Lesezeichen
 

Foodhunter

Gestern schaute ich mit auf Arte die Sendung „Foodhunter“ an. Ein Amerikaner geisterte durch asiatische Dschungel um noch unentdeckten Gaumenkitzel aufzutreiben. Ein Jahr Recherche erbrachte eine Vorgängerfrucht der Orange, steinhart aber mit eben diesen „sensationellen“ Zitrusaromen, eine seltene Nuss war im Gepäck und eine Süßwasseralge wurde aus dem Mekong gefischt. Es war ein spannender Film und man erfuhr vieles über Land und Leute. Schmunzeln musste ich jedoch über diverse Küchenchefs, die ihren Gästen unbedingt etwas Neues – den letzten Kick – bieten müssen. Das nennt sich dann kreativ. Ganz klar, das ist sehr wichtig und Abwechslung der Speisekarte ein hohes Gebot. Dies gilt auch für mich.

Vor kurzem nahm ich Brennsuppe auf die Karte und die Leute waren völlig verblüfft, angefügt sei, dass die Zutaten um einiges besser sind als zu Kriegszeiten. Ein Hasenragout mit wirklichem Hasenblut, das wir aus der Lunge des Wildhasen pressten, riss den dobermannscharfen FAZ-Gourmandise-Analytiker Jürgen Dollase vom Hocker und stimmte ihn hoffentlich für weniger Gelungenes etwas gnädig. Kurzum, die Jagd nach den letzten Gaumenkitzeln aus den asiatischen Regenwäldern war ebenso interessant wie auch ziemlich peinlich. Vor Jahren gab es in München ein Restaurant, das hatte enormen Zulauf an „last-kick-peoples“. Das besondere des Ladens war, die Kellner beleidigten die Gäste, hauten ihnen die Servietten über den Schädel, schmissen mit Eiswürfeln und bezeichneten die ihnen ausgelieferten Kunden gebetsmühlenhaft als Idioten. Die Hedo-Masochisten-Clientèle war superhappy. Irgendwann mal, nachdem Sauce über Köpfe geschüttet und zum x-ten mal den Gästen Tomaten unter den Hintern geschoben war, riss die Perlenschnur der Kreativität und der Laden war pleite. Dem Betrieb fehlte ein eloquenter Gag-Hunter. Palazzo-Zelte, bitte übernehmen.

 

Joghurt

hatte heute mittag ein Schlüsselerlebnis.
Seit acht Wochen esse ich massig viel Joghurt, biomäßig natürlich. Habe nun 8 Kilo abgenommen. Das ist aber soviel, als wenn beim Watzmann ein Zacken wegbräche.

ebstein.jpg
Im ARD Buffet musste ich nun einen Fruchtjoghurt-Test absolvieren. Ob ich drei gleichfarbene (weiße) Fruchtjoghurts unterscheiden könne. Die Sängerin Katja Epstein war auch dabei. Sie sieht ja immer noch so jung aus wie vor dreißig Jahren. Nach den Joghurts sah sie dann aber so alt aus, wie sie wirklich ist.

Mir tat sich auch eine ganz unbekannte Welt auf. Mein Kopf flog fast vom Hals. Das erste Produkt schmeckte nach 500 Ananas zugleich, bei Bananen- und Zitronen war es auch so. Mir hat es vor intensivem Aroma fast das Hirn aus den Ohren gehauen. Dann war noch irgend ein acid-artiger Nachbrenner im Maul, der wohl von der bombenartigen Süßstoffzugabe herrührte.
Ich dachte, die wollen mich verarschen und hätten mir zum Possen eine Extrachemikalie angerührt. Dem war nicht so. Es waren stinknormale Fruchtbecher aus dem Lebensmittelgeschäft.
Im Stillen dachte ich da bei mir: Mit meinem zartaromatischen Ananasdessert auf der Süßspeisenkarte (Spitzen-Flugananas) habe ich dagegen ja gar keine Chance. Als ehrlicher Koch bis du da völlig auf der Verliererstrecke. Andererseits, Gottseidank haben nicht alle Deutschen Leder auf der Zunge.