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aufgezeichnet.tv – die Comicsendung im Netz

Lange Zeit galten Comics jenseits von Asterix, Tim und Struppi und Superman im Kulturbetrieb bestenfalls als Randerscheinung. Inzwischen haben sich zwar auch etablierte Medien der Kunstform geöffnet, doch gerade im Fernsehen bleibt die grafische Literatur als Phänomen größtenteils unbeachtet. Eine Gruppe Comicfans möchte dem entgegenwirken: aufgezeichnet.tv heißt das Projekt, das die Berichterstattung dorthin verlagert, wo sich die internationale Comicszene ohnehin längst trifft: im Internet. Vor Kurzem ist die zweite Folge der Webserie erschienen, zwei weitere sollen noch in diesem Jahr folgen.

Der größte Unterschied zu vielen von Fans produzierten Formaten, ist die redaktionelle Betreuung der Sendung. So führen mit dem Berliner Comiczeichner Felix Görmann alias Flix und den Autoren Anne Delseit und Klaus Schikowski gleich drei Experten durch das halbstündige Programm. Gemeinsam besuchen sie Veranstaltungen, stellen Neuerscheinungen vor und sprechen mit Zeichnern und Schreibern. Zum Konzept gehört, weniger mit Insiderwissen zu glänzen als die Kunstform erklärend und auf heitere Weise zu beleuchten.

Damit trifft aufgezeichnet.tv offenbar einen Nerv: Die oft kritischen User im Netz scheint bis jetzt größtenteils angetan von Idee und Umsetzung. Wieso die Macher das klassische Fernsehen trotzdem nicht abschreiben, erzählt der Produzent Carsten Meißner im Interview.

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Occupy Wall Street

Seit fast zwei Wochen campieren Aktivisten an der New Yorker Wall Street. Inspiriert von den Protesten in Israel, Spanien und Arabien demonstrieren sie unter dem Motto „Occupy Wall Street“ gegen die Auswüchse der Finanzbranche, Lobbyismus und soziale Missstände. Da die etablierten US-Medien die Aktion größtenteils ignorieren, hat die New Yorker Künstlerin Iva Radivojevic die Proteste kurzerhand selbst besucht und Stimmen der Teilnehmer eingefangen.

 

The Streets of the Invisibles

Über Google Earth und Google Street View lassen sich nicht nur zahlreiche Kuriositäten finden, man kann die Daten auch für vielerlei Kunst- und Videoprojekte heranziehen. So hat Remo Rauscher für sein Projekt The Streets of the Invisibles die Original-Tonspur der 70er-Jahre Krimiserie Die Straßen von San Francisco mit den im Netz zugänglichen Bildern von Googles Kameras kombiniert. Herausgekommen ist ein crossmedialer Remix, der unter anderem auf dem diesjährigen Hamburger Kurzfilmfestival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.

 

The Alphabet 2

Wie man eine einfache Idee spannend umsetzt, zeigt der Animationsfilm The Alphabet 2 vom italienischen Designstudio n9ve. Er basiert auf dem Konzept, dass jeder Buchstabe gleichzeitig auch schon die Bedeutung des als Beispiel verwendeten Wortes darstellt. Verschiedenste Materialien und die Kombination aus Stop-Motion und digitaler Nachbearbeitung machen The Alphabet 2 damit zu einem wunderbar kurzweiligen Typografie-Film der etwas anderen Art.

(via Whudat)

 

Ray: A Life Underwater

Ray Ives aus Plymouth ist 75 Jahre alt. Zwei Drittel seines Lebens verbrachte er als professioneller Taucher damit, vergessene und verlorene Schätze aus dem Meer zu bergen. Heute betreibt er in einem alten Schiffscontainer sein persönliches Museum. Mithilfe von Porträtaufnahmen, Archivbildern und Unterwasseraufnahmen nähern sich die Macher Amanda Bluglass und Danny Cooke dem ehemaligen Taucher in ihrem Kurzfilm Ray: A Life Underwater. Statt dabei die klassische Reporter-Pose einzunehmen, lassen sie Ray seine Geschichte selbst erzählen, während die Kamera allenfalls wie ein unauffälliger Begleiter wirkt. Das Ergebnis ist das gefühlvolle Porträt eines Mannes, der nach eigenen Angaben von seinem Leben nicht mehr wollte als „etwas Eiscreme und ein Glas Bier“ am Ende des Tages.

