. Spätestens mit den Aussagen von Herrn Kimmich wurde doch vielfach von Wissenschaftlern erläutert, dass der Impfstoff nach kurzer Zeit vom Körper abgebaut wird und somit keine Langzeitnebenwirkungen erzeugt.

Auch die Ausführungen zu eventuell durch Impfung Verstorbenen und der Zählweise der Coronatoten sind haltlos. Es zählt nicht jeder positiv geteste Verstorbene als Coronatoter. Aus dieser Halbwahrheit die Frage abzuleiten, warum nicht alle Menschen, die in einem bestimmten Zeitraum nach einer Impfung versterben als Impftote gezählt werden ist blanke Demagogie.
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Sie zweifelt, dass das Impfen überwiegend aus Solidarität geschieht. Wer behauptet oder verlangt das denn? Impfen schützt aktuell ziemlich sicher vor schweren Covid-Verläufen und Impfkomplikationen treten sehr selten auf. So darf sich doch jeder guten Gewissens in erster Linie zum eigenen Schutz impfen lassen.
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Ich verfolge das Thema „Geimpft-Ungeimpft“ auch in meinem privaten Umfeld. Hier müssen die Fakten zu Nutzen, Grenzen des Impfschutzes und Impfnebenwirkungen der Bevölkerung immer wieder von den Medien vermittelt werden. – Christoph Schröder 

 

Wann hört es endlich auf, dass Impfskeptiker, obwohl unzählige Male widerlegt, immer und immer wieder in so seriösen Medien wie der ZEIT Falschinformationen und Gerüchte verbreiten dürfen. Gibraltars Inzidenz als Argument, dass die Impfung bei der Pandemiebekämpfung versagt? Ein Schüler eines Paters, der auf einer Covid-Station arbeitet und der berichtet, dass es nach Impfungen auch Todesfälle gab?  Das ist Leserbrief-Niveau und durch das Recht auf freie Meinungsäusserung gedeckt. Diesen irreführenden Äußerungen aber in Ihrer Zeitung so großen Raum zu geben, halte ich für einen journalistischen Fehler! – Dr.med. Agnes Maria Bitterlich 

 

Es hat mich wirklich erstaunt und entsetzt in welch geschlossener Front die gesellschaftlichen Autoritäten die Ungeimpften in den letzten Wochen in die Ecke des Sündenbocks gedrängt haben. Und da mitgespielt haben nicht nur die üblichen Verdächtigen! Eine solche Obsession, bei so dünner Argumentation ist schon erbärmlich. – Ulrich Rölfing 

 

Danke für Ihr sehr mutiges Interview, dass die Rubrik „Glauben& Zweifeln“ qualitativ, weil sehr lesenswert! , aufwertet. Ich wünsche diesem Artikel eine große Verbreitung, denn es gut, wenn Mitmenschen früh genug Farbe bekennen (das muss nicht nur bei politischen Talkshows im Fernsehen sein!), dabei die Coronasituation sehr differenziert betrachten und derzeit kursierende „Mainstream-Berichte, Mehrheits-Meinungen und Werte“ hinterfragen.

Gerade im Umkreis der Kirchen sollte man kritisch auf die Sündenbockproblematik hinweisen und eine klare Position vertreten. Der bizarre Streit -angesichts der Omikronvariante- über die Impfpflicht, den Herr Becker beschreibt, muss als solcher deutlich herausgestellt werden. Die Statements am Ende des Interview: „Zuzuhören, das Verbindende suchen und nicht zu vergessen, dass manches, was wir für Wissen halten, nur Glauben ist“ treffen punktgenau das, was jetzt dringlich zu überdenken und zu tun ist.  – Felicitas Freuding 

 

In genanntem Interview vermisse ich redaktionelle Einordnung bestimmter Sachverhalte, die hinderlich sind zur mündigen Meinungsbildung der Leser und insbesondere der Interviewpartnerin Claudia Mönius. Wenn diese anführt, dass die Impfung nicht wirksam sei, da “… der prozentuale Anteil geimpfter und ungeimpfter Covid-Patienten auf der Intensivstation […] nahezu gleich “ sei, dann wäre es Ihre Aufgabe zu erwidern, dass das im Gegenteil die Wirksamkeit beweist — wenn von 100 Geimpften und von 10 Ungeimpften jeweils 5 auf der Intensivstation landen, führt das zu jenem gleichen prozentualen Anteil.

Mindestens ist in dem abgedruckten Interview allerdings eine redaktionelle Anmerkung zu erwarten, in der Sie genau das klarstellen. Sie hindern dadurch nicht nur Frau Möbius, sondern auch manche Leser an einer informierten Entscheidung für oder gegen die Impfung. Es sind schon zu viele Falschbehauptungen im Umlauf und gerade von Ihrer Seite enttäuscht mich das als langjähriger Kunde besonders. – Simon Essing 

 

Nach dem Lesen dieses Gespräch bleibe ich ehrlich gesagt fassungslos zurück. Einmal mehr zeigt sich, dass das Prinzip „Zaudern und Zögern“ nicht nur in der Politik, sondern scheinbar auch in den Kirchen Anklang findet. In einer Pandemie ist das fatal. Für mich ist der Grund zu diesem Gespräch (s Titel) der beste Hinweis darauf, dass die allgemeine Impfflicht eingeführt werden muss. Dadurch würden alle scheinheiligen Debatte um das „Nicht Ausgrenzen und Diskrimierenwollen“ beendet.

Was mir in diesem Zusammenhang im christlichen Kontext nicht schmeckt ist der reflexhafte Versuch, sich als „für alle offen“ zu profilieren, dabei die andere Seite aber zu vergessen: Ist es nicht auch Nächstenliebe, wenn man sich zum Schutze anderer im Gottesdienst impfen lässt? Und zu Frau Mönius aussagen kann ich nur sagen: Da bleibt mir echt die Spucke weg! Noch einmal: Wer so irrational argumentiert wie sie, ist der beste „Beweis“ dafür, dass man eine Impfpflicht braucht, weil selbst potentiell intelligente Menschen wie sie scheinbar nicht mehr mit den längst offensichtlichen Fakten erreicht werden.

Diese Frau ist vorerkrankte Lungenkrebspatientin und sorgt sich ernsthaft mehr darum, wie ein Impfstoff auf ihre Lunge wirken könnte, als wie ein Coronavirus, das nachweislich heftige Lungenschäden verursachen kann? Das ist außerhalb jeder Logik! Und dann bringt sie auch noch das „Langzeitwirkungs“-Thema auf- nach wochenlanger Diskussion in den Medien durch den Fall Kimmich! Als ob nicht alle Experten im Bezug darauf unisono verkündet hätten, es gebe diese nicht.

Was soll man da noch sagen? Dazu kommt: Diese Frau ist vorerkrankt, im relevanten Risikoalter und ungeimpft. Sie ist also potentiell diejenige, die auf der Intensivstation landen könnte. Und genau diese Leute sind das aktuelle Problem. Da hilft kein Schönreden, es ist einfach so. Ja, auch Geimpfte können Durchbrüche haben, aber Ungeimpfte belasten das Gesundheitssystem so ungleich viel mehr – und das aus vermeidbaren Gründen.

Da kann ich in Antwort auf die Titel-Frage (die natürlich etwas polemisch pauschal ist) nur sagen: Ja, die Ungeimpften sind mehrheitlich schuld an der aktuellen Lage. Punkt. Das immer wieder pseudo-kritische daran Zweifeln beruht auf Fake News und Verdrängungspsychologie, sonst nichts. Und dass der Arzt in der Runde da nicht entschiedener widerspricht, finde ich auch unmöglich. Insgesamt: Für mich enttäuschende Einblicke aus „der Kirche“. – Julia Molina 

 

Es ist lobenswert, dass Sie verschiedenen Meinungen eine Bühne geben wollen. Warum Sie allerdings auch eine klare Unwahrheit ohne jeden Kommentar, mithin gleichberechtigt, abdrucken, erschließt sich mir nicht. Folgende zwei Behauptungen von Frau Mönius sind nachweislich falsch oder stark irreführend: (Ich lasse die Fälle aus, in denen Dr. Becker bereits im Gespräch widersprochen hat.) 1. Die prozentualen Anteile geimpfter und nicht geimpfter Patienten auf den Intensivstationen in der Altersgruppe über 60 Jahren seien gleich groß, sagt Frau Mönius.

Das ist stark irreführend, weil es suggeriert, dass man durch die Impfung gar nicht besser geschützt ist. Das Gegenteil ist der Fall: In dieser Altersgruppe sind etwas mehr als 85% doppelt geimpft. Daraus folgt, dass Ungeimpfte ein ungefähr 5 bis 6 mal so großes Risiko haben, auf der Intensivstation zu landen. 2. „Wenn jemand im Zeitraum von 28 Tagen nach einer Infektion verstirbt, zählt er als Corona-Toter“, glaubt Frau Mönius. Das ist schlicht falsch. In ganz Deutschland wird keine solche Regelung angewandt und eine Quellensuche führt sehr schnell zu zwei Blogeinträgen, in denen kleine Meldungen, die schlimmstenfalls einzelne Zählfehler belegen, zu der obigen Behauptung aufgebauscht werden.

Natürlich wird das ganze in den Blogs gleich noch in einen deep-state-Kontext eingebettet. Die entsprechende Widerlegung wurde von correctiv.org bereits geleistet. Es ist unter Ihrem Niveau, entsprechende Äußerungen von Interviewpartnern ohne Kommentar zu veröffentlichen; Frau Finger hätte entweder mit kritischen Nachfragen während des Gespräches oder durch kurze Informationen im Drucktext der Wahrheit Genüge tun sollen. So wertvoll es sein mag, verschiedene Meinungen gegenüber zu stellen – sie sind mehr noch der Wahrheit verpflichtet! Ja, Frau Mönius, was würde Jesus sagen? Vielleicht würde er Sie an das achte Gebot erinnern… – Malte Kuhfuß 

 

Ungeimpfte sagen dann geimpfte verhalten sich nicht richtig, geben die Schuld zurück? Fakt ist doch hätten sich alle impfen lassen, die es könnten, wären Intensivstationen entlastet. Es wird tag täglich berichtet mehrheitlich liegen ungeimpfte dort. Ist doch auch nicht wegzudiskutieren. Jesus hat auch gesagt liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Die Impfung schützt mich und andere auch, wird immer und immer wieder von Experten gesagt. Deshalb nur zu sagen Jesus würde keinen abweisen, ja vielleicht, aber er würde auch sagen. Lasst euch impfen. Wie sagte neulich ein Arzt. Dieser Impfstoff ist ein Geschenk des Himmels. Vielleicht? – Ingrid Müller 

 

Ich habe gelesen, ich habe zugehört. Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten. Die Risiken der Impfung sind minimal, es gibt eine einzige Kontra-Indikation gegen das Impfen. Zwei Dinge unterfüttert der Artikel: Impf-Egoismus kommt in allen Schichten vor und von Glaube zu Wissenschaftsleugnung ist der Weg kurz. Aber eine Frage noch: wieso wird sowas veröffentlicht? Schaut da bei der Zeit zum Schluss keiner mehr drüber und sagt: das sind unwahre Tatsachenbehauptungen? Twitter würde sowas kennzeichnen. – Ulrich Krieger 

 

Bei den geplanten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ist – wie ich wieder heute vielfachen Berichten aus den Medien entnehme – auch eine allgemeine Corona Impfpflicht in Deutschland angedacht. Wenn ich richtig informiert bin, soll dabei für die Abstimmungen im Bundestag der „Fraktionszwang“ aufgehoben werden und jeder Abgeordnete nach seinem eigenen Urteil und Gewissen darüber abstimmen können.

Eine allgemeine Corona Impfpflicht wäre erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein staatlich verordneter Eingriff in die körperliche Unversehrtheit für den weit überwiegenden Teil der Bevölkerung. Es handelt sich bei diesem Vorhaben um einen schwerwiegenden Eingriff in die von der Verfassung garantierten Freiheitsrechte der Bevölkerung. Für eine solches Gesetzesvorhaben gibt es meines Erachtens einige Aspekte, die im Vorfeld zu bedenken sind und die in der öffentlich ausgetragenen Diskussion meines Erachtens bisher zu wenig berücksichtigt sind.

Vor diesem Hintergrund habe ich mir die Mühe gemacht, die wesentlichen Fragen, die aus meiner Sicht zur Orientierung für eine fundierte Abstimmungsentscheidung aller Bundestagsabgeordneter relevant sind, zusammenzutragen. Diesen Fragenkatalog (Prüfungsschema) sende ich Ihnen im Anhang. Soweit er Ihre Zustimmung findet, bitte ich Sie um Veröffentlichung in Ihren Zeit Publikationen. Dies würde ich sehr schätzen. – Dr. Johann Schweinitz 

 

Ich bin 51, besitze die französische Staatsangehörigkeit und bin mit 18 nach Deutschland gezogen. Die politischen Handlungen in der Bundesrepublik und das Verhalten der deutschen Presse haben mich in Bezug auf die berüchtigte Pandemie dazu verleitet, leider festzustellen: Ich erkenne nicht mehr das Land, für das ich mich leidenschaftlich entschieden hatte… Wo ist die deutsche Presse, die ich aus meiner Jugend kannte, die den Politikern gegenüber bissig war und Skandale aufdeckte? Wo bleibt in den Zeitungen die Verteidigung von demokratischen Werten?

Die Ungeimpften pauschal zu stigmatisieren und auszugrenzen ist ein Unrecht. Zumal es dafür keinen wirklichen Grund gibt, denn Träger des Virus können sowohl geimpfte als auch ungeimpfte sein und beide können andere anstecken. Die Schuld auf eine Personengruppe zu schieben, die Ängste der Bürger zu kanalisieren und gleichzeitig von den Mängeln in der Wirkung der Impfstoffe abzulenken, ist polemisch und alles andere als grundgesetzkonform. Und einen Sündenbock abzustempeln und auszugrenzen, das gab es bereits in der deutschen Geschichte vor einigen Jahrzehnten.

Wir wissen, wohin es hingeführt hat…Wer weist in der journalistischen Landschaft darauf hin? Minister sind nicht unsere Erziehungsberechtigte und auch nicht die unserer Kinder. Das, was sich die meisten Politiker im Moment anmaßen, widerspricht zutiefst den republikanischen Werten (wie die Franzosen zu sagen pflegen), also dem, was einer Demokratie zugrunde liegt und seinerzeit mit Blut erkämpft wurde.  Impfpflicht? Ich vermisse in fast allen Journalen jegliche Kritik gegenüber diesem absolutistischen Vorhaben. Die Würde jedes Menschen ist unantastbar und die letzte Instanz ist das persönliche Gewissen.

Die Entscheidung, die jeder Bürger in Bezug auf die Impfung nach einer gründlichen Prüfung und nach seinem Gewissen trifft, ist zu achten und nicht zu diffamieren. Ansonsten kommen wir in diktatorische Gefilde. Als ich nach Deutschland zog, hatte ich einen gewissen Respekt vor Urgestalten der Politik. Sie schienen mir trotz ihrer Fehler Diener des Staates zu sein. Ja ein gewisses Vertrauen empfand ich sogar gegenüber der Regierenden. Im Laufe der letzten Jahre ist meine Achtung vor fast allen aktuellen Politikern (außer vielleicht Frau Wagenknecht oder Herr Kubicki) gen Null gesunken.

Wie soll ich ihren polemischen und lobbyistischen Diskursen Glauben schenken, wenn ihr Lechzen nach Macht und ihr Mangel an Integrität keine Kredibilität ermöglicht? Vertrauen muss wachsen und durch Kompetenz erarbeitet werden. Die meisten Politiker haben sich in dieser Hinsicht in letzter Zeit eher disqualifiziert. Auch darüber berichtet das Groß der deutschen Presse kaum noch. Ich habe mein Abonnement bei Ihrer Zeitschrift gekündigt, weil ich in den letzten anderthalb Jahren kritische Artikel gegenüber dem politischen Establishment Ihrerseits vermisst habe.

Da ich die deutsche Sprache liebe, schätzte ich lange Zeit an den Artikeln Ihrer Zeitung neben dem Inhalt auch das angebotene Sprachniveau. Allerdings erwarte ich auch, dass der Journalismus eine Gegenmacht oder zumindest eine gewisse Korrektive zu der politischen Macht darstellt. Sie sind in der letzten Zeit, wie ich finde, dieser Aufgabe nicht mehr gerecht geworden… Warum eigentlich? Vielleicht wäre es eine Idee wert, diese Mail zu veröffentlichen. – Sébastien Marc Chantry 

 


 

 

Leserbriefe zu „Herr Reichelt, können Sie ohne BILD leben?” von Cathrin Gilbert 

 

Zu o.g. Interview habe ich folgende Frage: Warum haben Sie dieses Interview gemacht, was ist Ihr Journalismus-Interesse dabei? Hintergrund: Aus meiner Lesersicht haben Sie / geben sie mit diesem Interview dem „sogenannten Journalisten/Journalismus“ der BILD mehr Wertschätzung als nötig bzw. sogar eine Plattform sich als Opfer zu stilisieren. Eine Diskussion über das Themenfeld dieses bereits o.g. Journalismus ist m.E. sehr wichtig, in Analysen, Zielen und Wirkung auf unsere Gesellschaften. Einen Hintergrund/Recherche Artikel über die unzweifelhafte prägende Wirkung des „Journalismus Tandems“ Reichelt/Döpfner hätte ich besser gefunden. Statt Zeit-Journalismus Menü, wirkt das Interview Format auf mich nur wie ein kleiner Journalismus. – Dieter Früauff 

 

Unglaublich, dass die ZEIT diesem gefährlichen rechten Aufwiegler, der als Chefredakteur von Springers BILD-Zeitung sein Machotum hat ausleben können, zwei Seiten Platz einräumt, um seine krude Weltsicht zu verbreiten. Immerhin weiß man jetzt, was davon zu halten ist, wenn solch unsympathische Kerle wie Reichelt so sehr Wert legen auf „Solidarität mit Israel“ und die vertragliche Verpflichtung von Journalisten, „sich zum Existenzrecht Israels zu bekennen“. Wer solche Freunde hat, den sollte man ganz genau betrachten. – Björn Luley 

 

Ich bin sprachlos. Keine effiziente Voraussetzung um einen LeserInbrief zu schreiben. Doch bin ich sprachlos vor Wut, und die ist wiederum ein funktionierender verbaler Motor. Wie kommt Frau Cathrin Gilbert auf die unsachlichen, miserabel recherchierten Fragen? Was das Interview aufwertet, lesenswert und zu einer Bereicherung macht, sind die Schilderungen und Antworten und Erklärungen Julian Reichelts. Was aber tatsächlich Wut und ein bisschen Fassungslosigkeit in mir auslöste, war folgende Stelle: „Sollten Sie sich nicht trotzdem bei den Frauen entschuldigen, denen Sie näherstanden?

Die Frauen mögen sich etwas erhofft haben oder fühlten sich vielleicht durch Ihren Chef genötigt.“ – Cathrin Gilbert. Danke für so viel anachronistische Diskriminierung, Frau Gilbert! Man bekommt fortlaufend den Eindruck, Sie verstehen das mit der Emanzipation nicht so ganz. Darauf nimmt dankenswerterweise Herr Reichelt später noch Bezug, auch in dem er Bettina Gaus zitiert. Was Sie auch leider gar nicht zu beleuchten versuchen und wo Herr Reichelt sich selbst den Raum schafft, ist die Intrige gegen ihn.

Was macht Sie in diesem Fall als gute Journalistin aus? Vor diesem Fall/Skandal hatte ich nichts mit Julian Reichelt zu tun, im Übrigen bin ich auch keine BILD- Leserin, was jetzt nicht als politisches Statement verstanden werden muss. Aber was hier gerade in der Medienlandschaft passiert, ist erschreckend. Überdenken wir nochmal Moralische Überlegenheit, sie könnte am Ende alles kosten: Moral. – Lea Hansen 

 

Macht macht sexy. Bei Affären am Arbeitsplatz nutzen Chefs dies aus und vermeiden so das Risiko, zurückgewiesen zu werden. Solche Machtflirts gehen häufig mit Imponiergehabe, Anzüglichkeiten, Einschüchterung und Drohung einher. Die narzisstische Grundfrage der Chefs lautet: Wie kann ich meine Mitarbeiterin so manipulieren, dass sie sich verhält, wie ich es mir wünsche, dass sie mich liebt, begehrt, bewundert, unterhält, solange es mir gefällt. Eine solche Haltung wird auch Ihnen vorgeworfen.

Sie verneinen dies. Als kulturelle Wesen unterwerfen wir unsere Sexualität sozialen Gesetzen, die wir – im Normalfall – nicht ohne schlechtes Gewissen übertreten. Bei sexuellen Affären mit Abhängigen am Arbeitsplatz werden solche sozialen Gesetze übertreten. Im Interview zeigen Sie weder Bedauern noch Verständnis. Vielmehr schließen Sie psychische Folgen Ihrer Affären aus. Macht macht auch verantwortlich. Denn die Sexualität zeigt uns einen anderen Menschen in seinen intimsten Momenten.

Eine Mitarbeiterin wie ein Mittel zum Zweck zu behandeln, macht aus der Affäre nur dann ein erotisches Vergnügen, wenn man zugleich weiß, dass sie kein Objekt ist. An dieser Stelle, sehr geehrter Herr Reichelt, haben Sie einen blinden Fleck. Wenn Ihnen beim Flirt und bei der Affäre am Arbeitsplatz die Empathie für Ihr Gegenüber und das Verständnis für die Ambivalenzen und Verletzungen fehlen, die Sie in Ihrer Rolle als Chef verursachen, sind Sie als Chef nicht geeignet. Dann haben Sie Ihre Macht missbraucht. – Dr. Beate West-Leuer 

 

Beim Lesen hat es mir förmlich die Tränen aus den Augen getrieben. Wie weit hat sich dieser „Journalist“ eigentlich von der Wirklichkeit entfernt und alle Grundsätze vergessen, die einen guten Umgang mit der Meinung anderer und deren Befindlichkeiten ausmachen, aber eben Stil, der „BILD“, den keiner braucht. – Hans-Joachim Preußner 

 

Vielleicht braucht Donald Trump einen neuen Pressesprecher? – Peter Pielmeier 

 

Der bekannte dänische Märchendichter Hans Christian Andersen hat eine wunderbare Erzählung „Des Kaisers neue Kleider“ geschrieben. Beim Lesen das Interview mit Herrn Reichert musste ich feststellen, sich selbst so „auszuziehen“ habe ich in meiner 82 Jahren bisher nicht erlebt. Am Ende des Interviews hatte ich fast Mitleid mit ihm. Er war so selbstbezogen, die halbe Welt war gegen ihm, er war das Unschuldslamm in Person.

Ich werde mich so weit aus dem Fenster lehnen und ihn Deutschlands prominentester „Verschwörungstheoretiker“ nennen und von denen haben wir im Augenblick genügend. Was mir aber viel mehr ängstlich macht ist, dass der Verlagsleiter, der ihn immer und immer wieder gelobt hat und seine Hand über Ihn gehalten hat, ihn nur wegen USA-Geschäfte (also Geld) fallen ließe und, dass der selbige Verlagsleiter das Aushängeschild für das deutsche Zeitungswesen ist. Mir schwant etwas Ungutes! – Stein-Erik Greter 

 

Herr Reichelt fragt, woher der Wahn kommt, „Menschen als Opfer sehen zu wollen“. Wenn er ganz tief in sich hineinhört, findet er vielleicht die Antwort, schließlich hat er doch jahrelang selbst hauptberuflich Viktimisierung von Menschen betrieben, die sich dagegen nicht wehren konnten. Es ist ein armseliges Bild, dass Herr Reichelt hier abgibt; dass eines Menschen, der hart austeilen, aber nicht einstecken kann. Einer, der in die tiefste Privatsphäre anderer eindringt, bei der kleinsten Kritik an sich selbst jedoch eine Kultur der Verleumdung wittert. Und Hetze als Kampf gegen das Establishment verkauft. – Niklas Trimborn 

 

Es wundert mich sehr, dass DIE ZEIT Herrn Reichelt Platz – und zwar nicht wenig Platz – zur Verfügung stellt, um seine Sicht der Dinge darzulegen. Herr Reichelt war Chefredakteur eines Blattes, das nachweislich vor Unwahrheiten, vor allem aber vor Verdrehungen, Auslassungen und Hetze strotzt (vgl. https://www.sueddeutsche.de/medien/bild-zeitung-buch-1.5290464 oder jüngst https://www.sueddeutsche.de/medien/bild-presserat-corona-berichterstattung-beschwerden-wissenschaftler-lockdown-macher-1.5481909) und er war beim Hetzen nicht nur Mitläufer, sondern hat es als Chefredakteur nach Kräften gefördert.

Meines Erachtens sollten die Redakteur*innen und Eigentümer*innen des Blattes für den Schaden, den sie den betreffenden Menschen zufügen, in jedem einzelnen Fall nicht nur vom Presserat gerügt, sondern auch von Gerichten zu hohen Geld- und eventuell auch Haftstrafen verurteilt werden. Aber bezüglich der Bild-Zeitung versagt der Rechtsstaat leider bereits seit vielen Jahrzehnten kläglichst. Also noch einmal: Warum geben Sie Herrn Reichelt eine Bühne? Und was hat der Artikel eigentlich im Wirtschaftsteil zu suchen? Wären die Rubriken „Verbrechen“ oder „Unterhaltung“ nicht weitaus angemessener gewesen? – Ulrich Willmes 

 

Erst Helene Fischer, jetzt Julian Reichelt. Was kommt als nächstes? “Donald Trump – die Wahrheit über den 6. Januar!” Vielleicht kann DIE ZEIT sich ja in eine E&U Ausgabe aufteilen, wie im Klassifikationsschema zur Bewertung von musikalischen Phänomenen. In gewisser Hinsicht spiegelt dies ja jetzt schon die Inhalte der ZEIT und des ZEIT-Magazins wider. Die Leserinnen und Leser hätten dann die Chance, das U(nterhaltungs)-Ressort direkt zu entsorgen. – Johannes Meissner 

 

Zur Erbauung der Leserschaft kann ich nur den Times Mager von Stefan Hebel in der Frankfurter Rundschau vom 11./12.12. empfehlen. https://www.fr.de/kultur/timesmager/arbeitslos-91171556.html Was hat die Zeit dann da geritten? – Monika Preuß-Warner 

 

Ich kann die Entscheidung nicht begreifen und finde inakzeptabel, Julian Reichelt -und auch noch zu diesem Thema – ins Gespräch zu holen. J.R. war in dieser Funktion ein übler journalistischer Meinungsmacher, populistischer Hofnarr der fake-getränkten Sensationsmedien; skrupellos Wahrheiten und Unwahrheiten mixend beruft er sich wider besseres Wissen auf Presse- und Meinungsfreiheit für „sein“ ehemaliges Dreckblatt. Was soll dieses außerdem langweilige und uninteressante Gespräch? – prietzel-düwel 

 

Vielen Dank, dass Sie mir mit diesem Artikel die Gelegenheit gegeben haben, auch die andere Seite zu hören und ich mir eine eigene Meinung bilden konnte. Diese Vorgehensweise vermisse ich in vielen anderen Medien und „sogenannten Talk-Shows“. – Klaus Prinz 

 

Aus beruflichen Gründen „darf“ ich seit Jahren täglich – auch – die Bild-Zeitung lesen. Es war unverkennbar, wie sich mit dem Amtsantritt Reichelts das Skandalblatt politisierte. Reichelt streitet dies überhaupt nicht ab und lässt auch in dem Interview sein klares Freund-Feind-Denken erkennen. Ob man dies als „kritischen Journalismus“ bezeichnen kann, mag jeder selbst entscheiden. Um der „schweigenden Mehrheit“ oder den „einfachen“ Menschen eine Stimme zu geben, begibt man sich bei BILD auf ein denkbar niedriges Niveau und vereinfacht komplexe Zusammenhänge auf tendenziöse Drei-Wort-Schlagzeilen. Für mich ist das nichts anderes als Propaganda (mit zum Teil verheerenden Folgen für die Betroffenen). Die Larmoyanz, mit der Reichelt dann sein Schicksal als Opfer eben dieses Journalismus beklagt, befremdet doch sehr. – Dr. Gerhard Pauli 

 

Dass man sich in der ZEIT-Redaktion freut, wenn Julian Reichelt zum ersten Mal ein Interview zu den Vorwürfen der vergangenen Monate gibt, kann ich noch nachvollziehen. Aber dass man ein solches Interview nun auf zwei Seiten im Wirtschafts-Teil (statt in der Rubrik „Streit“) abdruckt, macht mich sprachlos. Herr Reichelt kann sich als unschuldiges Opfer von Machtmissbrauch, Zeitgeist und Lüge (durch Mathias Döpfner, der Kanzlei Freshfields von Frauen und BILD-Angestellten) präsentieren.

Das Wort „Mee too“ ist für ihn „Verleumdung“, weil Frauen das immer wollten, was er selbst aber nie getan hat im beruflichen Kontext. Zum Schluss bezieht er sich noch auf Winston Churchill, der für ihn ein „Held“ war und kein „Verbrecher“. Wenn das Interview zudem von einer weiblichen ZEIT-Redakteurin geführt wurde, die bei „Bild“ volontiert hat, fehlt mir in der gesamten ZEIT-Redaktion jegliches Gespür für journalistische Verantwortung und kritische Berichterstattung, die ich bei der ZEIT bisher durchaus geschätzt habe. – Dr. Anneliese Mayer 

 

Der arme Herr Reichelt, da haben Ihm die anderen Medien aber übel mitgespielt, wo die sich das wohl abgeschaut haben. – Willi Krebser 

 

Ich kenne Julian Reichelt nicht und weiß nicht, ob er „seine Macht missbraucht hat“ – seine Argumente gegen die totalitäre Cancel-Kultur sind aber Volltreffer. Wie verräterisch, wenn eine Redakteurin fordert, Reichelt solle sich bei den Frauen entschuldigen, denen er näherstand, weil diese sich vielleicht „etwas erhofft“ haben!  Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit „Me Too – auch ich habe mich prostituiert“?

Wie perfide, immerzu das Klischee zu bedienen, dass Frauen sich hochschlafen („müssen“) , und dann bemitleidenswerte Opfer von Machtmissbrauch
auszumachen, wo ihnen das nicht gelingt!  Solange wir nicht über Vergewaltigung und nackte Erpressung reden, entscheiden Frauen doch wohl selber, mit wem sie ins Bett gehen und warum. – Martina Rummel 

 

So furchtbar ich die Bild-Zeitung finde und so unsympathisch mir Julian Reichelt womöglich wäre, wenn ich ihn persönlich kennen würde, so richtig finde ich doch seine Einschätzung, dass Frauen nicht vor allem Opfer sind, auch nicht, wenn sie eine Affäre mit ihrem Chef haben. Ich weiß aus eigener Affären-Erfahrung, dass vor allem in unglücklichen Affären (z.B., weil schlechter Sex passiert, den frau nicht zu besserem umwidmen konnte; weil die Affäre unerwünschterweise nicht zu einer Beziehung führte; oder oder) sich das Gefühl von Beschädigtsein einstellen kann.

Ich ärgere mich darüber, dass ich mich überhaupt darauf eingelassen habe, womöglich schäme ich mich auch, und ich fühle mich auch schlecht behandelt. Doch das ist kein faires, sondern bloß ein naheliegendes Gefühl, das entsteht aus der ungemütlichen Gemengelage aus Liebeskummer, Trauer, Scham, Zorn etc. Natürlich rede ich hier nicht von Affären, in denen Macht, Gewalt, Lüge herrscht, sondern von Affären, die unzufriedenstellend gelaufen sind und darum das Gefühl von Beschädigtsein erzeugen – aber das liegt nicht in der Verantwortung des anderen. – B. Schmidt

 

Es treibt einem Zornes-, gleichzeitig Fremd-Schamesröte ins Gesicht, was „ZEIT“/Gilbert und Reichelt da auf 2 Seiten, na sagen wir mal, zusammengebraut haben. Ein Mann, der mit Unaufrichtigkeit Elend über viele Schicksale brachte und die „ZEIT“, von der dachte ich seit Schülerzeiten nicht, dass sie – „bild“ähnlich – in die Rolle einer Journaille schlüpfen kann. – Dr. Claus Richter-Haffelder 

 

Der Hinweis auf der ersten Seite rechts auf das Interview mit Herrn Reichelt erfüllte mich sofort mit Abscheu: Erste Reaktion: Lieber nicht Lesen, das bringt keinerlei Erkenntnis, macht aber wütend. Und Ihnen dann zu schreiben, warum man auch mal nichts zu einem Thema oder Menschen sagen kann. Zweite Reaktion: Es hätte ja doch irgendetwas substantiell Neues im Interview stehen können – also habe ich es doch gelesen – tatsächlich steht nichts Neues drin.

