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7. Oktober 2021 – Ausgabe 41

Leserbriefe zu „Was ist Mitte-rechts?” von Mariam Lau 

 

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum sich für Mariam Lau Jens Spahn als Zukunftskandidat für die CDU-Spitze aufdrängt. Er ist weder als Bündnispartner von Armin Laschet großartig in Erscheinung getreten, (in den letzten Wochen geradezu abgetaucht) noch als jemand, der die Meinung der überwiegenden Mehrheit des Volkes respektiert und schützt. Ich ziele damit auf eine von Lau nicht genannte dunkle Seite von Spahn: dem selbstgerechten, moralisierenden Blockierer des Rechtes auf selbstbestimmtes sterben in hunderten von Fällen, welches das Bundesverfassungsgericht am 26.02.2020 für rechtens erklärt hat. Das ist übergriffig! Diese Möglichkeit, das Leben (ohne Angabe von Gründen!) selbsttätig zu beenden, überfordert nicht den Menschen, (vielleicht Jens Spahn), sondern das Leben selbst wird von den Kandidaten als unzumutbar, überfordernd und würdelos empfunden. Wenn Spahns Fantasie dafür nicht ausreicht, empfehle ich die Lektüre von Kafka, z.B. „In der Strafkolonie“. – Eva-Maria Fahl 

 

Herzlichen Dank, Sie haben mich heute sehr zum Lachen gebracht. Sie schreiben, Jens Spahn habe durch sein Bündnis mit Laschet gezeigt, dass er im Team spielen könne. Witzige Vorstellung von Mannschaftsgeist haben Sie. In einem Team, wo sich ein Partner heimlich verdrückt, wenn es mal nicht so läuft, möchte ich zumindest nicht mitspielen. – Moritz Schütte 

 

Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein: Sie empfehlen als neuen CDU-Vorsitzenden ausgerechnet den organisatorischen Großversager bei Masken-/Schnelltestbeschaffung und Impfplanung, den Verschwender mehrerer Steuermilliarden, den Empfänger undeklarierter „Spahnden“ auf Privatkonten nach Diners mit unbekannten Firmenvertretern und den Vorteilsnehmer in Sachen privilegierter Kreditkonditionen bei verdächtig teuren Immobilienkäufen. Alleine diese Beweise seines Unvermögens und einer zweifelhaften Persönlichkeit schließen Jens Spahn aus der Liste geeigneter Bewerber um ein hohes Parteiamt, das einmal zur Kanzlerkandidatur führen könnte, für jeden seriösen Beobachter aus.

Hinzu kommt der wohl größte politmoralische Skandal im vereinten Deutschland überhaupt, seine Anweisung an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, alle dort eingehenden Anträge auf mögliche Verabreichung leidensverkürzender Medikamente zur Suizidhilfe bei final Schwerstkranken pauschal wieder den Wortlaut und Geist eines BVerfG-Urteils abzulehnen. Der ach so nett lächelnde Gesundheitsminister ließ dadurch z.B. Dutzende von langsam erstickenden ALS-Patienten völlig empathiefrei elendigst verrecken. Dafür gehört er gewiss nicht an die Spitze einer „christlichen“ Partei, sondern in die Sicherheitsverwahrung zum Schutz vor Unmenschen. – Bernd Lichter 

 

Welch herrlicher Artikel… Jens Spahn? – Jener mit den stets beflissen aufgerissenen Augen? Jener Lockenschopf, der seine von Mal zu Mal selbstgefälligeren Auftritte einzig und allein einer Pandemie zu danken hatte? Ja, freilich, Frau Lau: jede schriftliche Einlassung bedarf eines Schlusses. Aber muss es auf jemanden hinauslaufen, der – was seine „Anfälligkeit für gut gekleidete Schmutzeleien“ anbelangt – eher doch der Generation Amthor entstammt? Muss die ach so christliche Union partout eine Rolle spielen in den nächsten Legislaturperioden? Der Glaube der Union: „Wir brauchen einen deutschen Sebastian Kurz.“ – Fürwahr herrlich!  – Christian Schlender 

 

Leider bin ich bisher kein regelmäßiger ZEIT-Leser, obwohl ich das gerne wäre. Ich nutze gerade eines ihrer Frei-lese-Angebote und versuche, das ZEIT-lesen in meinen Tag zu integrieren. Mein Enthusiasmus wurde allerdings abgekühlt durch den Artikel von Mariam Lau „Was ist Mitte-rechts?“, mit ihrem ausführlichen Plädoyer für Herrn Spahn gleich auf der Frontseite. Werbung für bestimmte Politiker gleich auf dem „Cover“, ist das üblich? – Renate Knauer 

 

Prinz Pharma als Retter der CDU? Der Superlobbyist als Chef einer demokratischen Partei? Der verkörperte schützende Staat hat Pandemie-Helfer mit Millionen von untauglichen und gesundheitsgefährdenden Masken überschwemmt, zu deren Zahlung das Ministerium jetzt verpflichtet wurde. Vorgaben des Arbeitsschutzgesetzes wurden prominent ignoriert. Dafür blieb Zeit für dubiose Immobiliendeals. Kann es sein, dass Frau Lau die CDU so dermaßen verabscheut, dass sie ihr Spahn an den Hals wünscht? Oder hat sie so viel Bedauern für ihn übrig, dass sie ihm weitere narzisstische Zufuhr gönnt? Es kann allerdings aus sein, dass ich den Hinweis „Satire“ überlesen habe. – Michaela Schikorra 

 

Die politischen Stärken und Tugenden, die einen „Mitte-Rechts-Konservativen“ auszeichnen, hat Frau Lau treffend beschrieben. Eine möchte ich noch hinzufügen: er will das mitteleuropäische Gesicht Deutschlands bewahren, verhindern, dass es sich zu einem Polyethno-Multikulti-Beliebigkeitsland entwickelt – auch wenn die Wirtschaft immer mehr Zuwanderung fordert! Jens Spahn hat sich mit seinen Maskengeschäften (vorübergehend) selbst ins Abseits gestellt. Statt seiner fielen mir zwei „Ossis“ ein: Reiner Haseloff und Michael Kretschmer! Beiden war ein demokratisches vereinigtes Deutschland länger Herzensangelegenheit als so manchem westdeutschen Politiker! Beide haben sich erfolgreich gegen die AfD behauptet. Sie sind integer, nüchternes Denken und rationales Handeln zeichnet sie aus. Und dennoch spürt man bei ihnen stets, anders als bei Frau Merkel, politische Leidenschaft! – Dr. med. Ulrich Pietsch 

 

Mögen Ihre trefflichen Beobachtungen der Ursachen für den Imageverlust der Union wegen Durchstechen und Sticheln („Södern“) bedenken: Es ist der Schweinehund, der lehrt, ein Schwein kann durchaus menschlich sein, während der Mensch wohl umgekehrt zum Menschsein braucht ‘ne Menge Schwein. – Frank Müller-Thoma 

 

Jens Spahn? Bitte nicht! Ebenso wie bei Scholz seine Vergesslichkeit gegenüber ganz wesentlichen Ereignissen offensichtlich einen großen Teil der Medien angesteckt hat bezüglich der Dinge, die er nicht gut gemacht hat, scheint in diesem Artikel all das, was Jens Spahn nicht gut gemacht hat, vergessen zu sein. Das ist kein Es-Hinterher-Besserwissen, es geht auch nicht um Kleinigkeiten, sondern um Grundsätzliches. Drei Punkte möchte ich herausgreifen: • Er hat nicht vorgesorgt. • Er führt nicht, reguliert stattdessen. • Er liebt die Digitalisierung – aber nur da, wo sie Geld bringt. Jens Spahn hat es versäumt, die Warnungen vor einer Pandemie ernst zu nehmen mit aller Verweigerung von Verantwortung, die dazu gehört: Weder gab es schützendes Material noch Pläne in Krankenhäusern, noch des gesamten Gesundheitswesens, wie zu verfahren wäre.

Dass „es“ in Deutschland anfangs so gut lief, lag an dem großartigen und kreativen Einsatz aller Beteiligten im Gesundheitswesen – keineswegs vorwiegend der gehypten Pflegenden allein. Später ging allen die Luft aus. Der Gesundheitsminister half nicht wirklich, geschweige denn, dass er sich bei den Richtigen bedankte. Er liebte es, mit zunehmend autoritärem Unterton (nach meiner Wahrnehmung) immer neue Regulierungen bis ins Kleinklein bekannt zu geben, anstatt jedes Mal vorweg zu betonen, dass es in der Verantwortung jedes einzelnen Bürgers liege, ob das Virus weiterverbreitet würde oder nicht. Diese Einstellung war es, die die Nordländer uns im Wesentlichen voraushatten: Das wäre Führungsqualität gewesen.

Von Jens Spahn und der Digitalisierung können die niedergelassenen Ärzte ein Lied singen: Kaum im Amt, erließ er in 20 Monaten 20 neue Gesetze zur e-Transformation der Medizin in Deutschland, die nicht einzuhalten mit Geldstrafen bewehrt waren, überrumpelte damit Bundestag und Ärzteschaft (Regulierung bis ins Kleinklein s.o.); dabei war die Digitalisierung der Gesundheitsämter kein Thema – dort wird nicht verordnet, dort fließt kein Geld – diese Einstellung rächte sich in der Pandemie. Daten sind ihm wichtig – nicht sie zu schützen, sondern sie zu nutzen: Für ihn unterstehen die Arbeitsergebnisse der Ärzte „mitnichten der Schweigepflicht, sondern hätten in einer überwachten Totalvernetzung allem und jedem zur Verfügung zu stehen“ (Zitat Dr. Silke Lüder, u.a. Delegierte der HH -Ärztekammer).

Auch seine 20 Gesetze dienen der Nutzbarmachung von Patientendaten ebenso wie das e- Rezept und die Gesundheitskarte, deren Entwicklung er ins BGM evozierte und „Bekannten“ anvertraute. Ich finde es besorgniserregend, wie Politiker, die auch eine weiche Seite haben (Laschet) entsorgt werden zugunsten von knallharten Machtpolitikern. Spahn ein Teamplayer? Als er selbst keine Chance für sich als Kanzlerkandidat sah, hat er den gespielt – doch hat er Laschet ein einziges Mal unterstützt? Das ist mir verborgen geblieben. – Dr. Ursula Augener 

 

Es stimmt, der tiefere Grund für die Wahlpleite mit Kanzler-Kandidat Laschet war die unübertreffliche Arroganz des Führungspersonals der Union in Person von Schäuble, Bouffier, Merz, Röttgen und auch Jens Spahn. Ihr Glaube an die Einmaligkeit der Union als Wählermagnet wurde bei der Wahl begraben. Besonders Schäuble ging fatalerweise davon aus, dass selbst mit dem schwachen Kandidaten Laschet keine Einbrüche bei den Unions-Wählern zu befürchten seien. Hauptsache der ungeliebte CSU-Kandidat Söder konnte abgewehrt werden. Dieser Fehler könnte der CDU langfristig das Genick brechen. Spahn überzeugte als Gesundheitsminister nicht gerade durch Einfallsreichtum oder gar konsequente Impfstrategien.

Was hebt ihn also aus der Menge der Spitzenpolitiker hervor? Wobei man gerechterweise festhalten muss, dass alle Regierungsmitglieder das Thema Impfpflicht mieden wie der Teufel das Weihwasser. Ach Entschuldigung – es war ja Wahlkampf! Außerdem fielen Spahn und Umgebung beim Thema Maskenbeschaffung durch peinliche Mauscheleien auf. Guckt man jetzt notgedrungen auf den Nachwuchs der CDU so sieht man erst mal fast niemanden. Bestenfalls Ministerpräsident Daniel Günther, der aber eher brav und angepasst erscheint, eben ein typisches CDU-Gewächs.

Das lenkt den Blick auf die ehrgeizige Schwester CSU, die mit Söder immerhin eine politisch bestens durchtrainierte Führungsfigur hat. Vielleicht bahnt sich da ein Verdrängungswettbewerb oder gar feindliche Übernahme zwischen den beiden ungleichen Schwestern an! Dann könnte auch gleich das Etikett christlich von der Mogelpackung CDU/CSU verschwinden. Einen attraktiven konservativen Herrn als Kanzler, den sich die Autorin versucht vorzustellen, gibt es wohl nicht. Es sei denn, es gelänge aus Klonen von Churchill, De Gaulle, Willy Brandt und Papst Johannes Paul die Schöpfung eines überragenden Staatenlenkers. – Klaus Reisdorf 

 

Im Mai hatte die ZEIT sehr ausführlich und kritisch über die Immobiliengeschäfte des Gesundheitsministers Jens Spahn berichtet, die offenbar auch in der Corona-Krise munter fortgesetzt worden sind. Jetzt fordert Mariam Lau im Leitartikel „Was ist Mitte-rechts?“ sehr dezidiert, dass sich die CDU auf Spahn als neue Leitfigur besinnen möge. Etwaige Verfehlungen des Probanden werden dabei als „gut gekleidete Schmutzeleien“ verharmlost. Auch wird Herrn Spahn zugutegehalten, dass er sich im Bündnis mit Arnim Laschet als „Teamplayer“ erwiesen habe. Wie bitte? Das hat doch allenfalls so lange gegolten, wie er sich persönlichen Erfolg davon versprochen hat. Danach trug auch er den sprichwörtlichen „Dolch im Gewande“. Ich muss sagen: Ich bin irritiert vom Kurswechsel der ZEIT. – Bernd Berke 

 

Für Jens Spahn, einen ausgewiesenen Pharma-Lobbyisten, als einzig geeigneten neuen Parteivorsitzenden der CDU im Leitartikel zu werben, ist ein Skandal und der ZEIT nicht würdig. Wird “gut gekleidete“ Bestechlichkeit im Leitartikel von Mariam Lau von der Zeit als “Schmutzelei, die er schließlich mit vielen Parteifunktionären teilt“ verharmlost?! Das wirft ein schlechtes Licht auf die ZEIT und ihr eigenes Verhältnis zur Pharmalobby. – Dr. Johannes Reintjes 

 

Welche göttlichen Eingebungen haben Sie nur erfasst, dass Sie einen derart guten Artikel zur Orientierung Mitte-rechts heute schreiben konnten. Engel Aloisius und Bengel Markus waren es bestimmt nicht. Speziell Ihre Thesen ab den „Rumänen“ zum Bild eines vorbildlichen CDU-Wählers und -Abgeordneten sind wahre Volltreffer, deren Formulierung ich mir selbst als Sprachberufler (Anwalt) so nicht zugetraut hätte. Was redete ich schon mit verschiedenen CDU-Abgeordneten und Engelszungen hier im nordbadischen Raum, dass sie ihren Wirtschaftsliberalismus als einziges Thema in Zeiten der Globalisierung endlich als wirklich nicht mehr zeitgemäß in den Hintergrund drängen und dessen Vertreter Merz und Co. – als Führungsfigur – vergessen.

In dieser Einseitigkeit spiegelt sich nämlich nicht nur politische Schmalspur-kompetenz wider, sondern leuchtet hinter der Überschrift auch immer das „eigenwirtschaftliche“ oder zumindest „parteipolitische“ finanzielle Wohlergehen durch. Wenn ich Ihnen dann noch sage, dass auf dieser Rheinschiene von KA – MA die CDU-Herren Wellenreuther, Axel Fischer, Gutting und Löbel bisher im Bundestag „regierten“, also lauter Merkel-Gegner und scharfe Kritiker – und besondere charakterliche „Vorbilder“, werden Sie verstehen, dass ich mit Ihrer Linie als der auch meinigen solche „Figuren nicht mit der Erststimme wählen konnte bzw. hätte im jeweiligen Wahlkreis wählen können. Ein kleines Haar in Ihren Vorschlägen für die Zukunft: Einen Jens Spahn braucht es dazu wahrscheinlich nicht.

Bei ihm eilt der Mund zu oft seinen Taten so deutlich voraus, dass er kaum mehr von jenen eingeholt werden kann. Große Worte und Versprechungen, wenige bis gar keine schnellen Taten, und der soeben beschriebene eigenwirtschaftliche Trieb scheint ihm ebenfalls nicht zu fehlen. Von Herrn Hans wurde ich in dem Moment enttäuscht, als er aus der Phalanx der Länderchefs bei den Pandemiemaßnahmen ungeduldig und eigenprofilierungssüchtig ausscherte. Kaum verlässt das pubertierende Kind das „Nest“, neigt es zu Ungeduld und Unfug. Ich stimme Ihnen damit zu, dass es von den gewünschten Charakteren beim CDU-Nachwuchs nicht Viele gibt – vorsichtig formuliert, Herr Kuban etwa zählt erst recht nicht dazu. – Rolf Heeger 

 

Mit der Diagnose „Ver­wechs­lung von Kon­ser­va­tis­mus und Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus“ hat Mariam Lau recht. Die liberalkapitalistische Ideologie der Freiburger Schule war echten Konservativen fremd. Auch die CDU war in ihren Anfängen von einer antikapitalistischen Haltung getragen. Sie war jedoch immer auf der Höhe des technologischen Fortschritts. Dagegen kommen mir manche Globalisierungskritiker stockkonservativ vor. Leider übergeht Lau die Ökologie, die ohne das christliche Verständnis von Schöpfungsverantwortung gar nicht denkbar wäre. Bei der Migrationspolitik muss ich Lau widersprechen: dem Nationalismus stand der Konservatismus immer kritisch gegenüber. Nicht zufällig kamen fast alle Väter (leider keine Mütter) der europäischen Einigung aus konservativen Parteien. Und warum muss es ein attraktiver Herr sein, der in Zukunft Mitte-rechts verkörpert? – Jürgen Thiede 

 


 

 

Leserbriefe zu „Grün und Gelb… passt das zusammen?” Streit zwischen vier Anhängerinnen und Anhänger der beiden Parteien 

 

Man ist es von ja gewohnt, dass Tempo 130-Gegnern zur Rechtfertigung Ihres automobilen Freiheitsdrangs kein ‚Argument‘ zu lächerlich ist. Aber wie Herr Pfeiffer in einem öffentlichen Interview zu behaupten, ein Tempolimit wäre für einen Architekten wie ihn unzumutbar, weil er ab und zu bis zu 2.000 Kilometer am Tag fahren muss, ist schon ein starkes Stück. Das bedeutet bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern (!) 10 Stunden reine Fahrzeit. (Die Tageslenkzeit für Berufskraftfahrer beträgt übrigens neun Stunden). Wann arbeitet der Mann eigentlich in seinem richtigen Beruf – und vor allem wie? Ich würde einem Architekten, der es nicht einmal schafft, seine Termine ordentlich zu koordinieren, jedenfalls keinen Auftrag anvertrauen. – Roland Brunner 

 

Architekt Pfeffer, der Tagestouren von 2000 km fährt, um seine Baustellen zu besuchen, liefert das beste Argument, warum ein Tempolimit viel mehr bringt, als sich allein aus dem geringeren Luftwiderstand errechnet: Peak Mobilität überschritten, manche Fahrten werden nicht mehr stattfinden, und das ist gut so. – Joachim Wuttke 

 

Herr Pfeffer, was für ein Idiot! Warum bekommt ewig gestriges Stammtischgesülze diese Bühne? Unfassbar! – Robert Krüger 

 

Mit dem Porschefahrer, Herrn Pfeffer, haben Sie den Prototypen des „freiheitsliebenden“ Egoisten eindrücklich vorgeführt. Wie viele FDP – Mitglieder und – Wähler hat er nichts verstanden, wenn es um den Klimawandel geht. („Auch seine Kinder müssen sich keine Gedanken machen“). Ohne die fundierten Beiträge von Frau Weimann wäre die Diskussion inhaltlich unergiebig geblieben. – Sven Herfurth 

 

Mit Bestürzung habe ich die Aussagen von FDP-Anhänger Herrn Pfeffer gelesen. An Arroganz und Ignoranz ist seine Einstellung kaum zu überbieten; Er verwechselt den Begriff „Freiheit“ mit „Egoismus“. Ärgerlich ist, dass er auf die Argumente seiner Gesprächspartnerinnen nicht eingeht, sondern unbeirrt sein festgefahrenes Weltbild proklamiert. Die aktuelle, existenziell bedrohliche Umwelt- und Klimakatastrophe ignoriert er schlichtweg. Wenn wir alle mit Herrn Pfefferles Haltung durch’s Leben gehen würden, wäre der Welterschöpfungstag spätestens Ende Januar erreicht… – Gesine Weiß 

 

FDP und Grüne kommen sich näher – tatsächlich? Herr Pfeffer, FDP Stammwähler, Architekt und Porschefahrer, nimmt für sich in Anspruch, an einem Tag auf den deutschen Autobahnen knapp 2000 Kilometer fahren zu können (Köln – Salzburg – Berlin – Köln). Er ist sicher ein geschäftiger Mann, aber mehr als 12 Stunden wird er auch nicht im Auto sitzen wollen – also haben wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 166 km/h. Wie will er dies unter Einhaltung der Verkehrsregeln, Baustellen, Tempolimits erreichen? Unmöglich! Oh ja, und Staus an den Ladesäulen will er auch beobachtet haben, womöglich liegengebliebene Teslas aus den Niederlanden, die dann nicht mehr heimkommen.

