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„Game of Thrones“ ab sofort auch im Stream

© HBO/Sky
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Im April kündigte Amazon einen Deal mit dem amerikanischen Pay-TV-Sender HBO an. Erstmals lizensierte HBO nämlich einem US-Streaming-Dienst ältere Serien wie The Sopranos oder The Wire. Zuvor waren diese nur mit einem HBO-Abo im hauseigenen Streaming-Dienst verfügbar.

Nur wenige Monate später geht HBO den nächsten, noch größeren Schritt: Künftig können Nutzer, etwa aus Deutschland, auch Folgen aktueller Serien wie Game of Thrones, die am meisten illegal heruntergeladene Serie im Netz, im Stream ansehen. 2,99 Euro kostet eine HD-Folge im Einzelabruf auf Amazon Instant Video, 28,99 die gesamte Staffel. Eine Mitgliedschaft bei Prime Instant Video, dem Abo-Streaming-Portal von Amazon, ist dafür nicht nötig. Auch bei iTunes gibt es die Episoden zum Kauf.

Allerdings erscheinen die Folgen von Game of Thrones nicht sofort nach der US-Ausstrahlung. Denn die Rechte für die Erstausstrahlung liegen weiterhin bei Sky. Erst wenn die synchronisierte Folge bei Sky lief, wird sie auch bei Amazon und iTunes verfügbar sein.

Das ist zwar immer noch nicht ideal für Serienfans, die natürlich am liebsten zeitgleich mit den Amerikanern die aktuellen Serien sehen möchten. Doch nicht jeder Fan möchte bekanntlich ein Sky-Abo abschließen oder hat überhaupt einen Kabel- oder Satellitenanschluss. Internet dagegen schon, und das erkennt endlich auch HBO. Deren Kerngeschäft liegt zwar in den genannten Abos, die zudem nur gemeinsam mit einem Kabelanschluss erhältlich sind, doch der zunehmende Erfolg der Internet-Konkurrenz von Netflix weicht offenbar auch die alten Prinzipien auf.

Druck auf Time Warner steigt

Wie Quartz schreibt, könnte die angedachte, aber letztlich doch wieder zurückgenommene Übernahme von Time Warner, zu dem HBO gehört, durch Rupert Murdoch zu einem Umdenken im Unternehmen geführt haben.

Denn auch wenn HBO weiterhin sehr stabile Nutzerzahlen hat, könnte die Verknappung der eigenen Inhalte früher oder später zu einem Problem werden. Zwar sind die illegalen Downloads von Game of Thrones stets auch eine Werbung für die Inhalte, wie die Verantwortlichen von HBO in der Vergangenheit immer wieder betonten, doch gerade in den Ländern wie Deutschland besteht ein potenzieller Markt, den HBO nur schwer erschließen kann, wenn sie einzig auf den Pay-TV-Sender Sky als Vertriebspartner setzen.

In Ländern wie Japan oder der Türkei möchte HBO bald seinen Online-Service HBO Go als Einzelprodukt anbieten. Etwas, das lange Zeit unwahrscheinlich schien und auch bei der deutschen Konkurrenz von Sky weiterhin verpönt ist. Schließlich würde das Abonnenten kosten, die nur wenige Serien gucken möchten und dafür kein komplettes Kabel- und Sky-Paket benötigen.

In jedem Fall scheinen HBO und Time Warner erkannt zu haben, dass früher oder später kein Weg an dem Vertrieb im Netz stattfindet. Nur eines dürfte sicher sein: Auf Netflix, das im September in Deutschland startet, wird es Game of Thrones nicht geben. Den Konkurrenten, der eigentlich keiner sein sollte, mit den eigenen Inhalten zu füttern, wäre HBO wohl doch zu riskant.

 

YouTube-Stars vs. Hollywood-Stars

© Variety
© Variety

YouTube-Stars sind beliebt. Beliebter, als sich das viele Menschen, die mit Radio, Fernsehen und Kino aufgewachsen sind, denken können. In Deutschland gab es dieser Tage unter dem beknackten Titel #fappygate eine kleine Aufregung, die mit der gesellschaftlichen Auffassung der Beliebtheit von YouTube-Stars begann, und sich anschließend in eine persönliche Auseinandersetzung entwickelte. Geschenkt.

Wer besser unterhalten werden möchte, sollte den Artikel von Sarah Kessler auf der Seite von Fast Company lesen: Inside YouTubes Fame Factory erklärt anhand eines Besuchs der diesjährigen Vidcon einmal mehr das Phänomen der YouTube-Stars: Wie ist das, wenn plötzlich tausende schreiende Teenies Menschen anhimmeln, die nie im Fernsehen auftreten? Ist YouTube immer noch nur eine Subkultur, oder nicht längst schon Mainstream?

Etwas ähnliches wollte auch das US-Magazin Variety herausfinden. Und hat dazu eine Umfrage in Auftrag gegeben. 1.500 Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren mussten Fragen zu Persönlichkeiten beantworten. Die eine Hälfte waren YouTube-Stars, die andere Hälfte beliebte US-Celebritys. In den Fragen ging es unter anderem um den Kontakt mit den Fans, um Authentizität und Auftreten. Die Antworten wurden anschließend mit Punkten versehen und auf einer Skala bis 100 angesetzt.