Herr Reichelt hat schon immer alles richtig gemacht, wird alles immer richtig machen, doof sind grundsätzlich immer die anderen. Dieses Schema ist immer noch bei viel zu vielen Menschen in Führungspositionen zu beobachten. Ob sich das egozentrisch, narzisstisch oder besessen nennt ist mir egal, tatsächlich meint eine große Zahl Unternehmen immer noch, solche Leute zu „brauchen“. Die empathielos fördern und feuern, nie zum eigenen Vorteil, aber oft zu angeblich, höheren (wirtschaftlichen) Zielen.

Schade, dass die Zeit einem solchen Menschen die Plattform bietet, sich zu präsentieren. Auf Ihrer ersten Seite links unten fordern Sie zu Recht, gegenüber Querdenkern nicht mehr so nachsichtig zu sein. Gut, Herr Reichelt hat keine Straftaten begangen. Warum aber stellen Sie einem Hauptverantwortlichen eines Lügen- und Hetzblattes wie der Bild-Zeitung so sanfte Fragen ohne Nachbohren? Herr Reichelt konnte vermutlich zufrieden nach Hause gehen. So ein Mensch kann aber auch mal wütend ein Interview verlassen, das hätte der ehemalige Hauptverantwortliche der Bildzeitung auch verdient gehabt.

Ich glaube auch, dass ein großer Teil der Politik und Medien Angst vor der Bild-Zeitung hat. Wer sich gegen sie stellt, wird vermutlich fertiggemacht, wie schon häufig geschehen. Die Reaktion auf den endgültigen Rausschmiss war ja keine. Die TAZ und der Postillon waren die einzigen, soweit ich das sehen konnte, die angemessen reagierten. Irgendwann kommt vielleicht der Tag, an dem ein bekannter Politiker öffentlich sagt: Ich gebe der Bildzeitung kein Interview mehr. Es gibt keine Verpflichtung dazu. Seit vierzig Jahren warte ich allerdings vergeblich. – Damian Zeus 

 

An Selbstbewusstsein mangelt es Herrn Reichelt nun wirklich nicht. Allein schon dieser Satz: “Nicht Julian Reichelt ist BILD, sondern: BILD war Julian Reichelt“, du meine Güte! Julian Reichelt sieht sich jetzt als „politisches“ Opfer sowie als Opfer interner Machtkämpfe und Intrigen bei der BILD. Inwieweit seine Darstellung der Geschehnisse stimmen oder auch nicht, das kann ich nicht beurteilen. Affären am Arbeitsplatz gibt es überall, das ist richtig, hier geht (ging) es aber auch um Machtverhältnisse.

Das unterschlägt Herr Reichelt meiner Meinung nach. Gerade in führender Position als Chefredakteur hätte er wissen müssen: „Never f… the company“ und dieses auch beherzigen sollen. „Never surrender“ ist sein Credo, so sagt er es jedenfalls. Anscheinend hat sich Julian Reichelt für unangreifbar gehalten – und sich damit gründlich überschätzt. – Regina Stock 

 

Ich habe gerade mit einer gewissen Fassungslosigkeit das Interview mit Julian Reichelt gelesen. Dass man diesem so genannten Journalisten Gelegenheit geben sollte, seine Sicht der Dinge darzustellen… nun gut, das ist in Ordnung und es gehört auch dazu, stets alle Seiten zu Wort kommen zu lassen. Aber wo waren denn bitte kritische Nachfragen? Nehmen wir zum Beispiel den folgenden Ausschnitt: ZEIT: Aus dem Mund des ehemaligen Bild-Chefs klingt diese Medienschelte ziemlich larmoyant. Kein Blatt stellt Menschen derart bloß, wie Bild das tut.

Reichelt: Das Gegenteil stimmt. Ich habe bei Bild genau diese Form des Journalismus, bei dem in die Privatsphäre von Menschen eingedrungen wird, beendet. Schon vor Jahren. Hier hätte man Herrn Reichelt doch zwingend in die Mangel nehmen müssen. Wie ist die BILD denn etwa mit Herrn Drosten umgegangen oder wie geht sie derzeit mit anderen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen um? Die Liste weiterer Beispiele ist ja schier endlos. Da muss man doch kritisch nachhaken. Ansonsten kann man es sein lassen. So sehr ich die Zeit schätze: das war das schlimmste Interview seit zu Guttenberg. – Markus Tönjes 

 

Zu diesem Selbstoffenbarungs-Interview fiel mir sofort das Gedicht von Goethe ein: „Übers Niederträchtige niemand sich beklage, denn es ist das Mächtige, was man Dir auch sage,“ – Alfred Preuß 

 

Ein wahrhaft unsäglicher Trend aus den USA kommend ist das Bedürfnis vieler Prominenter nach dem tiefen Fall Abbitte in einem Medium ihrer Wahl zu leisten. In diese Fremdschämnummer hat sich Julian Reichelt zum Glück nicht verirrt, nein, he’s back, and he’s pissed. Was aus diesem Interview das beste Print-Interview des Jahres 2021 in Deutschland macht. Chapeau an die Fragende und den Befragten. – Sönke C. Weiss 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir sind so frei” von Jan Ross 

 

Nach meiner tiefsten Überzeugung spricht nichts dagegen, den Preis, den wir für die Inanspruchnahme unserer persönlichen Freiheit entrichten müssen, auch zu bezahlen. Es ist die Pflicht, mit dieser Freiheit Verantwortungsvoll umzugehen und natürliche Grenzen zu respektieren. Ein größeres allgemeines Verständnis für das, was ich „System Eigenverantwortung“ nenne, würde uns einigen Ärger ersparen. Das ganze Verbrecher suchen, festnehmen, verurteilen, wegsperren z.B. ist für die Gesellschaft mit großem Aufwand verbunden, weil bei manchen von uns etwas in der Erziehung nicht funktioniert hat und die halt nichts wissen wollen von den Grenzen der Freiheit.

Von den Gefahren durch den (und den Ursachen des) menschengemachten Klimawandels wissen wir auch schon länger. Trotzdem wird konsumiert ohne Rücksicht auf Verluste, werden unsere Textilien unter erbärmlichen Bedingungen von modernen Sklaven genäht, usw. usf. Wir sollten mal intensiver mit meinem Vorschlag „System Eigenverantwortung“ befassen, wenn wir hier noch eine Zukunft haben wollen, Herr Ross. Und weniger ist manchmal mehr. – Dipl.-Ing. Torsten Frieboese 

 

Worüber sich Philosophen, Rechtsgelehrte und Bürger seit Jahrhunderten (leider auch gegenseitig) die Köpfe zerbrechen – der Autor bringt es auf die griffige Formel: Freiheit sei das „Fehlen von Beschränkung und Bevormundung, die Möglichkeit, nach eigenen Vorlieben, Einsichten und Entscheidungen zu handeln.“ Allein ein Blick ins Grundgesetz zeigt, dass es zur Sicherung dieser Freiheit offensichtlich einer stattlichen Reihe von Verboten bedarf.

Nichts anderes besagt letztlich Artikel 2, als dass die Grenze meiner Freiheit dort liegt, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Diese Grenze aber ist nicht für alle Ewigkeit festgelegt. Denn wenn sich Vorlieben und Einsichten unter veränderten Bedingungen (z.B. Klimakrise) verändern, dann können und müssen auch die Räume der Freiheit und ihre Grenzen neu ausgehandelt und gesteckt werden. Was sich dann für den Einen als Verbot oder Einschränkung darstellt, kann für den Anderen durchaus ein Zugewinn an Freiheit sein. – Dr. Joachim Strelis 

 

Jan Ross entwickelt in seinem Artikel ‚Wir sind so frei‘ einen pseudoplatonisierenden Freiheitsbegriff, der sich den pathetischen Anschein des ‚Reinen‘ gibt, aber eher an die Freiheit des einsamen Inselbewohners Robinson Crusoe erinnert, oder die Allmacht der Herren de Sades in den 120 Tagen von Sodom beschwört. In der europäischen Geistesgeschichte spätestens seit der Renaissance kommt ein derart freischwebender, isolationistischer, ohne auf andere Menschen bezugnehmender, gleichsam absoluter Freiheitsbegriff nicht vor.

Es sei denn, in Science Fiction Visionen eines Matrix-Bewohners, der nicht bloß User, sondern auch alleiniger Architekt seiner ‚Welt‘ ist, vergleichbar einem Gott vor der Schöpfung. Jan Ross zitiert ein Gedankenexperiment aus dem Essay ‚On Liberty‘ des englischen Philosophen und Ökonomen John Stuart Mill, eines der prononciertesten Apologeten der Freiheit und Ahnherr des politischen Liberalismus. Doch auch Mill verschränkt in seinem glühenden Plädoyer zugunsten der Freiheit des Einzelnen dieselbe mit der Freiheit aller anderen Menschen.

Er anerkannte, dass es unter bestimmten Bedingungen der Gesellschaft zusteht, die Freiheit des Einzelnen einzuschränken und formulierte im Einleitungskapitel, dass der „einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumengen befugt ist, der ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gemeinschaft rechtmäßig ausüben darf, der ist: die Schädigung anderer zu verhüten“.

Selbst Sartre und Camus, die einen durchaus radikalen Freiheitsbegriff entwickelten, verknüpften ihre Vorstellung von Freiheit untrennbar mit dem Prinzip Verantwortung: Tue was du willst, und trage allein die Konsequenzen deiner Entscheidungen, wie weitreichend und schwerwiegend sie auch sind. Davon spricht Jan Ross wenig. Man gewinnt den Eindruck, dass es Jan Ross um etwas anderes geht, das er nicht explizit sagt, und der Subtext des Essays lautet: ‚Freiheit heißt: Ich will tun und lassen was ich will und alle sollen es gutheißen!‘ Das jedoch ist die Freiheit eines Kindes vor dem Ende seines infantilen Narzissmus. – Helmut Linhart 

 

Als begeisterter ZEIT-Leser bin ich überrascht, dass DIE ZEIT für den Artikel von Herrn Ross eine komplette Seite bereit und ein provokatives Foto voranstellt, das kaum eine Verbindung mit dem Thema erkennen lässt. Deshalb ist es mir gerade im Hinblick auf die momentane Corona-Situation wichtig, dem Artikel von Herrn Ross mit Nachdruck zu widersprechen. Falls meine Anmerkungen nicht zur Veröffentlichung geeignet sind, wäre ich dankbar, wenn sie zumindest an Herrn Ross weitergeleitet würden. – Dietmar Blohm 

 

Die aufgezeigte Denkfigur Freiheit im Kern als Abwesenheit von Beschränkung zu begreifen halte ich für eine starke Sicht und im Kern zutreffend. Die Gesamtanalyse ist jedoch lückenhaft. Die aufgebohrten Freiheitsbegriff a la FDP sind für diese nötig, weil sie Freiheit als Basis und Zielpunkt einer (bundesdeutschen) Gesellschaft ausmachen; und leider findet sich diese Sichtweise zuweilen auch in der Rechtsprechung. Das ist aber falsch.

Basis und Zielpunkt einer Gesellschaft ist eben die Gesellschaft und Freiheit ist darin unverzichtbar, aber eben integrativer Teil, nicht ihre Begründung. Der Gedanke wohnt dem Artikel inne, ist aber nicht ausreichend ausformuliert. Das wäre aber zentral, weil m.E. hier der zentrale Gegensatz zwischen FDP / Teilen der Rechtsprechung u.a. und anderen Teilen der Gesellschaft liegt. – Jürgen Großmann 

 

Die Freiheit des einen endet an der Freiheit bzw. den Interessen des anderen bzw. an den sachlichen Notwendigkeiten. Das hätten Sie klarer herausstellen müssen. Eine dümpelnde FDP griff zum Wahlkampftrick, Gesundheitsschutzmaßnahmen als „Einschränkungen der Freiheit“ darzustellen und hatte mit dieser Demagogie leider Erfolg. – Hans Rebmann 

 

Über beiden Artikeln zur Freiheit von Jan Roos und Streit Joachim Gauck könnte es eine Überschrift geben. Leider ist der Begriff: Eigenverantwortung und damit verbunden Selbstbestimmtheit in
Vergessenheit geraten. Wir haben es uns bequem gemacht, haben alle Probleme an der unfähigen Regierung abgeladen und das eigenständige Denken bei den Regierenden abgegeben. Sonst müsste es doch jetzt angesichts der immer zunehmenden, auch lebensbedrohlichen Probleme wenigstens einen kleinen Aufschrei geben. Aber wenn schon die Politiker sich nicht mehr trauen Gesicht zu zeigen, wundert es dann noch jemand wenn die Untertanen es noch weniger tun, bzw sich trauen. Es kann nur besser werden, diese Hoffnung habe ich (jetzt 76) nicht mehr!! – Geelke Braun 

 

Jan Ross hat vollkommen recht damit, dass wir dringend unser Verständnis von Freiheit diskutieren und klären müssen. Wie die Demonstrationen diverser Gruppen seit Beginn der Pandemie zeigen, verwechseln das (zu) viele mit purem Egoismus oder Verantwortungslosigkeit. Wie schon der gute alte Kant wusste, ist unsere persönliche Freiheit immer durch den Mitmenschen begrenzt: wir können tun und lassen, was wir wollen, solange wir nicht die Rechte und die Würde des Mitmenschen tangieren. Dabei ist zu beachten, dass wir alle dieselben Rechte und dieselbe Würde haben.

Ich kann meine Persönlichkeit nur solange frei entfalten, solange ich keinen anderen bei demselben Vorhaben behindere. Wir können inzwischen ziemlich genau quantifizieren, wieviel Planet einem Menschen durchschnittlich zusteht, beziehungsweise wie viele Ressourcen ein Bewohner dieses Planeten verbrauchen kann, ohne ihn zu ruinieren. Was ich für mich in Anspruch nehme, muss ich prinzipiell auch anderen zugestehen.

Viele empfinden das als „Ökodiktatur“, aber das „Diktat“ kommt nicht von irgendwelchen grünen Spinnern, sondern ergibt sich knallhart aus dem Recht meiner Mitbewohner auf ein würdiges Leben in demselben Rahmen, den ich dafür beanspruche. Mein Recht auf körperliche Unversehrtheit ist dann am Ende, wenn ich mit meinem Verhalten (mich nicht impfen zu lassen) das Recht auf Leben der anderen gefährde. Wenn ich mich nicht impfen lasse, muss ich zum Schutz der Anderen (und deren Recht auf körperliche Unversehrtheit) auf Kontakte verzichten und eine Maske tragen. Und wenn ich dann doch an Covid erkranke, müsste ich angesichts überlasteter Intensivstationen gegebenenfalls auf eine entsprechende Behandlung verzichten.

Auch das ist keine „Coronadiktatur“, sondern ergibt sich automatisch aus den Rechtsansprüchen und der Würde meiner Mitmenschen, die identisch sind mit meinen eigenen. Nur dieser Kantische Freiheitsbegriff ermöglicht überhaupt ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft, weil nur dadurch niemand systematisch benachteiligt ist. Natürlich ist das für einige eine Zumutung, aber umso wichtiger ist das öffentliche Gespräch darüber. – Wolfgang Heckl 

 

Chapeau Jan Ross – die mangelnde Offenlegung der guten Gründe für die Einschränkung unserer Freiheit und die Bereitschaft, sich einer Auseinandersetzung darüber zu stellen gehören zu den Gründen, wieso die Corona-Politik nicht gut genug gewirkt hat. Es muss trotz aller Mühsamkeit sein, auch wenn man mit dem Wissen eines sinngemäßen Zitats von Helmut Schmidt manchmal verzagen möchte: es ist nämlich anstrengend, wenn die Reflektierten so voller Zweifel sind und die Schlichten so sehr voller Gewissheit. – Joachim Vorndran 

 

Sie haben, wie ich finde, absolut richtig den derzeitigen Umgang mit dem Begriff „Freiheit“ beschrieben und den Finger in die Wunde gelegt. Es ist allerdings nicht in erster Linie die Gesellschaft, die „vergisst, was Freiheit eigentlich ist“, sondern es ist die Legislative, Exekutive und die Judikative, die beängstigend an einem Strang ziehen und an einer neuen Begriffsbestimmung für „Freiheit“ arbeiten. Hier „muss man sich Sorgen machen“. Da haben Sie recht! – Dr. med. Martin Krivacek 

 

Ein ausgezeichneter Kommentar, bravo! Warum wohl wird die individuelle Freiheit immer weniger geschätzt? In Bezug auf etwas, das man schon lange besitzt und wofür die meisten Leute nie selbst haben kämpfen müssen, ist der eigentliche hohe Wert nur schwer zu vermitteln. Viele Leute halten ihre Freiheit einfach für selbstverständ­lich. In naiver Einfalt rufen sie für alles Mögliche, von dem sie an­nehmen, dass es ihren persön­lichen Komfort oder ihr eigenes Meinungs­bild bedrohen könnte, nach Vorschriften, Verboten und Strafandrohungen durch den Staat.

So weicht die Freiheit unmerklich, Stück für Stück einer immer umfassen­der werdenden Bevor­mun­dung des Individuums, wobei Staat und Gesellschaft den Anpassungsdruck an ihre Normen ebenso unmerklich erhöhen. Bis wir uns irgendwann in einer ganz selbst­verständlichen „freiwilligen“ Zwangs- und Sklavengesellschaft wiederfinden. Freiheit bedeutet nicht, dass man jederzeit tun und lassen kann, was man will. Jedoch wird die obsessive Bevormun­dung der einen, um die Befindlichkeiten der jeweils anderen zu schützen, schließlich die Freiheit an sich und für alle zum Verschwinden bringen.

Echte Freiheit erhalten bedeutet, dass das Individuum Verant­wor­tung übernimmt für seine Wahl und für seine Entscheidungen. Und dass das Individuum die Konsequenzen seiner Entscheidungen und seiner Handlungen selbst tragen muss, auch wenn das bedeutet, dass sich nicht alle menschlichen Schicksale gleich entwickeln. Leute verlangen Vorschriften, weil sie die Bereitschaft ihrer Mit­men­schen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, anzweifeln, weil sie Angst haben oder weil ihnen selbst das Thema Verantwor­tung egal ist. Leute verlangen mehr Gesetze, Verbote, Kontrollen und Strafen, weil sie nicht vertrauen wollen.

Sie wollen eine automa­ti­sierte, „maschi­nelle“ Lösung in der Art eines vorgefertigten Uhr­werks, das dann einfach mechanisch abtickt und alle zufrieden stellen soll. Eine Gesellschaft, die sich für alles und jedes Regeln ausdenkt, die für alles und jedes Vorschriften, Verbote und Gesetze erlässt und die für jedes erdenkliche Risiko im Leben Ausgleichs­zahlungen aus Um­ver­teilungs­töpfen verlangt, lehnt es im Grunde ab, dass Individuen eigenständig entscheiden und selbst Verantwortung übernehmen sollen.

Eine solche Gesellschaft fordert ausschließlich Anpassung an ein immer mittelmäßigeres Mittelmaß. Sie lähmt jede individuelle Initiative und verwandelt sich stufenweise in eine mit Vorschriften, Verboten und Strafmaßnahmen durchgetaktete Gefängniskolonie. Und darin besteht die eigentliche Gefahr. Es sind diejenigen, die in ihrem Herzen Sklaven sind, die notorisch darauf bestehen, dass auch alle anderen in Ketten gelegt werden. – Stephan Gebhardt-Seele 

 

Besten Dank für diesen sehr guten Artikel. Sie beschreiben sehr anschaulich eine perfide Art zu argumentieren, die darauf abzielt Freiheit zu nehmen und nicht zu ermöglichen. Leider nicht nur am Stammtisch. Es beruhigt mich immer, wenn ich auf Leute treffe, die eine freiheitliche-liberale Demokratie verteidigen und nicht verspotten. – Christian Fahn 

 

Gerade weil ich anfangs eher nicht unbedingt bereit war, dem Autor zu folgen, hat mich der Artikel zunehmend überzeugt: genau in der Analyse und Begrifflichkeit, schlüssig in der Argumentation, ermutigend und eine produktive Diskussion anstoßend in den Folgerungen. Danke! – Lutz Tornow 

 

Ihre reine Freiheit, Herr Ross, ist ein theoretisches Konstrukt. Sie gibt es im wirklichen Leben nur dann, wenn Sie ganz allein auf einer einsamen Insel leben. Dann haben Sie absolute Freiheit. Sie können dann z.B. alle Palmen umhauen und aus dem Holz irgendwas machen. Ist aber auch nur eine weitere Person auf der Insel, dann ist Ihre Freiheit eben nicht mehr absolut. Diese Person lebt von denselben Ressourcen der Insel wie Sie.

Sie haben dann nicht mehr das Recht diese nach Belieben zu gebrauchen. Es ist beunruhigend, dass diese Lektion, die Kinder schon im jüngsten Alter lernen (sollten), immer noch diskutiert werden muss. Dieses grundlegende Verständnis von realer Freiheit sollte doch eigentlich von allen verinnerlicht sein. Freiheit gibt es nur auf eigene Rechnung. Freies Tun zulasten anderer ist keine Freiheit, sondern Tyrannei. – Hans List 

 

Wie unglaublich befreiend, Ihren Artikel zu lesen. Endlich mal wieder Atem holen. Danke auch, dass Sie verständlich schreiben, auch Nicht-Philosophen wie ich können Ihre Ausführungen verstehen. Danke, dass Sie schreiben, was man unmittelbar nachempfinden und mit der eigenen, alltäglichen Lebenserfahrung in Verbindung bringen und überprüfen kann. (Ich hatte übrigens die bedrückende Assoziation zu den Torbögen an den Eingängen diverser Konzentrationslager mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“.) Genau das fehlt mir, eine offene Diskussion.

Im Moment hat man den Eindruck, es darf sich nicht nach Unfreiheit anfühlen, wenn Freiheiten beschränkt werden. Ist das Feigheit? Angst vor Auseinandersetzung? Angst davor, die Verantwortung für Entscheidungen zu tragen, die für die Menschen Zumutungen enthalten? Ich empfinde dieses Drückebergertum gleichzeitig als Entmündigung der Menschen in diesem Land. Unsäglich, als Armin Laschet vor einer Neiddebatte warnte, als es um die Frage ging, ob Geimpfte Vorteile erhalten sollten. Ich empfand das als freche Unterstellung. Warum soll es keine Debatte geben? Warum wird sie schon bevor sie stattfinden kann, als Neiddebatte diffamiert? (Man könnte einen Artikel mit ähnlichem Tenor über „Gerechtigkeit“ schreiben.) – Sibylle Riffel 

 


 

 

Leserbriefe zu „Karl, der Große? / Lassen Sie ihn durch, er ist Arzt!” von Peter Dausend und Tina Hildebrandt 

 

Als regelmäßiger „Markus-Lanz“-Zuschauer habe ich freilich auch Karl Lauterbachs zahlreiche Auftritte zum Thema Corona verfolgen können. War hiernach durchaus von der Ernennung des neuen Bundesgesundheitsministers überrascht. Denn bei all seiner medizinischen Expertise, politischen Erfahrung und – positiv ausgedrückt – außerordentlichen Einsatzbereitschaft fehlt mir bei ihm die ebenso notwendige Seriosität und Glaubwürdigkeit in Bezug auf ganzheitliche, gesamtgesellschaftliche Herausforderungen und Korrelationen. Kurzum und mitnichten despektierlich gemeint: Karl Lauterbach ist meines Erachtens hochintelligent, seine (öffentliche) Rhetorik indes nicht selten naiv-diffus. – Matthias Bartsch 

 

Angst und Ärger machen sich breit. Haben wir denn wirklich noch ein Grundgesetz als verpflichtend einzuhaltende und gültige Richtschnur für Politik und unsre Politiker, haben wir denn wirklich noch eine Demokratie und eine unabhängige Gewaltenteilung? “Karl der Große?“ Was eine Frage, wenn man sieht wie fragil, wie gespalten mittlerweile unsre Gesellschaft ist, wie Familien und Freundschaften sich gegenseitig zerstören und in die Brüche gehen, ist er, „Karl der Große“ sicherlich der richtige Mann am richtigen Ort um dies Coronadrama endgültig zu beenden – der, wie sie schreiben mit seiner „eigensinnigen“ aber künftigen Politik unerer demokratisch, bislang gewünschten Meinungsvielfalt den legalisierten Todesstoß versetzt.

Dies Können hätte bislang dann noch keiner geschafft und wäre daher eine wahrlich „große“ Leistung. Wo bleibt der Aufschrei der Intellektuellen wie damals mit den „68zigern“, wo bleiben die zur sachlichen Information verpflichteten öffentlichen Medien, wo bleiben die kulturellen Größen und Philosophen und ihrer Kritik an diesen einschneidenden Grundgesetzmaßnahmen eine verpflichtende Aufgabe eigentlich auch für sie, Journalisten der Zeit – ein klärendes Engagement hinsichtlich der derzeit stattfindenden Diskriminierung würde ich gerade von ihrer Zeitung erwarten weitere sehr besorgniserregende Schritte unsres neuen Gesundheitsministers.

Als nächstes werden die jungen Familien vorgeführt und verheizt – als Vater von 4 erwachsenen Kinder und ihren jungen Familien weiß ich wovon ich spreche auch könnte das „Coronaerlernte“ möglicherweise zur Erreichung weiterer politischer Ziele verwendet werden – gesellschaftlicher Stresstest und Vorgeschmack was wir von gesetzgeberischer Seite künftig noch erwarten dürfen. Wo bleibt bei all den bisherigen und geplanten künftigen C-Maßnahmen, eine nachvollziehbare Verhältnismäßigkeit? Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich den Staat, in dem ich lebe, als Bedrohung! – Winfried Schleyer 

 

Enttäuschend. Die ZEIT No. 51. Vorwiegend systemerhaltend, nicht ideologiefrei hinterfragend, wie sie es als liberales Blatt doch tun sollte. Zitate aus No.51, ohne und mit Kommentar: „Im ersten Schritt muss der Staat zeigen, dass er wehrhaft ist…“ (S.1 „Schützt euch“); „Ein Erfolg der Vorbeugemedizin kann nicht als Erfolg wahrgenommen werden, weil die dem Erfolg zugrunde liegende Warnung im Nachhinein als Übertreibung erscheint“ (Karl Lauterbach, zitiert auf S.2, rechte Spalte, 5. Abs.). Hier werden zwei Aussagen, die auf individuellen Wahrnehmungen beruhen, kausal verbunden und verallgemeinert.

Der ganze Satz ist wie ein Axiom: Hinterfragen nicht möglich. Ein kritisches Individuum mag sich aber vielleicht weder den Inhalten noch der kausalen Verknüpfung anschließen. Was ist eigentlich mit „Vorbeugemedizin“ gemeint? Impfen? Vitamingaben? Und brauche ich eine Warnung, (die ich im Nachhinein als Übertreibung empfinde) um erfolgreich vorzubeugen? Reicht nicht vielleicht einfach Einsicht in den Sinn von Vorsorge? Fragen, die sich mir und vielleicht manch anderem/anderer stellen, aber nicht dem Titelthema-Autor. Er oder sie hat das Präventionsparadox verstanden, bravo! Kritischer Journalismus ist anders.

Im FREITAG Nr. 49, der am gleichen Tag wie ZEIT No. 51 erschien, finde ich mehrere kritische Beiträge zu Impfpflicht, Lauterbach und zur globalen Impfskepsis. „Ein Impfzwang ist ethisch und politisch fatal“ sagt der deutsche Philosoph Matthias Burchardt in DIE PRESSE / Österreich vom 6.Okt.2021 und warnt schon lange vor dem „homo hygienicus“. Und in der ZEIT? – Giorgio Zankl 

 

Soso, Karl Lauterbach muss sich also umkrempeln, wenn er Erfolg haben will. Das glaube ich nicht. Ich kenne Herrn Lauterbach natürlich nur vom Fernsehen, ja, er wirkt schrullig und nervig, eben nicht so angepasst wie manch anderer Politiker. Er ist halt ein Original. Dass er unbeirrbar und gegen die Meinung vieler anderer immer wieder auch unpopuläre Maßnahmen gegen Corona fordert, spricht aus meiner Sicht nicht gegen ihn. Er ist Arzt, er praktiziert nicht mehr, hat er deswegen aber sein ganzes Fachwissen vergessen?

Wohl eher nicht und gerade als Gesundheitsminister wird ihm dieses Wissen vermutlich kompetentere Entscheidungen treffen lassen. Und das nicht im einsamen Kämmerlein, sondern im Team. Wenn er salzloses Essen bevorzugt, dann ist das seine Sache. Und wenn er anderen mit Vorträgen darüber auf die Nerven geht, sollen sie es ihm einfach sagen. Es sind doch aller erwachsenen Menschen. Ich finde, Olaf Scholz sollte Karl Lauterbach nicht allzu sehr an die kurze Leine legen.

Ob Herr Lauterbach am Ende ein guter und erfolgreicher Gesundheitsminister werden wird, entscheidet sich nicht über seine skurrile Art und seine Vorlieben für salzloses Essen, sondern ob es ihm gelingt, Corona wirksam zu bekämpfen und das deutsche Gesundheitswesen vernünftig zu reformieren. Denn Letzteres ist auch dringend nötig. – Regina Stock 

 

Seit einem Jahr lese ich regelmäßig ihre Zeitung. Mit Bedauern habe ich aber bei der neusten Ausgabe zur Kenntnis genommen, dass ihnen das Überschriften-Niveau der Bild-Zeitung nicht fremd ist. Karl, der Große? – musste das ein? Diese Schlagzeile finde ich diskreditierend für einen Minister, der endlich mal einen entsprechenden Hintergrund hat. Die Chancen, eine neue Regierung mit fachlichem Niveau und Persönlichkeiten zu bilden, ist ansonsten wieder größtenteils vertan worden – siehe Herrn Hofreiter. – Johanna Rödiger 

 

In Ihrer Berichterstattung zur Berufung von Herrn Lauterbach zum Gesundheitsminister tritt leider zu deutlich in Erscheinung, wie die SPD-Politiker wirklich ticken: Partei geht vor! Neben der nun intern anlaufenden Wahlvorbereitung für 2025 zeigen dies die Abwägungen und Argumente. Tatsächlich wichtig für Lauterbachs Nominierung ist seine Fachkenntnis in der Virologie; als politischen Faktor lasse ich gelten, dass eine andere Entscheidung dem Bürger/Wähler kaum zu erklären gewesen wäre. – Eberhard Goette 

 

Danke für den sehr informativen und außergewöhnlichen Bericht, über einen außergewöhnlichen Menschen, der auch mal Tacheles reden kann, was ich heute bei vielen Politikern vermisse. Aber gerade das kam ja bei den Menschen, die mit der Pandemie leben müssen, gut an. Er hat Gebetsmühlenartig daraufhin gewiesen, wie übrigens auch Herr Drosten, was wichtig ist, und wie wir uns verhalten sollen. Bei manchen, auch bei den Medien, wurde das oft ins lächerliche gezogen. Aber er hat sich nicht beirren lassen. Ich bin davon überzeugt, dass er all das, was er sich vorgenommen hat, auch schafft. Er hat einen sehr starken Willen. Ich wünsche Herrn Lauterbach alles Gute und viel Kraft bei den Aufgaben, die noch vor ihm stehen. – Ute Koch 

 

Was ich in dem Artikel vermisse. Karl Lauterbach ist für mich ein Idealist, wie es ihn heute in der Politik, aber auch wie es sie generell in unserer heutigen Gesellschaft kaum noch gibt. Sein Engagement für das Thema Gesundheit erscheint völlig selbstlos. Die unzähligen Auftritte in Talkshows dienen nicht seinem Ego, sind keine Selbstdarstellung, sondern eine Herzensangelegenheit. Karl der Große? Viele in der Politik tendieren zu diesem Ruhme, er bestimmt nicht bewusst. – Walter Schroiff 

 

Niemand käme auf die Idee, einem Politiker, der im Grundberuf Jurist ist, die Eignung abzusprechen, ein Ministeramt gut ausfüllen zu können. Dafür müsste dieser Politiker eine gute Balance zwischen der juristischen, der politischen und der persönlichen Logik finden. Nehmen wir an, ein solcher Politiker wäre Gesundheitsminister. Gut möglich, dass für diesen Minister ein Problem gelöst ist, wenn es juristisch durchdrungen ist.