Welche Ammenmärchen werden hier erzählt? Und ach so, Hochwasser hat es früher auch schon gegeben. Also ist der Architekt auch noch Klimaexperte? Während die Vertreter der Grünen recht sachlich und auch ruhig argumentieren, Frau Steinbach als junges FDP-Neumitglied wenig sagen will, da sie eben noch wenig Erfahrung hat, benimmt sich Herr Pfeuffer wie das Klischeebild des FDP-Wählers. Bei seiner inkompetenten Polterei vergisst er eigentlich nur noch die gesenkte Mehrwertsteuer für Champagner zu erwähnen: Freiheit für uns Reiche – Regeln für die Armen! Kaum möglich, dass bei dieser Wählerschaft FDP und Grüne zusammenfinden in eine zukunftsorientierte Koalition! – Eugen Maier 

 

Nachdem ich die Aussagen – neudeutsch Einlassungen – von dem Architekt Pfeffer hinsichtlich der 2.000 km am Tag (Köln – Salzburg – Berlin – Köln) gelesen habe wurde ich bezogen auf die FDP nachdenklich. Wenn er dann noch Flutopfern helfen will, beneide ich seine Auftraggeber nicht, dann die Eloge auf den synthetischen Kraftstoff, wegen des Wirkungsgrads eine reine Brückentechnologie ohne Zukunft. Dass die Moderatoren nicht nachgefasst haben, ist ärgerlich. – Günter Kohlbecker 

 

Seit 2001 ist die Erdbevölkerung um 1,7 Mrd. Menschen gestiegen. Selbst wenn jeder davon nur jährlich 2 t CO2-Äquivalente auslöste, wären dies über 3,4 Mrd. Tonnen p.a. – rund 4-mal so viel wie Deutschland, dessen Emissionen zurückgingen. Hat „der vierjährige Stillstand“ oder gar „Die FDP dafür gesorgt“, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen gestiegen sind? Ihre Überschriften sind vorsichtig gesagt, etwas schräg! Das Gutachten für „FFF“ des tiefgrünen Wuppertal-Instituts vom Oktober 2020 sollte für alle Grünen zur Pflichtlektüre werden.

Dessen optimistisch extrem niedrige Schätzungen von über 5 Millionen t Wasserstoff (167 Mrd. kWh H2) für 2030 sind eher Minimum, denn längerfristig sind mindestens 4- bis 6-mal so viel nötig. In den letzten 20 Jahren ist die Weltbevölkerung um 25 % (gegenüber 2001) gewachsen. Warum kann jetzt Deutschland alleine die Welt retten, wenn wir Ende des 21. Jahrhunderts bei über 10 Mrd. Menschen liegen (Anteil Deutschlands unter 1 %)? Und seit wann beeinflusst die FDP das Wachstum der Weltbevölkerung und deren „Umpflügen der Erde“? Herr, wirf Hirn vom Himmel! – Dr. Wolfgang Ströbele 

 

In dem Artikel passt vor allem die Haltung des FDP-Sympathisanten Herrn Pfeffer nicht zusammen – weder mit den Grünen, noch mit dem gesunden Menschenverstand einer jeden politischen Couleur. Er behauptet, an einem Tag 2000 km beruflich unterwegs zu sein (In der Regionalzeitung, dem Kölner Stadtanzeiger vom 21.2.2016 liest sich das von Herrn Pfeffer so: „Ich bin teilweise 10.000 Kilometer im Monat zu meinen Baustellen gefahren“.) und dabei zwischendurch noch sinnvoll tätig zu sein, dem bescheinige ich schlichtweg überzogene Selbstdarstellung und totale Unfähigkeit, seinen Arbeitsplatz digital zu gestalten. Um eine Strecke von 2000 km zu bewältigen (zu der ja wohl auch innerstädtische Routen gehören), benötigt man unter „normalem“ Verkehrsaufkommen mindestens 15 Stunden (hier habe ich die eigentlich unrealistische Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 km/h zugrunde gelegt).

Baustellen, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Staus, Pausenzeiten, Eventualunfälle habe ich hierbei nicht einmal berücksichtigt. Da nutzt auch die von Herrn Pfeffer gelobte Automarke nichts. Der angebliche Grund für diese Ochsentour: gezieltes Abfahren von Büros und Baustellen – als Grund, um seiner für mich überzogenen spätpubertierenden Leidenschaft (Zitat von Herrn Pfeffer lt. KStA: „vergleichbar mit einer schönen Frau seien die rundlichen Formen“ seines Autos), dem Autofahren zu frönen, nachvollziehbar. Unglaubwürdig erscheint er mir aber im Rahmen der inzwischen fortgeschrittenen digitalen Vernetzung, die solche Eskapaden überflüssig macht. Hoffen wir, dass Egoismus- und Neandertal-Denken Einzelner die politischen Verantwortlichen nicht daran hindert, die Weichen für eine zielgerichtete Zukunftspolitik zu stellen. – Hermann Giesenow 

 

Meine siebenjährige Tochter meint beim Betrachten des aktuellen Titelbildes der ZEIT „Passt das zusammen?“, auf dem ein Frosch und eine Ente abgebildet sind, nur trocken: „Quaaak.“ Hoffentlich ist das keine kurze Inhaltsangabe eines zukünftigen Koalitionsvertrages. – Kristian Klinke 

 

Das System ist schuld. Wir wurden von Politik und Wirtschaft 50 Jahre lang zu mehr Konsum, mehr Reisen, höher, weiter, schneller und Geiz ist geil erzogen. Wir wurden nicht über die Risiken und Nebenwirkungen dieses Verhaltens für unsere Erde aufgeklärt. Gott, BEWAHRE mich von solchen ,,MÜNDIGEN“ und ,,AUFGEKLÄRTEN“ Menschen! – Thomas Walter 

 

Tempolimit ist Unfreiheit? Seriously? Keinerlei Probleme mit der Wortwahl? – Matthias Dübon 

 

Ja, die Mobilität, Spaß oder Notwendigkeit? Dem Architekten Klaus Jürgen Pfeffer, der scheinbar unabwendbare „Tagestouren“ von Köln nach Salzburg und über Berlin zurück nach Köln zu absolvieren hat, sei die Belegung eines „Organisation-Workshops“ empfohlen. Es könnte durchaus sein, dass sich dann die Notwendigkeit gewisser „Touren“ verflüchtigt. Die heute nicht verhinderbaren „Touren“, so darf der geneigte Leser ja durchaus vermuten, liefern mindestens gelegentlich Grund für „Porsche-Spaß“. Allerdings würde natürlich auch die Belegung eines „Organisations-Workshops“ eine Einschränkung in der freien Gestaltung des Unternehmertums bedeuten, was bei der Entscheidungsfindung angemessen zu berücksichtigen wäre. – O. Gröflin 

 

Frau Weinmann glaubt also, sie sei „50 Jahre lang von Politik und Wirtschaft zu mehr Konsum, mehr Reisen, höher, weiter, schneller und Geiz ist geil erzogen worden“. Und „über Risiken und Nebenwirkungen dieses Verhaltens“ habe man sie nie aufgeklärt. Das ist eine kühne Abrechnung mit einer Epoche, in der Frieden, Sicherheit und Wohlstand in Europa geschaffen wurden. Offensichtlich drängt es jede Generation, seinen Müttern und Vätern die Geschichte vom großen Versagen und den schlimmen Verführern vorzuhalten: Unsere Eltern und Großeltern waren schuld, weil sie die Nazis nicht verhindert haben.

Nun bin ich, deutlich über 60, an der Reihe und werde gleich für die Zerstörung des ganzen Planeten verantwortlich gemacht. Vielleicht wird die aktuelle Twitter-Facebook-Instagram-Generation einmal von deren Kindern für das Kultivieren der Lüge und das Ende des sozialen Friedens angeprangert werden. Wer es hinterher immer schon wusste, kann sich danach natürlich auch moralisch überlegen fühlen. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Teilnahme von Herrn Pfeffer an diesem Streitgespräch nur vergleichbar ist mit der Diskussionsleitung eines Veganer:innen-Treffens durch einen Metzgermeister! – Thomas Meichle 

 


 

 

Leserbriefe zu „Er oder er” von Robert Pausch und Mark Schieritz 

 

Die FDP hat bei der BT-Wahl 11,5% erreicht, die Grünen 14,8%. Dennoch wird das Foto von Lindner doppelt so groß präsentiert als dasjenige von Habeck. Damit folgt die ZEIT ja einem Plan. Ich bin, nicht zum ersten Mal, irritiert. – Horst Spreckels 

 

Gebt dem Lindner das Wirtschaftsministerium und dem Habeck die Aufsicht über die Finanzen. Davon profitieren alle, wenn nämlich Herr Lindner den wirtschaftlichen Erfolg und den Ausbau der digitalen Infrastruktur mit dem Geld voranbringen darf, welches ihm der potentiell ausgabenfreudigere Habeck zur Verfügung stellt. Plötzlich wären diese unterschiedlichen Ansichten versöhnt. Wohlstandssicherung der nächsten Generation(en) und Umweltschutz sollten oberste Priorität genießen, dazu braucht es aber gut investiertes Geld, welches auch locker gemacht wird. – Volker Kaufmann 

 

Wenn zwei sich streiten, dann freut sich regelmäßig der Dritte. Nach dieser Lehre bleibe das Finanzministerium bei der SPD oder würde durch einen Parteilosen besetzt. Was auch nicht die schlechteste Lösung wäre. Wahrscheinlich wird aber Christian Lindner in die Fußstapfen eines Liberalen Rolf Dahlgrün treten, der von 1962 bis 1966 Bundesfinanzminister war, ebenso fachfremd wie Lindner, Dahlgrün war Volljurist und hatte über Wilderreifragen promoviert. Also, da es im Finanzministerium auch immer ein bisschen wild zugeht, würde der Lindner dort eine gute liberale Tradition vorfinden. – Dr. Detlef Rilling 

 

Über ungelegte Eier kann man sich wohl unterhalten, ebenso kann man das Fell des Bären verteilen, der noch gar nicht erlegt wurde! Man kann sich auch darüber unterhalten, wer von diesen beiden Kerlen das Bundesministerium für Finanzen leiten soll. Ja, all das kann man tun! Stell dir aber mal vor, die SPD lässt Gnade vor Recht gelten, und bietet der Union doch eine Regierungsmitbeteiligung an, eine GroKo mit veränderten Vorzeichen also! Ja, was dann? Dann dürfte für diese grüngelblichen Möchtegern wirklich Hopfen und Malz endgültig verloren sein! – Klaus P. Jaworek 

 

Christian Lindner ein Politikwissenschaftler mit Staatsrecht und Philosophie im Nebenfach oder Robert Habeck mit Philosophie, Germanistik und Philologie als Studienfächer mit entsprechenden Abschlüssen sollen nun in der Ampelkoalition als Finanzminister Finanzpolitische Richtungsentscheidungen treffen die innenpolitischen, europäischen und letztendlich weltweiten konkreten Auswirkungen haben werden? Mit unterschiedlichen Ansätzen: Soll der Markt, oder soll der Staat alles regeln? Keine neuen Schulden oder zweckgebundene Schulden? Wohin soll das führen? Eine Haushaltspolitik, die deutsche Interessen vertritt sollte womöglich dem ökonomischen, wirtschaftlichen Prinzip folgen. Das muss bedeuten, dass knappe Ressourcen effizient eingesetzt werden.

Der künftige Bundeskanzler, Olaf Scholz, wird sein altes Haus mit einem Finanzminister Lindner oder Habeck nicht wiedererkennen und Fürchten lernen. Denn die Bestimmung der Richtlinien der Politik sind abhängig von Finanzmitteln. Die entscheidende Frage ist eigentlich: Warum nicht Sie oder sie? Wo ist die wirkliche Fachfrau oder gar ein echter Fachmann? Wieder zeigt sich wie bei vielen anderen Koalitionsverhandlungen, dass es sich auch hierbei um ein Ego-Shooter-Spiel zweier Platzhirsche handelt. Die dann womöglich als „Trostpreis“ Vizekanzler werden können. Fremdes, geliehenes und vom Volk über Steuern zur Verfügung gestelltes Geld muss wirtschaftlich und sinnvoll verwandt werden.

So sind der Plan und die Hoffnung. In der Realität sieht es leider meist ganz anders aus. Zu besichtigen und abzulesen im jeweiligen Bundeshaushalt und in den Einzelplänen= Arbeit und Soziales, Finanzverwaltung, Verteidigung usw. Wo bleiben die Interessen und die Notwendigkeiten des Volkes bei diesen akademischen Richtungsstreitigkeiten? Wo sind hierbei die Ideen, Ansätze und Finanzmittel zur Bekämpfung der Kinder und Altersarmut, der Renten die zum Leben reichen, für bezahlbaren Wohnraum, der Beseitigung der Infrastrukturmängel in ganz Deutschland an Schulen, Brücken und Straßen, dem Bildungsgefälle und so weiter und so fort? – Felix Bicker 

 

Beeindruckend ist für mich, dass Herr Pfeffer dem ich einen 14 Stunden Tag zutraue, 2000km fährt und noch in dieser Zeit Büros und Baustellen besucht. Wahrscheinlich sieht er die Arbeitsstätten nur vorbeifahrend aus seinem ach so geliebten Porsche, da er einen Schnitt von ca. 140 fahren müsste. Und das traue ich selbst dem Rennfahrer Herrn Pfeffer nicht zu. Außer er verhält sich so wie auf seinen Rennstrecken. Soll auch vorkommen. – Christoph Schmid 

 

Die Frage ist in der gerade gegebenen Situation falsch gestellt! Sie m u s s  stattdessen heißen:  „Grün und Gelb: Was muss geschehen, so dass der Zusammenschluss ein Erfolg wird?“ – Hartmut Gerhardt 

 

Ampel, eine Chance. Es ist gut, dass die Zeit der Volksparteien mit dominanten Mehrheiten vorbei ist. Sie hat für Ruhe und Verwalten dessen – was ist – gesorgt, aber die Möglichkeiten bzw. Notwendigkeiten, neue Zukunftsthemen stringent anzugehen, blieben außen vor. Die eingefahrenen Wege und Beziehungen wurden bis auf ein paar mühsam abgerungene Erneuerungen des Juniorpartners, z.B. den Mindestlohn, nicht verlassen. Nur zweimal hatte die Kanzlerin in 16 Jahren die Abwarten- und Übernehmens Strategie angesichts unabwendbarer äußerer Umstände zu Recht verlassen (Atomausstieg nach Japandesaster und Flüchtlingsöffnung „Wir schaffen das“). Von der Zukunftsbedeutung des Klimaschutzes wurde, angestoßen von der Jugend, viel geredet, für sie aber das Gegenteil getan, z.B. Rückfahren des Ausbaus neuer Energie. Und die Digitalisierung überließ man einer dafür nicht qualifizierten Person in einer nicht durchsetzungsfähigen Positionierung.  

Die sich abzeichnende Ampel-Koalition bestünde aus drei eher gleichgewichtigen Partnern mit unterschiedlichen Schwerpunkten (SPD = Sozialität, Gründe = Klima, FDP = Digitalisierung) aber vereint in der Zielsetzung einer durchgreifenden Erneuerung. Die Vorgehensweise wird einerseits mehr mit Vorgabe von Regeln und andererseits mehr mit Stärkung und Entlastung der Wirtschaftskräfte gesehen. Eine Kombination dieser Richtungen, die ja jede für sich Vor- und Nachteile haben, böte die besten Chancen auf ein Gelingen. Es sind nur die Vorteile der Richtungen zu kombinieren. Die Handelnden Personen scheinen über genügend Kompetenz und Intelligenz zu verfügen, das zu einem Win-Win-Szenario zu gestalten. Also freuen wir uns auf eine Zukunft, in der etwas passiert und nicht nur verwaltet wird. – Wolfgang Clausmeyer 

 

Zu Ihrem Artikel ist etliches zu sagen. Leider ist abzusehen, dass der künftige Kompromiss zur Finanz- und Fiskal-Politik genau falsch herum sein wird: Statt, dass die FDP mehr Steuern für solche, die es tragen können, zustimmt und dafür einen Erhalt der Haushalts-Schuldenbremse zugestanden erhält, wird es wohl umgekehrt laufen, weil so beide Seiten den geringsten Widerstand von ihren Klientels befürchten. Ich habe das schon im letzten Leserbrief einen faulen Kompromiss genannt, weil sich dann zwei auf Kosten eines (oder vieler) vergleichsweise wehrloseren Dritten einigen: Die Schuldenbremse mittels „Investitionsgesellschaften“ zu umgehen und de fakto doch unbegrenzte Schulden aufzunehmen.

Diese sind im Gegensatz zu vielen unausgesprochenen Vorstellungen und Suggestionen keine „Wundermaschine“, kein finanzielles „Perpetuum Mobile“, aus dem sich immer weiter Leistung herausholen ließe ohne sie woanders oder später zu entnehmen.  Das verführerische ist nur, dass die Frage verschoben, versteckt und verschleiert wird, wer letztendlich die Zeche zahlt, z.B.  die Inflations- oder Negativ-Zins-opfer, die irgendwann (z.T.) leer ausgehenden Gläubiger oder, eher noch schlimmer, die künftigen Generationen, die durch sonstige Hinterlassenschaften unserer Generation wahrlich schon genug gebeutelt sind. Das Argument, sachliche Versäumnisse oder Unterlassungen wie marodes Klima oder marode Infrastruktur können noch schlimmer sein, ist zwar im Prinzip richtig wie auch der oft genannte Hinweis, auf einem „toten Planeten“ gebe es ohnehin keine Schulden mehr. 

Wohl wahr, der tote Planet wäre die noch schlimmere Alternative.  Aber es ist ein zu bequemes, falsches und manipulatives „Entweder-Oder“, denn es gibt durchaus andere transparentere bzw. ehrlichere „Futterstellen“ für eine Handlungsfähigkeit des Staates:  Höhere Steuern mindestens bei hochverdienenden, vielleicht sogar ein neuer Soli für Klima und sonstige Investitionen, wenn die sich nicht durch Mehreinnahmen amortisieren, härtere Bekämpfung von Steuerbetrügen oder -vermeidungen, Verschwendung oder Korruption, höhere Preise für teurer als bisher, aber dafür klimaneutral produzierte Güter, Verhaltensregeln  etc. etc. Das alles möchten natürlich viele der davon betroffenen und ihre politischen Fürsprecher gern vermeiden. 

Kurzfristig bequemer ist da natürlich die Staats-Schuldenerhöhung, auch für viele Konservative und in der Wirtschaft führende, besonders aber für reiche und besserverdienende, die von mehr Beiträgen für das Gemeinwohl verschont oder gar durch Steuersenkungen beschenkt werden und dafür dann auch gern noch mehr Staatsschulden in Kauf nehmen, zumal sie sich vor Inflation u. Negativ-Zinsen durch Betongold, Aktienpakete etc. absichern können. Hier war auch das Wahlprogramm der FDP widersprüchlich oder gar doppelzüngig mit den ca. 90 Mrd. teuren Steuersenkungsvorschlägen ohne Gegenfinanzierung, so dass nur entweder Schulden oder Kürzungen im Haushalt die logische Folge sein können, denn die erhofften Mehreinnahmen durch Wachstum sind bisher immer nur für Teile der Verluste und auch das verzögert und meist mittels fossiler Energie gekommen. 

Deshalb ist die vorwiegende Schuldenfinanzierung ein so fauler Kompromiss.  Die „Patent-Idee“ sie nie zurückzahlen zu müssen, weil man dafür ja „einfach“ immer neue Schulden aufnehmen könne, ist ganz offensichtlich der Griff zu einem Schneeballsystem bzw. einer Blase, was leider kaum jemand bewusst ist.  Auch das Argument der Finanzierung durch „Wertsteigerung“ öffentlichen Vermögens ist meistens irreführend, da es ja meist nicht um langfristige Verbesserungen, sondern um Konsum oder die Verhinderung von Verschlechterungen geht und selbst echte zusätzliche Werte sich oft nicht amortisieren, wenn sie keine Netto-Einkünfte generieren. Sonst könnte man ja auf Steuern ganz verzichten, weil sie ja immer für etwas Gutes oder Wertvolles für die Menschen ausgegeben werden sollen, also für materielle oder immaterielle Werte.

Dass es für Schuldenmachen in Deutschland noch nie Mehrheiten gegeben habe, ist einfach falsch: Die frühere sozialliberale Koalition wurde mehrmals trotzdem wiedergewählt, und auch Helmut Kohl wurde trotz oder wegen der 100e Mrd. Schulden für „die Einheit“ bzw. den Aufbau Ost mehrfach wiedergewählt. Auch Angela Merkel wurde nach den gewaltigen Schulden zur Milderung der Finanzkrise mehrfach wiedergewählt. Es fordert ja auch niemand, die bisherigen Schulden in absehbarer Zeit zu größeren Teilen zurückzuzahlen.  Was Mehrheiten vielleicht aber nicht wollen ist ein unbegrenztes immer weiteres Anwachsen der Schuldenberge. (Auch ich will das nicht, obwohl ich als Rentner von den negativen Folgen kaum noch betroffen sein werde). 

