Gespannt schaut die Welt auf die Raumsonde Rosetta. Nach zehn Jahren Reise durchs All erreicht sie am Mittwoch den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko, auf dem im November ihr Minilabor landen und seinen Kern analysieren soll. Von Tschurjumow-Gerasimenko versprechen sich die Forscher tiefe Einsicht in die Vergangenheit unseres Planetensystems.
Schon immer haben Kometen die Menschheit fasziniert. Der Blick auf die Himmelskörper aber hat sich im Laufe der Zeit sehr verändert.
Über die Jahrtausende hinweg sahen die Völker dieser Welt Kometen als Vorboten schicksalsträchtiger Ereignisse an. So etwa den berühmten Kometen Halley, der im Schnitt alle 76 Jahre wiederkehrt. Noch 1910 versetzte er Europa in Panik: Forscher entdeckten in seinem Schweif das giftige Dicyan. Der Astronom Camille Flammarion schrieb, träfe der Schweif auf die Erde, könne „womöglich alles Leben auf dem Planeten ersticken“.
Ein anderes Beispiel: Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain wurde geboren, nachdem der Komet am 30. November 1835 gerade wieder einmal sichtbar geworden war. Und Twain starb, wie von ihm selbst vorhergesagt, bei dessen nächster Wiederkehr am 21. April 1910.
Weniger Angst, mehr Wissen
Abseits der Mythen haben Astronomen in den vergangenen Jahren einiges profundes Wissen über Kometen angehäuft. Etwa: Während Asteroiden aus Gestein bestehen, sind Kometen zusätzlich aus gefrorenen Gasen und Wasser zusammengesetzt, weswegen sie auch „schmutzige Schneebälle“ genannt werden. Oder: Der Komet Tschurjumow-Gerasimenko mit seiner rauen Oberfläche stammt aus dem Kuiper-Edgeworth-Gürtel, einer ringförmigen Region in unserem Sonnensystem außerhalb des Neptunorbits, wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt erklärt. Damit enthält er ursprünglichstes Material, eine Zusammensetzung könnte viel über die Vergangenheit verraten.
Mit immer aufwendigeren Missionen versuchen Forscher daher, noch mehr über derlei Himmelskörper zu erfahren. Mit dem für den 6. August geplanten Rendezvous von Rosetta und Tschurjumow-Gerasimenko erreicht die Forschung wieder einen Höhepunkt. Gelingt das Manöver, ist es nicht nur ein großer Tag für die Ingenieure, die jahrelang an der eine Milliarde Euro teuren Mission gearbeitet haben. Auch die Mathematiker können stolz auf sich sein. Denn wenn man eine Sonde zehn Jahre lang auf vorausberechneter Bahn durch den Weltraum fliegen lässt und mit ihr über 800 Millionen Kilometer hinweg Kontakt halten kann, so geht das nur, wenn man die mathematisch-physikalischen Gesetze der Elektrizität und des Magnetismus genau verstanden hat.
Das Wissen darüber steckt in den nach James Clark Maxwell (1831-1879) benannten Maxwell’schen Gleichungen. Sie beschreiben, wie Elektrizität und Magnetismus zusammenhängen und was mit einem Funksignal passiert, wenn man es von der Erde aus in die Weiten des Weltraums schickt. Rasch notiert sieht das dann so aus:
Beeindruckend.