Gut möglich, dass er dann im Sinne der politischen Logik diese Problemlösung als großen Erfolg verkündet („Die Regierung hat die Lage voll im Griff“), idealerweise in einem Kontext, der ihm auch in der politischen Selbstvermarktung nützlich sein kann. Faktisch wäre aber nichts gelöst, das Problem ist nur noch größer geworden, da die vielen praktischen Defizite offen zu Tage treten. – Karl Lauterbach sollte es besser machen. Er muss eine gute Balance zwischen der wissenschaftlichen, der politischen und der persönlichen Logik finden. Außerdem muss er ein gutes Leitungsverständnis haben und sollte sein Ministerium nicht wie eine Hausmetzgerei oder eine Werbeagentur für eigene Zwecke führen.

Das Primat der Politik wird Karl Lauterbach allerdings immer wieder in große Konflikte stürzen. Hilfreich ist dann, von sich selbst absehen und das Dilemma überzeugend und glaubwürdig erklären zu können. Dabei ginge es nicht in erster Linie darum, scholastisch die Partei- oder Regierungslinie auszulegen, sondern gerade auch die individuelle Not authentisch zum Ausdruck zu bringen. Karl Lauterbach weiß, dass nicht jede Krankheit heilbar ist. Dennoch gilt: Lassen Sie ihn durch, er ist Arzt. Hilfreich ist, wenn er dem Patienten den wahren Zustand gut erläutern kann. – Reinhard Koine 

 

Einmal versuche ich es noch: Ärzte sind Menschen, die anderen Menschen beim Gesundwerden und – bleiben helfen. Das zu können bedarf es nicht nur eines Studiums der Humanmedizin, sondern auch einer mehrjährigen angeleiteten Tätigkeit am Patienten. Herr Lauterbach ist approbiert, aber als Arzt hat er nie gearbeitet. Nennen Sie ihn gerne Mediziner oder Professor. Die Konnotation des Arztes ist für sein wichtiges Amt unnötig und suggeriert Fähigkeiten des Heilens, die mir zumindest an Karl dem Großen noch nicht aufgefallen sind. Als Minister wünsche ich ihm alles Gute! – Dr. med. Wolfgang Funk 

 

Ein sehr interessanter Artikel. Den Satz „Wenn ich ein Vöglein wär …“ vervollständigte Lauterbach bei Stuckrad-Barre übrigens so: „… dann wäre ich ein Rabe.“ Raben können Ketchup-Tütchen von Senf-Tütchen unterscheiden, gehen neben Menschen her, die vom Bäcker kommen, klauen dicke Fleischwürste und versteckten die unter Laub. Raben plündern die Mülleimer und verteilen den Dreck in der Umgebung. Herr Lauterbach wird schon wissen, warum er diese Antwort gegeben hat.

Ich finde auch, dass das gut passt. Hoffentlich passt Herr Scholz auf, dass Herr Lauterbach keine Studie über die Gefährlichkeit von Feuer liest, sonst lässt er die Streichhölzer verbieten. Jetzt will er eine Impfpflicht. Dabei würde eine Testpflicht deutlich sinnvoller sein. Ich glaube nicht, dass wir jetzt eine bessere Gesundheitspolitik bekommen. Schließlich hat Herr Lauterbach die schlechte Gesundheitspolitik der letzten zwei Jahrzehnte immer mit Rat und Tat begleitet. – Christian Fahn 

 

Auch wenn viele Mitbürger Karl Lauterbach in unwissender Begeisterung unterstellen, er habe, da er ja selbst „Arzt“ sei, profunden Einblick in das Gesundheitswesen, so irren diese Bürger. Karl Lauterbach ist ein Parteisoldat, der zufällig Arzt ist, und der nie richtig selbstverantwortlich an Patienten gearbeitet hat, nie eine Praxis oder eine Abteilung in einem Spital geführt hat! Im Gegensatz zu diesem Medizintheoretiker würde ich eher einem wirklich im Medizinbetrieb tätigen Mikrobiologen oder einem Pathologen vertrauen als einem politisierenden Statistiker, der öffentlichkeitswirksam und äußerst ehrgeizig nach oben strebt.

Lauterbach hat ja vor ca. 5 Jahren allen Ernstes uns Ärzten – seinen angeblichen Kollegen – unterstellt, die Praxen zu schließen, um Golf zu spielen. Dieser Mann hat keine Ahnung von ärztlicher Arbeit! M. E. ist sein Arzt sein nur Mittel zum Zweck, seine Selbstverliebtheit und seinen Ehrgeiz zu befriedigen. Nicht die Medizin, sondern pathologische Selbstdarstellung und Egozentrik treiben ihn! Seine Vorhersagen bei Presse und Funk und Fernsehen hätte auch ein normaler Mediziner wie ich treffen können, wenn ein solcher denn zu Wort gekommen wäre. – Dr. med. Helge Scheibe

 

Eines muss man Karl Lauterbach lassen. Er hat in der Pandemie seine letzte Chance erkannt, Gesundheitsminister zu werden, und diese hat er durch ein perfektes Selbstmarketing brilliant genutzt. Dass er dabei regelmäßig Studienergebnisse verfälscht wiedergegeben hat, um seine Meinungen zu hinterlegen, ist kaum jemanden aufgefallen, denn wer liest schon so viele Studien? Wer es dennoch getan hat, konnte recht einfach das Prinzip Lauterbach erkennen: das Verbiegen von Aussagen haarscharf entlang der Wahrheit oder bis zur Unwahrheit. Dies entspricht seinem Verhaltensmuster in der Vergangenheit, dass ihn auch schon einmal vor den Ehrenrat der Universität zu Köln gebracht hat. Mit seiner Ernennung hat die deutsche Politik ihren Tiefpunkt erreicht. – Gregor Schulte 

 

Die neue Überschrift „Karl der Große” bezüglich Herrn Lauterbach hat mich schockiert. Ich denke, sie wissen wie blutig Karl der Große im Jahre 806 die Christianisierung gegen die Sachsen durchgesetzt hat und mit vielen Kriegen und blutigen Auseinandersetzungen sein Reich erweitert hat. Dürfte da der Artikel über Herrn Lauterbach bei Ihnen überhaupt positiv ausfallen? Ich würde mir wünschen, dass sie einen objektiveren Standpunkt einnehmen, so wie zum Beispiel die Züricher Zeitung. – Christa Kleemann 

 

Der große Artikel über Karl Lauterbach gefällt mir überhaupt nicht. Wie kann man nur den Gesundheitsminister unseres Landes am 1. Tag seiner Tätigkeit so negativ darstellen. Ich jedenfalls bin froh, einen derart kompetenten Minister in der Bundesregierung zu haben. Alles andere was sie in diesem Artikel anführen ist wirklich kleinkariert. Lassen sie Herrn Lauterbach erst einmal arbeiten und urteilen sie dann!! – Karl-Heinz Peikert 

 


 

 

Leserbriefe zu „Suche nach Weitsicht” von Henning Sußebach 

 

Mir ging es mit der „großen Kette“ genauso. Ein abgebrochener Bügel an einer älteren Brille konnte nicht ausgetauscht werden, obwohl es mir gleichgültig war, was für Ersatzbügel ggf. montiert würden. Also zu einer anderen großen Kette, die sich nach einem antiken griechischen Gott benennt. Kein Problem mit der Reparatur (30 €) und kein Problem damit, neue Gläser in ein anderes „altes“ Gestell einzusetzen. Es geht also doch. – Udo Kroschewski 

 

Ihr Erlebnis beim Optiker hat auf mich ziemlich naiv gewirkt und dem Vorteil des praxisfernen Akademikers neues Futter geliefert. Die Gedanken zur Nachhaltigkeit Ihres Brillengestells hätten Sie sich vor dem Kauf machen sollen. Das beginnt schon bei der Auswahl des Optikers (internationaler Filialist vs. lokaler Anbieter), bevor die Marke des Gestells genauer betrachtet wird. Es sind die Details, die zu berücksichtigen sind: Wo befindet sich der Produktionsort? Aus welchem Material ist das Gestell gefertigt? Wie hält es der Anbieter mit der Ersatzteilverfügbarkeit? Es gibt sehr wohl langlebige Brillengestelle, die teilweise sogar aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Die findet man aber eher bei kleineren, engagierten Optikern als bei den großen Filialisten. – Martin Küthe 

 

In Ihrem Ansinnen das gewohnte Brillengestell länger zu tragen sind Sie nicht allein. Mir ergeht es ständig so. Bislang hat der kleine Optiker meines Vertrauens das Gestell poliert und es sah einige einigermaßen gut aus. Dem Angebot einer großen Kette Gleitsichtgläser stark vergünstigt zu erstehen, konnte ich nicht widerstehen. Mein Brillengestell war auch weiß angelaufen. Dort hat die Optikerin für mich gesucht, ob es die Brille ( Lunor) noch gibt. Die deutsche Firma Lunor scheint die Befindlichkeiten ihrer Kunden gut einzuschätzen. Jahrelang bleiben Modelle im Programm. Meine auch.

Beim Optiker Kaulard (Exklusivvertrieb online https://eur06.safelinks.protection.outlook.com/?url=http%3A%2F%2Fwww.brille-kaulard.de%2F&data=04%7C01%7Cleserbriefe%40zeit.de%7C8ae238bae21b4751bde508d9bedc442f%7Cf6fef55b9aba48ae9c6d7ee8872bd9ed%7C0%7C0%7C637750675508617062%7CUnknown%7CTWFpbGZsb3d8eyJWIjoiMC4wLjAwMDAiLCJQIjoiV2luMzIiLCJBTiI6Ik1haWwiLCJXVCI6Mn0%3D%7C3000&sdata=0E84%2BAIT8OJD8b%2FH%2BnrdOB116JE7e7gg3%2BDf04wBK3o%3D&reserved=0) schilderte ich dem höflichen Mitarbeiter zunächst das Problem der weißen Flecken. Zu meiner neuen alten Brille schenkte die Firma mir eine spezielle Creme zum Behandeln des Gestells. Lunor CARE&PROTECT CREAM. Das Thema Nachhaltigkeit ist also bei Lunor und Optiker Kaulard angekommen zu sein. Sind wir doch nicht ganz so verrückt. – Gisela Winzen 

 

Ich habe von einem Lehrer, vor etwa 45 Jahren, folgenden Tipp bekommen: „Wenn mir ein Paar Schuhe gefällt, dann kaufe ich immer gleich zwei Paar. Eins ziehe ich an und das andere Paar hebe ich auf, bis das erste Paar kaputt geht.“ Hier also mein Tipp Für Sie: Gehen Sie zu der netten Optikerin & kaufen Sie gleich zwei Gestelle, sie wird Sie lieben!! Eins tragen Sie, das andere würde ich vakuumisieren (wie beim einfrieren), dann in einen lichtundurchlässigen Karton verpacken & im Keller bei niedrigen Temperaturen lagern.

So bleiben dann auch die Weichmacher, die durch Sonne, Sauerstoff und Wärme ausgetrieben werden, wo sie hingehören, in der Brille!! Nach zwei / drei / vier Jahren können Sie dann beruhigt in ein Brillenfachgeschäft gehen, sich neue Gläser aussuchen und dann – – – PENG – – – Ihr neues / altes Gestell präsentieren. p.s. Ach ja noch ein Tipp: heben Sie einfach die alte Brille auf. Sollten Sie Ihre aktuelle Brille verlegen oder gar verlieren, können Sie immer noch auf die „alte“ Brille zurückgreifen & finden den Weg zum Optiker. – Andreas Bartram 

 

Direkt mit Nachhaltigkeit hat mein Erlebnis mit Brillenhändler F. nicht zu tun, nur indirekt. Für Fernglas und Lesebrille brauchte ich insgesamt vier Termine – jeweils Bestellung und Abholung – in der Filiale. Die digitalen Buchungen erbrachten folgendes Ergebnis: – Einmal bekam die Filiale den Termin angezeigt, ich eine E-Mail-Bestätigung. – Einmal bekam die Filiale den Termin nicht angezeigt, ich aber eine E-Mail-Bestätigung. – Einmal bekam die Filiale den Termin angezeigt, ich aber keine E-Mail-Bestätigung. – Einmal bekam die Filiale den Termin angezeigt, ich sogar zwei E-Mail-Bestätigungen.

Selbstverständlich hatte ich nach dem zweiten Erlebnis jeweils die Filiale angerufen und gefragt, ob der Termin gebucht sei. In der F.-Filiale erklärten die Mitarbeiter das Problem damit, dass ich vom iMac aus arbeite. Mit Kunden, die ihre Termine an einem Mac buchen, in einer Universitätsstadt nicht unbedingt selten, hätten sie schon öfter Probleme gehabt. Die F.-Zentrale weiß davon, doch passiert nichts. Der Stromverbrauch eines Telefonats fällt natürlich nicht sonderlich ins Gewicht. Müssen aber viele überflüssige Gespräche geführt werden, kommt einiges zusammen. Auch das gehört meines Erachtens zur Nachhaltigkeit. – Torsten Berndt 

 

Die Erfahrung mit der großen Optikerkette habe ich auch gemacht. Meine Brille hatte Bügel aus Weichkunststoff, der nach einem Jahr eklig an den Haaren klebte. Leider war es nicht möglich, nur die Bügel auszutauschen. „Der Lieferant aus China kann nur das ganze Gestell liefern.“ Nach einem weiteren Jahr klebten die neuen Bügel wieder und eine neue Brille war angesagt. Auch wenn die Kette die Brillen kostenlos austauscht und in der Werbung auch keine Greenwash-Umweltfreundlichkeit verspricht, hinterlässt es ein schales Gefühl. So muss Wertstoff nicht verschwendet werden. Da lob ich mir Frankreich, das 2020 ein Kreislauf- und Antiverschwendungsgesetz verabschiedet hat, um so etwas zu verhindern. – Silke Baumann 

 

Auch wenn Herr Sußebach sich nun sicher schon eine neue Brille gekauft hat, hier ein kleiner Tipp für die Zukunft: Weiße Flecken an den Bügeln lassen sich mit Nagellackentferner entfernen. Vielleicht hilfts ja. – E. Henzi 

 

Ihre Erfahrungen mit einer großen Optikerkette sind erschreckend, aber auch wenig überraschend: Bei den gegenüber niedergelassenen Optikern vergleichsweise geringen Margen macht’s der Umsatz. Langlebigkeit darf kein Kriterium sein. Es geht aber auch anders: Ich lasse mich in Brillenfragen von meinem lokalen Optiker betreuen. Der hat mir über die Jahre – meinem Wunsch entsprechend – drei vom Modell her identische Brillengestelle einer unbestritten teuren dänischen Edel-Marke verkauft (leider ist dieses spezielle Modell heute nicht mehr lieferbar).

Die Brillengestelle sind aus Titandraht und konnten nach dem Baukastenprinzip – Brücke, Fassungsunterteil, Bügel – nach Belieben zusammengestellt werden. Das gilt so auch für die aktuellen Modelle des Herstellers. Unter anderem steht eine Farbpalette mit 36 Farben zur Verfügung. So lassen sich meine drei Brillen – davon eine als bifokale Computerbrille – bequem auseinanderhalten. Wenn sich meine Augen verändert haben oder wenn mit der Zeit die Vergütung der Gläser nachlässt, setzt mir meine Optiker einfach ein neues Brillenglas in das vorhandene Gestell.

Selbst eine Reparatur war möglich: Mehr als 10 Jahre nach Ankauf war bei einem Gestell die Brücke gebrochen. Die Ersatzbrücke war zwar nicht mehr in der ursprünglich gelieferten Farbe verfügbar, aber in einer hinreichend passenden, ähnlichen. Damit hatte ich kein Problem. Mein erstes Titandraht-Brillengestell, übrigens vom selben Hersteller – eine Halbbrille, die ich als reine Lesebrille nutze – habe ich vor fast 3 Jahrzehnten erworben.

Außer alle paar Jahre mal ein Brillenglas ersetzen zu lassen oder die Nasenpolster oder die Schrumpfschläuche auf den Bügeln zu erneuern, gab es bisher nichts, was die Nutzung der Brille beeinträchtigt hätte. Da Titandrahtbrillengestelle eine – nach meinem persönlichen Geschmack – geradezu zeitlos schlichte Eleganz aufweisen, bei gleichzeitiger Funktionalität und geringem Gewicht, sind sie zwar beim Ersterwerb nicht billig, langfristig aber im Sinne des Wortes preiswert. Selbst das soziale Umfeld braucht sich so nicht alle paar Jahre an ein ungewohntes Gesicht mit neuer Brille zu gewöhnen.

Wer also keinen gesteigerten Wert darauf legt, jeden Modetrend mitzumachen, der hat eine langlebige Alternative zu den gängigen, kurzlebigen Modellen aus den „großen Optikerketten“. P.S. und der guten Ordnung halber: Ich bin pensionierter Patentprüfer – ehemaliges Prüfgebiet Schiffstechnik – und habe keinerlei Anteile in oder geschäftliche Interessen irgendwelcher Art an dem erwähnten dänischen Hersteller von Edel-Brillengestellen. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler

 

Der Autor dieses Artikels hat eine neue Sehstärke. Und somit wohl eine neue Brille bekommen. Und beklagt sich jetzt, dass sein Brillengestell auf Kurzsichtigkeit getrimmt sei. Irgendwas hat unser Autor da nicht geschnallt. Er soll mit den Gläsern gucken, nicht mit dem Gestell. Oder er benutzt besser ein Monokel, das ist nur Glas ohne Gestell. – Hans-Emil Schuster 

 

Genau das gleiche ist mir bei der großen Kette auch passiert – allerdings mit einer teuren Markenbrille, die ich bei einem anderen Optiker gekauft hatte. Sie hätte Befürchtungen, dass das Gestell durch die Materialschwäche zerbreche, würden nur die Gläser gewechselt, meinte die Optikerin. Ich bin dann mit der Brille zu dem ursprünglichen Optiker gegangen und habe ihnen die Stellen auf der Brille gezeigt und gefragt, ob sich ein Gläserwechsel lohnen würde.

Und was war: die haben die Stellen gar nicht problematisiert, sondern die Gläser selbstverständlich kommentarlos ausgetauscht und die Brille sitzt noch heute auf meiner Nase. Ich glaube nun fast, dass das eine Geschäftspolitik sein könnte, die nicht nur ein ökologisches Problem ist, sondern auch eines des Verbraucherschutzes. Daher danke für den Bericht. – Katja Karger 

 

Ich empfehle zu einem richtigen Optiker zu gehen. Dort gibt es qualifiziertes Personal und eine gute individuelle Beratung. Bei den ketten habe ich im Freundes- und Bekanntenkreis zu 100 % schlechte Erfahrungen beobachtet. Meine Brille für Fernsicht ist 29 Jahre alt und aus Metall. Sie hat damals (mit Gläsern) gut 600 DM gekostet. Ich gebe lieber mehr aus (in allen Bereichen) und habe das Produkt dann deutlich länger. gerade als Hartz-IV-Bezieher kann ich mir billigen Schund nicht leisten. Meine Seh“stärke“ liegt bei rund -25 Dioptrien. Da lernt man sich gegenüber Optikern und Augenärzten auf Augenhöhe zu artikulieren. Das fängt schon damit an von vorneherein Plastikgestelle auszuschließen. – Iman Schwäbe 

 


 

 

Leserbriefe zu „Schützt Euch!” von Anne Hähnig 

 

Bin selbst nicht in dem Maße überzeugt von der Corona-Politik, der medizinischen Belastbarkeit der angebotenen Impfstoffe und der (relativ kritikfreien) Eindeutigkeit der Informationen, wie es dem Mainstream durch den Mainstream vermittelt wird. Gleichwohl ist ohne jeden Zweifel klar, stimme mithin der werten Anne Hähnig völlig zu: Wer wo auch immer mit mittel- und/oder unmittelbarer Gewalt Interessen und Ziele von Mehr- oder Minderheiten durchzusetzen sucht, legt nachhaltig Hand an unseren Rechtsstaat und unsere Demokratie, ergo an Menschenwürde und Freiheit. Des Weiteren wäre es sehr von Vorteil, wenn wir allesamt – sogenannte Eliten also inklusive – auf den leider eskalierenden „Corona-Populismus“ verzichten und vielmehr bereit zum ernsthaften Austausch von Fakten und Definitionen sein würden. – Matthias Bartsch 

 

Der Dialog sei kein zielführender Weg im Umgang mit radikalisierten Teilen der Gesellschaft gewesen. Man müsse mit Härte dagegen vorgehen, so die Essenz von Anne Hähnigs Artikel. Strafjustiz ist nicht die Alternative zum Dialog! Strafjustiz ist Symptombekämpfung, die notwendig wird, wenn weder Prävention noch Ursachenbehandlung stattgefunden haben. Man sollte sich fragen, warum der vermeintliche Dialog fehlgeschlagen ist! Drohungen und Angriffe auf Politiker werden mehr, das ist tragisch! Und richtig ist, dass Gewaltandrohung und Gewalt unbedingt strafrechtlich verfolgt werden müssen.

Es steht außer Frage, dass alles für die Sicherheit unserer Politiker getan werden sollte. Nur kann die strafrechtliche Verfolgung nicht die Alternative zum Dialog sein! Die Radikalisierung der erwähnten Gruppierungen kann eindeutig als Folge von zu wenig oder fehlgeschlagenem Dialog interpretiert werden! Tatsächlich frage ich mich, auf welchen Dialog Anne Hähnig sich überhaupt bezieht. Er findet mit Rechtsradikalen nicht statt, er findet mit Querdenkern nicht statt, er findet nicht einmal mit maßnahmenkritischen Wissenschaftlern statt!

Stattdessen werden maßnahmenkritische Wissenschaftler als Querdenker tituliert und Querdenker als rechtsradikal generalisiert. Ist es nicht Aufgabe und Pflicht der Politiker, sich die Sorgen und Ängste der Bürger anzuhören, sie ernst zu nehmen? Und ist es nicht Aufgabe der Politik, im Gespräch und mit Taten den Menschen ihre Ängste zu nehmen? Ist es nicht die Pflicht der Politik, gerade in einer derart schwierigen und komplexen Situation, die Meinung verschiedener Experten und Wissenschaftler anzuhören, bevor Maßnahmen mit gravierenden Auswirkungen getroffen werden? Ein Dialog kann nur gelingen, wenn er respektvoll und auf Augenhöhe geführt wird.

Natürlich ist es sehr verführerisch, das Gegenüber mit einer herablassenden Belehrung abzuspeisen, wenn man sich doch im Recht fühlt, aber das ist immer destruktiv und führt zu Wut und Hass! Wenn man versucht heißen Wasserdampf unter Verschluss zu halten, indem man einen Deckel auf den kochenden Topf drückt, wird er irgendwann explodieren. Den Zeitpunkt für einen entspannten offenen Diskurs haben wir leider längst verpasst. Es gilt jetzt, den Deckel sehr vorsichtig vom Topf zu ziehen und gleichzeitig kein weiteres Öl ins Feuer zu schütten.

In Schulen werden Streitschlichter ausgebildet um Konflikte konstruktiv zu lösen, in Unternehmen werden Mediatoren hinzugezogen, wenn sich Fronten verhärten. Wo sind diese Fachläute für gelingende Kommunikation, wenn der Dialog zwischen Politik und bestimmten Teilen der Bevölkerung misslingt oder gemieden wird?? Was wir jetzt brauchen ist nicht weniger, sondern mehr Dialog! Die pluralistische Gesellschaft ist getragen von der Vielfalt der Meinungen, vom kontroversen politischen Diskurs.

Dazu gehören auch die Meinungen von Minderheiten. Wenn sich Bewegungen radikalisieren ist das ein Zeichen dafür, dass sie nicht gehört worden sind, dass sie nicht verstanden worden sind! Zum jetzigen Zeitpunkt der verhärteten Fronten und der erhitzen Gemüter ist es eine anspruchsvolle Aufgabe den Dialog auf den Weg zu bringen, aber wenn wir den gesellschaftlichen Frieden bewahren wollen, so muss sich die Politik wie auch jeder Einzelne dieser Herausforderung stellen! – Sandra Pawelka 

 

Im Grundsatz stimme ich dem Artikel inhaltlich zu, mit einer Ausnahme: die Verwendung des Begriffs ‚Demonstration‘ bzw. ‚Demonstranten‘ ist in diesem Zusammenhang nicht korrekt. Es handelt sich doch hier um einen Aufmarsch von Rowdies und Terroristen, die die sächsische Gesundheitsministerin bedrohten. Um diese Leute wegen dieser Aktion zur Rechenschaft zu ziehen, braucht es doch wohl kein neues Gesetz. Der Begriff ‚Demonstration‘ verharmlost die tatsächliche Situation, weil man mit ihm normalerweise etwas Rechtmäßiges verbindet, was hier nicht zutrifft.

Wenn man dagegen das Kind beim Namen nennt, bringt man vielleicht noch einige gedankenlose Mitläufer zur Besinnung und macht auch den Polizisten klar, wie sie in solchen Situationen handeln müssen. Für den normalen Bürger ist es nicht nur unbefriedigend, sondern auch beunruhigend, wenn die Polizei in solchen Fällen nicht oder nur halbherzig eingreift. Und ein besonders schales Gefühl bleibt zurück, wenn dann hinterher wieder zur Zivilcourage aufgerufen wird. – Helga Nitsche 

 

Sorgen um unsere Gesellschaft. Es muss jeden Bürger dieses Landes erschrecken, wie sich von den Rändern rechts wie links Gewalt in unsere Gesellschaft hineinfrisst. Demokratie heißt zu diskutieren, Mehrheitsbeschlüsse zu fassen und sie zu respektieren. Egal ob sie einem ins Weltbild passen oder nicht. Seit Jahrzehnten bereits schleicht sich das Gift der Selbstermächtigung in unsere Gesellschaft. Statt weiter für die eigene abweichende Meinung zu argumentieren und damit einen Meinungswandel in der Gesellschaft herbeizuführen, setzen Minderheiten an allen Rändern der Gesellschaft Drohungen und Gewalt gegen Sachen und Menschen ein.

Dieser Trend seit den 60ern scheint sich zu verstärken. Die scheinbare Legitimität, die darin besteht, die Anliegen von Gruppen „in das Bewusstsein der Gesellschaft“ zu tragen, darf eine Demokratie nicht hinnehmen, wenn sie sich nicht selbst aufgibt. Es gibt weder links noch rechts legitime Gewalt. Das gilt im Übrigen auch für „gut gemeinte“ Blockaden und Gewaltaktionen. – Bernhard Frölich 

 

Es reicht jetzt! Frau Hähnig hat vollkommen recht. Alle Versuche seitens der Politik mit Wutbürgern, Querdenkern, Rechtsradikalen usw. im Gespräch zu bleiben und sie wieder mit ins Boot zu holen, sind gescheitert. Am Beispiel Michael Kretschmers in Sachsen kann man das gut beobachten, Frau Hähnig hatte hier schon berichtet („Reden, bis der Arzt kommt“). Es geht weiß Gott nicht nur um unliebsame Corona-Maßnahmen, die bekämpft werden.  Hier geht es um eine für den Bestand unserer freiheitlichen Demokratie sehr gefährlichen Entwicklung und Radikalisierung von Menschen, die man nicht nur mehr unter den „üblichen Verdächtigen“ orten kann.

Mittlerweile kommen Menschen aus dem bürgerlichen Milieu hinzu, die Widerstand gegen den Staat leisten wollen. Ein Staat, der ihnen verdächtig ist, teils auch verhasst. Sie sehen den Staat und seine Repräsentanten als Gegner, als Feinde. Diese Leute haben das Prinzip einer freiheitlichen Demokratie nicht verstanden oder wollen es nicht verstehen. Das Leben in dieser Demokratie ist nicht gleichbedeutend damit, dass der Staat einen ohne eigene Mühen und Verantwortung alle Bedürfnisse zu erfüllen hat, seien sie noch so unvernünftig, irrwitzig und von der Mehrheit der Bevölkerung nicht gedeckt. Die Demokratie ist kein Supermarkt, aus dem man sich nur das herauspickt, was einem gefällt.

Sie ist vielmehr ein „Gemeinschaftsprojekt“ aller und muss immer wieder erneuert und erarbeitet werden. Die Freiheit, die unsere Demokratie bietet, bedeutet nicht eine uneingeschränkte individuelle Freiheit und bedeutet auch nicht, dass alle machen können, was sie wollen und keine Regeln zu beachten haben. Schon gar nicht, wenn dadurch die Freiheitsrechte anderer beeinträchtigt / gefährdet werden. Der Staat hat u.a. die Aufgabe, für ein „geordnetes Zusammenleben“ der Bevölkerung zu sorgen, und dazu ist eine Voraussetzung, dass der Staat das Gewaltmonopol innehat.

Ansonsten herrscht irgendwann das „Recht des Stärkeren“, Anarchie. Fackelaufzüge von Demonstrierenden (so mag ich diese Leute schon gar nicht mehr bezeichnen) vor Privatwohnungen vor Repräsentanten des Staates sind unmissverständliche Drohgebärden und Einschüchterungsversuche. Je weniger staatlicherseits hier eingegriffen wird, je weniger die Akteure solcher „Veranstaltungen“ Konsequenzen zu fürchten haben, desto bedrohlicher wird es für die betroffenen Politikerinnen und Politiker und auch für die freiheitlich Demokratie. Ja, Gewöhnung kann eintreten und zu noch Schlimmeren verleiten.

Die Demokratie muss sich wehrhaft und streitbar zeigen und den Fackelträgern und Co. die Grenzen aufzeigen. Der Schutz der freiheitlichen Demokratie in Deutschland sollte nicht allein als die Aufgabe verstanden werden, sondern als die der ganzen Gesellschaft. Sie muss Verantwortung mit übernehmen. Denn sonst, wie Frau Hähnig abschließend bemerkt, könnten wir wirklich bald erleben, dass sich kaum noch jemand öffentlich politisch äußern möchte, geschweige denn, Politiker werden will. Das kann niemand wollen, wir dürfen diese Menschen nicht im Stich lassen! – Regina Stock 

 

Die Zeit für „Wehret den Anfängen“ ist längst vorbei. Die Versammlungs- und Meinungsfreiheit hat ihre Grenzen da, wo die Würde des Menschen angetastet wird. Politiker/innen im Bund, den Ländern und Mandatsträger/innen in den Kreisen und Kommunen, sowie Ärzte/Ärztinnen, Apotheker/Apothekerinnen und Wissenschaftler/Wissenschaftlerinnen müssen ohne Angst um sich, ihre Familien und Angehörige ihren Verpflichtungen und Aufgaben nachkommen können. Nur reden und entsprechende Ankündigungen, dass der Staat seine Autorität ausüben wird bringt ohne Taten gar nichts.

Die zurückhaltende Art mit der rechten Gesinnung und Gewalt umzugehen sollte nunmehr umgehend beendet werden. Die Augenklappe auf dem rechten Auge muss endlich abgenommen werden. Es kann, besser es darf nicht, sein, dass eine laute, Verschwörungstheorien anhängende, relativ kleine, Minderheit den Kampf gegen das Corona-Virus gefährdet und mit ihren kriminellen Aktionen wertvolle Zeit stiehlt. Hier sind unmittelbare staatliche Sanktionen sofort von Nöten. Die bestehenden gesetzlichen Grundlagen machen dies möglich. Die Politik muss diesen Gesetzesrahmen aber auch ausschöpfen. Wenn nicht jetzt, wann dann? – Felix Bicker 

 

Sachsen ist gerade dabei das Gewaltmonopol des Staates grob fahrlässig aus der Hand zu geben. Eine brisante Mischung aus Querdenkern, Nichtdenkern, Neonazis und sonstigen rechten Mitläufern führt den Staat bei genehmigten und nicht genehmigten Demonstrationen vor. (Die Demo vor dem Haus der Gesundheitsministerin ist doch auch eine nicht angemeldete Versammlung. Anderswo stehen Politiker unter Polizeischutz. In Sachsen nicht?) Und die Polizei steht daneben und tut – nichts. Ganz anders bei Antifa-Demonstrationen in Leipzig. Da wurde hart durchgegriffen. Die Zahl der Polizisten übertraf oftmals die Zahl der Demonstranten. Da drängt sich schon die Frage auf, ob der Polizeipräsident und seine Truppe vielleicht zu rechtslastig sind, um den Rechtsstaat tatkräftig zu verteidigen. – Dietrich Briese 

 

Das Problem des nicht wehrhaften Staates liegt viel tiefer, und hat auch viel früher angefangen. Seit Jahrzehnten wird die Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen (auch wenn es wahrscheinlich zu viele gibt) kaum überwacht. Fallen Verstöße doch mal auf, sind die Bußgelder/Strafen viel zu gering. Durch die Schuld der Politiker gibt es zu wenig Polizei, Staatsanwälte und Richter, mit der Folge, dass die vorhandenen überlastet sind. Das alles hat zur Folge, dass weite Teile der Bevölkerung sich um Gesetze, Verordnungen und Regeln nicht kümmert. Um das zu ändern bedarf es einer radikalen Änderung im Denken zur inneren Sicherheit, und wird lange dauern. – Willy Klein 

 

Bei der auch dank der Medien augenfälligen Präsenz bitte ich bei der Berichterstattung über Rechtsradikale um Angemessenheit. Dabei bediene ich mich einer Analogie von Menschen- und Baumleben. Vergleicht man Bäume und Menschen und versucht man Ähnlichkeiten herauszuarbeiten, betont das Ergebnis neben anderen Zusammenhängen insbesondere den biologischen Bezug.