Dass manche andere Länder Schulden (weit mehr als bisher) als nötig und richtig bewerten, kann damit erklärt werden, dass auch deren Regierungen — und Wähler — der Verführung der kurzfristigen Bequemlichkeit und Vorteile erliegen.  Auch das Etikett „progressiv“ ist irreführend mit der Suggestion, alles, was anders als das Jetzige ist, sei besser, weil ja „Progressiv“.  Wenn ich in einer Sackgasse oder vor einem Abgrund stehe, schreite ich besser nicht „progressiv“ voran, sondern seit- oder rückwärts oder drehe mich ehe ich wieder vorwärts gehe. – Peter Selmke 

 


 

 

Leserbriefe zu „Her mit Gesetzen!” von Heinrich Wefing 

 

In ihrem Artikel schreiben Sie „Es reicht nicht, sich über den rücksichtslosen Konzern Facebook zu empören, Deutschland muss dagegen vorgehen“. Es braucht meiner Meinung nach nicht nur „Politik“ um gegen die Machenschaften dieses Internetgiganten vorzugehen, sondern auch jeder Einzelne sollte sich Gedanken über eine Nutzungsänderung von Facebook machen. In Ihrem Artikel wünscht sich Herr Wefing „gute Gesetze“ von der Politik. Er verweist auf Zurückdrängen des Rauchens durch Rauchverbote und Werbeauflagen. Das wünsche ich mir auch. Müsste die „Zeit“ doch dann auf ganzseitige Werbeeinnahmen von Facebook verzichten. (Die war in der gleichen Ausgabe geschaltet!) – Andrea Sonn 

 

Was für ein Geschrei! Warum nicht einfach ignorieren und damit boykottieren; oder ist die Sucht nach Facebook, Instagram etc. schon so intensiv Herr Wefing, dass Sie davon nicht mehr loskommen? Nicht immer muss alles der Staat richten. Wie in vielen anderen Bereichen auch, haben es die Konsumenten im Griff, durch ihr Verhalten Druck auszuüben. Meine Daten hat Facebook nicht – und ich lebe ganz gut damit. Aufklärung und Aufdeckung der Missstände sind wichtig. Ebenso wenig wie Sie Alkohol gänzlich verbieten können, lasst sich auch gutes Benehmen durch Gesetze nicht erzwingen. Das erlebe ich jeden Tag auf der Straße und im Netz. – Klaus Prinz 

 

Im Artikel sprechen Sie sich – meiner Ansicht nach zurecht – gegen Facebook aus. Wenige Seiten später dann eine einseitige Werbung von Facebook in Ihrem Blatt: „Neue Unternehmen in Europa gründen – mit Facebook funktioniert das.“ Das bedarf keines weiteren Kommentars. – Birgit Jennerjahn-Hakenes 

 

Neben der Empörung über das Inhaltsmanagement sollte wieder daran erinnert werden, dass Facebook (und die anderen Netzkonzerne) zu wenig Steuern zahlen. Vielleicht ließen sich beide Themen für die Gesellschaft nutzbringend verbinden?!? – Eberhard 

 

Mit großem Interesse und großer Zustimmung habe ich den Leitartikel bezüglich der Regulierung von Facebook auf der aktuellen Titelseite der Zeit gelesen. Umso mehr habe ich mich gewundert 10 Seiten später eine ganzseitige Werbeanzeige von Facebook in der gleichen Ausgabe zu finden. Dies zeigt für mich sympathisch nicht nur das Problem im Umgang mit den Tech-Konzernen, sondern vielmehr den Verfall der Sitten und Werte unserer Gesellschaft, in der viele nur noch vom Geld getrieben sind und die wichtige Übersicht verloren haben. – Dennis Dietrich  

 

Ich kann dem Autor nur zustimmen, finde jedoch, man muss unterscheiden: Facebook ist ein Konzern, der skrupellos möglichst viel Geld verdienen will, Alphabet (Google) ist fast das Gegenteil davon. Zunächst ist Google technisch getrieben und versucht, möglichst gute Produkte zu entwickeln, der Chrome Browser, die Suchmaschine selbst und das Betriebssystem Android haben Schwächen, sind aber technologisch führend. Weiter will Google natürlich auch Geld verdienen, aber nicht um jeden Preis: die Verhandlungen mit den Presseverlagen zeigen, dass Google bereit ist, den Ertrag zu teilen, der Streit geht nur noch um die Anteile. Das Motto „Don’t be evil“ gilt immer noch (oft) für Google. Dass man etwas gegen Monopole unternehmen muss, finde ich allerdings schon. – Peter Pielmeier 

 

Absolut richtig. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Hoffentlich lesen alle Politiker diesen Leitartikel und entwickeln genügend Courage und handeln. – Klaus Grasenick 

 

Seit Tagen ist Facebook wegen seiner Machenschaften in den Schlagzeilen aller Medien. Auch Sie schreiben, auf einem Viertel der Titelseite, dass man gegen Facebook vorgehen muss. Und auf Seite 11 gestatten Sie in einer ganzseitigen Anzeige diesem Unternehmen sich darzustellen. Pecunia non olet. Weitere Worte überflüssig. – Udo Maskos 

 

Sie beschreiben hier die Probleme die es mit dem Giganten Facebook gibt und wünschen eine gesetzliche Regelung. Das hält Sie aber nicht ab drei Seiten weiter eine ganze Seite Werbung für Facebook zu platzieren? Ist das logisch? Geht es Ihnen auch hauptsächlich ums Geld? Schade! – Kerstin Lehniger 

 


 

 

Leserbriefe zu „Stellen Sie sich vor: …” von Laura Cwiertnia et al. 

 

Vielen Dank wieder für Ihre Berichte besonders in Sachen Klimakrise, die wohl die größte Bedrohung nicht nur für bedrohte Tier- und Pflanzenarten und Biodiversität ist, sondern auch für unsere eigenen Kinder, Enkel und Nachkommen. Mit dem o.g. Artikel haben Sie eine phantastische Ergänzung zu dem kürzlichen Artikel „Und wir ändern uns doch“ gebracht mit erhellenden, z.T. geradezu satirisch wirkenden Berichten über die Parolen der Klima-Verharmloser, die mit irrsinnigem Tunnelblick bei der Klimakrise nur das positive sehen oder sehen machen wollen, und bei den Abhilfe-Maßnahmen nur das — manchmal nur evtl. — negative.

Beides ist isoliert betrachtet natürlich richtig: Die fossilen Energieträger haben uns einen hohen Grad von Wohlstand und Freiheiten gebracht, während eine rechtzeitige realistische Klimaneutralität bzw. Erreichung des 1,5 Grad-Pfades teuer und unbequem oder mit Einschränkungen verbunden ist, wenn man nicht an eine alles gewohnte sprengende Schnelligkeit und Erfolg der vielfach gepriesenen „Wunder-„Technologien glaubt, mit denen die Transformation rechtzeitig, billig und bequem und weltweit erfolgen soll, so dass uns die schwierigen Entscheidungen erspart bleiben. Aber die Schlussfolgerungen der Verharmloser sind grundfalsch, kein Wunder, wenn sie die jeweils anderen Seiten der Wahrheit/Realität „gekonnt“ ausblenden und andere ausblenden machen wollen.

Leider tun das bei den Nachteilen/Kosten des 1,5 Grad-Pfades sogar viele bekennende Klimaschützer: Sie stellen in Aussicht, dass der Weg mit ihrer Intelligenz und Strategie „gar nicht so wild“, also relativ easy/bequem/leicht werden wird,  dass die Kosten fast nur „die Industrie“, „die Konzerne“ oder „den Staat“ treffen werden, als ob sie im Rahmen eines entbehrlichen Teils von deren Gewinnen oder schon bisherigen Steuereinnahmen bleiben werden oder das gewaltige Geld schadlos „einfach geschaffen“ oder „in die Hand genommen“ werden könnte. Dass es so einfach und für die Normalverbraucher fast ohne Unbequemlichkeiten/Einschränkungen gehen könnte, bezweifeln auch NGOs wie Greenpeace oder die Fridays f. Fut., die es allerdings leichter haben, da sie nicht von Mehrheiten gewählt werden müssen.

Ihnen ist es auch viel mehr wert, das Klima zu stabilisieren und sie stellen nicht als Bedingung, dass das für fast alle bequem und gratis sein muss. Ihnen genügt, wenn die kurzfristigen Nachteile kleiner und zumutbarer sind als das, was andernfalls den kommenden Generationen zugemutet würde. Den emotionalen Weg der U-Kurve geht auch Mojib Latif, der in Vorträgen zunächst durch das „Tal der Tränen“ führt, ehe er danach bedingte Hoffnung macht, welche abhängig von hinreichenden Maßnahmen ist. Er hat auch gesagt:  Das Geld ist ausreichend vorhanden, es ist nur in den falschen Händen. Kontrovers dürfte allerdings sein, welche Hände die falschen oder die richtigen sind. Ihr Artikel berücksichtigt mit dem Schwerpunkt auf dem kollektiven menschlichen Bewusstsein samt Emotionen, dass dies ein kritisches Element der ganzen Problematik ist, sozusagen der Faktor, von dem maximal viele, wenn nicht alle anderen beeinflusst werden oder sogar abhängen.

Weil von diesem das Verhalten der einzelnen und Gruppen auch an den Wahl-Urnen und bei der Auswahl und Gestaltung der Medien abhängt, damit letztlich auch das Regierungshandeln, in eingeschränkterem Ausmaß sogar bei Diktaturen angesichts deren Abhängigkeit von eigenen Unterstützern und der Duldung durch andere Länder und durch die Beherrschten und wegen selbst bei Diktatoren und ihren Unterstützern auch anzunehmender Liebe wenigstens zu ihren eigenen Kindern und Enkeln.  Dieses kollektive Bewusstsein u. Verhalten sind quasi das Herz, das Kernelement des „Monsters“ genannt Klimazerstörung mit seinen unzähligen „Armen und Beinen“, die, wenn einzeln abgeschlagen, allzu oft durch andere sogar noch neu oder weiterwachsende ersetzt werden.  Der Entwicklung dieses Bewusstseins zu einem reiferen verantwortungsbewussteren Stand kommt die Arbeit der informativen Umwelt-Medien, nicht zuletzt auch Ihrer Artikel sicher schon am nächsten.  

Ein vielfach ungelöstes Problem ist aber nicht nur, dass viele von der Gefahr gar nicht wissen wollen, z.B. weil die Informationsaufnahme, die Inhalte und vor allem die resultierenden Konsequenzen ihnen zu anstrengend und unangenehm sind, besonders wenn sie selbst in einem Alter sind, wo sie persönlich die schlimmeren Folgen nicht mehr erleben oder wenn sie ohnehin schon von ihrer Lebenssituation gestresst oder überfordert sind. Besonders bzgl. der Konsequenzen ist ein eng verwandtes Problem, dass auch dann, wenn die Gefahren schon bekannt oder bewusst sind, noch immer oft riesige Irrtümer und Illusionen bzgl. der „Lösungen“ fortbestehen.

So machen ja fast alle  inzwischen Lippenbekenntnisse für den Klima- und Umweltschutz und bieten Lösungen an, an die sie z.T. wohl sogar selbst glauben, die für sie u. ihre Klientel/Wähler  keine Unannehmlichkeiten, sondern sogar noch weitere Vorteile bieten, oder aber sie stellen Bedingungen an jede Klimaschutz-Maßnahme in diesem Sinne  ohne das „Aufgehen ihrer Gleichungen“ realistisch geprüft zu haben: Da darf es z.B. keine Steuererhöhungen zur Finanzierung der Maßnahmen geben,  keinerlei Verbote oder Einschränkungen  (wie z.B. das Tempolimit unter vielen, vielen anderen), keinerlei Abstriche am gewohnten Wohlstand, keine neuen „Ungerechtigkeiten“, nicht einmal wie sie gegenwärtig schon gegeben sind etc. etc.  

In der Satire-Sendung „Heute-Show“ wurde das so ausgedrückt „das Klima retten, aber so dass ich nichts davon merke“. So sind  einerseits bei der inzwischen erreichten Nähe der Kipppunkte/Selbstverstärkenden Prozesse und damit der großen Katastrophe die nötigen weltweiten Maßnahmen dramatisch und drastisch,  andererseits aber alle  — nicht nur finanziellen — Kosten, Einschränkungen und Unbequemlichkeiten eines noch rechtzeitigen ausreichenden Klimaschutzes  immer noch ein großes Tabu,  statt dem Klimaschutz absoluten Vorrang zu geben  und allen gegenüber misstrauisch zu sein,  die uns eine für fast alle bequeme oder gar verlockende Änderung versprechen.   

Dass nicht einmal die relativ geringfügigen „Zumutungen“, die die Grünen mit wenigstens vergleichsweiser/relativer Konsequenz und Ehrlichkeit im Wahlkampf angekündigt haben mit mehr Stimmenanteilen belohnt oder nur akzeptiert wurden, macht mir die größten Sorgen nahe an der Resignation bzgl. Chancen für eine noch rechtzeitige Stabilisierung des Klimas erstmal, aber nicht nur seitens Deutschlands. Dennoch kann und will ich aber die verantwortlich und konsequent aktiven, vor allem die international oft unter persönlichen Risiken agierenden FFF nicht im Stich lassen. Besonders die letzteren fordern ja nicht nur, sondern handeln oft auch persönlich konsequent mit dem großen Vorbild „Greta“, die kein Fleisch, keine Flüge und keine Autofahrten konsumiert.

Die Situation der Klimakrise wurde nicht nur von mir mit der Situation auf einem schwer beschädigten und vom Untergang bedrohten Schiff (ohne Schiff B in der Nähe) verglichen. Man stelle sich vor, wenn Mannschaft und Passagiere eines solchen Schiffes fordern,  die Rettung/Reparatur dürfe aber keineswegs so sein, dass irgendjemand eine kleinere Kabine als bisher beziehen oder andere (mit kaputter Kabine) in seine aufnehmen muss, dass irgendwer ohne vorherige Garantie über viel höhere Zuschläge Überstunden machen müsse; kein Passagier dürfe zu Hilfsarbeiten verpflichtet werden oder gebuchte Annehmlichkeiten verlieren;  vielleicht verlangt jemand sogar, Kapitän und Ingenieure müssen gleichzeitig mit den Reparaturen gerechtere Unterbringung aller Teammitglieder und Passagiere regeln, ihre Handbücher gendern  etc. etc.  

So ähnlich kommt mir selbst bei bekennenden Klimaschützern, die den Schaden und die Gefahr wenigstens wahrgenommen haben, manchmal der Umgang der Menschheit mit der Klimakrise vor. Meine noch beste Hoffnung ist es mit allen Mitteln der Information, Kommunikation, Medien, Propaganda, Kunst, Pädagogik, Demonstrationen und Diplomatie auf das o.g. Bewusstsein der Menschen einzuwirken um vielleicht doch noch eine ausreichende und rechtzeitige Änderungs- und Konsequenz-Bereitschaft zu erwirken. Die Gesetze der Soziologie und der Psychologie geben hier ja wenigstens noch einen Funken Hoffnung, auf den Sie in der kürzlichen Ausgabe vom 23.09.21 hingewiesen haben („Und wir ändern uns doch“).

Das Phänomen Greta Thunberg mit ihrem anfangs einsamen Einsatz vor dem schwedischen Parlament gibt immerhin Hoffnung, zumal die Kinder und Jugendlichen auch in den Familien viele Erwachsene mit „ins Boot“ geholt haben.  Dennoch bleibt es ein harter schwieriger und schlimmsten Falls vergeblicher Weg genug Menschen und Regierungen auf der Welt auf den 1,5 Grad-Pfad zu bringen, ehe die Kippunkte wohl gegen Ende dieses Jahrzehnts endgültig (beim jetzigen Kurs) überschritten werden. – Peter Selmke 

 

Der Zweck heiligt die Mittel? Die Autoren liebäugeln mit Klimaaktivisten, die sich in der psychologischen Hexenküche der Volksverführer bedienen. Es gibt in der Klimadebatte Leute, die „Zweifel säen“?  Dem Zweifel muss man etwas entgegensetzen, und zwar die Manipulation von Gefühlen. Um „die Stimmung zu ändern „, braucht man eine gute Erzählung“.  „Am besten nach dem U-Prinzip“: „Erst wird man hinuntergezogen, um dann mit neuem Ziel wieder aufzusteigen.“  Frage nur, funktioniert das als „als Massenphänomen“? Das könnte sein, denn wenn genügen mitmachen, „kippt die Balance in Richtung Klimagesellschaft“. 

Ziel ist es jedenfalls, „ein Bewusstsein zu schaffen“.  Das einzig wahre, natürlich. Nach dem Krieg, war eine „skeptische Generation“ das Ideal, immunisiert gegen Propaganda, weil sie genau diese psychologischen Tricks durchschaut.  Wenn das jetzt nicht mehr gelten soll, macht mir das mehr Sorge als steigende Temperaturen. Geradezu makaber: Nach dem Artikel, soll ein Propagandafilm weltweit das richtige Bewusstsein bewirken. Das Volk steht auf. Der Sturm bricht los. – Peter Hellwig 

 

Eine positive, optimistische „Erzählung“ als Motor im Kampf gegen den Klimawandel, das klingt gut. Aber wenn die Erzählung in erster Linie dahin geht, jeder könne durch die Veränderung seines individuellen Verhaltens, privat oder beruflich, die entscheidende Wende befördern, wird das kaum Erfolg haben können. Seit vielen Jahren hat sich gezeigt, dass es keine relevante Verhaltensänderung gibt, solange nicht die für alle verbindlichen Gesetze geändert werden. Nur wenn die Kampagne sich auf dieses Ziel konzentriert, positive Erwartungen und Begeisterung auch und vor allem für die notwendige Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen weckt, kann sie Erfolg haben. “Wir schaffen das“, aber nicht dadurch, dass der Einzelne z.B. „nur noch gebrauchte Dinge kauft“ oder sich beruflich für Klimaschutz einsetzt. Es muss Regeln geben, die statt des Verbrauchs neuer Ressourcen die Nutzung vorhandener attraktiver machen oder eine naturschonende Landwirtschaft statt einer industriellen stärker fördern. – Theo Schelhowe 

 

Mit erfreulicher Bestimmtheit haben Sie den Menschen gemachten Klimawandel zum Thema gemacht. Die unheilvolle Rolle einer sehr einflussreichen Lobby haben auch schon Ihre Kolleginnen Götze und Joeres in ihrem Buch „Die Klimaschmutzlobby“ für Deutschland gezeigt und Michael Shellenberger für die USA. Diese Lobby hat am Anfang nicht nur den Klimawandel negiert, sondern auch der ganzen Welt mit ihrer Verteufelung der Kernenergie, eine der wirksamsten Technologien für eine CO2 freie Welt, vermiest. Der Anstieg der Gaspreise zeigt im Augenblick überdeutlich, was es bedeutet, vom Ausland für seine Energie abhängig zu sein.

So erfolgreich die Bemühungen für die alternativen Energien in Deutschland auch waren, sie werden nicht ausreichen um Deutschland bis 2050 zu dekarbonisieren. Abgesehen von der Natur der erneuerbaren Energien, die leider nicht immer, wenn sie gebraucht werden, zur Verfügung stehen, sind die hohen Kosten der Subvention von alternativen Energien  offensichtlich etwas , was wir uns leisten können. Dazu hat Prof Sinn vom IFO Institut wieder einmal das Richtige gesagt. Die von der Bundesregierung bestellten und bezahlten Studien sind als Auftragsarbeiten keinen Pfennig wert. Für sie gilt das Gesetz der sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Die neue Regierung wird die Energiepolitik ganz neu bewerten müssen.

Für die Grünen bedeutet es wahrscheinlich der Abschied von ihrem Gründungmythos. Für CDU und SPD ist der Wiedereinstieg in die Kernenergie leichter, weil den Wählern weniger Zumutungen abverlangt werden und die Gefahr einer Strommangelwirtschaft (sh. das Buch von Henrik Paulitz) vermieden werden kann. Ihre schöne Geschichte von dem Paar, dass die Welt verbessern will, wird nicht ganz ausreichen, Deutschland als Industrieland mit ausreichend Energie zu versorgen. Sicher kann es nicht schaden, mit Energie vernünftig umzugehen. Da haben sich deutsche Industrie und die Bevölkerung im internationalen Vergleich wenig vorzuwerfen. – Olof K. von Lindequist 

 

In Ihrem Artikel über das Ehepaar Gérin/Laloux unterscheiden Sie feinsäuberlich Aktivisten und Lobbyisten. Meines Erachtens sind diese Begriffe jedoch Synonyme. Sie verwenden das positiv belegte „Aktivist“ für Menschen, die Ihre Meinung wiedergeben, wohingegen das negativ belegte Wort Lobbyist für Menschen reserviert ist, die eine andere Meinung vertreten als Sie selbst. Dadurch wird der der Artikel wertend und damit entwertet. – Dirk Hoppe 

 

Ich lese in der Rubrik GREEN zahlreiche interessante Artikel. Gegen Ende meiner Lektüre – meist erfolgt sie vom Ende her, stoße ich auf eine Randnotiz, aus der hervorgeht, dass China und Indien seit 1990 ihre CO2-Emissionen vervierfacht haben und dass sie zusammen mit den USA für die Hälfte aller globalen Emissionen verantwortlich sind (3/8 der Menschheit). Erkennen Sie den Fehler? – Dietrich Heuer 

 

„Stellen Sie sich vor“: Eine überzeugende Antwort auf die vielen skeptischen und abwehrenden Rückmeldungen zum neuen Green-Teil der ZEIT. Eine positive Befeuerung des gegebenen Klimaschutztrends. Eine Ermutigung an den Ampel-Zug, der soeben den Bahnhof verlassen hat, alle mit einer guten Erzählung und guten Anreizen mitzunehmen. Der Zug als Metapher für Fortschritt sollte weiter positiv aufgeladen werden. Ein anfahrender Zug als Chance für alle, noch aufzuspringen. Ein Aufbruch, um Fahrt aufzunehmen und in der Beschleunigung noch die Klimaschutzziele erreichen zu können, die längst festgelegt sind. Endstation: Das gute Leben für alle in einer demokratischen freien Klimagesellschaft.

