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100 Gitarrenriffs in zwölf Minuten

Ein Mensch namens Alex Chadwick vom Chicago Music Exchange spielt 100 bekannte Gitarrenriffs am Stück. Angefangen mit Mr. Sandman von Chet Atkins und endend mit Cruel von St. Vincent. Die komplette Liste gibt es hier.

 

„Blade Runner“ in Aquarell

Eine ziemlich wahnsinnige Arbeit, die der schwedische Künstler Anders Ramsell vorhat: Er möchte Ridley Scotts Sci-Fi-Klassiker Blade Runner nacherzählen – in Bildern, die er mit Wasserfarbe malt. Für die ersten zwölf Minuten des Films hat Ramsell ein knappes Jahr benötigt und 3285 einzelne Bilder gepinselt. Wie man sich vorstellen kann, handelt es sich dabei weniger um eine detailgetreue Nachstellung, sondern entwickelt eine ganz eigene Ästhetik. Ich bin gespannt, ob Ramsell dieses Vorhaben durchhält.

 

Alan Turing zum 100.

Bild: Wikipedia

Heute, am 23. Juni, wäre der britische Mathematiker Alan Turing 100 Jahre alt geworden. Turing gilt als einer der bedeutendsten Theoretiker des vergangenen Jahrhunderts, als ein ebenso brillanter wie verquerter Kopf, der sowohl am Knacken des deutschen Enigma-Codes im Zweiten Weltkrieg wie auch der Entwicklung der ersten Computer und künstlicher Intelligenz maßgeblichen Anteil hatte. Seine geistige Größe wurde einzig von seiner kindlich-naiven Art gebremst, die ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachte und bei Kollegen für Verwunderung sorgte. 1952 wurde der homosexuelle Turing wegen Unzucht angeklagt, die folgende Psychotherapie beendete er zwei Jahre später durch Suizid im Alter von nur 41 Jahren.

Eines von Turings wegweisenden Konzepten ist die sogenannte Turingmaschine, die Turing erstmals 1936 vorstellte. Sie gilt heute als die Grundlage moderner Computer: Prinzipiell ist sie ein Konstrukt, dass anhand eines bestimmten Regelsatzes (einem Programm) beliebige, universelle Berechnungen durchführen kann. Zu Turings Jubiläumstag haben die Leute vom CIW in Amsterdam eine Turingmaschine in Lego nachgebaut und die Funktionsweise erklärt:

Mehr über Alan Turing gibt es unter anderem bei der BBC, bei Wired und dem Guardian. Passend zu einer aktuellen Ausstellung hat das britische Wissenschaftsmuseum ebenfalls eine kurze Dokumentation veröffentlicht:

 

Wo zur Hölle ist Matt?

Wo zur Hölle ist Matt? So hieß das erste YouTube-Video, das Matt Harding im Jahr 2005 veröffentlichte. Zuvor hatte er als Spieleentwickler gearbeitet, seinen Job 2003 gekündigt und ist anschließend auf Weltreise gegangen. Dabei hat er in den unterschiedlichsten Ländern dieser Welt getanzt und sich dabei gefilmt. Etwas ungelenk und tapsig. Aber immer mit einem Lächeln im Gesicht. Das Video war ein Hit und Matt seitdem ein Internet-Phänomen.

Über die Jahre hat Harding seine Idee zur Mission gemacht und weitere Videos veröffentlicht, die ihn und andere Menschen beim gemeinsamen Tanzen zeige. Gestern war es wieder soweit. Die Musik ist grenzwertig kitschig, aber die Choreografie deutlich anspruchsvoller. Und das Ganze noch immer eine schöne Idee.

 

„The Dream Team“ – eine Basketball-Doku

Vor zwanzig Jahren gewann die US-amerikanische Basketballmannschaft Gold bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Bis heute gilt das damalige „Dream Team“ als eine der talentiertesten und besten Mannschaften, die es jemals im Basketball gab. Mit dabei waren All-Stars und MVPs wie Michael Jordan, Larry Bird, Karl Malone, John Stockton, Charles Barkley, Magic Johnson und Scottie Pippen. Auf ihrem Weg zum olympischen Gold gewannen die Amerikaner mit einem Schnitt von 44 Punkten Vorsprung – ein Rekord für die Ewigkeit.