Der Baum als Lebewesen übernimmt in dieser Form seit Urzeiten die Rolle eines hoch differenzierten und universalen Symbols, in dem Menschen sich in unterschiedlichsten Lebenslagen und Bewusstseinsstufen wiederfinden. Dieses gilt auch für die Fäulnis des Baumes. Eine Art, die Braunfäule – auch Destruktionsfäule genannt – weist eine auffällige Analogie auf. Sie kann auch am lebenden Baum entstehen. Die Ansichten von Rechts- aber auch Linksradikalen können somit wegen ihrer Sinnleere als Destruktionsfäule und damit als natürlicher Prozess bezeichnet werden. Sie verdienen erst dann einen chirurgischen Eingriff, wenn die Fäulnis existenziell wird.

Davon ist unser Land aber weit entfernt. Es sei damit erlaubt zu fragen, warum es deutschen Redakteure ein Anliegen ist, diesen gesellschaftlichen Fäulnisanteil derart überzubetonen und diesem Gesindel eine von ihnen dankbar als Wertschätzung empfundene Anteilnahme zuzubilligen. Eine selbstverständliche und konsequente Überwachung, auch zum Schutz gefährdeter Personen, durch staatliche Behörden eindeutig ja, eine journalistische Überbehütung nein, weil – psychologisch unstrittig – fatal. – Jürgen Dressler 

 

Einzufordern, dass der Staat das tut was seine Aufgabe ist, scheint mit etwas zu dünn. Selbst wenn er das ordentlich machen würde und nicht auf dem rechten Auge blind wäre, wäre er damit doch alleine. Wann gehen denn wir Demokraten einmal auf die Straße um Gegendruck gegen die zu erzeugen, die unsere Demokratie zerstören wollen? Vermutlich zu spät, wenn überhaupt. Wehret den Anfängen. – Willi Krebser 

 


 

 

Leserbriefe zu „Was kostet uns das grüne Leben?” von Uwe-Jean Heuser und Mark Schieritz 

 

Die Energiewende macht vieles teurer. In dem Beitrag kann man nachlesen, dass der Liter Diesel heute 1,55 Euro und damit 50 Cent mehr als vor einem Jahr kostet. Und vielen Haushalten stehe eine Erhöhung der Preise für Gas um mehr als 20% bevor. Solche Preis-erhöhungen seien aber nur ein erster Schritt, denn – so wird eine Wissenschaftlerin zitiert – „die Kostenwahrheit muss ans Licht“. Und das laufe angesichts der Klimaveränderungen auf weiter steigende Preise für Kohle, Öl und Erdgas hinaus. Zu den Strompreisen wird wenig gesagt.

Es bleibt unerwähnt, dass die Deutschen mittlerweile die höchsten Strompreise in Europa zahlen. Das ist schade, denn genau auf diesem Feld kommt ja die vielfach geforderte „Wahrheit ans Licht“. Der Umstieg auf die erneuerbaren Energien verursacht zusätzliche Kosten. Und solange man an dem Grundsatz festhält, dass die „Preise für Energie alle Kosten decken sollen“, ist es nur konsequent steigende Strompreise als richtig zu akzeptieren und mit ihnen zu leben. Natürlich gibt es andere Möglichkeiten, mit den Kosten für den Umbau der Energie-versorgung umzugehen.

Einen solchen Weg beschreitet die Bundesregierung. So wird ab 2022 ein Teil der EEG-Umlage aus dem Bundeshaushalt bezahlt. Die Ampelkoalition will sogar weiter gehen und verspricht, einen „Kompensationsmechanismus zur Abschaffung der EEG-Umlage“ zu entwickeln. Absicht ist es, Wirtschaft und Verbraucher durch günstigere Strompreise zu entlasten, ein politisch gut nachvollziehbares Anliegen. In der Terminologie des ZEIT-Beitrags könnte man jetzt zuspitzen: Während die fossilen Energien durch CO2-Aufschläge mehr und mehr der Wahrheit verpflichtet werden, gibt man den Erneuerbaren durch die Neufassung des EEG, eine „Möglichkeit zu lügen“.

Die Lüge kommt dadurch ins Spiel, dass die Verbraucher nicht mehr alle Kosten der Stromerzeugung bezahlen müssen, sondern einen Teil auf den Steuerzahler abwälzen können. Jenseits aller Polemik ist in diesem Zusammenhang ein Gedanke wichtig: Jede künstliche Verbilligung der Strompreise wird die Struktur- und Anpassungsprozesse in Richtung einer langfristigen notwendigen Reduktion des Energieverbrauchs behindern. Dieser Hinweis verdient vor allem deswegen besondere Beachtung, weil die neue Bundesregierung dem Thema „Energieeinsparung“ ganz offen-sichtlich keinen größeren Stellenwert einräumen will.

So findet man in dem Koalitionsvertrag keinen einzigen Satz zur Dringlichkeit einer Politik zur Einsparung von Energie. Schlimmer noch: Das Wort „Einsparung“ kommt überhaupt nicht vor. Auch die mildere Forderung nach mehr „Energieeffizienz“ findet man nur dreimal; und dann auch eher belanglos (so will man in der Ukraine die Energieeffizienz fördern). Bedauerlicherweise liegt der Beitrag ganz auf dieser Linie. Die Autoren vermeiden es, über die Notwendigkeit der Energieeinsparung zu sprechen und folgen damit dem Zeitgeist. – Dr. Knut Kübler 

 

Der Koalitionsvertrag liegt auf dem Tisch. Aus einigen Absichtserklärungen ist Fortschritt erahnbar. Nicht erahnbar ist die genauso wichtige Finanzierung der Vorhaben. Wie dabei die „schwarze Null“ unberührt bleiben soll, erscheint kreativ aber zugleich als Taschenspielertrick. Die Gesellschaft erfährt nicht, welche ihrer Gruppen wie stark belastet werden. Seit längerer Zeit ist es bereits Normalzustand, dass unangenehme Aufgabenstellungen in die Zukunft verschoben werden (Rente, Migration, Mietpreise etc.). So wird es wohl auch unter der Ampelkoalition bzgl. der Klimapolitik weitergehen. Die Ursachen schwelen weiter, eskalieren, extreme Maßnahmen werden erforderlich, die kaum mehr demokratisch realisierbar erscheinen. – Bernd Müller 

 

Sie beklagen die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze für Kuh- und Hafermilch. Das als Ursache zu benennen, „dass die umweltfreundliche Getreidemilch im Supermarkt ins Hintertreffen gerät“, halte ich für sehr gewagt. Erstens ist kein Händler verpflichtet, den Endpreis an sich ändernde Mehrwertsteuersätze anzupassen. Zweitens gibt es kaum Getreidemilch in umweltfreundlichen
Mehrwegverpackungen, sprich Pfandflaschen.

Drittens war in einem früheren ZEIT-Artikel zu erfahren, dass die Produktion von Hafermilch nur ein Viertel im Vergleich zur Kuhmilch kostet. Der Endpreis liegt aber wesentlich (2-3x) höher. Das liegt nicht allein an der Mehrwertsteuer. Wenn für Lebensmittel „wahre Kosten“ eingefordert werden, sollte das auch dann gelten, wenn der „wahre Preis“ niedriger liegt. Vermutlich könnte auf diese Weise manch ein Bio-Produkt für breitere Käuferschichten interessant werden. – Heiko Reinhold 

 

Klima- und Verkehrspolitik. Das E-Auto, Retter des Klimas! Ganz abgesehen von der ständigen Zelebrierung des E-Autos (mit Ausnahmen), liest man immer wieder Sätze wie: „Am liebsten würde die Ampel … während der Fahrt den Motor wechseln, Verbrenner raus, Elektro rein. Es gibt aber zwei wichtige (andere) Bereiche, in denen es ohne Verhaltensänderungen nicht geht.“ So, so, im Verkehrsbereich geht es also ohne Verhaltensänderungen?! Das E-Auto als Heilsbringer?! Schlichter und naiver kann man sich doch nicht für dumm verkaufen lassen!

1. Laut Koalitionsvertrag soll es 2035 sage und schreibe 15 Millionen E-Autos geben. Bei aktuell 50 Millionen zugelassenen Privat-PKW (Kleinlaster etc. nicht mitgezählt). Angesichts der Infrastruktur, die für den Betrieb der E-Autos notwendig wird, ist die Zahl von 15 Millionen evtl. ambitioniert, aber sicher schlicht und ergreifend nicht zu überbieten. Dieses Ziel kann man als solches also bereits als eine Kapitulation vor der Realität interpretieren. Selbst im günstigsten Fall dürfte der Effekt auf das Klima also klein ausfallen. Laut BMU kommt ein E-Auto 36% besser weg als ein Benziner/Diesel, über den gesamten Lebenszyklus. Beim Austausch von 30% der Privat-PKW wird der CO2 Eintrag aller Privat-PKW also insgesamt um sage und schreibe 10% gesenkt.

Und der günstigste Fall wäre der, in dem alle folgenden Punkte nicht zutreffen. 2. Alle E-Autos fahren dann mit Öko-Strom? Es sieht nicht so aus, als würden wir in absehbarer Zeit 100% Ökostrom erreichen. Jeder zusätzliche(!) Verbraucher wird damit, auch wenn man das nicht wahrhaben will, im wesentlichen Strom aus fossilen Brennstoffen benötigen. Den durchschnittlichen Strommix heranzuziehen führt zwar zum rechnerischen Ziel (von 10%, siehe oben), ist aber irreführend. Denn gleichzeitig wird immer deutlicher, dass der Strombedarf auch in anderen Bereichen, allen voran der Beheizung von Wohnungen, eine immer größere Rolle spielen wird und somit eher steigen als sinken wird. Auch Wärmepumpen arbeiten mit Strom, von Durchlauferhitzern ganz zu schweigen.

3. Rein praktisch: Wie soll denn die Lade-Infrastruktur aussehen? An einem normalen 220V Stromanschluss mit 25A kann ich 100km Reichweite in etwa einer Stunde laden. An einer Ultra-Schnellladesäule mit max. 300kW und einem Auto, dessen Technik das hergibt (oberstes Preissegment), geht das zwar im besten Fall in 5-10 min, aber der Anschlusswert entspricht auch dem von 6-7 durchschnittlichen Wohnungen (45kW). Und in der Stadt, hier in Hamburg, gibt es ein extremes Parkplatzproblem. Selbst wenn man einen Großteil aller Parkplätze mit Ladesäulen ausstatten würde, wäre es schwierig, abends eine Ladesäule zu finden. Und die wäre dann auch über Nacht besetzt, auch wenn die benötigte Ladezeit nur 10 min bis max. 3 Stunden beträgt.

4. Reichweite?! Der Individualverkehr für längere Strecken mit dem E-Auto?! Wie bereits gesagt, 5-60 min laden für 100km, und das dann womöglich zu Autobahnpreisen. Mit 5 oder 10 Ladesäulen an Autobahnraststätten wird es dann wohl nicht getan sein. Und Achtung! Den leeren Akku kann man auch nicht mit einem Kanister nachfüllen, da hilft nur Abschleppen zur nächsten Ladesäule. Das ist in dieser Form vollständig unrealistisch. Natürlich kann man über Wechsel-Akkus nachdenken, doch deren Lagerung stellt sicher eine echte logistische Meisterleistung dar. Allein schon das Gewicht, das bezogen auf die Energiedichte etwa 20 mal so hoch ist im Vergleich zu Benzin, und das will transportiert werden.

5. Kosten. Aktuell und wahrscheinlich auch in Zukunft für eine noch sehr lange Zeit werden E-Autos etwas für (relativ) Wohlhabende sein. Schon allein eine Garage mit Wallbox wäre hilfreich (siehe oben), in Hamburg vielleicht (noch) ab 120 Euro im Monat zu mieten, wahrscheinlich eher deutlich mehr. Und selbst Herr Scheuer hat erkannt, dass wir einen Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos brauchen. Nur leider wird man bei fast jedem gebrauchten E-Auto erst mal den Akku erneuern müssen, und das kostet allein schon mehr als heute ein billiger Gebrauchter kostet. Ein kaputter Akku ist damit schnell ein Totalschaden (deswegen will man seinen Wagen ja loswerden), und reparieren lässt er sich selbst mit Geld nicht. Den Frickler um die Ecke, der mein Auto preiswert am Laufen hält, wird es womöglich nicht mehr geben und in der eigenen Garage geht es schon gar nicht.

6. Ressourcenverbrauch: In kurzer Zeit fahrtüchtige Auto durch neue zu ersetzen kann einfach nicht nachhaltig und Ressourcen schonend sein. Die Verschrottung eines jeden noch reparierbaren Auto hat einen negativen Effekt auf die CO2 Bilanz. Und die Rohstoffe, die alleine für die Akkus benötigt werden, gehen womöglich auch irgendwann zur Neige, auch wenn man hier auf neue Technologien hoffen darf.

7. Und um das Ganze abzurunden, verkünden viele Automobilhersteller den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor. Es sollen also bis 2035 knapp 30% der Privat-PKW durch E-Autos ersetzt werden, aber ab dann auch gar keine Verbrenner mehr produziert werden. Wäre man wohlwollend, könnte man meinen, die Autohersteller propagieren tatsächlich eine 70%-ige Reduktion der Anzahl zugelassener PKW in Deutschland?! Das wäre allerdings in der Tat zielführend.

8. Und nun ein neuer Verkehrsminister, Kommentar eigentlich überflüssig. Es lebe der Diesel. Auch das ist aber nur konsequent, kommt der Diesel ja tatsächlich bei der Ökobilanz auch ca. 10% besser weg als der Benziner (Quelle BMU). Als Fazit lässt sich festhalten, dass das E-Auto natürlich nicht völlig unsinnig ist. Es ist eine neue Technologie, die an vielen Stellen zum Wohle der Gesundheit und auch des Klimas einen Beitrag leisten kann. Eine Stadt ohne Verbrenner ist sicherlich eine tolle Sache. Alles aber eben sehr langfristig, sowohl technologisch als auch psychologisch und sozialpolitisch eher eine Jahrhundertaufgabe. Aber der mittelfristige Effekt auf die CO2 Bilanz insgesamt ist mager und schöngerechnet.

Ohne Verhaltensänderung wird es also gerade hier eben nicht gehen. Nur ein nicht gefahrener Kilometer ist ein guter Kilometer. Nur ein nicht gebauter PKW trägt zum Klima bei. Nur ein nicht auf der Straße geparkter PKW befördert den Fahrradverkehr statt ihn zu behindern. Was wir brauchen ist eine Mobilitätswende, nicht nur eine Technologiewende. Der Individualverkehr wird uns nicht helfen, der massive Ausbau einer Verkehrsinfrastruktur ist angesagt, die den Energiebedarf pro Personenkilometer tatsächlich senkt. Autokonzerne müssen umsatteln, weg vom PKW. Auch öffentliche Infrastruktur braucht passende Fahrzeuge und Technologien.

Aber die kaufen wir dann womöglich lieber bei asiatischen Herstellern?! Denn das Geld, um an der richtigen Stelle zu subventionieren, ist ja bereits ausgegeben, für Sportwagen und 4 Tonnen SUVs (die immerhin über Schnellladetechnik verfügen). Aber gerade beim Privat-PKW wird die notwendige Verhaltensänderung auf deutlich mehr Widerstand stoßen als nahezu alle anderen, notwendigen Änderungen. Denn gerade für meine Generation, und ich nehme mich da nicht aus, ist der PKW so stark mit Freiheit verknüpft wie kaum etwas anderes. Es steht zu befürchten, dass das nichts wird. Und die Angst, hier echte Änderungen zu fordern, ist offensichtlich so groß, dass die Grünen, evtl. sogar gerne, auf das Verkehrsministerium verzichtet haben?! – Rolf Bippus

 

Vielen Dank für dieses inhaltsreiche und kurzweilige Dossier zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit. Ich habe die Mischung aus kritischer Analyse der von der neuen Bundesregierung geplanten Klimamaßnahmen, Berichten zu möglichen Konsequenzen dieser Maßnahmen für Menschen wie Du und ich, und die pionierartigen, klima-protektiven Entwicklungen auf der Ebene Kleinbauer bis Großindustrie mit großem Interesse gelesen. Der grundliegende Tenor für mich: alle, Erzeuger wie Verbraucher, Spitzenverdiener wie Sozialhilfeempfänger, Akademiker wie Arbeiter, wissen längst, dass wir unser Verhalten ändern müssen.

Die Politik, auch die neue Bundesregierung in der gewählten Zusammensetzung, ist (noch) in ihrer Klientelpolitik gefangen und hat deswegen einige, schon jetzt mögliche und notwendige, Maßnahmen unterlassen. Die ökologische Erneuerung muss also auch von unten, von der Basis, kommen. Dossiers wie dieses verbreiten das Wissen über sinnvolle Detaillösungen und machen Mut die notwendigen Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ich würde mir das Green Dossier als regelmäßigen Teil der Zeit wünschen. – Prof. Dr. med. Andreas Günther 

 

Die Frage ist falsch gestellt, denn es müsste eher gefragt werden, was es uns kostet, wenn wir nicht auf ein grünes Leben umstellen, denn wenn sich dies Klimakatastrophe erst richtig entfaltet und irgendwann mal sich verselbständigt (Erreichung von Kipppunkten), dann wird das Leben unbezahlbar. In anderen Worten: Ein grünes Leben ist (egal, was es kostet) alternativlos, solange die sich entwickelnde Klimakatastrophe noch beeinflussbar ist.

Und wenn jetzt jemand einwendet, dass das grüne Leben für die Ärmeren unbezahlbar ist bzw. wird, dann verweise ich darauf, dass – sich in der Vergangenheit fast niemand um die Ärmeren geschert hat (jetzt dienen sie als Ausrede dafür, wieso etwas nicht funktioniert) – die letzten Jahrzehnte, in denen Anpassungsmaßnahmen hätten eingeleitet werden können, vergeudet wurden, so dass die Maßnahmen zur Eingrenzung der Klimakatastrophe nun deutlich drastischer ausfallen müssen als vor Jahrzehnten.

Dabei klingt den Debatten (ähnlich wie die Aussage, dass der „American Way of Life nicht zur Debatte steht“) immer mit, dass das gegenwärtige Wohlstandsniveau der Deutschen quasi als Untergrenze gilt, auch wenn bekannt ist, dass mehrere Erden notwendig wären, wenn alle Menschen ein Wohlstandsniveau (Konsumniveau, Ressourcenverbrauch etc.) wie die Deutschen hätten. Wie man sich nun hinstellen und dreist behaupten kann, dass dies einem Deutschen zusteht (und andere sich dafür einschränken dürfen), verschlägt mir die Sprache, denn daraus hört man eine kolonialistische Einstellung, die mit der Abschaffung der Kolonien überwunden zu sein schien (es aber nie war).

Dass aufstrebende Nationen wie China dem westlichen Modell nacheifernd nach mehr Wohlstand streben, ist vollkommen legitim; insbesondere, wenn die westlichen Nationen keinerlei Anstalten machen, von ihrem Wohlstandsmodell abzurücken und ein alternatives gutes Leben anzustreben versuchen (oder will jemand den Chinesen erklären, dass sie zwar unsere Produkte fleißig kaufen, aber bitte nicht nach mehr Wohlstand streben sollen, weil dann für uns nicht mehr genug übrig ist?). Übrigens: Was ich hier aufgeschrieben habe, ist im Wesentlichen eine Zusammenstellung von Informationen, die ich im Laufe der Zeit gesammelt habe; allein die Schlussfolgerungen, dass es zu „Wohlstandsverlusten“ kommen muss (was ist Wohlstand?

Viel Geld oder ein angenehmes Klima zum Leben?) und Änderungen unseres Lebensstils unvermeidlich sind, dies habe ich in selten bis nie gelesene Klarheit niedergeschrieben, da sich offensichtlich niemand getraut, dies den Menschen zu Sagen. Wenn mir jemand stichhaltig erklären kann, dass ich auf dem „Holzweg“ bin, dann bin ich selbstverständlich bereit, meine Meinung zu revidieren, aber ich befürchte eher, dass es mir wie dem Wissenschaftler ergeht, der vor etlichen Jahrzehnten eine Theorie aufgestellt hat, die in diesem langen Zeitraum nie widerlegt werden konnte, weil stattdessen ständig neue Beweise gefunden wurden. – Würth   

 

Leider lese ich erneut im Beitrag „Was kostet uns das grüne Leben“, dass wir schon bei der Milch für den Kaffee in der Früh ein schlechtes Gewissen haben müssten. Ich bitte Sie hier endlich die Fakten darzustellen: Wiederkäuer gab es schon vor der Industrialisierung und zwar in gleicher Menge wie heute. Schon damals haben sie Methan ausgeschieden. Es gab aber keinen Klimawandel, weil es sich um einen CO2 Kreislauf handelt. Wiederkäuer fressen Gras, das vorher mittels Photosynthese CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen hat, und scheiden einem Teil davon als Methan aus, das nach rund 10 Jahren wieder zu CO2 abgebaut wird. Das ist ein geschlossener, klimaneutraler Kreislauf!  

Zur Hafermilch: das ist eine gute Sache. Es darf aber nicht vergessen werden, dass bei der Produktion von Hafermilch mehr nicht essbare Biomasse als Hafermilch entsteht. Diese kann wiederum von Nutztieren (Schwein, Geflügel, Wiederkäuer) verwertet werden, worauf wir nicht verzichten können, wenn wir alle satt werden wollen! Genauso wenig können wir auf Wiederkäuer verzichten. Da diese in der Lage sind Gras und weitere nicht essbare Biomasse zu verwerten und daraus wertvolle Lebensmittel machen.

Dass dies so ist erkennen Sie allein schon an der Tatsache, dass weltweit mehr als 70 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grasland/Steppe sind und nicht als Ackerland für den Anbau von z. B. Hafer genutzt werden können (in Deutschland ist übrigens mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Grünland). Hafer ist nicht selbstverträglich und kann daher auf einer Fläche nur alle 5-6 Jahre angebaut werden. Zudem liefert er eher geringe Erträge im Vergleich zu z. B. Weizen (in etwa die Hälfte). Idealerweise (und im Ökolandbau zwingend) enthält so eine Fruchtfolge auch Feldfutterbau (z. B. Kleegras).

Diese kann wiederum nur vom Wiederkäuer (und da sind wir dran, zum Teil wohl auch vom Schwein) verwertet werden. Das heißt die Hafermilchproduktion ist auch mit Feldfutterbau verbunden, wenn fruchtbare Böden erhalten werden sollen. Alle diese Zusammenhänge sind zu berücksichtigen, bevor Sie die Kuhmilch zum Sündenbock für den Klimawandel machen. Schuld an der Klimaerwärmung sind nicht die Kühe, sondern der Mensch durch die exzessive Nutzung fossiler Energien, die Trockenlegung von Mooren usw. Daher werden wir den Klimawandel nur kurzfristig bremsen, wenn wir alle Wiederkäuer abschaffen (da dann innerhalb von 10 bis 20 Jahren die Methankonzentration in der Atmosphäre kurzzeitig tatsächlich abnehmen dürfte).

Aber zu welchem Preis? Große Hungersnöte und wohl doch auch zusätzliche Methan bzw. CO2 Emissionen aus dem Abbau der Biomasse, die dann ungenutzt auf den Grasflächen bleibt. Langfristig wird aber nur der Verzicht auf fossile Energieträger den Klimawandel beeinflussen. Das heißt also Verzicht auf Erdöl/Gas insbesondere bei der Mobilität, beim Heizen, bei der Produktion usw. aber auch beim Fleisch, da wir tatsächlich zu viel davon essen. Das heißt aber eben nicht kein Fleisch und keine tierischen Produkte wie Milch mehr zu verzehren, da wir sonst verhungern werden. Ich hoffe diese Zusammenhänge finden endlich Eingang in Ihre Berichterstattung und Sie schaffen es, diese von Ideologien zu befreien und auf den Boden der wissenschaftlichen Tatsachen zustellen. – Stefan Thurner 

 

Es ist schon erstaunlich, wie hartnäckig sich die Idee vom „Dienstwagenprivileg“ hält, wenn es um den Abbau klimaschädlicher Subventionen geht: Für den privat genutzten Anteil von Firmenfahrzeugen ist der geldwerte Vorteil umfassend zu versteuern und es sind Sozialabgaben fällig. Das Finanzamt lässt da wirklich nichts liegen. Die Berechnungsgrundlage geht vom Bruttolistenpreis eines Fahrzeuges aus, bei dem auch die Mehrwertsteuer berücksichtigt ist, egal wie alt das Fahrzeug tatsächlich ist.

Von einem „Steuerprivileg“ kann eigentlich nur jemand fabulieren, der keinen Firmenwagen fährt. Im Gegenteil gibt es heute schon viele Betroffene, die lieber privat zur Arbeit zu fahren, als das Firmenfahrzeug zu nutzen, weil das zu teuer ist. Übrigens fahren neben den Chefs auch alle Außendienstmitarbeiter, viele Monteure und auch mobile Pflege- und Krankenkräfte Firmenfahrzeuge, die sie mit nach Hause nehmen dürfen und damit privat nutzen. Schauen sie doch einfach mal in ihrer Personalabteilung vorbei und lassen sich das „Privileg“ vorrechnen. – Frank Meierhoff 

 

Ein Aspekt der „Energiewende“ ist die Umstellung der Gebäudeheizung von fossilen (häufig Erdgas) auf CO2-freie Energieträger. Ein Blick auf meine aktuellen Strom- und Gaslieferverträge zeigt, dass nach den jüngsten Preisanpassungen eine Energieeinheit Strom ca. viermal so teuer ist, wie eine Energieeinheit Gas (29 bzw. 7,5 ct/KWh). Die in Ihrem Artikel bis 2030 in Aussicht gestellte Reduktion des Strompreises um 14% ist da höchstens der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.

Nun ist diese Betrachtung nicht ganz fair, wenn bei Umstellung von Gas auf Strom eine Wärmepumpe installiert wird, die bei gleicher Leistung deutlich weniger Energie verbraucht (einen Teil entnimmt die (Luft)wärmepumpe der Umgebungsluft). Bei den heutigen Energiepreisen müsste der Energieverbrauch um 75% sinken. Hinzu kommen die Investitionskosten. Zudem sind die vergleichsweise teuren Luftwärmepumpen leider nur für Flächenheizungen (Fußboden und Wand) geeignet. Es wird also …. teuer. – Dirk Hoppe 

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Grün verblasst” von Robert Pausch 

 

Die Bitte um paritätische Besetzung sollten Sie lieber an die Frauen richten. Trotz äquivalenter Chancen (sic!) z.B. auf ein Bundestagsmandat engagieren sich noch immer relativ wenig Frauen in den Parteien. Selbst bei den Grünen haben es Jahrzehnte der offensichtlichen Bevorzugung (Frauenstatut: 50-100% der Listenplätze für Frauen, 0-50% der Listenplätze für die anderen Geschlechter) nicht geschafft, den Anteil der Frauen innerhalb der Partei auf 50% zu hieven.

Für die paritätische Besetzung von Ämtern kommt es nicht auf den Anteil der Frauen in der Bevölkerung an, sondern auch den Anteil der Frauen in der (partei)politisch engagierten Bevölkerung. Artikel wie der Ihre tragen dazu bei, die Frauen zu entmutigen. Eine Ermunterung wäre für das Ziel einer paritätischen Besetzung hilfreicher. Kommen Sie rein, treten Sie ein, in eine Partei, dann haben sie ebenso gute Chancen auf den Bundestag wie jeder Mann!! – Dr. Christian Voll 

 

Sie beschreiben in Ihrem Artikel u.a. den fehlenden Einsatz der Grünen-Spitze für Klimaschutz in den Koalitionsverhandlungen. Interessant wäre nun, wenn es Ihnen auch gelingen würde, die Hintergrunde der extrem steigenden Subventionen für den Autokauf und für die Auto-Industrie zu beleuchten, die vermutlich einen Großteil der vorgeblich klimaschützenden Investitionsförderungen ausmachen werden. Welche der drei Parteien steht denn nun dahinter, dass z.B. die erhöhte Elektro-Prämie nicht planmäßig Ende des Jahres ausläuft?

Nachdem die Zahl der neu zugelassenen E-Autos noch deutlich zunehmen wird, gilt das auch für den jährlich auszuzahlenden Umweltbonus; die Einbußen beim Dienstwagenprivileg werden zudem mit der Zahl der begünstigten Jahrgänge zunehmen. Ich meine, die Grünen-Vorsitzenden manövrieren die Partei mit dem klimaschädigenden Kurs in eine Situation ähnlich der FDP 2013, die ihre Wahlziele verfehlt hatte und deshalb abgewählt wurde. Ob es nun gerade Lindners Absicht ist, die Grünen auf diese Weise zu schwächen, damit die FDP auch in vier Jahren noch als Koalitionspartner benötigt wird, kann man nur spekulieren.

Oliver Krischer hatte sich bereits im Parteiprogramm gegen Klimaschutz eingesetzt, jetzt wird er mit dem Posten eines parl. Staatss. belohnt. Verkehrte Welt. Toni Hofreiter bezeichnen Sie als „Anführer des linken Flügels“. Ich habe von ihm aber wenig zu typisch linken Positionen und Themen wie Gender, Flüchtlinge, Mietrecht oder Vermögensteuer gehört. Die eigentlich linken Flügelleute, denen diese Themen wichtig sind, wie meine Wahlkreisabgeordnete Canan Bayram, haben ihn offenbar nicht wirklich unterstützt. – Joachim Falkenhagen 

 

„…insbesondere sei die Benzinpreisdebatte im Wahlkampf eine einschneidende Erfahrung gewesen…“: Dieser Satz entlarvt, dass Politik auch der Schere im eigenen Kopf erliegt, denn breiten und ernsthaft relevanten Widerspruch kann es da gar nicht gegeben haben: ohne Murren nimmt es die Masse seit Jahren hin, dass der Preis an der Tanksäule typ. bis 12ct täglich schwankt. Und um die vielfältigen Einsparpotentiale bei Fahrweise, -wegen und -häufigkeit weiß jeder, so dass schnell die Gegenargumente verpuffen würden.

Unser Staat verschenkt hier gerade die einfachen Steuermehreinnahmen an die Mineralölkonzerne und versäumt weiterhin die steuernde Wirkung nach dem Verursacherprinzip. Überhaupt sollten wir vielleicht Preisänderungen besteuern: immer die halbe Änderung als zusätzliche Steuer drauf, das würde spekulative Tendenzen schnell dämpfen. – Hans-Jörg von Lücken 

 

Warum wundert es Sie, Dass „GRÜN verblasst“? In der Realität gibt es unterschiedliche Wetterlagen und mal mehr, mal weniger Windstrom wie bspw. 2021. Ebenso fällt ab Ende Dezember 2021 (zu 50 %) und noch einmal ab Dezember 2022 die letzte Stromerzeugung der Kernkraftwerke weg. Es gibt gute Gründe, dass diese beiden Faktoren von 2021 bis 2023 die CO2-Emissionen der Stromerzeugung keineswegs „schön“ weiter sinken lassen. Willkommen in der Realität: Wer regieren will, kann auf Dauer nicht nur „Schönschwätz“ verbreiten!

Am 16. November 2021 war die gesamte Leistung aller Windkraftwerke für 10 zusammenhängende Stunden unter 2,5 % der Kapazität verfügbar. Was, wenn 2030 150.000 MW WKA-Kapazität installiert ist und stundenlang (bei Schneefall, Dämmerung, Bewölkung, … mit PV nahe NULL) nur unter 4.000 MW verfügbar sind. Das reicht gerade aus, um je ein paar tausend TESLAS und VW i4 aufzuladen. Nur als Anregung um über das Ende der Kohleverstromung 2030 nachzudenken: 

Die Zurückhaltung der „Grünen“ bzgl. jährlicher Überprüfung der CO2-Ziele hat zwei Gründe: a) Im Jahr 2021 haben die Grünen die Volatilität der Windkraftwerke erfahren. Statt der erhofften 140 Mrd. kWh jährlich bringt der Wind 2021 rund 20 % weniger tatsächliche Erzeugung. b) Durch die Abschaltung von jeweils drei Kernkraftwerken Ende Dezember 2021 und 2022 müssen andere Quellen jedes Jahr (2022 und 2023) zweimal rund 31 Mrd. kWh ersetzen.

