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Die Open-Journalism-Kampagne des Guardian

Die drei kleinen Schweinchen haben ihre Häuser verloren, weil der böse Wolf sie umgepustet haben. Oder etwa nicht? Der neue Werbespot des britischen Guardian lässt die Sache in einem anderen Licht erscheinen: Konnte der Wolf mit seinem Asthma die Häuser überhaupt umpusten? Und wie landete er wirklich im Kochtopf? Waren hier vielleicht ganz andere Kräfte und niedere Absichten am Werk?

Mit Stimmen aus dem Netz, Analysen und Simulationen nähern sich Öffentlichkeit und Behörden der Auflösung des Falles – und decken dabei eine neues, ungemein größeres Problem auf – the whole picture eben.

Die Moral der Geschichte: Guter Journalismus im 21. Jahrhundert ist ein gemeinschaftlicher Vorgang, der nicht nur für die Öffentlichkeit sondern mit der Öffentlichkeit entsteht. Und es stellt sich einmal mehr die Frage: Wieso gibt es solche Spots eigentlich nicht in Deutschland?

(via taz)

 

Kurzfilm: Solipsist

Solipsismus. Nur das eigene Ich existiert. Wir können nur wissen, was in unserem eigenen Bewusstsein ist. Das metaphysische Konzept des Solipsismus versucht Andrew Thomas Huang in seinem gleichnamigen experimentellen Kurzfilm umzusetzen – und gleichzeitig zu übersteigen. In drei Segmente unterteilt, zeigt Solipsist in einer Verbindung von Körpern und Materialen die Auflösung des Individuums. Mit farbenreichen und fantasievollen Effekten, die bis auf wenige Ausnahmen nicht dem Computer entsprungen sind, hat Huang dafür eine eigene Bildsprache gefunden, die sich in zehn Minuten der anhaltenden Symbiose vor den Zuschauern entfaltet und schließlich in einem atembraubenden Finale endet.

(Vimeo Direktlink)

 

Keep Calm and Carry On

„Keep Calm and Carry On“, wer kennt es nicht, das rote Motivationsposter mit den großen weißen Buchstaben und der Krone? Gerade in den vergangenen Jahren hat das Motiv in unzähligen Variationen sein Comeback gefeiert.

Ursprünglich handelte es sich nämlich um ein Propagandaposter der britischen Regierung, die es zu Beginn des Zweiten Weltkrieges herausgab, um die Moral der Bürger zu verbessern. Wiederentdeckt wurde das Motiv schließlich vor rund zehn Jahren, als Barter Books, ein Second-Hand-Buchladen im englischen Northumberland, in seinem Bestand ein Original entdeckte und die Inhaber es sukzessive nachdruckten. Ihnen ist auch die folgende kurze Doku des ikonischen Posters zu verdanken: The Story of Keep Calm and Carry On.

 

The Story of Animation

David Tart hat sich in Kooperation mit dem dänischen Animation Workshop (über den wir an dieser Stelle demnächst noch etwas ausführlicher berichten werden) einen kurzen Imagefilm ausgedacht, der erklärt, wie so eine Animation eigentlich entsteht. Die Idee ist einer Notwendigkeit entsprungen: Viele Kunden sind nämlich noch immer der Meinung, dass ein Animationsfilm schnell und kostengünstig zu produzieren – ein Irrglaube. The Story of Animation soll hier Aufklärungsarbeiten leisten; es ist quasi ein Versuch, das Thema direkt aus sich heraus zu erklären. Clever.

(Hier der Direktlink, falls es einen Embed-Fehler gibt)

 

Tilt-Shift in gut: „The City of Samba“

Tilt-Shift ist eine Technik, die in den letzten Jahren vor allem in Verbindung mit dem sogenannten „Miniature Faking„, dem „Modellbaueffekt“, äußerst beliebt war. Mit der unglücklichen Folge, dass sich der Effekt schnell abgenutzt hat.

Dass Tilt-Shift-Aufnahmen aber immer noch wirken können, wenn sie denn gut gemacht sind, zeigt Jarbas Agnelli in The City of Samba. Als Motiv hat er sich Rio de Janeiro ausgesucht, oder genauer: den dortigen Karneval. Dieser eignet sich mit seiner farbreichen Wuseligkeit nämlich bestens für diese Art von Technik, was The City of Samba auch zu einem der besseren Projekte dieser Art macht.

