Lesezeichen
 

Musikvideo: Wilco – „Dawned on Me“

Die amerikanischen Alternative-Rocker von Wilco haben sich mit den Machern von Popeye zusammengetan und ihnen für den Song Dawned on Me tatsächlich den ersten handgezeichneten Cartoon seit fast 30 Jahren entlockt. Auf der Website gibt es noch ein paar Infos. Offenbar soll der „Wilco Spinat“ demnächst folgen.

(via)

 

Morris Lessmore und seine fliegenden Bücher

Am Dienstag wurden die Oscarnominierungen bekannt gegeben. Wie immer sind auch fünf animierte Kurzfilme darunter. Einer davon ist Die fantastischen fliegenden Bücher des Morris Lessmore, eine Produktion des ehemaligen Pixar-Illustrators William Joyce und des Regisseurs Brandon Oldenburg.

Unmittelbar nach der Nominierung hat das Animationsstudio Moonbot den kompletten Film auf Vimeo veröffentlicht. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Selbst in der sonst so aufgeschlossenen Animationsfilmszene werden viele populäre Produktionen oft nur mit großer Verzögerung online gestellt.

Die Macher  von Die fantastischen fliegenden Bücher scheinen verstanden zu haben, wie man heutzutage einen Film richtig präsentiert: nicht nur auf der Leinwand, sondern in verschiedenen Formaten und Medien. Im Verlauf des vergangenen Jahres haben sie nicht nur ein zehnteiliges Making-of für das Web produziert, sondern auch eine eigene iPad App für Kinder entwickelt, die sich des „digitalen Geschichtenerzählens“ bedient und mit Erzähl- und Spielpassagen eine zweite Ebene jenseits des Films einführt. Damit ist Die fantastischen fliegenden Bücher nicht nur ein Animationsfilm, sondern gewissermaßen auch ein interaktives Ebook.

So digital der Film ist, so „analog“ ist im übrigen der Inhalt: Die fantastischen fliegenden Bücher erzählt die Geschichte des jungen Morris Lessmore, der sich nach einem Sturm in einer fabelhaften Welt voller fliegender Bücher wiederfindet, die ihn aufnehmen. Ohne Dialog auskommend, erinnert der Film in seiner Retro-Optik an alte Technicolor-Produktionen und Stummfilme, die nicht zuletzt dank des Oscar-Favoriten The Artist eine Rückkehr feiern. Im Stile klassischer Disney- und Pixar-Animationen zerfließen die Grenzen zwischen Realismus und Fiktion, unbewegliche Gegenstände werden zum Leben erweckt und eine gewisse Rührseligkeit fehlt auch nicht.

 

Midwayinseln: Tod durch Plastikmüll

Eine Leserin wies uns vergangene Woche auf folgendes Projekt hin. Der amerikanische Fotograf Chris Jordan besuchte in den vergangenen Jahren mehrmals die Midwayinseln im nördlichen Pazifik. Das Atoll liegt im sogenannten Müllstrudel, in dem sich große Mengen Plastikmüll an den Stränden der Inseln ansammeln – mit teils katastrophalen Folgen für die heimische Fauna.

Jordans bedrückende Bilder der verendeten Albatrosse auf Midway hatten wir bereits vergangenes Jahr als Fotostrecke auf ZEIT ONLINE. Unter dem Titel Journey to Midway arbeitet der Fotograf aktuell an einem Dokumentarfilm, der seine Besuche begleitet. Hier der Trailer und ein Gespräch mit Jordan; noch mehr Videos gibt es im Vimeo-Kanal.