Gäbe es 2022 oder 23 wieder ein mageres Windaufkommen, müssten Kohle- und Gaskraftwerke vor allem im Halbjahr Oktober – März die Stromerzeugung (Erdgasspeicher, Nordstream2?) sichern, was eine deutliche Delle der CO2-Emissionen nach oben geben könnte! Und eine Verdreifachung der Windkraftwerke bis 2030/35 erfordert neben Beton auch weitere energie- und CO2-intensive Produkte sowie riesige Speichersysteme. Die reale Umsetzung ist meistens schwieriger als „schöne Modellrechnungen“! Wenn sie dies alles bisher nicht wussten: Warum hat ihnen das keine ihrer kompetenten Berater*innen gesagt? – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele 

 

Stellen Sie sich vor, man hätte Anton Hofreiter zum Außenminister gemacht?? – Beate Hermann 

 

Wer hätte das gedacht? Die SPD traut sich, einen querköpfigen Wissenschaftler zum Gesundheitsminister zu machen, die Grünen hingegen kneifen und servieren ihren prominentesten Umwelt- und Naturschutzexperten kaltlächelnd ab. Stellt am Ende doch die bessere Partei den Bundeskanzler? Alle reden von künstlicher Intelligenz, und wir kämpfen täglich gegen natürliche Dummheit. – Raimund Poppinga 

 

Leider hat Ihr Artikel die Situation richtig getroffen – die Grünen scheinen Angst vor ihrer eigenen Courage zu haben. Die einmalige Chance für einen Neuanfang und konsequenter Umweltpolitik wurde vermasselt. Christian Lindner hat Recht mit seiner Äußerung, dass deutsche Umwelttechnologie und -verfahren ein Export- und Wettbewerbsschlager werden kann, da weltweit der Weg dort hingehen MUSS. Zudem liefert das Umweltbundesamt mit seiner Statistik (siehe Anhang) die „Munition“, wie mit Abbau aller fossilen Subventionen (zzt. fast 70 Mrd. € !!) genau diese Technik OHNE Steuererhöhung und Schattenhaushalte finanziert werden und ein zweites deutsches Wirtschaftswachstum „geboostert“ werden kann.  – Volker Ollesch 

 

Warum verblasst das Grün? Es fing doch schon mit der Kanzlerkandidatur an. Annalena Baerbock zog die Frauenkarte, zeigte sich mehrmals der Kandidatur nicht gewachsen und blieb bei der Wahl weit unter dem zuvor möglichen Ergebnis. Noch im Wahlkampf stand sie auf den Marktplätzen und rief zur Unterstützung der beabsichtigten Verkehrswende auf. Hier wurde der potenzielle Wähler erneut hinter die Fichte geführt. Verkehr ist nun FDP-Land. Grün hat grenzwertig naiv verhandelt. Höhepunkt aber, wie im Artikel gut beschrieben, war die Ausbootung des Herrn Hofreiter.

Cem Özdemir hätte sich wohl vor ein paar Wochen kaum als Landwirtschaftsminister gesehen. Der Mann ist Außenpolitiker durch und durch. Wieder zog Annalena Baerbock die Frauenkarte, besetzte so das Außenministerium und Hofreiter blieb auf der Strecke. In Zeiten wie diesen sollte GRÜN sich die weitere Heiligsprechung der Frauenquote sehr, sehr gut überlegen. Das Land braucht die Besten an der Spitze. Grün hätte sie haben können… – Michael Zimmermann 

 

Der Mechanismus aus dem geltenden Klimaschutzgesetz, der über Monitoring und Nachsteuerung sicherstellen soll, dass alle Sektoren ihre Klimaziele erreichen, wird durch die Ampel verwässert? Wenn es zutrifft, was Robert Pausch recherchiert hat, dann wäre das ein multipler Skandal. Bei den Grünen: Wofür sind sie Teil einer so genannten Klimaregierung, wenn sie daran mitwirken, bereits in der Großen Koalition erreichte Etappenziele abzuschwächen?

Bei der FDP: In einer Zeit, in der die Steuerung über Kennzahlen als Standard in der sich digitalisierenden Wirtschaft etabliert wird, möchte gerade die Partei, die den Unternehmergeist in die Regierung tragen möchte, hinter diesen Standard in die alten Zeiten der Intransparenz staatlichen Handels zurückfallen? Bei der SPD: Geht man so das größte industrielle Modernisierungsprojekt an, das Deutschland wahrscheinlich seit über 100 Jahren durchgeführt hat, indem man als Erstes das einzige bisher wirksame ehrgeizstützende Instrument zerlegt? – Nicht nur das Grün verblasst! Die ganze Ampel: Außer Betrieb, nur Gelb blinkt. Vorfahrt für die Wirtschaft. Klimaschutz muss warten. – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Hat die Regierung versagt, Herr Gauck?”. Gespräch mit Joachim Gauck, geführt von Martin Machowecz und Jochen Bittner 

 

Dem Bundespräsidenten gebührt Dank für seine klare Meinung im Interview. Angesichts dessen könnte man auf den Gedanken kommen, dass Klarheit und Entschiedenheit bei Personen eher anzutreffen sind, die nicht zur gängigen Riege der Politiker gehören. Die Wortwahl mit den „Bekloppten“ werden ihm die Leser gerne nachsehen, da sie deren Meinung vermutlich zutreffend abbildet. – Dr. Walter Engel 

 

Dass es an Impfangeboten nicht gemangelt hat oder allenfalls in Gebieten mit hohem Anteil an Migranten, wie Herr Gauck behauptet, stimmt für Paderborn und wahrscheinlich auch für viele andere Städte und erst recht Dörfer nicht. Beim Impfzentrum in Salzkotten, das für Paderborn zuständig ist, übers Internet – ein anderer Buchungsweg existierte zeitweilig nicht – einen Termin zu ergattern, war monatelang kaum möglich, und bei jenen Hausärzten, die beim Impfen mitmachen, gab und gibt es immer noch oder schon wieder zum Teil mehrmonatige Wartezeiten.

Zudem ist es für Achtzig- oder Neunzigjährige – nein, die sind nicht alle im Pflegeheim und werden dort geimpft und sie haben auch nicht alle Angehörige, die in der Nähe wohnen und sich um sie kümmern – oder auch für manche Siebzigjährige ohne Pkw nicht ganz einfach, nach Salzkotten zum Impfzentrum zu gelangen. Inzwischen werden zwar auch Impfungen ohne Termin und in Paderborn selbst angeboten, aber wenn man sie wahrnehmen möchte, muss man in der Regel bereit sein, eventuell mehrere Stunden lang bei Kälte und vielleicht auch noch Regen draußen in der Schlange zu stehen.

Niedrigschwellig und hinreichend sind solche Angebote meines Erachtens nicht. Wären die Bürger*innen oder zumindest die älteren Bürger*innen und alle jene Menschen, die bei größeren Unternehmen arbeiten und dort leicht hätten geimpft werden können, gezielt angesprochen worden und hätte man es ihnen wirklich leicht gemacht, sich zeit- und wohnungsnah impfen zu lassen, wäre die Impfquote jetzt wohl deutlich höher. Und bezüglich der Boosterimpfungen ist derzeit ziemlich exakt das gleiche organisatorische Versagen zu beobachten wie vorher bei den Erstimpfungen. – Ulrich Willmes 

 

Klopft man von den Gauckschen Antworten den pastoralen Zuckerguss ab, dann bleiben drei Kernbegriffe stehen: Freiheit, Verantwortung, Führung; Verantwortung erwächst aus der Freiheit, Führung aus der Verantwortung! Als die Mauer fiel, gaben die Ostdeutschen ihre Solidarität der Unterdrückten auf zugunsten persönlicher Freiheiten. Verantwortung zu tragen haben sie kaum erlernen können; die nahm ihnen die Partei großzügig ab! Die Westdeutschen kannten nur die Freiheit, die aber mit den Jahren ihren Glanz verlor.

Die selbstverständliche Bereitschaft, zuzupacken und Verantwortung zu übernehmen, bröckelte mit steigendem Wohlstand! In meinem Beruf als Hausarzt in einer Einzelpraxis musste ich bei jeder Untersuchung und Beratung, bei jeder Unterschrift unter ein Rezept augenblicklich eine Entscheidung treffen und war damit für das Wohl oder Wehe meiner Patienten allein verantwortlich! Mir blieb gar keine Zeit, vorher auf alle drohenden kleinen oder großen juristischen Fallgruben zu achten! Meistens hatte ich ja Glück!

Heute arbeiten Ärzte lieber in Gemeinschaftspraxen, wo Verantwortung sich auf mehrere Schultern verteilt. Bei einem schwierigen Fall werden sie nach gemeinsamer Beratung doch lieber noch ein MRT machen lassen, was die Diagnostik meist nur verzögert und verteuert! Ähnlich verhalten sich Verwaltungen und Politik: niemand ist allein für etwas zuständig, Verantwortung wird hin- und hergeschoben! Dringend notwendige Entscheidungen, die aber juristisch anfechtbar sein könnten, werden erst einmal in einem Arbeitskreis oder einem Ausschuss beraten!

Irgendwann verlassen sie diese Gremien, gewöhnlich verwässert, denn meist einigt man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner! Gerade jetzt aber werden Führung und rasche Entscheidungen schmerzlich vermisst: beim Klimaschutz, bei der Coronapandemie, bei Asyl und Immigration! Der Amtseid, der von jedem, der ihn leistet, hohen persönlichen Einsatz für das Volk fordert, verkommt immer mehr zu einer dahingeplapperten Hohlphrase! – Dr. med. Ulrich Pietsch 

 

Im Interview sagt Herr Gauck: „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die es braucht, sind ja da“. Und Roman Herzog wird zitiert mit: „Wir haben kein Erkenntnisproblem“. Aber die Erkenntnis müsste doch eigentlich lauten, dass wir mit zwei Dritteln Geimpfter und Millionen Genesener eine schlimmere Situation erleben als vor einem Jahr, als niemand geimpft war. Eine weitere Erkenntnis ist doch, dass wir bei einer allgemeinen Impfpflicht alle drei Monate 80 Mio. Menschen mit einem Impfstoff der sog.

„Wuhan“ – Variante, die es schon lange nicht mehr gibt, impfen müssten, um überhaupt einen Wirkungsgrad der Impfung zu erreichen, der für eine Impfpflicht gefordert ist. Die dritte Erkenntnis ist, dass in der jetzigen aufgewühlten Stimmung das Thema Impfkomplikationen fast keine Rolle mehr spielt. Man hat das Gefühl, dass es überhaupt keine mehr gibt! Das PEI hat jedenfalls im Oktoberbericht das Kapitel mit den gemeldeten Todesfällen im Zusammenhang mit der Impfung einfach gestrichen. Ganz nach dem Motto, was man nicht sucht, das findet man nicht.
Vertrauenserweckend sind diese Erkenntnisse nicht! – Dr. med. Martin Krivacek 

 

Den Äußerungen von Herrn Gauck stimme ich in vollem Umfang zu. In der Bewertung des Spaltungsrisikos, das eine Impfpflicht nach sich ziehen würde, möchte ich jedoch noch einen Schritt weitergehen. Die gesetzliche Verankerung einer allgemeinen Impfflicht – in angemessener Ausgestaltung und klar kommuniziert – wird der Polarisierung weitgehend die Grundlage entziehen. Jetzt, nach sorgfältiger Auswertung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Abwägung der Rechtsgüter, ist es notwendig, den bereits bestehenden gesellschaftlichen Konsens durch ein staatliches Regelwerk zu bestätigen.

Quasi die Pflicht zur Impfpflicht. Eine sehr große Mehrheit der Bevölkerung geht schon jetzt großartig mit ihrer Verantwortung für sich und andere um. Deshalb bin ich mir sicher, dass die allgemeine Impfpflicht auf breite Akzeptanz stoßen wird. Sie wird die auf gelegentlich dramatisierter Moralität beruhenden Konflikte zwischen Gegnern und übermotivierten Befürwortern entschärfen. Die Aufgeregtheit wird sich legen. Die Durchsetzungs- und Umsetzungsverantwortung sowie der Umgang mit kritischen Positionen werden im Fall einer gesetzlichen Impfpflicht Aufgaben der Entscheidungsträger in Regierung und Parlament sein. – Gertrud Kirf 

 

Immer wieder verstört mich das absolute Unverständnis gegenüber der relativ kleinen Gruppe der Ungeimpften. Die sind an allem schuld: An der Überbelegung der Intensivbetten, am Stress, dem die Pflegekräfte ausgesetzt sind…….Dabei tragen die Ungeimpften keine Schuld an der Verbreitung des Omikron-Virus, gegen das es noch keinen Impfschutz gibt. Nein, viele derjenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, sind keineswegs Querdenker und Coronaleugner. I

ch kann mir vorstellen – und werde dabei immer wieder durch die Lektüre verschiedener Leserbriefe bestätigt – dass es für Menschen, die in Ihrer Kindheit oder auch später Gewalterfahrungen erleiden mussten, sehr, sehr schwierig ist, sich impfen zu lassen. Von ihnen wird der ständige Ruf nach einer „allgemeinen Impfpflicht“ als ein Akt der Gewalt, diesmal von Seiten des Staates, erlebt, denn der hauchfeine Unterschied zwischen einer „Impfpflicht“ und einer „Zwangsimpfung“ geht ihnen in ihrer Angst und Panik nicht auf.

Wenn es wirklich um die Entlastung des Pflegepersonals ginge, dann hätte schon längst ein Tempolimit auf Autobahnen eingeführt werden müssen. Wie viele Menschen haben infolge des Geschwindigkeitsrausches schwere Unfälle? Wie viele davon landen auf den Intensivstationen? Ein Tempolimit wäre leicht einzuführen gewesen. Stattdessen versetzt man Menschen, die im Leben wahrhaftig schon Schlimmes erfahren haben, in Angst und Schrecken. – Ursula Hoog 

 

Eine solche Pauschaletikettierung ist einer Zeitung mit dem Anspruch der Zeit nun wirklich nicht angemessen. Besser: hat die Regierung Fehler gemacht? Eine Polarisierung verhindert einen vernünftigen Diskurs. – Michael Nelting 

 

„Wir dürfen den Anspruch haben, klarer und deutlicher geführt zu werden“ und „Deutschland braucht eine Impfpflicht, weil der Staat die Bürger zu wenig beschützt hat…“. Hier wird in der Rubrik STREIT Joachim Gauck zitiert, der sich ja schon vor einigen Jahren auf der Münchner Sicherheitskonferenz mehr Stärke (Deutschlands) gewünscht hat.  Am Ende der Seite wird klein auf ein Streitgespräch auf S. 80 verwiesen. Warum nicht gleich auf der nächsten Seite? Ein für mich deutliches Zeichen, dass die ZEIT zwar STREIT großschreibt, aber klein lebt. – Giorgio Zankl 

 


 

 

Leserbriefe zu „Lasst uns endlich mal anfangen zu streiten”. Gespräch mit Claudia Roth, geführt von Ijoma Mangold und Tobias Timm 

 

Man wünschte, die neue Kulturstaatsministerin hätte sich ein wenig mehr Zeit gelassen, um ein substanzielleres Interview zu den vor ihr liegenden Aufgaben zu geben. Vieles bleibt anekdotisch und den biographischen Erfahrungen der eigenen Vergangenheit verhaftet. Konzeptionell Wegweisendes erfährt man nicht. Die Kultur der Plattenläden will Frau Roth vor dem Untergang durch die Pandemie schützen, lese ich Spotify hörend. Über Digitalisierung im Kunst- und Kulturbereich verliert sie kein Sterbenswörtchen.

Zur Erinnerungskultur heißt es: „Erinnern in die Zukunft, nicht um sich in der Vergangenheit aufzuhalten.“ Womöglich losgelöst von der Geschichte? Und für das neue Narrativ der Migrationsgesellschaft fällt ihr ein, dass auch die biographischen Erfahrungen der Menschen mit Einwanderungsgeschichten berücksichtigt werden mögen. Auch das ein alter Hut, hübsch eingepasst in den nationalen narrativen Container. Man erhält keine Vorstellung von der Vielschichtigkeit einer transnationalen und globalen Geschichts- und Erinnerungspolitik der Gegenwart. Stattdessen arbeitet sie sich an einem über 40 Jahre alten Zitat ihres Jugendfeindes Franz-Josef Strauß ab. So viel Vergangenheit war nie. Kultur für die Zukunft. – Rainer Ohliger 

 

Wer wie Claudia Roth im Theater und nicht an der Werkbank groß geworden ist, meint , dass „Kultur systemrelevant und ein Grundnahrungsmittel“ sei. Aber in ihren Entscheidungsgremien sitzen die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht , und für die Festivals haben diejenigen Menschen   keine Zeit, die sich zuerst um die Nahrung auf ihrem Tisch in ihren prekären Wohnsituationen kümmern müssen . Die Kulturstaatsministerin hat ihren Bert Brecht vergessen.

Kultur ist bei uns in Deutschland eine nette Zugabe für große Teile der Bevölkerung geworden, und längst nicht für alle. In Ländern wie Syrien erlebt man, dass die ersten „Grundnahrungsmittel“ Trinkwasser, ein Dach über dem Kopf, Frieden und Sicherheit, Arbeit und ausreichend Lebensmittel sind, erst dann kommt,  wie bei uns in der Nachkriegszeit , das andere, die Moral , die Freizeit und das Leichte. Doch zuvor ,und auch jetzt noch, müssen viele die Ärmel aufkrempeln ! Das scheint mir von der Kulturstaatsministerin in ihrem elfenbeinernen Turm vergessen zu sein. – Alois Lienhard 

 

Claudia Roth gibt sich woke und politisch hochkorrekt, in Sachen Kultur dagegen erstaunlich indifferent. Dass bestimmte Gruppen in kulturellen und gesellschaftlichen Institutionen nicht hinreichend vertreten sind, erscheint dem logisch, der einen Taschenrechner bedienen kann: Man nimmt die Zahl der zu besetzenden Plätze in den Gremien und als Berechnungsgrundlage den Anteil der jeweiligen Gruppe an der Bevölkerung. Bei Transmenschen hieße das zum Beispiel 20000 (hoch geschätzt) zu 83,24 Millionen, gleich 0,024%.

Und siehe da, Millionen Gremienplätze gibt es nicht… Und dann wäre ja auch noch nach der Qualifikation zu fragen, außer es reicht einem der Minderheitenstatus als Ausweis. Bei anderen Gruppen (Schwule) sähen die Verhältnisse „besser“ aus im Sinn von Frau Roth, nur wäre grundsätzlich zu fragen, warum außer den von ihr Präferierten nicht auch chronisch Kranke zum Beispiel zu denen zählen könnten, die nicht hinreichend vertreten sind, und so fort… Letztlich folgt Frau Roth den aufgeregten Meinungsführern des Zeitgeistes, in die Nähe eines eigen, originellen Gedanken kommt sie in diesem quälend langweiligen Interview nicht. – Eckhard Hooge 

 

Wie singt da Udo Jürgens in seinem Lied, das er im Jahre 1977 als Single veröffentlicht hatte: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an, mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran. Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss, mit 66 Jahren, ist noch lang noch nicht Schluss.“ Treu diesem Motto startet nun Claudia Roth nochmals voll durch, vielleicht auch nur, um ihre Altersversorgung etwas aufzupeppen!

Die Sängerin Ina Deter sang da einst im Jahr 1982 von den „Neuen Männern, die das Land angeblich braucht“; wenn ich dann die Ex-„Ton-Steine-Scherben“-Managerin Claudia Roth so als Beispiel heranziehe, dann muss ich mich ganz ernsthaft fragen: „Wie könnte ich diese titelgebende Zeile von Ina Deter, passgerecht auf die Ambitionen von Claudia Roth ummünzen?“! Irgendwie bin ich etwas irritiert, und weiß deshalb auch nicht so richtig, ob ich jetzt als Künstler weinen oder lachen soll!

Wir Künstler strampeln uns in dieser Pandemiezeit voll einen ab, aber mit dieser Kulturstaatsministerin, da ist wahrscheinlich auch nur eine „Verschlimmbesseung“ in dieser schon ziemlich aussichtslos gewordenen Lage zu erwarten! Ich „lachweine“ vorsichtshalber mal gleich richtig los, oder sollte ich es erst mit „weinlachen“ versuchen; probieren geht wohl doch über studieren! – Klaus P. Jaworek 

 

Ich danke für das von Ihnen geführte Interview mit Frau Roth. Dass die Dame Theaterwissenschaften begonnen hatte zu studieren, ist hinlänglich bekannt. Den Abbruch des Studiums nach 2 Semestern so professionell zu begründen, hat mich allerdings überrascht. Dem Ruf folgend, am Dortmunder Theater als Dramaturgin arbeiten zu wollen, interpretiere ich als Verzweiflungstat der dortigen Theaterleitung. Die Einstellung von Frau Roth „Keine Macht für niemand“ halte ich für zweifelhaft.

Frau Roth ist es ja, die Macht erhalten hat und sicherlich auch gebrauchen wird, wie sie im Interview bekräftigt hat. Die Inschrift an der Kuppel des aufgebauten Schlosses erregt ihr ( Frau Roth‘s ) missfallen. Wie wäre es , wenn die Kulturstaatsministerin sich dafür einsetzt, den Schriftzug am Reichstag „ Dem Deutschen Volke“ entfernen zu lassen ? Grüne und linke Politiker haben mehrfach erkennen lassen, dass sie mit Begriffen wie „ deutsch“ und „Volk“ erhebliche Probleme haben. P.S. Wissen Sie , Herr Mangold und Herr Timm, wie lange Frau Roth als Dramaturgin in Dortmund gearbeitet hat ? – Jürgen Lungwitz 

 

Ein interessantes Gespräch. Einige Themen kommen leider zu kurz. Andere werden recht einseitig betrachtet. Durch die Hervorhebung der Unterschiedlichkeit („diversity“) und Eigenheiten immer der gleichen Gruppen und Minderheiten gerät die „diversity“ der großen Mehrheit der Gesellschaft in den Hintergrund. Ist das nicht die Folge einer teilweisen Selbstverleugnung? Letztere gipfelt gelegentlich in der Behauptung, dass es vor 1000 Jahren die Deutschen noch garnicht gab. Dann gab es folglich zu dieser Zeit noch keine Franzosen, sondern nur Sachsen, Friesen, Bayern, Normannen, Burgunder usw.

Welch eine kluge Feststellung. Zur Erinnerungskultur gehören nicht nur die Schattenseiten unserer Vergangenheit. Dazu gehört das Sich-bewusst-Werden“ der ganzen Geschichte, die Erfolge der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen in Europa, die Aufklärung. Die Behauptung, unsere hier geltenden Grundwerte für den Zusammenhalt der Gesellschaft sind ganz wesentlich auf christlich-religiöse Wurzeln zurückzuführen, ist aus meiner Sicht oberflächlich. Die im 17. Jahrhundert beginnende Bewegung der Aufklärung setzte schrittweise Wissen, Vernunft, Gedankenfreiheit und Religionsfreiheit an die Stelle der geistigen Vorgaben der Religion.

Die Aufklärung entwickelte die Idee der Menschenrechte und forderte den gebildeten und selbstbestimmten Menschen, der sich von „Thron und Altar“ befreien konnte und sollte. Das römische Recht und der napoleonische „code civil“ prägten das europäische Recht. Christliche Werte sind die Anerkennung Gottes als Schöpfer der Welt und des Menschen und zugleich als oberste Moralinstanz. Die christliche Religion drohte mit Sittenhaft, Höllenqualen und Teufelsaustreibung und vertröstete die Menschen angesichts ihres Elends auf das göttliche „Jenseits“. Darauf unsere Wurzeln zurückzuführen, entspricht m. E. nicht den Tatsachen.

Mitmenschlichkeit, Gutes tun um des Guten willen, das ist die Ethik der Aufklärung und des Humanismus. Der christliche Spruch auf der Kuppel des Humboldt-Forums: „Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ zeigt den Widerspruch des Christenrums zu unseren Grundwerten und das andauernde Streben der Kirchen, der Gesellschaft ihre Weltanschauung aufzudrängen. Hierüber sollte eine offene, sachliche Debatte geführt werden. – R. Renaux 

 

Eben lese ich das Interview mit Claudia Roth in der aktuellen Ausgabe und freue mich gerade noch, dass mit ihr ein so kreativer und kluger Kopf Kulturstaatsministerin geworden ist. Sehr erfrischend! Aber hach, auch sie versteht den Satz auf der Kuppel des Berliner Humboldt-Forums, über den sie sich beklagt, leider falsch. Wen wundert‘s, wenn sich hier sogar kirchliche Vertreter wegducken und für einen Bibelvers „entschuldigen“. Aber der Satz hat im biblischen Zusammenhang mit Kolonialismus Null zu tun.

Sondern „dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller Knie …“ steht in Philipper 2 und meint den Tag der Wiederkunft von Jesus Christus. An diesem Tag werden sich alle Knie vor Jesus beugen, die Pointe ist: alle Nationen, Herren wie Knechte, denn vor Gott sind alle gleich. Weltoffenheit und universale Menschenwürde haben genau in dieser Gottesvorstellung ihren zentralen Beweggrund. (Mehr dazu aktuell sehr lesenswert bei Tom Holland: Dominion.) Sorry also an alle Fans der Deutschtümelei, aber die verträgt sich mit der Vision eines universalen letzten Wortes von Jesus kein bisschen.

Schlimm genug, dass Freunde der AfD & Co das Humboldt-Forum für sich reklamieren wollen, doch Jesus und Paulus haben sie dabei nicht auf ihrer Seite. Schon klar, die Erwartung von Wiederkunft, Gericht und Schöpfung 2.0 beinhaltet einen steilen Wahrheitsanspruch, aber sie gehört zur DNA des Glaubens dazu. Und sie richtet sich ausschließlich auf Gott, auf Christus, niemals auf menschliche Akteure; schon gar nicht ist sie eine Handlungsaufforderung. Nicht etwa Menschen „bringen“ also andere Menschen dazu, ihre Knie zu beugen. Sondern die Knie beugen sich wie von selbst, wenn klar wird: das letzte Wort über die Welt hat nicht Geld oder Gewalt, sondern das letzte Wort hat genau dieser Jesus, dieser gewaltlose jüdische Messias. – Matthias Clausen 

 

„Lasst uns endlich mal anfangen zu streiten!“: Mit diesem Satz findet Claudia Roth in dem Interview in ein für sie passendes Format, um die Regie übernehmen, die Themen setzen und ihren Überzeugungen Raum geben zu können. Sie verlängert damit ihr stark biographisch bestimmtes Selbstverständnis als Kämpferin für Gleich- und Zugangsberechtigung in das Aufgabenverständnis für das Amt der Kulturstaatsministerin. Sie sagt, es ginge um den Aufbruch in die Wirklichkeit. In eine Wirklichkeit, die viel weiter ist, als die etablierte Kultur wahrhaben möchte.

Eine Wirklichkeit, in der das Unterschiedliche, das Andere Anschluss finden und sichtbar werden soll. Eine Wirklichkeit, die sich nicht weiter durch die elaborierte, manierierte, distanzierte, gekünstelte, leere  Unabhängigkeitsattitüde des etablierten Kulturbetriebs überstrahlen und unterdrücken lässt. Wenn die Ampel auch ein Kulturkampfprojekt ist, dann ist mit Claudia Roth eine Frau in das Kanzleramt eingezogen, die diesen Kampf von zentraler Stelle aus auch in Kenntnis der Feinde unserer Zivilisation – unserer Demokratie und unserer Kultur – aufnehmen wird. Viel Erfolg! – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Das Experiment seines Lebens”. Gespräch mit Benjamin List, geführt von Malte Henk und Andreas Sentker 

 

Es hat mich gefreut zu lesen, dass Herr List darüber nachdenkt, ob und wie man mit künstlicher Fotosynthese die CO2-Emissionen in den Griff bekommen und damit den Klimawandel bekämpfen kann. Es ist meine Hoffnung, dass wir Menschen alle Anstrengungen unternehmen werden, um auch mit Erfindungen und technischen Entwicklungen der Bedrohung entgegenzutreten. Wind- und Solarstrom und E-Mobilität allein werden nicht ausreichen. Ungeachtet dessen müssen wir aber auch ganz sicher unseren gegenwärtigen Lebensstil überdenken und neu bewerten. – Helga Nitsche 

 

Mit großem Vergnügen habe ich Ihr interessantes und aufschlussreiches Interview mit Professor List gelesen. Im Folgenden möchte ich mich kurz zu einem darin geäußerten Aspekt äußern, nämlich zu Professor Lists Wahrnehmung, dass Ideen zu einem kämen: Geistesblitze, die zu Entdeckungen oder Erfindungen führen, den kleinen, wie den großen, treffen die Betroffenen gerne, wenn sie entspannt die Gedanken schweifen lassen, zum Beispiel unter der Dusche oder beim Joggen.

Und plötzlich schießt ein „warum machen wir das nicht eigentlich so?“ ins Hirn. Professor Lists bescheidenes „Man hätte meine Entdeckung auch in den Achtzigern machen können. Vielleicht sogar müssen.“ müsste jeder Patentprüfer als unzulässige ex-post Analyse zurückweisen: Gerade, weil die Lösung so trivial erscheint, wenn man den Weg dahin kennt, dieser Weg aber trotzdem vorher von niemand erkannt wurde, ist die Lösung aller Ehren würdig. Das hat auch das Nobelpreis-Komitee so gesehen. Genialen Ideen wohnt eine natürliche Schönheit inne. – Dr.-Ing. Franz Ulrich Häusler 

 

Ach du liebe Zeit, den Omnibus würde ich gerne sehen, mit dem August Kekulé 1855 durch London gefahren ist! Der fuhr nämlich erst ab 1895. Kekulé hatte die Eingebung, als er im Sessel am Kamin saß und versonnen in die Flammen blickte. – Irmgard Baden 

 

Was für ein Mensch: Kreativ, bunt, dabei nachdenklich – weil er antiautoritär erzogen wurde? Ich glaube nicht. In der Antiautoritären Erziehung waren die Kinder häufig sehr allein gelassen. Er aber hatte eine große Familie mit natürlichen Autoritäten. Erziehen ist Vormachen. Wenn das gelingt, braucht es keine autoritären Erziehungsmethoden. Was mich besonders fasziniert, ist seine Begeisterung für die Rückgewinnung des Co2 und der Wille, einen Weg zu finden, dieses sinnvoll zu verbrauchen. So wird aus der Bedrohung durch die Klimakrise eine Herausforderung. – Dr. Ursula Augener 

 

„Ich mache das was meine Leidenschaft ist“. Benjamin List sagt in Ihrem Interview diesen Satz, der mich schon sehr lange begleitet und fasziniert. Fasziniert, weil Menschen mit einer Leidenschaft faszinierend sind. Sie brennen für eine Idee, eine Philosophie oder eben für die Chemie. Sie können sich auf Grund ihrer Leidenschaft in ein Thema vertiefen, sich festbeißen und sich auf die Suche begeben bis eine zufriedenstellende Lösung gefunden ist. Bestenfalls wird die Lösung applaudiert und wahrgenommen.

Aber was würde Herr List raten, wenn Menschen keine Leidenschaft bei sich entdecken können, danach suchen und immer unglücklicher werden, weil die Suche erfolglos bleibt? Es ist ein Geschenk eine Leidenschaft zu erkennen und ausüben zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch zum Nobelpreis und zur gelebten Leidenschaft. Ich habe das Dossier als Nicht-Naturwissenschaftlerin begeistert gelesen und außer meinem oben genannten Lieblingssatz noch vieles mehr mitgenommen. – Daniela Schäfer 

 

Herzlichen Dank für das wunderbar vergnügliche Interview mit dem Nobelpreisträger Benjamin List. Der Blick auf seinen Beruf, seine Familie, seinen Lebensweg offenbart einen überaus empathischen und sympathischen Wissenschaftler. Menschen wie er sind prädestiniert dafür, der Wissenschaftsskepsis Paroli zu bieten. – Willi Mößel 

 

Zu Benjamin Lists „Zebrafisch“ eine Ergänzung: Ich glaube nicht, dass dem Chemie Nobelpreisträger nicht bewusst ist, dass in der Fotosynthese nicht CO2, sondern Wassermoleküle gespalten werden! Da wäre eine redaktionelle Bearbeitung durch die Autoren Henk und Sentker gut gewesen. Das CO2 wird in der Fotosynthese mithilfe des bei der Wasserspaltung freiwerdenden Wasserstoffs zu Zucker reduziert. Der von der grünen Pflanze abgegebene Sauerstoff stammt also aus den Wassermolekülen – nicht vom CO2! Das ist Biologie-Grundwissen Klasse 10!

