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Crazy Watering Can

Tolle Arbeit von Vania Heymann an der Bezalel Kunstakademie in Jerusalem über die „Religion der Gießkanne“, die auf ihre Weise die Idee von Russels Teekanne aufgreift.

 

Eine virtuelle Tour durch das alte Rom

Rome Reborn ist eine internationale Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, ein möglichst originalgetreues digitales Bild der Stadt Rom im Jahr 320 A.D. zu schaffen.

 

Unterwegs mit Fotojournalisten

„Chimping“ nennt man unter Fotografen die Angewohnheit, sofort nach der Aufnahme das Bild auf der Kamera zu überprüfen. Dan Perez de la Garza hat einige bekannte amerikanische Fotojournalisten begleitet und befragt: Was treibt sie an? Was fasziniert sie an ihrer Arbeit? Mit dabei sind die Pulitzer-Gewinner Preston Gannaway und Rick Loomis, Emmy-Gewinner Paula Lerner sowie Todd Maisel, Chris Usher, Angela Rowlings, Edward Greenberg, Stan Wolfson und Rita Reed.

 

Die Faszination von animierten GIFs

              

Ich persönlich liebe GIFs. Sie sind einfach herzustellen, schnell zu teilen, brauchen kein Flash, keine schnelle Internetverbindung oder Plugin-Gedöns und waren schon cool, bevor es Tumblr und Konsorten gab. Seit 1987 gibt es das Graphics Interchange Format bereits, mit dem Aufkommen neuer Webbrowser Mitte der 90er Jahre haben sie ihre erste Popularität erfahren (wer kennt es nicht – das ikonische Baustellen-GIF?).

Aber auch jetzt, in Zeiten des Web 2.0, HTML5 und HD halten sich die bewegten Bildchen hartnäckig. Und das nicht nur, um vermeintliche lustige Momente festzuhalten. Projekte wie If We Don’t, Remember Me, Three Frames, Cinemagraph und From Me to You sammeln sogenannte „Cinematic GIFs“, subtile Momente, die gerade in ihrer Kürze funktionieren.

Off Book, die Webserie von PBS, die ich zu Beginn dieses Blogs bereits einmal vorgestellt hatte, versucht in einer neuen Episode der Faszination von GIFs auf den Grund zu gehen: Das animierte GIF als Kunstform – wieso auch nicht?

Hier noch ein älterer Artikel auf Slate zum gleichen Phänomen.

 

KONY 2012: Mit Social Media gegen den Völkermörder?

In Uganda kennt jeder Joseph Kony. Seit 1987 ist Kony der Gründer und Anführer der Lord’s Resistance Army (LRA), der Rebellengruppe, die seit mehr als zwanzig Jahren Krieg gegen die ugandische Armee führt. Seitdem hat die LRA unter Kony geschätzt zwischen 30.000 und 60.000 Kinder verschleppt. Die genaue Zahl ist unbekannt, die Straftaten Konys sind es nicht: Im Jahr 2005 wurde ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof (ICC) gegen den Warlord erlassen. Zu den 33 Punkten der Anklage zählen unter anderem Mord, Versklavung, Vergewaltigung, Angriffe auf die Zivilbevölkerung, Plünderung und die Zwangsrekrutierung von Kindern.

Seit gestern ist Joseph Kony, jedenfalls vorübergehend, einer der bekanntesten Männer im Internet. Zu verdanken hat er es der Kampagne KONY 2012. Sie möchte ihn berühmt machen, um ihn bis Ende des Jahres hinter Gitter zu bringen. Das Vorhaben ist ambitioniert. Doch die Initiatoren stehen in der Kritik.

Hinter dem Projekt stecken mit Jason Russell und Laren Poole zwei amerikanische Filmemacher. Sie reisten 2003 das erste Mal nach Afrika, um den Völkermord in Darfur zu dokumentieren. Ein Jahr später gründeten sie die Non-Profit-Organisation Invisible Children, mit der sie auf die Entführungen von Kindern in Afrika aufmerksam machen wollen. Seitdem produzieren sie immer wieder Filme und initiieren Projekte wie interaktive Karten. KONY 2012 ist der neuste Versuch, und der mit Abstand erfolgreichste.

Im Mittelpunkt der Kampagne steht ein halbstündiger Film. KONY 2012 erzählt, ausgehend von der Geschichte des jungen Jacob, dessen Brüder in Uganda ums Leben kamen, die Hintergründe von Joseph Kony und der LRA. Es ist weniger ein Dokumentar- als ein Imagefilm, dessen geschickt eingestreute Dokumentaraufnahmen und Interview-Passagen über eine gewisse Selbstinszenierung der Regisseure hinwegtrösten. Die sind von der Tragkraft der Internets überzeugt: „Die Technologie, die unsere Welt zusammengebracht hat, hilft uns auf die Probleme unserer Freunde zu reagieren“, sagt Russell.

