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Kurzfilm: „A Girl Named Elastika“

Spaß mit Büroutensilien: Elastika ist jung und lebensfroh und rast somit von einem Abenteuer ins nächste. Das alles mit einer Pinnwand, Stop-Motion und einem schmissigen Soundtrack. A Girl Named Elastika ist eine preisgekrönte Arbeit von Guillaume Blanchet.

 

Kurzfilm: „From Dad to Son“

Der Kasseler Filmemacher Nils Knoblich schreibt uns, dass sein animierter Kurzfilm From Dad to Son inzwischen den Weg ins Netz gefunden hat. Es geht um eine Geschichte, die aus der Antike datiert: Ein Bauer trauert um seinen Sohn, der im Gefängnis sitzt und ihm deshalb nicht beim Bestellen der Felder helfen kann. Doch dann kommt dem Sohn eine Idee, wie es vielleicht doch geht…

So alt die Geschichte sein mag, so kreativ ist die Umsetzung: Eine Stop-Motion-Animation aus Papier, im dezenten Schwarz-Weiß gehalten. Das ist simpel und funktioniert vielleicht genau deshalb so gut für diese kleine Anekdote. Das denken offenbar auch andere: From Dad to Son lief auf 130 Festivals und gewann dabei 12 Preise.

 

Maker-Übernahme: Disney sucht den Superstar

PewDiePie mit seiner Freundin (Screenshot YouTube)
PewDiePie mit seiner Freundin (Screenshot YouTube)

Es ist ein Aufeinandertreffen von old media und new media: Der Medien- und Filmkonzern Disney kauft das YouTube-Netzwerk Maker Studios für 500 Millionen US-Dollar. Sollten vereinbarte Geschäftsziele erreicht werden, erhöht sich der Preis um weitere 450 Millionen. Es geht also um fast eine Milliarde Dollar – und die Frage, woher die nächsten Film- und Entertainment-Stars kommen.

Mit Disney steigt die dritte Hollywood-Größe innerhalb eines Jahres ins YouTube-Geschäft ein. Dreamworks übernahm bereits im vergangenen Jahr das Netzwerk Awesomeness TV für 150 Millionen US-Dollar. Die Konkurrenz von Warner investierte vor wenigen Wochen in das Gaming-Netzwerk Machinima.

Bei allen handelt es sich um sogenannte Multi-Channel-Networks (MCN). Diese Netzwerke bündeln eine Vielzahl von Kanälen, im Fall von Maker sind es rund 55.000, die auf bis zu 5,5 Milliarden Abrufe im Monat kommen.

Die Netzwerke sorgen nicht nur für die Vermarktung und PR ihrer Partner, sondern entwickeln auch neue Formate, bieten Produktionsstätten und bringen Partner für Kollaborationen zusammen. Für diesen Service bekommen sie einen Teil der Werbeeinahmen, die YouTuber für jedes Video erhalten. Wie kürzlich der Fall von Grace Helbig zeigte, laufen diese Geschäftsbeziehungen nicht immer problemlos, aber die meisten erfolgreichen YouTuber sind inzwischen Teil von Netzwerken.

Doch was genau erhofft sich Disney von diesem Geschäft?

Der Einfluss auf Google steigt

Da wäre zum einen der Einfluss auf YouTube. Obwohl YouTube-Netzwerke aus dem Webvideo-Ökosystem nicht mehr wegzudenken sind, ist ihr Geschäftsmodell alles andere als sicher: Schließlich hat Google als Eigentümer von YouTube letztlich die Kontrolle über die Technik und die Vermarktung. Immer wieder beschweren sich die Netzwerke und YouTuber, dass die Plattform nicht genug Ressourcen in die Anzeigenvermarktung steckt und zudem einen zu großen Anteil der Werbeeinahmen für sich behält.

Netzwerke wie Maker sind deshalb weiterhin auf die Gelder von Risikokapitalisten und Investoren angewiesen, die jährlich Millionenbeträge in die Netzwerke pumpen. Maker konnte in den vergangenen Jahren zwar seine Umsätze um jährlich 300 Prozent steigern, doch Insider vermuten, dass das Unternehmen Geld verliert.