CO2 zu spalten wäre eine „einfache“ Umkehrung der Verbrennung von Kohlenstoff – das ist nicht Fotosynthese, aber natürlich trotzdem interessant, wenn die Reaktion mithilfe eines Katalysators beschleunigt und die erforderliche Energiezufuhr z.B. aus dem Sonnenlicht gewonnen werden kann. Der anfallende Kohlenstoff könnte – natürlich klimaneutral! – verbrannt werden. Das Kohlenstoff-Deponie-Problem ist also keines. Man hätte einen Brennstoff gewonnen, vergleichbar mit der Nutzung von Holz, Ethanol oder anderen nachwachsenden Rohstoffen. – Kilian Rinne 

 


 

 

Leserbriefe zu „In der Schwitzhütte” von Bernd Ulrich 

 

In dem Artikel beklagen Sie unter der Überschrift „Personal“ (m.M. sehr zu Recht): „…bei der Besetzung der Ministerien wurde regionaler und Links-rechts Proporz zu oft wichtiger genommen als Qualifikation und Ausstrahlung.“ Unter der nächsten Überschrift „Verschiedenheit“ schreiben Sie: „Dabei würde es dem Regieren möglicherweise guttun, wenn Menschen im Kabinett säßen, die zu Ausland, Herkünften, Geschlechtern oder Sexualität verschiedene Zugänge haben.“ Ja, wunderbar!

Man kann Ihre Aufzählung durchaus auch erweitern. Aber wo bleibt an dieser Stelle Ihre Forderung nach Qualifikation und Ausstrahlung, oder sagen wir einfach Kompetenz? Naturwissenschaftliches Grundwissen und/oder ein Realschulabschluss alleine kann es ja nicht sein. PS: Zwei Fragen noch: Migrantinnen sind doch auch Frauen, oder warum subsumieren Sie nicht? Woraus schließen Sie, dass Herr Merz Identitätspolitiker ist? PPS: Ihre pointierte, leicht ironische Schreibweise, die trotzdem eine klare Meinung ausdrückt, tut gut! – Michael Kluge 

 

Siehe da, die „Ampel“ legt sich ganz schön ins Zeug; die tun was! Die grüne Außenministerin düst mit dem CO2-Jet durch die EU während unser oberster GesundheitsKarl im Impfstofflager nach der Haltbarkeit der Impfstoffe schaut; zum „Abendbrot“ sitzt der dann wieder, na wohl schon, ja, in einer Talkshow! Der FDP-Chef macht einen Kassensturz nach dem anderen und unser Neu-Kanzler bereitet die Impfpflicht vor und stimmt uns jetzt schon, nein nicht auf das Weihnachtsfest ein, sondern auf die vierte Impfung vor. Was uns noch fehlt ist ein griffiger Name für diesen vierten Schuss! – Klaus P. Jaworek 

 

Zur Berichterstattung über den Regierungswechsel kommen mir die folgenden Gedanken: Wir haben eine neue Regierung. Einen neuen Kanzler, neue Ministerinnen und Minister. Wie wir in den Medien beobachten, lief alles entspannt ab. Ehemals Verantwortliche übergaben ihren Stab freundlich an die Neuen. Ich kenne Länder, in denen es bei einem Regierungswechsel Tumulte auf den Straßen gibt, Parlamentsgebäude gestürmt werden. Hier lief die Amtsübergabe harmonisch ab. Im Rahmen der Kanzlerwahl gab es Dankesreden für die scheidende Regierung. Abgeordnete erhoben sich und drehten sich klatschend zur Besuchertribüne.

Die Alt-Kanzlerin beobachtete das Geschehen von dort aus, weil sie nicht mehr Mitglied des Bundestages ist. Ich hoffe, das alles sind Zeichen, für einen neuen, vor allem respektvollen Umgang miteinander. Natürlich soll im Parlament weiter leidenschaftlich und emotional für die Sache diskutiert und gestritten werden. Es muss allerdings der Sache angemessen und nicht überheblich geschehen. Ich wünsche der neuen Regierung in dieser dunklen Pandemiezeit einen guten Start! Der Auftakt ist auf jeden Fall gelungen… – Achim Bothmann 

 

Ich frage mich: macht man da womöglich den Bock/in, die Baer-Böckin zum Gärtner? Frau Baerbock zur Außenministerin zu machen, grenzt für mich an Wahnsinn. Eine Frau, die via Quote zu diesem Amt gekommen ist und leider über keinerlei diplomatische Erfahrung verfügt, soll nun Deutschland in der Welt repräsentieren. Eine auf Lügen und Un/Halbwahrheiten aufbauende Schrift/Buch/Biographie hat diese Frau entlarvt. Realpolitik bedeutet, Sachverhalte in anderen Ländern und Kulturen zu akzeptieren, die im Widerspruch stehen/können zu unserer freiheitlich-demokratischen.

Grüne sind für mich per se realitätsfern in ihrem überhöhten Moralanspruch, den sie meist selbst gar nicht einhalten können, weil diese ökologische Selbsterhöhung so gar nicht umgesetzt werden kann. Die Moralischten sind die Schlimmsten, sagte schon Nietzsche. Was ist, wenn Frau Baerbock in ihrer Naivität Länder und Regierungen wie die chinesische in einer Weise vorführt, dass Deutschland da echte Probleme bekommt und hier Jobs verloren gehen, weil sie die Tragweite ihrer grünen Selbstgerechtigkeit nicht überblickt – mangels Wissens und Erfahrung und gar Besserwisserei und Selbstüberschätzung wie auch Arroganz? 

Erstes Beispiel ist Nordstream II: das ist ein Industrieprojekt, dass auf Planungs- und Rechtssicherheit aufbaut. Man kann das nicht einfach stoppen, auch wenn Europa da Möglichkeiten hat (kein Gas durchleiten), wenn Russland unter Putin andere Länder (Ukraine) unter Druck setzt. Das Eine tun ohne das Andere zu lassen. Ich bin entsetzt, dass nicht Erfahrung und Kompetenz im Vordergrund der Vergabe von Ministerposten steht, sondern nur Geschlecht und Parteibuch. – Sven Jösting 

 

Wenn der Hund mit der Wurst übern Eckstein springt und in der Schwitzhütte einen Frosch verschlingt – dann hat mal wieder Herrn B. Ulrichs Feder konfligierend gekratzt, dabei anwalterisch im Nirgendwo (vielleicht in einer metaphysikalisierten indianischen Schwitzhütte?) Riefen gezogen, unbemerkt von einer kränkelnden (hä?) Bevölkerung am Grill. Von 10 Handicaps will Herr U. erzählen, eines kann er sofort überwinden: mit Beiträgen aufhören.

Es ist so: Hern U´s Beiträge finde ich nicht erst seit heute hohl wie ein zusammengerolltes Buch. Dann lieber noch mehr Seitenverbrauch für Foto und Grafik (meistens gut bis sehr gut, nebenbei). War es aber Ihre Absicht, mit diesem Halbseiter eine neue Rubrik „Scherz, Satire und Sonnentanz rund um Tipi und Schwitzhütte“ aufzumachen, freue ich mich schon auf die künftigen Beiträge interessanter Autoren. – Bernd Diesel 

 

Wie 2021 war der Regierungswechsel 1998 geprägt von Aufbruchs- und Modernisierungsrhetorik. Die ZEIT-Ausgabe vom 29.10.1998 war vollständig von dieser Euphorie erfasst. Beim jetzigen Wechsel dominieren in der ZEIT eher Realismus und Skepsis. Bernd Ulrich spricht von zehn – immerhin überwindbaren – Handicaps. Am Anfang steht das „Tempo“. 1998 war die Arbeitsmarkt-Reformdruck groß (Oskar Lafontaine hatte über den Bundesrat die Kohl-Regierung erfolgreich ausgebremst). Heute ist der Handlungsdruck in den Bereichen Ökologie, Umbau der Ökonomie und Gesundheit umso größer (die Große Koalition hatte sich selbst ausgebremst).

Doch erst nach einer langen Findungsphase, dem Elbhochwasser im August 2002 und dem Hygienefaktor Olaf Scholz als damals neuen Generalsekretär gelang in der Verlängerung ab 2002 das große Reformprojekt der Agenda 2010. Katastrophen und großen Krisen sind die Geburtshelfer unserer Zeit. Fatal: Es muss erst schlimm genug werden, bevor sich mit schmerzhaften Einschnitten etwas ändert. So endet der Artikel von Bernd Ulrich vielsagend mit „Fleisch“. Bitte keine tiefen Einschnitte! Maß und Mitte sollen weiter regieren! … Es ist wohl noch nicht schlimm genug. Das nächste Hochwasser, die nächste Dürre, die nächste Coronawelle kommt bestimmt. – Reinhard Koine 

 

Die Ampel-Koalition nimmt Fahrt auf. Wer den Menschen in Deutschland zukünftiges Wohlergehen gönnt, der muss auf den Erfolg der Ampel-Koalition setzen: Drei Parteien ziehen im Bundestag am gleichen Strick – eine Weiterentwicklung der deutschen Demokratie. Eine erfolgreiche Umsetzung des anspruchsvollen Ampel-Koalition-Vertrags setzt kompetente, erfahrene Ministerinnen und Minister im Bundeskabinett voraus: In erster Linie Bundeskanzler Olaf Scholz. Einige – wichtige – Ministerposten sind mit überzeugenden Persönlichkeiten besetzt: so das Finanzministerium, das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das Arbeits- und Sozialministerium wie auch das Gesundheitsministerium.

Eher problematisch erscheint mir die Besetzung des Innenministeriums wie des Außenministeriums. Frau Innenministerin wird sich in vielen Fällen mit dem Finanz-, dem Gesundheits-, dem Wirtschafts- oder dem Arbeits- und Sozialministerium absprechen müssen. Bezüglich des Außenministeriums wird sich wohl die gleiche Regelung einpendeln, wie dies in der Ära Merkel der Fall gewesen ist: Der Bundeskanzler bestimmt in großen Zügen die deutsche Außenpolitik und damit im Großen und Ganzen – in Absprache mit Frankreich – auch die EU-Politik. Die Außenministerin wird eher die Details ausgestalten. Ich hoffe, dass die nicht so kundigen Ministerinnen und Minister sich von den erfahrenen Kollegen beraten lassen: Zum Wohle Deutschlands! – Jürg Walter Meyer

 


 

 

Leserbriefe zu „Muss es immer Kaviar sein?” von Elisabeth Raether

 

Vielen Dank für diesen wunderschönen Text! Das Interview dazu finde ich auch super. Ich denke, es wird viel zu selten gelobt, ich musste es auch mal lernen, und die JournalistInnen werden gerade zu oft beschimpft. Ich finde Ihre Texte im Allgemeinen sehr gut, egal, ob es sich um die letzten élucubrations von Marine Le Pen oder um den Genuss geht. Sie gehen in die Tiefe, ohne eine gewisse Leichtigkeit zu verlieren, einfach großartig! Schade übrigens für den Herren Siebeck, dass er am Genuss von „radis à la croque-au-sel avec du beurre et du pain frais“ vorbei gelebt hat. Es war bei uns zuhause bei Angoulême immer sehr eine beliebte Vorspeise. – Alain Sourrouille 

 

Ein Genussmittel der besonderen Art – nach der Rezeptur von E. Raether. Die Zutaten: persönliche Eindrücke, statistische Informationen, kulturhistorische Betrachtungen, anekdotisches rund ums Kulinarische, ein Stückchen Globalisierung gewürzt mit einem guten Schuss (Küchen-) Philosphie und pikanter politischer Analyse. Auf solch ausgewogene Kost möchte ich auch künftig nicht verzichten! Kompliment! – Ulrich A. Fay

 

Ihre Kochkolumne lese ich schon lange, und häufig als erstes im Zeit-Magazin. Was mich freut, ist wie leicht Sie das Kochen machen, ohne dass die Rezepte banal sind. Viele probiere ich, nicht alle, und inzwischen habe ich ein paar Lieblinge dabei. Meine erste kulinarische Entdeckung war, den Unterschied zwischen der Küche meiner Großmutter, bei der ich bis zum Ende der Grundschule gegessen habe, und der damaligen Küche meiner Mutter, die in Vollzeit gearbeitet hat, zu schmecken. Meine Großmutter hat einen Schrebergarten bewirtschaftet, und daraus das Gemüse verwendet, meine Mutter hat die Erbsen und Karotten aus der Dose gewärmt.

Es war zu sehen, aber nicht zu schmecken, dass es dasselbe Gemüse ist. Als Erwachsene war Kochen für mich eine Arbeit, die möglichst effizient, trotz Gartengemüse, erledigt werden musste, um Kinder so zu ernähren, dass sie abwechslungsreich und gerne gegessen haben. Ist nicht immer gelungen. Jetzt liegt das schon einige Zeit hinter mir, ich habe verschieden Kochbücher benutzt, Rezepte gesammelt und nachgekocht. Dauerhaft begleitet hat mich aber Ihre Kolumne. Nach und nach habe ich andere Gewürze und andere Kombinationen und überhaupt andere Zutaten kennengelernt. Nicht immer habe ich den Kniff gleich verstanden.

Z.B., wie wichtig bei der Steckrüben-Apfel-Pfanne das richtige Mengenverhältnis von Äpfeln, Steckrüben u. Rosinen ist. Ich koche inzwischen wieder gern, ich weiß, ich muss keine fein ziselierten, arbeitsaufwändigen Gerichte nachkochen, sondern kann auch in kurzer Zeit und mit überwiegend einfachen Zutaten etwas kochen, das etwas Besonderes hat. Soweit die Entdeckungen und der Genuss. Ich esse selten Fisch oder Meeresfrüchte. Sobald ich anfange, daran zu denken, wie der Zustand von Meeren ist, wie es steht um Fangflotten und Raubfänge, um Massentierhaltung in der Fischzucht, verzichte ich meistens auf Fisch.

Ich denke an Qualität, an Rückstände, an Umweltschäden, an Zerstörung von Lebensraum und Tieren, und mich gruselt. Ich frage mich, ob irgendetwas besser würde, wenn nicht nur wir, sondern viele Leute, die es sich aussuchen können, auf Fisch verzichten oder die Auswahl zumindest ändern und stark reduzieren, und hier kommt die Moral ins Spiel. Was leider nicht weiterhilft. Ich höre, welche Gedanken sich meine Kinder in ihrem Haushalt über Lebensmittel machen: Tomaten, aber nicht aus Spanien, Milch, aber dann Hafermilch, und finde es kompliziert, einzukaufen.

Also, wie Sie schreiben, das Normale gibt es nicht mehr, da haben wir unsere Unschuld verloren. Möglicherweise bin ich Ihnen dankbar, weil Sie vordenken, durch Ihre Auswahl die Sicht verändern, und die Ernährungsfrage für mich immer wieder unkompliziert und übersichtlich machen. Sie vermitteln mir den Genuss am Kochen und Essen. (Es muss nicht der Steinbutt sein.) Vielen Dank dafür. – Edeltraud Gross 

 

Elisabeth Raethers „Anleitung zum Genießen in schwieriger Zeit“ geht auf eine wichtige Frage ein: Darf man genießen, sich freuen, glücklich sein trotz all des Unglücks in der Welt? Ja, ich schätze, man muss es sogar (wenn einem danach ist), sonst könnte eines Tages in Vergessenheit geraten, dass das Lachen und das Glück unabdingbar zum menschlichen Leben gehören. Man muss den Schäfflertanz nicht nur alle paar Jahre als Touristenattraktion aufführen. Jeder ist gefordert, seinen Einmann(frau)schäfflertanz mit wilder, grimmig-grinsender Gebärde zu tanzen, Tag für Tag.

Wie sagte doch Rabelais: „Für all eure Leiden geb’ ich euch Lachen.“ Und die wunderbare Sibylle Mertens-Schaaffhausen empfand es als Trost, dass es Glückliche gibt: „denn welcher Unglückliche ertrüge wohl das gequälte Leben, wenn er nicht den Sonnenschein des Glücks in anderen erblickte! Ich habe nie Gott so innig gedankt für eine mir gewordene Freude, als ich es tue, wenn ich einen Glücklichen sehe: denn er bringt Trost für alle.“ – Ludwig Engstler-Barocco 

 

Gleich zu Anfang. Ich konnte den Siebeck noch nie leiden! Der war so was von abgehoben! Man sagt sogar, er habe in Belgien einmal Ratten gegessen! Zu den Radieschen. Ich mag sie eigentlich nicht, weil sie mir zu scharf sind. Meine Frau kauft gelegentlich welche und damit sie nicht welk und schrumpelig werden, legt sie diese in Wasser, was für mich bewirkt, dass sie auch noch wässrig schmecken. Meine Frau darf sie dann alle alleine essen. Aber, ich werde ihrem Tipp folgen, so einen roten Zwerg in der Mitte teilen, in Butter stecken und mit Salz bestreuen. Ich bin gespannt. P.S. mit Ihnen am Tisch würde ich ganz bestimmt nicht einschlafen! Allerdings bin ich auch ein paar Jahre jünger als der damalige Herr Siebeck! Volker Krause 

 

Dankeschön für den tollen Beitrag. – Renate Storch 

 

Ich bin so berührt von Ihrer „Anleitung“, dass ich mich sofort an den Rechner setzen und Ihnen schreiben muss. Sie haben meine wirren vegetarischen Gedanken so präzise zu Papier gebracht! Vielen Dank dafür. Ich möchte noch ein paar – ganz sicher politisch nicht korrekte (was ist das eigentlich?) – Sätze anfügen: Das in unserem Land existierende Anspruchsdenken widert mich an. Sie haben es so schön beschrieben. Früher gab es auch mal Fleisch. Und davon hat man dann noch bis zur Mitte der kommenden Woche gegessen.

Ich bin Jahrgang 1964 und kann mich noch genau erinnern. Zwei Millionen Tiere werden an einem einzigen Tag geschlachtet….. Das ist so unvorstellbar und es würgt mich gerade sehr. Was denken wir uns eigentlich außer ganz offensichtlich nichts? Wer sind wir bzw. glauben wir zu sein, wenn wir das zulassen? Ganz abgesehen von gesundheitlichen Schäden. Wir haben ständig die Möglichkeit, „nachzuladen“. Ohne Hungergefühl versteht sich.

Die Kinder werden immer fetter, weil es die Erwachsenen auch sind. Dabei geht es SEHR GENUSSVOLL ganz anders. Ein Schlag ins Gesicht derer, die nichts oder nur sehr wenig haben. Ich wünsche mir einfach nur mehr Bewusstsein bei Essen, beim Zubereiten, beim Umgang mit unseren Mitgeschöpfen. Neulich habe ich einen schönen Spruch auf einer Einkaufstüte gelesen: Not the same, but equal. Ist das wirklich zu viel verlangt? Demut. Das ist auch ein schönes Wort, das leider viel zu selten gedacht und gebraucht wird. – Annette Haagen 

 


 

 

Leserbriefe zu „Der letzte Tanz” von Luisa Thomé 

 

Wunderbar, dafür liebe ich die „Zeit“! Zuerst habe ich mich ein wenig gewundert, warum dieser Artikel im Politik-Ressort erschienen ist, aber genau dort gehört er hin. Ein sehr aufschlussreicher, erfrischender und berührender Einblick in das, was für viele junge Leute immens wichtig ist und doch so oft als vermeintlich hedonistischer Luxus verwöhnter Großstadtkinder abgewertet wird. Für mich berührt der Text die Frage „Wie wollen wir eigentlich leben?“, obwohl sie nicht explizit gestellt wird. Und den kopfschüttelnden Oberstudienrät*innen (von denen ich selbst eine bin), die gegen solche vermeintlich oberflächlichen Artikel in „ihrer“ Zeit protestieren, kann ich nur zurufen: „Kommt aus eurer Blase und tanzt!“ – Tina Fremuth 

 

Warum bietet die ZEIT einer jungen Frau eine ganze Seite im Politikteil, um in einem völlig niveaulosen und der Situation unangemessenen Beitrag ein Selbstportrait zu zeichnen, das sie als eine gelangweilte, oberflächliche aber offenbar wohlsituierte, gedankenlose, selbst- und vergnügungssüchtige Alkoholgefährdete darstellt? Vermutlich, um vermeintlich jüngere Leser zu gewinnen. Das wirft zwei weitere Fragen auf. Erstens: Macht das die Verärgerung von Stammlesern wett, die bislang meist einen Mindestanspruch an Qualität gewohnt sind? Zweitens: Was für ein negatives Bild muss man von der jungen Generation haben, wenn man meint, sie mit solchem Trash ködern zu können? Anbiedern ist cringe! – Ulrich Kettner 

 

Warum muss ich so einen Mist in Der Zeit lesen. Wovon bezahlt die Dame die ganzen Taxen? Fazit: überflüssig. – Heidi Lewis 

 

Der Berliner Senat verhängt ein Corona-Tanzverbot. Das wird Discobetreiber nicht erfreuen. Ist das Tanzen zu Hause auch verboten, selbst mit Maske?  Und wer soll das alles kontrollieren? Vielleicht eine Tanzpolizei? – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbriefe zu „Batterien aus Stein” von Heike Buchter 

 

Neue Techniken können bei „Der Energiewende“ helfen. Leider warf der Artikel „Batterien …“ bei mir einige Fragen auf. Grundsätzliche Empfehlung: Bei Angabe von „Billionen“ mit angeben, ob die Quelle aus den USA oder aus Kontinentaleuropa stammt: Dort wird unterschiedlich „gezählt“; oder noch besser die Angabe in Zehnerpotenzen (Exponent = Anzahl der NULLEN nach der EINS). Falls die Modellrechnungen mit 2,5 BILLIONEN Watt aus den USA stammen, wären dies nach amerikanischer Zählweise 2,5·109 Watt = 2.500 MW, was gut einem Viertel der in Deutschland installierten Pumpspeicherkapazität entspricht.

Dann wäre die nachfolgende Be-wertung der Autorin um Größenordnungen falsch. Oder es entspricht kontinental-europäischer Zählweise: Dann bräuchten wir nur noch die massenhafte Freigabe für „Fracking-Bohrungen“ und dann dummerweise sehr viel Platz, Stahl und Zement bis 2040, um ein derartiges System zu installieren. Dumme Frage am Ende: Ist dieses „neue System“ ein Perpetuum mobile mit ewig laufendem „Kreislauf“ oder woher kommt die Energie als Antrieb? – Prof. emer. Dr. Wolfgang Ströbele 

 

Die US-Reportagen von Heike Buchter sind stets lesenswert, doch die über unterirdische Energiespeicherung enthält Fehleinschätzungen, die bona fide von Quidnet übernommen wurden. Der Bedarf an unterirdischer Energiespeicherung wird zunehmen, ohne sie käme es bald zu Stromsperren, doch die Quidnet-Ingenieure scheinen die Reaktion von Fels auf eine Injektion von Wasser nicht hinreichend zu verstehen. Damit werden zwar Risse erzeugt und geweitet, doch dabei einsteht Seismik und es kann (wie beim Fracking zur Gewinnung von Öl oder Gas) zu Ausbrüchen kommen.

Nach Öffnen der Ventile kommt zwar Wasser hoch, doch nicht durch elastische Rückfederung von Fels, sondern durch dessen Absenkung im Schwerefeld. Weil Fels auf einen Zyklus von Einpumpen und Herauslassen überwiegend anelastisch reagiert, ist der Wirkungsgrad erheblich geringer als 70 bis 75 Prozent, wie Quidnet behauptet. Reservoir-Ingenieure wollen möglichst viel Öl oder Gas gewinnen und neigen dazu, Naturgesetze zu ignorieren.

Obama schreibt in seinem jüngsten Buch, dass sich der Chef von BP nach dem Ausbruch im Golf von Mexiko als inkompetent erwies, und dass erst sein Energieminister (vorher Chef von Lawrence Berkeley) eine funktionierende Blockierung vorschlug. Geldgeber wie Gates oder Bezos sehen Gewinnmöglichkeiten mit unterirdischen Energiespeichern, können sie aber physikalisch nicht beurteilen. Die Ampelkoalition sollte es besser machen, davon ist nur leider noch nichts zu erkennen. – Gerd Gudehus 

 

Im vorletzten Absatz des o.a. Beitrags ist zu lesen, dass „… bis zu 2,5 Billionen Watt Speicherkapazität installiert werden (können)“. Das bedarf einer Richtigstellung: Es kann Energie (Arbeit) gespeichert werden, aber nicht Leistung. Daher ist eine Angabe in Joule oder im vorliegenden Fall wohl am besten in Terawattstunden erforderlich. Ich bitte um Nachtrag dieses aussagekräftigen Wertes. – Lothar Braun

 

Dies ist nun nach 43 Jahren erst mein zweiter Leserbrief an DIE ZEIT, die ich bereits seit 1968 abonniert habe. Als Ingenieur ist mir die korrekte Angabe von Größen mit ihren Einheiten schon wichtig. Und da sehe ich im vorletzten Absatz Ihres interessanten Artikels einige Ungereimtheiten. Die „2.5 Billionen Watt Speicherkapazität“ sind, was die Einheit angeht, vermutlich falsch. Die Einheit „Watt“ gibt eine Leistung an. Gespeichert wird aber Energie.

Deren Einheit ist die Wattstunde, abgekürzt Wh. Ich vermute aber, dass hier nur die „Stunde“ vergessen wurde und „Wh“ gemeint ist. 2.5 Billionen Wh sind 2.5 TWh (Terawattstunden). Der weltweite elektrische Energieverbrauch beträgt 21 000 TWh pro Jahr (Quelle: Wikipedia). Somit könnten etwa 0.012 % der elektrische Jahresenergie in den unterirdischen Speichern gepuffert werden, also keinesfalls die angegebenen 10 %. Wenn hier noch ein weiterer Schreibfehler vorliegt und 2.5 Billionen _Kilowattstunden, also 2500 TWh gemeint sind, dann liegen wir bei 12 %. Dann passen die „bis zu 10 Prozent“ so ungefähr.

Interessanter wäre aber die Berechnung der Leistung, die diese Speicherkraftwerke (für einige Stunden) abgeben können, um kurzfristig nicht verfügbaren Strom aus Wind- und Solarkraftwerken („Dunkelflaute“) auszugleichen. Da wir nicht so viel bergige Regionen wie z.B. Österreich oder Norwegen haben, sind die deutschen Pumpspeicherkraftwerke in ihrer Kapazität nicht ausreichend um den vollständigen Umstieg auf volatile Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen zu puffern. Dazu fehlt uns in DE die Topografie und der Platz. Insofern könnte die hier vorgeschlagene Technologie durchaus interessant sein. Also: bitte veröffentlichen Sie in einer nächsten Ausgabe ein Korrigendum, damit der Artikel stimmig wird. – Ralf Lehnert 

 


 

 

Leserbriefe zu „Was schulden wir unseren Enkeln?”. Gespräch mit Minouche Shafik, geführt von Elisabeth von Thadden 

 

Zu Beginn des Interviews mit der Wirtschaftswissenschaftlerin Minouche Shafik wird eine Utopie von Maynard Keynes erwähnt. «Er stellte sich unser Leben im Jahr 2030 paradiesisch vor: Indem wir nur noch 15 Stunden pro Wochen arbeiten, weil die Wirtschaft inzwischen so stark gewachsen wäre, dass alle materiellen Bedürfnisse befriedigt wären … wäre der Genuss von Kunst, Musik und Muße zum Lebensinhalt geworden, es bleibe viel Zeit zum Gärtnern und für die Liebe …». Diese Utopie ist heute bedeutsam, weil ein solches Leben auch Grundlage sein könnte für ein Leben im Frieden mit der Natur.

Die Wirtschaft könnte ohne weiteres alle Menschen versorgen, auch wenn nur 15 Stunden pro Woche gearbeitet würde. Es müsste nur entsprechend weniger konsumiert werden: weniger Autos, weniger Flugreisen, mehr Selbstversorgung durch Gärtnern (auch als Teil des Lebensinhalts). Mehr «Zeit für die Liebe» wäre gut, aber nur so, dass es im Mittel nur zwei Kinder pro Person gibt. Das Loch bei den Lebensinhalten, das bisher durch Produktion, Konsum, und durch Beitragen zum Bevölkerungswachstum (gibt Ansehen) ausgefüllt wurde, müsste u.a. durch die von Keynes erwähnten Lebensinhalte gefüllt werden.

Damit das klappt, müssten Gesetze erstellt werden, die ihre Berechtigung aus folgender Devise erhalten: «Wir sind nur Gast auf diesem schönen Planeten und als Gegenleistung für dieses Privileg verpflichtet, diesen Planeten unseren Nachkommen unversehrt zu überlassen.» Ein Teil der Lebensinhalte müsste sein, zu ergründen, was nötig ist, diese Pflicht zu erfüllen. Shafik schreibt: «Meine Großmutter, die in einem ägyptischen Dorf vom Mittag bis zum Abend das Essen für alle heimkehrenden Großfamilienmitglieder bereithielt, würde heute vermutlich als CEO ein Unternehmen leiten: als echte Führungskraft.» Ihre Karriere hätte die Großmutter dem technischen Fortschritt zu verdanken, der allerdings eine (von mehreren) Kehrseite hat.

Er verstärkt eine Entwicklung, die mit «The winnter takes it all» beschrieben werden kann. Genanntes Prinzip relativiert auch den Wert von Ausbildung. Spielten alle Tennis wie die Top 10, dann gäb’s trotzdem nicht mehr Preisgelder. Der von Shafik unter Bezug auf ihre Großmutter erwähnte Emanzipatorische Fortschritt, könnte – wegen Mangel an Spitzen-Positionen – nur aus ganz wenigen tüchtigen Köchinnen «echte Führungskräfte» machen. Daher ist es eine Illusion, dass Fortschritt die demographischen und ökonomischen Gräben ausreichend reduzieren kann. So nützlich und notwendig dies wäre. Es stellt sich somit die Frage, was die Grundlage für faire Regelungen sein könnte und wer ein Recht hat, Regelungen vorzuschlagen. Bei der Gelegenheit möchte ich ebenfalls meine Großmutter erwähnen.

Als Magd musste sie vor ihrer Heirat ihre zwei ersten Kinder abgeben. Denn damals konnten Arme und Dienstboten keine Familie gründen. Großmutter heiratete im Jahre 1912 mit 28 Jahren meinen damals 58 Jahre alten Großvater, der als nicht erbberechtigter Bauernsohn ein Leben lang hart arbeitete (Schindelmacher). So konnte er sich u.a. durch Kauf einer alten Blockhütte (Baujahr 1673) die Grundlage für eine Heirat schaffen. Die Regelungen, die damals in weiten Teilen Europas Armen das Heiraten verunmöglichten, waren unfair aber wirksam, die Kopfzahl den Ressourcen anzupassen. Gesucht sind heute gerechte und wirksame Regelungen. Solche zu finden, schulden wir den Enkeln eine realistische Beurteilung der Lage.

Etwa folgende: Negative Kräfte (Hunger, Seuchen, Kriege) haben lange Zeit Konsum und Kopfzahl der Menschheit begrenzt. Die Technik hat besagte Kräfte weitgehend gebändigt und so ein Wachstum von Konsum und Kopfzahl ermöglicht, für das die Ressourcen langfristig nicht reichen. Unsere Enkel könnten demnach erleben, dass besagte brutale Kräfte wieder Grenzen setzen. Es sei denn es gelingt, Regeln zur Geltung zu bringen, die Konsum und Kopfzahl human begrenzen. Das wirft viele Fragen auf. Das geschilderte historische Beispiel betrifft die Themen Wirksamkeit, Notwendigkeit und Fairness als Teil einer Gesamtsicht (vgl. dazu «Die Technik reicht nicht» BoD 2016). – Dr. Gernot Gwehenberger 

 

Der Beitrag von Frau Shafik sieht zwar die erschöpfte Umwelt richtig, jedoch in ihren Überlegungen zum Gesellschaftsvertrag nicht die Tatsache der exponentiellen Bevölkerungsexplosion auf unserem Planeten. Wenn es weltweit durch eine kluge Politik nicht gelingt, die insgesamt exorbitante Vermehrungsrate zu minimieren, werden dies weitere Pandemien besorgen – oder es gibt kein Überleben der Menschheit. – Dr. Karg 

 

Leider bleiben in dem Interview die angekündigten „sehr konkreten Antworten“ aus. Die „Gerontokratie“ als Herausforderung wird – wie leider üblich – nicht grundsätzlich analysiert, sondern es wird auf sattsam bekannte Floskeln zurückgegriffen. Das Grundproblem ist, dass die Zahl der Menschen die kritische Größe bereits lange deutlich überschritten hat und noch wächst und mit den systemimmanent immer noch steigenden Bedürfnissen eben zu der Verwüstung der nicht wachsenden Welt führt. Minouche Shafik sagt, dass die Werte der Natur volkswirtschaftlich nicht angemessen bewertet werden.

