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Wann ist ein Vine kreativ?

 

Zach King ist einer der kreativsten Vine-Nutzer
Zach King ist einer der kreativsten Vine-Nutzer (© Zach King)

Im Januar ist es zwei Jahre her, als Twitter seinen Kurzvideodienst Vine vorstellte. Waren viele Beobachter anfangs noch skeptisch über Sinn und Nutzen des Dienstes, hat sich längst eine eigenständige Vine-Szene gebildet. Die mischt nicht nur die Sportberichterstattung auf, sondern hat auch die ersten Stars hervorgebracht hat und bildet inzwischen auf immer mehr Filmfestivals eine eigene Kategorie. Sechs Sekunden reichen also, wenn man die richtige Persönlichkeit, den Witz und die nötige Kreativität an den Tag legt.

Aber wie definiert man eigentlich die Kreativität von Kurzvideos? Was macht den Erfolg eines Vines aus? Das wollten Wissenschaftler von Yahoo Labs in Spanien, der Unversität von Turin und der Universität Pompeau Fabra in Barcelona herausfinden – und zwar mithilfe eines Algorithmus. Klar, denn schließlich bestimmen Algorithmen nicht nur unseren Alltag, sie werden auch immer besser darin, Videos und Bilder auf Inhalte hin zu analysieren. Das Stichwort heißt Deep Learning.

Ganz so komplex wie die Experimente der großen Technologiefirmen ist die Studie mit dem Titel 6 Seconds of Sound and Vision: Creativity in Micro-Videos natürlich nicht. Zunächst war nämlich Handarbeit angesagt. Oder eher Bildschirmarbeit: Eine Sammlung aus knapp 4.000 zufällig ausgewählten Vines wurde händisch ausgewertet. Mithilfe einer Crowdsourcing-Plattform bestimmten die Forscher die Videos anhand von Kritieren wie Emotionen, Überraschungsmomenten oder Filmtechnik. Am Ende hatten sie etwa 1.000 Vines, die ihrer Ansicht nach als „kreativ“ galten.

Der Rezept für erfolgreiche Vines: Warme Farben und leise Töne

Diese wurden anschließend weiter analysiert hinsichtlich ihrer Ästhetik und Neuheit. Für erstes wurde gemessen, wie viele Frames die Videos enthielten, wie sehr die Kamera wackelte, ob die Drittel-Regel beachtet wird, wie die Lautstärke verteilt ist und die Farben gewählt sind. Für den zweiten Punkt verglichen sie die erwähnten Kriterien mit anderen Vines: Je größer die Unterschiede waren, desto origineller sind sie. So die Annahme der Forscher.

Die Beobachtungen wurden anschließend in mathematische Formeln, also den eigentlich Algorithmus, umgewandelt, damit sie automatisch angewandt werden können. Für den Test des Modells kamen wieder die als kreativ getaggten Clips zum Zuge. Und siehe da: Unter den besten Voraussetzungen konnte das das Modell mit einer 80-prozentigen Trefferquote erkennen, ob ein Vine kreativ ist oder nicht.

Besonders erfolgreich waren nach Angaben der Forscher jene Videos, die mit hellen, warmen Farben, einem gleichmäßigen, dezenten Sound, wenigen Wacklern und positiven Emotionen daherkamen. Ist diese Erkenntnis nun wirklich überraschend oder bahnbrechend? Wohl kaum, bestätigt sie doch nur, dass die allgemeine Auffassung von Ästhetik auch für Sechs-Sekunden-Clips gilt. Auch sagt die Studie nicht aus, ob denn die vermeintlich kreativen Vines nun erfolgreicher sind als andere.

Schöner als Motherboard kann man die Sache deshalb nicht zusammenfassen: „This is a ludicrous amount of work to judge the kinds of internet videos I watch at 3 am while ripping bowls like Carl Sagan gazing into the cosmos.“ Oder um es mit einem Vine zu sagen: Yeah, science!