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Die 1.000 erfolgreichsten YouTube-Kanäle

Vergangenen Oktober begann YouTube mit den sogenannten „Original Channels“ erstmals aktiv in die Förderung von Nischenkanälen und erfolgreichen Hobbyfilmern zu investieren. Diese ersten 100 Kanäle bekommen bald Zuwachs: Gestern kündigte YouTube an, weitere 60 Spartenprogramme aufzunehmen und mit einem unbekannten Betrag vorzufinanzieren. Erstmals sind auch deutsche Produktionen dabei, etwa die WG-Serie „Ponk“, produziert von den Machern der erfolgreichen YouTube-Comedy Y-Titty.

Die Webvideo-Analysten von OpenSlate haben passend zu dieser Meldung kürzlich eine Infografik vorgestellt, in der sie die 1.000 erfolgreichsten Kanäle auswerten. Wie immer muss man die Zahlen mit etwas Distanz betrachten, denn OpenSlate führt ein eigenes Ranking, das sich nicht nur aus der Zahl der Abonennten, sondern auch aus dem Einfluss auf anderen Plattformen und der Interaktion mit den Zuschauern zusammensetzt. Der hier erwähnte „Erfolg“ misst sich also primär in Sachen Reichweite und der Attraktivität für Werbepartner.

Wie auch immer, die Daten sind interessant: So zeigt sich, dass YouTube tatsächlich gerade in den Nischen Musik, Games und Comedy sehr gefragt ist – genau jene Inhalte, die im klassischen TV oft unterrepräsentiert sind. Folglich lässt sich die Auswahl der alten und neuen Original-Kanäle nachvollziehen, die genau diese Sparten bedienen.

Mehr Überraschungen hält ein Blick auf das Kategoriensystem von YouTube bereit: So gibt es in der Kategorie „Praktische Tipps“ deutlich mehr Inhalte aus dem Bereich Schönheitspflege und Mode als etwa Technik- und Computerhilfe. Ein Beweis, dass die Plattform mitnichten bloß ein männliches Publikum anzieht – weder auf der Zuschauer- noch der Produzentenseite.

Erstaunlich ist auch die Social-Media-Reichweite der YouTuber: Die 1.000 beliebtesten Kanaäle bringen es laut OpenSlate zusammen auf 624 Millionen Follower auf Twitter und über 2,5 Milliarden Facebook-Likes. Für jede hochgeladene Minute kommen demnach ungefähr 370 zusätzliche Interaktionen auf sozialen Netzwerken.

Sam Gutelle von Tubefilter merkt außerdem an, dass zu den 1000 erfolgreichsten Kanälen gerade einmal 23 zu den 100 Original-Kanälen aus dem vergangenen Jahr gehören. Was bedeutet das? Wohl, dass auch für das von YouTube geförderte Programm noch Platz nach oben ist. Und vor allem: Dass auch selbstfinanzierte Produktionen weiterhin eine sehr gute Chance haben, erfolgreich zu werden. Der erfolgreichste Kanal ist in OpenSlates Analyse PewDiePie – ein junger Schwede, der sich vor allem beim Computerspielen filmt.

Die gesamte Infografik (hier eine größere Version):

© OpenSlate Studios

 

Musikdokus mit Stil: „listen to“

Musikformate- und Dokumentationen gehören im Netz inzwischen zum – Verzeihung – guten Ton. Die einen beschränken sich auf die Auftritte und die Musik (wie der ZEIT ONLINE Rekorder), andere wählen das klassisch Interviewformat (wie etwa Pitchfork Weekly).

Das noch relativ frische Projekt listen to von Paul Jax, Niclas Löffler und Sebastian Schelly versucht, Brücken zu schlagen: Statt sich auf die üblichen und meist knappen Promotermine zu beschränken, begleiten sie die Künstler meist den ganzen Tag über, um daraus am Ende kurze und persönliche Episoden heraus zu destillieren.

Wie die ersten vier Folgen zeigen, gibt es keine Genre-Beschränkungen: Die beiden House-Produzenten von Kollektiv Turmstraße sind ebenso dabei wie die isländische Sängerin Sóley und die Hamburger Indie-Truppe In Golden Tears.

Paul Jax, der mit seiner Snowboard-Dokumentation dieses Jahr bereits für den deutschen Webvideopreis nominiert war, hat uns drei kurze Fragen zu listen to beantwortet.

ZEIT ONLINE: Worin unterscheidet sich das Projekt von zahlreichen anderen Band-Doku-Formaten im Netz?

Paul Jax: Bei listen to interviewen wir die Musiker nicht nur, sondern wir porträtieren sie. Wir probieren, die Künstler so menschlich und greifbar wie möglich einzufangen. Deswegen legen wir auch Wert darauf, so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. So lernt man sich aber besser kennen und es kann eine persönlichere Atmosphäre entstehen als bei einem 20-minütigen Interview. Zum anderen haben wir einen sehr hohen ästhetischen Anspruch an die Bilder: Wir filmen nicht im Dokustyle wo oft nur der Inhalt zählt. Uns ist die Bildkomposition mindestens genauso wichtig.

ZEIT ONLINE: Wie lange benötigt Ihr in etwa für die Produktion einer Folge?

Jax: Im Idealfall begleiten wir eine Band oder einen Musiker für mindestens einen Tag. Am besten ein bisschen im privaten Umfeld und ein bisschen im Studio, Proberaum oder beim Gig. Die Schwierigkeit liegt oft darin, dass die Künstler meist kaum Zeit haben und so muss man das Management am Anfang erstmal überzeugen, dass man wirklich einen ganzen Tag zum drehen braucht. Wenn wir dann mit den Musikern unterwegs sind, probieren wir die natürlichen und besonderen Momente einzufangen. Der Produktionsaufwand ist im Idealfall ein langer Drehtag mit Auftritt am Abend, und zwei bis drei zusätzliche Tage für den Schnitt.

