Für die Webvideo-Generation ist das Fernsehen nur noch eine Metapher. So lautet der schöne Titel eines aktuellen Artikels auf Venturebeat, der sich mit der veränderten Definition von Fernsehen im digitalen Zeitalter beschäftigt. Die These: „Fernsehen“ ist längst ein Sammelbegriff, der sämtlichen Videokonsum umfasst, unabhängig vom Medium oder der Größe des Bildschirms. Wenn junge Menschen sagen, sie „sehen fern“, dann kann das ebenso bedeutet, dass sie ein YouTube-Video auf ihrem Smartphone gucken.
Zudem kommt das Internet über die SmartTVs ohnehin immer häufiger auf den großen Bildschirm, die Grenzen, die lange Zeit zwischen dem Fernsehgerät im Wohnzimmer und dem Computer oder Laptop bestanden, verschwimmen. Auch wenn sich vor allem die Vordenker des Webvideos gerne vom traditionellen Fernsehen abgrenzen, könnten sie den Kampf um die Begrifflichkeit früher oder später verlieren: Bewegtbild ist Fernsehen – und auch wir sollten möglicherweise den Untertitel dieses Blogs nach fast drei Jahren noch einmal überdenken.
73 Prozent der Deutschen Internetnutzer streamen Videos
Passend dazu hat der Branchenverband Bitkom vergangene Woche neue Zahlen über die Nutzung von Online-Video in Deutschland vorgestellt: 40 Millionen Deutsche streamen der Erhebung zufolge Videos im Netz, das sind 73 Prozent aller Internetnutzer. 40 Prozent tun das mehrmals pro Woche, und wenig überraschend nutzen 53 Prozent von ihnen vor allem Videoportale wie YouTube.
Überraschender ist, dass 46 Prozent Beiträge in den Mediatheken der Fernsehsender gucken. Etwas, dass mich angesichts der Depublizierungspflicht, den chaotischen Lizenzen und bisweilen undurchsichtigen Suche doch sehr überrascht, aber das auch wieder die obige These verstärkt: Die Inhalte kennen immer seltener Grenzen zwischen den Medien.
Das größte Wachstumspotenzial gibt es bei den VoD-Angeboten: Diese nutzen laut der Bitkom-Umfrage nur 19 Prozent der deutschen Internetnutzer. Möglicherweise steigt diese Zahl in einigen Wochen, wenn Netflix seinen Dienst hierzulande startet. Und die Evolution des Fernsehens weitergeht.