 

Wie man Erfolg auf YouTube hat (laut YouTube)

YouTube orientiert sich immer mehr an professionellen Inhalten und offiziellen Partnerkanälen. Trotzdem wird der Großteil des Traffics weiterhin von den „Amateuren“ und „semi-professionellen“ Nutzern verursacht. Sich als gewöhnlicher Nutzer mit selbstproduzierten Inhalten allerdings allein auf die virale Kraft von Blogs und Social Media zu verlassen, funktioniert nur in Ausnahmefällen. Tatsächlich gehört zum Erfolg eines neuen Kanals auch die richtige Strategie.

YouTube selbst bietet mit dem Creator Playbook eine recht ausführliche Anleitung für einen möglichen Erfolg an. Möglich in dem Sinne, dass es natürlich auch bei YouTube keine hundertprozentige Erfolgsanleitung geben kann. Am Ende entscheidet die Qualität der Inhalte. Dennoch kann das Befolgen einiger Regeln durchaus effektiv sein – sagt YouTube jedenfalls.

Das Creator Playbook erklärt unter anderem, wie man das interne Analysetool der Plattform richtig nutzt, den eigenen Kanal präsentiert und pflegt, sich eine Sendestrategie überlegt und natürlich nicht zuletzt auch die Inhalte über die entsprechenden Kanäle richtig bewirbt. Das sogenannte „Call-to-action“, die Zuschauerbeteiligung, spielt dabei eine wichtige Rolle. Entscheidend ist nämlich, die Zuschauer nicht nur anzulocken, sondern vor allem als regelmäßige Subscriber zu gewinnen.

Vergangene Woche veröffentlichte YouTube eine zweite, überarbeitete Version in ihrem Blog (auf Vollbild klicken):

 

Kurzfilm: „One Giant Leap“

Eine schöne Idee von Armen Antranikian, in seinem Kurzfilm One Giant Leap zwei Teenager im Jahr 1969 analog zur Mondlandung ihren ersten Kuss erleben zu lassen. Denn dieser ist ja tatsächlich durchaus ein „großer Sprung“ auf dem Weg zum Erwachsenwerden, wie man so schön sagt.

Antranikian schreibt über die Handlung von One Giant Leap:

[Kisses] can be scary, and overwhelming. Especially for the first time. Especially as a teenager. But then again, it never really gets easier. There is always that fear of rejection. It’s always an unexpected journey. Anything can happen. A kiss is just a kiss, but when it’s for the first time, it can feel like a big deal. […] I’m hoping to express something vulnerable in my films, and find simplicity and clarity in my expression. […] I wanted the film to be a subjective, and internal monologue, inspired by the intimacy of John Lennon’s lyrics. But most importantly, I wanted to prove to myself that it’s possible to tell a story visually—without any dialogue, by purely capturing small details.

 

Licht und Schatten: „A Shadow of Blue“

Ein kleines Mädchen sitzt auf einer Parkbank, die Sonne geht schon langsam unter, die Vögel zwitschern im Hintergrund. Das Mädchen bastelt einen Papierschmetterling, lässt ihn fliegen und entdeckt plötzlich die Faszination, die das Spiel aus Licht und Schatten mit sich bringt. Doch wo fängt die Fantasie an und wo hört die Wirklichkeit auf?

Das sind die Fragen, die der Argentinier Carlos Lascano in seinem preisgekrönten Animationsfilm A Shadow of Blue aufwirft.

Licht und Schatten, Fantasie und Realität sind dabei nicht die einzigen Kontraste, die Lascano einsetzt: Unterschiedliche Animationstechniken, angefangen von klassischer Animation über Stop motion bis hin zu 3-D-Techniken, verstärken die Dynamik des Films in seiner mehrfach wechselnden Atmosphäre und Geschwindkeit. Dabei hält sich A Shadow of Blue, ganz im Stile guter Erzählungen, seine Auflösung auch bis zum Schluss auf. Spätestens dann wird den Zuschauern klar, dass A Shadow of Blue vor allem eines ist: Eine Ode auf die Vorstellungskraft.