Zum zwanzigsten Jahrestag des Erfolges zeigte NBA TV die Tage eine einstündige Dokumentation, die allen Basketball- und Sportfans ans Herz gelegt sei.

 

„Earthbook“, Mensch und Erde im Zeitraffer

Was würde wohl die Erde auf ihrem Facebook-Profil über uns Menschen posten, wenn sie könnte? Der Kurzfilm Earthbook nimmt sich der Frage an. Im Zeitraffer zeigt er anhand einer quasi-Facebook-Timeline, wie Erde und Mensch sich entwickeln.

Entstanden ist Earthbook als Projekt der Bundesregierung im Vorfeld des Weltklimagipfels in Rio. Und so geht es in dem Film vor allem auch um die Frage, inwieweit die Menschen ihre Beziehung zu ihrem Planeten verbessern können, um industrielle Revolution, Umweltschutz und Klimawandel. Über die Schlussfolgerung lässt sich sicherlich streiten, als Projekt an sich ist Earthbook durchaus charmant.

(via taz)

 

„Portal“-Fanfilme

Portal, das großartige, schwarzhumorige Puzzlespiel hat schon für mehrere Fanfilme Pate gestanden. Der neuste Film stammt von Jason Craft. Er hat sich eine eigene „Portal“-Kanone gebastelt und sie mit reichlich Computergrafik und viel Arbeit ins „echte“ leben geholt. Zwei Jahre Arbeit stecken in den knapp drei Minuten von POrtal: Terminal Velocity. Unser Redakteur Patrick Beuth hat mit Jason Craft per E-Mail über die Entstehung gesprochen.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte Dan Trachtenberg seinen Kurzfilm Portal: No Escape, der lose auf der Geschichte des Computerspiels basiert, in der die Protagonistin in einer unbekannten Forschungseinrichtung aufwacht und sich einzig mit der „Portal“-Kanone den Ausweg bahnen muss. Fast zehn Millionen Views auf YouTube hat der Film inzwischen bekommen.

Ähnlich, wenn auch etwas heiterer, ist die Arbeit der Jungs von Synthetic Picturehaus. Sie drehten auf Basis des vom Spielestudio Valve vorab veröffentlichten Webcomis Lab Rat einen gleichnamigen, 15-minütigen Actionfilm:

Zu guter letzt sei noch der Kurzfilm von Eisenfeuer vorgestellt. Outside Aperture zeigt die stumme Protagonistin nach dem offiziellen Ende des Spiels:

 

Vimeo Awards 2012: Die Gewinner

Klassische Filmfeste gibt es heutzutage in fast jeder Kleinstadt. Anders sieht es bei Festivals aus, die ausschließlich auf Webvideos ausgerichtet sind, also Inhalte, die gezielt für das Internet produziert wurden. In Deutschland hat sich mit dem Deutschen Webvideopreis in diesem Jahr erst eine Veranstaltung dieser Form etabliert. Die USA, seit jeher führend in Sachen Webvideo, sind schon etwas weiter.

Etwa mit den Vimeo Awards. Zum zweiten Mal fand am Samstag die Verleihung im Rahmen des Vimeo Festivals in New York statt. Nicht überraschend, schließlich zählt Vimeo neben YouTube zu den bekanntesten Videoportalen und ist gerade unter professionellen Filmemachern beliebt. Und doch sind bei Vimeo viele Inhalte nicht unbedingt Webvideos im engeren Sinne: Viele Filmemacher, Agenturen und Produzenten laden ihre Arbeiten erst hoch, wenn sie bereits den traditionellen Festivallauf hinter sich hatten.

Das soll bei den Vimeo Awards anders sein: Alle teilnehmenden Arbeiten mussten ihre Premiere online feiern. „Es ist eine kleine provokative Nachricht an die Festival-Szene“, sagte der Festival-Direktor Jeremy Boxer dem Wall Street Journal. Traditionell haben Filmfestivals strikte Regularien, die eine vorherige Online-Veröffentlichung ausschließen. Eine Regelung, die mit der steigenden Popularität von Webvideos und Online-Inhalten als zunehmend antiquiert gilt.