Durch den Einstieg einflussreicher Konzerne wie Disney und Dreamworks könnte die Netzwerk-Szene sowohl die dauerhafte Finanzierung garantieren, als auch mehr Druck auf Google ausüben. Michael Carney schreibt auf Pando Daily, dass die Übernahme deshalb ein positives Zeichen für die Webvideo-Szene in Los Angeles sei, die zwar professionell ist, mit den finanziellen Strukturen des Filmgeschäfts aber noch lange nicht mithalten kann. Disney wiederum könnte Makers 55.000 Kanäle in der Hinterhand für eigene Lobby-Zwecke nutzen.

YouTube = Kids

Dazu kommen die Inhalte. Obwohl Disney längst ein vielseitiger Medienkonzern ist, liegt das Kerngeschäft noch immer in der Unterhaltung junger Menschen. Und ausgerechnet diese sind inzwischen immer häufiger auf YouTube als vor dem Fernseh- oder Kinobildschirm zu finden. Für die Kleineren hat sich YouTube zwar noch nicht etabliert, doch auch das könnte sich ändern. Gerüchten zufolge könnte die Google-Tochter noch in diesem Jahr eine Videoplattform für Kinder unter 10 Jahren starten.

Für Disney ist YouTube in jedem Fall eine Möglichkeit, seine Inhalte ans Publikum zu bringen und die kommende Generation von Kindern und Teenagern noch einfacher zu erreichen. Disney-Inhalte könnten von bekannten YouTubern aufgegriffen werden, wie es etwa der virale Erfolg von Let it Go, dem Titelsong des Disney-Films Die Eiskönigin, gezeigt hat.

Doch wie Peter Kafka auf Re/Code vermutet, ist das für Disney vermutlich nur ein netter Nebenaspekt. Wenn es darum geht, eine eigene YouTube-Präsenz aufzubauen, benötigt Disney nicht die Hilfe von Maker. Der Konzern könnte bekannte Namen für eine Zusammenarbeit direkt ansprechen, wie er es mit den Muppets getan hat.

Auf der Suche nach dem Superstar

Plausibler scheint, dass Disney sich eine Beziehung in der anderen Richtung vorstellt: Also YouTube-Inhalte, die zu Disney wandern statt umgekehrt. Netzwerke wie Maker sind schließlich ein riesiger Talentpool. Mit der Übernahme holt sich Disney die Expertise gleich mit ins Haus. „Mit Maker gewinnt Disney Einblicke, wie Nutzer Webvideoinhalte finden und damit interagieren“, heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns.

Maker Studios könnte unter dem neuen Besitzer vermehrt Partner suchen, die kinderfreundliche Formate entwickeln. Gleichzeitig säße Disney direkt an der Quelle zu bereits etablierten Kanälen und Machern, die möglicherweise auch außerhalb der Plattform bestehen können. YouTube-Stars wie Grace Helbig, Smosh oder Ray William Johnson zeigen, dass sich Onlinepräsenz und ein Flirt mit dem vermeintlich uncoolen Fernsehgeschäft nicht ausschließen müssen.

Das naheliegende Beispiel ist der Schwede Felix Kjellberg. Unter dem Namen PewDiePie ist er das Aushängeschild von Maker Studios, und hat es mit seiner Mischung aus Videospielen und pubertärem Humor zum erfolgreichsten YouTuber der Welt gebracht: 25 Millionen Abonnenten hat PewDiePie inzwischen, jedes seiner Videos erreicht bis zu fünf Millionen Abrufe im Schnitt – das ist mehr als manche TV-Serie im Primetime-Programm. Für Kjellberg sprechen aber nicht nur die Zahlen. Er ist auch noch jung und sieht gut aus.

 

Das klingt oberflächlich, ist aber sowohl in der TV- als auch der Webvideowelt kein Nachteil. Selena Larson erinnert bei ReadWrite an den Mickey Mouse Club – Disneys TV-Show, die Stars wie Ryan Gosling, Britney Spears und Justin Timberlake hervorbrachte. Für Disney könnte YouTube der nächste Mickey Mouse Club sein. Auch wenn es unvorstellbar scheint, PewDiePie abseits seines Computers in einer TV-Show zu sehen. „Nicht jeder YouTuber funktioniert auch auf anderen Plattformen“, sagt der frühere Disney-Mitarbeiter und jetzige Berater David Beebe gegenüber VideoInk. Und auch PewDiePie stellte auf Twitter klar, dass ihn niemand gekauft habe.

Disney möchte Maker Studios weiterhin als eigenständiges Unternehmen führen. Für die Macher dürfte sich deshalb nichts ändern – vorerst. Sicher ist aber, dass Disney sich von seiner Investition früher oder später Erfolge erhofft. Der 500 Millionen-Dollar-Deal ist einer der größten in der Geschichte von YouTube, und gleichzeitig eine der größten Annäherungen der traditionellen Filmwirtschaft an die Webvideo-Szene. Es wird nicht die letzte bleiben.