Es kommt nun auf den konkreten Fahrplan und die richtigen Weichenstellungen an. Warum dabei nicht mehr Wettbewerb wagen? Auch eine große Chance für die CDU als Opposition, in der Entfesselung die künftige Regierung übertreffen zu wollen und nicht weiter das Narrativ des „Wir müssen die Menschen mitnehmen“ als Bremse zu benutzen. Eine CDU auf dem Abstellgleis wäre fatal. Warum nicht die egoistischen Motive der Einzelnen mit Anreizen so ansprechen, dass ein Mitmachen vorteilhaft ist und selbst an den Stammtischen diskutiert wird, wie man es noch besser machen kann. Warum nicht den Spieltrieb entfesseln? Die Zeit, immer nur die je eigenen guten Überzeugungen ins Schaufenster zu stellen, sollte vorbei sein. Die Ampel-Parteien haben nur eine Chance. Es ist eine riesengroße Chance, die sie jetzt nutzen müssen! Imagine  … – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Komme ich mit sowas rein?” von Matthias Kirsch 

 

„Das ist das Gleiche, was ich mache, nur für Erwachsene …“  – Kommentar meines 10jährigen Sohns beim bewundernden Anblick der Graphik. „…Nur dass ich nicht kurz vor Schluss aufgebe“ 🙂🙃🙂 Liebe Zeit, ich musste mein Grinsen jetzt mit euch teilen. Weiter so. Wir lesen als ganze Familie gerne die Zeit. Und dank der coolen Graphiken interessieren sich auch die Kinder. – Carmen Schmidt-Reitberger 

 

„Mundus vult decipi – ergo decipiatur“ – Die Welt will betrogen sein, also soll sie betrogen werden“ (lateinisches Sprichwort) Der Staat sind wir – sollten eigentlich wir sein; sind wir aber längst nicht mehr. Unsere gewählten Volksvertreter haben diese Rolle übernommen, und geben diese Rolle auch nicht mehr auf, und all das im Sinne der Demokratur. Unsere Volksvertreter verwalten diese Pandemie einfach weiter, die längst zu einer reinen Farce verkommen ist. Dänemark, England & Co. haben das längst erkannt und haben deshalb sämtliche Gängelmaßnahmen abgeschafft. In Deutschland sind weit über 80% der Bevölkerung geimpft, aber die Politik handelt so, als wären erst 0,8% geimpft. Dem angeblichen Testzertifikatsfälschern sind Tür und Tore geöffnet, und die „Kontrollierer“ haben keine Lust mehr auf diese Rolle des „Fuchtel-Zensoren“! – Klaus P. Jaworek 

 

Zu Ihrem ZEIT-Artikel über gefälschte Corona-Tests fällt mir eine Geschichte von Arno Gruen ein. Arno Gruen, Jg. 1923, geboren in Polen, Psychoanalytiker, jüdischer Background. Er erzählte mal in einem Interview, dass in seiner Schulzeit der Lehrer eines Tages feststellte, dass sein Rohrstock zerbrochen sei. Er fragte in die Klasse: Wer geht denn drüben in den Laden, um mir einen neuen Rohrstock zu kaufen? Alle Finger gingen hoch. Außer der von Arno Gruen. Gruen hatte sich gedacht: Ich bin doch nicht so blöd und kaufe selbst den Rohrstock, mit dem mich der Lehrer nachher schlagen will. Sie schreiben am Ende Ihres Aufsatzes: „Kontrolliert denn niemand die Kontrollierer?“ Damit gehören sie zu jenen, deren Arm nach oben schnellte. – Ralf Matti Jäger 

 

Man kann Impfzertifikate leicht fälschen und es wird auch gemacht. Das ist ein gar nicht so schlechtes Zeichen, wie ich finde. Aus zwei Gründen: Ich bin der Ansicht, dass Gesundheitszeugnisse Privatsache sind und habe seit Wochen ein schlechtes Gewissen, weil ich auf Nachfrage immer mein echtes Zertifikat vorzeitige. Mir fehlt es an Mut und Mumm, das Selbstverständliche in einem freiheitlich-liberalen Rechtsstaat einzufordern. Was, wenn diese staatliche Übergriffigkeit zur Normalität wird? Was, wenn man nur noch Kredite oder Hilfen bekommt, wenn man entsprechend angepasst ist?

Oder – medizinische Versorgung nur für die, die sich ständig überwachen lassen? Bei diesen Gedanken, komme ich mir mikrig vor und habe ein schlechtes Gewissen. Ich sehe das Ergebnis auch noch aus einem anderen Grund positiv. Die Infektionszahlen sinken, trotz des Kontrollfehlschlags und der Jahreszeit. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Ich bin Diplom-Biologe und fand viele Verbote und Kontrollmaßnahmen schon immer seltsam fehlgerichtet oder sogar schädlich. Zum Beispiel, den Menschen zu verbieten, sich an Stränden aufzuhalten, war sicher sehr dumm. – Christian Fahn 

 

In welcher Buchhandlung in Berlin-Mitte und in welcher Filiale einer Bekleidungskette am Hackeschen Markt hat jemand von Ihnen einen Corona-Test verlangt? In Berlin war für den Einkauf im Buchhandel noch nie ein Corona-Test erforderlich und auch für Bekleidungsgeschäfte ist die Testpflicht schon ewig aufgehoben. Solche Ausführungen machen den ohnehin schon ziemlich oberflächlichen und reißerischen Artikel unseriös. – Ulrike Doerschel 

 


 

 

Leserbriefe zu „Jeder muss sich seiner Verantwortung stellen”. Gespräch mit Cornelius Nestler geführt von Heinrich Wefing 

 

Für die Konzentrationslager zur Vernichtung von „Systemfeinden“ und derer, die dazu erklärt wurden, kann es nur Abscheu geben und nichts Anderes. Dennoch sollten wir als „Inder der Aufklärung stets sicher sein, dass auch andere Betrachtungsweisen möglich sind. Die Angeklagte begann im Alter von 18 Jahren ihre Arbeit als Schreibkraft des Lagerkommandanten. Hatte sie damals die Wahl, diese Arbeitsstelle zu verlassen? Wo ist die Grenze der Mittäterschaft, gehören Polizisten dazu, die Lokführer, die die Häftlinge in die KZ fuhren, die Polizisten, die die öffentliche Ordnung im Dritten Reich sicherten? Sind die Bauarbeiter, die die innerdeutschen Grenzanlagen errichteten, mitverantwortlich für die Toten an dieser Mauer? – R. Renaux 

 

„Für sein Tun und Lassen darf man keinen andern zum Muster nehmen; weil Lage, Umstände, Verhältnisse nie die gleichen sind, und weil die Verschiedenheit des Charakters auch der Handlung einen verschiedenen Anstrich gibt.“ (Arthur Schopenhauer, 1788-1860, deutscher Philosoph) Bei uns in der Galerie KM15 (KUNSTMARKT15) in 91183 Abenberg, da stellten wir im Juli und August 2021 in einer Schaufenster-Ausstellung, diese Doppelausstellung names „Verantwortung“ und „Verantwortung, Teil II“ der Formation „KUNStKWAdRAt“ vor. „KUNStKWAdRAt“ hat dabei anhand einer fiktiven Story genau dieses Thema beleuchtet. Ich kann dazu nur mit einem Sprichwort von Peter Hohl (*1941) einem deutschen Journalisten, Verleger, Redakteur, Moderator & Aphoristiker, darauf antworten: „Kontrolle ist gut, Verantwortung ist besser!“ – Klaus P. Jaworek 

 

Der Prozess gegen eine über 90-jährige Frau, die heute vor einem Jugendgericht steht, weil sie im Alter von ungefähr 20 Jahren als Sekretärin es nicht gewagt hat, sich der Nazidiktatur entgegen zu stellen. Aus meiner Sicht ein weiterer Beleg dafür, wie die Eliten unseres Landes jegliche Bodenhaftung verloren haben. Ich frage mich, ob die Richter, Anwälte und weitere Prozessbeteiligte sich damals so verhalten hätten, wie sie es heute von der Angeklagten verlangen. – Frank Pitann 

 

Dieses Thema mit seiner Komplexität in einem Leserbrief darzustellen, ist Überforderung. Gerecht werden müsste man den Gesetzen, der Urteilsfindung, den Beklagten, den Ermordeten und deren Nachkommen, die zumindest ein Schuldanerkenntnis erwarten. Also konzentrieren wir uns darauf: Strafurteile beinhalten Bestrafung, Schutz der Gesellschaft, Resozialisierung. Kann all das bei einer Verurteilung der Angeklagten noch sinnvoll bewirkt werden? Lässt sich das Verfahren mit der alttestamentarischen Einstellung: „es gibt eine Schuld, die nie verjährt!“ bei aller Legalität noch legitimieren, nach mehr als 76 Jahren, bei einer heute 96-Jährigen (wer kann sich jetzt überhaupt außerhalb der vorliegenden Akten noch an was erinnern!)?! Hier hat durch (bewusste?) Verzögerung eine Institution versagt: die deutsche Justiz (incl. Gesetzgebung)! Aus Selbstschutz?! – Udo Bauer 

 

Eigentlich kann man sich eine abschließende Meinung nur bilden, wenn man alle Fakten weiß. Trotzdem möchte ich hierzu anmerken, dass ich es für verzichtbar halte, eine 96 jährige Frau in diesem Fall anzuklagen. Sie war damals 20 Jahre alt, war eine Schreibkraft, hat damals gegen die Verantwortlichen ausgesagt. Selbst, wenn es juristisch gesehen, Beihilfe gewesen wäre, was ich bezweifle, sollte man nach 75 Jahren keine Rachegelüste mehr haben. Oder geht es hier nur um das unbedingte Gewinnen eines Rechtsanwalts, weil bislang noch keine Sekretärin verurteilt wurde? Schade, dass die Justiz keine weisen Urteile spricht, sondern nur nach Gesetzestext. – Doris Steuer 

 

Wie erklärt sich der grundsätzliche Wandel in der deutschen Justiz, zentrale und herausragende Verantwortlichkeiten für das Grauen der Nazis jahrzehntelang ungesühnt zu lassen und nun mit buchhalterischem Übereifer   strafrechtliche Bedeutungen bei Nebenfiguren zu suggerieren? Oder ist es nur die bekannte Weiterführung eines juristischen Grundsatzes: die Kleinen hängt und die Täter aus sogar eigenen Reihen schont man. – Jürgen Dressler 

 


 

 

Leserbriefe zu „Jetzt!” von Mithu Sanyal 

 

Es ist wunderbar, dass die gerade miteinander verhandelnden Personen der drei Parteien sich so diszipliniert verhalten. Das gibt in der ZEIT Raum für Ideen anderer Menschen. U. a. von Mithu Sanyal. Ganz herzlichen Dank für Ihren wundervollen Artikel. Mögen sich die demnächst regierenden PolitikerInnen davon inspirieren lassen. Sie sprechen mir aus dem Herzen. Von Ihren Gedanken zum Verhältnis von Menschen und Natur bis zum Maximaleinkommen sowie der Umwidmung der Aufgaben der SoldatInnen. Für das Maximaleinkommen gäbe es sogar eine schnelle Lösung, da Deutschland immer noch einen „Sittenparagraphen“ hat. Man könnte also sehr leicht und nachvollziehbar begründen, dass ein Einkommen von über 250000 Euro im Jahr unsittlich ist. Zumindest bis alle Menschen auf der ganzen Welt so viel verdienen. – Sibylle Riffel 

 

Ist dieser Artikel nun einfach unbedarft, naiv und schlecht recherchiert (bevor man Asyl in Deutschland für Domenico Lucano vorschlägt, sollte man sich besser informieren, wenn man es nicht satirisch meint) oder strotzt er nur so vor unkritischer Anmaßung und Ignoranz? Ob die simplen Rezepte der Autorin, die auch durch die Gendersprache nicht überzeugender werden, etwas taugen, wird man ja sehen, wenn sich die politisch Verantwortlichen um Frau Sanyal als Beraterin reißen oder sie gleich zur Präsidentin einer neu gegründeten Gesellschaft zur Rettung der Welt machen. Was so ein seichter Beitrag auf der Titelseite des Feuilletons der ZEIT verloren hat, ist nicht ersichtlich. Ein seriöses – und glaubhaftes – “Narrativ“ sieht anders aus. – Prof. Michaela Böhmig 

 

Der Mensch macht sich zu viel Probleme. Mir fällt auf, die Frauen beschäftigen sich besonders damit. Wir Bürger wählen dafür andere Bürger, die diese Verantwortung übernehmen. Mein Beruf liegt in der Wirtschaft und versuche meine Arbeit gut zu machen, damit ich meiner Familie ein gutes Leben bieten kann. Das erwarte ich auch von der Politik. Und wenn nicht, dann wähle ich halt einen Anderen, der oder die kann auch von meiner gewählten Partei sein. Mehr ist nicht drin. – Gunter Knauer 

 

Die Rochade, mit der Frau Sanyal die Idee der Freiheit in einen utopistischen Pazifismus pervertiert ist bemerkenswert, um nicht zu sagen dreist. Die sicherheitspolitischen Ausführungen, die sie unter der Rubrik „Gelb“ (damit soll die FDP assoziiert sein) dem von ihr vorgeschlagenen Narrativ einer Ampelkoalition zuordnet, entsprechen weitgehend dem Wahlprogramm der Linkspartei. Somit hätten sie eher zum Narrativ einer rot-grün-roten Regierung gepasst, von der Frau Sanyal möglicherweise geträumt hat. Aber die ist ja gottseidank verhindert worden. Wer davon träumt Freiheit ohne substantiellen militärischen Schutz zu sichern, läuft Gefahr, in Unfreiheit aufzuwachen. Man kann nur hoffen, dass die wiedererstarkte FDP entsprechende Träumereien, die es ja auch bei SPD und Grünen gibt, in den Koalitionsverhandlungen abwehren kann. – Dr. Jürgen Dick 

 

Herzlichen Dank für dieses begeisternde Statement der Autorin Mithu Sanyal. Bitte machen Sie weiter damit, Wegweisern für anderes Denken Raum, und gerne noch mehr Raum, zu geben. Es liegt ja oft gar nicht am fehlenden Willen, eine andere Politik zu entwickeln, sondern an Denkmustern, die immer wieder an der gleichen Stelle einrasten. Bitte geben Sie Frau Sanyal meinen herzlichsten Dank weiter. „Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich“ (Charles Eisenstein). – Heidrun Immendorf 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich bin sehr offen …” von Henning Sußebach 

 

Der Beitrag von Herrn Sußebach hat mir sehr gut gefallen und viele Probleme meiner westafrikanischen Heimat und Europas deutlich gemacht. Leider sind die Kreise, die hinter den Heiratsbetrügereien stehen weniger demokratisch gesinnt als die Mehrheit unserer Politiker. Schwindler und Beschwindelte: einige Gedanken zum Komplex Heiratsbetrüger. Mit dem schwerfälligen, vom Google-Übersetzungsdienst gestalteten Titel “Ich bin sehr offen und leicht geht Frau…“ sollte man/frau sich gründlich auseinandersetzen. Der Artikel enthält – darin der Korruption ähnlich – tief gehende Einsichten in die westliche und die afrikanische Gesellschaft, gehören doch zum Bestechungswesen Nehmer und Geber.

Dass gerissene afrikanische Digitalartisten Abermillionen Dollars aus partnersüchtigen alten Männern in Nordamerika und Europa herauspressen, offenbart das ungelöste Problem der Einsamkeit von Menschen im globalen Westen. Als Afrikanerin, die lange in Europa gelebt hat und diese traurig stimmende Situation immer wieder erlebt, sagt mir irgendwie die Nähe meiner Landsleute zueinander mehr zu, selbst wenn sie mit viel Klatsch und Tratsch und kleineren und größeren Gemeinheiten verbunden ist. Bei uns heißt es, wer einsam ist, ist krank. Der Film ‚Adoptiert‘ der deutschen Filmemacherin Gudrun Widlok vor ca. zehn Jahren, greift das Empfinden mancher Afrikanerinnen auf: Die Weißen seien zu einsam, man müsste sie adoptieren, um an unserem Miteinander zu genesen.

Solch humanitäre Ziele sind allerdings denjenigen Afrikanern, die in dem Artikel vorrangig geschildert werden, fremd. Gnadenlos wird die Schwäche der westlichen Gesellschaft erforscht und ausgenutzt. Alleingelassen und ohne Zuwendung, wenn auch oft auf Grund eigener Komplexe und Einstellungen, wird die Sehnsucht nach menschlicher Nähe, auch sexuell, zu einer kriminellen Geschäftsidee. Die Perfektion, wie unter Nachahmung von Wirtschafts- und Ölmafias das Liebesbedürfnis kommerzialisiert wird, übertrifft möglichweise fake news aus dem politischen Umfeld. Das kleine Smartphone wird zu einer Zauberwaffe, mit der nahezu alles an Täuschung gelingt. Der Beitrag von Henning Sußebach ist hervorragend recherchiert. Manche, die ‚Helfen um jeden Preis‘, praktizieren, sollten ihn lesen und hinter die Ohren schreiben. – Effua J. Ohene 

 

Die Gefahr der Abzocke von Menschen, die im Internet auf der Suche nach einem partnerschaftlichen Glück unterwegs sind, ist seit vielen Jahren bekannt. Dass diese Betrugsmasche dennoch immer wieder funktioniert, erklärte ein Kriminalbeamter in einem TV-Bericht einmal mit den Worten „Die Betrogenen sind emotional unterzuckert“. In diesem Zustand ist die Denkfähigkeit offensichtlich so eingeschränkt, dass das Geld mit Freude zum Fenster rausgeschmissen wird. – Reinhold Biggeleben 

 

Vielen Dank für diesen ausgezeichnet recherchierten Beitrag über dieses schambehaftete Thema, das weitaus mehr Menschen betrifft, als man annehmen mag. Der Ergänzung halber möchte ich dringend auf eine weitere Opfergruppe hinweisen, die in dieser Recherche m.E. bei weitem zu kurz gekommen ist, nämlich den Personenkreis, dessen Identität in Form von Fotos oder Videoclips gestohlen wurde. Neben den u.a. im Text genannten angeblich irgendwo in der Dritten Welt gestrandeten Militärs handelt es sich zum größten Teil um junge Frauen aus dem Modelmilieu, deren Anonymität, aus welchen Gründen auch immer, nicht stets gewährleistet war oder ist, da sie sich besonders in den Frühzeiten der sozialen Medien nicht so vorsichtig verhielten, wie es heute 10-15 Jahren später selbstverständlich geworden ist.

Wer konnte 2003 ahnen, welch kriminelles Potential Fotos junger weißer, am liebsten blonder, Frauen für afrikanische Männer bedeutete? Wenn Sie sich einmal die einschlägigen, meist englischsprachigen, Antiscam-Seiten im Internet anschauen (z.B. romancescam.com), finden Sie für die in der Recherche genannte Aria Giovanni allein 29 Seiten, womit sie noch lange nicht Spitzenreiterin ist. Mir ist persönlich der Fall eines anderen „US adult model“s bekannt, mit dem ich persönlich seit dieser Zeit in Kontakt bin, der, nachdem sie vor ca. zehn Jahren ihre Fanaktivität von einem persönlichen, an ihre Webseite geketteten Blog in die Öffentlichkeit auf Twitter verlagerte, nach wenigen Wochen eine unablässige Flut von Tweets entgegenschlug von Männern, die behaupteten, sie sei diejenige, mit der sie (jene Männer) seit Zeiten auf welcher Art auch immer von Messenger in Kontakt seien, der sie Geld geschickt hätten, das sie jetzt unter Androhung von welchen Schritten auch immer von ihr zurückforderten.

Da gab es einen jemand (Jahrgang 1943), der behauptete, sie sei eine Hochstaplerin, sie missbrauche den Künstlernamen und die Modelfotos seiner(!) Ehefrau, die bereits Jahre vorher ihre Karriere beendet habe. Der Typ kündigte rechtliche Schritte an; es gelang ihm sogar, ihr Twitterkonto für einige Tage stilllegen zu lassen. Ein anderer „Herr“ aus dem Milieu der Evangelikalen stalkte meine Bekannte über vier Jahre mittels mehr als zwanzig Twitterkonten. Er versuchte sie von der Sündhaftigkeit ihres Tuns zu überzeugen; gleichzeitig bezichtigte er sie, sie sei die „Aishe“, aus Kumasi (Ghana), der er ein Laptop und Geld geschickt habe, womit sie ihren Flug in die USA zu ihm bezahlen könne. Alles schlimm genug, aber es wird noch toller: Jener Herr bezichtigte sie schließlich, er habe unerschütterliche Beweise dafür gesammelt, dass sie und ihr Partner in den USA der Kopf der Betrügerbande seien, die in Ghana für sie die Drecksarbeit leisteten (their mules in Ghana).

All diese seine „Beweise“ dichtete der besagte, mittlerweile weit über 70 Jahre alte, schriftstellerisch nicht unbegabte, Herr fein säuberlich in ein 522 Seiten starkes Buch, dass er bei AuthorHouse drucken ließ (ich habe es im Regal – es war mir das Geld wert)! Das Perfide ist: Im Buch tritt das Paar unter Phantasienamen auf, gleichzeitig richtete er jedoch eine WordPress-Seite ein, auf der er die Personen, das Ziel seines „Kreuzzuges“, nicht nur mit ihren Künstlernamen belegte, sondern ihre zivilen Namen samt der von ihm ausfindig gemachten Anschrift in die Welt posaunte: eine Aufforderung mit Wegbeschreibung an jedes Scam-Opfer, seine Wut an den vermeintlich Schuldigen für den Betrug auszulassen: eine lebensgefährliche Situation, der die Bedrohten letztendlich nur durch einen Wohnungswechsel entgehen konnten. – E. H. Poitiers 

 

Als seit über 25 Jahren mit einer „echten“ Ghanaerin real Verheirateter und Gastprofessor in Ghana möchte Ihnen zu Ihrem wirklich gut recherchierten Zeit-Artikel zu ghanaischen scamern und einsamen Weißen gratulieren. Eines aber stimmt ganz und gar nicht: Die von Ihnen kommunizierte Bedeutung von obroni. Das Wort ist sicher nicht von búru (der Akzent zeigt die in den tonalen Akansprachen bedeutungsentscheidende Tonhöhe der Silbe an) abgeleitet, sondern –und hier vertraue ich meinen KollegInnen vom Linguistics Department der Universität von Ghana, Legon–von dem Wort bordes Fante-Küstenvolks (wie Ashanti gehört die Sprache Fante zu den eng verwandten Akansprachen).