ZEIT ONLINE: Was habt ihr für das Projekt noch geplant?

Jax: Dieses Jahr werden noch Folgen mit Me and My Drummer und dem Rapper Prinz Pi herauskommen. Für 2013 sind auch schon die nächsten Projekte und Produktionen in Planung.

 

Are Chairs like Facebook?

Well yes. Yes, they are.

(eine Parodie auf den aktuellen Facebook-Spot zum Milliardsten Nutzer)

 

Video Game Tribute der Ohio State University

Die Marching Band der Ohio State University ist immer für ausgefallene Darbietungen zu haben. Hier zollt sie einigen Klassikern der Videospielgeschichte Tribut.

 

„Off Book“ über Indie Games

Off Book zum Dritten (hier der Eintrag über animiert Gifs und hier die ersten Folgen). Diesmal geht es um etwas, dem wir uns auch bei ZEIT ONLINE regelmäßig widmen: Indie Games, also Videospielen, die meist von kleinen, unabhängigen Teams entwickelt werden, und die einen immer größeren Stellenwert in der Spielebranche einnehmen, sei es durch die Entwicklung neuer Spielkonzepte oder Verbreitungsformen. In diesem Kontext ebenfalls empfehlenswert ist das Crowdfunding-Feature Indie Game: The Movie.

Kurz noch zu Off Book: Die PBS-Webserie hat nach einem Jahr inzwischen 30 Episoden hinter sich und ist vielleicht die aktuell beste Serie, die sich Kunst und Kultur im digitalen Wandel widmet. Ein regelmäßiger Blick in den YouTube-Kanal lohnt sich also. (Übrigens kommt die Serie vom gleichen PBS, dessen staatliche Zuschüsse Mitt Romney gerne kürzen möchte.) Go figure.

 

Open-Source-Film: „Tears of Steel“

Dass es für ansehnliche Filme keine sündhaft teure Ausrüstung oder Software benötigt, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Die Niederländer von Blender haben sich zum Ziel gesetzt, das zu beweisen. Nicht ohne Hintergedanken, denn Blender ist eine Open-Source-Grafiksoftware, die es bereits seit 1995 gibt. Seit einigen Jahren treffen sich regelmäßig Mitglieder der Blender-Community in Amsterdam, um die Funktionen der Software in Form von größeren Filmprojekten vorzustellen.

Tears of Steel ist der vierte Film, der aus diesen, von freiwilligen Unterstützern und Filmstiftungen finanzierten „Open Projects“ entsprungen ist. Anders als seine drei Vorgänger ist er aber nicht ausschließlich im Computer entstanden, sondern enthält erstmals auch Szenen, die ganz klassisch mit Schauspielern gefilmt wurden. Die wurden anschließend in eine computeranimierte Zukunft geschickt, in der Roboter versuchen, die Menschheit zu zerstören – weil es in der Vergangeheit etwas Beziehungsstress gab.

Man merkt: Die Handlung ist nicht die Stärke von Tears of Steel. Darüber lässt sich aber in diesem Fall hinwegsehen. Denn als Demonstration einer kostenlosen Software und der Arbeit engagierter Hobbyfilmer ist Tears of Steel jedenfalls gelungen.

Da es sich um ein Open-Source-Projekt ist, wird es auch als solches weitergegeben: Alle Einzeldaten des Films gibt es demnächst auf DVD und im Netz, auf deren Basis andere Filmemacher den Film nachbauen, verändern oder verbessern können.

 

Das TV-Duell zwischen Obama und Romney im Netz

Heute Abend (3 Uhr in Deutschland) treten sich Barack Obama und Mitt Romney in Denver zum ersten TV-Duell gegenüber. Wie bereits zur letzten US-Präsidentschaftswahl findet auch diesmal eine große Live-Berichterstattung im Netz statt, allen voran auf YouTube. ABC News etwa wird die Debatte und die zwei folgenden auf seinem YouTube-Kanal live streamen.

Darüberhinaus gibt es in YouTubes „Election Hub“ zahlreiche Analysen und Diskussionen, die direkt während und um Anschluss des TV-Duells laufen. De frühere CNN-Moderator Larry King wird auf seinem Webvideo-Kanal ora.tv ebenso zugegen sein wie die großen Medienhäuser New York Times und das Wall Street Journal.

Doch nicht nur das: Mit dem Social-Media-Aggregator Buzzfeed und dem jungen YouTube-Kanal Sourcefed sind auch zwei eher „politik-fremde“ Partner dabei, die gerade für jüngere Zuschauer interessant sein könnten. Es lohnt sich also ein Blick auf YouTube für alle, denen die offizielle Berichterstattung zu dröge wird.

(via)

 

A Brief History of John Baldessari

Es ist wohl unmöglich, das gesamte Schaffen des amerikanischen Konzept- und Medienkünstlers John Baldessari in einer fünfminütigen Dokumentation zu erzählen. A Brief History of John Baldessari (gesprochen von Tom Waits) versucht es trotzdem und kommt dabei ziemlich gut weg. Auch, weil sich der Film und sein Protagonist von vornerein nicht allzu ernst nehmen (Baldessari über Baldessari: „Ich bin der Typ, der Punkte auf Gesichter pappt“) und neben Baldessaris Leben, Werken und den Preisen auch sein Wlan-Passwort, seine Kaffeemaschine und seinen Hund in Szene setzen.

In diesen Momenten ist A Brief History of John Baldessari wieder Kunst für sich alleine – und eine der kurzweiligsten Mini-Dokus seit langem.