Aber das Problem ist nicht die volkswirtschaftliche Bewertung, sondern die Begrenztheit der Natur, und dass die Spezies Mensch alle systemischen Grenzen überschreitet. Also was tun? Wie reduzieren wir verträglich die zukünftige Weltbevölkerung? Wie erreichen wir, dass die Bedürfnisse auf ein Naturverträgliches Maß gesenkt werden? Für alle Menschen gleich und gerecht? Um in unserem kapitalistischen System, das Frau Shafik nicht hinterfragt, als junger Mensch bei einem hohen Lebensstandard für die Rente sparen zu können, kann man nicht gleichzeitig weniger arbeiten, um mehr Muße und Freizeit zu haben.

Auch halte ich ein kostenfreies, komplexes Bildungssystem mit Lehr- und Lernmittelfreiheit, Verdoppelung der Lehrkräfte in allen Einrichtungen und kostenfreie Fortbildungsangebote für sinnvoller als das Ausschütten von 50.000 € Bildungsgeld pro Kind. Um die Finanzierung der Renten zu stärken, müssen bei den volkswirtschaftlichen Rechnungen Frauen zu einer vier Jahre längeren Lebensarbeitszeit verpflichtet werden als Männer, da sie im Durchschnitt eben diese vier Jahre älter werden (Rentenbeginn für Frauen mit 71 Jahren). Ist das ein konkretes, gewolltes Modell? Wo sind die sehr konkreten Antworten, Frau Shafik? – Hans Henri Süthoff 

 

Wie wäre es mit Aufklärung? … Da wir kein Perpetuum Mobile haben, wirtschaften wir im materiellen Güterkreislauf mit Verlust. Es gilt: Verlust = 1 – (k/n) mit 0 < k < n. Unser Wohlstand hängt von „Kognitiver Evolution und der Leistungsfähigkeit vom irdischen Ökosystem, was durch die Sonne versorgt wird, ab. Psychologisch nicht verkraftbar, oder? Lieber leben wir in der monetären Illusion von Gewinn = Einnahme – Ausgabe. Da können wir wachsen ohne Grenzen. Daher akzeptieren wir auch die Spaltung von Ökonomie und Ökologie.

Weiterhin priorisieren wir den politischen Einfluss vom monetären Weltbild: parlamentarische Beschlüsse funktionieren bald nur noch mit monetären Vorbehalt. … Haben naturwissenschaftliche Erkenntnisse überhaupt noch Einfluss auf parlamentarische Beschlüsse? Oder werden sie gleich als Freiheitsbeschränkung verunglimpft? Warum lehren wir nicht in staatlichen Bildungsstätten, dass Wirtschaft mehr ist als monetäre Transfers? Warum lehrt uns nicht die Politikanalyse, dass wir mit jeder Transfer-Entscheidung über den chemisch- und bio-physikalischen Zustand unserer Ökosysteme entscheiden – und setzt diese auch im politischen System als Alltagsentscheidung um? ….

Dieser Vorschlag liegt auch der EU-Zukunftskonferenz vor. Im weitesten Sinn wird hier eine neue Weltwirtschaftsordnung angeboten: Seit der Wende89 kann ein Volk, u. U. nur die Jungen, eine andere Wirtschaftsordnung wählen. Das unser bestehendes Wirtschaftssystem viele Menschen terrorisiert ist leider real. … die Alten, auch solche mit physikalischen Wissen in der Politik, tun wenig für die Aufklärung. – Matthias Losert 

 


 

 

Leserbriefe zu „Sprengmeister der Moderne” von Jens Jessen 

 

Gustave Flaubert schrieb: »Der Respekt, der Fetischismus, den man dem allgemeinen Wahlrecht entgegenbringt, empört mich mehr als die Unfehlbarkeit des Papstes«. Diese Ansicht teile ich zwar ganz entschieden nicht, aber ich sehe es schon als einen gewissen Ausgleich im Sinne Flauberts und in meinem, wenn 30 bis 40 % der Wahlberechtigten nicht wählen. Ich vermute, dass nicht alle aber ein großer Teil dieser Nichtwähler sich für Politik nicht interessiert und sich nicht politisch informiert.

Warum und auf welcher Basis sollten sie wählen? Nur irgendeinem populistischen Slogan auf einem Wahlplakat an der Straße zu folgen, kann ich nicht als gute Grundlage für eine Wahlentscheidung ansehen. Daher beklage ich nicht eine geringe Wahlbeteiligung, sondern eher, dass ein so großer Teil der Wahlberechtigten so geringes Interesse an Politik hat. – Ernst Günther Weber 

 

So wie Jens Jessen Flaubert’s Vorstellungen von der Gleichheit zusammenfasst, so sollte es über dem Portal eines jeden Bildungsinstituts geschrieben stehen: „Die Einebnung aller Unterschiede zwischen klug und dumm führt auch zum Verlust aller Kriterien für wahr und falsch.“ – Carsten Lorenzen 

 

„Menschen, die an Politik glauben, sind wie Menschen, die an Gott glauben: Sie saugen Wind durch verbogene Strohhalme.“ (Charles Bukowski, 1920-1994, US-amerikanischer Dichter & Schriftsteller) In dieser Pandemie hatte ich mehr Zeit zum Lesen, viel, viel mehr Zeit dafür. Und ich las bei der Fahrt mit der S-Bahn in selbiger, einige der Geschichten des „Dirty Old Man“ Charles Bukowski, die ich regelrecht verschlungen habe.

Seine rüde, direkte und vielleicht sogar obszöne und amerikanische Art zu schreiben, die hat mich stark beeindruckt, die hat mir auch wieder neue Kräfte und „Flügel“ zum einfach Weitermachen verliehen. Charles Bukowski, so habe ich den Eindruck aus seinen Werken gewonnen, war oft selbst sehr nahe dran am Rande der (Selbst)Verzweiflung. Von Bukowski zurück zu Gustave Flaubert, der 99 Jahre vor dem „Dirty Old Man“, nämlich im Jahr 1821 geboren wurde. Über Flaubert kann ich mir noch kein Urteil erlauben.

Ich werden den Einstieg mit den „Memoiren eines Irren“ beginnen, denn allein schon dieser Titel hat mein Interesse geweckt, und über die Flaubert-Übersetzerin Elisabeth Edl, da habe ich in einem Feature von Deutschlandfunk Kultur auch nur sehr gutes gehört. „Manches muss rätselhaft und schwierig bleiben“, so Elisabeth Edl über das Werk von Gustave Flaubert. „Der Verfasser soll in seinem Werke sein wie Gott im Weltall: Überall gegenwärtig und nirgends sichtbar.“ (Gustave Flaubert, 1821-1880, französischer Schriftsteller) – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbriefe zu „Irre schnell” von August Modersohn

 

Seit des TV-Interviews eines Reporters mit Elon Musk, wo es um die Frage des Wassers geht, habe ich mich hin und wieder mit der Mengenproblematik des neuen Tesla-Werks befasst. Der oben genannte Artikel hat mich nun dazu gebracht, die Sache niederzuschreiben. Die Tesla-Fabrik und das Wasser. Es sei erinnert an einen kurzen Reportage-Beitrag im Fernsehen, in dem ein Reporter den Tesla-Chef Elon Musk anlässlich eines Besuchs des künftigen Werks fragte, wie denn der Wasserbedarf der neuen Fabrik in Grünheide gedeckt werden solle, wo doch das Land Brandenburg unter Wassermangel leide.

Elon Musk putzte den Reporter runter und verwies auf die Seen und Flüsse rund um Berlin. Und tatsächlich erweckt die zauberhafte Seenlandschaft zwischen Berlin, Potsdam und Stadt Brandenburg den Eindruck, als sei Wasser im Überfluss vorhanden. Doch verlässt man das Berliner Urstromtal und wechselt in den märkischen Sand und unternimmt im Sommer einen Ausflug in einen der so typischen Kiefernwälder, dann kann man die Trockenheit fast körperlich spüren. Mit seiner Antwort hat Elon Musk sich vom äußeren Schein blenden lassen.

Bei der Wasserversorgung des Werks geht es ja nicht um Oberflächenwasser, sondern um Grundwasser. Dies müssen die Anforderungen für Trinkwasser oder technische Anwendungen erfüllen. Und essentiell: es muss über alle Schwankungen des Niederschlags im Jahresverlauf und zwischen den Jahren hinweg nachhaltig gewonnen werden können. Hier soll eine grob vereinfachte Wasserhaushaltsbetrachtung ohne Anspruch auf letzte Genauigkeit auf das Grundproblem verweisen. In der Hydrologie gilt die globale Wasserhausformel Niederschlag = Abfluss plus Verdunstung (N = A + V).

Der Abfluss wird weiter unterteilt in einen oberflächlichen Anteil Ao und einen unterirdischen Anteil Au., den Grundwasserabfluss. Um letzteren geht es hier. Das Landesamt für Umwelt des Landes Brandenburg (Quelle s. unten) hat in einer grundlegenden Studie den Wasserhaushalt in den verschiedenen naturräumlichen Einheiten Brandenburgs untersucht. Diese Studie weist für das Gebiet um Erkner (Sitz der zuständigen Wasserversorgungsgruppe) eine durchschnittliche jährliche Grundwassererneuerungsrate (GWE) von rund 90 mm oder 90 Litern pro Quadratmeter aus. In der Hydrologie wird bei Fragen der Grundwassererschließung auf die Einheitsfläche ein km² gerechnet.

90 l/m² entsprechen 0,09 m³/m² oder auf 1 km² und ein Jahr bezogen 90 tsd m³/(km²·a). In Nassjahren liegt die GWE höher, in Trockenjahren niedriger. Telsa hat als Bedarf 1,4 mio m³ pro Jahr als Betriebswassermenge angemeldet. Die Division dieser Wassermenge durch die GWE von 90 tsd m³/(km²·a) ergibt gerundet 16 km². Aus einer Fläche dieser Größe müsste Tesla theoretisch seinen Wasserbedarf über die GWE decken. Eine Neuausweisung und Erschließung eines Wasserschutzgebiets in der Nähe und dieser Größe und mit den erforderlichen hydrogeologischen Voraussetzungen dauert wahrscheinlich eine Dekade.

Dass eine solche zusätzliche Wassermenge nicht ohne weiteres der laufenden Fördermenge der Versorgungsgruppe draufgesattelt werden kann, versteht sich fast von selbst. Dem Wasserversorger ist bewusst, vor welche nahezu unlösbare Aufgabe er von der Landesregierung gestellt wurde. Nicht umsonst weist er vorsorglich darauf hin, dass eine Rationierung des lieferbaren Wassers auf die Verbraucher zukommen kann. Nun handelt es sich hier nicht um einen naturbedingten Lieferengpass.

Es würde nicht wundern, wenn sich Betroffene in einer Klagegemeinschaft zusammenfinden und einen Musterprozess gegen die Rationierung anstrengen. Und wo Betriebswasser gebraucht wird, fällt auch Abwasser an. Allein die 8000 Beschäftigten ergeben eine Zahl von Einwohnergleichwerten als Maß für die organische Belastung, die der einer kleinen Dorfgemeinschaft entspricht. Schwieriger und ungleich größer wird der mit den Prozessen der Produktion anfallende Anteil mit seiner chemischen Fracht sein.

Dieser bedarf vermutlich einer chemischen Nachklärstufe in der Kläranlage, wenn nicht gar einer gänzlich gesonderten Behandlung. Bei toxischen Inhalten könnte die biologische Stufe kollabieren. Quelle: Fachbeiträge des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Heft Nr. 142 Die Wasserbilanzen der Grundwasserkörper im Land Brandenburg. Herausgeber: Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) Brandenburg Seeburger Chaussee 214476 Potsdam OT Groß Glienicke, Tel.: 033201 – 442 172Fax: 033201 – 43678, Internet: http://www.lugv.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.310597.de, Potsdam, Oktober 2014 – Dr. Jürgen Zander 

 

Einer faszinierenden unternehmerischen Story, mit Potential für Arbeitsmarkt und Wirtschaftsentwicklung stehen substantielle Schäden an Natur, Mensch und Demokratie gegenüber. Während man sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland ja schon an die politische und gesellschaftliche Unterstützung für Waldrodungen, Bodenversiegelung und Zerstörung der Biodiversität gewöhnen musste, stellen uns die Milliardäre jetzt auch noch das Wasser ab! Wasserrationierung mitten in Deutschland!

Und nicht, weil die Natur uns böse mitspielt, sondern weil ein US-Milliardär seine schon verfügbaren Milliarden weiter vermehren will, u.a. mit der Zerstörung von Wald, Böden und Wasservorräten in Brandenburg. Das Land Brandenburg mit dem SPD-Minister Steinbach halten dem Milliardär dafür die Steigbügel. Mit Fassungslosigkeit muss man mit ansehen, wie ein deutscher Provinzpolitiker sich in seiner ganzen Naivität und verwerflichen Ahnungslosigkeit von einem professionellen Wall-Street-Kapitalisten über den Tisch ziehen lässt. Ob Stoiber, Clement oder Beck, immer wenn deutsche Minister oder Ministerpräsidenten in der Vergangenheit besonders innovativ sein wollten, zahlten die Zeche letztendlich der Steuerzahler.

Im letzten Jahrzehnt hat es bereits genügend Skandale gegeben, wo Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert wurden. Elon Musk wird keinen einzigen EURO an sozialen Kosten und keinen einzigen EURO für die angerichtete Umweltzerstörung übernehmen, er ist ja schließlich zu 0% Prozent mit unserem Land und mit den Menschen in unserem Land verbunden. Nur Cash-Flow zählt. Für Musk ist Gigafactory in Grünheide noch weniger emotional als SpaceX und Raketen ins Weltall schicken. Wofür steht nun dieses Projekt in Brandenburg: Primat des Kapitals gegenüber dem Nationalstaat oder Beginn von Wirtschaftswunder 2.0? – Hans-Jörg Glaß 

 

Gleich zwei Beiträge in einer ZEIT-Ausgabe mit dem Tesla-Vorbild. Oder soll man sagen, mit dem Tesla-Monster? Dabei tauchen immer zwei Aspekte auf, die bemerkenswert sind: Erstens, schaut mal auf Tesla, wie schnell die sind, wie innovativ! Die deutschen Autobauer verschlafen die Zukunft. Zweitens, schaut mal auf Tesla, wie skrupellos die sind! Keine Rücksicht auf Umwelt, Anwohner oder Mitarbeiter, typisch Amerika. So ähnlich werden auch Google und Apple behandelt. Eine Mischung aus Bewunderung und Verachtung.

Doch, wenn die neue Regierung aus Ihrem Versprechen (80 % Energie aus Erneuerbaren!) Wirklichkeit machen will, sollte sie sich ein Beispiel an Tesla nehmen. Zwei Jahre für ein neues Automobilwerk gegen sieben Jahre für den Bau eines Windrades. Damit ist alles gesagt. Ich wünsche den handelnden Politikern Mut, Geschick und Standfestigkeit. Die Energiewende wird nur gelingen, wenn irre schnell (!) gehandelt wird. Den Gegenwind gilt es auszuhalten. Danke für eine tolle und höchst lesenswerte Ausgabe 51! – Thomas Meichle 

 


 

 

Leserbriefe zu „Hinfahren und Flagge zeigen” von Christof Siemes 

 

Ich stimme grundsätzlich Ihrer Analyse zu, dass es wenig bis gar nichts bringt, wenn Politikerdelegationen von den Spielen fernbleiben. Ein „Flagge zeigen“ am Mantelrevers von Frau Baerbock neben Herrn Bach auf der Tribüne dürfte aber eher eine amüsante Utopie bleiben. Auf diplomatischer Ebene erreichen Sie nämlich gegenüber einem durch und durch ebenso korrupten wie erratischem IOC und seinen mit Diktaturen und anderen menschenverachtenden Regimen ausgedealten Veranstaltungen rein gar nichts.

Auch die Aktionen einzelner Sportverbände sind im Kern nutzlos, selbst, wenn sie zunächst heldenhaft erscheinen, wie beim WTA-Boykott. Was also tun? Wir sollten die Macht und die damit verbundene Verantwortung diesbezüglich wieder in die Hände derjenigen legen, in die sie ebenso ursprünglich wie unmittelbar gehören. Nämlich in die Hände der Sportler und Sportlerinnen. Sie sind die Leistungserbringer, Leistungsträger und, wenn man so will, auch die Leistungsvermittler auf den unterschiedlichen Ebenen.

Sie sind die Vorbilder für die Jugend. Auf ihnen alleine liegt der Fokus, wenn die Einmarschmusik der Eröffnungspropaganda verklungen ist und die „Spiele“ beginnen. Und ab diesem Zeitpunkt trägt auch das perfide Spiel des IOC seine Früchte, denn jeder Sportler weiß spätestens ab jetzt, dass er einen wirksamen Maulkorb trägt, also die Schnauze zu halten hat, wenn er seine sportliche Karriere nicht „verspielen“ will. Wer dann noch dem mittlerweile sehr zynisch gewordenen Mantra der Funktionäre, der Sport sei unpolitisch, auch nur für fünf Cent glaubt, dem ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Stärken wir also den Sportlern und Sportlerinnen den Rücken, wo wir es nur können.

Sie sind die einzigen Akteure, deren Boykotte -ob mit oder auch gerade ohne die Unterstützung einzelner Sportverbände- tatsächlich etwas bewirken können. Sie riskieren nämlich am Ende ihre Gesundheit, ihre sportliche und oft wirtschaftliche Karriere und nicht zuletzt auch ihre eigene gesellschaftliche und politische Integrität. Also, nicht nur Bewunderung von Sprintzeiten und Wurfweiten, sondern Anerkennung beim aktiven Einsatz für Meinungsfreiheit und gegen Unterdrückung. Wie wär´s erstmal mit der einen oder anderen neuen Kategorie bei den prunkvollen Veranstaltungen zum Sportler, zur Sportlerin des Jahres? Zukünftig im Geiste etwas weniger Alexander Zverev und bitte wieder etwas mehr Muhammad Ali. „I aint gonna play Sun City!“ – Claus Marquardt 

 

Traurig und frustrierend wie die sog. Westliche Welt nicht nur zuschaut, wie ein Mitglied des chinesischen Staatsapparates eine Sportlerin sexuell belästigt, sondern im Anschluss daran, nicht einmal den Anstand aufbringt und sich deutlich auf die Seite des Opfers stellt. Feige, opportunistisch, Verrat an den großmäuligen Versprechen über Humanismus und Menschenrechten. Unglaubwürdigkeit in Reinform. Wieder einmal. Nichts zu hören aus Deutschland, aus Frankreich, aus der EU, aus den USA.

Ein weiteres Beispiel für den Niedergang der westlichen Werte, öffentlich dargeboten. Dazu das unwürdige Schauspiel des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach. Vorgeführt, ohne Rückgrat, keine Meinung, keine Haltung, eine jämmerliche Figur, der lächelnde Vasall der Diktatoren.  Ein chinesischer IOC Präsident hätte kein besseres Bild abgeben können als Thomas Bach. Eine Schande für Deutschland. – Hans-Jörg Glaß 

 

Tolle Idee, Herr Siemes! Sie beschreiben es genau richtig: Die Geschichte zeigte, das vergleichbaren Boykotte bisher nie Wirkung zeigten. Darunter hatten lediglich Sportler oder Zuschauer zu leiden. Führungsriegen, die man treffen wollte, pellten sich rohe Eier drauf… Das Umsetzen Ihrer Vorschläge hingegen wäre ein echter Knaller! Doch obwohl es sehr, sehr einfach wäre, hat bestimmt niemand die Traute dazu. Vielleicht sollten sich einige Politikschaffende einfach absprechen und zusammentun – das fiele bestimmt leichter. Seien wir also gespannt. – Achim Bothmann 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich kann den Leuten ja nicht auch noch das Duschen verbieten” von Laura Cwiertnia 

 

Ich finde die Aussage „Ich kann den Leuten ja nicht noch das Duschen verbieten“ bemerkenswert, da dies die Antwort „Natürlich nicht“ provoziert. Dabei will ich nur auf ein paar Dinge hinweisen: – Vor etlichen Jahrzehnten war es vollkommen normal, sich weitaus seltener zu waschen (ohne dass die Menschheit an den Rand der Ausrottung gekommen ist). – Es ist ein kleiner Unterschied, ob man 2 Minuten zum Waschen oder 10 Minuten zum Relaxen unter der Dusche steht. – Wenn es irgendwann mal dazu kommen sollte, dass infolge einer Dürre das Wasser rationiert werden muss, dann ist die Entscheidung sehr leicht, ob man das Wasser lieber trinkt oder zum Duschen verwendet.

Ich finde die Argumentation, die von einem gewissen Wohlstandsniveau als quasi Menschenrecht ausgeht, sehr gefährlich, denn das wird bedeuten, dass die Möglichkeiten des Gegensteuerns in der sich ent-wickelnden Klimakatastrophe sehr klein werden, wenn es unzumutbar ist, sich einzuschränken. Wollen wir allen Ernstes darauf warten, dass Einschränkungen erzwungen werden (wie jetzt unter Corona mit Lockdowns), entweder weil Regierungen es verfügen oder die Umstände dies tun? – Würth 

 

Ich finde es betrüblich, dass beim Vergleich der Fahrtkosten von Herrn Laser zwischen PKW und Bahn nicht kaufmännisch korrekt gerechnet wird: Bei den PKW-Fahrtkosten wird konsequent „vergessen“, Anschaffung und Wartungskosten auf die gefahrenen km umzulegen, während bei der Bahn für den Vergleich das teuerste Ticket, der Einzelfahrschein, herangezogen wird. Wenn ich bei Herrn Laser einen relativ günstigen Golf Diesel (lt. ADAC 23Ct/km) annehme, komme ich auf Monatskosten von € 697. Das Monatsticket des Verkehrsverbundes kostet dagegen nur € 259 (das Jahresticket sogar nur € 216 / Mon.).

Auch wenn ich die Investitionen für das Rad (Fahrt zum Bahnhof) einrechne, würde Herr Laser durch der Rad-/Bahnnutzung pro Monat bis zu € 460 sparen! Ich würde mir wünschen, dass Sie als Journalistin solche Angaben kritischer hinterfragen und mir als Leser eine gute Einordnung bieten, statt nur das gängige, oft falsche Narrativ „PKW billiger als Bahn“ wiederzugeben. Nur wenn wir die richtigen Parameter kennen, können wir vernünftige Entscheidungen treffen. – Thomas Schwerdtner 

 

Björn Laser und seine Frau könnten beide zweimal in der Stunde mit dem Zug von Bremerhaven nach Osterholz-Scharmbeck und Bremen fahren. Dafür gibt es im Verkehrsverbund eine Monatskarte, die deutlich billiger ist als ein Einzelticket und weitere Vorteile bietet. Viele, viele MitarbeiterInnen des Alfred-Wegener-Institutes, der Hochschule Bremen und ich und andere fahren täglich und gern diese Strecke. Die Fahrtzeit mit einmal in der Stunde 35 min. und einmal 45 min (bzw. 21/29 min nur bis OHZ) von Bahnhof zu Bahnhof ist etwas länger als mit dem Auto, Herr Laser hat aber scheinbar die einfache Autofahrt mit der doppelten Bahnfahrt verglichen.

Als offensichtlich ÖPNV-fremder Autofahrer sieht er nicht, dass das Bahnfahren Zeit für anderes schafft, weil der Lokführer fährt. Das ist miserabel gegenrecherchiert. Übrigens sind die Immobilienpreise in Osterholz-Scharmbeck erschwinglich. Wenn keiner von beiden am Arbeitsort wohnt, ist der Wohnort unglücklich gewählt. Das muss nicht subventioniert werden oder wenn dann von dem Arbeitgeber, der einen versetzt hat. Mit nicht gegen recherchierten Meinungsberichten kommen wir in der Klimadiskussion nicht weiter, im Gegenteil. – Bettina Frieben 

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum haben wir das nicht? Öko-Plattenbauten” 

 

Der Autor spricht von “dreimal weniger”, was mathematisch unmöglich ist: Einmal (= 100%) “weniger” ist bereits als Ergebnis null. Andersherum ist es richtig: der Neubau ist “dreimal teurer”. Wer prüft die Autorenaussagen? – H. Peter Krebs 

 

Vielen Dank für den Hinweis auf die Projekte von Lacaton und Vassal. In Deutschland haben wir so etwas nicht, weil bei der Energieeinsparung in Deutschland ausschließlich auf die Verringerung der Wärmeverluste gesetzt wird. Die gezielte Nutzung der eingestrahlten Sonnenenergie durch verglaste Elemente der Gebäudehülle und durch unbeheizte, temporär nutzbare Pufferzonen wird völlig vernachlässigt. Wie man an den Beispielen sieht wird durch die verglasten Balkone eine sehr hohe Wohnqualität erzielt. In Verbindung mit einer modernen Wärmeschutzverglasung außen
wird ein sehr geringer Energieverbrauch bei Erhalt der alten Bausubstanz erreicht.

Neben der Sanierung auf der Wohnseite bietet sich die Glasumbauung auch bei Gebäuden mit einer Laubengangerschließung auf der Erschließungsseite an. Eine Sanierung der Laubengänge ist kaum anders möglich. Verglaste Gebäudeteile lassen sich auch beim Neubau in energiesparende, ökologische Gebäudekonzepte integrieren. Die unbeheizten verglasten Anbauten bieten ein Klima, wie es südlich der Alpen anzutreffen ist. In Deutschland vertrauen die Entscheidungsträger eher den Physikern, die die Wirkung der Dämmschicht auf zwei Stellen hinter dem Komma berechnen können, als den Architekten, für die auch die Wohnqualität ein wichtiges Entscheidungskriterium darstellt. Die Wohnqualität kann man jedoch schwer in Zahlen ausdrücken. – Klaus Ohlwein 

Dieser Artikel enthält einen Fehler. Sie schreiben: „Jeder Anbau kostet rund 60.000 Euro und damit dreimal weniger als ein Neubau.“ Das kann so nicht stimmen. x = Kosten des Neubaus; x – 3x = -2x = 60.000 € => x = -30.000 €. Die Kosten für den Neubau sind demnach negativ. Wer neu baut, zahlt nicht, er bekommt? Das kann nicht stimmen. – Hans List 

 


 

 

Leserbriefe zu „Gift aus der Dose” von Katharina Heckendorf 

 

Mit Schrecken musste ich lesen, wie schädlich die Pseudohormone aus den Innenbeschichtungen von Tomatendosen sind. Es rettet mich der neue Gesundheitsminister, auf dessen ganzseitigem Küchenporträt zwar kein Salz, dafür jedoch zwei solche Dosen prangen. – Stephan Sandhaeger 

 

Es ist zweifellos verdienstvoll, dass mal ein journalistischer Artikel über Umwelthormone und giftige Substanzen in unserer Nahrung und körpernahen Umgebung erscheint. Das ist aber eigentlich nichts Neues und somit keine sensationelle Entdeckung, geschweige denn ein Skandal. Das Problem wird weiterhin bestehen und sich wahrscheinlich noch verstärken, wenn wir nicht alle, auch die Industrie und die Verbraucherschützer, grundsätzlich umdenken. Ungeachtet einer vermeintlich zu starken oder andererseits zu schwacher Lobby, wird die Politik immer die falschen Entscheidungen treffen, wenn sie nach den immer gleichen Zielvorgaben entscheidet.

Solange die Vorgaben Preisstabilität und Verfügbarkeit immer und überall heißen, wird sich nichts ändern. Die Verbraucherschützer werden wir brauchen, aber auch die chemische Industrie, die sicher auch mal „gute Chemie“ machen möchte, als immer nur für ihre Schlechtigkeiten bestraft zu werden. Die Forderung ist im Prinzip ganz einfach: A l l e auch nur in den geringsten verdächtigen Stoffen müssen aus unserer Nahrung und aus unserer unmittelbaren Körperumgebung entfernt werden! Die Politik hat den Auftrag, dies zu steuern, die Industrie muss es durchführen und die wir alle müssen das kontrollieren. So kanns gehen. – Dr. Fortun Kretzer 

 

„Die Studienteilnehmenden wiesen sogar ein rund 50% größeres Risiko auf, zu sterben,..“ Wie muss ich den Satz verstehen Frau Heckendorf? Es leben einige Milliarden Menschen, 100% davon werden sterben, ich werde das allerdings nicht erleben, meine Enkel, jetzt 4 Jahre alt, wohl auch nicht. Das alltägliche Leben führt zu 100% zum Tode, warum solche Sätze in dem Artikel und höchstwahrscheinlich auch in dem Buch. – Benno Hubert 

 


 

 

Leserbriefe zu „Wir sind einem Krieg näher als je in den vergangenen Jahrzehnten”. Gespräch mit Dmitri Trenin, geführt von Jörg Lau und Michael Thumann 

 

Für mich ist der russische Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze vor allem eine Warnung an den Westen: Wenn ihr ernsthaft Schritte unternehmt, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, dann bedeutet das Krieg, dann sind wir gezwungen einzugreifen bevor es zu spät ist. – Hermann Weigmann 

 

Das Interview mit dem Kreml-Kenner Dimitri Trenin, einem ehemaligen sowjetischen bzw. russischen Offizier, bringt die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland sowie den damit verbundenen Implikationen für den Westen gut zum Ausdruck. Nur fragt es sich: Ist Trenin auch ein guter Russland-Kenner? Weiß er, wie es um das russische Volk steht? Weiß er, dass Russland in mancher Hinsicht rückständig ist gegenüber dem Westen? Weiß er, dass der durchschnittliche Monatsverdienst eines Russen nur etwa 200 Euro beträgt, dass Korruption herrscht, und dass es dort weder einen Rechtsstaat noch einen Sozialstaat in unserem Sinne gibt?

Wie auch immer dies zustande gekommen sein mag: Der militärische Konflikt mit der Ukraine dürfte nur ein Ventil sein für die misslichen Verhältnisse im eigenen Land. Russland würde eigentlich Hilfe brauchen. Eigentlich ist es ja – geographisch gesehen – verbunden mit Europa. Wenn man stattdessen noch mit wirtschaftlichen Sanktionen droht, wie dies Biden tut, so beschwört man große Gefahr hinauf, würde dies doch die Notlage noch verschärfen. Wenn zudem noch militärische Absichten dahinter stünden, so wäre dies fatal, denn man muss sich bewusst sein: Ein direkter Krieg zwischen den Großmächten wäre beim heutigen Technisierungsgrad das Aus der Zivilisation! – Thomas Allmendinger 

 

Wie Regionalkonflikte in Europa konstruktiv und friedlich beigelegt werden können, kann man in vielen Grenzregionen von Südtirol bis Nordschleswig sehen: wirtschaftliche Zusammenarbeit schafft gegenseitigen Abhängigkeiten, so dass Kriege für alle Seiten zu schmerzhaft werden. Auch Nordstream-2 schafft gegenseitige Abhängigkeiten. Dieses Wissen sollte Europa in der Ukraine
einbringen und den Bruderkrieg beenden helfen. Warum vollzieht man nicht das Minsker Abkommen? Wenn nach Europa’s Beispiel erstmal Kooperationsmöglichkeiten und Reisefreiheit
im Donbass und auf der Krim wiederhergestellt sind, ist damit mehr für die Ukraine getan als alle Waffenlieferungen bewirken können! – Dr. Dirk Bade 

 


 

 

Leserbriefe zu „Schluss mit dem Postkutschen-Föderalismus” von Oliver F. R. Haardt 

 

Die Postkutschen bleiben stehen, aber nur wenn die Kutscher es wollen. Klar ist, dass unser föderales System Pfeiler der Gewaltenteilung ist. Klar ist auch, dass sich viele Dinge ändern müssen, die Vorschläge im Artikel machen Sinn. Allerdings, Pragmatismus allein hilft nicht weiter, um Föderalismus neu zu denken, ist ein radikales Umdenken in den Institutionen und Bürokratien erforderlich, und das ist es was diesen Prozess belastet und erschwert.