Und so bedeutet obroni eigentlich „Mensch von jenseits des Horizonts“(vgl. ganz ähnlich das samoanische Palaggi, ausgesprochen: Palangi).Wenn ghanaische Christen Weihnachten (obronya) feiern, dann begehen sie also sicher nicht ein „schlechtes“ Fest ihres Heilands. Und wenn Ghanaer Weißen freudestrahlend obroni hinterher rufen, dann nicht, weil sie sie für „schlechte Menschen“ halten; ganz im Gegenteil kommt hierdurch zum Ausdruck, durch die Begegnung möglicherweise gesegnet worden zu sein.

Die meisten Ghanaer sind sich der eigentlichen Bedeutung von obroni nicht bewusst, sondern für sie bedeutet es umgangssprachlich „Weißer“(das hat mit der Farbe Weiß in Akan nichts zu tun) bzw. mit entsprechenden Zusätzen generell Personen aus dem Ausland, inkl. African Americans, was auf deren Seite oft Irritationen bis Bestürzung hervorruft. Vgl. zu obroni: Florence Abena Dolphyne, A Comprehensive Course in Twi (Asante) for the Non-Twi Learner. Ghana Universities Press1996; J.G. Christaller, Dictionary of the Asanteand Fante Language called Tshi (Twi), Basel1933, S. 40und 54.Auch der englische Wikipedia-Eintrag ist informativ und zutreffend: https://en.wikipedia.org/wiki/Oburoni – Prof. Dr. WernerKahl 

 


 

 

Leserbriefe zu „Die dunkle Seite” von Marc Widmann 

 

Sind es nicht mindestens zwei dunkle Seiten, die den Anwärter auf das Bundeskanzleramt belasten? Es ist zunächst gut zu wissen, dass die Cum- Ex- Affäre Olaf Scholz nun doch noch einholt, nachdem die Staatsanwaltschaft Köln jetzt gegen die Vorgesetzte des Bankenprüfers ermittelt. Olaf Scholz’ Auftritt am 30.04. 2021 vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Hamburg geriet mit dem Totalausfall seines Gedächtnisses zu einer Realsatire. Auf die Unglaubwürdigkeit seiner Amnesie angesprochen, antwortete Scholz nur mit einem grinsenden “Tja.“ Wenige Tage zuvor hatte Scholz bereits einen Auftritt vor einem anderen Untersuchungsausschuss, der sich mit dem größten Finanzskandal in der Geschichte der Bundesrepublik befasst: Wirecard.

Hierbei hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dem kriminellen Treiben von Wirecard jahrelang tatenlos zugeschaut. Die BaFin untersteht der Rechts- und Fachaufsicht des Bundesministeriums für Finanzen, dem Olaf Scholz als Bundesminister vorsteht. Auf die Frage des Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, ob er sich für die offensichtlichen Versäumnisse seiner Behörde im Zusammenhang mit dem gigantischen Wirecard- Betrug verantwortlich fühle, antwortete Scholz mit einem klaren „nein“. Auch wenn politische Verantwortung mittlerweile zur Worthülse verkommen ist: Diese zwei Auftritte lassen erhebliche Zweifel an der Integrität und Eignung des Kanzleranwärters aufkommen. Zynisch aufgefasst könnte man auch sagen: Mit diesem Teflon- Panzer ist er geradezu eine Idealbesetzung. – Michael Deil 

 

Sind Cum-Ex-Geschäfte tatsächlich eine Angelegenheit eines Einzelnen? Tatsächlich sind sie Teil eines Systems, das in Wirklichkeit von führenden Politikern geschützt wird. Zu diesem System gehören Tatsachen wie – Verlagerung von Gewinnen in Steueroasen mittels Briefkastenfirmen, – Erarbeitung von Gesetzesentwürfen durch private Kanzleien, so auch die Gesetze, die die Cum-Ex-Geschäfte erst ermöglichten, auf Veranlassung des seinerzeitigen Finanzministers Schäuble, – Bezahlung von Immobilien mit Bargeld (Vorschub für Geldwäsche), – Erwerb von Immobilien durch de facto anonyme Käufer. Die Allmacht der Politik zeigte sich in Hessen. Dort waren vier Steuerfahnder Betrügern dicht auf den Fersen.  Auf Veranlassung des damaligen Ministerpräsidenten wurde das Verfahren eingestellt. Die mit dem Fall betrauten vier Steuerfahnder wurden für berufsunfähig erklärt. Roland Koch zog sich wenig später aus der Politik zurück. Er erhielt einen  hoch dotierten Posten in der Wirtschaft. – R. Renaux 

 

Jenseits der Parteigrenzen gilt es, auch im politischen Umfeld eine Gleichheit vor dem Gesetz wieder herzustellen. Wenn unrechtmäßige Handlungen nachgewiesen wurden, dann muss auch rechtsstattlich gehandelt werden. Und insbesondere geht es unter keinen Umständen, Steuerzahlende für Missmanagement und Folgen juristischer Grauzonen zahlen zu lassen. Hamburg hat auch Große hervorgebracht, mal schauen ob Herr Scholz diesem Anspruch gerecht werden kann. – Dr. Ulrich Hermfisse 

 

Man ist nicht wirklich überrascht, dass Olaf Scholz so unbeschadet diesen Skandal und insbesondere sein strafrechtlich relevantes Verhalten übersteht, stehen ihm dabei die Justiz des Landes Hamburgs und der Bundesrepublik tatkräftig zur Seite. Abgesehen von einem geradezu lächerlichen Täuschungsmanöver einer weisungsgebundenen Staatsanwaltschaft, mit der Durchsuchung von Räumen Bedeutsamkeit zu erzeugen, ist erstaunlich, wie sehr der strafrechtliche Tatbestand der Unterlassung Scholz nicht trifft. In seiner Zuständigkeit und Verantwortung wurden frühzeitig und umfänglich so viel Erkenntnisse eindeutig, dass eine Handlungspflicht für Scholz wegen des erkennbaren und ungeheuerlichen Nachteils von privatem und öffentlichem Vermögen unstreitig ist. Dieses ist zumindest eine nach StGB anzusehende Unterlassung und für die beteiligte Justiz gilt der Straftatbestand der Beihilfe und Vereitelung im Amt. Dieser Herr gehört auf die Strafbank. Die aktuelle Nummer des österreichischen Kanzlers ist dagegen eher als Albernheit anzusehen, auch wenn sich das retardierte Verhalten beider sehr ähnelt. – Jürgen Dressler 

 


 

 

Leserbriefe zu „Eine glatte Fünf” von Ingo Malcher 

 

Danke für diese Recherche. Sie belegt die bittere Tatsache, dass den Mitgliedern des Bundestags der politische Wille fehlt, Steuerbetrug, Geldwäsche, Verlagerung von Gewinn in Steueroasen zu bekämpfen. 778 Lobbyisten haben mit einem Hausausweis jederzeit Zugang zu den Büros der Abgeordneten. Ihre Aktivitäten bleiben der Öffentlichkeit verborgen. Es ist naiv zu glauben, hier erfolgt Weiterbildung für Quereinsteiger in Sachen Volkswirtschaft, Staatshaushalt und Formulierung von Gesetzen. – R. Renaux 

 

Unglaublich: Deutschland befindet sich hinsichtlich seiner Maßnahmen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung fast auf Augenhöhe mit Schurkenstaaten. Banken in Deutschland, die pflichtgemäß Geldwäscheverdacht an die zuständige Financial Intelligence Unit melden, erhalten kein Feedback und der Finanzminister beruhigt die Bürger sinngemäß, man solle es mit der Finanzkriminalität nicht so übertreiben. Wäre das Ganze nicht eine lohnende Aufgabe für investigativen Journalismus oder sind wir bereits derart abgestumpft, dass uns gar nichts mehr erschüttern kann? Mit der deutschen Liebe zum Bargeld allein lässt sich die entspannte Einstellung des Finanzministeriums wohl kaum erklären, oder? – Michael Deil 

 

Ironischerweise hat der betreffende Artikel selbst keine bessere Note verdient. Das internationale Geldwäsche-Expertengremium FATF soll mangelndes Problembewusstsein der Notare kritisiert haben? Das Gegenteil ist richtig. Es attestierte: »Notaries demonstrated a thorough understanding of their obligations«. Notare sollen im Regelfall bemerken, wenn die Immobilie bar bezahlt wird? Wie denn, wird doch der Kaufpreis zumeist erst Wochen nach der Beurkundung fällig und dann unmittelbar vom Käufer an den Verkäufer geleistet – ohne Mitwirkung des Notars. Und Notare sollen nur wenige Meldungen an die zentrale Geldwäschebekämpfungseinheit (FIU) erstattet haben? Schon lange Geschichte. Infolge einer Gesetzesänderung haben Notare im Jahr 2020 über 1.600 und damit mit Abstand die meisten Meldungen aus dem Nichtfinanzsektor abgegeben (zum Vergleich: Immobilienmakler 135, Rechtsanwälte 23). Deutschland hat sicherlich noch Nachholbedarf bei der Geldwäschebekämpfung. Der Journalismus sollte dabei aber die richtigen Baustellen beleuchten, anstatt Fake News zu verbreiten. Liebe ZEIT-Redaktion: Es heißt nachsitzen. – Martin Thelen 

 

Ihre Darlegungen betreffend die Notare und Notarinnen in Deutschland entsprechen leider nicht den realen Gegebenheiten und zeugen von unzureichender Recherche, was mich als Abonnent und seit fünfunddreißig Jahren überzeugten ZEIT-Leser doch sehr ärgert. Ihr Artikel erweckt den Eindruck als würden die Notarinnen und Notare Beihilfe zur Geldwäsche leisten. Erwähnt wird mit keiner Silbe die strafbewährte Verpflichtung der Notare und Notarinne zur Verschwiegenheit. Bis zur Gesetzesänderung im Jahr 2020 war den Notarinnen und Notaren aufgrund der Verschwiegenheitsverpflichtung eine Meldung bei bloßem Verdacht auf Geldwäsche untersagt, anderenfalls hätten sie sich strafbar gemacht.

Lediglich bei positiver Kenntnis durften und mussten sie melden. Im Oktober 2020 trat eine neue Rechtsverordnung in Kraft, durch die ein Katalog von besonders geldwäscherelevanten Fällen festgelegt wird. Notare und Notarinnen müssen seitdem unabhängig von eigenen konkreten Verdachtsmomenten eine Meldung an die FIU abgeben, beispielsweise bei Vertragsparteien aus Risikostaaten oder bei verdächtigen Zahlungsmodalitäten. Die Bundesnotarkammer hatte sich selbst für diese Gesetzesänderung eingesetzt. Falsch ist auch ihre Darlegung, Notare und Notarinnen würden Barzahlungen bei Immobilienkäufen in der Regel bemerken.

Wie kommen Sie zu dieser Aussage, wo haben Sie das recherchiert (oder einfach abgeschrieben)?? Das Gegenteil ist der Fall. In der Regel wird im schriftlichen Notarvertrag eine Zahlung des Kaufpreises durch Überweisung auf ein Konto des Verkäufers vereinbart. Wenn der Kaufpreis dann dennoch bar bezahlt wird, so erfolgt das ohne Kenntnis des Notars oder der Notarin, die vom Verkäufer lediglich eine Bestätigung erhalten, dass der Kaufpreis gezahlt ist um dann die Eigentumsumschreibung im Grundbuch veranlassen zu können. Es wäre schön, wenn sie zukünftige Artikel besser recherchieren könnten, z.B. auch durch Einholung von Informationen bei den betroffenen Beteiligten. Eigentlich sollte das aber Standard sein. – Roland Zappek 

 


 

  

Leserbriefe zu „Viel mehr als nur Glück” von Kilian Trotier 

 

Die Natur selbst kennt keinen Sinn. Sie ist einfach da und geschieht. Das Leben ist Teil der Natur, hat also, von der Natur aus gesehen, ebenfalls keinen Sinn. Wir Menschen haben uns daran gewöhnt, in allem einen Zweck zu sehen: Atmen, trinken, essen haben den Zweck zu überleben. Liebe hat den Zweck, die Gattung homo überleben zu lassen. Die Vorstellung der Menschen vom Zweck einer Sache beruht auf der Erfahrung der Menschen, dass jede Wirkung eine Ursache hat. Mit der Vorstellung, dass das Leben nur den „Zweck“ verfolgt zu überleben, mag sich der Mensch nicht zufriedengeben. Er sucht deshalb nach einer Art höherem, z.B. sittlichen, Zweck des Lebens und bezeichnet diesen als Sinn des Lebens.

Manche sehen den Sinn des Lebens im Glück, andere in der Anerkennung, viele in der Geborgenheit einer Familie, und wieder andere in einem Hobby. Seit langer Zeit gelten Religionen als Sinnstifter. Als sie entstanden, waren fast alle Menschen Analphabeten, denen man vieles erzählen konnte. Seitdem hat die Menschheit ein Gebirge von Weltwissen angehäuft, zu dem heute ein überwiegender Teil der Menschheit Zugang hat. Im Bewusstsein dieses Erkenntnisschatzes kann jeder Mensch für sich selbst einen Sinn des Lebens bestimmen und sich, seinen Talenten und Neigungen entsprechend, eine Tätigkeit suchen, die ihm sinnvoll erscheint und erfüllt, und zwar am besten in der Absicht, die Welt ein wenig zu verbessern. – Carlo Vernimb 

 

Aus biologisch-evolutionsgeschichtlicher Sicht ist der Sinn allen Lebens: Erhaltung der Art! Danach kann gestorben werden. Doch Menschen leben lange und brauchen für diese Zeit ein Gefühl von Sinnhaftigkeit. Glück ist flüchtig, nicht von Dauer. Einklang mit sich selbst zu finden, sollte das Ziel und Maß für sinnvolles Leben sein, erreichbar durch Angleichung von persönlichen Ansprüchen und deren Erfüllbarkeit. Und das kann nur von jedem einzelnen Menschen individuell und subjektiv herausgefunden und zufriedenstellend erfahren werden. – Udo Bauer 

 

herzlichen Dank und ebensolchen Glückwunsch zum Start Ihres neuen Projektes: ZEIT Sinn – Wofür leben wir?“. Ihnen und uns Lesern wünsche ich dazu eine rege Anteilnahme innerhalb der ZEIT-Family; Vielfältigkeit der Ansichten, die dem Rubrum GLAUBEN &ZWEIFELN zum gegenseitigen Nutzen gereichen. Reflektierende Naturen werden sich ab um die Mitte ihres Lebens wohl hin und wieder die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens und desjenigen im Großen und Ganzen stellen. Die Suche nach dem Sinn des Lebens erwiese sich als besonders hilfreich, wenn man diesen in möglichst allgemeingültiger Weise finden könnte, um daran sein eigenes Leben immer wieder auszurichten und diese vielleicht sogar bewerten könnte.

In diesem Sinne werfe ich meinen Hut in den Ring: Geburt und Tod setzen dem Leben resp. dessen Sinn ultimative Grenzen. Innerhalb dieser Grenzen meint allgemeingültiger Sinn des Lebens Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung im kollektiven Konsens der Verantwortungs- und Solidargemeinschaft; familiäre sowie gesellschaftlich evolutionäre Erhaltung des Lebens und seiner Lebensgrundlagen; schöpferischen Gemeinsinn, Gemeinwohl als Anspruch und Gestaltungsauftrag; geschlechtliche Fortpflanzung in Erfüllung des Generationenvertrages im Übrigen. – Dr. Gernot Henseler 

 

Sich gedanklich mit dem abstrakten Begriff Sinn abzugeben und nach einem solchen angestrengt bei sich zu suchen, ist sinnlos. Erst wenn man bewusst davon ablässt und sich stattdessen Beschäftigungen zuwendet, die einen befriedigen (und solche vermeidet, einem nicht zusagen), stellt sich von selbst und ungerufen das Gefühl von Sinn und zusätzlich Zufriedenheit (wenn nicht sogar Glück) ein. Der Kunstgriff ist also, Sinn mit Nutzen gleichzusetzen. – Robert Höpfner 

 


 

 

Leserbriefe zu „Es bleibt skandalös”. Gespräch mit Thomas de Maizière geführt von Martin Spiewak 

 

Wo bleibt die Richtlinienkompetenz der Frau, die die „Bildungsrepublik Deutschland“ proklamierte? Es war die Kanzlerin. Statt sich der selbst zu Chefsachen erhobenen Probleme anzunehmen, baute sie einen Schutzschirm der Unantastbarkeit auf. Ihre Stellung gleicht eher der Queen als einer Regierungschefin. – R. Renaux 

 

Als Lehrerin befürworte Ihre Darstellung bezüglich der Bildungskrise in Deutschland und sehe genau wie Sie, welche Probleme insbesondere im Zuge der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen existieren. Insbesondere an Gymnasien ist eine Diversität im Vergleich zur Gesamtgesellschaft eben nicht gegeben, das Elternhaus bestimmt hier, genau wie sie es kritisieren, stark die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen. Umso wichtiger ist es, darauf hinzuwirken, dass diese Ungerechtigkeiten nicht nur ins Bewusstsein der Gesellschaft getragen werden, sondern dass aktiv daraufhin gewirkt wird, diese Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, ihnen entgegenzutreten, sie nicht als gegeben zu akzeptieren und sie mit aller Macht einzuebnen.

Wenn ich dann jedoch Ihre Kinderseite in der gleichen Rubrik lese, nur einige Seiten entfernt von der Fundamentalkritik am deutschen Bildungssystem, dann muss ich mich doch sehr wundern. Haben Sie tatsächlich ausschließlich diesen Jugendlichen das Buch von J. K. Rowling zugänglich gemacht? Ausschließlich diesen Kindern, die offensichtlich aus einem sehr bildungsnahmen Elternhaus in den Hamburger Edelbezirken entstammen? Wo ist denn die Diversität, die Sie eben noch so beschworen haben? Sind diese Jugendlichen, mit Namen wie Sarah-Elise und Rita tatsächlich Ihre Idee, wie Sie dazu beitragen können, Bildungsgerechtigkeit zu implementieren? Oder reicht Ihr Anspruch, Bildungschancen für alle einzufordern wirklich nicht mehr als 2 Seiten in die Zukunft, um nicht die vermutete elitäre Leserschaft zu vergraulen? – Katharina Streil 

 

Eigentlich äußere ich mich nicht mehr zu Bildungsthemen: In fast 40 Jahren als Lehrerin habe ich erlebt, dass SCHULE mit immer neuen Herausforderungen überschüttet wurde, aber weder personell noch von der Ausstattung her entsprechend unterstützt worden ist. Aber in jeder Sonntagsrede ist Bildung natürlich wichtig, ja klar. Und dann? Ich möchte Herrn De Maiziere in allen Punkten zustimmen: Es gibt praktische Notwendigkeiten, die fern von jedem Parteibuch dem normalen Menschenverstand zugänglich sind. Daran müssten sich die KultusministerInnen messen lassen.

Für den Anfang würde ich mir wünschen, dass journalistisch aufgearbeitet würde, als Ländervergleich: Wie ist die Schüler-Lehrer-Relation? Die Relation Schüler-Sozialarbeiter? Wie viele Schüler müssen sich einen schulischen Computer teilen?  Für wie viele Schüler an weiterführenden Schulen gibt es Ganztagsplätze? Wie viele Schüler können ein Berufspraktikum machen? Diese Zahlen müsste doch jeder verantwortliche Kultusminister liefern können. (Man kann nur hoffen, dass nicht alle gleich schlecht dastehen.) Corona hat die Chancenungleichheit nochmals verstärkt. Als Bildungsverlierer ist das weitere Leben nicht mehr frei gestaltbar. In den Ländern sollte die Aufarbeitung der Bildungskatastrophe das politische Thema Nr. 1 werden und diejenigen, die Verantwortung tragen, sich auch dazu äußern. – Gabriele Teuber 

 


 

 

Leserbriefe zu „Plötzlich Bundestag” von Peter Dausend et al. 

 

Sie berichten über neue, junge Abgeordnete, die für die SPD in den neu gewählten Bundestag einziehen und schließen: „Jetzt bestimmen Sie die Regierungspolitik mit.“ So sehr ich es mir wünschte, so sehr zweifle ich daran. Unter Regierungsführung bzw. -beteiligung der SPD sind eine ganze Reihe von Gesetzen verabschiedet worden, die Sozialdemokraten so niemals hätten „passieren dürfen“. Zum Beispiel: Hartz IV mit einer verfassungsrechtlich m.E. schwierigen Zusammenlegung von Sozialhilfe – einer freiwilligen Leistung des Staates – und der Arbeitslosenversicherung – einer Versicherungsleistung für Versicherte.

Hinzu kommen Hartz–IV-Sätze, die absichtsvoll zu niedrig angesetzt wurden, um so eine große Schar an Aufstocken zu generieren, als billige Arbeitskräfte für die (Automobil-) Wirtschaft. Oder die Einführung einer nachgelagerten Krankenversicherungspflicht für Bezieher von Betriebsrenten. Sie trifft die Kernklientel der Sozialdemokraten und ist schlussendlich eine kalte Enteignung der Beitragszahler, da auch Bestandsverträge betroffen sind. Besonders infam ist, dass auch die Arbeitgeberbeiträge nachzuentrichten sind. Unnötig zu erwähnen, dass privat Versicherte ungeschoren davonkommen. Das hätte die FDP sich niemals getraut! Die Reihe ließe sich fortsetzen. Aber wie konnte es dazu kommen?