Das etwas überraschende Ergebnis: Unter den jungen Befragten schnitten die YouTube-Stars deutlich besser ab als die traditionellen Schauspieler und Sänger. YouTube-Stars haben für die Befragten mehr Persönlichkeit und nahbarer. Die ersten fünf Plätze gingen an YouTuber wie Smosh, PewDiePie und Ryan Higa. Erst auf Platz sechs und sieben folgen der inzwischen verstorbene Paul Walker und Jennifer Lawrence.

Was sagt uns das? Zum einen nicht, dass YouTube-Stars deshalb in der Altersgruppe beliebter sind als Hollywood-Stars, wie einige bereits schlussfolgern. Dazu taugt die Umfrage nicht. Doch sie bestätigt einmal mehr den Trend, den auch Kessler in ihrem Artikel herausarbeitet: Die Generation der YouTube-Stars bringt mit ihrer Authentizität offenbar etwas mit, dass die klassischen Celebritys hinter ihrem gepuderten Äußeren und der PR-Fassade vermissen lassen. Und das bei den Teens außerordentlich gut ankommt.

 

Aus dem Leben zweier Bestatter: „This Way Up“

In diesen Zeiten sollte man immer zweimal überlegen, über was man sich lustig macht, aber ein Tabu ist längst gebrochen: der Tod. Bereits in den frühen Hollywood-Jahren flogen hin und wieder Särge durch die Luft, später durften die Filmemacher dann auch mit Leichen spielen – wer erinnert sich nicht noch an „Klassiker“ wie Immer Ärger mit Bernie? Okay, schlechtes Beispiel.

Den guten alten schwarzen Humor packen jedenfalls auch Adam Foulkes und Alan Smith in ihrem animierten Kurzfilm This Way Up wieder aus: Er handelt von zwei Bestattern, Vater und Sohn, die pflichtbewusst einen Sarg zum Friedhof befördern müssen – und dabei einige Schwierigkeiten erleben. Zum Schluss dreht sich das Ganze dann noch schwer ins Fantastische. This Way Up war 2008 für die Oscars in der Kategorie bester animierter Kurzfilm nominiert. Das ist schon eine Weile her, aber an der Qualität des Films ändert das nichts. Und überhaupt: der Tod geht ja bekanntlich immer.

 

„Going Dark“: Die letzten Tage des Filmvorführers

Erst vor wenigen Wochen erschien auf ZEIT ONLINE ein Artikel über ein Handwerk, das langsam aber sicher ausstirbt: der Filmvorführer. In den großen Kinozeiten war er die wichtigste Person, nur durch seine Arbeit kamen die schweren Rollen überhaupt auf den Projektor und anschließend möglichst nahtlos auf die Leinwand.

Doch mit der Digitalisierung des Filmemachens verändert sich auch das Kinogeschäft; inzwischen setzen immer mehr Kinos auf Computer, Filmrollen schleppen nur noch wenige. Immer mehr Filmstudios wie Paramount entschließen sich dazu, ab dem kommenden Jahr gar keine klassischen Filmrollen mehr auszuliefern, sondern neue Filme ausschließlich digital zu vertreiben.

Die Kurzdokumentation Going Dark von Jason Gwynn und Jay Sheldon beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Phänomen. Sie begleitet eine Gruppe Filmvorführer und erzählt mit aktuellen und Archivaufnahmen, wie sich der Beruf und das Kinogeschäft im Verlauf des letzten Jahrhunderts verändert hat – und wohin die Reise möglicherweise geht.

 

Skaten in Asien: „The Journey of the Beasts“

Als wir vergangenes Jahr mit Sebastian Linda sprachen, hatte der Filmemacher aus Dresden gerade seinen kurzen Skateboardfilm The Revenge of the Beasts auf Vimeo gestellt. Seitdem ist viel passiert. Linda hat unter anderem ein Porträt über einen amerikanischen Dirigenten in Ostdeutschland gedreht, für The Revenge of the Beasts gewann er vor einigen Wochen den Deutschen Webvideopreis. Zudem hat Linda zu Beginn des Jahres per Crowdfunding nach Unterstützern für den nächsten Teil seiner Beasts-Reihe gesucht. Mit Erfolg: Über 7.500 Euro kamen letztlich zusammen.

Das Ergebnis ist jetzt im Netz zu sehen. The Journey of the Beasts begleitet Linda und seine befreundeten Skater auf einer Reise durch Asien. Mit rund 30 Minuten ist er nicht nur der längste Film der Reihe, sondern auch der ambitionierteste: Teils Skatefilm, teils Roadtrip, teils Travelogue wechselt The Journey of the Beasts zwischen rasanten Tricks auf den Brettern, Zeitlupen- und Zeitraffern, Interview-Schnipseln und ziemlich beeindruckenden Aufnahmen der Menschen und Natur vor Ort. Dabei geht es vor allem um das Entdecken: der alten Leidenschaft des Skatens, aber auch neuer Orte.