 

Die „iPhone-Ökonomie“

Die New York Times hat sich der Frage angenommen, wieso Apple, immerhin eines der erfolgreichsten und innovativsten amerikanischen Unternehmen, eigentlich nicht mehr Arbeitskräfte im eigenen Land beschäftigt. Die Antwort ist natürlich schnell gefunden: Es liegt vor allem an den niedrigeren Löhnen und Betriebs- und Lagerkosten im Ausland. Mittelfristig führt diese „iPhone-Ökonomie“ allerdings zu Problemen, unter denen die amerikanische Wirtschaft schon jetzt leidet: Es geht um den Wegfall der sogenannten Mittelschicht und insbesondere Facharbeiter. Am Beispiel Apples lässt sich das Dilemma gut illustrieren, wie die folgende Animation beweist. (Das Video lässt sich leider nicht einbinden, daher bitte dem Link hinter dem Bild folgen.)

 

Möge die Crowd mit dir sein: Star Wars Uncut

Im Sommer 2009 hatte der damalige Vimeo-Entwickler Casey Pugh eine Idee: Er teilte Episode IV: Eine Neue Hoffnung, den ersten Teil der ursprünglichen Star Wars-Trilogie, in 472 je 15 Sekunden lange Segmente auf. Anschließend rief er im Internet die Fans der Weltraumsaga auf, sich jeweils einen Teil auszusuchen und zuhause zu filmen, zu animieren oder auf irgendeine andere Weise nachzustellen. Pugh nannte das Projekt Star Wars Uncut und die Resonanz war riesig.

Im April 2010 stellten Pugh und sein Team erstmals den fertigen Film auf Festivals vor. Das Projekt war so erfolgreich, dass die Macher im gleichen Jahr einen Emmy in der Kategorie „Interactive Fiction“ einheimsen konnten. Es war der erste für ein Crowdsourcing-Projekt dieser Art. Und doch gab es einen Makel: Der Film war seitdem ausgerechnet im Internet, seinem Ursprungsort, lediglich in Form der Einzelszenen zu sehen – ein wenig komfortables Filmerlebnis.

Das ändert sich nun. Rund 18 Monate nachdem der Film sein Debüt feierte, ist der „Director’s Cut“ des Projekts ab sofort offiziell im Netz verfügbar. So lange brauchten die Macher, um alle Rechte zu klären.

Nüchtern betrachtet ist das 120-minütige Endergebnis eigentlich nicht anzusehen. Es erinnert an ein zu Film gewordenes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom: 472 Szenen bedeuten nicht zuletzt auch 472 unterschiedliche Darsteller, Konzepte und Techniken. Von Stop-Motion zu Machinima, von Trickfilm zu 3-D-Animation, von Amateur-Aufnahmen zu semi-professionellen Einstellungen und nicht zuletzt – Katzen. Star Wars Uncut ist ebenso bunt wie überambitioniert.

Natürlich kann man solch ein Projekt nicht durch die Filmkritikerbrille sehen. Im Gegensatz zu anderen Crowdsourcing-Projekten wie Ridley Scotts Life in a Day, nimmt sich Star Wars Uncut auch von Anfang an nicht allzu ernst. Es ist vielmehr ein weiteres Statement der kollaborativen Form von Kreativität, die das Internet zwar nicht erfunden hat, aber verstärkt: Es regt die Menschen an, kreativ zu werden und sich jenseits von Alter, Sprache und Herkunft einer ihrer Leidenschaften zu widmen. Das Ergebnis ist deswegen weniger ein klassisches Remake, sondern eine gänzlich neue Arbeit, in dem 472 Sichtweisen zum Vorschein kommen, die sich in zahllosen Referenzen, von den Beatles bis zu Ingmar Bergman, zeigen.

In diesem Sinne ist Star Wars Uncut ein bisschen wie das Internet selbst: Oft überraschend, manchmal an den Grenzen des guten Geschmacks aber meistens doch sehr spaßig.