Dass sozialdemokratische Ministerien bzw. Regierungen solche Gesetzentwürfe überhaupt einbringen, schreibe ich 30 Jahren Gehirnwäsche durch die Bertelsmann-Stiftung zu sowie dem erfolgreichen Wirken gewiefter Lobbyisten. Aber im Plenum saßen weit über 100 sozialdemokratische Abgeordnete und haben ihre Hand zum „Ja“ gehoben. Hatten sie die Gesetze nicht verstanden? Oder überhaupt gelesen? Was macht ein Fraktionsvorsitzender eigentlich? Ist es wirklich seine vornehmste Aufgabe die Abgeordneten zu wichtigen Abstimmungen zusammenzutreiben? Oder sollte er nicht vielleicht auch bei den Ministerien hinterfragen, um was es bei einem Gesetz geht und das Ergebnis mit seinen Abgeordneten teilen?

Sollten die Abgeordneten nicht auch in ihren Ortsvereinen regelmäßig Rede und Antwort stehen, dazu, an was in Berlin gerade gearbeitet wird. Und sollten sie nicht auch die Meinung der Basis dazu einholen, statt daheim nur Hof-zu-halten und Vorträge über Brunnenbau in Angola zu halten. Ich weiß, das gilt nicht für alle. Der Schlüssel zur Lösung liegt m.E. in einer Wiederbelebung des Parlamentarismus. Parlamente sollen entscheiden, nicht durchwinken. Schluss mit dem (ach so praktischen) Fraktionszwang. Soll die Regierung doch jeden einzelnen Abgeordneten überzeugen von der Sinnhaftigkeit ihrer Vorlagen. – Heinz Lewandowski 

 

Es gibt Hoffnung, dass so viele prächtige junge Menschen in den Bundestag ziehen. Jede Partei spricht von einem Programm für die Zukunft. Dabei kann es doch nur um die Zukunft dieser junge. Menschen gehen und nicht um die der 60+ Generation. So hoffe ich, dass viele Schlüsselpositionen von den Jungen besetzt werden und ihnen ältere Berater zur Seite stehen. – Dr. Josef Schmidseder 

 

Das ist aber mal eine Freude: 49 junge, lachende, offene Gesichter im Deutschen Bundestag. Während Grüne und FDP sich über mehr als ein Drittel der Erstwähler freuen können, besteht die neue SPD-Fraktion zu einem Viertel aus Jusos, keine/keiner älter als 35. Baerbock, Habeck und Lindner können also mit zahlreichen jungen Genossinnen und Genossen an der politischen Ampel zu einem frischen, schwungvollen Aufbruch starten. – Ludwig Engstler-Barocco 

 


 

 

Leserbriefe zu „Warum will ein Autoboss hohe Benzinpreise?” von Claas Tatje 

 

Eine umfassende Betrachtung der Haltung des VW-Konzerns zu den Benzinpreisen. Hier hat wohl ein Lobbyist seinen Hausausweis für die Büros der Mitglieder des Bundestages vergessen. Offensichtlich will er den lautstarken Klimaaktivisten den Wind aus den Segeln nehmen und den Absatz der Fahrzeuge mit Elektroantrieb sicherstellen. – R. Renaux 

 

Fahrzeuge mit Elektromotor und Hybridfahrzeuge in einem Atemzug zu nennen und in einen Topf zu werfen ist irreführend. Hybridfahrzeuge werden überwiegend im Verbrennungsmodus gefahren und sind unter dem Strich viel umweltschädlicher, weil das zusätzliche Gewicht für den E-Antrieb einen erhöhten Spritverbrauch hervorruft. – Rüdiger Weigel 

 

Die Bigotterie des Herrn Diess treibt seltsame Blüten, wenn man sich sein Handeln auf der kleinen Insel Astypalea in der Ägäis vergegenwärtigt. Eine seltsame Gemeinsamkeit mit Ortsansässigen, dem griechischen Ministerpräsidenten und ihm soll einen großen Wurf von Klimaschutz suggerieren. – Jürgen Dressler 

 


 

 

Leserbriefe zur Infografik: Erfindungen und Entdeckungen „Es lag in der Luft” von Alina Günter (Illustration) und Katharina Menne (Recherche) 

 

In Ihrer INFOGRAFIK haben Sie einen entscheidenden Luftpionier vergessen: Nach neuesten Forschungsergebnissen steht zweifelsfrei fest, dass Gustav Weißkopf  v o r  den Brüdern Wright den ersten Motorflug der Welt in den USA absolviert hat. – Dr. Karg 

 

In der Infografik geht es um Nobelpreis AnwärterInnen. Unter anderem wird Ingmar Hoerr als der erste genannt, der mit mRNA eine Immunantwort in Mäusen erzeugen konnte. Dies ist nicht korrekt: in den 90er Jahren gab es bereits mindestens zwei Publikationen, welche gezeigt haben, dass mRNA verwendet werden kann, um Mäuse zu immunisieren: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8325342/ / https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9846585/ Laut Steve Pascolo, einem der Mitgründer CureVacs, kannten Ingmar Hoerr und das Team diese Publikationen schlicht nicht zu der Zeit, als sie ihre ersten Studien mit mRNA durchgeführt hatten: https://www.ardmediathek.de/video/betrifft-die-curevac-story-abgehaengt-im-impfstoff-rennen/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE0OTk1NDc/ – Dr. Jan Beck 

 

Sie schreiben, dass „Isaac Newton entdeckte die Schwerkraft, Marie Curie die Radioaktivität“. Beide Aussagen sind falsch. Die Bezeichnung Radioaktivität wurde 1898 erstmals vom Ehepaar Marie Curie und Pierre Curie für das zwei Jahre vorher von Antoine Henri Becquerel entdeckte Phänomen geprägt. Das Phänomen wurde also von Becquerel entdeckt und nicht, wie Sie behaupten, von Marie Curie. Als Beleg für meine Aussage dient mir der Forschungsartikel von Pierre und Marie Curie persönlich.[1] Außerdem entdeckte Newton nicht die Schwerkraft. Er entdeckte die Gesetze der Schwerkraft. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied. Quellen:did [1] Pierre Curie, Marie Curie, G. Bémont: Sur une nouvelle substance fortement radio-active contenue dans la pechblende. In: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’Académie des sciences. Band 127, 1898, S. 1215–1217 – Fukai Mizumi 

 


 

 

Leserbriefe zu „Machtverlust schmerzt, weil Menschen sich dadurch abgewertet fühlen”. Gespräch mit Bernd Deininger geführt von Evelyn Finger 

 

„Kein Abschied auf der Welt fällt schwerer als der Abschied von der Macht.“ (Charles Maurice de Talleyrand-Perigord, 1754-1838, französischer Diplomat & Staatsmann) Sehr viele Menschen hier im Lande, die haben nichts mit der Macht am Hut, somit auch keinen Machtverlust zu verschmerzen! Ein Machtverlust trifft meist die „Großkopferten“, die an den Hebeln der Macht herumhebeln, aber solche Menschen werden für ihren „Machtverlust“ meist sehr fürstlich entlohnt; und mit diesem fürstlichen Salär, da lässt es sich mit diesem Machtverlust dann auch wieder ganz gut leben. Wir, die Normalsterblichen haben damit keiner Probleme, wir sehen einem Machtverlust der Anderen, eher ziemlich gleichgültig zu, salopp gesprochen ist uns das mehr als wurscht! Die „Merkel“, die geht, wenn sie geht, vielleicht sogar sehr bald, vielleicht auch nicht, doch sie wird immer präsent bleiben. Ein Sebastian Kurz (Ex-Kanzler aus „A“), der im Augenblick weg vom Fenster ist, der könnte dadurch noch präsenter werden, als er es je war, dieser „Jungspund from Austria“! – Klaus P. Jaworek 

 

Wer hat die Sache gut gemacht?  Wenn Frau Merkel damit gemeint sein soll, dann stellt sich für mich die Frage; für wen hat sie es gut gemacht: Für ihre Deutschen Bürger oder für wen? Ich sehe während ihrer Herrschaft nur schlimme Zustände in unserem Land. Ich bin froh, dass sie jetzt abtritt. Mir machen eher die Bürger Sorgen, die zu dämlich sind richtig zu wählen. Der Bürger ist der böse Bube. Unser Land ist gerade dabei einen Völkertausch vorzunehmen. Wenn sie daran etwas Gutes entdecken wollen? – ich kann es nicht. – Gunter Knauer 

 

Seltsam: Bernd Deininger, der für alles eine Erklärung hat, wirkt wie der machbewusste Markus Söder. Es fehlt der Hauch von Zweifel. Nur der ohnmächtige Armin Laschet schafft es, Bernd Deininger ein wenig zu verunsichern. Durch den Zugang zur verborgenen Tiefe hebt sich der Analytiker über die Machtmenschen. Die Sockel, auf denen diese stehen, werden durch seine analytischen Eingriffe brüchig und verlieren ihre Tragkraft. Dabei beinhaltet Psychologie nur weiche Modelle und keine harten Wahrheiten. Bernd Deininger ist einer von uns. Wir Wähler haben die Wahl, wir Leser haben die Deutungshoheit, wir Handelnden haben unseren Erfolgswillen: Wir sind mächtig. Zugleich wissen wir, dass wir sterben werden. Nur unsere Irrtümer bleiben. Was hilft? – Reinhard Koine 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ich werde im Oktober Oma …” von Anja Maier 

 

Wo Fragen im Raum stehen, bieten sich Fachleute an, diese zu lösen. In Ihrem Fall so genannte Oma-Ologen. Das klingt etwas hausbacken. Forschung umgibt sich gern mit lateinischer oder noch besser mlt altgriechischer Terminologie. Letzteres geht gar nicht. Nicht wegen der Schrift, aber in den Theaterstücken der Altgriechen wird grausam gemordet. Es werden ganze Familien erstochen. Auch Omas.Also Finger weg. Auf Latein ist die Oma die avia.Also fragen Sie einen Aviaologen. Aber bevor Sie dafür Geld ausgeben, besser dem Enkel Taschengeld geben. Auch dem Säugling. Seine Mutter kauft ihm Windeln. So aviaiert man heute. – Hans-Emil Schuster 

 

Ich bin vor zwei Jahren Vater geworden. Heute Morgen, am Frühstückstisch meines Elternhauses sitzend, habe ich Ihren Artikel meiner Frau vorgelesen, während unsere Tochter und Opa durch seinen Garten geflitzt sind. Für diesen Artikel wollte ich mich bei Ihnen bedanken. Eigentlich bin ich kein rührseliger Typ, aber ich konnte es nicht verhindern, dass mir ein dicker Kloß im Hals das Vorlesen erschwert hat. Was Sie schreiben war so lustig, so bitter, so wahr und so herzerwärmend. Sie haben die Großeltern-Situation unglaublich gut eingefangen und mir auch noch mal die andere Seite bewusst werden lassen.

Die Zerrissenheit der Omis, die manchmal nicht gebraucht werden, aber am liebsten immer da wären, um dann am nächsten Tag sofort einbestellt zu werden und noch einen Kuchen backen; die bescheuerte Corona-Zeit, in der plötzlich keiner mehr den anderen besuchen konnte und die skurillen FaceTime-Versuche; das Gesicht meiner Schwiegermutter, als wir ihr kurz nach der Geburt erzählt haben, dass unsere Tochter erst mal keinen Schnuller bekommt, damit es nicht zu Saugverwirrung kommt; die vielen Konstellationen um Omas und Nicht-Omas, die nur Frauen oder Freundinnen von Opas sind; den Streit, den ich mit meinem Vater hatte, weil er nicht akzeptieren wollte, dass ein ganzes Schoko-Croissant kein Vormittags-Snack für 1-jährige ist, usw. usf. Es war herrlich 😊 Ihr Artikel wurde direkt abfotografiert und an die beiden Omas meiner Tochter geschickt! Auch von den beiden einen lieben Gruß und vielen Dank 😊 – Björn-Torge Schulz 

 

Danke für den gutgemeinten Rat an alle Bewerberinnen um den Oma-Nobelpreis, liebe Frau Mayr. Eine gute Oma ist eine, die sich kümmert und mit dem Herzen dabei ist, ohne übergriffig zu sein. Eine, die weiß, wann sie sich unsichtbar zu machen hat. Alles in allem nichts Neues. Damit liegt der Text im Mainstream vieler öffentlicher Äußerungen: Medienmenschen wie Anne Will, zahlreiche Virologen und Politiker, allen voran Jens Spahn, bemühten Ende des vergangenen Jahres gern „die Oma“, die zu Weihnachten doch ihre Enkel besuchen können sollte, und untermauerten so ihre Forderungen nach einem strengen Lockdown für alle. Axel Gerschlauer, Sprecher des Kinderärzte-Verbandes, prägt heute (am 7.10.21) in der Rheinischen Post den Begriff „Oma-Schutz“, analog etwa zu Welpenschutz.

„Die Oma“ ist heutzutage in aller Munde, und sie ist in dieser Verallgemeinerung irgendwie niedlich, oft sogar süß (besonders wenn sie im Heim lebt), fällt niemandem zur Last (zum Beispiel durch häufige Anrufe), kommt mit wenig Geld aus, macht aber schöne Geschenke. Ich will nicht jedermanns „Oma“ sein und möchte auch nicht so genannt werden, außer von meinen Enkeln. Schon der Begriff „die Oma“ ist auf verräterische Weise abwertend und marginalisiert eine ganze Generation von Frauen, die in ihrem Leben eine Menge geleistet haben. Dem Verein „Omas gegen rechts“ trete ich allein deshalb nicht bei, weil er sich so nennt. „Opas“ kommen übrigens in der Öffentlichkeit sehr viel seltener vor. Wahrscheinlich sind sie einfach immer mitgemeint. – Anne Straßmann 

 


 

 

Leserbriefe zu „Handyklappe zu!” von Karin Prien 

 

Einmal mehr das Stichwort, auf das man diese Beobachtungen reduzieren kann – die mangelnden Demokratischen Strukturen in den Parteien, und das völlige Fehlen des Demokratischen Prozesses bei der Kandidaten-Kür. Die Folge von solcher Klüngelei ist, dass erhebliche (potentielle) Anteile der Bevölkerung von solchen Strukturen so angewidert sind, dass sie niemals auf dieser Ebene in öffentliche Ämter zu streben bereit wäre. Wir müssen uns mit einer als negativ empfundenen Auswahl derer begnügen, die rücksichtslos genug sind, in diesem undemokratischen System trotzdem reüssieren zu wollen/können. Wie anders will mir jemand die Kandidatur eines Philipp Amthor in der CDU in MV plausibel machen? Wege und Kriterien aus diesem Engpass hinaus gäbe es wahrlich zuhauf; weit fraglicher ist, ob die von den Nutznießern der hier gemeinten Schwächen überhaupt gewünscht werden. – Hans von Schack 

 

In Gangsterfilme (oder auch Western) werden schon am Eingang alle Schusswaffen eingesammelt (wie Garderobe) – das wäre doch eine Lösung gegen die Infoflut! Wenn Sie das noch mit den passenden Detektoren für versteckte Sender in Brillen und Aktenmappen verbinden (die Fachleute von Horch und Guck helfen sicher gerne damit aus) bleiben die „Kommunikationswaffen“ draußen. Oder fragen Sie mal nach, warum da so viel gesteckt wird – erwarten die Politkollegen von den informierten Medienschaffenden „schön“ geschrieben zu werden (manus manum lavat?). In Felix Austria macht man sowas in bar… – R. Seehaus 

 


 

 

Leserbriefe zu „Oase” von Andrea Böhm 

 

Ich bin in der Branche der Finanzströme groß geworden. Es passiert deswegen nicht viel, weil keiner daran groß interessiert ist. Die Politiker auch nicht. Die mauscheln auch mit. – Gunter Knauer 

 

Warum in die Ferne schweifen…, auch deutsche Politiker sind korrupt: Hier in Stuttgart, in der Bockelstraße ist gerade Baustelle, bis Ende Dezember, die Verkehrsampel leuchtet in einen Sack. Es ist nicht möglich, im Jahr 2021 eine Ampel abzuschalten, es ist nicht möglich, die Rot-Phase etwas anzupassen, die Autos stauen sich bis Sillenbuch und produzieren CO2. Welchen Politiker stört das? Konrad Zuse baute 1941 einen Computer in Analog-Technik, er funktionierte nie, diese Ampel arbeitet in Analogtechnik wie vor achtzig (80) Jahren. Am Straßenrand stehen zwei gewaltige Kästen (Schaltschränke genannt), während CDU-Politiker mit zehnfach überteuerten Maskengeschäften ihren Reibach einfuhren, sind diese Schaltschränke etwa 5000-mal teurer als in Digitaltechnik nötig wäre. Allein die Leistung der Steuerung benötigt etwa 200 Watt, rund um die Uhr, das ist 137174-mal mehr als digital notwendig wäre. Wollen wir alle nicht Strom sparen? – Ulrich Bosshammer 

 


 

 

Leserbriefe zu „48 Quadratmeter Stress” von Henning Sußebach 

 

Als Mensch, der als im Kind im Krieg und später in der DDR den Garten als lebenswichtig erlebt hat, habe ich über Ihren Ökoversuch geschmunzelt. Zu den gängigen Kategorien, von denen Sie schreiben: sie sind zu individualistisch. Deshalb anbei das Interview mit den Frankfurter GemüseheldInnen, die einen gesellschaftspolitischen Ansatz haben. Er ist in dem Buch Urban Farming von Juliane Ranck und Laura Setzer erläutert. Vielleicht können Sie sich dafür begeistern. https://www.hr-inforadio.de/podcast/das-interview/gemueseheldinnen-juliane-ranck-und-laura-setzer-wir-wollen-die-stadt-essbar-machen,podcast-episode-92344.html Martin Müller 

 

48 Quadratmeter, welch ein Stress. Wer lange Jahre einen Gemüsegarten bewirtschaftet, der weiß, dass fast nichts so läuft wie es geplant ist. Das ist eine Übung in Demut und relativiert unsere Machbarkeitsvorstellungen. Aus 48 Quadratmetern so viel zu ernten, dass es nicht zu bewältigen ist, ist schlicht weg Unsinn. Das passiert nur, wenn ich nicht bereit bin mich darauf einzulassen, dass ich mich davon ernähren kann, was mir letztlich geschenkt wird. Wenn ich nicht bereit bin einer Produktionsstätte, und auch das ist ein Gemüsegarten, jeden Tag nur für ein paar Minuten Zeit zu widmen, dann hat man etwas völlig falsch verstanden. Es geht, ganz grundsätzlich, um Leben das unser Leben ermöglicht und das braucht eben was? Zuwendung. – Thomas Helfrich 

 


 

 

Leserbriefe zu „So kann‘s gehen” von Dirk Asendorpf 

 

Vielen Dank für Ihren informativen Artikel über Möglichkeiten des klimaneutralen Fliegens. Weil ich selbst Luft- und Raumfahrttechnik studiert und das Thema alternative Antriebe ein wenig verfolgt habe, habe ich noch einige Anmerkungen:  1. Im Absatz „Der Weg“ schlägt der Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen vor, dass in geringerer Höhe geflogen werden soll, um die Bildung von Kondensstreifen zu vermeiden, dass dadurch jedoch Flugzeiten länger und der Treibstoffverbrauch größer würde. Letzteres stimmt zwar für Flugzeuge mit Strahlantrieb (umgangssprachlich: Jets oder Düsenflugzeuge), doch gibt es daneben auch immer noch die Flugzeuge mit Propeller (Turboprop oder zukünftig vielleicht auch elektrisch, z. B. mit Brennstoffzelle).

Deren Treibstoffverbrauch ist bedeutend niedriger als der von Jets, und sie fliegen in der Regel von vornherein in geringerer Höhe, so dass sie – statt einen Verbrauchsnachteil zu erleiden – auf derselben Flugstrecke sogar sparsamer unterwegs sind und sich für den Klimaschutz ein doppelter Vorteil ergibt. Turboprop-Flugzeuge werden heutzutage als kleine Regionalverkehrsflugzeuge und als militärische Transportflugzeuge eingesetzt. Ich bin davon überzeugt, dass sie zukünftig durch ihre Sparsamkeit mit dem kostbaren synthetischen Treibstoff zukünftig einen bedeutenden Anteil am gewerblichen Luftverkehr haben werden. (Dass sie nicht schon heute einen bedeutenden Anteil haben, liegt daran, dass die Flugzeuge langsamer sind und die Fluggesellschaften für die gleiche Beförderungsleistung mehr Flugzeuge und mehr fliegendes Personal benötigen würden, die Kosten dafür werden auf den meisten Strecken nicht durch die Kosten für den eingesparten Treibstoff aufgewogen.)

2. Im Absatz „Die Lösung“ erwähnen Sie auch die Möglichkeit, Kerosin durch Wasserstoff zu ersetzen, die Flugzeuge müssten dafür anders aussehen, „erste Projektstudien gibt es“. Da musste ich schmunzeln, denn Projektstudien für solche Flugzeuge lagen schon 1975 in den USA vor dem Hintergrund der Ölkrise von 1973 vor, und das Thema ist nie ganz in der Versenkung verschwunden. So baute die Sowjetunion 1989 die Tupolew Tu-155 mit drei Triebwerken, von denen eines wahlweise mit Wasserstoff oder Erdgas angetrieben werden konnte, und Mitte der 1990er Jahre untersuchte auch Airbus Flugzeugkonzepte mit Wasserstoff (siehe dazu Aero International, Ausgabe 12/1996). Aktuell fliegt das viersitzige Brennstoffzellen-Propellerflugzeug HY4 mit Wasserstoff für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Stets ergab sich bisher das Problem, dass man Wasserstoff entweder aufwändig aus Gas oder Öl hätte herstellen müssen oder aber mit Hilfe der damals schon umstrittenen Kernenergie, so dass, zusammen mit den fehlenden wirtschaftlichen Anreizen, keines dieser Projekte zu einem kommerziellen Flugbetrieb mit Wasserstoff führte. Aber hoffentlich führen die inzwischen etablierten Möglichkeiten, Sonnen- und Windenergie zu nutzen, zusammen mit dem politischen Willen für den Klimaschutz dazu, dass aus den ganzen Projekten nunmehr Realität wird. (Die französische Regierung soll z. B. in der aktuellen Pandemie staatliche Unterstützung für den Airbus-Konzern an die Auflage geknüpft haben, dass die hergestellten Flugzeuge klimafreundlicher werden, und prompt gibt es wieder neue Studien für Passagierflugzeuge mit Wasserstoffantrieb.) – Gerrit Lehmann 

 

Ich gestehe, nach Jahren der zermürbenden Arbeit zur Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen und einer verfehlten Bioenergiepolitik habe ich mich sehr über ihren Artikel zum Thema Fliegen in der Rubrik „So kann’s gehen“ geärgert. Wie schafft man es, von den Feststellungen, dass erstens E-Fuels für Flugzeuge weder jetzt noch in naher Zukunft technisch einsetzbar sind sowie zweitens, wenn das funktionieren würde, die gesamte in Deutschland produzierte Erneuerbare Energie dafür notwendig wäre, zu der Überschrift zu gelangen „Fliegen ohne dem Klima zu schaden könnte möglich werden“?