Der Film ist nicht nur sehenswert, er untermauert auch Lindas Position als den aktuell besten deutschen Skateboard-Filmer. Denn er zeigt abermals, wie man aus dem klassischen Genres mit der richtigen Geschichte immer wieder etwas neues herausholen kann.

 

Netzfilm der Woche: „A Truncated Story of Infinity“

© Paul Trillo
© Paul Trillo

Was wäre, wenn? In Paul Trillos Kurzfilm A Truncated Story of Infinity geht es um diese alltägliche Frage: Was wäre, wenn Vincent (Subjekt X) die fremde Frau auf der Straße (Subjekt Y), ansprechen würde. Und was wäre, wenn nicht? Vielleicht würden beide ihr Leben einfach weiterleben. Doch vielleicht gäbe es in einem unbegrenzten Universum einen anderen Ausgang der Geschichte. Oder zwei, oder drei oder eben unendlich viele.

Genau das besagt nämlich die Viele-Welten-Theorie. Diese hatte der Physiker Hugh Everett III. (der wiederum der Vater des Rockmusikers Eels ist, und über den es einen guten Dokumentarfilm hier im Netz gibt) in den fünfziger Jahren formuliert. Die Theorie besagt, stark vereinfacht, dass jeder mögliche Quantenprozess ein eigenes Universum, also eine Parallelwelt hervorbringt. Noch einfacher gesagt: Jedes denkbare Ergebnis einer Aktion findet in einem eigenen Universum tatsächlich statt, und in jeder Millisekunde entstehen Billionen neuer Universen. Das klingt ziemlich abgefahren. Doch da es keine Gegenbeweise gibt, ist diese Theorie in der Quantenphysik durchaus anerkannt.

Glücklicherweise beschäftigt sich Trillo nicht mit den physikalischen Hintergründen. In A Truncated Story of Infinity geht es um das Alltägliche, nämlich das Treffen zweier fremder Menschen auf der Straße. Nach und nach exerziert der Film die Möglichkeiten durch, die letztlich zu einem romantischen Treffen der beiden Testsubjekte führen könnten – oder eben nicht. Die beiden Protagonisten sind Testsubjekte, da der Film von einer dozierenden Stimme erzählt wird, der die Theorie der Unendlichkeit an diesem Beispiel erklärt.

Dabei nimmt sich weder der Erzähler noch der Film allzu ernst. Im Gegenteil, Trillos Arbeit lebt von cleveren Schnitten und einem subtilen Humor, den der Erzähler beiläufig einbaut und der sich in den alltäglichen, banalen Abenteuern des Protagonisten spiegelt. Und der am Ende ebenso wie die Zuschauer zu einer sehr beruhigenden Erkenntnis gelangt: „Auf einmal war alles verloren, doch irgendwo anders kann es gefunden werden.“

 

Was ist „Bayhem?“: Video-Essays von Tony Zhou

Der Filmemacher und Enthusiast Tony Zhou ist mir in den vergangenen Wochen des Öfteren untergekommen, was an seiner neuen Serie Video-Essays liegt. Vor allem Bayhem, das den „explosiven“ Filmstil von Michael Bay untersucht, wurde ordentlich durch die Blogs gereicht. Schließlich ist Bay ein gern gesehener Gast, wenn es darum geht, Dinge möglichst opulent in die Luft zu jagen und wird dafür ebenso gerne aufgezogen.

Doch Zhou interessieren nicht bloß Explosionen, unter anderem hat er sich mit Aspekt der visuellen Komik bei Edgar Wright (Shaun of the Dead, Hot Fuzz), Steven Spielbergs One-Takes und der Stille in den Filmen Martin Scorseses beschäftigt.

In Zhous neustem Essay allerdings geht es um jemanden, der mir bis dato nichts sagte: Satoshi Kon, ein japanischer Anime-Regisseur, der frühzeitig verstorben ist. Wenn die Qualität mit den vorherigen Teilen der Essayreihe mithalten kann, sollten auch das sehr kurzweilige acht Minuten für Filmfreunde sein.

(via)

 

„New Music Cities“: Die Musikszene in Göteborg

Göteborg ist nicht nur Schwedens zweitgrößte Stadt, sondern auch die Heimat vieler erfolgreicher Indie-Rock- und Popbands. Air France, Jens Lekman, The Knife und Little Dragon sind nur vier, die mir spontan in den Sinn kommen. In jedem Fall bietet Göteborg genug Anlass für eine kleine Dokumentation über die Musikszene der Stadt. Genau die zeigt der Online-Shop All Saints in der neusten Ausgabe von New Music Cities, erzählt von Singer-Songwriter José Gonzales.

Auch die vorherigen vier Episoden aus der Serie lohnen sich. Bislang ging es in den knapp zehnminütigen Folgen nach Tokio, New York, Südlondon und nach Nashville. Im Vimeo-Kanal von All Saints gibt es außerdem noch zahlreiche Einzelvideos von kurzen Auftritten der vorgestellten Künstler.