Es liegt vor allem an der Emotionalität des Themas, wieso KONY 2012 im Netz etwas bewegt, das selbst die Occupy-Bewegung in dieser Form nicht schaffte. Binnen 48 Stunden hat der Film mehr als sieben Millionen Views auf Vimeo bekommen, mehr als fünf Millionen auf YouTube und mehr als eine Million Likes auf Facebook. Zwischenzeitlich waren die Themen „Uganda“, „Invisible Children“ und „Kony 2012“ gleichzeitig unter den Trending Topics auf Twitter. Persönlichkeiten wie Stephen Fry, Zooey Deschanel und Rihanna twitterten das Projekt – ungefragt – an Zehntausende ihrer Fans weiter.

Am 20. April soll die Kampagne dann auch in die Offline-Welt übergreifen. In vielen großen Städten sollen Tausende Poster und Sticker (die es im passenden Onlineshop zu kaufen gibt) angebracht werden.

Die Grafik zeigt die rasante Entwicklung der Klicks (Stand: 8.3., 19:30. Quelle: YouTube)

Ambitioniert ist auch das Ziel, Kony zu fassen. Seit der Anklage des ICC im Jahr 2005 versuchen es die Behörden vergeblich. Eine richtige Infrastruktur in Uganda und dem benachbarten Kongo gibt es nicht, Zeugen sind rar, und selbst die Armee traut sich nur selten in die Gebiete der LRA. Zwar hat die US-Regierung im Rahmen des Northern Uganda Recovery Acts vergangenen Herbst Truppen nach Zentralafrika geschickt, aber eine Erfolgsmeldung gibt es bis heute nicht; sollte Kony überhaupt noch leben oder im Land sein, ist er weiterhin auf freiem Fuß.

Kritik wird laut

Und dann wären da noch die Hintergründe der Initiatoren. Denn tatsächlich kritisieren viele die Arbeit von Invisible Children. So wird immer wieder die Spendenpolitik der Organisation hinterfragt: Im vergangenen Jahr steckten sie lediglich ein Drittel der eingenommenen acht Millionen US-Dollar in Aufbauhilfe in Uganda – recht wenig für eine Hilfsorganisation. Der Rest floss in die Organisations-, Film- und Lobbyarbeit. Darüber hinaus lassen die Verantwortlichen wenig Zweifel daran aufkommen, dass sie eine militärische Aktion gegen die LRA (und damit zusätzliche Opfer) in Kauf nehmen und die ugandische Armee unterstützen, die ihrerseits nicht frei von Vorwürfen ist. Auf Bildern posieren sie mit Waffen vor Soldaten. Die politische Agenda der Macher ist daher zumindest fragwürdig. (Update: Die Macher reagierten inzwischen auf die Vorwürfe, erklären die Entstehung des Bildes und legen ihre Spendenausgaben offen.)

Einige Experten kritisieren zudem die Einseitigkeit der Aktion. Sie glauben, dass die Verhaftung Joseph Konys kaum etwas ändern wird. Schließlich ist die Situation in Uganda weitaus komplexer, als es die Macher von KONY 2012 anklingen lassen. Auch die Vorgehensweise der ugandischen Regierung und ihrer Bündnispartner, inklusive der USA, hat Kritik auf sich gezogen. All das sind ernstzunehmende Punkte, die im Rahmen der positiven Resonanz im Netz schnell untergehen.

Ist KONY 2012 deswegen gescheitert?

Nicht unbedingt. Vielleicht sollte man an dieser Stelle die persönlichen Motive der Macher von der grundlegenden Idee trennen. Musa Okwonga, dessen Familie aus Uganda stammt, fasst im Blog des britischen Independent die Meinung vieler Internetnutzer zusammen:

I understand the anger and resentment at Invisible Children’s approach, which with its paternalism has unpleasant echoes of colonialism. I will admit to being perturbed by its apparent top-down prescriptiveness, when so much diligent work is already being done at Northern Uganda’s grassroots. On the other hand, I am very happy – relieved, more than anything – that Invisible Children have raised worldwide awareness of this issue. […] I don’t think that Invisible Children are naive. My hunch – and hope – is that they see this campaign as a way to encourage wider and deeper questions about wholly inadequate governance in this area of Africa.

„Awareness“, Bewusstsein, ist das Stichwort. Sieht man über die erwähnten Unstimmigkeiten hinweg und KONY 2012 als einen Versuch, ein größeres und gerade in den westlichen Medien häufig vergessenes Thema wieder in die Öffentlichkeit zu rücken, quasi als einen „Test der globalen Internetkultur“ (Wired), ist das Projekt durchaus ein Erfolg: Neben den zahlreichen, sicherlich auch reflexartigen Unterstützern sind es gerade auch die kritischen Stimmen, die zeigen, wie das Internet auch komplexe Themen differenziert und reflektiert. Diese Auseinandersetzung ist wichtig. Am Ende liegt es, wie immer, an jedem selbst, sich darüber hinaus zu informieren und die Sachlage abzuwägen.

Die Kampagne muss (und kann), ebenso wenig wie Social Media, nicht alleine „die Welt verändern“, wie es die Macher proklamieren. Aber die Aufmerksamkeit der Massen ist immer ein Anfang, um überhaupt etwas zu bewegen, wenn die Gelegenheit kommt. Und Aufmerksamkeit hat das Projekt bekommen: Joseph Kony und seine Taten dürften jetzt mehr Menschen kennen als zuvor.