 

Off Book – Kunst im Wandel der Zeit

PBS hat mit Off Book eine neue Webserie im Programm, die sich alle zwei Wochen mit modernen und unkonventionellen Kunstformen beschäftigt. Der Fokus der Serie liegt dabei stark auf dem Einfluss, den neue Kommunikationskanäle und technische Entwicklungen auf bestehende Formen der Kunst haben. Die bereits veröffentlichen Folgen behandeln die Themen Lichtmalerei, Typografie, Steampunk und visuelle Kultur: Am Beispiel von Internet-Memes wird hier beispielsweise erklärt, dass sich hinter der Nyan Cat, dem stolzierenden Leonardo di Caprio und animierten GIFs tatsächlich neue Formen kollaborativer Kunst verstecken – wer hätte es gedacht?

In der neusten Folge stellen die Macher von Off Book das Künstler- und Hackerkollektiv F.A.T. Lab vor, das an der Schnittstelle von Open Source und Popkultur arbeitet:

Alle bisherigen und künftigen Folgen gibt es im entsprechenden YouTube-Kanal zu sehen. Für noch mehr Material und zusätzliche Fundstücke haben die Macher zudem einen Tumblr eingerichtet.

 

Blind – eine Vision nach Fukushima

Die Katastrophe von Fukushima noch vor Augen, hat sich der Regisseur Yukihiro Shoda gefragt, wie das Leben in einem radioaktiv verstrahlten Tokyo aussehen könnte und daraus eine dystopische Kurzgeschichte entworfen. Gleichermaßen nüchtern und doch eindringlich gefilmt, begleitet Blind einen japanischen Büroangestellten auf dem Weg zur Arbeit in einer nicht allzu-fernen Zukunft. Shoda möchte nach eigenen Angaben mit seinem Film davor warnen, die Gefahren von heute an unsere Nachkommen weiterzugeben. Finanziert wurde das Projekt über Kickstarter, auf deren Seite man auch die Entstehung verfolgen kann.

 

Prison Valley

Über kaum eine andere Web-Dokumentation wurde im Verlauf des vergangenen Jahres soviel geschrieben wie über Prison Valley; erst kürzlich wurde das Projekt mit dem Grimme Online Award 2011 ausgezeichnet: „Prison Valley ist der gelungene Versuch, dem Medium Film ein neues, interaktives Format zu geben“, lautete die Begründung der Jury. Was im Jahr 2008 in einer Pariser Bar begann, hat sich im Verlauf zu einem der Vorzeige-Projekte im Bereich der Web-Dokus entwickelt.

In Prison Valley zeigen der Fotograf Philippe Brault und der Journalist David Dufresne, wie das Leben in Cañon City, einem Städtchen im US-Bundestaat Colorado, von 13 staatlichen Gefängnissen geprägt ist. Je weiter sich die Zuschauer durch die Erzählung arbeiten, desto mehr erfahren sie über die Zustände in den Haftanstalten, die Gefängnisindustrie als Arbeitgeber und die Ausbeutung von Inhaftierten und Arbeitskräften gleichermaßen. Am Ende steht die bedrückende Erkenntnis, dass die Leute außerhalb der Mauern enger mit dem Leben hinter Gittern verbunden sind als es ihnen lieb ist.

Auf der Karte können die Zuschauer ihren Weg und den der Protagonisten verfolgen.

Entscheidend ist in Prison Valley die aktive Rolle der Zuschauer: Statt einen traditionellen Film zu schauen, können sie selbst entscheiden, über welche Aspekte und Menschen aus Cañon City sie mehr erfahren möchten. Obwohl der zentrale Erzählstrang linear ist, gibt es in interaktiven Sequenzen immer wieder Möglichkeit, mit anderen Zuschauern zu chatten, den eigenen Weg und den der Protoganisten zu verfolgen, oder weiterführende Informationen zu erhalten. Sowohl Videos, Audios als auch Fotografien fügen sich dabei nahtlos in die Erzählstruktur ein. Darüberhinaus wurde und wird das Projekt über zahlreiche weitere Kanäle begleitet: Ein Blog verfolgte die Entstehung von den ersten Entwürfen der Seite bis zum fertigen Produkt. In einem Forum können sich Zuschauer untereinander austauschen und Steckbriefe der Protagonisten und zentralen Aspekte nachlesen.

Prison Valley auf arte.tv: In Deutsch und auf Englisch