In unserer Vergangenheit hat es Dekaden gedauert, preußisches und faschistisches Denken und Handeln aus den Bürokratien und Amtszimmern hinaus zu bekommen. Jede und jeder Beteiligte ist geprägt vom gesetzlich richtigen Tun und Handeln, das Hinterfragen nach der Sinnhaftigkeit scheint aber bisweilen zu unterbleiben. Die Rechtmäßigkeit ist das eine, das übergeordnete Denken das andere. Für die Institutionen unserer Bundesländer ist das geradezu eine Zäsur.

Die gegenwärtige Pandemie zeigt das auf, MPK`s mit der Forderung nach Standards und einheitlichen Regeln werden abgehalten, sind die Monitore der Online-Konferenzen aber abgeschaltet, kehren die Teilnehmer in ihre Amtszimmer zurück und prüfen, ob die jeweiligen Landesgesetze der Durchführung der verabredeten Inhalte ggf. entgegenstehen. Modernes Denken und Handeln geht anders, mag sein, dass meine Vermutung, dass Begriffe wie Projektarbeit und Handeln das lösungsbezogen geleitet ist in den Behörden der Länder Fremdworte sind, falsch ist. Es sieht aber ganz danach aus. – Gerhard Siemsen 

 

Der Grundgedanke des Föderalismus ist eine gute Sache. Leider ist er eine „heilige Kuh“, ein Dogma geworden. Die Aufgaben der föderalen Landesbehörden in 16 Bundesländern schaffen sichere Arbeitsplätze und viele Chefposten. Diese entwickeln eine Eigendynamik nach dem „Peter Principle“. Diese Tatsache wird bei der Betrachtung des Föderalismus ausgeblendet- Dabei werden die Vorteile seiner Beschränkung auf wirklich regionale Aufgaben heruntergespielt, verniedlicht. – R. Renaux 

 


 

 

Leserbriefe zu „Karl, der Fehlbare” von Mark Schieritz 

 

“Karl, der Große?“ Das Leitthema der 51. Ausgabe mit dem Fokus auf Karl Lauterbach zeichnet ein Bild von ihm, das – gemessen an seinen Auftritten – treffsicherer nicht sein könnte. Etwas Wasser in den Wein der guten journalistischen Arbeit mischt sich allerdings durch die inadäquate Sicht des Autors Mark Schieritz auf die Rolle der Wissenschaften zu Beginn der Corona-Pandemie in seinem Teilbeitrag „Karl, der Fehlbare“. Auch wenn zu konstatieren ist, dass Erkenntnisfortschritte der Wissenschaft ständig einzupflegen sind, darf man doch nicht den Stand der Wissenschaft aus dem Auge verlieren, der zum damaligen Zeitpunkt hätte beachtet werden müssen.

Und der gab schon Anfang Januar 2020 ein eindeutig positives Bild für den überragenden Nutzen von Masken zum Schutz der Bevölkerung in allen Bereichen mit einem Ansteckungsrisiko durch respiratorische Viren (und damit auch durch SARS-CoV-2). Dass die Masken bei uns (zu?) spät ins Spiel kamen, war deshalb nicht fehlender wissenschaftlicher Kenntnis geschuldet, sondern schlicht dem Versagen der damals meinungsbildenden Wissenschaftler am und um das RKI. Eine faktenbasierte objektive Aufarbeitung dieses Sachverhalts in der medialen Berichterstattung ist überfällig! – Gerald Henkel 

 

Ganz ehrlich – die beiden Lauterbach-Artikel haben mich sehr geärgert. Es ist nicht nur der Inhalt, es ist auch die Form. In einer Nicht-Pandemie-Zeit, hätte es mich nicht so geärgert. Aber im Moment sind wir doch in einer vertrackten Situation. Das haben wir denjenigen zu verdanken, die seit vielen Monaten an der Demontage Lauterbachs arbeiten. Nicht die „Zeit“, das habe ich nicht gesehen. Gemeint sind diejenigen, die nach jedem Lauterbach-Auftritt, in dem er zur Vorsicht mahnte, versucht haben, ihn persönlich zu desavouieren. Die Impfverweigerer und Querdenker sowie die AFD haben das dankbar aufgenommen, war das doch Wasser auf ihre Mühlen.

Die Militanten unter ihnen sahen es da schon als ihre Pflicht als aufrechte Nazis an, Lauterbach direkt anzugreifen, so dass er heute kaum noch einen Schritt ohne Security machen kann. Das haben die deutschen Medien nur verhalten kritisiert, gab es doch allwöchentlich wieder Artikel zu schreiben, in denen man um das Problem Lauterbach herumschwurbeln konnte. Ein bisschen verstehe ich Sie und die anderen Medien, dass Sie nichts gegen die spöttischen Medienprolos unternommen haben, denn außer Lauterbach sind in der Pandemie fast nur Politiker aufgetreten, die keine Ahnung hatten von dem was sie da taten und entschieden.

Das ist zwar teilweise verständlich, weil die Entwicklung einfach nicht voraussehbar war. Nur, haben die so getan als ob sie Bescheid wüssten und das hat Lauterbach nicht getan. Einen solche Abweichler kann man eigentlich nur verspotten. Da war Lauterbach eben immer auf der Seite der Wissenschaft und der Fakten und das hätte man als Redakteur eigentlich merken müssen. Sie haben das allerdings in der aktuellen Ausgabe dann schon gemerkt – aber vielleicht ein bisschen spät. Warum die Zeit ausgerechnet dem ehemaligen Bildchefredakteur ein großes Interview gönnt in der Ausgabe, in der sie Lauterbach in leicht spöttischem Ton „Lassen Sie ihn durch, er ist Arzt!“ beschreibt, ohne seine Verdienste in der Pandemie darzustellen, erschließt sich mir nicht.

Vielleicht sollte so ein Gegenpol zu dem dann aus Zeit-Sicht doch zu positiven Beiträgen auf der Seite 2 und 3 geschaffen werden. Schließlich ist ein guter Teil der Leserschaft dann doch eher rechtsliberal, Mittelstand, Porsche-like usw. Die mögen es nicht, wenn jemand wie Lauterbach, der ihnen aus ihrer Sicht die Freie Fahrt für freie Bürger nicht gönnt und sie nicht in die Bars lässt, allzu gut wegkommt – egal ob er recht hat oder nicht. Die wollen weiter mit 250 über die Autobahn düsen und auf dem Fahrradweg parken. Pandemie hin oder her! – Helmut Kapferer 

 


 

 

Leserbriefe zu „Im Land der freien Joints” von Yannick Ramsel 

 

Ich fand es interessant, dass die Bundesrepublik nach Kanada schaut ….wegen Cannabis. Der Unterschied aber zwischen Kanada und Deutschland, dh, wie beide Länder mit der TABAK Industrie umgegangen sind, war immens. So mal sehen, wie es hier mit Cannabis aussehen wird. – Brian Agro 

 

In Kanada sind Joints angeblich frei. Es soll sogar gepflanzt werden. In Deutschland ist das Kraut verboten. So war es immer, so ist es. Eine Beraterin rät Eltern , sie sollten sich Sorgen machen. Falls das Kraut auch vielleicht bei uns frei wird. Eine tolle Empfehlung. Das Zeug ist ein Rauschgift und sollte verboten bleiben. Und kein Herumeiern. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbrief zu „Kollaps mit Läufer” von Ulrich Stock 

 

Vielen Dank für die interessanten Berichte von der Schach WM. Eine Anmerkung zum Format der Berichte. Ich finde es schade, dass nicht die Notationen der Partien zumindest in einem separaten Bereich (z.B. statt der Zeit Leo Werbung) abgedruckt werden. Das würde dazu ermuntern die Partie direkt nachzuspielen. Natürlich kann ich sie auch im Internet finden aber dafür habe ich ja nicht die Zeit im Papierformat abonniert 😊 – Oliver Wedlich 

 


 

 

Leserbrief zu „Wer ist der Passende?”. Gespräch zwischen 3 CDU-Anhängerinnen, geführt von Anne Hähnig und Martin Machowecz 

 

Manch betagte Leser schauten nach der Lektüre erstaunt nochmal nach dem Alter der interviewten Damen. Gab es danach womöglich die Einen oder Anderen dieser Leser, denen zahlreiche Sarkasmen in ihre Gedanken blitzten: „Welch umstürzende, neue, kreative, phantasievolle, spontane, vor allem jugendliche Gedanken“? Toll, der gewaltige Unterschied zu Gewohntem, z.B. von Kageneck: „Leistung muss sich lohnen“! Unterschreibt wohl, außer der CDU, keine Partei? Warum nicht „Leistungsloses Einkommen darf sich nicht lohnen“? – Siegfried Veile 

 


 

 

Leserbrief zu „6:2. Habecks Männerwirtschaft” von Roman Pletter 

 

Roman Pletter beklagt, dass Robert Habeck die Spitzenpositionen im Wirtschaftsministerium nicht entsprechend der Quote paritätisch auf Männer und Frauen verteilt hat. Ob im Ministerium oder im grünen Umfeld tatsächlich genügen Frauen mit dem Anforderungsprofil für die Staatssekretärsposten vorhanden sind, wird in dem Artikel nicht besprochen. Jedenfalls werden keine Frauen genannt, die trotz ausreichender Qualifikation übergangen wurden. Habeck scheint für die Erreichung seiner Ziele Qualität wichtiger zu sein als die Quote. Vielleicht ist das seine persönliche Lehre aus dem Ergebnis der Bundestagswahl? – Christian Willner 

 


 

 

Leserbrief zu „Ein Mann in Schieflage” von Claas Tatje 

 

Ich bin selbst seit fast 30 Jahren bei Medien tätig, war viele Jahre Chefredakteur und bin aktuell dabei, beim größten österreichischen Print-Verlag das Thema Karriere/Stellenmarkt (Print, Digital, Messe etc.) als Key Account Manager neu aufzurollen. Erstmal Gratulation zu Ihrer Zeitung, für mich das beste Medium, das ich im deutschsprachigen Raum kenne, ich bin ein begeisterter Abonnent, und eigentlich ist es für mich das einzige Print-Medium, das ich noch richtig (und jedes Mal mit voller Freude) lese. Betreffend Ihres Artikel betreffend VW-Chef Herbert Diess möchte ich nochmal meine Gratulation und Bewunderung ausdrücken (es tut mir weh, dass solch ein Journalismus – aus verschiedenen Gründen – in Österreich, richtiger ist vielleicht AUS Österreich, einfach nicht möglich ist)!

Das Zu-Ende-Lesen der Biografie von Elon Musk in der neuesten Fassung ist bei mir noch keine Woche her. Nach der Lektüre Ihres Artikels über Herbert Diess möchte ich Ihnen eine – vielleicht nützliche – Anregung nicht vorenthalten. Könnte es etwa sein, dass Diess längst von Musk eine Vereinbarung auf dem Tisch hat, die ihm tolle Jobchancen bei Tesla nach einem Abgang von VW garantiert? Zu Musk würde diese Gangart sehr gut passen. Er ist selbst die beste Inhouse-PR-Agentur, aber er denkt und handelt weitreichender, als es jeder PR-Manager jemals tun könnte. Wenn einer der größten Wettbewerber seine Angst und Schwäche gegenüber Tesla öffentlich bekundet, dann ist das ein genialer PR-Streich!

Wahrscheinlich lacht sich Musk nun gerade krumm und einige seiner Manager feiern mit ihm. Und nun ist auch schon öffentlich bekannt geworden, dass Diess die alleinige Herrschaft über das VW-Reich aberkannt wurde. Mich würde es nicht wundern, wenn Diess diesen Nebenjob als Tesla-PR-Mann auch noch weiterhin eine Weile ausüben wird um danach eine neue Aufgabe als Manager bei Tesla anzunehmen. – Ing. Johannes Tomsich 

 


 

 

Leserbrief zu „Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten” von Uwe-Jean Heuser 

 

Die Wirtschaftslehre rettet nicht den Planeten: sie hat ihn auch nicht erschaffen oder irgendeinen Preis für den Planeten und die Energieversorgung durch die Sonne bezahlt. Das monetäre Weltbild ist menschengemacht. Es befriedigt primär die Eitelkeit vom Menschen – und fördert seinen Hochmut; mehr nicht. Da wir kein Perpetuum Mobile haben, wirtschaften wir bei materiellen Gütertransfers mit Verlust. Es gilt: Verlust = 1 – (k/n) mit 0 < k < n.

Psychologisch für den homo ökonomicus unerträglich: er verschuldet sich bei der Natur. Daher die Illusion von: Gewinn = Einnahmen – Ausgaben. Beide abstrahierte Transfer-Entscheidungen haben sehr unterschiedliche Fokusse: der monetäre Fokus priorisiert Produktionsorientierung und der „energetische“ Fokus priorisiert u. a. Mehrfachnutzen und Kreislaufwirtschaft. Was wollen wir warum priorisieren? Diesen politischen Diskurs würde ich gerne lesen oder hören. – Matthias Losert 

 


 

 

Leserbrief zu „Heringe mögen kein warmes Wasser” aufgezeichnet von Ricarda Richter 

 

Das ist schon möglich, dass dieser Fischtyp kein warmes Wasser mag. Er ist eben kein Warmduscher. Am Schluss des Artikels wird beklagt, dass es keine Dorsche mehr gibt. Man kann eben nicht alles haben. Zumal wenn den Leuten eingedröhnt wird, Fisch essen sei gesund. Dann ist der Hering bald auch weggeputzt. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbrief zu „Der Anbau unserer Weihnachtsbäume bedroht die Biodiversität” von Ricarda Richter 

 

Wenn Massenmord, nur um sich an der Leiche zu erfreuen, zum Kulturgut gehört, sollte man dringlichst sein Kulturverständnis überprüfen. – Iman Schwäbe 

 


 

 

Leserbrief zu „Warum nicht jetzt Frau Klauke?” von Uwe-Jean Heuser und Laura Cwiertnia 

 

Vielen Dank für Ihr Interviewe mit Frau Klauke. Ich bin selbst Pilot auf Airbus/Boeing Flugzeugen und einer meiner Söhne möchte auch Pilot werden. Frau Klauke‘s Begeisterung fürs Fliegen und Dankbarkeit für einen wunderbaren Beruf teile ich ganz und gar. Dennoch möchte ich auf Ungereimtheiten und Defizite von Frau Klauke‘s Argumenten hinweisen. Steuerfreies Kerosin bremsen das klimaneutrale Wasserstoff-Flugzeug von Airbus aus.

Bisher gibt es keine einzige interessierte Airline, noch weiß Airbus wie dieses Flugzeug aussieht oder wie schnell und weit es fliegt. Bleiben die heutigen Steuervergünstigungen für die Luftfahrt bestehen, ist zu bezweifeln, dass es überhaupt 2035 zugelassen oder in großen Stückzahlen hergestellt wird geschweige eine Infrastruktur für Wasserstoff (Produktion, Lagerung und Vertrieb) angelegt ist. Am Beispiel der verunglückten Boeing 737MAX, des verspäteten A380, Airbus M400 usw. ist abzusehen, dass es eher 2040 oder 2050 wird bevor eine nennenswerte Zahl davonfliegt.

Genauso ist angesichts der prognostizierten Verdoppelung des Flugaufkommens bis 2030 eine 10% Beimischung von nachhaltigem Kerosin ein industrielles Armutszeugnis. Vehement sträubt sich die Luftfahrtindustrie gegen marktgerechte Steuern und Abgaben für die Nutzung von fossiler Energie und den Ausstoß von Klimagasen. Mit dieser Verweigerungshaltung gefährdet sie sich selbst, denn es bremst ihre klimaneutrale Entwicklung aus. Außerdem ist es ungerecht, wenn Geringverdienerinnen für Heizung, Auto, Bus&Bahn sehr wohl verbrauchsbezogene Energie- und CO2-Abgaben und darauf noch MwSt. bezahlen, Fluggesellschaften und ihre Kunden aber nicht.

Steuern müssen gerecht, sozial und akzeptabel sein: „Wer viel hat oder kann der gibt und hilft mehr als Ärmere und Schwächere“. In Bezug auf die Luftfahrt ist es immer noch umgekehrt. Flugzeug-Pendler ins Ausland, Dubai/NewYork-Shopper, die Elite-Luftfahrt zahlt keinerlei Steuern für ihren Verbrauch an fossiler Energie, den Ausstoß von Klimagasen und noch nicht einmal MwSt aufs Ticket! Finden Sie es richtig Steuern auf dem Weg zum Flughafen zu zahlen, aber in die Türkei oder nach Thailand bitte immer schön steuerfrei? Regionale Produkte zahlen Energie- und CO2-Steuern auf ihrem Weg zum Markt.

Tonnen von Gemüse und Obst aus Übersee lassen wir uns aber weiterhin steuerfrei einfliegen? Ungeachtet aller Krisen verdoppelt sich seit 1950 das Flugaufkommen alle 12 Jahre. Bereits diesen Sommer war das Ferienflugaufkommen größer wie vor Corona. Also muss Airbus schon bald 120 Flugzeuge pro Monat bauen, denn nur dann kann die wachsende Nachfrage nach Flügen befriedigt und können die 39.000 Flugzeuge in den kommenden 20 Jahren gebaut werden. Es stimmt, Airbus A320NEO/330NEO sowie Boeing 787/737MAX verbrauchen 20-30% weniger Kerosin als ihre Vorgänger. Aber angesichts der alle 12 Jahre stattfindenden Verdopplung der Flugzeugflotte verdampft dieser Vorteil.

Denn sind die Flugzeuge einmal gebaut, und bleiben die Preise für fossiles Kerosin und den Ausstoß von Klimagasen so gering wie sie laut Frau Klauke bleiben müssen, dann fliegen diese 30-50 Jahre lang mit fast unverändertem Verbrauch. Während andere Verkehrsmittel schnell klimaneutraler werden gibt die Luftfahrt nochmal richtig Gas und steigert ihren Anteil am weltweiten Klimaschaden rasant. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen aus Scham, Angst und Sorge lieber aufs (private) Fliegen verzichten.

Selbst als Pilot teile ich diese Bedenken! Vielen sind die Schädlichkeit des Fliegens mit fossilem Kerosin und die bestehenden kontraproduktiven Steuervorteile nicht bewusst. Darum fehlt es auch am Willen die Luftfahrt klimaneutraler zu machen. Das sehe ich täglich als Flugkapitän bei einer großen Europäischen Airline. Die Suche nach Alternativen und sparsames Fliegen wird dadurch verzögert. Bleibt es bei den bisherigen Abgabe- und Steuerprivilegien für die Luftfahrt, vervierfacht sich das Flugaufkommen bis 2040 und damit auch ihr Ausstoß an schädlichen Klimagasen.

Dann trägt sie zu einem sehr erheblichen Teil zur Klimaerwärmung bei und läuft Gefahr alle Akzeptanz zu verlieren. Ohne ausreichende erneuerbare Energien und sparsamere Flugzeuge werden sich dann nur noch die aller Reichsten das Fliegen leisten. Gerade jetzt sind massive Steuern auf die Nutzung von fossilem Kerosin nötig, um den klimaneutralen Umbau der Luftfahrt zu finanzieren und zu beschleunigen. Die moderaten Mehrkosten für die Konsumenten können fair und ohne Wettbewerbsnachteile verteilt werden. – Klaus Siersch 

 


 

 

Leserbrief zu „Ist ja nur Gras” von Bente Lubahn

 

Danke, dass sie diesen Artikel veröffentlicht haben. Jugendliche sollten darüber aufgeklärt werden, dass bei Cannabiskonsum die Gefahr besteht, eine Psychose zu bekommen. Und eine Psychose ist definitiv der absolute Super-GAU unter den psychischen Erkrankungen, man kann lebenslang beeinträchtigt sein. Das noch nicht vollständig entwickelte Gehirn von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist besonders anfällig. Ich bin deswegen definitiv gegen eine Legalisierung. Die neue Regierung nimmt eine Zunahme von psychischen Erkrankungen in Kauf, wenn sie Cannabis legalisiert. – Johannnes Lenz 

 


 

 

Leserbrief zu „Die Entscheidung”. Protokolle aufgezeichnet von Harro Albrecht et al. 

 

Ich freue mich, dass in diesem Beitrag die Stimmen von Menschen zu Wort kommen, „die das Gesundheitssystem von innen kennen“. Die Menschen machen auf mich den Eindruck, dass sie wissen, was sie tun. Die Lage ist ernst, die Politik muss handeln. Gefragt ist sachliche Nüchternheit, nicht übertriebene Panikmache bei einer sowieso emotional stark aufgeladenen Thematik. Gratulation also an die Autoren und Beteiligten in der publizistischen Umsetzung!

Die Aufmachung des Artikels steht zum Inhalt in krassem Gegensatz. Es scheint einfach zu verlockend, auf der medialen Panik-Welle mitschwimmen zu wollen. Eine grobpixelige Nachtaufnahme und eine in bedrohlichem schwarz gehaltene Grafik stellen großflächig präsentiert den sachlichen Text in den Schatten. Die visuell suggerierte „Katastrophen-Stimmung“ wird verbal weiter dramatisiert, indem sich die Autoren in den einleitenden Worten ebender martialischen Sprache bedienen, die „hinterfragt“ werden soll. Fox-News Taktiken bei der ZEIT?

Ob in indirekter Rede oder in Anführungszeichen, der Effekt ist der gleiche. So können sich auch seriöse Medienmacher populistischer Stilmittel bedienen. Wie praktisch. Eine kleine Nachfrage hätte ich allerdings noch zum Verhältnis 7:1, weil es einfach so erstaunlich auffällig ist. Sieben männliche hochqualifizierte Amtsträger gegenüber einer einzelnen weiblichen Stimme aus dem Pflegebereich. Was mögen da die Gründe sein? Gibt es keine weiblichen Intensiv- oder Notfallmedizinerinnen, keine Ethikerinnen, keine Professorinnen, keine Chefärztinnen, die man hätte fragen können, oder hatten die alle keine Zeit? – Moira Koch 

 


 

 

Leserbrief zu „Gesucht: Ein Zukunftsfahrplan” von Sebastian Pfotenhauer 

 

Ihnen reicht die oft verwendete Phrase „Es geht in die richtige Richtung“ nicht mehr? … Wurde auch Zeit. – Matthias Losert 

 


 

Leserbrief zu „Ganz profan” von Nora Coenenberg (Infografik) und Julia Nolte (Recherche) 

 

1960 waren 94% der Deutschen Kirchenmitglieder? Waren das wirklich 94% „der Deutschen“? Oder doch „nur“ der in der Bundesrepublik? – Horst Behr 

 


 

 

Leserbrief zu „Die dunkle Tiefenströmung, das Schwarzwaldflüstern” von Peter Kümmel 

 

Mein Respekt vor Robert Habeck wächst ins Unermessliche angesichts der Tatsache, dass er (zusammen mit seiner Frau Andrea Paluch oder umgekehrt) Ted Hughes’ „Birthday Letters“ übersetzt hat. Ich habe mir den Spaß gemacht, nein, es war eine zeitraubende Verrücktheit, aufzuspüren und nachzuzählen, wie oft die Farbe Grün auf den 195 Gedichtseiten auftaucht. Kaum zu glauben, aber ich fand nur 5 Stellen: „Sumpfgras, / Wildes, echtes Grün Amerikas“; „In unseren grünen, atmenden Wänden“ (nachts im Zelt im Yellowstone –Nationalpark); „grüne Blätter“, grüne Weintrauben und die „beinah grünliche Farbe“ des Gesichts von Sylvia Plath. Dagegen wird Schwarz in 30 Gedichten erwähnt, Blau spielt in 18 und Rot in 15 eine Rolle und selbst Grau, Braun und Gold sind öfter anzutreffen. Ted Hughes ist also alles andere als ein „grüner Dichter“. Aber, was soll’s! – Ludwig Engstler-Barocco 

 


 

 

 Leserbrief zu „Toxische Akkorde” von Christine Lemke-Matwey 

 

„Die semantische Aufladung von Beethovens Musik und ihre politische Instrumentalisierung haben lange Tradition. Deren suggestive Kraft und Wirkmächtigkeit werden insbesondere auch in der Filmmusik erlebbar. So gelingt im 2011 mit vier Oscars ausgezeichneten Film „The King`s Speech“ dem englischen König George VI. erst mit Hilfe des „Allegretto“ aus der 7. Sinfonie eine Kraftanstrengung, mit der er am 3. September 1939 sein Volk zum Kampf gegen Hitler einschwören und gewinnen sollte. Zweifellos knüpfen Éric Zemmours Medienberater nun vor allem an dieses zum Topos gewordene Phänomen der soghaften Überwältigungsstrategie an.

Zemmour bezieht sich in seinem mit Beethovens Musik unterlegtem Videospot also wohl mehr auf die filmisch bewährten musikpsychologischen Kräfte des „Allegretto“ als auf die historisch- politischen Implikationen der Uraufführung im Jahre 1813, die Christine Lemke- Matwey in ihrem Artikel „Toxische Akkorde“ ausführlich erläutert. Zemmour inszeniert sich mit Beethovens Musik in perfider Weise als legitimer Restaurator eines Frankreichbildes, das es unter den Auspizien von Brigitte Bardot und Alain Delon als Klischee eben auch nur im Film gab. Übrigens soll Delon die Bardot eigentlich nur genervt haben.“ https://www.schallplattenkritik.de/jury/martin-hoffmann?jury=6 – Martin Hoffmann 

 


 

 

Leserbrief zu „Das Purzeln” von Alard von Kittlitz 

 

Vielen Dank für diese fröhliche Entdeckung. Und Sie haben mit fast allem ganz recht. Nur in einem Punkt möchte ich – und hoffe, zu Ihrer Freude – etwas ergänzen. Etwas Wesentliches allerdings: Damit es purzelt braucht es eine zentrale Zutat: Eine angenehme, entspannte, am besten liebevolle Atmosphäre! Nur dann nämlich arbeitet unser Hirn optimal. Und das bestärkt Ihre Schlussfolgerung nochmals: „Für eine Welt wie unsere, die ständig von Leistung, Verdienst, Erfolg und Weiterkommen schwadroniert, wäre das konzeptuell allerdings ärgerlich“.

Ich empfehle Literatur von Gerald Hüther, Stephen Porges und vielen anderen Hirnforschern. Wie schön, dass Ihre Tochter die passende Atmosphäre für ihre Entdeckung vorfand! Außerdem nutze ich die Gelegenheit, Ihnen ganz herzlich für die zahlreichen Artikel und Kommunen zu danken, mit denen Sie in den letzten Jahren mein Leben bereichert haben. – Sibylle Riffel 

 


 

 

Leserbrief zu „Schneesichere Weisheiten” von Georg Cadeggianini et al. 

 

DIE ZEIT macht 10 Weisheiten zum Wintersport bekannt: 1) Wozu Wintersport? Eben, muss nicht sein. 2) Wie komme ich trotz Höhenangst auf den Berg? Unten bleiben. 3) Lohnen sich die Mühen einer Skitour? Machen Sie mal eine mit. Dann wissen Sie es. 4) Ist Curling eigentlich Sport? Nein, uneigentlich auch nicht. 5) Wie steil muss eine Rodelpiste sein? Steil genug. um sich die Knochen zu brechen.

6) Trägt das Eis? Draufgehen, wenn Sie nass werden trägt es nicht. 7) Nerven Schneeboarder wirklich? Ja, sie rempeln andere Gäste an. 8) Was mache ich, wenn mein Mann nicht Ski fahren will? Einen anderen suchen. 9) Warum glotzen alle Biathlon? Um zu sehen, wie man sich im Schnee austoben kann. 10) Und was, wenn die Lawine kommt? Abwarten bis der Hund kommt, der mit dem Fässchen. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbrief zum ZEIT Magazin 

 

Was ist bitte mit dem Zeit-Magazin passiert? Das war doch mal ein echtes Sahnestück, Inspiration vom Feinsten, mit tollen Fotos, hoch interessanten Interviews und einprägsamen Reportagen. Seit Kurzem erkenne ich es aber nicht wieder. Leider fange ich damit nichts mehr an und entsorge es spätestens nach dem zweiten Mal durchblättern. – Ing. Johannes Tomsich 

 


 

 

Leserbrief zu „Was für Flaschen!” von Gero von Randow im ZEIT Magazin 

 

Mir gefallen die Zeichnungen von Sarah Mazzetti im Artikel “Was für Flaschen!” ZEITmagazin 51/21 sehr gut. Ich möchte gerne wissen ob man die Zeichnungen als Drucke kaufen kann? Und natürlichen, wenn ja wo? – Marc Reimann 

 


 

 

Leserbrief zu „Kling-Klang-Kunst” von Christoph Amend im ZEIT Magazin 

 

„Ruckzuck“, „(Fahrn, fahrn auf der) Autobahn“ , „Trans Europa Express“, „Das Model“, „Die Roboter“  und „Tour de France“, das waren ganz ulkige Liedchen, die zwischen 1970 bis 1983 von der Gruppe „Kraftwerk“ veröffentlicht wurden. Und Kraftwerk war damit auch ganz schön erfolgreich, aber damit hat es sich auch schon, für mich jedenfalls. Gut, man kann vieles, aber auch alles übertreiben, je nach Lust und Laune! „Sie stellt sich zur Schau für das Konsumprodukt und wird von Millionen Augen angeguckt. Ihr neues Titelbild ist einfach fabelhaft, ich muss sie wieder seh´n, ich weiß sie hat´s geschafft!“ (aus dem Lied: „Das Model“ von Kraftwerk, dritter Vers) – Klaus P. Jaworek 

 


 

 

Leserbrief zu „Unter Strom: Käsefondue” von Mirko Borsche im ZEIT Magazin 

 

Alles richtig erzählt von Asterix bei den Schweizern und den persönlichen Empfindungen und Erlebnissen mit und beim Käsefondue und … aber ich habe meine Zweifel, dass bei dem Test das unten abgebildete Gerät verwendet wurde. Denn abgebildet ist ein Fonduetopf der für Fleisch-Fondue verwendet wird, also in dem Topf ist Öl oder Bouillon-Brühe in dem Fleischstückchen gegart werden, deswegen auch die „praktisch senkrechte Platzierung“ der Gabeln. Denn das Fleisch braucht einen Moment, je nach persönlichen Geschmack, bis es gegessen werden kann. Außerdem zur Klärung: Käsefondue wird aus einem Tontopf gegessen! Nicht aus einem Edelstahltopf. – D. Dost 

 


 

 

Leserbrief zu „Heiter bis Glücklich” von Claire Beermann im ZEIT Magazin 

 

Der Beitrag zum Weihnachtbaum im Topf zeigt wieder mal wie die Leute veräppelt werden. Wie soll der große Baum mit dem kleinen Topf überleben? Ein Baum dieser Größe hat mindestens so viel Wurzeln unten wie Äste oben. Nach Ende der Miete wird er daher mit 100 % Sicherheit kompostiert. Man kann sich also das schleppen des schweren Topfs mit Erde sparen… – Stefan Thurner 

 


 

 

Leserbrief zu „Über ein Abendessen mit Freunden und die möglichen Spätfolgen der eigenen Kochkünste” von Harald Martenstein im ZEIT Magazin 

 

Eben habe ich Ihren Artikel über ein Abendessen mit Freunden gelesen, und mich auf dem Sofa vor Lachen gekugelt. Ich liebe Ihre Beiträge und gestehe offen: Ich kaufe mir die Zeit letztendlich wegen Ihrer Kolumne. Wann immer ich Zeit habe am Wochenende, wird nach dem Kauf zuerst das Magazin aufgeschlagen und nach Ihrem Beitrag gesucht. Dach kommt Tillmann Prüfer. Auch sein Beitrag ist unterhaltend und gleichzeitig tiefgründig. Ich mag das. Ja, und wer dann viel Zeit hat am Wochenende, der kann sich über den Rest der Zeitung machen.

Denn ganz ehrlich: ich brauche das ganze Wochenende um auch nur die Kernbeiträge abzulesen – was mich letztendlich davon abhält die Zeitung jede Woche zu kaufen und freilich auch der Preis! Bleibt mir nur noch Ihnen ein schönes Weihnachtsfest zu wünschen, an dem Sie hoffentlich nicht kochen müssen. Ich liebe gutes Essen, aber ehrlicherweise taugt das beste Essen nicht, wenn die Menschen am Tisch nicht die sind, mit denen man gerne zusammen ist. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beides. Ein köstliches Mahl im Kreise Ihrer Lieben. – Hilde Erlbacher