Wer sich am Ende inspiriert fühlt, für die Kinder und Menschen in Uganda zu spenden, kann das im Übrigen auch abseits von Invisible Children tun. Zum Beispiel hier:

Update 18:30: Der Guardian hat im Verlauf des Tages in einem Live-Blog zahlreiche Stimmen zu KONY 2012 eingefangen. Sehr lesenswert!

 

NBC, eine Webserie und der Anwalt

Der amerikanische Fernsehsender NBC gibt sich gerne modern. Shows wie 30 Rock, The Office oder Parks & Recreation beispielsweise sind beliebt und geschätzt unter der jungen und gebildeten Zielgruppe. Doch wenn es um das Internet geht, zeigt sich NBC dieser Tage weder lustig noch modern noch gebildet. Das musste der Animationsfilmer Travis Richey auf unangenehme Weise erfahren.

Doch von Anfang an. In der erfolgreichen NBC-Comedy-Serie Community gibt es eine fiktive Fernsehserie innerhalb der Sendung namens Inspector Spacetime. Sie erzählt die Geschichte eines britischen Zeitreisenden, die einen der Community-Protagonisten über den Verlauf mehrerer Episoden in seinen Bann zieht.

Wie so oft ist dieser kurze Spoof so beliebt, dass Fans von Community begannen, die Geschichte von Inspector Spacetime weiterzuspinnen. Hier kommt Travis Richey ins Spiel. Er kam nämlich auf die Idee, Inspector Spacetime in einer animierten Webserie umzusetzen – als ein unkommerzielles Projekt von Fans für Fans der Sendung. Das von ihm aufgesetzte Kickstarter-Projekt fand schnell Unterstützer, binnen weniger Tage kamen mehr als 13.000 US-Dollar für die Produktion zusammen.

Doch Unterstützung der Fans war nicht alles, was Richey bekam. Er bekam auch Post von den NBC-Anwälten. Die nämlich sahen in Richeys geplanten Projekt eine Urheberrechtsverletzung und baten ihn, das Projekt doch bitte einzustellen. Richey schreibt:

Lawyers from Sony and NBC have contacted me demanding that I cease production on an Inspector Spacetime web series. Though I firmly believe the law would be on my side in producing this parody, I have no wish or ability to fight a show that I love as much as Community. I had hoped that they would embrace what is essentially a fan film and appreciate the value it adds to the character, and the audience that we would bring who are finding Community for the first time through this character, but alas, that’s not the case. So, I will be removing all references to Inspector Spacetime from this series (it only happened in the title anyway), and altering the appearance of the Inspector so that he does not look like Inspector Spacetime. What remains is 100% the creation of myself, my writing partner, and you, the fans.

Nun zum eigentlichen Irrsinn der Geschichte: Schon Inspector Spacetime ist natürlich weder eine Erfindung von NBC noch der Community-Macher: Es ist eine offensichtliche und gewollte Parodie der britischen Kultserie Doctor Who.

In anderen Worten: NBC versucht hier per Anwalt die Parodie einer Parodie zu untersagen, die wiederum zum großen Teil noch nicht mal ihrem eigenen Hirnschmalz entsprungen ist. Es ist doch immer wieder erstaunlich, mit welcher Chuzpe die altehrwürdigen Fernsehanstalten versuchen, ihre vermeintlichen Rechte durchzusetzen – und damit auch vor den eigenen Fans (d.h. Zuschauern) nicht Halt machen.

Richey jedenfalls lässt sich davon nicht unterkriegen. Er hat kurzerhand sämtliche Referenzen zu Inspector Spacetime gelöscht und nennt sein Projekt jetzt Untitled Web Series About A Space Traveler. Hier ein grobes Storyboard des Konzepts:

PS: Und weil NBC so modern ist, werden sie im Vorfeld der neuen Community-Staffel auch ein Experiment wagen. Es handelt sich um, genau, eine animierte Webserie auf Basis von Community. Facepalm, anyone?

 

Das LEGO Space Shuttle im Weltraum

Immer wieder tauchen im Netz beeindruckende Videos von Enthusiasten auf, die Wetterballons mit einer Kamera in spektakuläre Höhen aufsteigen lassen. Gut verpackt und ausgestattet mit einem GPS-Sender, lassen sich die Aufnahmen später relativ leicht wiederfinden, je nach Windstärke häufig gar nicht allzu weit vom Startpunkt entfernt.

Einer der vielleicht schönsten Versuche in dieser Hinsicht ist Raul Oaida an Silvester vergangenen Jahres gelungen. Ein halbes Jahr nach dem letzten Flug der Atlantis hat Oaida ein LEGO Space Shuttle mit einem Helium Balloon in 35 Kilometer Höhe aufsteigen lassen und dabei folgende Aufnahmen mitgebracht. Das ist zwar genau genommen noch nicht im Weltraum, aber wer will das bei diesen tollen Bildern schon bemäkeln.

Mehr Informationen über das Projekt gibt es auf der Website.