Ich hatte mir von GREEN auch erhofft, dass längst widerlegte Mythen à la „E-fuels aus Pflanzen sind klimaneutral, weil der bei der Verbrennung freigesetzte Kohlenstoff vorher der Atmosphäre entzogen wurde“ nicht wieder aus der Mottenkiste geholt werden: Für den Anbau der Rohstoffe braucht es eine mit entsprechenden Treibhausgasemissionen verbundene Bewirtschaftung von Ackerflächen, Dünger, die Rohstoffe werden energieintensiv weiterverarbeitet, etc. Pflanzenabfälle werden kaum eingesetzt und es gibt sie auch nicht als unendliche Ressource. Wir müssen uns schon ehrlich machen: Es gibt Menschenrechte, etwa auf Nahrung und Wohnen, die es mit den knappen Ressourcen (zuerst) zu befriedigen gilt. Fliegen gehört nicht dazu. – Stephanie Wunder 

 


 

  

Leserbrief zu „Das Ende der alten Herrlichkeit” von Matthias Krupa et al. 

 

Eigentlich ist der (möglichst weltweite) Plan für vernünftige Realpolitik im 21. Jahrhundert recht einfach: Wenn schon Mitte-rechts, dann aber zukünftig von links. Denn das Kapital unserer Tage, das müss(t)en inzwischen sämtliche demokratischen Parteien hinreichend begriffen haben, ist das Ökokapital. Wenn unsere Gesellschaft darin nicht nachhaltig investiert, nutzt all der schnöde Mammon nichts mehr. Die „reichen“ Nationen von morgen sind absehbar nicht jene, die mit ihrer Wirtschaftskraft immer weiter Geld generieren. Sondern jene, die im Einklang mit der Natur leben, die Natur bewahren. Das wäre dann nicht nur maximal konservativ und sozial; langfristig betrachtet wäre es auch maximal liberal. – Matthias Bartsch 

 

Matthias Krupa, Ulrich Ladurner und Jan Ross rufen mit falschen historischen Schlüssen und unter Verkennung der Zeitgeschichte das Ende des europäischen Konservatismus aus. Zu ihrem Pech wurden Boris Johnson und Sebastian Kurz, die sie den Konservativen alter Prägung als Vorbilder empfehlen (als ob man das Heil der CDU von den Merkel-Feinden erwarten könnte), gerade desavouiert. Es wird alles über einen Kamm geschert: die Christdemokraten Italiens und die katholischen und calvinistischen Parteien der Niederlande (die 3 Parteien errangen zuletzt 15 Prozent der Stimmen und nicht weniger als 10 – da fangen die Inkorrektheiten an), die Post-Gaullisten in Frankreich (die einfach mit den Zentristen, den früheren Regierungsparteien MRP und UDF, gleichgesetzt werden) und die Post-Franquisten in Spanien. Alles wird zusammengerührt, um eine „multiple Konservatismuskrise in Europa“ zu behaupten.

Ursache dafür soll sein, dass sich „das Junktim von konservativem Gesellschaftsbild und ökonomischer Freiheit auflöst“. Eine Alternative böten Populisten wie Marine Le Pen, Jarosław Kaczyński oder Boris Johnson, die Respekt für die Tradition mit Misstrauen gegenüber dem Kapitalismus verbänden. Der „Volkskonservatismus“, den insbesondere Jan Ross predigt, soll bedeuten, den „Frust der Modernitätsverlierer“ aufnehmen, „bei Themen wie Einwanderung oder innerer Sicherheit“ auf die Achtung der Menschenrechte verzichten und „beim Geldausgeben geradezu sozialdemokratisch“ werden. Die drei Autoren verkennen, dass der Ursprung des europäischen Konservatismus in der Ablehnung des liberalen Individualismus und der Furcht vor der Fortschrittsdynamik der Moderne liegt.

Stichwort „Staatsautorität“: Das konservative Denken war zwar in der Vergangenheit autoritär, aber nicht in Bezug auf den absoluten Staat, sondern auf eine normative ‚Natürlichkeit‘. Das Bewahrenswerte wurde aus einer natürlichen oder gar gottgegebenen Ordnung des Bestehenden (wie der Herrschaft des Landadels oder der traditionellen Familie) abgeleitet, einer Ordnung, die nicht mehr vorausgesetzt werden kann, einer Natürlichkeit, die nie gegeben war. Mit der Ideologie des freien Marktes wurde das konservative Weltbild in der neo-liberalen Freiburger Schule verbunden. Von dieser angeblich überholten Kombination von konservativem Gesellschaftsbild und liberalem Wirtschaftsmodell hat sich eher die normative Kraft von Familie und Nation überlebt als das Bekenntnis zu freiem Handel und technologischem Fortschritt.

Was es heute zu bewahren gilt, sind gerade für christlich motivierte Politiker die universellen Menschenrechte, die man nicht als „liberale Skrupel“ abtun kann. Die ‚gute alte Zeit‘ mit weniger individueller Freiheit und weniger Markt ist keine Alternative zu Mitte-rechts. Wer nicht so weit in die Geschichte zurückgehen will, braucht nur auf das Vereinigte Königreich der Gegenwart zu schauen, das von exorbitant steigenden Energiekosten, gekeulten Schweinen, Kürzungen der Sozialhilfe um monatlich 100 Euro und endlos werdenden Wartelisten der Krankenhäuser geplagt wird. Statt von den Millionen Briten zu erzählen, die sich entscheiden müssen, ob sie ihr Geld für Heizung oder Ernährung ausgeben, übernimmt Jan Ross die Propaganda des Parteitags der Konservativen in Manchester und berichtet: „Für den Augenblick geht es den Tories … politisch glänzend.“

Die Knappheit von Benzin und Lebensmitteln kann er nicht leugnen. Aber über Corona-Pandemie, Inflation, Arbeitskräftemangel und Steuererhöhung verliert er kein Wort. Passt ja nicht ins Bild des „geradezu sozialdemokratisch“ für den Wohlfahrtsstaat kämpfenden Johnson. Und natürlich wird als Erfolg von Johnson die Wahl von 2019 gefeiert, bei der die Konservative Partei eine Mehrheit von 80 Sitzen im Unterhaus errang, obwohl nur 39,9 Prozent der Wähler für sie stimmten und 60,1 Prozent für die Opposition. In der Parteitagsrede, auf die sich Ross beruft, reihte Johnson eine Unwahrheit an die andere. Er behauptete: “After years of stagnation – more than a decade – wages are going up, faster than before the pandemic began.” Das Institute for Fiscal Studies hat errechnet, dass die Löhne nicht schneller steigen als in den Vorjahren; außerdem werden die Lohnerhöhungen durch die Inflation aufgefressen.

Er behauptete: “We will make this country an even more attractive destination for foreign direct investment. We are already the number one.” Der UN World Investment Report von September berichtet, dass sich ausländische Investitionen in Großbritannien das zweite Jahr in Folge verringert haben und das Land auf Rang 16 unter den Ländern zurückgefallen ist, in denen das Ausland am meisten investiert. Er behauptete: “It was not the government that made the wonder drug. It was capitalism that ensured that we had a vaccine in less than a year.” In Wirklichkeit wurde der AstraZeneca Impfstoff an der Universität Oxford mit einem Programm entwickelt, das zu mehr als 98 Prozent aus Steuergeldern und Spenden finanziert wurde und zu weniger als 2 Prozent von privaten Geldgebern. Er behauptete: “We have done 68 free-trade deals.”

Bis auf zwei waren es Verträge, die für das Vereinigte Königreich schon vor de Brexit galten. Das neue Freihandelsabkommen mit Japan erweitert die Handelsvorteile nicht signifikant, das Abkommen mit der EU hat zu einem massiven Einbruch des britischen Exports geführt. Er kündigte an: “We are going to use our Brexit freedoms to do things differently… We are doing at least eight freeports.” Freihäfen waren auch während der EU-Mitgliedschaft möglich, das Vereinigte Königreich hatte davon sieben. Von den 48 neuen Krankenhäusern, die er zu bauen versprach, handelt es sich großenteils nur um Erweiterungen oder Renovierungen bestehender Kliniken. Ein erfolgreicher Regierungschef hätte es nicht nötig, sich seine Bilanz zusammenzulügen.

Das ist die „politische Energie des Populismus“, die in Großbritannien den Konservativen zugeflossen ist, wie Ross meint. Die tschechischen Wähler haben den Weg von Premierminister Andrej Babiš in eine ‚illiberale‘ Demokratie gestoppt, indem sie Mitte-rechts-Parteien ihre Stimme gaben. Überall in Polen gehen die Menschen für die Werte der EU auf die Straße, die neue Partei Polska 2050 (proeuropäisch, konservativ und grün) liegt hinter PiS und Bürgerplattform schon an dritter Stelle. Frankreichs beliebtester Politiker, Édouard Philippe, hat eine neue Mitte-rechts-Partei namens „Horizons“ ins Leben gerufen. Alles keine Zeichen dafür, dass das Erfolgsmodell der europäischen Mitte-rechts-Parteien „endgültig zerbrochen“ sei. Vielmehr ist das Ende der neuen rechtspopulistischen Herrlichkeit zu konstatieren. Aus der Lichtgestalt Sebastian Kurz, von dem man schon vorher wissen konnte, dass ihm konservative Werte nichts bedeuten, ist eine Schattenfigur geworden.

Das Scheitern seines Versuchs, populistische Energien mit rechtsradikaler Rhetorik an sich zu binden, sollte seinen Bewunderern unter den Merz- und Söder-Jüngern in Deutschland eine Lehre sein, die die Ursache dafür, dass 2,2 Millionen frühere Wähler der Union ihr Kreuz am 26. September bei der SPD und den Grünen gemacht haben, irrsinnigerweise in dem Verlust des rechten Profils der CDU ausmachen wollen. Was Krupa, Ladurner und Ross unterschlagen: Die totgesagte Volkspartei SPD ist wieder auferstanden. Zumindest ist die „Krise der Sozialdemokratie“, der nach Ansicht der drei Autoren der Niedergang des Mitte-rechts-Lagers folgen sollte, in Deutschland fürs erste beendet. Alles in allem keine abgewogene Analyse, sondern reine Meinungsmache, die von den Tagesereignissen ad absurdum geführt wird. – Jürgen Thiede 

 


 

 

Leserbriefe zu „Bei den Vergessenen” von Martin Theis 

 

Dieser Artikel strotzt dermaßen vor rassistisch-kolonialen Stereotypen, dass mir richtig übel wurde. Da wohnen offensichtlich keine Menschen im Süden Kameruns, sondern „indigene Pygmäenvölker“ „traditionell in den Wäldern“, „kleinwüchsige Jäger und Sammler“ Sie scheinen ein unbeschwertes Naturvolk zu sein, dass den ganzen jodelt, trommelt und fröhlich tanzt. Ich kann mir förmlich vorstellen, wie sie von den Bäumen herunterkamen und sich Herrn Theis hüpfend näherten. Zum Glück kann man zumindest auf den Fotos erkennen, dass da auch stolze Frauen sind, und dass die Leute statt Bambusröckchen coole Beanies und T-Shirts aus dem Second Hand Markt tragen. Ist da für den Artikel wichtig, dass sie kleinwüchsig sind? Hat sich Herr Theis gründlich informiert wie diese Menschen im Hier und Jetzt leben und wirtschaften? Für diesen Artikel ist m.E. eine Entschuldigung fällig! – Jörg Vogel 

 

„Im unwegsamen Süden Kameruns lebt die indigene Bevölkerung fast ohne medizinische Versorgung“ und „ein Schweizer Arzt bringt Hilfe“. Und bei uns, die wir in Deutschland medizinisch wahrlich nicht unterversorgt sind, lese ich, dass afrikanische Ärzte bei uns willkommen geheißen werden, weil doch „jeder Mensch den Anspruch auf ein besseres Leben hat“. Das gleiche Argument hat eine meiner Bekannten vorgebracht, als sie einen syrischen Apotheker verteidigte, der sein Land verlassen hat, ohne politisch oder religiös verfolgt zu sein oder als Bürgerkriegs-flüchtling gelten konnte. – Dr. Wilfried Kurz 

 


 

 

Leserbriefe zu „Ermordet, weil er seinen Job gemacht hat” von Anat Agarwala 

 

Konsequente  Laïzität (la laïcité) ist die notwendige Schlussfolgerung der Meinungsfreiheit und der Gleichheit der Gläubigen aller Konfessionen und der Nichtgläubigen („Ungläubigen“). Sie ist der Garant für die Würde jedes Einzelnen. Der Grundgedanke der Laïzität ist, „ich respektiere dich unabhängig unserer unterschiedlichen Religion oder Auffassung von Sex, Rasse oder sexueller Orientierung, denn du bist ein Mensch wie ich, mein menschlicher Bruder oder meine menschliche Schwester“. Diese Grundsätze wurden in Frankreich als Selbstverständlichkeit betrachtet. Die Mehrheit der muslimischen Zuwanderer hat diese Grundsätze nie verinnerlicht. Deshalb wird der weltweite Kampf des Islam um die politische Beherrschung der Gesellschaft auch nach Frankreich getragen. Statt Freiheit und Würde des Einzelnen – unzählige religiös motivierte Morde sind die Folge. Im Islam ist der Anspruch auf alleinigen Besitz der Wahrheit unabänderlich festgeschrieben. Er stellt die Menschenrechte grundsätzlich unter den Vorbehalt des islamischen Rechts. – R. Renaux 

 

Frankreich ist ein laizistischer Staat, ich finde das gut und könnte mir es auch für Deutschland vorstellen. Das bedeutet aber nicht, dass sich der Staat Frankreich komplett aus dem „religiösen Geschehen“ heraushalten kann, wenn sich Angehörige einer Religion radikalisieren, ihre Religion über das Gesetz stellen und andere Religionen und ihre Angehörigen nicht tolerieren wollen. Dies gilt übrigens auch für Deutschland. Ansonsten sind Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und andere Grundwerte (-rechte) in freiheitlichen Demokratien in Gefahr. Samuel Paty hatte das Thema Meinungsfreiheit im Unterricht.

Die Diskussion, ob es nun richtig oder falsch war, ungeschickt oder provokant, die Mohammed – Karikaturen mit in den Unterricht einzubeziehen, lenkt von der eigentlichen Problematik ab. Verweigerte Handschläge, gestörte Schweigeminuten (nicht nur an Schulen) oder auch gesteuerte Hetze im Internet sind Taten Einzelner für den Moment, sie bilden aber sehr wohl eine Haltung ab. Und diese hat Einfluss auf muslimische Jugendliche, die sich nicht anerkannt und aufgehoben fühlen. Es wird noch mehr Gründe geben. Ich kann jede Lehrerin, jeden Lehrer verstehen, die/der Angst hat, dasselbe Schicksal zu erleiden wie Samuel Paty und dann vermeintlich heikle Themen aus dem Unterricht ausklammert oder darauf verzichtet, auch bei Fehlverhalten muslimischer Schüler nicht einzuschreiten (keine Welle schlagen).

Leider ist das der falsche Weg. Hier zu schweigen, untätig zu bleiben, bedeutet freiheitliche Grundwerte aufzugeben, Zustimmung zu signalisieren, die es gar nicht gibt, und sich damit zu unterwerfen. Umso richtiger und anscheinend dringend notwendig, dass die französische Lehrerschaft nun geschult wird, wie sie religiösen Dogmen begegnen muss und wie sie die freiheitlichen Grundwerte vermitteln kann. Die Lehrerinnen und Lehrer stehen hier in der ersten Reihe und müssen vom Staat geschützt und unterstützt werden, er muss ihnen Sicherheit gewährleisten können, um auch radikalen muslimischen Schülern (und ihren Eltern) ohne Angst entgegentreten zu können.

Denn diese müssen genauso akzeptieren, dass Religions- und Meinungsfreiheit nicht verhandelbar und wesentliche Grundwerte (-rechte) freiheitlicher Demokratien sind. Ihnen muss klar gemacht werden, dass sie dieselbe Wertschätzung und Toleranz Andersgläubigen und auch Nichtgläubigen entgegenzubringen haben, die sie für sich und ihre eigene Religiosität zu Recht einfordern. Gelingt dies nicht, wird sich die französische Gesellschaft immer weiter spalten und ich denke, nicht nur dort. – Regina Stock 

 


 

 

Leserbriefe zu „Es ist nicht vorbei” von Herfried Münkler 

 

Beim Aufbau einer Feuerlöscherfabrik im Iran, hatte ich in Teheran und bei Reisen bis zur türkischen Grenze Kontakte zu Persern, Afghanen und Kurden, die extrem fanatisch dachten. Ich versuchte zunächst nicht sie von den Segnungen westlicher Demokratien zu überzeugen, sondern erzählte vor allem von den Problemen, die wir in Deutschland und Europa zu bewältigen hätten. Dann fragte ich wie sie denn an unsere Probleme herangehen würden. Und es gab Ratschläge, die dann zu langen Diskussionen und vorübergehenden Freundschaften führten. Auf Basis dieser Erfahrungen würde ich mit ähnlicher Strategie eine Auswahl von Taliban-Vordenkern zu EU-Rundreisen mit Kontakt zu Menschen aus allen Gesellschaftsschichten einladen, ohne Frontalunterricht über Demokratie daraus zu machen.

Vielleicht mit einer Einführung in gute Beispiele des aufgeklärten Absolutismus weltweit. Sie sollten Fragen stellen und ihre Begleiter sollten Antworten geben, die zeigen, dass auch wir vor großen Schwierigkeiten stehen und immer noch nach Lösungen suchen müssen. Und unsere Fragen an diese Taliban sollten zeigen, dass wir wertvolle Traditionen ihrer Heimat und ihrer Religion schätzen, also auch mal etwas anderes versuchen, bevor man finanzielle Unterstützung mit Forderungen verknüpft, die diese Noch-Fanatiker nicht begreifen können. Es dürfte in D viele Kenner Afghanistans und der Taliban geben, die als sensible Menschen und Dolmetscher in der Lage wären, langsam Vertrauen aufzubauen. Und die ersten Hilfen sollten noch nicht an Forderungen gebunden sein. – Diether Sieghart 

 

Einerseits stimme ich der Beschreibung der Situation in Afghanistan von Herrn Münkler zu, andererseits sind mir die erwähnten Zukunftsperspektiven zu allgemein. Natürlich bedarf es einem „Wandel der Lebensentwürfe und Mentalitäten“, wenn man „Terrororganisationen den Wurzelgrund nehmen“ will. Die Frage ist, wie das umgesetzt werden soll. Dazu bedarf es jenseits von Selbstdarstellungen der Hinterfragung von Traditionen, Weltdeutungen und Religionsverständnissen. Wenn Exklusivisten und Terroristen den Glauben zur Rechtfertigung ihrer Ansinnen benutzen, sollten sie auch Fragen danach, was der denn nun im gesellschaftlichen Miteinander mit Religion zu tun haben soll, beantworten können.

Und man sollte sie damit konfrontieren, was mit religiösen Werten nicht übereinstimmt: Gewalt, Unterdrückung, absolutistische Standardisierungen zur Festlegung erlaubt versus verboten und die prinzipielle Sortierung und Bewertung von Ethnien. Diese Kriterien sollten so deutlich diskutiert werden, dass sie selbst bei denen ankommen, die sie für unnötig halten, weil sie sich selbst bereits vermeintlich endgültige Wahrheiten zur Aufrechterhaltung ihrer Überlegenheitsräusche zugesprochen haben. – Christoph Müller-Luckwald 

 


 

 

Leserbrief zu „Der nächste Bildungsabsturz” von Manuel J. Hartung und Thomas Kerstan 

 

Nach dem Pisa-Schock vor 20 Jahren ging es einige Zeit aufwärts in Deutschland bei internationalen Vergleichen in Sachen Bildung. Doch ernüchtert stellt auch das Autorenteam Hartung und Kerstan fest, dass vor allem die schulischen Leistungen von fünfzehnjährigen katastrophal schlecht geblieben sind: Jede und jeder fünfte tritt ohne die wichtigsten Basisqualifikationen ins Leben. Sechs Punkte führen Hartung und Kerstan an, damit sich der Zustand im Bildungswesen wieder verbessert. Und eine interessierte Leserin, einen interessierten Leser verwundert es sehr, dass die beiden überhaupt nicht auf die Schulstrukturfrage eingehen. Ist das in der Öffentlichkeit inzwischen bääh?

