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Palermo

 

Es ist ja fast unheimlich, und ein schlechtes Gewissen habe ich auch. Für den Betrag einer Taxifahrt kann man mit Hapag-Loyd in der Gegend herumfliegen. Trotzdem, so gelangte ich über Weihnachten nach Palermo.

Eine ganz besondere Stadt mit jeder Menge Kultur. Mir blieb aber etwas anderes, ganz besonders haften. Die Stadt wirkt ausgeblutet, teilweise maroder als Havanna und das will was heißen.

Schnitt: Ich sitze in einem guten Restaurant in der Nähe des Eingangs. Plötzlich zieht es als wäre der Tod eingetreten. Zwei Figuren stehen in der Türe, trotz später Nacht mit Sonnenbrille und sehen sich gelangweilt um. Der Wirt stürzt zu den beiden, die wirklich aussehen wie man sich Mafiakiller vorstellt. Die Typen gehen wieder, und der Wirt, nun im Mantel, verlässt auch das Lokal, in der Hand einen Briefumschlag.

Schnitt: Zwei Palermitaner, wollten gemeinsam eine Kneipe eröffnen. Dann plötzlich stellte sich die Frage: „Sicherlich werden wir Schutzgeld (pizzo) bezahlen müssen?!“ Darauf hatten sie keine Lust, die Kneipe wurde nie eröffnet.

Aber sie gründeten eine Bewegung gegen die Schutzgelderpressung durch die Mafia. Ca. 80% aller Händler in Palermo bezahlen Schutzgeld.
Mittlerweile verteilt die Organisation eine Art Qualitätssiegel an Händler, welche kein Schutzgeld bezahlen. Die Idee ist, die Händler, welche sich erpressen lassen, zu boykottieren, um der Mafia den Geldhahn abzudrehen und die Händler dazu zu bewegen, keine Schutzgelder mehr zu bezahlen.

Wer sich weitergehend informieren möchte, kann dies unter www.addiopizzo.org tun. Man muss allerdings des Italienischen mächtig sein.

Schnitt: Auf der Fahrt zum Flughafen komme ich an einem Denkmal für Giovanni Falcone und Paolo Borsellino vorbei. Der Flughafen ist auch nach diesem Staatsanwalt und dem Richter benannt, die 1992 Mafiabomben zum Opfer fielen.

In letzter Zeit wird wenig gemordet. Die Ruhe täuscht, unter Berlusconi fühlt sich die Mafia geradezu wohl, wächst und gedeiht. Puh, da ist man froh, seine Kneipe in Deutschland betreiben zu dürfen.