Dieses Jahr bekamen die Veranstalter rund 15.000 Einsendungen im Vorfeld – doppelt so viele als bei der vorherigen Ausgabe. Eine Vorauswahl wurde von Internetnutzern getroffen, sie konnten über ihre Favoriten abstimmen. Anschließend wählten 39 Juroren, darunter Radiohead-Bassist Colin Greenwood, Schauspieler James Franco sowie Preisträger der vergangenen Jahre, die besten Clips aus jeweils 13 Kategorien aus. Jede Kategorie ist je mit 5.000 US-Dollar Preisgeld dotiert. Wir zeigen eine Auswahl der Gewinner.

Grand Prize / Lyrical

Sowohl der Hauptpreis als auch der Preis in der Kategorie „Lyrik“ ging an das Studio Everynone mit ihrer Arbeit Symmetry. Auf den ersten Blick eine unspektakuläre Anreihung vermeintlich kongruierender Szenen und Bilder, ist Symmetry beim genaueren Hinschauen der Versuch, die unbewussten Balancen unseres Alltags zu finden.

Narrative

In der Kategorie „Erzählung“ gewann Blinky™, eine Arbeit des früheren Oscar-Nominierten Ruairi Robinson. Mit einem Budget von 45.000 US-Dollar ist Blinky™ die teuerste Produktion unter den Gewinnern, was nicht zuletzt an der aufwändigen CGI liegt. Der Kurzfilm erzählt die Geschichte von Max, einem ängstlichen Jungen und seiner zerrütteten Familie, der zu Weihnachten den intelligenten Roboter Blinky geschenkt bekommt. Wie man sich vorstellen kann, bleibt die neue Freundschaft nicht ohne Probleme…

Motion Graphics

Titelsequenzen sind längst zu einer eigenen Kunstform geworden. Jurjen Versteegens A History of the Title Sequence huldigt diesem Handwerk. In seinem kurzen Film lässt er einen fiktionalen Künstler einige der bekanntesten Grafikdesigner und Typografen (wie Saul Bass) vorstellen.

Remix

Jeff Desom hat sich Alfred Hitchcocks Klassiker Das Fenster zum Hof vorgeknöpft und sämtliche Einzelbilder des „Hofes“ auf einer einzelnen Ebene angeordnet. Das Ergebnis ist eine neue Perspektive auf einen alten Film.

Dokumentation

Kurzdokumentationen haben dank Webvideos einen starken Aufschwung erfahren. Eine von vielen sehenswerten Arbeiten des vergangen Jahres ist Amar von Andrew Hinton. In knapp zehn Minuten folgt der Film einem Tag im Leben des Zeitungsjungen Amar im indischen Jamshedpur. Amar ist der beste Schüler seiner Klasse, er möchte gerne Profi-Cricket-Spieler werden – wenn er bloß nicht dabei helfen müsste, seine Familie zu ernähren.

Serie

Eine Dokumentation ist auch der Gewinner der Kategorie „Serie“. Often Awesome folgt dem 29-jährigen Timothy LaFollette und seiner Frau Kaylan, beginnend mit der Diagnose, dass Tim an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS erkrankt ist, bis zu seinem Tod drei Jahre später. Insgesamt wurden 34 Episoden produziert, hier ein kurzer Zusammenschnitt:

Musikvideo

Hinreichend bekannt ist der Gewinner der Kategorie „Musikvideo“. Daniel Scheinerts und Daniel Kwans Video zu Manchester Orchestras melancholischem Indierock-Stück Simple Math wurden bereits vergangenes Jahr bei den UK Music Video Awards als beste Arbeit ausgezeichnet.

Die Gewinner der weiteren Kategorien:

Action Sports: Dark Side of the Lens
Advertising: K-Swiss Kenny Powers – MFCEO
Animation: Umbra
Captured: Sweatshoppe Video Painting Europe
Experimental: Prie Dieu
Fashion: Skirt
Honorary Award for New Creators: Daniels
Honorary Award for Social Change: One Day on Earth
Honorary Award for Digital Maverick: openFrameworks