Derweilen ist es nicht verwunderlich, wenn schwächere und bildungsferne Schülerinnen und Schüler schon nach der vierten Klasse aussortiert, und bildungsnahe Zugpferde ins Gymnasium empfohlen werden. Gerade die Wissenschaft, z.B. Professorin Merz-Atalik aus Ludwigsburg u.v.a.m. zeigt auf, wie das deutsche Schulsystem mit Österreich zusammen im Vergleich zu allen anderen Industrienationen seine Kinder zu einem viel früheren Zeitpunkt in Schullaufbahnen trennt. Die Autoren verweisen auf den Pisa-Schock vor 20 Jahren. Verdrängt wurde in der bildungsinteressierten Öffentlichkeit, dass auch das viel gepriesene deutsche Gymnasium nur 9% Schülerinnen und Schüler hervorgebracht hat, die im internationalen Vergleich als Spitzenschüler gelten.

Finnland, in deren Schulsystem alle bis zur achten Klasse gemeinsam lernen, wies immerhin 19% Spitzenschülerinnen und-schüler auf. In internationalen Vergleichstests, wie z.B. den OECD-Studien wurde auch nachgewiesen, dass ein länger gemeinsames Lernen sich besonders positiv bei Schwächeren auswirkt, bei Schülerinnen und Schülern, die aus bildungsfernen Milieus kommen, bei Kindern mit Migrationshintergrund, bei all denen, die Einschränkungen auf sich nehmen mussten. Und solange die Diskussion um die Schulstrukturfrage gemieden und ausgeklammert wird, ist eine Veränderung in der „Bildungsrepublik“ Deutschland auch nicht absehbar.

Natürlich gibt es eine wachsende Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die auch in Deutschland Schulen besuchen, die ein länger gemeinsames Lernen ermöglichen. Aber allein ihre Bezeichnungen wechseln von Bundesland zu Bundesland: Stadtteilschulen in Hamburg, Gesamtschulen in Nordrheinwestfalen und Hessen, Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg und Berlin……. Der Bildungsföderalismus macht alles noch unübersichtlicher und erschwert erheblich Bildungsqualität weiterzuentwickeln. – Marie-Luise und Helmut Gattermann 

 


 

 

Leserbrief zu „Muss die Inflation uns Sorgen machen?” von Lisa Nienhaus und Mark Schieritz  

 

Was für eine Frage. Die Inflation macht uns Sorgen. Wir Deutschen haben Erfahrung damit. Sonst noch Fragen? – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbrief zu „Die reine Leere” von Sebastian Kempkens und Thomas Fischermann 

 

Ganz klar, der Brexit spielt eine große Rolle bei den extremen Lieferproblemen und den Versorgungsengpässen in Großbritannien. Da nützt es den Briten auch nicht viel, dass sie umjubelt zu Unze und Pfund zurückgekehrt sind, wenn es nichts abzuwiegen gibt. Schadenfreude kommt bei mir trotzdem nicht auf. Viele Briten haben immerhin gegen den Brexit gestimmt; einige derjenigen, die dafür gestimmt haben und ganz besonders dem Millionär und Populisten Nigel Farage aufgesessen sind, werden ihr Votum zwischenzeitlich bereuen.

Boris Johnson hat Großbritannien mit in den Brexit getrieben, ohne die Folgen abschätzen zu können. Nun sollen rund 5000 LKW-Fahrer für ein paar Monate wieder ins Land gelassen werden. Es werden wohl kaum welche dieses „Angebot“ annehmen. Das zeigt, dass Boris Johnson gar keinen vernünftigen Plan hat, um sein Land aus dieser Versorgungskrise heraus zu führen. Seinen Mangel an Weitsicht ersetzt er durch unendliche Arroganz; sein Krisenmanagement ist schlicht dumm. Ich glaube nicht, dass er sich noch lange halten kann. – Regina Stock 

 


 

 

Leserbrief zu „Wer zahlt fürs Nichtstun?” von Claas Tatje 

 

Am Ende liefern Sie selbst das Argument warum gutverdienende Unternehmen vom Kurzarbeitergeld ausgenommene werden sollten: Diese Firmen werden keine Leute entlassen, weil sie nicht riskieren wollen, dass nach der Flaute die Entlassenen in anderen Jobs tätig sind und deshalb nicht zurückkehren. – Rüdiger Weigel 

 


 

 

Leserbrief zu „Jetzt sag doch mal was!” von Urs Willmann 

 

Ein sehr amüsanter Artikel (ich sage nur, Liebesschnarchen der Koalas und Analgesang der Heringe) – und dann der ach so lustige Abschluss: „Also die Weibchen, das sind richtige Plappermäuler!“ Da muss man schmunzeln. Frau eher nicht. Klar, es ist nun mal die Info. Muss aber nicht notwendigerweise am Ende des Artikels stehen, als DIE Pointe der ganzen Anekdote. – Polina Dekarz 

 


 

 

Leserbrief zu „Küchenpsychologie: Ist die Willenskraft begrenzt?” von Sarah Koldehoff 

 

Sie ist begrenzt. Man ist mit aller Willenskraft entschlossen, die nächtlichen Raubzüge in die Küche zu unterlassen. Ein echtes küchenpsychlogisches Problem. Das geht eine Weile gut. Dann bricht die Willenskraft zusammen. Und Eisschrank und Kühltruhe werden hemmungslos geplündert. So ist das eben. – Hans-Emil Schuster 

 


 

 

Leserbrief zu „Experimentieren Sie!” Gespräch mit Louise Fresco geführt von Max Rauner 

 

Schade, dass Max Rauner bei dem Interview nicht nachgefragt hat, warum die Agrarwissenschaftlerin meint, die ökologische Landwirtschaft erschöpfe teilweise die Böden und „Bio“ sei nicht nachhaltig! Ich vermute, dass da die Begriffe „Ökologie“ und „Bio“ unterschiedlich interpretiert werden. – Heike Dülfer 

 


 

 

Leserbrief zu „Berlin zahlt” von Simon Langemann 

 

Danke für diese offene Betrachtungsweise der Wirklichkeit. Der Vordenker der Aufklärung, Immanuel Kant, forderte: „Habe Mut, dich deiner eigenen Vernunft zu bedienen“. Die Bundeskanzlerin verlässt sich dagegen auf ihre größten Stärken, „sie könne,  … wenn’s nottut, … Dinge laufen lassen, schweigen und auf’s Ende abwarten“ (Aussage Merkel vor ihrer Wahl zur CDU-Vorsitzenden). Ihre „Stärken“ hat sie als alternativlos erklärt. Diese Haltung bestimmt die Zuwanderungspolitik der Regierung bis heute. Später begründet die Kanzlerin ihre Haltung damit, sie „brauche Zeit, um Probleme zu Ende zu denken“.

Die Zuwanderungspolitik ist leider keineswegs zu Ende gedacht. Die getroffenen Annahmen waren unzutreffend. Rohr Debatte darüber ist ein Tabu. Daher blieb es beim „Auf-Sich-fahren“, beim Reagieren statt zu agieren.  Strategien, die alle betroffenen Bereiche einschließen, wurden nicht entwickelt, um notwendige Ziele zu erreichen. Anmerkung: Nicht der Staat bezahlt Unterkunft, Unterhalt, medizinische Versorgung und Betreuung der Zuwanderer, sondern die Steuerzahler und die Beitragszahler der KV, PV und der Rentenversicherung. Die beschriebene Praxis der Versorgung der Zuwanderer beschränkt sich nicht auf Berlin. Diese erlebe ich seit 2015 ebenso außerhalb Berlins. – R. Renaux 

 


 

 

Leserbrief zu „Besucht doch meinen Terminkalender” von Peter Kümmel 

 

Die wahre Geringschätzung des Herrn Kühnert für die zentralen politischen Fragen, seine erkennbaren Absichten und seine Strategie werden bei Machiavelli so beschrieben: „Wie kann man in einer feindlichen politischen Umwelt erfolgreich sein, namentlich die Macht erwerben, sie erhalten und zu Größe steigern?“ Dieses war nur im Zustand der SPD vor der Bundestagswahl möglich und hat damit sein Ende gefunden. Diese Plumpheit wird in einer Regierungsfraktion der SPD noch nicht einmal mehr von seinen Fürsprechern geduldet. – Jürgen Dressler 

 


 

 

Leserbrief zu „Ein pangalaktischer Kinderbuchpreis” von Hartmut el Kurdi 

 

Sie sprechen mir aus der Seele. Vielen Dank für Ihren Beitrag zum frisch ausgelobten Kinderbuchpreis. Als Kinderbuchautorin und -Illustratorin muss ich sagen: Ich möchte nicht mit dem Textautoren oder der Textautorin tauschen, die diesen Preis vor versammelter Branche überreicht bekommt. Es wird nämlich nicht der Text allein bepreist, sondern das Buch als Gesamtwerk. Und das gibt es in diesem Genre nicht ohne die Bildautoren. Auf diesen eklatanten Mangel an Wertschätzung und Verständnis für unser Genre angesprochen, haben die Stifter wohl erwidert, dass der Textautor ja selber entscheiden kann, ob er mit den Bildautoren des Werkes teilen möchte. Was für ein Dilemma in einer Branche, in der die Urheber – Text- wie Bildautor – chronisch unterbezahlt sind.

Welcher Textautor kann es sich leisten, auf dermaßen viel Geld zu verzichten, geschweige denn zu teilen? Welcher Bildautor will danach noch mit so einem Textautoren zusammenarbeiten, wenn der gerade mehr als deutlich gezeigt hat, dass er nicht verstanden hat, was das Kinderbuch ausmacht: Das wert-volle Zusammenspiel von Text und Bild! Kein Kinderbuch ohne Illustrationen! Egal, von wem es geschrieben wurde! Wir setzen unseren Kindern schließlich nur das Beste vor, um sie für Sprache zu begeistern (Der Begriff „Leseförderung“ greift hier übrigens wesentlich zu kurz, denn es geht um Bildung und die beinhaltet mehr als Buchstaben!)

Im Grunde kann in diesem Jahr nur eine den Preis ohne großen Gesichtsverlust gewinnen. Nämlich die Dame, die Text und Bild zum Buch geliefert hat. Da gibt es also endlich mal einen neuen Kinderbuchpreis und dann kann nur Herr von Schirach sich drüber freuen? Wenn er sich von dem Geld verlocken lässt! Der Preis wäre ihm wohl scheinbar schon sicher …Da könnte man noch viel zu sagen, aber ich lasse es mal für heute bleiben und bin einmal mehr dankbar und froh, in so einer privilegierten Lage zu sein, dass ich auf so einen Preis nicht angewiesen bin. Meine drei Preise sitzen zu Hause an ihren Hausaufgaben! Hoffentlich! 😉 – Nina Dulleck 

 


 

 

Leserbrief zu „Zeitlupengemüse” von Alard von Kittlitz  

 

Ich gehe davon aus, dass Herr von Kittlitz sich den Beitrag zwecks Erheiterung der Leser nur ausgedacht hat. Selbstverständlich könnte es sich aber auch so zugetragen haben. In diesem Fall rate ich Herrn von Kittlitz, von dieser elitären Attitüde Abstand zu nehmen und in Zukunft achtsam(er) zu sein. Es könnte sonst noch Schlimmeres geschehen. – Bernd D. Pfeiff 

 


 

 

Leserbrief zu „Alles oder nichts” von Sophie Passman im ZEIT Magazin 

 

So viel Suppenhass kann nicht unwidersprochen bleiben. Ein Tipp vom Suppenfan für den Winter: Die deftigen Gemüsesuppen Portugals sind vollwertige Mahlzeiten, auch ohne Croutons, und soooo lecker!!! Und im Sommer gibt es nichts Erfrischenderes als eine gute Gazpacho. Aber mei, jeder das ihre. – Hajnalka Kovac 

 

Die kleinen Aufreger über Dinge, die einen stören…das soll es nicht mehr geben? Schade. Dazu die folgende Anmerkung: Suppe. Da stimme ich zu, überflüssig, weil flüssig. Warum muss das so sein. Ich folge der Argumentation komplett: wenn man krank ist und nicht richtig essen kann, ist Suppe eine tolle Sache, am besten die weltweit anerkannte Grippebekämpfungssuppe mit Hühnerbrühe und Muschelnudeln, die dann auf der Zunge kleben. Am besten so heiß, dass man beim Pusten den Löffel wieder halb entleert und der beschriebene „Platsch“ entsteht, der unweigerlich auf dem Hemd landet. 

Was aber viel schlimmer ist als die Suppe, ist die Ankündigung, dass es diese Kolumne nicht mehr geben wird…es war mit ein Grund für mich, mich auf den Donnerstag zu freuen in der Hoffnung, eine neue Kolumne lesen zu können.  Zu den Beiträgen „Zwinkern“, „Männerliteratur“ und „Badesee“ fühlte ich mich zu einem Leserbrief angeregt, was ich dann auch ausführlich mit meinen Eltern und Bekannten diskutiert habe. Dieser Anstoß von außen, gerade in der aktuellen Zeit mit 100% mobilem Arbeiten, war für mich sehr inspirierend. Umso bedauerlicher die Ankündigung, nun keine Kolumnen mehr im Zeit-Magazin zu veröffentlichen. Dabei gibt es noch so viele Themen, über die frau/man(n)*/ sich aufregen kann: Fahrtrichtungsanzeiger, im Volksmund auch Blinker genannt, Jährliche Öffnungszeiten der Freibäder mit Hundebaden am Ende der Saison, Darts-Übertragungen im Fernsehen, Zu viele Leichen im Abendprogramm, Tätowierungen, Gutscheine als Geschenk, der existenzielle Unterschied zwischen dem morgendlichen Stau ins Büro und dem abendlichen Stau nach Hause.

Da fallen mir noch sehr viele ein und trotzdem war ich dann immer wieder überrascht, welche weiteren „Aufreger“ Frau Passmann eingefallen sind. Das soll jetzt einfach vorbei sein??? Schade, denn ein Ersatz für die erfrischende Sicht auf alltägliche, aber individuell als störend empfundene Dinge wird nur schwer zu finden sein und eine einfache Kopie würde sicherlich auf Akzeptanzprobleme der ansonsten so geneigten Leserschaft stoßen. Da bin ich jedenfalls gespannt, ob ich mir dieses leichte Kribbeln beim Anblättern des Zeit-Magazins erhalten bleibt, oder…ob es dann einfach nur das Kribbeln des dauerhaften Aufregers ist, dass diese Kolumne nicht mehr erscheint? Der Kolumnistin weiterhin viel Erfolg. – Jens Bredendieck 

 

Mit einem Paukenschlag hat sich Sophie Passmann verabschiedet – es wurde auch Zeit! Eine Frau, die ihre Fantasie nicht in der Küche ausleben kann, ist in meinen Augen arm dran. Wie viele Männer schwärmen von der Suppe, die nur die eigene Mutter bereiten kann – je nach Region oft eine Kartoffelsuppe. Und die ist bestimmt kein Ergebnis eines verunglückten Kartoffelbreis. Aber wer lieber zum Döner greift, anstatt selber zu kochen, wird nie eine gute Köchin werden. – Ilse Vogel 

 

Tatsächlich, es geschehen noch Zeichen und Wunder! Die Redaktion des Zeit-Magazins hat ein Herz für ihre Leser: die unsägliche Kolumne von Frau Passmann wird endlich eingestellt. Ich hoffe, auf die Magazinseite kommt nun ein lesenswerteres Format. Gelesen habe ich die Kolumnen-Texte aber dennoch alle, vielleicht, um mich selbst immer wieder von neuem zu ärgern! – Maximilian Knaup 

 

Als begeisterte Leserin der Zeit in Printformat genoss ich die Kolumnen,, Herzchen ohne Verstand“ zum Thema Antisemitismus und ,,Gendern ist schön“ Das finde ich auch! So las ich in freudiger Erwartung die neueste Kolumne “Kuschelsöckchen der Küche”. Leider blieb ich diesmal leicht kopfschüttelnd zurück und suche hiermit den Dialog mit Ihnen. Denn Suppe ist für mich die Königin der Küche. Der Koch und/oder die Köchin wirft buchstäblich alles in einen Topf, lässt dies alles für kurze Zeit köcheln und fertig. Das geht schnell und unkompliziert, verbraucht wenig Energie, die eigene mit eingerechnet. Der Abwasch und Verschmutzungsgrad der Küche bleiben sehr übersichtlich. Doch das Beste ist die zeitliche Verfügbarkeit.

Wenn unsere Kinder und Enkel zu Besuch kommen, dann wünschen sie sich immer meine legendäre Nudelsuppe. Mittlerweile ist die Suppe vegan, denn ich bin aktive ,,Oma for Future“. Diese koche ich schon am Vortag und wenn alle da sind, wärme ich nur den Topf mit der fertigen Suppe in Minuten auf und bin uneingeschränkt eine entspannte Gastgeberin, statt in der Küche meine Nerven und meine gute Laune zu verlieren. Dieses Wochenende hat mein (unser) Park-Verein Arbeitseinsatz. Wir pflanzen Bäume und harken Laub. Herrlich! Und da wir nach der Arbeit gerne beisammen sind und etwas Warmes im Magen brauchen…gibt es natürlich, Sie ahnen es…Suppe! Auch hier entfällt die minutengenaue, stundenlange Zubereitung in diversen Pfannen, Töpfen und Tiegeln.

Dafür ist bei diesen Einsätzen keine Zeit, denn man/frau/d arbeitet ja! Es entfällt auch ein aufwendiges Logistikproblem, denn versuchen Sie mal für 15 Leute zu kochen und dies alles in die Landschaft zu transportieren. Der Topf/ oder die Töpfe mit der Suppe kommen auf den Herd, werden blitzschnell erwärmt und zum Park transportiert. Alle sind glücklich und Erbsen sind ja sooo gesund. Vielleicht lieben Sie es ja, stundenlang am Herd zu stehen, zu rühren, zu wenden und zu schieben. Das ist Ihr gutes Recht. Ich allerdings hasse es und viele andere Menschen auch. Mein Sohn fragt mich immer nach Suppenrezepten, denn seine Arbeit, seine Musik und seinen Lebensgenuss in der Natur lässt er sich ungern durch aufwendige Kocherei verderben.

Wenn er mit seiner Liebsten aus dem Wald und von ihren Pferden nach Hause kommt, dann wartet eine köstliche Suppe, welche in zwei Minuten warm ist. Dann bleibt den beiden Zeit für noch schönere Dinge. Und das unfallfreie Essen mit dem Löffel hat ja jeder von uns schon als Kleinkind gelernt. Hofft man zumindest. Und wem dabei das kauen zu kurz kommt, ein Kanten Brot gehört eigentlich zu jeder guten Suppe. Selbst altes Brot hat so noch seine Berechtigung. Aber vielleicht hat meine Verehrung für Suppen auch mit meiner Sozialisierung in der DDR zu tun. Denn damals arbeiteten alle Frauen/Männer auch mit Kindern in Vollzeit und hatten trotzdem noch den Wunsch zu leben. E

ine schnell zubereitete Suppe war (über)lebenswichtig, wenn man/ frau/d nach einem langen Arbeitstag/ Studium, Schlange stehend einkaufen, die Kinder versorgen, reparieren, nähen, waschen (oft per Hand) Kohlen holen, heizen, Schularbeiten machen musste und danach trotzdem noch leben wollte. Ein Hoch auf die Suppe! P.S. Döner zu essen widerspricht meiner Ansicht nach der Würde des Menschen, es sei denn, man kann sofort duschen, sich umziehen und Zähne putzen. Und gute Zutaten? Najaaa. Billigfleisch aus Massenhaltung, eingerollt in Fettstreifen und versetzt mit einem fast toxischen Phosphatanteil gehört nun wirklich nicht zu einer ethischen oder gesunden Lebensweise.  Aber das ist ein anderes, wirklich wichtiges Thema. Nun hoffe ich sehr, dass ich nicht zu schroff war denn das war keinesfalls meine Absicht. Und natürlich freue ich mich auf die nächsten Kolumnen und die nächste DIE ZEIT. – Heike Westermann 

 


 

 

Leserbriefe zu „Über den Versuch, mit der Bahn von Berlin nach Magdeburg zu fahren, …” von Harald Martenstein 

 

Von Berlin mit der Bahn über Wolfsburg nach Magdeburg fahren zu wollen – auf die Idee muss man erst mal kommen! – Jochen Pöhlandt 

 

Wie wäre es, wenn Sie Ihre Weltläufigkeit und Ihre Geographiekenntnisse in Anspruch genommen hätten und von Berlin nach Magdeburg direkt gefahren wären? Es gibt zwar nur den Regionalexpress, aber auch der hat 1. Klasse, er ist sogar schneller als der „schnieke“ ICE (zwar nur 1 min., aber immerhin) und billiger, man muss nicht umsteigen, und er ist, wie Sie selbst geschrieben haben, (meist) pünktlich. Was würde fehlen? Ein „Martenstein“, der durch eigene Umständlichkeit entstanden ist. Nichts für ungut! – Rüdiger Schulz 

 

Dass Herr Martenstein an der Deutschen Bahn kein gutes Haar lässt, ist hinreichend bekannt. Wer aber von Berlin über Wolfsburg nach Magdeburg fährt, wo es doch einen stündlichen Regionalexpress als direkte und schnellste Verbindung gibt, sollte sich nicht über die Unzulänglichkeiten anderer Leute echauffieren. – Herbert Dihlmann 

 

Von Berlin nach Magdeburg – über Wolfsburg und Braunschweig? Warum nutzten Sie nicht die direkte Verbindung mit einem RegionalExpress der Linie 1, der Sie in 1:45 h dorthin gebracht hätte? Gut, im RE 1 gibt es nur einen Kaffeeautomat und kein BordBistro … – Dirk von Kügelgen 

 


 

 

Leserbrief zu „Meine ganz persönlichen Stars”. Bilderreihe von Cass Bird im ZEIT Magazin 

 

Da bin ich gerne ein Spießer, wenn Sie uns „große Kunst“ einer „großen Künstlerin (Cass Bird) auch noch mit blumigen Worten als Kunst andienen wollen. Es ist einfach nur verbrämte widerliche Pornografie und weiblicher Sexismus. – Dr. med. Claus Richter-Haffelder