 

Gewinner des World Press Photo: „Staff Riding“

Der World Press Photo Award wird nicht nur jährliche für herausragende journalistische Fotos verliehen, sondern in der Kategorie Multimedia inzwischen auch für Bewegtbilder. Die diesjährigen Gewinner gab die Jury heute bekannt. Der erste Platz ging an die Kurzdokumentation Staff Riding von Marco Casino.

Casino hat junge Menschen in Südafrika, genauer in der Township Kathlelong besucht, die ihre Freizeit damit verbringen, sich an fahrende Züge zu hängen. Die hierzulande als Train Surfing bekannte und überaus gefährliche Aktivität heißt in Südafrika Staff Riding. Doch für die jungen Männer geht es nicht bloß um den Adrenalin-Kick. Das Staff Riding ist eng mit der Jugendkultur verbunden und für viele ein temporärer Ausweg aus dem Leben der Township, ein Weg, Gefühle auszudrücken wie es einer der Protagonisten des Films sagt.

Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle auch an die Gewinnerin des zweiten Platzes: Die Berliner Filmemacherin Lela Ahmadzai mit ihrem Film Stille Nacht hatten wir im vergangenen Jahr bereits etwas ausführlicher vorgestellt. Der dritte Platz geht an die Fußball-Dokumentation Calcio Storico.

 

E-Sports-Doku: „Free to Play“

Das Echtzeit-Strategiespiel Dota 2 ist erfolgreich. Bis zu 600.000 Spieler bekriegen sich täglich gleichzeitig und gemeinsam auf den Servern. Dota 2 ist noch etwas anderes, nämlich Free to Play: Das Spiel gibt es gratis, lediglich Erweiterungen wie Accessoires für die Spielfiguren lassen sich für Geld nachträglich aufrüsten.

Free to Play ist auch der Name einer 75-minütigen Dokumentation über drei professionelle Dota-Spieler, die es nun frei auf YouTube gibt. Benedict “HyHy” Lim aus Singapur, Clinton “Fear” Loomis aus den USA und Danil “Dendi” Ishutin aus der Ukraine möchten mit ihren Teams das „International“ gewinnen. Im Rahmen der Gamescom 2011 in Köln fand das Turnier erstmals statt, mit einem Preisgeld von über einer Million Euro war es das bis dato höchstdotierte Videospiel-Turnier der Geschichte.

Die Dokumentation folgt den Spielern bei ihrer Vorbereitung, begleitet sie auf dem Weg zum entscheidenden Titel. Free to Play verzichtet dabei auf lange Spielszenen oder Details. Es geht den Machern nicht um das Spiel, sondern die Spieler. Drei junge Menschen aus verschiedenen Ecken der Erde, die sich entscheiden müssen, ob sie eine Zukunft als professioneller Gamer sehen oder nicht doch lieber studieren sollen. Das ist durchaus interessant, auch für themenfremde Zuschauer: Die Familie kommt zu Wort, die Freunde und Freundinnen. In dieser Hinsicht gibt Free to Play in bunten Bildern und emotionalen Kontrasten einen Einblick in die noch junge und gleichermaßen doch erwachsene E-Sports-Szene.

Gleichzeitig ist aber Free to Play keine zufällige Produktion. Hinter dem Film steckt das Spielestudio Valve – die Entwickler von Dota. Die versuchen zwar, ihr Spiel in den Hintergrund zu rücken. Was bleibt ist jedoch das Spektakel, das Spiel als Happening, tausende kreischende junge Menschen im Publikum und natürlich die Verheißung, als Pro-Gamer tatsächlich reich zu werden. Free to Play ist eine technisch anspruchsvolle und thematisch interessante Dokumentation. Dass sie nebenbei aber auch Werbung für ein Spiel ist, sollte man deshalb nicht vergessen.

 

Netzfilm der Woche: „Fathoms“

Auf den ersten Blick erzählt der animierte Kurzfilm Fathoms eine klassische Endzeitgeschichte. Die jugendliche Sam driftet mit ihrem Kater Hippo und Ziehvater Evan in einem zusammengeschusterten U-Boot durch die überfluteten Überreste New Yorks. An der Oberfläche tosen elektrische Stürme. Es geht nicht bloß ums Überleben. Es geht darum, den Sinn in einer scheinbar sinnlosen Welt zu finden.