 

The Scream / Nighthawks

Dieser Tage hat eine Adaption des rumänischen Künstlers Sebastian Cosor von Edvard Munchs berühmten Gemälde „Der Schrei“ die virale Internetrunde gemacht. So gut die Idee ist, einem klassischen Gemälde eine „Geschichte“ zu geben, so enttäuschend ist meiner Meinung nach die Umsetzung. Aber entscheidet selbst:

Deutlich prägnanter finde ich dagegen folgenden Clip von Tom Firestone, der sich Edward Hoppers Nighthawks angenommen hat und das Bild kurzerhand in eine Krimiszene verwandelt:

 

Am Anfang der globalen Vernetzung

Amazon-Gründer Jeff Bezos spricht in seinen Präsentationen gerne von der Glühbirne. Seine Geschichte geht ungefähr so: Als die Elektrizität die Städte erreichte, dachten die Menschen nicht daran, dass sie mit dem Strom eines Tages auch andere Endgeräte betreiben könnten. Sie dachten nur an eines: Licht ins Dunkel zu bringen.

Was die Elektrizität zu Beginn des 20. Jahrhunderts war, ist das Internet mit seinen unzähligen Netzwerken heute. So könnte man den Inhalt der Kurzdokumentation On the Brink (of a Networked Society) zusammenfassen. Wir befinden uns, so die Aussage, erst am Anfang einer globalen Vernetzung – die Möglichkeiten der technischen Entwicklungen und mobilen Endgeräte sind längst nicht ausgeschöpft. Sie sind, ganz im Sinne der Zukunftsforscher, noch nicht einmal gedacht.

Das Thema ist natürlich nicht neu; die Netzwerkforschung ist längst ein beliebtes Forschungsfeld. On the Brink schafft es allerdings, in zwanzig Minuten einen kurzweiligen, wenn auch bisweilen etwas pathetischen, Bogen um die These zu spannen. Angefangen von Start-ups wie Flickr, die mit ihrem Innovationsdenken den Auswirkungen der Dotcom-Blase trotzten, über aktuell erfolgreiche Projekte wie Soundcloud, landen die Macher schließlich bei Unternehmen, die sich vor allem mit der Zukunft beschäftigen. Der isländische Spieleentwickler CCP beispielsweise, der im Rahmen des Online-Rollenspiels EVE Online bereits mit digitalen Währungen und virtuellen Gütern arbeitet – und diese bald auch außerhalb der Spielewelt auf dem Vormarsch sieht.

Ob es nun digitale Bilderalben (Flickr), Musikstreams (Soundcloud) oder eben virtuelle Güter (CCP) sind, sie alle sind sogenannte „disruptive Technologien„. Das sind Produkte, die den vorhandenen zunächst unterlegen sind, sie mittels Verbreitung und Weiterentwicklung aber eines Tages ablösen. Denn je mehr Menschen mit neuen Technologien aufwachsen und diese als normal ansehen, desto unersetzlicher werden sie. Und so wird es, geht es nach den Beteiligten, auch mit den Netzwerken der Zukunft sein.

Ob wir nun tatsächlich künftig per Handy mit unseren Zimmerpflanzen vernetzt sind und die Landwirte mit ihren Kühen, sei dahingestellt. Als nettes Gedankenexperiment funktioniert On the Brink allemal.

(Für deutsche Untertitel bitte auf das „CC“ unten im Player klicken)

Produziert wurde der On the Brink übrigens im Auftrag von Ericsson von der schwedischen Agentur House of Radon, die bereits im vergangenen Jahr mit PressPausePlay eine sehr gelungene Webdokumentation herausbrachten.

 

Spaß mit Google: Ein rekursive Bildersuche

Was passiert eigentlich, wenn man Googles Bildersuche rekursiv verwendet? Der Berliner Sebastian Schmieg hat das kurzerhand ausprobiert und angefangen mit einem transparenten PNG jeweils nach einem ähnlich aussehenden Bild suchen lassen (im Falle einer sehr wahrscheinlichen Wiederholung hat er einfach das nächste Suchergebnis genommen). Diesen Prozess hat er genau 2951 Mal wiederholt und die Bilder schließlich zusammengeschnitten.

Das Ergebnis: Angefangen von Bildern des Weltalls landet Google irgendwann bei Computerspielen, Klamotten, Autos, jeder Menge Graphen und schließlich, wie könnte es auch anders sein, Rage Comics. Sagt das etwas über unsere Existenz aus? Vermutlich nicht, aber interessant ist es allemal.