Konzept-Art (© Mografi)
Konzept-Art (© Mografi)

Auf den zweiten Blick ist Fathoms persönlicher. Der Animationsfilmer Joe Russ hat den Film als Hommage an seinen Vater konzipiert. Der starb an Krebs, als Russ 17 Jahre alt war. Sechs Jahre lang arbeitete Russ  an Fathoms, die Storyboards und die Animationen erstellte er in seiner Freizeit, an Abenden und Wochenenden. Über eine Kickstarter-Kampagne konnte er den Film schließlich fertigstellen. Die Entwicklung hat er in einem Blog dokumentiert.

Dieser Kontext ist wichtig, denn er gibt Fathoms eine zweite Deutungsebene. Die Protagonistin im Film trauert nämlich ebenfalls um ihren Vater. Kurze Rückblicke bringen die Zuschauer an dessen Krankenbett. Der Abschied im Film wird zum verspäteten Abschied des Filmemachers von seinem Vater. Die überfluteten Reste Brooklyns im Film zeigen bekannte Bauwerke des Viertels, die Russ auf seinem täglichen Weg zur Arbeit passierte.

All das erzählt der Regisseur mit einem Animationsstil, der ein wenig an Videospiele erinnert. Die Figuren sind kantig, im Fachjargon Low-Poly genannt, die Farben wechseln je nach Situation von Blau in ein bedrohliches Rot oder warme Pastelltöne. Diese Details trösten dann auch über die an einigen Stellen etwas langatmige Geschichte hinweg. Fathoms ist auch auf den dritten Blick ein gelungenes und ergreifendes Hobbyprojekt.

 

Wie groß ist eigentlich das Universum?

Die Entdeckung von Gravitationswellen, die aus der Zeit kurz nach dem Urknall stammen, hat die Astrophysiker vor wenigen Tagen in Aufruhr versetzt. Sie könnten neue Aufschlüsse darüber geben, wie das Universum tatsächlich entstand – und auch wie groß es ist. Dazu passt die gelungene Animation des Königlichen Observatoriums von Greenwich, die auf ebenso witzige wie informative Weise die Größe des Universums erklärt.

(via)

 

Film zum Welt-Down-Syndrom-Tag: „Liebe ist kein Argument“

Der 21. März ist Welt-Down-Syndrom-Tag. Vor einigen Tagen hat der Vimeo-Nutzer Christopher ein Video hochgeladen, das sich nicht nur mit dem Down-Syndrom beschäftigt, sondern auch mit ZEIT ONLINE. Die Idee kam ihm nämlich beim Lesen eines Artikels auf dieser Website.

Im Juli 2011 schrieb der Autor Claas Relotius über ein Elternpaar, das bereits ein Kind mit Down-Syndrom hatte und nun ein zweites erwartete. Nach der ersten Diagnose würde auch dieses mit einer Behinderung auf die Welt kommen. Die Eltern entschieden sich damals, es trotzdem auf die Welt zu bringen.

Der Artikel sorgte für viele unterschiedliche Reaktionen bei den Lesern. Viele wünschten der jungen Familie Glück und alles Gute. Andere sahen die Entscheidung der Eltern kritisch – und sagten das mit mal mehr, mal weniger Taktgefühl.

Der Kurzfilm Liebe ist kein Argument greift bereits in seinem Titel einen Leserkommentar auf und liest in seinen elf Minuten weitere der rund 160 Kommentare unter dem Artikel vor.

Die kritischen, bisweilen auch beleidigenden Stimmen schneidet der Macher mit Bildern eines lebensfrohen Mädchens mit Down-Syndrom zusammen. Das ist bewusst selektiv und blendet einen Teil, nämlich den positiven, der Kommentarkultur aus. Doch der daraus entstehende Gegensatz macht nachdenklich. Stellt er doch die Frage, ob man als Außenstehende/r überhaupt über die Entscheidung der im Artikel erwähnten Eltern urteilen kann.

Für den Macher des Films geht es überhaupt nicht nur darum, zu hinterfragen, ob die Anonymität im Internet für möglicherweise verletzendere oder auch schlicht ehrlichere Äußerungen führt – eine Frage, die in diesem Kontext kaum zu beantworten ist. Wie er jedoch auch schreibt, geht es ihm vor allem um den „Blick auf die Realität hinter den Kommentaren“.

(via)